- Beiträge
- Kirchenstreit 2.0
Kirchenstreit 2.0
In Münsters katholischer Welt brodelt es: Ein Pfarrer soll versetzt werden. Die Gemeinde wehrt sich. Ohne Erfolg. Auf den ersten Blick ist die Geschichte hier zu Ende. Aber es gibt noch eine Geschichte dahinter. Über sie ist in der Öffentlichkeit wenig bekannt. Es geht um die Strukturen und das System der katholischen Kirche und um ihr Verhältnis zur geistlichen Gemeinschaft Emmanuel. Eine Annäherung.
Ende November berichteten die Westfälischen Nachrichten über eine Geschichte, die viele katholische Menschen in Münster seitdem immer wieder beschäftigt und vermutlich auch noch weiter beschäftigen wird. Auf den ersten Blick geht es nur darum, dass ein Pfarrer in eine andere Gemeinde versetzt wurde. Aber dahinter steckt sehr viel mehr. Man kann in Münster sozusagen unter der Lupe ein großes Thema beobachten: die Strukturen und das System der katholischen Kirche. Und dazu kommt eine geistliche Gemeinschaft, die in Münster aktiv, aber kaum bekannt ist.
Die Geschichte in der Kurzfassung: Thomas Laufmöller, seit 17 Jahren Pfarrer in der Gemeinde St. Stephanus in der Aaseestadt, hat vor fünf Wochen auf Anweisung des Bistums Münster eine neue Stelle angetreten. Gegen den Willen vieler Gemeindemitglieder, die den Pfarrer sehr schätzten, und auch er selbst wäre Berichten zufolge gerne geblieben. In der Gemeinde St. Stephanus formierte sich Widerstand, als Bischof Felix Genn die Entscheidung im November bekannt gab. Es gab Demonstrationen, einige Mitglieder gründeten die Initiative „Nicht mit uns“. Doch das Bistum blieb bei der Entscheidung.
Der Vorwurf: Eine geistliche Gemeinschaft hat den Bischof beeinflusst
Neben dem Pfarrer, der Kirchengemeinde und dem Bistum taucht in der Geschichte noch eine vierte Partei auf: die Gemeinschaft Emmanuel. Priester und andere Mitglieder dieser geistlichen Gemeinschaft (zu dem Begriff später mehr) arbeiten in den drei anderen Kirchengemeinden, die zur Großpfarrei St. Liudger gehören. Die Pastoren Cornelius Happel und Cyrus van Vught etwa sind Priester der Gemeinschaft Emmanuel.
Aus Sicht der Gruppe „Nicht mit uns“ ist das ein Problem. Sie wirft dem Bistum unter anderem vor, bei der Personalie Thomas Laufmöller den Wünschen der Gemeinschaft Emmanuel gefolgt zu sein, die als sehr konservativ gilt. Sie habe das Leben der Pfarrei nach ihren Vorstellungen gestalten wollen, so der Vorwurf. Der eher liberal eingestellte Pastor Laufmöller habe da nicht hineingepasst, daher habe die Gemeinschaft Emmanuel das Bistum beeinflusst und die Versetzung erwirkt.
Karl Render, der Personaldezernent des Bistums Münster, sagte im Interview mit den Westfälischen Nachrichten sinngemäß: Es ist Zeit für etwas Neues, sowohl für Pastor Laufmöller als auch für die Gemeinde St. Stephanus. In vielen Bistümern würden Pfarrer deshalb nach spätestens zwölf Jahren versetzt.
Direkt weiterlesen – nur 1 Euro für 6 Monate!
Lernen Sie RUMS ein halbes Jahr lang in aller Ruhe kennen. Sie zahlen dafür nur einen Euro!
- Sie erfahren mit einem RUMS-Abo alles, was in Münster wichtig ist.
- Sie bekommen 3x pro Woche unseren Newsletter mit Analysen, Kurzmeldungen und mehr.
- Sie haben vollen Zugriff auf alle Reportagen und Interviews auf unserer Website.
- Sie können jederzeit kündigen.
Sie sind schon registriert und haben bereits ein Abo?
Hier einloggen und direkt weiterlesen