Stichwahl: Zehn neue Fragen im Kommunalwahlcheck

Am Sonntag wählt Münster einen neuen Oberbürgermeister: Markus Lewe (CDU) und Peter Todeskino (Grüne) treten am 27. September in einer Stichwahl gegeneinander an. So fordert es das NRW-Kommunalwahl-Gesetz für den Fall, dass im ersten Wahlgang kein:e Kandidat:in mehr als die Hälfte der Stimmen bekommen hat.
Wenn Sie noch nicht wissen, wen Sie am Sonntag wählen sollen, hilft Ihnen vielleicht der Kommunalwahlcheck des Instituts für Politikwissenschaft der Uni Münster, der in der ersten Version kurz vor den Kommunalwahlen am 13. September veröffentlicht wurde und den RUMS als Medienpartnerin unterstützt hat. Darin beantworten Sie nun insgesamt 30 Fragen zu Themen der Stadt — und eine Software ermittelt anschließend, mit welchem Kandidaten Ihre Überstimmungen am größten sind.
Norbert Kersting, Politik-Professor und Initiator des Kommunalwahlchecks, hat der ersten Version des Kommunalwahlchecks anlässlich der Stichwahl zehn Fragen hinzugefügt. „Wir haben die Themen so ausgewählt, dass deutlich wird, wo die Unterschiede am größten sind“, sagt er. In Münster geht es in der zweiten Version des Checks nun zum Beispiel um die am Aasee geplante Fahrradbrücke (Flyover Aegidiitor), die Positionen zu Windrädern in der Stadt, die Meinung zum Ausbau der Bundesstraße 51 oder die zur Erbpacht, einer Alternative zum Kauf städtischer Grundstücke. Dass es zwischen den Kandidaten überhaupt nennenswerte Unterschiede gibt, ist gar nicht so selbstverständlich. „In Bielefeld oder Köln unterscheiden sich die Kandidaten kaum“, sagt Kersting.
Der Kommunalwahlcheck arbeitet übrigens etwas anders als sein Verwandter, der Wahl-O-Mat. Letzterer hat eine Schwäche, wenn die vorab befragten Kandidat:innen sich oft für neutrale Positionen entscheiden: Sie können so ihre Chancen auf eine Übereinstimmung mit den Bürger:innen erhöhen. Beim Kommunalwahlcheck ist das anders. „Neutrale Positionen fallen bei uns kaum ins Gewicht“, sagt Kersting.
Der Sinn einer Stichwahl
Aber warum ist eine Stichwahl überhaupt sinnvoll? Das wird am besten an einem Beispiel deutlich. Angenommen, es stehen sehr viele Kandidat:innen zur Wahl. Wenn hundert Menschen antreten, könnte das Ergebnis im Extremfall folgendermaßen ausfallen:
- 98 Kandidat:innen erreichen jeweils 1 Prozent der Stimmen.
- 1 Kandidat:in wird gar nicht gewählt.
- 1 Kandidat:in bekommt 2 Prozent.
Ohne eine Stichwahl würden in diesem Beispielfall also zwei Prozent der Stimmen für einen Sieg genügen. Es könnte aber sein, dass sich eine große Mehrheit der Wähler:innen (im Beispiel: 98 Prozent) gar nicht für die Kandidatin oder den Kandidaten ausgesprochen hat. Die Stichwahl stellt also sicher, dass eine Kandidat:in wirklich von einer absoluten Mehrheit gewählt wurde.
Hätten SPD und Grüne in Nordrhein-Westfalen nicht geklagt, gäbe es bei dieser Kommunalwahl allerdings gar keine Stichwahl. Die schwarz-gelbe Landesregierung hatte sie abgeschafft. Das NRW-Verfassungsgericht entschied jedoch im Dezember 2019 mit knapper Mehrheit: Die Stichwahl bleibt.
Die Landesregierung bekam außerdem einen Rüffel. Sie habe die „zunehmende Zersplitterung der Parteienlandschaft“ zu negativ gesehen, urteilte das Gericht.
Je mehr Parteien es jedoch gibt, desto größer werden die Vorteile der Großen – und desto wichtiger wird eine Stichwahl. —
HINWEIS: RUMS steht für kritischen, aber auch konstruktiven und wertschätzenden Journalismus. Genauso wünschen wir uns auch die Diskussion unter unseren Beiträgen und Briefen. Streiten Sie sich, schreiben Sie Ihre Meinung — aber bleiben Sie bitte sachlich und höflich. Wir vertrauen darauf, dass Sie sich daran halten. Daher prüfen wir Ihre Kommentare nicht, bevor sie hier veröffentlicht werden. Wir behalten uns jedoch vor, alle Äußerungen zu entfernen, die beispielsweise beleidigend, diffamierend, sexistisch oder rassistisch sind.
Neu bei RUMS? Hier können Sie sich registrieren.