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Porträt von Ralf Heimann
Mit Ralf Heimann

Münster, 24. November 2020

am 6. November schrieben 69 Intensiv-Pflegekräfte der Uniklinik Münster ihrem Vorstand einen offenen Brief, in dem sie für die Bedingungen auf ihren Stationen sehr drastische Worte fanden. Die Situation nannten sie „patientengefährdend“. Zuvor hätten sie in vielen Briefen an die Pflegedienstleitung, die Stationsleitung und den Personalrat darauf hingewiesen. So steht es in dem Schreiben, das sie über Vertrauensleute in einer Sonderausgabe der Gewerkschaftszeitung Herzflimmern veröffentlichten.

Die Situation beschreiben die Pflegekräfte wie folgt:

  • Seit dem 1. Oktober beschäftige der Vorstand keine Zeitarbeitskräfte mehr in der Pflege. Damit sei die Belastung für das feste Personal enorm gestiegen.
  • Die Zeitarbeitskräfte hätten vorher ganze Nachtdienste übernommen. Sie seien fester Bestandteil der Dienstpläne gewesen. Die momentane Überlastung hätte man nach Meinung der Pflegekräfte absehen können.
  • Schwerkranke Menschen würden weiterhin in gleicher Zahl operiert und danach auf die Intensivstationen verlegt. Dem Empfinden der Pflegekräfte nach „ohne Rücksicht auf unsere Berufsgruppe“.
  • Die Pflegekräfte zählen ihre Aufgaben auf und schreiben, der hohe Anspruch des Krankenhauses „spiegelt sich in keiner Weise in der Besetzung wider“.
  • Studien hätten nachgewiesen, dass die Besetzung der Pflege „in direktem Zusammenhang zur Überlebenswahrscheinlichkeit“ der Patient:innen steht.
  • Berufsverbände forderten, dass eine Pflegekraft sich um maximal zwei Patient:innen kümmern dürfe, in komplexen Fällen um eine. Auf den Stationen der Uniklinik kämen vier Pflegekräfte auf zehn Patient:innen oder drei auf sieben.
  • Die seit Beginn des Jahres geltenden Dienstzeiten „lassen nichts anderes als Überstunden zu“. Pausenzeiten würden ignoriert, „in jeder Schicht Überstunden produziert und Ruhezeiten (…) nicht eingehalten“.
  • In den vergangenen Wochen hätten die Pflegekräfte zunehmend auf anderen Stationen aushelfen müssen, „um Engpässe zu kompensieren“, in zwei Fällen sogar Pflegerinnen, die gerade erst eingearbeitet wurden.
  • 59 Mitarbeitende hätten nun eine Verfügung unterschrieben, die es der Klinik untersage, sie in der Freizeit zu kontaktieren, um Ausfälle zu kompensieren. „Wir sind nicht bereit, Ihr verantwortetes System in dieser Form weiter mitzutragen“, schreiben die Pflegekräfte.
  • Mit Blick auf die gegenwärtige Situation schreiben sie: „Die aktuelle mediale Offensive und Selbstinszenierung als überregionales ‚Corona-Zentrum‘ empfinden wir als Hohn“. Es werde vermittelt, dass eine sichere Versorgung jederzeit gewährleistet sei. Das spiegle nicht die Realität wider.

Seit dem offenen Brief sind knapp drei Wochen vergangen. Am Donnerstag berichteten die Westfälischen Nachrichten darüber, am Freitag die WDR-Lokalzeit. In diesen Beiträgen äußern sich auch Hugo Van Aken und Thomas van den Hooven, der Ärztliche Direktor und der Pflegedirektor der Klinik.

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