Sisyphos und die Laternen | Reportage: Warum ein Klima-Aktivist zur FDP ging | Wie ein Münsteraner dem Krieg entkommen will

Müns­ter, 31. Okto­ber 2023

Guten Tag,

am Frei­tag, kurz vor dem Wochen­en­de, kam Post. Ein Leser schrieb in einer E-Mail, im Kreuz­vier­tel sei­en in meh­re­ren Stra­ßen­zü­gen nun schon seit zwei Tagen durch­ge­hend die Later­nen an. Ein Nach­bar habe die Stadt­wer­ke benach­rich­tigt, spä­ter dann auch noch die Stadt­ver­wal­tung, also das Tiefbauamt. 

Es hör­te sich an wie der Anfang eines Wit­zes: Wie vie­le Men­schen braucht man, um eine Later­ne auszuschalten? 

In der Vor­stel­lung braucht man einen. Und der schal­tet ein­fach das Licht aus. Aber oft stellt man sich die Din­ge ja viel ein­fa­cher vor, als sie sind. 

Am Frei­tag­nach­mit­tag erlosch die Stra­ßen­be­leuch­tung im Kreuz­vier­tel. So schwer war es dann ja wohl doch nicht. So sah es jeden­falls aus. Kurz dar­auf waren die Later­nen wie­der an. 

Eine Ant­wort hat­ten Stadt und Stadt­ver­wal­tung noch nicht geschickt. Die wür­de dann ja wohl Mon­tag kom­men, wenn das Pro­blem gelöst war. Am Sonn­tag schrieb der Leser in einer wei­te­ren E-Mail: „Auch heu­te sind wir noch im 24h-Dau­er­be­trieb.“ Was war da los?

Am Mon­tag­mor­gen frag­ten wir die Pres­se­stel­le der Stadt­wer­ke. Ant­wort: „Grund für die Stö­rung am Wochen­en­de war ein defek­tes Bau­teil in einem Steu­er­schrank für die Beleuch­tung.“ Das Bau­teil wer­de im Lau­fe des Tages aus­ge­tauscht. Dann wer­de alles wie­der funk­tio­nie­ren wie gehabt. 

Am Mon­tag­abend, kurz bevor es dun­kel wur­de, brann­ten im Kreuz­vier­tel die Later­nen – noch immer. Neu­es Spiel, neu­es Glück. Diens­tag­mor­gen. Wie sieht es aus? 

Ant­wort: „Es han­delt sich um die­sel­be Stö­rung wie am Wochen­en­de.“ Die Kol­le­gen sei­en schon dabei, ein wei­te­res Bau­teil ein­zu­bau­en. Dann sei, hof­fent­lich, alles behoben. 

Am Diens­tag­nach­mit­tag kam eine letz­te E-Mail. Ich hat­te gebe­ten, eine kur­ze Nach­richt zu schi­cken, wenn das Pro­blem gelöst sei. Die Kol­le­gen wüss­ten Bescheid, schrieb die Stadt­wer­ke-Spre­che­rin. Sie kön­ne aber nichts versprechen.

Gelöst war das Pro­blem da noch immer nicht. Und wenn das bis heu­te Abend nicht gelin­gen soll­te, ver­su­chen die Stadt­wer­ke nach den Berech­nun­gen unse­res Lesers mor­gen seit einer Woche erfolg­los, im Kreuz­vier­tel das Licht auszuschalten. 

Enden kann so ein Text eigent­lich nur mit einem Witz. Und Wit­ze macht man ja am bes­ten auf eige­ne Kos­ten. Also: Wie vie­le Jour­na­lis­ten braucht man, um eine Later­ne auszuschalten? 

80. Einer macht die Later­ne aus. Und 79 wol­len auf die Gäs­te­lis­te. (rhe)

Kurz und Klein

+++ Seit dem Ter­ror­an­griff der Hamas auf Isra­el vor drei Wochen sind 51 Men­schen aus Müns­ters israe­li­scher Part­ner­stadt Rishon LeZi­on getö­tet wor­den, berich­ten die West­fä­li­schen Nach­rich­ten. Vie­le der Men­schen wur­den offen­bar bei dem Über­fall der Hamas auf das Musik­fes­ti­val in der Nähe des Gaza-Strei­fens getö­tet, sagt Chris­tia­ne Lösel vom Inter­na­tio­na­len Büro der Stadt Müns­ter auf Anfra­ge. Unter den 51 Opfern sei­en auch vie­le Sol­da­ten. In Rishon LeZi­on selbst durch­bra­chen seit Kriegs­be­ginn sechs Rake­ten das Abwehr­sys­tem „Iron Dome“. Sie schlu­gen in der Stadt ein, ver­letz­ten meh­re­re Men­schen, töte­ten aber nie­man­den. Der WDR zeig­te ges­tern Abend in sei­ner „Lokal­zeit“ Bil­der der Zer­stö­run­gen, die ARD berich­te­te in einem „Brenn­punkt“ auch aus Müns­ters Part­ner­stadt. Vie­le Gebäu­de dort wur­den durch her­ab­fal­len­de Tei­le abge­schos­se­ner Rake­ten beschä­digt. Rishon LeZi­on ist laut Chris­tia­ne Lösel die am dritt­stärks­ten von Angrif­fen der Hamas betrof­fe­ne Stadt in Isra­el. (rhe)

+++ Die Sper­rung der Berg­stra­ße bis Ende Sep­tem­ber hat dem Han­del in der Innen­stadt offen­bar nicht gescha­det. Ledig­lich eini­ge Gast­stät­ten hät­ten Ein­bu­ßen hin­neh­men müs­sen, an den „Hoch­po­ten­ti­al­la­gen“ dage­gen sei kei­ne Ver­än­de­rung spür­bar gewe­sen. So steht es in einer Prä­sen­ta­ti­on, die das Tief­bau­amt in der ver­gan­ge­nen Woche im Ver­kehrs­aus­schuss gezeigt hat. Das Hand­werk habe die vol­le­ren Stra­ßen rund um das gesperr­te Gebiet als „Hemm­nis“ ein­ge­stuft. Die Erreich­bar­keit der Innen­stadt sei aber zu kei­ner Zeit ein­ge­schränkt gewe­sen, heißt es in der Prä­sen­ta­ti­on. Ver­bän­de wie die Wirt­schafts­in­itia­ti­ve hat­ten kri­ti­siert, dass das Rat­haus­bünd­nis aus SPD, Grü­nen und Volt den Bült zunächst in einem Ver­kehrs­ver­such für ein Jahr und danach viel­leicht dau­er­haft für Autos sper­ren will. Die Begrün­dung: Gas­tro­no­mie und Ein­zel­han­del befürch­ten Umsatz­rück­gän­ge. Die Befürch­tung ist nicht völ­lig abwe­gig. Erfah­run­gen und Unter­su­chun­gen zei­gen jedoch immer wie­der, dass weni­ger Autos nicht unbe­dingt weni­ger Umsatz bedeu­ten. Eine aktu­el­le Stu­die aus Aachen kommt etwa zu dem Ergeb­nis, dass vie­le Park­plät­ze in einer Stra­ße für den Han­del eher von Nach­teil sind. (rhe)

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+++ Das Wort „Musik-Cam­pus“ hat man in den ver­gan­ge­nen Wochen eher sel­ten gehört. Das lag vor allem dar­an, dass die Bera­tun­gen im Hin­ter­grund statt­fan­den. Aber sie fan­den statt. Das Rat­haus­bünd­nis aus SPD, Grü­nen und Volt will am Don­ners­tag zusam­men mit der FDP in einer Pres­se­kon­fe­renz erklä­ren, was man an dem Vor­schlag ändern möch­te, den die Stadt­ver­wal­tung Ende Sep­tem­ber gemacht hat. Sowohl das Bünd­nis als auch die FDP leh­nen das Pro­jekt nicht ab, sehen die Finan­zie­rung aber eher skep­tisch. Die Inter­na­tio­na­le Frak­ti­on geht noch etwas wei­ter. Sie schlägt in einem eige­nen Ände­rungs­an­trag vor, dass die Stadt das Pro­jekt nicht wei­ter­ver­folgt. Dafür nennt die Frak­ti­on vor allem vier Grün­de: Die Stadt habe sich nicht an ihre eige­nen Vor­ga­ben gehal­ten. Das Pro­jekt sei zu teu­er und zu kom­pli­ziert. Die Bür­ger­be­tei­li­gung sei nicht aus­rei­chend gewe­sen. Und der Apo­the­ker­gar­ten der Uni sol­le nicht bebaut wer­den. Anfang des ver­gan­ge­nen Jah­res habe Frak­ti­ons­spre­cher Lars Nowak (Die Par­tei) gesagt: „Man möch­te uns die Kat­ze im Sack ver­kau­fen“, schreibt die Frak­ti­on in einer Pres­se­mit­tei­lung. Jetzt sei der Sack offen, und man sehe: „Die Kat­ze ist tot.“ Guten Appe­tit. (rhe)

+++ Wenn zwei sich strei­ten, müss­te sich dem Sprich­wort nach eigent­lich irgend­wo ein Drit­ter fin­den, der sich freut. Am Hafen ist die­se Per­son aller­dings noch nicht gefun­den. Hier strei­ten sich laut den West­fä­li­schen Nach­rich­ten die Geschäfts­leu­te Andre­as Deil­mann und Josef Kuhr um eine Zufahrt von der Schil­ler­stra­ße zum Hafen­weg, und dar­über ärgern sich sehr vie­le Men­schen, weil sie jetzt einen Umweg über den Han­sa­ring neh­men müs­sen, wenn sie zum Kuhr-Spei­cher möch­ten. Offen­bar geht es um Geld. Laut Zei­tung hat Kuhr das Grund­stück von Deil­mann gekauft, aber die Rech­nung noch nicht begli­chen. Kuhr sagt dazu nichts. Die Stadt­ver­wal­tung ist eben­falls nicht begeis­tert, denn mit ihr hat­te nie­mand gespro­chen. Dort hat man jetzt den Ärger mit dem gan­zen Ver­kehr. Und wäh­rend die Suche nach dem Drit­ten, der sich freut, und inzwi­schen auch einem Sün­den­bock wei­ter­geht, ist das eigent­li­che Pro­blem längst gelö, das schreibt jeden­falls die Zei­tung: Die Leu­te fah­ren ein­fach am Sperr­zaun vor­bei. Wenn doch immer alles so ein­fach wäre. (rhe)

+++ Im pro­tes­tan­ti­schen Nie­der­sa­chen ist der 31. Okto­ber ein gesetz­li­cher Fei­er­tag, hier im katho­lisch gepräg­ten Nord­rhein-West­fa­len ruht die Arbeit erst einen Tag spä­ter zu Aller­hei­li­gen. Sie wis­sen, was das bedeu­tet: Am 1. Novem­ber fin­det tra­di­tio­nell der West­fa­len­tag in Osna­brück statt, der neben­an nicht nur für ordent­lich Umsatz sorgt, son­dern auch als Auf­takt zum Weih­nachts­ge­schäft gilt (hier­zu ein paar Impres­sio­nen aus 2022). Weil wir bei RUMS natür­lich sehr ser­vice­ori­en­tiert arbei­ten, hier ein klei­ner Hin­weis an alle, die sich schon auf das Power­shop­ping in Osna­brück freu­en: Blei­ben Sie lie­ber zu Hau­se lie­gen, denn mor­gen ist drü­ben nix los. Die Gewerk­schaft Ver­di streikt gera­de, und eine zen­tra­le Kund­ge­bung inklu­si­ve Demo­zug soll mor­gen in Osna­brück statt­fin­den. „Aus­ge­rech­net am West­fa­len­tag“, wie die NOZ kom­men­tiert. (sfo)

Zahlen, bitte. 

3.173 Men­schen kom­men in Müns­ter auf eine:n Psychotherapeut:in. Rein rech­ne­risch betrach­tet haben wir es in der Stadt mit einer Über­ver­sor­gung zu tun. Und doch sind die War­te­lis­ten in den Pra­xen lang. Über die­ses Para­dox hat unse­re ehe­ma­li­ge Autorin Edi­na Hojas vor zwei Jah­ren einen RUMS-Brief geschrie­ben. Für die­se Gra­fik haben wir aktu­el­le Zah­len recher­chiert. Quel­le: Anfra­ge bei der Kas­sen­ärzt­li­chen Ver­ei­ni­gung Westfalen-Lippe

 


Wie ein Münsteraner versucht, dem Krieg zu entkommen

Das letz­te Mal hat­te Ahmed Abu Ergai­la sei­ne Mut­ter vor zwölf Jah­ren gese­hen. Sein Sohn, der schon über 20 ist, hat­te sei­ne Groß­mutter noch gar nicht ken­nen­ge­lernt. Anfang Okto­ber mach­ten sich die bei­den auf den Weg, um die Fami­lie zu besu­chen. Die ers­ten Tage der Herbst­fe­ri­en sei­en sehr schön gewe­sen. „Wir waren nicht weit weg vom Meer. Wir haben gepick­nickt, gefei­ert und getanzt“, erzählt Ahmed Abu Ergaila.

Doch dann endet die Spät­som­mer­idyl­le abrupt. Ahmed Abu Ergai­las Fami­lie lebt im Gazastreifen. 

Dort ist Ahmed Abu Ergai­la auch auf­ge­wach­sen, vor gut 30 Jah­ren dann nach Müns­ter gezo­gen. Dort sitzt er nach dem Beginn des Kriegs fest. Jetzt ver­sucht er, zurück nach Müns­ter zu kommen.

In den ver­gan­ge­nen Tagen hat Ahmed Abu Ergai­la mit RUMS gespro­chen, mit dem WDR, Anten­ne Müns­ter und den West­fä­li­schen Nach­rich­ten. Er hofft, dass sei­ne Bot­schaft auf irgend­ei­ne Wei­se an der rich­ti­gen Stel­le ankommt. 

Propagandaerfolge mit Toten

Der Krieg im Nahen Osten war ges­tern The­ma in der Bun­des­pres­se­kon­fe­renz. Der Spre­cher des Aus­wär­ti­gen Amtes, Sebas­ti­an Fischer, sag­te in Bezug auf die Angrif­fe in Gaza, man spre­che Isra­el das Selbst­ver­tei­di­gungs­recht nicht ab. Man drän­ge nur dar­auf, mög­lichst viel Rück­sicht auf die Zivil­be­völ­ke­rung in Gaza zu nehmen. 

Mehr­fach spricht Fischer sich für die soge­nann­ten huma­ni­tä­ren Pau­sen und Kor­ri­do­re aus. „Gleich­zei­tig ist es aber so, dass es die per­fi­de Stra­te­gie der Hamas ist, tote paläs­ti­nen­si­sche Zivi­lis­tin­nen und Zivi­lis­ten zu pro­du­zie­ren, um damit dann sel­ber wie­der Pro­pa­gan­da­er­fol­ge zu erzie­len.“ Die­ses Dilem­ma kom­mu­ni­zier­ten auch israe­li­sche Gesprächspartner:innen.

Am Frei­tag hat die UN-Gene­ral­ver­samm­lung eine Reso­lu­ti­on ver­ab­schie­det, die einen Waf­fen­still­stand in Gaza for­dert. Den for­dert auch die deut­sche Bun­des­re­gie­rung, aller­dings sei­en die Ter­ror­an­schlä­ge der Hamas nicht klar genug ver­ur­teilt wor­den, schreibt das Aus­wär­ti­ge Amt auf X. Zum Schluss ent­hielt sich Deutsch­land der Stim­me. Der israe­li­sche Minis­ter­prä­si­dent Ben­ja­min Netan­ja­hu lehnt eine Feu­er­pau­se unter­des­sen ab. 

Laut Süd­deut­scher Zei­tung hat ein Jour­na­list ges­tern Abend gefragt, „ob die Luft­an­grif­fe auf den Gaza­strei­fen eine Kol­lek­tiv­stra­fe für den Hamas-Ter­ror“ sei­en. Netan­ja­hu habe geant­wor­tet, im Kampf der Alli­ier­ten gegen die Nazis „habe man trotz zivi­ler Opfer nicht gesagt, rot­tet die Nazis nicht aus.“

„Die Erschütterung ist eine Entwarnung“

Die poli­ti­schen und mili­tä­ri­schen Posi­tio­nie­run­gen und Hand­lun­gen, ihre Bewer­tun­gen und Ver­ur­tei­lun­gen kön­nen Sie gera­de über­all ver­fol­gen. Und es gibt auch schon Sze­na­ri­en, die ein mög­li­ches Ende des Kriegs beschrei­ben. Was für ein Leid der Krieg für die Men­schen auf israe­li­scher und paläs­ti­nen­si­scher Sei­te bedeu­tet, steht zum Bei­spiel heu­te im RUMS-Brief oben in den Mel­dun­gen – und eben hier, mit der Geschich­te Ahmed Abu Ergailas.

Für ihn und sei­nen Sohn sahen die ver­gan­ge­nen Wochen so aus:

Flucht in den Süden Gazas.

Was­ser­man­gel.

Pha­sen­wei­se kein Inter­net und kein Telefonnetz.

Gestank von Lei­chen und Müll.

Men­schen, die auf der Stra­ße nach Brot rufen.

Ein kom­plett zer­stör­tes Dorf, in dem die Fami­lie gelebt hatte.

Ein Auf­ent­halt im Kran­ken­haus und neue Schwer­ver­letz­te im Sekundentakt.

Bom­ben­an­grif­fe, so nah und spürbar.

Pfei­fen, dann der Einschlag.

„Die Erschüt­te­rung ist eine Art Ent­war­nung“, sagt Ahmet Abu Ergai­la. Denn das heißt: Sein Sohn und er wur­den nicht getroffen.

Die Situa­ti­on in Gaza nennt Ahmed Abu Ergai­la einen „Hor­ror­trip“ für die Zivilist:innen vor Ort. Er macht immer wie­der deut­lich: „Die Paläs­ti­nen­ser sind nicht die Hamas.“ Ihm ist wich­tig, dass er jüdi­sche Men­schen, die israe­li­sche Regie­rung und die israe­li­sche Zivil­ge­sell­schaft nicht gleich­set­ze, so sagt er. Der Ein­druck der Men­schen um ihn her­um: „Man war­tet dar­auf, dass die Israe­lis zuschla­gen und ihnen jede Unter­stüt­zung ange­bo­ten wird, wäh­rend man die Leu­te hier nicht mit Was­ser, Strom und dem Nötigs­ten ver­sorgt. Das ist ungerecht.”

Wann und wie können sie ausreisen?

Am 30. Okto­ber haben die Ver­ein­ten Natio­nen eine Zahl von gut 8.000 paläs­ti­nen­si­schen Todes­op­fern ver­öf­fent­licht, dar­un­ter etwa 3.500 Kin­der. Die beru­fen sich zwar auf das Hamas-geführ­te Gesund­heits­mi­nis­te­ri­um. In der Ver­gan­gen­heit habe das Minis­te­ri­um jedoch recht akku­ra­te Zah­len ver­öf­fent­licht, ist die Ein­schät­zung etwa von der Welt­ge­sund­heits­or­ga­ni­sa­ti­on gegen­über dem ZDF: „[S]ie spie­geln weit­ge­hend das Aus­maß von Tod und Ver­let­zung wider.“

Eine zen­tra­le Fra­ge für Ahmed Abu Ergai­la, sei­nen Sohn und, wie die Süd­deut­sche Zei­tung berich­te­te, etwa 10.000 wei­te­re Men­schen mit aus­län­di­scher Staats­an­ge­hö­rig­keit ist außer­dem: Wann und wie kön­nen sie ausreisen?

UN-Not­hil­fe-Koor­di­na­tor Mar­tin Grif­fith ist laut dem Nach­rich­ten­ma­ga­zin „Der Spie­gel“ ges­tern Nach­mit­tag in Isra­el ein­ge­reist, „auf Bit­ten ande­rer Staa­ten, um die Aus­rei­se aus­län­di­scher Staats­bür­ger aus dem Gaza­strei­fen voranzutreiben“.

Ahmed Abu Ergai­la fühlt sich im Stich gelas­sen von der Bun­des­re­gie­rung. Die deut­sche Bot­schaft in Isra­el habe ihm mit­ge­teilt, sie sei nicht zustän­dig, weil Gaza nicht zu Isra­el gehö­re. Das Aus­wär­ti­ge Amt habe ihm eine SMS geschickt, in der stand, dass er sich für die Aus­rei­se am Rafah Grenz­über­gang zu vor­her mit­ge­teil­ten Zeit­fens­tern bereit­hal­ten sol­le. Fünf Mal hät­ten sein Sohn und er am Grenz­über­gang ver­geb­lich gewar­tet, ein­mal habe sie dabei fast eine Bom­be getroffen.

Keine Garantie für den Weg

Und dann noch das, was er als „Dop­pel­mo­ral“ bezeich­net. Aus Isra­el gab es erst Son­der­flü­ge der Luft­han­sa, dann Flü­ge von der Bun­des­wehr. Das Aus­wär­ti­ge Amt ver­weist auf sei­ner Web­sei­te in Bezug auf Gaza auf das Ver­tre­tungs­bü­ro in Ramal­lah, West­jor­dan­land. Dort auf der Web­sei­te steht wie­der­um: Wer sich in Gaza befin­det, sol­le sich in eine Kri­sen­vor­sor­ge­lis­te ein­tra­gen. Das Büro emp­fiehlt, sich in die Nähe des Grenz­über­gangs Rafah zu bege­ben, um mög­li­che Grenz­öff­nun­gen abzupassen. 

Wei­ter steht dort: „Es ist ins­be­son­de­re im Nor­den Gazas der­zeit gefähr­lich, in den Woh­nun­gen zu blei­ben. Es ist aber auch jede Bewe­gung außer­halb eines Hau­ses gefähr­lich. Tref­fen Sie bit­te eigen­stän­dig und abhän­gig von Ihrer jewei­li­gen Situa­ti­on die Ent­schei­dung, ihre Woh­nun­gen zu ver­las­sen und in den Süden des Gaza­strei­fens zu gehen. Das deut­sche Ver­tre­tungs­bü­ro kann Sie dabei nicht unter­stüt­zen und kei­ne Garan­tie für den Weg über­neh­men.“ Wir haben beim Aus­wär­ti­gen Amt ange­fragt, ob eine Eva­ku­ie­rung geplant ist, bis­her jedoch kei­ne Rück­mel­dung erhalten.

Die Süd­deut­sche Zei­tung hat mit eini­gen Men­schen aus Deutsch­land in Gaza gespro­chen. Sie spre­chen auch von schlech­ter Kom­mu­ni­ka­ti­on mit dem Aus­wär­ti­gen Amt.

Was Ahmed Abu Ergai­la eben­falls ver­är­gert: Die Tele­kom hat für Kund:innen in Isra­el SMS, Anru­fe und Daten­nut­zung kos­ten­frei geschal­tet, zumin­dest noch bis heu­te Nacht. Wer gera­de in Gaza ist, zahlt 2,99 Euro für einen Anruf und 40 Cent für eine SMS.

Sei­ne Freund:innen in Deutsch­land haben indes eine Peti­ti­on gestar­tet und ver­schie­de­ne Stel­len kon­tak­tiert, in der Hoff­nung, Hil­fe orga­ni­sie­ren zu kön­nen. Die Rück­mel­dun­gen: Mit­ge­fühl – und Ohnmacht. 

„Nur äußerst begrenzte Möglichkeiten“

Ent­täuscht habe sie die Ant­wort aus der städ­ti­schen Ver­wal­tung auf ihre Mail. Ahmed Abu Ergai­las Freund Tho­mas Behm habe man am Tele­fon sinn­ge­mäß gesagt, man sei nicht zustän­dig. Im Kon­text der Fei­er zum West­fä­li­schen Frie­den habe sich das falsch angefühlt.

Auf Anfra­ge schreibt die Stadt, sie habe „nur äußerst begrenz­te Mög­lich­kei­ten“, Hil­fe zu leis­ten. Der Ober­bür­ger­meis­ter bemü­he sich um per­sön­li­chen Kon­takt zu den Men­schen aus Müns­ter, die gera­de im Gaza­strei­fen sind. Er wol­le mög­li­che kon­kre­te Unter­stüt­zung klä­ren. Außer­dem gebe es einen Aus­tausch mit Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­ten und der Uni Müns­ter. Ahmed Abu Ergai­la berich­tet, dass er am Grenz­über­gang wei­te­re Per­so­nen aus der Nähe getrof­fen habe, zum Bei­spiel den Arzt Ahmed Mur­ta­ja, der vor eini­gen Tagen Chris­mon ein Inter­view gege­ben hat.

Ahmed Abu Ergai­la wuss­te, als wir ges­tern zuletzt Nach­rich­ten hin- und her­ge­schickt haben, nicht genau, wie es dem Rest sei­ner Fami­lie geht. Es sei schwie­rig mit der Kom­mu­ni­ka­ti­on. Sein größ­ter Wunsch: „Dass mein Sohn hier raus­ge­holt wird.“ (sst)

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Wagenknecht-Partei bald in Münster?

Ver­gan­ge­ne Woche Diens­tag hat­te Rüdi­ger Sagel in den Räu­men der evan­ge­li­schen Stu­die­ren­den­ge­mein­de zu einer Ver­an­stal­tung mit dem Titel „Wie es links wei­ter­geht“ gela­den. Der ehe­ma­li­ge Rats­herr hat­te für die Lin­ke im Stadt­rat geses­sen, ver­ließ aber vor vier Jah­ren die Par­tei und hat seit­dem kein Parteibuch. 

Sagel könn­te bald mit ande­ren hei­mat­lo­sen Lin­ken in Müns­ter eine neue Par­tei grün­den. Wie er uns mit­teilt, sei­en mehr als vier­zig Men­schen zu sei­ner Ver­an­stal­tung gekom­men, um sich inhalt­lich aus­zu­tau­schen und über einen mög­li­chen Wahl­an­tritt in Müns­ter zu dis­ku­tie­ren. Danach hät­ten sich noch wei­te­re Inter­es­sier­te gemeldet. 

Beson­de­re Dyna­mik bekommt die­ses Pro­jekt durch das „Bünd­nis Sahra Wagen­knecht“. Die Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te war ver­gan­ge­ne Woche aus der Lin­ken aus­ge­tre­ten, um eine eige­ne Par­tei zu grün­den. Die gibt es zwar noch nicht, aber einen Ver­ein, der die Grün­dung vor­be­rei­ten soll.

Rüdi­ger Sagel schreibt, die Par­tei­grün­dung ver­fol­ge man „mit Inter­es­se“. Im Novem­ber oder Dezem­ber habe man die Vor­sit­zen­de des Wagen­knecht-Bünd­nis­ses, Ami­ra Moha­med Ali, nach Müns­ter ein­ge­la­den, damit sie hier die geplan­te Par­tei vor­stel­len kann. 

Und wie sieht’s bei der Müns­ter-Lin­ken aus? Wir hat­ten sie ver­gan­ge­nen Diens­tag gefragt, ob eini­ge Genoss:innen mög­li­cher­wei­se rüber machen könn­ten zum Wagen­knecht-Lager (RUMS-Brief). Die Geschäfts­stel­le hat uns jetzt geant­wor­tet und schreibt, ihr sei­en bis­lang kei­ne Mit­glie­der bekannt, die über­lau­fen könn­ten. Für die Rats­frak­ti­on, den Kreis­vor­stand und die akti­ven Mit­glie­der kön­ne die Müns­ter-Lin­ke einen Wech­sel ausschließen.

Nicht über­all in Nord­rhein-West­fa­len steht die Lin­ke so geschlos­sen da. Sahra Wagen­knecht trat für die NRW-Lin­ke als Spit­zen­kan­di­da­tin zur Bun­des­tags­wahl an, hier hat sie tra­di­tio­nell vie­le Ver­bün­de­te, und auch im neu­ge­grün­de­ten Bünd­nis sind vie­le Leu­te aus NRW aktiv. Laut einem Bericht der taz habe das Bünd­nis etwa die Lin­ke in Bonn, Aachen oder Dort­mund gespal­ten. Bun­des­weit haben seit­her ins­ge­samt 195 Genoss:innen die Par­tei ver­las­sen. Ande­rer­seits gewinnt die Lin­ke gera­de wie­der Mit­glie­der. So sei­en laut „Zeit online“ 331 Men­schen in die Lin­ke ein­ge­tre­ten. (sfo)

Die Reportage 

Der Verrückte aus der FDP

Anfang des Jah­res ging der Kli­ma­ak­ti­vist Mathis Bön­te in die Poli­tik. Die Fra­ge war: War­um aus­ge­rech­net in die FDP? Fre­de­rik Mit­ten­dorff von der Repor­ta­ge­schu­le Reut­lin­gen hat Bön­te getrof­fen, um mit ihm dar­über zu sprechen.

 

Zum Bei­trag

Korrekturen

Im RUMS-Brief am ver­gan­ge­nen Diens­tag haben wir auf eine Info­ver­an­stal­tung zur Hei­zungs­wen­de am 22. Novem­ber hin­ge­wie­sen, aber lei­der einen fal­schen Link gesetzt. Hier fin­den Sie den rich­ti­gen Link.

Klima-Update

+++ Seit eini­gen Wochen fin­den sich Leu­te an der Mahn­wa­che am Kanal zusam­men. Sie pro­tes­tie­ren dage­gen, dass die Bäu­me an der Pleis­ter­müh­len­weg-Brü­cke für deren Neu­bau gero­det wer­den sol­len (RUMS-Brief). Laut Poli­zei wur­de die Mahn­wa­che bis zum 5. Novem­ber ver­län­gert. In dem Zusam­men­hang woll­te der Natur­schutz­bund (Nabu) Müns­ter vom zustän­di­gen Was­ser­stra­ßen- und Schiff­fahrts­amt (WSA) wis­sen: Wann wur­den denn eigent­lich zuletzt Arten­schutz­prü­fun­gen ange­stellt? In der Ant­wort des WSA heißt es, die fan­den rund um die Pla­nun­gen im Jahr 2008 statt. Man wür­de aller­dings Pla­nung und Durch­füh­rung eng mit der Unte­ren Natur­schutz­be­hör­de abstim­men. Da die Baum­fäl­lun­gen nun nicht wie geplant im Okto­ber, son­dern frü­hes­tens im Novem­ber statt­fin­den wer­den, müs­sen zusätz­lich Kon­trol­len durch­ge­führt wer­den, ob bestimm­te Bäu­me von Fle­der­mäu­sen genutzt wer­den. Für den Nabu ist das unzu­rei­chend. Er for­dert, dass es neue Arten­schutz­prü­fun­gen gibt. In sei­ner Stel­lung­nah­me bezieht sich der Vor­sit­zen­de Det­lef Lob­mey­er etwa dar­auf, dass Kar­tier­da­ten laut Metho­den­hand­buch zur Arten­schutz­prü­fung in NRW maxi­mal sie­ben Jah­re alt sein dür­fen. (sst)

+++ Eine aktu­el­le Stu­die ver­deut­licht, dass wir das 1,5-Grad-Limit noch schnel­ler errei­chen könn­ten als bis­lang ange­nom­men. Die For­schungs­grup­pe geht davon aus, dass statt der zuvor geschätz­ten 494 Mil­li­ar­den Ton­nen CO2 jetzt nur noch 247 Mil­li­ar­den Ton­nen zur Ver­fü­gung ste­hen. Wenn alles so bleibt, wie’s 2022 war, wäre das Bud­get in etwa sechs Jah­ren auf­ge­braucht. Den­noch ist das Ergeb­nis: Wenn CO2-Emis­sio­nen dras­tisch redu­ziert wer­den, besteht immer noch die Chan­ce, die Erwär­mung auf unter zwei Grad Cel­si­us zu begren­zen. (ino)

+++ Eigent­lich soll­ten sich die Zug­vö­gel all­mäh­lich in den Win­ter­ur­laub in Rich­tung Süden ver­ab­schie­den. Immer mehr Vögel über­win­tern aber in Deutsch­land, dar­un­ter auch der Weiß­storch, der nor­ma­ler­wei­se die kal­te Jah­res­zeit in Afri­ka ver­bringt. Nur: Liegt das an der Kli­ma­kri­se? Weiß­stör­che haben näm­lich im Grun­de nichts gegen Minus­gra­de. Sie fin­den nur schlicht­weg kei­ne Nah­rung und zie­hen des­halb im Win­ter um. Der Nabu möch­te die­ser Fra­ge jetzt auf den Grund gehen und ruft zum Stör­che­zäh­len auf. Ab mor­gen kön­nen Sie Weiß­stör­che über die­ses For­mu­lar mel­den, wenn Sie ein Exem­plar gese­hen haben. Die Zähl­ak­ti­on läuft bis zum 31. Janu­ar 2024. (sfo)

Ein-Satz-Zentrale

+++ Wegen Aller­hei­li­gen ver­schiebt sich die Ton­nen­ab­fuhr um einen Tag nach hin­ten. (Stadt Müns­ter)

+++ Die Fahr­bah­nen und Kreu­zung zwi­schen Grem­men­dor­fer Weg und Erb­dros­ten­weg wer­den wie­der frei­ge­ge­ben. (Stadt­net­ze Müns­ter)

+++ An der Rad­sta­ti­on Han­sa­tor gibt es jetzt öffent­li­ches Wlan. (Stadt Müns­ter)

+++ In einem Forum zur aktu­el­len Lärm­kar­tie­rung am 8. Novem­ber kön­nen Men­schen Hin­wei­se geben, wo sie in Müns­ter von Lärm betrof­fen sind und wel­che Orte sie für Ruhe und Erho­lung auf­su­chen. (Stadt Müns­ter)

+++ Am 9. Novem­ber stellt die Stadt den Ent­wurf des Inte­grier­ten Flä­chen­kon­zepts für Müns­ter vor. (Stadt Müns­ter)

+++ Die Stadt plant auf dem ehe­ma­li­gen „Land­fah­rer­platz“ an der Stein­fur­ter Straße/Ecke Vor­berg­weg ein Are­al mit Dirt­park und Pump­track. (Stadt Müns­ter)

+++ Der Zen­tral­fried­hof soll zum Lern- und Begeg­nungs­ort für Men­schen ver­schie­de­ner Reli­gio­nen wer­den und über die Arten­viel­falt infor­mie­ren. (West­fä­li­sche Nach­rich­ten)

+++ Der müns­teri­sche CDU-Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te Ste­fan Nacke ist nicht wie­der in den Lan­des­vor­stand der NRW-CDU gewählt wor­den. (West­fä­li­sche Nach­rich­ten)

+++ Das Land­ge­richt Müns­ter hat den Mann, der einen ande­ren Mann auf dem Send getö­tet hat­te, zu lebens­lan­ger Haft ver­ur­teilt. (Anten­ne Müns­ter)

+++ Am ver­gan­ge­nen Sams­tag­nach­mit­tag haben 250 Men­schen für die Rech­te Geflüch­te­ter demons­triert. (Müns­ter­sche Volks­zei­tung)

+++ Ein Deut­scher, ein Syrer und eine Ukrai­ne­rin aus Müns­ter suchen in einem neu­en Kin­der­buch, das Müns­ters Tür­me­rin Mart­je Thal­mann unter dem Pseud­onym Mar­ta Latour illus­triert hat, gemein­sam nach Frie­den. (West­fä­li­sche Nach­rich­ten)

+++ Müns­ters CDU war zu einem Soli­da­ri­täts­be­such in der jüdi­schen Gemein­de und hat­te ein Oli­ven­bäum­chen als Zei­chen für dau­er­haf­ten Frie­den dabei. (CDU Müns­ter)

+++ Die Abge­ord­ne­ten des LWL haben in einer Erklä­rung „allen jüdi­schen Men­schen unein­ge­schränk­te Soli­da­ri­tät und vol­le Unter­stüt­zung“ zuge­sagt, bei einer Gegen­stim­me (Lin­ke) und einer Ent­hal­tung (AfD). (Land­schafts­ver­band West­fa­len-Lip­pe)

Anony­mer Briefkasten

Haben Sie eine Infor­ma­ti­on für uns, von der Sie den­ken, sie soll­te öffent­lich wer­den? Und möch­ten Sie, dass sich nicht zurück­ver­fol­gen lässt, woher die Infor­ma­ti­on stammt? Dann nut­zen Sie unse­ren anony­men Brief­kas­ten. Sie kön­nen uns über die­sen Weg auch anonym Fotos oder Doku­men­te schicken.

Unbezahlte Werbung

Sie wol­len hoch hin­aus? Kein Pro­blem in der neu­en Klet­ter­hal­le an der Gre­ve­ner Stra­ße. Auf dem Rasen­platz hin­ter dem ehe­ma­li­gen DJK Bil­dungs- und Sport­zen­trum ist im Auf­trag des Deut­schen Alpen­ver­eins die 3.500 Qua­drat­me­ter gro­ße und 16 Meter hohe „Klet­ter­Bar“ ent­stan­den. Dazu gibt es einen Bould­er­be­reich und ein über­dach­tes Außen­are­al, in denen sich Klet­ter­fans auf ver­schie­de­nen Rou­ten aus­to­ben kön­nen. Aus­rüs­tung kann gelie­hen wer­den. Wer noch was dazu­ler­nen will, kann auch Kur­se buchen. In der Pau­se gibt’s Flamm­ku­chen, Piz­za und Geträn­ke. Die Klet­ter­Bar hat mon­tags bis frei­tags zwi­schen 10 und 22 Uhr geöff­net, sams­tags, sonn­tags und an Fei­er­ta­gen bereits ab 9. Alle Prei­se fin­den Sie hier.

Hier fin­den Sie alle unse­re Emp­feh­lun­gen. Soll­te Ihnen ein Tipp beson­ders gut gefal­len, tei­len Sie ihn ger­ne ein­fach über den Link.

Drinnen und Draußen

Heu­te hat Dei­ke Ter­horst für Sie ein paar Ver­an­stal­tun­gen her­aus­ge­sucht. Das sind ihre Empfehlungen:

+++ Oben haben wir es schon gemel­det: Der West­fa­len­tag fällt streik­be­dingt mor­gen in Osna­brück aus. Zum Glück ist aber auf die Han­dels­men­ta­li­tät der Niederländer:innen Ver­lass, denn die Stadt Ensche­de springt freund­li­cher­wei­se mit einer Fei­er­tags­shop­ping­ak­ti­on ein. Die Geschäf­te in der Innen­stadt haben bis 18 Uhr geöff­net; für Leu­te, die mit dem Auto kom­men, gibt es einen Park-and-Ride-Shut­tle­ser­vice und auf dem Van Heek­plein fin­det ein Extra-Wochen­markt statt. Alle wei­te­ren Infos dazu fin­den Sie auf der Web­site des Stadt­mar­ke­tings von Enschede.

+++ Von Don­ners­tag bis Sonn­tag fin­det im Cine­ma das „Queerstreifen“-Festival statt. Zu sei­ner 25. Aus­ga­be wer­den wie­der jede Men­ge que­e­re Fil­me aus aller Welt prä­sen­tiert. Außer­dem blickt im Rah­men der Ver­an­stal­tung die müns­ter­sche Les­ben­be­we­gung auf ihr 50-jäh­ri­ges Bestehen zurück. Das Pro­gramm und wei­te­re Infos fin­den Sie auf der Web­site des Fes­ti­vals.

+++ Seit Mit­te der 1990er-Jah­re ent­wi­ckelt sich in der Tür­kei ein unab­hän­gi­ges Qua­li­täts­ki­no, in dem jun­ge Regisseur:innen das poli­ti­sche und reli­giö­se Kli­ma im Land reflek­tie­ren. Bis zum 28. Novem­ber zeigt das LWL-Muse­um für Kunst und Kul­tur ins­ge­samt fünf die­ser Fil­me. Den Auf­takt macht Don­ners­tag um 19:30 Uhr „My Only Suns­hi­ne“ über das Leben der 14-jäh­ri­gen Hayat. Der Film wird im Ori­gi­nal mit eng­li­schem Unter­ti­tel gezeigt. Der Ein­tritt kos­tet 5 Euro, Tickets gibt es online und an der Abendkasse.

+++ Die Düs­sel­dor­fer Per­for­mance­grup­pe half past sel­ber schuld prä­sen­tiert am Frei­tag und Sams­tag um 20 Uhr mit „What Robots Need to Learn“ den drit­ten Teil ihrer Tri­lo­gie „Won­der­land Incor­po­ra­ted“ im Pum­pen­haus. Die Erfinder:innen des Büh­nen­co­mics ent­füh­ren in eine Zukunft, in der Evo­lu­ti­on von Tech­nik über­holt wird. Tickets sind für 18 Euro, ermä­ßigt 10 Euro, auf der Web­site des Pum­pen­hau­ses erhältlich.

+++ Am Frei­tag star­tet in Müns­ter das Woo­dy Gut­hrie Fes­ti­val, bei dem Musiker:innen an drei Aben­den ihre gesell­schafts­kri­ti­schen Lie­der im Geis­te des US-ame­ri­ka­ni­schen Song­wri­ters prä­sen­tie­ren. Gut­hrie war Anti­fa­schist, gewerk­schaft­lich aktiv und der poli­ti­schen Lin­ken zuge­wandt. Das Fes­ti­val wird vom Kul­tur­ver­ein Frau­en­stra­ße 24 mit Unter­stüt­zung der Rosa-Luxem­burg-Stif­tung Nord­rhein-West­fa­len ver­an­stal­tet. Kar­ten für die Kon­zer­te kön­nen per Mail oder über die Web­site vor­be­stellt werden.

+++ Am Sams­tag­nach­mit­tag rich­tet das Cen­trum für Rhe­to­rik, Kom­mu­ni­ka­ti­on und Thea­ter­pra­xis der Uni­ver­si­tät Müns­ter auf der Stu­dio­büh­ne einen inter­na­tio­na­len Rezi­ta­ti­ons­wett­be­werb aus. 20 Teil­neh­men­de aus ganz Deutsch­land tra­gen dabei Gedich­te von Inge­borg Bach­mann vor. Beim anschlie­ßen­den öffent­li­chen Rezi­ta­ti­ons­abend um 20 Uhr wird eine Aus­wahl der Tex­te prä­sen­tiert, mode­riert von der Bach­mann-For­sche­rin Andrea Kre­si­mon. Die von der Jury aus­ge­wähl­ten Preisträger:innen wer­den gegen Ende der Abend­ver­an­stal­tung gemein­sam mit dem Publi­kums­preis bekannt gege­ben. Der Ein­tritt ist frei, Kar­ten kön­nen per E-Mail reser­viert werden.

Am Frei­tag schreibt Ihnen Sebas­ti­an Fob­be. Ich wün­sche Ihnen eine gute Woche! 

Herz­li­che Grü­ße
Ralf Heimann

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Mit­ar­beit: Sven­ja Stüh­mei­er (sst), Sebas­ti­an Fob­be (sfo), Jan Gro­ße Nobis (jgn), Imke Noet­zel (ino), Dei­ke Ter­horst (dte)
Lek­to­rat: Mela­nie Kelter

PS

Allein in den ver­gan­ge­nen Wochen haben Unbe­kann­te am Dom­platz vor der Bezirks­re­gie­rung zwei Mal die Isra­el­flag­ge her­un­ter­ge­ris­sen. Im ver­gan­ge­nen Jahr zähl­te die Recher­che- und Infor­ma­ti­ons­stel­le Anti­se­mi­tis­mus Nord­rhein-West­fa­len 14 anti­se­mi­ti­sche Vor­fäl­le in Müns­ter. Das sind nur die Ereig­nis­se, die doku­men­tiert sind. Rela­tiv sicher waren es sehr viel mehr. Das Prä­ven­ti­ons­pro­jekt „Zusammen1“ des jüdi­schen Sport­ve­r­a­bands Mak­ka­bi Deutsch­land möch­te Anti­se­mi­tis­mus beim Sport ans Licht brin­gen. Dazu hat es eine Mel­de­stel­le ein­ge­rich­tet. Dort kön­nen Sie berich­ten, was Sie erlebt haben. Die Infor­ma­ti­ons­stel­le setzt sich mit Ihnen dann in Ver­bin­dung. (rhe)