FMO in Schwierigkeiten | Übermittlungsfehler | Ziegenhof am Ströhn

Porträt von Ralf Heimann
Mit Ralf Heimann

Münster, 1. Dezember 2020

der Flughafen Münster/Osnabrück ist in diesen Tagen ein ruhiger Ort. Am Dienstag sind insgesamt zwei Maschinen gestartet, beide nach München, eine um 7.10 Uhr, eine um 16.50 Uhr. Es gab Zeiten, da flogen von Greven aus 1,8 Millionen Menschen im Jahr in den Urlaub oder zu Geschäftsterminen. Aufs Jahr gerechnet sind das fast 5.000 Passagiere an jedem einzelnen Tag. Aber das ist 20 Jahre her. Im vergangenen Jahr buchten immerhin noch eine knappe Million Menschen einen Flug vom FMO aus. Die meisten reisten nach München, Frankfurt, Mallorca und Antalya. Auch 2019 war für den Flughafen schon kein leichtes Jahr. Der Reiseveranstalter Thomas Cook ging pleite und auch die Fluggesellschaft Germania, deren Flüge ein knappes Drittel des gesamten Verkehrs ausmachten. Im vergangenen Jahr gelang es Flughafenchef Rainer Schwarz, schnell einen Ersatz aus dem Ärmel zu zaubern, der das Schlimmste verhinderte. Das ist in diesem Jahr nicht möglich. Mitte Oktober sagte Schwarz in einem Interview mit der Neuen Osnabrücker Zeitung, er rechne mit 200.000 bis 220.000 Fluggästen. Die zweite Corona-Welle hatte da noch gar nicht richtig begonnen.

Der Flughafen Münster/Osnabrück steckt in großen Schwierigkeiten. Er wird in den kommenden Jahren sehr viel Geld benötigen, viel mehr Geld als ohnehin schon. Dieses Geld werden die Gesellschaften übernehmen müssen, denen der FMO gehört. Das sind vor allem Kommunen. Und damit sind es die Menschen, die Steuern zahlen. Doch der Konsens darüber, dass der Flughafen dieses Geld wert ist, ist längst nicht mehr so groß wie noch vor einigen Jahren. Hinzukommt, dass das Fliegen selbst in die Kritik geraten ist. Regionalflughäfen sind nicht nur teuer, sie sind auch klimaschädlich. Mittlerweile stellt sich die Frage: Wäre es nicht besser, sich von diesem Millionengrab zu trennen und das ganze Geld in bessere Bahnverbindungen zu stecken?

Die fünf größten Eigentümer-Gesellschaften sind die Stadt Münster (35 Prozent), der Kreis Steinfurt (30 Prozent), die Stadt Osnabrück (17 Prozent), die Stadt Greven (6 Prozent) und der Landkreis Osnabrück (5 Prozent). Sie haben in den vergangenen Jahren viele Millionen investiert, um Teil einer Flughafenregion zu sein. Dass es so viel Geld wurde, hatte auch mit politischen Entscheidungen zu tun, die sich später als falsch herausgestellt haben. Und das lag auch daran, dass man sich die Zukunft des Fliegens noch vor wenigen Jahren etwas anders vorstellte als heute.

Als die Fluggastzahlen zu Beginn des neuen Jahrtausends an der Zwei-Millionen-Marke kratzten, sah es aus, als würde es noch lange so weitergehen – als wäre es erst der Anfang von etwas wirklich Großem. Die Wachstumspfade glichen dem nachgezeichneten Weg einer startenden Boeing. Es schien klar, dass man hier bald in anderen Dimensionen denken müsste, in interkontinentalen. Der Bau des zweiten Terminals hatte begonnen. Bald sollten von hier vier Millionen Menschen im Jahr fliegen können. Geplante Investitionskosten: 100 Millionen Euro. Auch die 2.170 Meter lange Startbahn würde bald nicht mehr ausreichen. 3.600 Meter lang sollte sie werden. Geplante Investitionskosten: 120 Millionen Euro. Der Rechtsstreit um die verlängerte Landebahn zog sich über Jahre hin. Im Jahr 2011 hatte die Anbahnung des Baus schon 19 Millionen Euro gekostet. Aber mit der Zeit änderten sich die Aussichten. Als der Aufsichtsrat die Pläne im Oktober 2017 begrub, geschah das, weil man die lange Startbahn einfach nicht mehr brauchte. Die Weltwirtschaftskrise hatte das Wachstum jäh gestoppt, danach kam es nicht wieder in Gang. Die Fluggastzahlen dümpelten bei einer knappen Million. Von einem Interkontinental-Flughafen sprach niemand mehr. Das Terminal II war viel zu groß geraten. An den finanziellen Folgen ächzt der Flughafen noch heute.

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