Wintersport in Münster | Neues vom Hafenmarkt | Monsieur Macaron

Müns­ter, 9. Febru­ar 2021

Guten Tag,

seit Müns­ter ein Win­ter­sport­ge­biet ist, fällt noch ein­mal ganz beson­ders auf, was im Moment eigent­lich fehlt: Gele­gen­hei­ten, um zwi­schen­durch ein­zu­keh­ren, Son­nen­ter­ras­sen zum Aus­ru­hen oder Après Ski. Dafür hat die Loi­pe in St. Mau­ritz zur­zeit eine ganz her­vor­ra­gen­de Schnee­qua­li­tät. Auf auf der schwar­zen Abfahrt am Dom­platz liegt feins­ter Firn­schnee. Und am Rog­gen­markt ist sogar eine Tal­ab­fahrt möglich.

Lei­der bringt die neue Aus­rich­tung der Stadt auch uner­freu­li­che Rand­er­schei­nun­gen mit sich. Die Kur­se von Schlit­ten und Schnee­schau­feln sind inner­halb von Tagen so exor­bi­tant gestie­gen, dass sie inzwi­schen auch als Heh­ler­wa­re tau­gen, ver­mut­lich. An der Wol­be­cker Stra­ße ist am Wochen­en­de vor dem Ate­lier Blech­büch­se ein Schlit­ten ver­schwun­den. Das Café Tan­te August an der Augus­ta­stra­ße ver­misst sei­ne Schnee­schau­fel. Die Poli­zei ermit­telt auf rut­schi­gem Boden in alle Richtungen. 

Eben­falls enorm gewach­sen ist die Beliebt­heit von Men­schen aus der Nach­bar­schaft, die einen Metall­de­te­kor besit­zen und mög­li­cher­wei­se sogar ver­lei­hen. Im Han­sa­vier­tel ver­schwand am Sonn­tag an der Ecke Schillerstraße/Emdener Stra­ße ein Ehe­ring im Schnee und wur­de bis­lang auch nicht wie­der­ge­fun­den. Im Süd­vier­tel such­te jemand einen Metall­de­tek­tor, um einen Auto­schlüs­sel aus­fin­dig zu machen, den der Schnee ver­schluckt hat­te. Dazu für alle mit ähn­li­chen Pro­ble­men ein Tipp von uns: An der Ham­mer Stra­ße kann man für 28,60 Euro am Tag Metall­de­tek­to­ren mie­ten.

In dem Nach­bar­schafts­netz­werk nebenan.de flo­riert seit dem Wochen­en­de übri­gens auch eine Art Schlit­ten- und Schnee­schau­fel-Ver­leih­bör­se. Und bei der Gele­gen­heit noch ein wei­te­rer Tipp – dies­mal für Unter­neh­men, die sich seit Tagen den Kopf dar­über zer­bre­chen, wie sie die Men­schen in der zuge­schnei­ten Coro­na-Land­schaft mit ihren Wer­be­bot­schaf­ten errei­chen: Den­nis Thü­ning aus dem Süd­vier­tel hat einen sehr ele­gan­ten und sym­pa­thi­schen Weg gefun­den, Hilfs­be­reit­schaft mit Rekla­me zu ver­bin­den. Bei nebenan.de schreibt er: „Ger­ne bin ich bereit, mit ein paar Super­hel­den im Team mit Schnee­schip­pen den Weg frei­zu­räu­men.“ Unten drun­ter steht: „Ihr Tisch­ler­meis­ter Den­nis Thü­ning“. Hier errei­chen Sie ihn.

Über­haupt, Hilfs­be­reit­schaft. An der Fried­rich-Ebert-Stra­ße scho­ben ges­tern Abend fünf Men­schen, die zufäl­lig dort vor­bei­schlit­ter­ten, einen Kom­bi durch den Schnee auf die Stra­ße. Eine Sze­ne, wie sie sich seit dem Wochen­en­de wahr­schein­lich an vie­len Stel­len in der Stadt ereig­net hat. Danach: herz­li­cher Dank, gute Wün­sche, Freund­lich­keit – dort, wo man sich sonst gern mal den Vogel zeigt, weil jemand aus der Ein­fahrt zu forsch auf den Rad­weg gebret­tert ist. 

Dann noch etwas ande­res. Falls Sie sich in den ver­gan­ge­nen Tagen gewun­dert haben, dass so vie­le Tre­cker auf den Stra­ßen unter­wegs sind: Nein, das sind kei­ne Men­schen, die aus Angst vor der immer grö­ßer wer­den­den SUV-Flot­te um eine wei­te­re Stu­fe auf­ge­rüs­tet haben. Das sind Landwirt:innen aus der Umge­bung, die beim Schnee­schip­pen hel­fen, wie die Stadt hier schreibt.

Und falls Sie sich gefragt haben, war­um das Kran­ken­haus, in dem Sie Ihr ange­bro­che­nes Hand­ge­lenk schie­nen las­sen haben, doch ganz gut besetzt war, obwohl ange­sichts der Stra­ßen­ver­hält­nis­se so gut wie nie­mand zur Arbeit gekom­men sein müss­te: Die­se Men­schen haben mög­li­cher­wei­se ein­fach an ihrem Arbeits­platz über­nach­tet. An der Uni­kli­nik hät­ten das mehr als 60 Beschäf­tig­te getan, mel­det die Pres­se­stel­le. Ande­re sei­en zur Arbeit gelau­fen, eini­ge meh­re­re Stun­den lang aus Grem­men­dorf oder Havix­beck. Viel­leicht den­ken Sie beim beschwer­li­chen Schnee­schip­pen zwi­schen­durch dar­an. Dann müss­te es eigent­lich leich­ter gehen. 

Der Hafenmarkt – zurück auf Los

Wie eigent­lich alles in der Stadt ist die Bau­rui­ne am Han­sa­ring zur­zeit eine Win­ter­land­schaft. Und was eini­ge viel­leicht schon ver­ges­sen haben: Frü­her befand sich hier eine Bau­stel­le. Die­se Erin­ne­rung soll nun mög­lichst schnell wie­der erwa­chen. Weil der letz­te Schritt, den das Vor­ha­ben vor über zwei Jah­ren nahm, aber vor Gericht auf das Feld „Zurück auf Los“ führ­te, beginnt nun recht­lich noch ein­mal alles von vorn. 

Vor ein paar Tagen hat die Stadt dazu ins­ge­samt 13 Doku­men­te ver­öf­fent­licht, deren Lek­tü­re ein Wochen­en­de gut aus­fül­len wür­de. Aller­dings bräuch­te man danach ver­mut­lich erst mal ein Wochen­en­de, um sich zu erho­len. Damit Sie das alles nicht lesen müs­sen, hat Nils Diet­rich sich für uns mit den Plä­nen beschäftigt.

Gehen wir zunächst einen Schritt zurück: Damit in der Stadt nicht alles wie Kraut und Rüben aus­sieht, weil die eine Vor­schrift nicht zu der ande­ren passt, gibt es die Bau­leit­pla­nung – einen recht­li­chen Rah­men, der vor­gibt, was in wel­cher Form an wel­cher Stel­le gebaut wer­den darf. Für den Han­sa­ring hat­te das Gericht ent­schie­den: Die Hafen­cen­ter-Plä­ne las­sen sich mit dem bestehen­den Rechts­rah­men nicht ver­ein­ba­ren. Es gab also zwei Mög­lich­kei­ten: neue Plä­ne oder einen neu­en Rahmen. 

Die Stadt ent­schied sich für die zwei­te Vari­an­te. Und weil es sehr viel län­ger dau­ert, einen recht­li­chen Rah­men zu gie­ßen als ein Fun­da­ment aus Beton, kann man nun schon recht sicher sagen: In die­sem Jahr wird auf der Bau­stel­le nichts mehr pas­sie­ren. Aber wie geht es weiter?

Die Ant­wort: der Rei­he nach. Erst kommt ein Flä­chen­nut­zungs­plan, der eine gro­be Linie vor­gibt, spä­ter dann der Bebau­ungs­plan, der auch die Details regelt. Wenn der Rat am 17. März zustimmt (bezie­hungs­wei­se wegen Coro­na stell­ver­tre­tend der Haupt­aus­schuss), wird der Flä­chen­nut­zungs­plan von Anfang April bis Mit­te Mai öffent­lich aus­lie­gen (online und im Stadt­haus 3). Das schreibt das Bau­recht vor. In die­ser Zeit kön­nen die Men­schen in Müns­ter zu den Pla­nun­gen Stel­lung neh­men. Um einen Ein­druck zu ver­mit­teln: Beim ers­ten Anlauf gab es 506 Stellungnahmen. 

Die­se Ein­ga­ben wird die Stadt prü­fen und gege­be­nen­falls im nächs­ten Schritt im Bebau­ungs­plan berück­sich­ti­gen. Dar­über ent­schei­det dann wie­der­um der Rat. Wann das sein wird, geht aus den Unter­la­gen nicht her­vor. Etwas ande­res aber schon: Der Hafen­markt soll schon im kom­men­den Jahr öffnen. 

Tat­säch­lich hat sich gegen­über der ursprüng­li­chen Pla­nung mehr als nur der Name geän­dert. Die Markt­hal­le soll nicht ein­fach nur ein klei­ne­rer Super­markt sein, in dem alles etwas weni­ger nach Super­markt aus­sieht. Sie soll schon mehr den Cha­rak­ter eines Wochen­markts bekom­men. Man soll das, was man kauft, vor Ort essen kön­nen, so steht es in der Vor­la­ge der Ver­wal­tung (ja, das geht auch im Super­markt, aber dann es eben sein, dass man raus­fliegt). Und es soll vor allem Bio­pro­duk­te geben, Regio­na­les, Loka­les, Vega­nes. Das Ange­bot soll auch per Las­ten­rad ins Vier­tel gelie­fert wer­den. Vor­stel­len muss man sich das wahr­schein­lich ein biss­chen so wie die Markt­hal­le am Mar­hei­ne­keplatz in Ber­lin.

Zu alle­dem sol­len Dienst­leis­tung und Ein­zel­han­del Platz bekom­men, auch Gas­tro­no­mie und sozia­le Infra­struk­tur (also zum Bei­spiel ein Quar­tiers­bü­ro ähn­lich dem Süd­vier­tel­bü­ro oder eine Kin­der­ta­ges­ein­rich­tung). Es sind noch recht all­ge­mei­ne Begrif­fe, die grob beschrei­ben, was hier spä­ter ein­mal zu fin­den sein wird. Etwas ein­fa­cher vor­stel­len kann man sich die 34 Woh­nun­gen, die eben­falls gebaut wer­den sol­len, oder die öffent­li­che Tief­ga­ra­ge, für die die Stadt laut den Plä­nen nun noch eine Mil­li­on Euro mehr zah­len muss als ursprüng­lich geplant. 

Um das alles in Stadt­pla­nungs- und Ver­wal­tungs­deutsch zu umrei­ßen, hier noch ein­mal ein Zitat aus der Vor­la­ge: „Der Hafen­markt soll somit einen viel­fäl­ti­gen urba­nen Quar­tiers­mit­tel­punkt dar­stel­len, der zudem als Gelenk für zum Teil neue Wege­be­zie­hun­gen zwi­schen Han­sa­vier­tel, Hafen und Stadt­ha­fen-Nord fun­giert.“ Ver­stan­den? Egal. 

Erin­nern wir uns zwi­schen­durch noch ein­mal an das Pro­blem, das im ers­ten Anlauf im Weg stand. Es ging um den Ver­kehr und den Lärm, den ein neu­es Ein­kaufs­zen­trum an die­ser Stel­le pro­du­zie­ren wür­de. Auch die­ses Pro­blem soll nun gelöst sein. So sagt es jeden­falls ein von der Bau­her­rin beauf­trag­ter Gut­ach­ter – wie schon damals beim Hafencenter. 

Ob das nun rich­tig ist oder nicht, im nächs­ten Schritt wird es noch kein Pro­blem sein. Im Rat gibt es eine Mehr­heit für das Pro­jekt. Sie besteht aller­dings nicht aus den Koali­ti­ons­par­tei­en – also den Grü­nen, der SPD und Volt. Weil man sich hier nicht einig wur­de, steht nun im Koali­ti­ons­pa­pier, dass die drei Par­tei­en in die­sem Aus­nah­me­fall unter­schied­lich abstim­men dürfen. 

Hät­te man die­se Lösung nicht gefun­den, wäre die Koali­ti­on gleich zu Beginn in gro­ße Schwie­rig­kei­ten gera­ten. Die SPD will das Pro­jekt wei­ter zu Ende brin­gen. Sie hat­te der CDU auch in der Ver­gan­gen­heit schon ihre Stim­men gelie­hen, als der grü­ne Koali­ti­ons­part­ner dazu nicht bereit war. Für die Grü­nen dage­gen ist ein Ja kei­ne Opti­on. Auch das war bis­lang schon so. Aber jetzt sitzt seit der Kom­mu­nal­wahl mit Rai­ner Bode noch der Mann in der grü­nen Frak­ti­on, der den Bau des Hafen­cen­ters mit sei­ner Kla­ge gestoppt hat­te. Von Rai­ner Bode kam auch der Vor­schlag, beim Hafen­markt die Koali­ti­ons­re­geln außer Kraft zu setzen. 

„An unse­rer Hal­tung hat sich nichts geän­dert“, sagt Bode. Das sage er aller­dings nicht als Rats­herr, son­dern als Teil der Hafen­in­itia­ti­ve, die das Bau­pro­jekt ver­hin­dern möch­te. In der Frak­ti­on gibt es mit dem ehe­ma­li­gen Frak­ti­ons­chef Otto Rei­ners auch einen Kri­ti­ker am nun ver­ein­bar­ten Modus. Das berich­ten die West­fä­li­schen Nach­rich­ten heu­te. „War­um sol­len wir das The­ma ande­ren über­las­sen?“, fragt Rei­ners. Anders gesagt: SPD und CDU wer­den das Pro­jekt nun zusam­men mit der FDP durch­set­zen, ohne dass den Grü­nen dabei irgend­ein Ein­fluss bliebe. 

Ob der Hafen­markt dann so gebaut wer­den kann, wie er nun geplant ist, steht aller­dings noch nicht fest. Laut Rai­ner Bode prüft der Anwalt der Hafen­in­itia­ti­ve zur­zeit die ver­öf­fent­lich­ten Unter­la­gen. „Wenn es da Ansatz­punk­te gibt, dann geht es wei­ter“, sagt Bode. Kon­kret bedeu­tet das: Auch das Pro­jekt Hafen­markt könn­te vor Gericht lan­den, mit allen Kon­se­quen­zen, die das haben wür­de. „Das wird dann noch mal vier oder fünf Jah­re dau­ern“, schätzt Bode. Er rech­net nicht damit, dass die Stadt noch ein­mal eine Bau­ge­neh­mi­gung ertei­len wird, bevor ein abschlie­ßen­des Urteil vor­liegt. Dass die Stadt das Pro­jekt beim letz­ten Mal nach Gefühl geneh­migt hat, war der Grund dafür, dass am Han­sa­ring nun eine Bau­rui­ne steht. Die Stroet­mann-Brü­der hat­ten auf eige­nes Risi­ko ange­fan­gen zu bau­en, weil sie der Mei­nung waren, das Risi­ko sei überschaubar. 

Das soll sich ver­mut­lich nicht wie­der­ho­len. Aber ist der Weg über das Gericht tat­säch­lich die ein­zi­ge Mög­lich­keit? Nicht unbe­dingt. Rai­ner Bode könn­te sich auch noch eine ande­re Vari­an­te vor­stel­len. Groß­flä­chi­gen Ein­zel­han­del wol­le die Hafen­in­itia­ti­ve an die­ser Stel­le auf kei­nen Fall, auch nicht in redu­zier­ter Form. Für ihn läge die Lösung auf der Hand. Woh­nun­gen, eine Kita, kei­ne Märk­te. „Wenn Stroet­mann das macht, sind wir in ein, zwei Jah­ren durch“, sagt er. 

Lob für die roten Fahrradstraßen

Müns­ter ist wie­der ein­mal gelobt wor­den, dies­mal für die acht Fahr­rad­stra­ßen, die momen­tan in der Stadt aus­ge­wie­sen und rot gestri­chen wer­den. Die Jury des Deut­schen Ver­kehrs­pla­nungs­prei­ses hat das Pro­jekt zwar nicht aus­ge­zeich­net, aber doch aner­ken­nend erwähnt, mel­det die Stadt. Paul Opper­mann hat sich den Wett­be­werb für uns ein­mal genau­er angesehen. 

Gewon­nen hat das Ham­bur­ger Pro­jekt „Otten­sen macht Platz“, mit dem es der Stadt gelun­gen ist, den Auto­ver­kehr zu redu­zie­ren, indem – es klingt so ein­fach – bestimm­te Ver­bin­dun­gen für Autos gesperrt wur­den. Der gewon­ne­ne Frei­raum soll nun Men­schen zur Ver­fü­gung ste­hen, die zu Fuß unter­wegs sind. Die Kul­tur soll mehr Platz bekom­men. Vor etwa einem Jahr kam es zu einer hef­ti­gen Debat­te dar­über, ob das Pro­jekt fort­ge­führt wer­den soll. Das alles erin­nert an das, was wir nun in Müns­ter erle­ben. In Ham­burg stimm­te aller­dings kei­ne lin­ke Koali­ti­on dafür, das Pro­jekt dau­er­haft fort­zu­füh­ren, son­dern eine Mehr­heit aus den Grü­nen und der CDU. 

Der zwei­te Preis ging an die Stadt Stutt­gart. Dort zeich­ne­te die Jury den Öster­rei­chi­schen Platz aus, zu einem Teil von einer Auto­bahn­brü­cke bedeckt ist. Frü­her befand sich hier ein Park­platz. Heu­te ist der Öster­rei­chi­sche Platz eine Kul­tur­zo­ne, in der Tisch­ten­nis­tur­nie­re statt­fin­den oder Film­aben­de. Da Stu­die­ren­de dort auch Schlaf­plät­ze auf­ge­baut haben, hal­ten sich unter der Brü­cke auch Obdach­lo­se und Dro­gen­ab­hän­gi­ge auf. Es gab Schlä­ge­rei­en und über­haupt: Ärger. Das wäre eine Schat­ten­sei­te. Unter dem Strich hat die Jury das Pro­jekt offen­bar trotz­dem überzeugt. 

Und nun noch ein Blick auf das aner­ken­nend erwähn­te Pro­jekt in Müns­ter, über das Stadt­bau­rat Robin Denstorff laut Pres­se­mit­tei­lung sagt, es habe gezeigt, „dass wir Ver­kehrs­wen­de in Müns­ter kön­nen“. In den Nie­der­lan­den sind Fahr­rad­stra­ßen die­ser Art schon län­ger üblich. Dort hat­te die Stadt sich inspi­rie­ren las­sen. Aber auch in Deutsch­land waren ande­re frü­her dran. Die Idee mit den Mar­kie­run­gen zum Bei­spiel hat Bre­men schon vor­her umge­setzt. Auch die Anzahl der Fahr­rad­stra­ßen ist nicht rekord­ver­däch­tig. Müns­ter bringt es auf 16, von denen acht auf einer Län­ge von 5,5 Kilo­me­tern nach dem neu­en Kon­zept umge­stal­tet wor­den sind. Zum Ver­gleich: Das nach der Ein­woh­nen­den­zahl fünf Mal so gro­ße, nach der Flä­che aber in etwa gleich gro­ße Mün­chen bringt es auf 83 Fahr­rad­stra­ßen mit einer Gesamt­län­ge von 38 Kilo­me­tern.


In aller Kürze

+++ Die Fra­ge, ob Sie bei dem Wet­ter zum Markt gehen, müs­sen Sie sich in die­ser Woche nicht stel­len. Die Märk­te auf dem Dom­platz, im Geist­vier­tel, auf dem Huber­ti­platz und in Wol­beck fal­len mor­gen aus, schreibt die Stadt.

+++ Und noch eine Auf­ga­be weni­ger: Die Müll­ton­nen kön­nen Sie mor­gen im Hof ste­hen las­sen. Die Müll­ab­fuhr kommt bis Ende der Woche nicht, auch die Recy­cling­hö­fe blei­ben geschlos­sen. Aktu­el­le Infor­ma­tio­nen geben die Abfall­wirt­schafts­be­trie­be im Netz. 

+++ Damit Ihnen zu Hau­se nicht die Decke auf den Kopf fällt, wür­den wir Ihnen zu einem guten Buch raten. Die Stadt rät: Las­sen Sie das Dach recht­zei­tig räu­men, mit Beto­nung auf „las­sen“, denn dabei kann vor allem bei die­sem Wet­ter ja so eini­ges schief­ge­hen – nicht, dass Sie am Ende noch wem anders auf den Kopf fallen. 

+++ Mor­gen Nach­mit­tag tagt ab 16 Uhr der Haupt­aus­schuss der Stadt im Rat­haus am Prin­zi­pal­markt, damit der grö­ße­re Rat nicht in der Hal­le Müns­ter­land zusam­men­kom­men muss. Theo­re­tisch kön­nen Sie sich das anse­hen. Die Tages­ord­nung fin­den Sie hier. Wir wür­den anbie­ten: Wenn Sie für etwas Bestimm­tes inter­es­sie­ren, sagen Sie doch kurz Bescheid. Dann hören wir für Sie hin. Ansons­ten fas­sen wir das Wich­tigs­te am Frei­tag zusammen. 

+++ Wenn Sie drau­ßen obdach­lo­se oder hilf­lo­se Men­schen fin­den und nicht wis­sen, wie Sie sich ver­hal­ten sol­len: Mel­den Sie sich beim Haus der Woh­nungs­lo­sen (0251 48 45 20) oder dem Sozi­al­dienst katho­li­scher Frau­en (0251 89 93 60). Die wis­sen, was zu tun ist. 

+++ Klaus Bau­meis­ter hat am Mon­tag in den West­fä­li­schen Nach­rich­ten auf die Zeit der rot-grü­nen Koali­ti­on unter Mari­on Tüns ab 1994 zurück­ge­schaut, und das ist auch mit Blick auf die aktu­el­le Debat­te zum Ver­kehr in der Innen­stadt inter­es­sant. Die Anfang der 90er-Jah­re gegen den Wider­stand der CDU geplan­te Fahr­rad­sta­ti­on zum Bei­spiel („Mil­lio­nen­grab“) blieb schließ­lich ste­hen. Inzwi­schen sei man sich einig, dass auch die Ost­sei­te so eine Sta­ti­on brau­che. Tem­po 50 auf der Wese­ler Stra­ße habe die CDU spä­ter erst rück­gän­gig gemacht, dann wie­der ein­ge­führt. Und als es dar­um gegan­gen sei, die über tau­send Bus­se pro Tag vom Prin­zi­pal­markt an den Bült zu ver­la­gern, „fürch­te­ten nicht weni­ge um die Erreich­bar­keit der City“, schreibt Bau­meis­ter. Auch die­sen Schritt zurück wür­de heu­te kaum jemand machen wol­len. Natür­lich bedeu­tet das nicht, dass es mit den Plä­nen der Koali­ti­on genau­so sein wird – dass alles auto­ma­tisch funk­tio­niert. Aber es ist viel­leicht doch eine Gele­gen­heit, dar­über nach­zu­den­ken, zu wel­chem Anteil die Debat­te aus Argu­men­ten besteht und zu wel­chem aus poli­ti­schen Reflexen. 


Corona-Update

Mor­gen steht in Ber­lin der nächs­te Coro­na-Gip­fel an. Im Moment sieht alles danach aus, als wenn es mit dem Lock­down bis März erst ein­mal wei­ter­geht. In die­ser Woche könn­te man sich das ein wenig damit schön­re­den, dass man wegen des Schnees ohne­hin nir­gend­wo hin kommt. Für Schu­len und Kitas könn­te sich dann schon bald etwas ändern, wenn das Wet­ter es zulässt, bezie­hungs­wei­se vor allem die Infek­ti­ons­zah­len. In Müns­ter ent­wi­ckeln sich die Wer­te wei­ter ganz ordent­lich. Die Sie­ben-Tage-Inzi­denz (Zahl der Neu­in­fek­tio­nen pro 100.000 Men­schen in einer Woche) ist auf 26 geschrumpft. Das kann sich schnell wie­der ändern. Aber im Moment sieht es gut aus. Auch die Zahl der als infi­ziert gemel­de­ten Men­schen sinkt. Sie liegt aktu­ell bei 131. Seit dem Wochen­en­de mel­det die Stadt zwei Neu­in­fek­tio­nen. 58 Men­schen mit einer Coro­na-Infek­ti­on lie­gen im Kran­ken­haus, 13 von ihnen auf der Inten­tiv­sta­ti­on, neun wer­den beatmet. Die aktu­el­len Inzi­denz­wer­te für die Städ­te in Nord­rhein-West­fa­len fin­den Sie hier.


Unbezahlte Werbung

Auf dem Fuß­weg von der Innen­stadt ins Kreuz­vier­tel befin­det sich am Breul ein schö­nes klei­nes Café, das sehr gutes Gebäck ver­kauft, das Mon­sieur Mac­a­ron. Sie ahnen auch schon, um wel­che Art von Gebäck es sich han­delt: Mac­a­rons, fran­zö­si­sche Bai­ser­teil­chen mit Fül­lung in den Geschmacks­rich­tun­gen Scho­ko­la­de, Vanil­le, Pis­ta­zie, Him­beer, Chai, Zitro­ne, Kaf­fee, Man­go und Pas­si­ons­frucht. Beson­ders gut: Salz­ka­ra­mell. Zur­zeit natür­lich alles zum Mit­neh­men. Und wenn die Pan­de­mie irgend­wann wie­der vor­bei ist, bie­tet das Café wie­der Back­work­shops an, in denen man selbst ler­nen kann, wie man Mac­a­rons macht. 


Drinnen und Draußen

Ver­an­stal­tungs­hin­wei­se in der Coro­na-Zeit, heu­te unter noch ein­mal ver­schärf­ten Bedin­gun­gen. Bis­lang konn­te man ja immer­hin noch das Haus ver­las­sen. Die gute Nach­richt wäre: Viel schlim­mer kann es nicht wer­den. Und zwei Emp­feh­lun­gen, die auch von zu Hau­se mög­lich sind, haben wir dann doch.

+++ Wie geht es eigent­lich Jugend­li­chen und jun­gen Erwach­se­nen in der Coro­na-Zeit? Wenn Eltern ihren her­an­wach­sen­den Kin­der die­se Fra­ge stel­len, sind zwei mög­li­che Ant­wor­ten: „Gut.“ Oder: „Nerv nicht.“ Auch aus die­sem Grund wol­len sich nun Pro­fis der Fra­ge anneh­men. Die Uni­kli­nik, genau­er die Kli­nik für Kin­der- und Jugend­psych­ia­trie, hat dazu einen Fra­ge­bo­gen für jun­ge Men­schen im Alter von 14 bis 21 Jah­ren erar­bei­tet. Wenn Sie Inter­es­se an den Ergeb­nis­sen haben und viel­leicht sogar Kin­der in die­sem Alter, lei­ten Sie den Link doch bit­te wei­ter. Den Fra­ge­bo­gen aus­zu­fül­len dau­ert etwa eine hal­be Stun­de. Über die Ergeb­nis­se wer­den wir im RUMS-Brief berichten. 

+++ Für Work­shops muss man eigent­lich das Haus ver­las­sen, und dann ist man ohne­hin schon stän­dig unter­wegs. Die­se bei­den Aus­re­den fal­len nun weg. Des­we­gen müss­te man sich jetzt ent­we­der eine neue über­le­gen, oder man nimmt ein­fach am Zei­chen-Work­shop für Erwach­se­ne teil, den das LWL-Muse­um für Kunst und Kul­tur am Lan­des­mu­se­um anbie­tet. Es wird um Aqua­rel­le und Zeich­nun­gen gehen. Die Teil­nah­me kos­tet 30 Euro. Wer sich anmel­det, bekommt eine Mate­ri­al­lis­te und einen Link. Das Gan­ze fin­det ab Frei­tag drei Mal statt, immer frei­tags, jeweils ab 15:30 Uhr zwei Stun­den lang. Es gibt auch Kur­se für Kin­der. Alles wei­te­re hier.

Am Frei­tag schreibt Ihnen Con­stan­ze Busch wie­der. Ich wün­sche Ihnen eine unfall­freie Woche. Und blei­ben Sie auch sonst gesund.

Herz­li­che Grüße

Ralf Heimann

Mit­ar­beit: Nils Diet­rich, Paul Opper­mann.

Trans­pa­renz­hin­weis: Paul Opper­mann enga­giert sich in der Fridays-for-Future-Bewegung. 


PS

Die Stadt hat am Mon­tag ihr Impf­zen­trum in Betrieb genom­men. Schon seit Wochen war alles vor­be­rei­tet. Es fehl­te nur noch der Impf­stoff. In der Zwi­schen­zeit hat­te man sich auf alle Even­tua­li­tä­ten ein­ge­stellt. Für den Fall, dass impf­be­rech­tig­te Men­schen über 80 kei­ne Mög­lich­keit haben, zum Impf­zen­trum zu kom­men, hat­te man sich um Impf­ta­xis geküm­mert. Nur mit dem Fall, dass auch die Impf­ta­xis nicht zur Hal­le Müns­ter­land kom­men wür­den, weil die gan­ze Stadt unter Schnee liegt, hat­te man nicht kal­ku­liert. Dabei kann man der Stadt wirk­lich nicht vor­wer­fen, dass sie in die­ser Sache irgend­ei­ne Über­le­gung nicht ange­stellt hät­te. Zum Impf­start hat sie alles Wis­sens­wer­te, vie­le Zah­len und Zita­te zusam­men­ge­tra­gen. Auf den Sei­ten der Stadt fin­den sich Fra­gen, die immer wie­der gestellt wer­den. Es gibt sogar ein Impf-Alpha­bet und eine Coro­na-Chro­nik. Und wenn man genau hin­schaut, fin­det man dort sogar eine Mög­lich­keit, trotz Schnee ohne Bus oder Taxi fast bis zur Tür der Hal­le Müns­ter­land zu kom­men. Unter dem Buch­sta­ben Y steht: „Yacht­be­sit­zer kön­nen auf Antrag einen Lie­ge­platz im Stadt­ha­fen bekom­men und haben von dort ledig­lich einen Fuß­weg von 800 Metern zum Impf­zen­trum zurück­zu­le­gen.“ Die Mög­lich­keit, dass irgend­wer die­ses Ange­bot nut­zen könn­te, hält die Stadt aber offen­bar selbst nicht für so wahr­schein­lich. Hin­ter dem Hin­weis steht noch ein klei­ner Smiley.