Grün, rot – und lila: Neues Bündnis im Rat | Missbrauchsprozess beginnt | Neue RUMS-Reportage: Frühchenstation im UKM

Müns­ter, 13. Novem­ber 2020

Guten Tag,

am Diens­tag­abend ist so etwas wie wei­ßer Rauch auf­ge­stie­gen über den Dächern von Müns­ter. Die Kreis­ver­samm­lung der Grü­nen hat­te gera­de vir­tu­ell bera­ten, mit wem sie in den kom­men­den fünf Jah­ren im Stadt­rat zusam­men­ar­bei­ten will. Inzwi­schen liegt die Kom­mu­nal­wahl zwei Mona­te zurück, doch über die künf­ti­gen Mehr­heits­ver­hält­nis­se herrsch­te bis vor drei Tagen Unklar­heit. Grü­nen-Rats­herr Leon Herbst­mann erlös­te sei­ne Twit­ter-Fol­lower schließ­lich: „Gemein­sam mit der #SPD und #Volt wol­len wir in den nächs­ten Jah­ren die Stadt gestalten.“

Damit stand es end­lich fest, und die Rechen­spie­le der ver­gan­ge­nen Wochen hat­ten ein Ende. CDU und Grü­ne oder CDU und SPD hät­ten jeweils zusam­men eine kom­for­ta­ble Mehr­heit gehabt, aber die poli­ti­sche Arith­me­tik basiert eben auf mehr als der blo­ßen Addi­ti­on von Man­da­ten. Das nun geplan­te Drei­er­bünd­nis kommt auf eine Mehr­heit von exakt einer Stim­me. Die­ser Vor­sprung ist gering, aber er kann auch disziplinieren.

Die Koali­ti­on aus CDU und FDP hat­te zwi­schen 2004 und 2009 eben­falls mit einer so knap­pen Mehr­heit regiert, und es hat funk­tio­niert. Dass es auch schief­ge­hen kann, muss­te die ehe­ma­li­ge schles­wig-hol­stei­ni­sche Minis­ter­prä­si­den­tin Hei­de Simo­nis (SPD) erfah­ren. Ihr ver­wei­ger­te jemand, der bis heu­te nicht bekannt ist, bei ihrer geplan­ten Wie­der­wahl im Jahr 2005 die Stim­me. So ende­te ihre poli­ti­sche Karriere. 

Die CDU bleibt außen vor

In Müns­ter ver­han­delt nun das Drei­er­bünd­nis, und die CDU muss zuschau­en. Es wäre das ers­te Mal seit dem rot-grü­nen Inter­mez­zo unter Ober­bür­ger­meis­te­rin Mari­on Tüns (1994 bis 1999), dass die Christdemokrat:innen im Stadt­par­la­ment nicht mit­re­gie­ren. Von einer abso­lu­ten Mehr­heit wie im Jahr 1999 ist schon lan­ge nicht mehr die Rede. Es hat deut­li­che Ver­schie­bun­gen gege­ben. Die CDU stellt wei­ter­hin die stärks­te Frak­ti­on. Dass sie trotz­dem nicht mit­re­den kann, liegt nicht an ihr, wenn es stimmt, was in der Pres­se­mit­tei­lung vom 27. Okto­ber steht. Hier hat­te die Par­tei noch von Chan­cen auf eine „hand­lungs­fä­hi­ge Mehr­heit im Rat“ gespro­chen. Aber auch da konn­te man bereits her­aus­le­sen: Die CDU ahnt, dass es eng wird. Bei Grü­nen und SPD soll es gro­ße Vor­be­hal­te gegen eine Zusam­men­ar­beit gege­ben haben, berich­te­te die Müns­ter­sche Zei­tung.

Was das bedeu­tet, konn­te man am Mitt­woch in der ers­ten Sit­zung des neu­en Rates beob­ach­ten. Es hat­te etwas vom ers­ten Tag eines neu­en Schul­jah­res. Unter­richt fin­det noch nicht statt, aber man klärt das Orga­ni­sa­to­ri­sche und wählt die Klassensprecher:in. So ähn­lich war es am Mitt­woch. Die Rats­mit­glie­der wur­den ver­ei­digt, eben­so wie der neue und alte Ober­bür­ger­meis­ter Mar­kus Lewe. Außer­dem wähl­te der Rat des­sen drei Stellvertreter:innen Ange­la Stäh­ler (CDU), Klaus Rose­nau (Grü­ne) und Maria Win­kel (SPD).

Span­nend wur­de es, als es um die Fach­aus­schüs­se ging. Die CDU hät­te die Aus­schüs­se gern klei­ner gehabt, denn die Rats­ar­beit fin­det in der Frei­zeit statt. Und jede Sit­zung nimmt einen Abend in Anspruch. Für die klei­nen Par­tei­en und Rats­grup­pen haben klei­ne Aus­schüs­se aller­dings den Nach­teil, dass sie in vie­len der Gre­mi­en dann gar nicht ver­tre­ten sind. So argu­men­tie­ren Grü­ne, SPD und Volt. Sie setz­ten sich am Ende durch. Und sie schu­fen einen neu­en Aus­schuss für Ver­kehr und Mobi­li­tät. Die Rats­grup­pe ÖDP/Die Par­tei und Ein­zel­kämp­fer Geor­gi­os Tsa­ka­li­dis stimm­ten eben­falls für den Antrag.

„Wir versuchen das jetzt“

Wie es zu dem neu­en Bünd­nis im Rat kam, erklär­te Grü­nen-Frak­ti­ons­chef Chris­toph Kat­tent­idt am Ran­de des Sit­zung. Die Grü­nen hät­ten mit allen Par­tei­en Son­die­rungs­ge­sprä­che geführt. „Am Ende hat­ten wir den Ein­druck, dass sich unse­re Vor­stel­lun­gen zur Kli­ma­neu­tra­li­tät und Auto­frei­heit am ehes­ten mit SPD und Volt umset­zen las­sen“, sag­te er. Von der Volt-Rats­grup­pe sei er nach den Gesprä­chen in den ver­gan­ge­nen Wochen sehr ange­tan. „Wir ver­su­chen das jetzt“, sag­te Kat­tent­idt. Er klang sehr optimistisch. 

Zunächst aber ste­hen die Koali­ti­ons­ver­hand­lun­gen an. Sie sol­len bis Anfang des Jah­res abge­schlos­sen sein. Aber bei allem Opti­mis­mus, ganz leicht wird es wohl nicht wer­den. Kat­tent­idt sieht „eine gan­ze Men­ge Eini­gungs­be­darf“, etwa beim Hafen­cen­ter. Mit Rai­ner Bode sitzt der Anfüh­rer der Pro­test­be­we­gung neu­er­dings in sei­ner Frak­ti­on. Eini­gungs­be­darf gibt es auch beim Preu­ßen­sta­di­on. Und natür­lich bei einem der wich­tigs­ten grü­nen Wahl­kampf­the­men: „Wir mei­nen das ernst mit der auto­frei­en Innen­stadt, das ist unser Ziel, dar­über wer­den wir mit SPD und Volt reden“, sag­te Kattentidt.

Der neue SPD-Frak­ti­ons­chef Mathi­as Kers­t­ing ist spe­zi­ell bei die­sem The­ma etwas zurück­hal­ten­der: „Da wird man im Detail gucken müs­sen“, sagt er. Die Dis­kus­si­on um den Hafen­markt möch­te Kers­t­ing am liebs­ten erst ein­mal aus­klam­mern. Die größ­ten Über­ein­stim­mun­gen sieht er bei den The­men Ver­kehr und Woh­nen. Beim The­ma Musik-Cam­pus sind Grü­ne und SPD sich eben­falls einig – in ihrer Skep­sis. Aber auch Kers­t­ing gibt sich zuver­sicht­lich. „Ab mor­gen geht die Arbeit los“, sagt er.

Erste Bewährungsprobe

Beson­ders auf­merk­sam schau­ten am Mitt­woch alle auf die neue Par­tei Volt. Sie exis­tiert erst seit 2017. Bei den Euro­pa­wah­len im ver­gan­ge­nen Jahr mach­te sie zum ers­ten Mal auf sich auf­merk­sam. Bei der Kom­mu­nal­wahl hol­te sie aus dem Stand zwei Man­da­te im Rat. Über 4.000 Men­schen stimm­ten für sie (2,6 Prozent). 

Poli­tisch ist die Par­tei im links­li­be­ra­len Spek­trum zwi­schen Grü­nen und FDP zu ver­or­ten. In Müns­ter hat sie nun die Mög­lich­keit, die Stadt­po­li­tik von Beginn an selbst mit­zu­ge­stal­ten. Ihre bei­den Stim­men wer­den die not­wen­di­ge Mehr­heit im Stadt­par­la­ment sichern, wenn die Koali­ti­ons­ver­hand­lun­gen erfolg­reich sind. Davon geht Volt-Rats­herr Tim Pasch aber aus. „Wir sind posi­tiv gestimmt und haben ein gutes Gefühl aus den Son­die­run­gen“, sag­te er. Mit den Grü­nen (Kli­ma- und Umwelt­schutz) und der SPD (Bil­dung und Ver­kehr) gebe es vie­le Schnittmengen.

Ver­han­deln müs­sen wird man trotz­dem. „Wack­li­ge The­men sind das Hafen­cen­ter, der Flug­ha­fen-Aus­stieg oder das Preu­ßen­sta­di­on“, sag­te Volt-Rats­frau Hele­ne Gold­beck. Gro­ße Sor­gen macht sie sich nicht. Dazu blie­be auch kei­ne Zeit. Die ers­te Bewäh­rungs­pro­be fin­det in weni­gen Wochen statt. Schon im Dezem­ber steht der Haus­halt für 2021 im Rat auf der Tagesordnung.


In aller Kürze

+++ Ers­ter Tag im Pro­zess um den Miss­brauchs­fall von Müns­ter: Seit ges­tern müs­sen sich der 27-jäh­ri­ge Haupt­ver­däch­ti­ge, sei­ne Mut­ter und drei wei­te­re Beschul­dig­te vor dem Land­ge­richt in Müns­ter ver­ant­wor­ten. Die Staats­an­walt­schaft wirft den Män­nern schwers­te sexu­el­le Ver­bre­chen am elf Jah­re alten Zieh­sohn des Haupt­ver­däch­ti­gen vor. Die Mut­ter des 27-Jäh­ri­gen muss sich wegen Bei­hil­fe ver­ant­wor­ten. Der selb­stän­di­ge EDV-Bera­ter soll dem Jun­gen seit 2018 bei min­des­tens 26 Gele­gen­hei­ten nicht nur selbst schwers­te sexu­el­le Gewalt ange­tan haben. Er fuhr mit dem Kind angeb­lich quer durch Deutsch­land, um es ande­ren Män­nern zum Miss­brauch zur Ver­fü­gung zu stel­len. Vie­les von dem, was pas­siert sein soll, doku­men­tier­te der Haupt­ver­däch­ti­ge auf Vide­os. Eini­ge davon ver­brei­te­te er im Dark­net. Die ange­klag­ten Män­ner haben sich bis­lang nicht zu den Taten geäu­ßert. Am Don­ners­tag ließ das Gericht ledig­lich fünf Berichterstatter:innen zu, über­re­gio­na­le Zei­tun­gen beka­men nur einen Platz, der ging an die „Bild“-Zeitung, die FAZ und die SZ gin­gen leer aus. FAZ-Redak­teur Rai­ner Bur­ger kri­ti­sier­te das in einem Kom­men­tar. Im Pro­zess um das als Miss­brauchs­kom­plex von Ber­gisch-Glad­bach bekann­te Fäl­le-Kon­vo­lut ging das näm­lich auch anders. Das Gericht hat­te die Ver­hand­lung in einen benach­bar­ten Saal über­tra­gen. Rai­ner Bur­ger sicher­te sich schließ­lich doch noch einen Platz für Nach­rü­cker. Sei­ne Ein­drü­cke hat er hier auf­ge­schrie­ben. Um einen Ein­druck zu geben, nur ein klei­nes Detail dar­aus, das einem nicht aus dem Kopf geht: Die Mut­ter des Haupt­ver­däch­ti­gen soll gewusst haben, was in der Gar­ten­lau­be pas­sie­ren wür­de. Vor­her soll sie ihrem Sohn per Han­dy gewünscht haben: “Viel Spaß!” Wäh­rend der Pro­zess läuft, gehen die Ermitt­lun­gen wei­ter. Am Frei­tag mel­de­te die Poli­zei die Fest­nah­me eines wei­te­ren Ver­däch­ti­gen in Hei­li­gen­haus.

+++ His­to­ri­scher Fund auf dem Schloss­platz: Seit Müns­ter vor über 1.200 Jah­ren gegrün­det wur­de, ist viel gebaut und viel abge­ris­sen wor­den. Die Spu­ren sind auch heu­te noch unter der Erde zu fin­den – zur Freu­de von Archäolog:innen. Sie haben nun wie­der ein­mal etwas gefun­den. Eigent­lich soll­ten auf dem Schloss­platz Fern­wär­me­lei­tun­gen ver­legt wer­den. Doch dabei leg­ten die Bau­ar­bei­ter in der 50 Meter lan­gen Bau­gru­be Über­res­te der Stadt­be­fes­ti­gung aus der Zeit zwi­schen dem 12. und dem 17. Jahr­hun­dert frei, berich­ten die West­fä­li­schen Nach­rich­ten. Neben Res­ten von Grä­ben und Mau­ern gehört dazu auch ein Tor­häus­chen, das auf alten Plä­nen zu sehen ist, und das Fun­da­ment einer Befestigungsanlage. 

+++ Luft­fil­ter für Müns­ters Schu­len: Der Rat hat am Mitt­woch nach­träg­lich eine Dring­lich­keits­ent­schei­dung der Stadt­ver­wal­tung geneh­migt, dass die 300 Luft­fil­ter für zusam­men­ge­nom­men rund 640.000 Euro ange­schafft wer­den kön­nen (RUMS-Brief vom Diens­tag). Im Schnitt sind das rund 2.100 Euro pro Fil­ter. Viel­leicht wäre ja auch die Alter­na­ti­ve inter­es­sant, die For­scher des Max-Planck-Insti­tuts für Che­mie in Mainz aus­ge­ar­bei­tet haben. Das ZDF berich­te­te neu­lich dar­über, hier ist das Gan­ze noch mal im Detail nach­zu­le­sen. Für 200 Euro Mate­ri­al­kos­ten und mit natür­lich viel Bas­te­lei könn­te man aus Mate­ria­li­en aus dem Bau­markt Fil­ter bau­en, die eben­falls gut funk­tio­nie­ren. Schei­tern könn­te das aller­dings an den Anfor­de­run­gen, die das Schul­amt an die Fil­ter stellt. Sie sind der Grund dafür, dass die Stadt Men­schen, die Fil­ter spen­den möch­ten, bit­tet, sich vor­her an das Schul­amt zu wen­den. Und das geht auch wei­ter­hin. Die Kon­takt­da­ten fin­den Sie hier.

+++ Das Ord­nungs­amt hat an der Mari­en­tal­stra­ße eine ver­schieb­ba­re Holz­platt­form in der Grö­ße eines VW Polos abtrans­por­tie­ren las­sen, die nicht zufäl­lig auf dem Park­strei­fen am Stra­ßen­rand stand. Die Inter­es­sen­ge­mein­schaft Fahr­rad­stadt hat­te sie dort abge­stellt, um dar­auf auf­merk­sam zu machen, was man mit den Flä­chen so alles machen kann, die in der Stadt eigent­lich Autos in Anspruch neh­men. Auf der Platt­form steht eine Bank. Man kann auf ihr sit­zen, man kann auch Räder abstel­len. Kurio­ser­wei­se woll­te die Inter­es­sen­ge­mein­schaft mit der Akti­on gera­de auf die Untä­tig­keit des Ord­nungs­amts auf­merk­sam machen, denn das schaut ger­ne mal weg, wenn Autos inner­halb des Pro­me­na­den­rings auf dem Geh­weg ste­hen. In Müns­ter wird das tole­riert. Mobi­le Holz­platt­for­men tole­riert das Amt dort aller­dings offen­bar nicht. Auch das weiß die Inter­es­sen­ge­mein­schaft jetzt. Und sie weiß auch, was das Abschlep­pen kos­tet, näm­lich 209,29 Euro. Fotos und einen aus­führ­li­chen Bericht der Akti­on fin­den Sie hier.


Corona-Update

Inzwi­schen gibt es zwar einen Impf­stoff, aber noch ver­bes­sert das die Situa­ti­on nicht. Die Stadt Müns­ter mel­det am Frei­tag­nach­mit­tag drei wei­te­re Todes­fäl­le nach Infek­tio­nen mit Coro­na-Viren. Drei Frau­en im Alter von 81, 82 und 90 Jah­ren star­ben im Kran­ken­haus. Die Zahl der Todes­fäl­le allein in den ver­gan­ge­nen vier Wochen wächst damit auf acht, ins­ge­samt sind in Müns­ter 21 Men­schen an Covid-19 gestor­ben. Und die Zahl der Infek­tio­nen steigt wei­ter. Seit Don­ners­tag sind 49 neue Mel­dun­gen hin­zu­ge­kom­men. Die Zahl der als erkrankt gel­ten­den Men­schen steigt damit auf 433. Von ihnen lie­gen 40 im Kran­ken­haus, 20 auf der Inten­siv­sta­ti­on. Und noch ein Hin­weis für alle, die Kin­der in einer Kita oder an einer Schu­le haben. Bei einem Infek­ti­ons­fall dort grei­fen bestimm­te Mecha­nis­men. Wenn es Sie inter­es­siert, die Stadt beschreibt das Vor­ge­hen hier. Falls Sie ande­re Fra­gen haben, die Coro­na-Hot­line der Stadt errei­chen Sie unter der Num­mer 0251 492 1077.


Unbezahlte Werbung

Seit Febru­ar die­ses Jah­res gibt es an der Salz­stra­ße 30 einen Second-Hand-Laden, in dem die Klei­dung so gar nicht den Charme von Alt­klei­der­con­tai­ner ver­sprüht: Hel­la Good ver­kauft „prel­oved“ Frau­en­mo­de, aus­ge­such­ten Schmuck und Pape­te­rie einer Müns­te­ra­ner Desi­gne­rin. Auf ihrem Insta­gram-Kanal zeigt die 30-Jäh­ri­ge regel­mä­ßig, wel­che neu­en Schät­ze auf Kom­mis­si­on in ihrem hüb­schen Geschäft hän­gen. Um die Ein­zel­tei­le zu ergat­tern, lohnt es sich, schnell zu sein. Wer bei Hel­la eige­ne Klei­dung in zwei­te Hän­de geben möch­te, soll­te wie­der­um Geduld mit­brin­gen: Vie­le Münsteraner:innen las­sen sich für eini­ge Mona­te auf die War­te­lis­te set­zen (unse­re Kol­le­gin Lau­ra Badu­ra spricht aus eige­ner Erfah­rung). Hel­la Good ist auf jeden Fall einen Besuch wert – und wenn Sie nur in Beglei­tung mit­ge­kom­men sind, fra­gen Sie doch mal nach der „Her­ren­ab­tei­lung“. Öff­nungs­zei­ten: Diens­tag bis Sams­tag, 11 bis 18 Uhr.


Drinnen und draußen

+++ Haben Sie am Mon­tag (16. Novem­ber) um Punkt 12 Uhr Zeit? Ja? Es geht auch ganz schnell. Machen sie ein­fach kurz vor Ihrer Mit­tags­pau­se, mit­ten im Zoom-Mee­ting oder gleich nach dem Auf­ste­hen, je nach Ihrer Lebens­si­tua­ti­on, ein Foto. Dann kön­nen Sie Teil eines künst­le­ri­schen Pro­jekts wer­den, das gleich­zei­tig auch noch die Men­schen aus Müns­ter und sei­ner israe­li­schen Part­ner­stadt Rishon LeZi­on mit­ein­an­der ver­bin­det. Auf­ge­ru­fen hat zu dem Pro­jekt Tho­mas Nufer, der schon im Juli mehr als tau­send Men­schen aus Müns­ter dazu gebracht hat, unter dem Namen „1 Sekun­de Müns­ter“ einen Aus­schnitt ihres Lebens zu foto­gra­fie­ren und zu tei­len. Nun kom­men noch die Men­schen aus Rishon LeZi­on dazu. Damit das funk­tio­niert, müs­sen Sie das Bild anschlie­ßend auf der Web­sei­te www.rishon-muenster.one hoch­la­den oder es unter dem Hash­tag #ris­hon­muens­ter auf Insta­gram ver­öf­fent­li­chen. Wer weiß, viel­leicht ist Ihr Foto auch dabei, wenn 2021 die bei­den Städ­te das 40-jäh­ri­ge Bestehen ihrer Freund­schaft fei­ern. Dann soll es auch rea­le Fei­ern geben, unter ande­rem mit einer Fotoausstellung. 

+++ Ein Tipp für kal­te Novem­ber­ta­ge: Die im Müns­ter­land spie­len­de His­to­ri­en-Serie „Haus Kum­mer­veldt“ ist noch bis zum nächs­ten Frei­tag (22. Novem­ber) online zu sehen. Wor­um es geht: Lui­se von Kum­mer­veldt, eine jun­ge Frau, die in der Kai­ser­zeit lebt, möch­te Schrift­stel­le­rin wer­den. Und das ist – Sie ahnen es schon – alles nicht ganz so ein­fach. Ange­lehnt ist die Geschich­te an das Leben von Annet­te von Dros­te-Hüls­hoff. Die Serie ist schon bei Film­fes­ti­vals gelau­fen und hat Prei­se gewon­nen. Sie hat acht Tei­le. Sehen kön­nen Sie sie kos­ten­los. Dazu müs­sen Sie sich aller­dings anmel­den. Und das geht hier.


Die neue RUMS-Reportage

In Deutsch­land wer­den immer mehr Kin­der zu früh gebo­ren, heißt es zum Bei­spiel in der Ärz­te­zei­tung, mit stei­gen­der Ten­denz. Einer die­ser klei­nen Men­schen, die nach der Geburt nicht direkt oder nach weni­gen Tagen mit ihrer Mama und Papa nach Hau­se durf­ten, ist Cloe. Sie kam 15 Wochen zu früh mit nur 500 Gramm Gewicht zur Welt — und muss­te des­halb mona­te­lang auf der Früh­chen-Inten­siv­sta­ti­on des Uni­ver­si­täts­kli­ni­kums Müns­ter ver­sorgt wer­den. Eine sol­che Früh­ge­burt bedeu­tet für Kind und Eltern sowie­so schon eine kaum vor­stell­ba­re Belas­tung. Die Coro­na-Pan­de­mie hat die Situa­ti­on noch ein­mal ver­schärft: Weil die Räu­me der Sta­ti­on am UKM zu klein sind, um aus­rei­chend Abstand zu hal­ten, kön­nen die Väter und Müt­ter ihre Kin­der nur abwech­selnd besu­chen. Unse­re Repor­te­rin Isa­bel­le Zei­her von der Repor­ta­ge­schu­le Reut­lin­gen hat Cloé, die Eltern und das Pfle­ge­team unter strengs­ten Auf­la­gen einen Tag lang besucht. Den Arti­kel lesen Sie hier.

Am Diens­tag schreibt Ihnen wie­der Ralf Heimann. Ich wün­sche Ihnen ein schö­nes Wochenende. 

Herz­li­che Grüße

Nils Diet­rich

Mit­ar­beit: Lau­ra Badu­ra, Ralf Heimann


PS

Wenn Sie jemand wären, der Autos klaut, was wür­den Sie dann als Ers­tes mit­neh­men? Wahr­schein­lich das, was man am ehes­ten zu Geld machen kann. Das Navi­ga­ti­ons­ge­rät, das Radio, sol­che Din­ge. Aber das Lenk­rad? In Gie­ven­beck sind jetzt gleich zwei Mal aus Autos der Mar­ke BMW die Lenk­rä­der ver­schwun­den, das mel­det die Poli­zei. Und wer auch immer das war, die­se Men­schen haben die Autos auf­ge­knackt und neben den Navi­ga­ti­ons­ge­rä­ten eben auch die Lenk­rä­der abge­schraubt. Die Fra­ge wäre: Wenn die Kri­mi­nel­len schon so weit waren, war­um haben die nicht gleich das gan­ze Auto gestoh­len? Die Ant­wort lie­fert Kom­mis­sar Goog­le: Hier fin­den sich tau­sen­de Ein­trä­ge allein zum The­ma Lenk­rad­dieb­stahl bei BMW-Model­len. Tat­säch­lich, schreibt etwa die Heil­bron­ner Stim­me unter Beru­fung auf „Insi­der”, ist so ein Mul­ti­funk­ti­ons­lenk­rad, also eines, das deut­lich mehr kann als ein­fach nur len­ken, 1.200 Euro wert. Und ein­fach aus­zu­bau­en. Sol­che Tei­le – Air­bags sind eben­falls beliebt – ver­schie­ben gewerbs­mä­ßig agie­ren­de Ban­den dann nach Ost­eu­ro­pa. Da lobe ich mir doch mei­nen klei­nen VW Up. Kein Mul­ti­funk­ti­ons­lenk­rad, kein Navi, nicht mal eine Kli­ma­an­la­ge – aber eben auch unin­ter­es­sant für Ersatzteil-Diebe.

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