Die Studis sind zurück | Ein Rundgang durchs Uni-Münster | Spiekerladen

Müns­ter, 19. Okto­ber 2021

Guten Tag,

heu­te neh­men wir Sie mit auf einen klei­nen Spa­zier­gang durch das stu­den­ti­sche Müns­ter. Davon war in den letz­ten ein­ein­halb Jah­ren ja nicht so viel zu sehen. Seit dem Som­mer­se­mes­ter 2020 lie­fen fast alle Ver­an­stal­tun­gen digi­tal ab. Aus einem Online-Semes­ter wur­den zwei, dann drei.

Wenn alles nach Plan läuft, wird in die­sem Win­ter­se­mes­ter aber alles bes­ser: Die Vor­le­sun­gen und Semi­na­re an der Uni Müns­ter und FH Müns­ter fin­den wie­der in Prä­senz statt.

Wie hat sich die Uni dar­auf vor­be­rei­tet? Klappt das alles wie geplant? Und was bedeu­tet das für den Rest der Stadt? Wir haben nachgefragt.

Quasi Herdenimmunität

Fan­gen wir mit einer guten Nach­richt an: Etwa 94 Pro­zent der Stu­die­ren­den und sogar 97 Pro­zent der Beschäf­tig­ten an der Uni Müns­ter sind geimpft. Auch an der FH liegt die Impf­quo­te ver­mut­lich über dem Bun­des­durch­schnitt. Genaue Zah­len lie­gen noch nicht vor, schrei­ben mir der Hoch­schul­rek­tor Frank Dell­man und Kanz­ler Gui­do Brebaum in einer gemein­sa­men Stel­lung­nah­me. Rund 9.000 der ins­ge­samt etwa 15.000 Stu­die­ren­den hät­ten aber bereits in den ers­ten Tagen des Semes­ters ihr Impf­zer­ti­fi­kat nachgewiesen.

Zum Ver­gleich: In der Grup­pe der 12- bis 17-Jäh­ri­gen sind in Müns­ter etwa 64 Pro­zent geimpft. Von den 18- bis 59-Jäh­ri­gen sind es 88 Pro­zent und bei den über 60-Jäh­ri­gen liegt die Impf­quo­te bei 97 Pro­zent (Stand: 11. Okto­ber). Es ist also auch den ins­ge­samt rund 60.000 Stu­die­ren­den zu ver­dan­ken, dass die Impf­quo­te in Müns­ter so hoch ist.

Studierende haben Angst vor Kontaktbeschränkungen und Einsamkeit

Dass sich so vie­le Stu­die­ren­de haben imp­fen las­sen, hat mög­li­cher­wei­se nicht nur damit zu tun, dass sie sich vor einer Erkran­kung fürch­ten und die Schnell­tests inzwi­schen Geld kos­ten. Es kann gut sein, dass vie­le von ihnen Angst haben, noch ein­mal einen Win­ter zu erle­ben wie den vergangenen.

Denn das Online-Stu­di­um hat­te für Stu­die­ren­de die­sel­ben Fol­gen, die vie­le Men­schen auch aus ihrem Berufs­le­ben ken­nen. Sie haben zu Hau­se gelernt und ver­sucht, so gut wie mög­lich in Kon­takt zu blei­ben. Ich habe in einem For­schungs­se­mi­nar mei­nes Mas­ter­stu­di­ums zum Bei­spiel ein Jahr lang mit drei Kommiliton:innen zusam­men an einer Stu­die gear­bei­tet. Wir tra­fen uns in Zoom-Kon­fe­ren­zen, hat­ten eine Whats­App-Grup­pe und etli­che Goog­le-Ord­ner und -Doku­men­te, in denen wir unse­re Arbeit zusam­men­tru­gen. Im Juni beka­men wir die Note für unse­ren Abschluss­be­richt. Im Sep­tem­ber haben wir dar­auf ange­sto­ßen. Eine Kom­mi­li­to­nin habe ich an die­sem Abend zum ers­ten Mal per­sön­lich getroffen.

Auch wenn sich die Online-Leh­re nach eini­ger Zeit ganz gut ein­ge­pen­delt hat­te, war das Online-Leben ins­ge­samt doch eher beschei­den. Vie­le Stu­die­ren­de haben psy­chisch stark unter den Ein­schrän­kun­gen gelit­ten, das zeigt die­se Stu­die der Kauf­män­ni­schen Kran­ken­kas­se. Sie fürch­ten, dass auch in die­sem Herbst und Win­ter wie­der Kon­takt­ver­bo­te kom­men könn­ten und sie des­halb kei­ne neu­en Freund­schaf­ten schlie­ßen, Partner:innen ken­nen­ler­nen oder beruf­li­che Nach­tei­le haben.

Planung unter erschwerten Bedingungen

Durch die Qua­si-Her­den­im­mu­ni­tät ste­hen die Chan­cen auf ein halb­wegs nor­ma­les Win­ter­se­mes­ter nicht schlecht. Aber auch eine hohe Impf­quo­te muss kon­trol­liert wer­den, und es gibt noch mehr Vor­ga­ben für den Uni-All­tag. Bloß: wel­che? Die Hoch­schu­len müs­sen gleich drei Coro­na-Ver­ord­nun­gen berück­sich­ti­gen: Die neue Coro­na-Schutz­ver­ord­nung sieht vor, dass Hoch­schu­len ihr eige­nes Zugangs­kon­zept ent­wer­fen, „das durch ein Sys­tem von min­des­tens stich­pro­ben­ar­ti­gen Über­prü­fun­gen eine mög­lichst umfas­sen­de Kon­trol­le aller Ver­an­stal­tungs­teil­neh­men­den sicher­stellt“ (dazu gleich mehr). Gleich­zei­tig gel­ten auch noch die Coro­na-Arbeits­schutz­ver­ord­nung und die Coro­na-Epi­de­mie-Hoch­schul­ver­ord­nung. „Und die­se drei Ver­ord­nun­gen sind weder in der zeit­li­chen Abfol­ge noch inhalt­lich auf­ein­an­der abge­stimmt“, sagt uns Rek­tor Johan­nes Wes­sels. Das habe es sehr schwer gemacht, das Prä­senz­se­mes­ter zu pla­nen. „Noch vier Wochen vor dem Start der Vor­le­sun­gen gab es noch über­haupt kei­ne Klar­heit dar­über, wie der Zugang zu Lehr­ver­an­stal­tun­gen zu prü­fen ist“, sagt Wessels.

Die Uni-Lei­tung ent­schied sich für eine Lösung, die größt­mög­li­che Sicher­heit bie­ten soll: Sie lässt 3G-Nach­wei­se nicht nur stich­pro­ben­ar­tig über­prü­fen, son­dern immer. Bei einer BWL-Vor­le­sung mit 600 bis 800 Stu­die­ren­den kann das natür­lich eini­ge Zeit dau­ern. Um die Kon­trol­len zu beschleu­ni­gen, hat die Uni des­halb soge­nann­te 2G-Sti­cker ein­ge­führt, die die Stu­die­ren­den auf ihren Stu­die­ren­den­aus­weis kle­ben kön­nen. So lässt sich schnel­ler nach­voll­zie­hen, ob eine Per­son geimpft oder gene­sen ist.

Verwaltungs- und Lehrpersonal kontrolliert 3G-Nachweise

Und wer schaut sich vor der Vor­le­sung die besti­cker­ten Aus­wei­se an? Eigent­lich soll­te das Unter­neh­men Stu­den­ta Worx für die Ein­lass­kon­trol­le ver­ant­wort­lich sein und Student:innen dafür ein­stel­len, wie Johan­nes Wes­sels erklärt: „Die Idee war, dass Stu­die­ren­de sich vor Beginn ihrer eige­nen Vor­le­sun­gen und Semi­na­re an der 3G-Kon­trol­le betei­li­gen – nach einer ent­spre­chen­den Ein­wei­sung natür­lich.“ Natürlich.

Die Uni habe damit ver­sucht, zwei Flie­gen mit einer Klap­pe zu schla­gen, weil gleich­zei­tig Jobs für Stu­die­ren­de geschaf­fen wer­den soll­ten. Eine Woche vor Vor­le­sungs­be­ginn habe man fest­ge­stellt, dass Stu­den­ta Worx „ver­ständ­li­cher­wei­se Mühe hat­te, der­ma­ßen schnell so vie­le Leu­te für die Kon­trol­len zu rekru­tie­ren“, so der Rek­tor. Des­halb hat die Uni Per­so­nal aus der Ver­wal­tung abge­zo­gen und Lehr­per­so­nen gebe­ten, die Stu­die­ren­den bei klei­ne­ren Ver­an­stal­tun­gen selbst zu kon­trol­lie­ren. Immer­hin hat die Uni dadurch offen­bar Geld gespart. Statt den 1,5 bis 2 Mil­lio­nen Euro, die noch vor einem Monat für die 3G-Kon­trol­len ange­setzt wur­den, gehe man jetzt von etwas über 1 Mil­li­on Euro aus, sagt Uni-Pres­se­spre­cher Nor­bert Robers. Mit Blick auf die hohe Impf­quo­te hof­fe man aber, in Zukunft nicht mehr alle Ver­an­stal­tun­gen kon­trol­lie­ren zu müs­sen, ergänzt Wes­sels. Ande­re Hoch­schu­len, zum Bei­spiel die Uni in Hei­del­berg, wür­den das bereits so handhaben.

In den Lehr­ver­an­stal­tun­gen, den Biblio­the­ken und den Men­sen gilt zudem die Mas­ken­pflicht. Mit eini­gen Aus­nah­men: Eine Stu­den­tin erzähl­te mir von einem Sprach­kurs, des­sen Teilnehmer:innen beschlos­sen haben, auf die Mas­ken zu ver­zich­ten. Dafür wür­de aber der Min­dest­ab­stand ein­ge­hal­ten. Die AStA-Vor­sit­zen­de Madi­ta Fes­ter geht davon aus, dass das dem­nächst auch an ande­ren Orten so gere­gelt wer­den könn­te. „Die Biblio­the­ken sind kaum aus­ge­las­tet“, sagt sie, „even­tu­ell kann man da auf Mas­ken ver­zich­ten.“ Die Ent­schei­dung dar­über liegt zwar beim Rek­to­rat, aber es sit­zen Vertreter:innen des AStA im Kri­sen­stab der Uni. Vor­schla­gen könn­ten sie es also.

Eine logistische Großaufgabe

Bis­her läuft es also ganz gut, aber die Semes­ter­vor­be­rei­tun­gen waren vor allem für die Dozent:innen sehr auf­wen­dig, weil sie ihre Ver­an­stal­tun­gen pla­nen und Räu­me buchen muss­ten, bevor die Regeln fest­stan­den. Hät­ten sie auch die Mög­lich­keit gehabt, ein­fach wei­ter digi­tal zu unter­rich­ten? Nein, im Nor­mal­fall nicht. Denn die Coro­na-Epi­de­mie-Hoch­schul­ver­ord­nung schreibt grund­sätz­lich die Prä­senz­leh­re vor. Wenn eine Lehr­per­son eine Ver­an­stal­tung aus­schließ­lich digi­tal abhal­ten will, muss sie „zwin­gen­de Grün­de“ ange­ben, so schreibt es das Rek­to­rat in einer E-Mail an die Beleg­schaft. Aber was sind zwin­gen­de Grün­de? Das scheint nie­mand genau zu wis­sen. Uni-Spre­cher Robers kann mir kei­ne nen­nen. Er ken­ne aber auch kei­nen Fall, in denen Lehr­ver­an­stal­tun­gen aus­schließ­lich digi­tal ablau­fen. Es habe sich ja auch eine gro­ße Mehr­heit der Stu­die­ren­den die Rück­kehr zur Prä­senz­leh­re gewünscht. Das sei also auch im Inter­es­se der Stu­die­ren­den so. Dozent:innen kön­nen aber ent­schei­den, ihre Ver­an­stal­tung par­al­lel zu streamen.

Eine Lehr­per­son, die ihren Namen hier lie­ber nicht lesen möch­te (ich ken­ne sie aber), schreibt mir, dass eini­ge Dozent:innen Ver­an­stal­tun­gen vor­ab aus­schließ­lich digi­tal geplant hat­ten. Dann muss­ten sie aber doch kurz­fris­tig Räu­me dafür suchen – sie hat­ten kei­ne „zwin­gen­den Grün­de“ parat.

Ins­ge­samt gibt es rund 550 Semi­nar­räu­me und Hör­sä­le, alle ließ die Uni-Ver­wal­tung in den drei Wochen vor Vor­le­sungs­be­ginn prü­fen. Die meis­ten bestan­den den Coro­na-Taug­lich­keits­test. Nur rund ein Dut­zend Räu­me sei bei der Kon­trol­le durch­ge­fal­len, etwa weil man sie nicht gut lüf­ten konn­te, berich­tet Nor­bert Robers. Das betref­fe vor allem klei­ne­re Semi­nar­räu­me. Die ersetzt die Uni nun mit 24 mobi­len Con­tai­nern, die zum Bei­spiel am Bis­ping­hof oder direkt am Schloss auf­ge­stellt wur­den. In ein­zel­nen Räu­men habe man die Platz­zahl redu­zie­ren oder eine CO2-Ampel bezie­hungs­wei­se Belüf­tungs­an­la­ge ein­bau­en müs­sen, sagt der Uni-Sprecher.

Wie wir aus Dozent:innenkreisen hör­ten, geht es um rund 50 Räu­me, die nicht mehr voll besetzt wer­den kön­nen. Und in eini­gen Fäl­len bedeu­tet „Platz­zahl redu­zie­ren“: Räu­me kön­nen qua­si gar nicht genutzt wer­den, weil etwa statt zehn nur noch fünf Plät­ze besetzt wer­den dür­fen – und so klei­ne Semi­na­re gibt es gar nicht.

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Doppelbelastung für den Wohnungsmarkt

Wir ver­las­sen jetzt mal die Lehr­räu­me. Sie sind zwar wich­tig. Aber für vie­le Stu­die­ren­de lau­tet im Moment die exis­ten­zi­el­le Fra­ge, wo sie sich außer­halb der Semi­nar­zei­ten auf­hal­ten sol­len. Nachts zum Bei­spiel. In Müns­ter eine bezahl­ba­re Woh­nung zu fin­den, ist ja nie ganz ein­fach. Und wie fast immer zum Semes­ter­start hat der AStA wie­der dazu auf­ge­ru­fen, Schlaf­plät­ze für Stu­die­ren­de zur Ver­fü­gung zu stellen.

Was die­ses Semes­ter erschwe­rend dazu kommt: Auch vie­le Stu­die­ren­de, die schon ein, zwei oder drei Semes­ter in Müns­ter stu­die­ren, zie­hen jetzt erst in die Stadt. Dar­auf war man vor­be­rei­tet. Zumin­dest theo­re­tisch. „Das Stu­die­ren­den­werk ver­sucht, durch Not­un­ter­künf­te den Bedarf zu decken“, sagt die AStA-Vor­sit­zen­de Fes­ter. Damit habe die Ein­rich­tung die Situa­ti­on zwar erst ein­mal gut abge­fan­gen, aber das sei natür­lich kei­ne Dauerlösung. 

Wenn man sich die Zah­len anschaut, sind die Not­quar­tie­re tat­säch­lich nur ein Trop­fen auf den hei­ßen Stein. Es gibt 22 Ein-Bett-Not­un­ter­künf­te, vier davon sind für inter­na­tio­na­le Stu­die­ren­de vor­ge­se­hen. Nur zwei der Bet­ten sind zur­zeit noch frei, erklärt mir Gis­bert Schmitz, der Spre­cher des Stu­die­ren­den­werks. Gleich­zei­tig war­ten über 3.500 Stu­die­ren­de auf einen dau­er­haf­ten Platz in einem der Wohn­hei­me. Das kom­me (außer in den ver­gan­ge­nen drei Coro­na-Semes­tern) immer mal wie­der vor, sagt Schmitz. Und das bedeu­tet für bei­de Sei­ten Druck: „Im Schnitt müs­sen Stu­die­ren­de sechs Mona­te war­ten, bis ein Platz frei wird.“

Ins­ge­samt bie­tet das Stu­die­ren­den­werk rund 5.300 Wohn­plät­ze an, auch das deckt nur einen Bruch­teil des gesam­ten Bedarfs an Wohn­raum für die 60.000 Stu­die­ren­den ab. Wo sol­len sie also hin? Die Stadt schreibt auf mei­ne Anfra­ge, dass gera­de wei­te­re Stu­die­ren­den­woh­nun­gen gebaut wer­den. Dazu gehö­ren das Leo­land mit 140 Woh­nun­gen an der Stein­fur­ter Stra­ße und min­des­tens 72 Apart­ments im neu­en York-Quar­tier. Das bischöf­li­che Stu­die­ren­den­werk baut zudem noch 200 Stu­die­ren­den­woh­nun­gen am neu­en Tita-Cory Cam­pus an der Flied­ner­stra­ße. Bis zumin­dest ein Teil die­ser Woh­nun­gen fer­tig ist, dau­ert es aller­dings noch bis min­des­tens nächs­tes Jahr. Dem „Dop­pel­jahr­gang“ wer­den sie also erst ein­mal nicht hel­fen können.

Ansturm auf die Buchhandlungen, Schlange vor dem Copyshop

Auch wenn es hier und da noch etwas chao­tisch läuft – eigent­lich klingt das ja alles wie­der wie frü­her. Der ganz nor­ma­le Wahn­sinn eben. Oder? 

In den vie­len Geschäf­ten in Cam­pus­nä­he herrscht jeden­falls Erleich­te­rung. „Die letz­ten Semes­ter waren fast wie aus­ge­stor­ben“, sagt mir Jan­ni­ke Volk­mann von der Uni­ver­si­täts­buch­hand­lung Krü­per. Die Stu­die­ren­den hät­ten zwar auch wäh­rend der Online-Semes­ter Bücher gebraucht und bestellt, aber es blieb im Prin­zip die kom­plet­te Lauf­kund­schaft aus. Jetzt haben offen­bar auch die Stu­die­ren­den Nach­hol­be­darf: „Wir haben regel­rech­te Anstür­me nach den Vorlesungen.“

Auch Frank Muh­le klingt am Tele­fon glück­lich dar­über, dass wie­der mehr Stu­die­ren­de in sei­nen Copy­shop an der Frau­en­stra­ße kom­men, etwa um vor den Vor­le­sun­gen Skrip­te aus­zu­dru­cken. Doch wegen der Abstands­re­geln stößt das klei­ne Geschäft auch regel­mä­ßig an sei­ne Kapa­zi­täts­gren­zen, und nicht sel­ten ste­hen die Kund:innen drau­ßen Schlange.

Ganz beim Alten ist es also noch nicht. Das merkt Muh­le auch dar­an, dass noch immer weni­ger Semi­nar­ar­bei­ten gedruckt wer­den. Denn die Uni Müns­ter und vie­le wei­te­re Hoch­schu­len haben wäh­rend der Online-Semes­ter ein­ge­führt, dass nicht immer ein gedruck­tes Exem­plar abge­ge­ben wer­den muss – nur bei Bache­lor- und Mas­ter­ar­bei­ten ist das wei­ter ver­pflich­tend. Für sein Geschäft sei es trotz­dem „exis­tenz­be­ru­hi­gend“, dass die Prä­senz­leh­re wie­der los­geht, erzählt Muhle.

Die­sen letz­ten Satz wür­den wohl auch die vie­len Gastronom:innen unter­schrei­ben, die nor­ma­ler­wei­se die Stu­die­ren­den mit Kaf­fee und Snacks ver­sor­gen. Niklas Blö­me­ke vom Café Fam bei der Uni­bi­blio­thek sagt mir, das Vier­tel rund um die ULB sei „wie aus­ge­stor­ben“ gewe­sen. Einen Außer-Haus-Ver­kauf habe er wäh­rend der Online-Semes­ter gar nicht erst ver­sucht, und auch in die­sem Som­mer habe man nur lang­sam den Betrieb wie­der hoch­fah­ren kön­nen: „Es war sehr schwie­rig, so kurz­fris­tig Per­so­nal zu fin­den.“ Inzwi­schen sind nicht nur die Kund:innen zurück, son­dern mit den neu­en Stu­die­ren­den kamen auch neue Mitarbeiter:innen.

Nun waren wir bei unse­rem klei­nen Rund­gang durch die Stadt fast an allen Orten, die für Stu­die­ren­de wich­tig sind. Aber was ist mit dem Nacht­le­ben? Nach dem Coro­na-Aus­bruch im Cuba Nova ist es ja glimpf­lich aus­ge­gan­gen, bei den Par­ty­gäs­ten haben sich offen­bar kaum wei­te­re Men­schen ange­steckt. Kri­sen­stabs­lei­ter Wolf­gang Heu­er warb am Frei­tag im Inter­view mit den West­fä­li­schen Nach­rich­ten für das 2G-Modell, also dafür, dass Clubs nur geimpf­te und gene­se­ne Per­so­nen ein­las­sen. Viel mehr kann die Stadt nicht tun, offi­zi­ell gilt die 3G-Regel.

Die Stadt schreibt mir auf mei­ne Anfra­ge, beson­de­re Maß­nah­men ange­sichts ver­mehr­ter Par­tys sei­en der­zeit nicht vor­ge­se­hen. Aller­dings wer­de das Ord­nungs­amt wenn nötig gegen „nega­ti­ve Begleit­erschei­nun­gen“ vor­ge­hen. Damit ist wohl der Müll auf der Aasee­wie­se gemeint, so etwas ken­nen wir ja noch aus der Zeit vor Coro­na.

Möch­ten Sie den Bei­trag kom­men­tie­ren? Dann nut­zen Sie unse­re Kom­men­tar­funk­ti­on. Wenn Sie uns auf Feh­ler auf­merk­sam machen möch­ten, schrei­ben Sie uns gern eine E-Mail.

Korrekturen und Ergänzungen

Im RUMS-Brief am Frei­tag ging es dar­um, ob Was­ser­stoff-Tech­no­lo­gien in Müns­ter eine Zukunft haben, und wenn ja, wel­che. Und dar­um, woher Was­ser­stoff über­haupt kommt. Wir hat­ten in dem Text geschrie­ben, er wer­de in Elek­tro­ly­seu­ren aus Was­ser her­ge­stellt. Das war nur halb rich­tig, wie uns unser Inter­view­part­ner Kai Ten­zer schreibt. Denn das gilt nur für den grü­nen Was­ser­stoff - also den, der mit­hil­fe von erneu­er­ba­ren Ener­gien aus Was­ser gewon­nen wird.

Der soge­nann­te graue Was­ser­stoff wird aus Erd­gas gewon­nen. Und zwar nicht in einem Elek­tro­ly­seur, son­dern in Dampf­re­for­mern oder Methan­cra­ckern. Letz­te­re hei­ßen so, weil Methan­cra­cken ein ande­res Wort für den Fach­be­griff Methan­py­ro­ly­se ist, und das bedeu­tet: die Zer­le­gung von Methan in Was­ser­stoff und Koh­len­stoff (das haben wir hier nachgelesen).

Wir hat­ten am Frei­tag auch kurz erwähnt, dass es (unter ande­rem) auch blau­en und tür­ki­sen Was­ser­stoff gibt, die­se Far­ben aber nicht näher erklärt. Wenn Sie sich dafür inter­es­sie­ren und zum Bei­spiel wis­sen möch­ten, wo dabei jeweils das CO2 bleibt: Kai Ten­zer emp­fiehlt die­se Sei­te zum Nach­le­sen. Vie­len Dank dafür!

Corona-Update

Heu­te Nach­mit­tag war die Koor­di­nie­ren­de Covid-Impf­ein­heit (KoCI) auf Sta­ti­on in Angel­mod­de. Falls Sie den Ter­min ver­passt haben, sich aber gern noch zweit- oder dritt­imp­fen las­sen wol­len: Am 27. Okto­ber ist das mobi­le Impf­team von 13 bis 17 Uhr am Stadt­haus 2 am Lud­ge­rik­rei­sel.

Lei­der gibt es einen wei­te­ren Todes­fall: Ein 90-jäh­ri­ger Mann ist an einer Coro­na-Infek­ti­on gestor­ben. Ins­ge­samt sind in Müns­ter seit Beginn der Pan­de­mie 131 Men­schen im Zusam­men­hang mit einer Coro­na-Infek­ti­on gestor­ben. Aktu­ell gel­ten 182 Münsteraner:innen als infi­ziert. Zwölf von ihnen wer­den im Kran­ken­haus behan­delt, fünf davon auf der Inten­siv­sta­ti­on. Zwei Men­schen wer­den beatmet.

Unbezahlte Werbung

Im Spie­ker­la­den vom Bau­ern­hof Ren­fert-Dei­ter­mann in Git­trup bekom­men Sie alles, was Ihr Hof­la­den-Herz begehrt: fri­sches Gemü­se, Wurst- und Käse­wa­ren, Brot und sai­so­na­le Spe­zia­li­tä­ten wie Spar­gel oder Erd­bee­ren. Zuge­ge­ben, dafür ist es jetzt ein biss­chen zu spät, dafür aber nicht für das Okto­ber-Frucht­ge­mü­se schlecht­hin: Kür­bis. Die pas­sen­den Rezept­ideen gibt es gleich dazu. Und wenn Sie Ihren Kür­bis lie­ber aus­höh­len und eine Ker­ze rein­stel­len wol­len, Zier­kür­bis­se gibt es dort auch.

Drinnen und Draußen

+++ Mor­gen und am Don­ners­tag kön­nen Sie sich im LWL-Lan­des­haus die Aus­stel­lung über die Lebens­um­stän­de in psych­ia­tri­schen Anstal­ten bis in die 70er-Jah­re anschau­en. Unter dem Titel „Die ‚bru­ta­le Rea­li­tät‘ in der Anstalts­psych­ia­trie sicht­bar machen“ zei­gen der LWL und die Uni Müns­ter Foto­gra­fien, die ein dama­li­ger Mit­ar­bei­ter in der War­stei­ner Psych­ia­trie auf­ge­nom­men hat. Zusam­men mit zeit­ge­nös­si­schem Film­ma­te­ri­al zeich­nen die­se ein bedrü­cken­des und wich­ti­ges Bild der dama­li­gen Zustän­de. Die Aus­stel­lung ist von 15 bis 18 Uhr geöffnet.

+++ Für den Fall, dass Ihnen die Ideen für das Herbst­fe­ri­en­pro­gramm Ihres Kin­des aus­ge­hen, schlägt mei­ne Kol­le­gin Eva Streh­l­ke den Feri­en­nach­mit­tag „Baum, Bäu­me, Wald“ im LWL-Natur­kun­de­mu­se­um vor. Am Don­ners­tag ab 14:30 Uhr kön­nen Kin­der ab 8 Jah­ren hier eini­ges über Bäu­me ler­nen. Die Kos­ten betra­gen 5 Euro pro Kind, für die tele­fo­ni­sche Vor­anmel­dung müs­sen Sie mor­gen zwi­schen 8:30 und 12:30 Uhr oder zwi­schen 14 und 15:30 Uhr unter 0251 5916050 anrufen.

+++ Müns­ters Thea­ter­land­schaft ist viel­fäl­tig, vom gro­ßen Varie­té­thea­ter bis zum Pup­pen­thea­ter ist alles dabei. Eins, das viel­leicht noch eher als Geheim­tipp gilt, ist das Kam­mer­thea­ter „Der klei­ne Büh­nen­bo­den“. Wobei: Viel­leicht ist die Bezeich­nung Käm­mer­chen aktu­ell pas­sen­der. Die übli­chen 50 Plät­ze wur­den wegen Coro­na auf 35 redu­ziert. Wie gemüt­lich das aber sein kann, kön­nen Sie zum Bei­spiel am Frei­tag um 19 Uhr erle­ben, bei einer stür­mi­schen Shan­ty-Come­dy-See­fahrt. Was es damit auf sich hat? Nun, ich ver­ra­te Ihnen mal so viel: Es geht um „betrun­ke­ne Matro­sen“, die Lie­der sin­gen. Inter­es­se? Ein paar Tickets gibt es noch.

Am Frei­tag schreibt Ihnen wie­der Con­stan­ze Busch. Bis dahin wün­sche ich Ihnen eine schö­ne Woche!

Herz­li­che Grüße

Johan­ne Burkhardt

Mit­ar­beit: Con­stan­ze Busch, Ali­na Köl­ler, Eva Strehlke

PS

Im Post­fach unse­rer Redak­ti­on lan­den fast jeden Tag Poli­zei­mel­dun­gen. Und wir haben da einen Ver­dacht: Es scheint eine Art ungu­ter Wett­be­werb zu lau­fen, wer sich am betrun­kens­ten in den Stra­ßen­ver­kehr stürzt. Auf dem unrühm­li­chen Platz 1 der letz­ten zwei Wochen liegt mit 2,12 Pro­mil­le ein E-Scoo­ter-Fah­rer. Wenigs­tens war er aber nur auf der Pro­me­na­de unter­wegs, der mit 1,84 Pro­mil­le zweit­plat­zier­te Rad­fah­rer segel­te mit Han­dy am Ohr auf der Mau­ritz­stra­ße in eine Poli­zei­kon­trol­le. Und ein Auto­fah­rer schlief mit 1,68 Pro­mil­le auf der A1 am Steu­er ein und wach­te (unver­letzt) neben der Leit­plan­ke auf, die er kurz zuvor gerammt hat­te. Außer Kon­kur­renz fährt der Rad­fah­rer, der mit 1,34 Pro­mil­le zwar am wenigs­ten betrun­ken war. Aber dafür ist er direkt ins Tor der Poli­zei­wa­che am Frie­sen­ring gebrettert. 

Falls Sie sonst gern in Kon­kur­renz­kämp­fe ein­stei­gen, noch ein klei­ner Hin­weis: Bit­te nicht nachmachen!