RUMS-Party am Sonntag | Münster will Corona-Modellstadt werden | Neues von Maria 2.0

Müns­ter, 26. März 2021

Guten Tag,

wir bei RUMS hat­ten heu­te rich­tig viel zu tun. Wie jeden Tag haben wir recher­chiert, tele­fo­niert, nach­ge­hakt und geschrie­ben. Neben­bei haben wir außer­dem unse­re Geburts­tags­fei­er am Sonn­tag­abend vor­be­rei­tet, Kuchen geba­cken und Geträn­ke kalt­ge­stellt. Lei­der kön­nen wir Sie im Moment ja nicht per­sön­lich tref­fen und bewir­ten. Aber wir hof­fen, dass Sie bei Zoom mit uns ansto­ßen und feiern.

Den Link für unse­re vir­tu­el­le Par­ty schi­cken wir Ihnen am Sonn­tag noch ein­mal zu, damit Sie ihn direkt parat haben. Dann bekom­men Sie auch ein paar Infor­ma­tio­nen zu unse­rer neu­en Umfra­ge und einer Akti­on, mit der Sie uns unter­stüt­zen kön­nen, wenn Sie mögen und sich – wie wir – noch mehr RUMS für Müns­ter wün­schen. Außer­dem haben wir zu unse­rem ers­ten Geburts­tag schon eini­ge tol­le Glück­wün­sche bekom­men, die wir natür­lich auch mit Ihnen tei­len möchten.

Wir sind also gera­de in fro­her Stim­mung, Sie hof­fent­lich auch. Die Coro­na-Woche war ja lei­der kein Gute-Lau­ne-Garant, son­dern eher wie eine Fahrt mit einem über­dreh­ten Karus­sell: Voll­gas, Voll­brem­sung, rück­wärts, und jetzt ist allen schlecht.

Doch keine Notbremse ab Montag

Heu­te haben Gesund­heits­mi­nis­ter Jens Spahn und Lothar Wie­ler vom Robert-Koch-Insti­tut die Bürger:innen dazu auf­ge­ru­fen, über Ostern vor­sich­tig zu sein, und die Politiker:innen, die ver­ein­bar­te „Not­brem­se“ in Risi­ko­ge­bie­ten mit mehr als 100 Neu­in­fek­tio­nen pro 100.000 Men­schen (Sie­ben-Tage-Inzi­denz) anzu­wen­den. In Nord­rhein-West­fa­len ist die Inzi­denz heu­te auf 121,6 gestie­gen. Bei einem Wert von über 100 liegt sie schon seit eini­gen Tagen. Ab Mon­tag soll­ten des­halb eigent­lich im gan­zen Bun­des­land Öff­nun­gen zurück­ge­nom­men wer­den, so hat­te es Armin Laschet ange­kün­digt. Heu­te teil­te die Lan­des­re­gie­rung dann mit: Gebremst wird nur in Städ­ten und Land­krei­sen mit einer Inzi­denz von über 100, nicht im gan­zen Land. Für Müns­ter wird sich also erst ein­mal nichts ändern, hier wur­den in den ver­gan­ge­nen sie­ben Tagen 59,6 Neu­in­fek­tio­nen pro 100.000 Einwohner:innen gemeldet.

Alle wollen Modellregion werden

Ob Müns­ter nach Ostern sogar noch wei­ter öff­nen darf, ist noch unklar. Wir hat­ten es am Diens­tag schon kurz erwähnt: Die Stadt hat­te sich beim Land um die Teil­nah­me an einem Modell­ver­such bewor­ben, sehr vie­le ande­re Kom­mu­nen aber auch. Die Idee: In aus­ge­wähl­ten Städ­ten und Krei­sen sol­len Men­schen mit einem nega­ti­ven Schnell­test-Ergeb­nis wie­der ein­kau­fen oder ins Kino gehen dür­fen. Vor­bild ist die Stadt Tübin­gen, dort bekom­men Einwohner:innen und Gäs­te nach dem kos­ten­lo­sen Schnell­test ein digi­ta­les Tages­ti­cket, das ihnen Zugang zu Kul­tur­ein­rich­tun­gen, Ein­zel­han­del und Außen­gas­tro­no­mie ermöglicht.

Ober­bür­ger­meis­ter Mar­kus Lewe möch­te so etwas auch in Müns­ter umset­zen, damit die Grund­rech­te der Bürger:innen – oh, Moment. Als „Zei­chen für von der Coro­na-Kri­se beson­ders stark betrof­fe­ne Wirt­schafts­zwei­ge“, so ist es natür­lich rich­tig. Der Kri­sen­stab Wirt­schaft unter dem Vor­sitz von Stadt­käm­me­rin Chris­ti­ne Zel­ler befür­wor­tet die Initia­ti­ve, schreibt die Stadt in einer zwei­ten Pres­se­mit­tei­lung zum The­ma. Das ist voll­kom­men ver­ständ­lich, Ein­zel­han­del und Gas­tro­no­mie brau­chen nach den zer­mür­ben­den letz­ten Mona­ten Unter­stüt­zung und Per­spek­ti­ven. In der Mit­tei­lung steht aber auch noch der Satz: „Auch die inten­siv­me­di­zi­ni­schen Reser­ven in den Kran­ken­häu­sern der Stadt lie­gen auf einem hohen Niveau.“ Nach allem, was wir wis­sen, kön­nen mit die­sen Reser­ven höchs­tens Bet­ten gemeint sein, in denen zur­zeit glück­li­cher­wei­se kei­ne schwer­kran­ken Men­schen lie­gen. Die Reser­ven des Pfle­ge­per­so­nals sind schon lan­ge auf­ge­braucht, wie unse­re Kolum­nis­tin Mari­na Weis­band vor knapp zwei Wochen für RUMS recher­chiert hat. Bei Twit­ter schrieb sie zu ihrem Text: „Ich habe hier­vor noch nie Inter­views mit wei­nen­den Men­schen geführt“.

Wenn man das Risi­ko ein­ge­hen und so etwas aus­pro­bie­ren möch­te, wäre Müns­ter mit sei­ner ver­gleichs­wei­se nied­ri­gen Inzi­denz nach logi­schen Gesichts­punk­ten ein guter Kan­di­dat für vor­sich­ti­ge ers­te Schrit­te. Aber wir befin­den uns ja immer noch im Pan­de­mie-Deutsch­land 2021. Des­halb mel­de­te heu­te der Köl­ner Stadt­an­zei­ger, Köln sol­le (zusam­men mit Aachen, Win­ter­berg und dem Kreis Waren­dorf) Modell-Stadt wer­den, mit einer Sie­ben-Tage-Inzi­denz von 128. Laut Lan­des­re­gie­rung stimmt die­se Mel­dung nicht. Bis­her sei noch alles offen, und die Mel­dun­gen zu Köln und ande­ren Kom­mu­nen sei­en „Quatsch“, so NRW-Gesund­heits­mi­nis­ter Lau­mann.

Wie läuft es denn eigentlich in Tübingen?

Unab­hän­gig davon, wel­che Orte in Nord­rhein-West­fa­len mit­ma­chen wer­den – kann das Gan­ze denn über­haupt klap­pen? Wir haben uns ange­schaut, wie es in der Vor­bild-Stadt Tübin­gen so läuft. Und sind direkt auf das nächs­te Pro­blem gesto­ßen. Denn der Begriff „Tübin­ger Modell“, der immer wie­der auf­taucht, sug­ge­riert ja: Die haben es aus­pro­biert und sind mit dem Kon­zept erfolg­reich. Ob das stimmt, lässt sich jetzt aber noch gar nicht beur­tei­len. Ober­bür­ger­meis­ter Boris Pal­mer zeigt sich in Inter­views zwar zufrie­den. Die Wissenschaftler:innen der Uni Tübin­gen, die das Pro­jekt beglei­ten, haben aber gera­de erst damit begon­nen, ers­te Daten aus­zu­wer­ten. Ent­schei­dend ist vor allem, wie vie­le der durch­ge­führ­ten Coro­na-Tests posi­tiv aus­fal­len und wie sich die­se Posi­tiv­ra­te im Pro­jekt­ver­lauf ent­wi­ckelt. Und das ist bis­lang noch nicht bekannt. Der Ver­such läuft seit ein­ein­halb Wochen und ist erst ein­mal bis zum 4. April geplant.

Impftermine für Menschen mit Vorerkrankungen und Über-70-Jährige

Noch schnell ein Blick ins Impf­zen­trum. Die Kas­sen­ärzt­li­che Ver­ei­ni­gung West­fa­len-Lip­pe (KVWL) hat­te am Diens­tag die Online-Ter­min­bu­chung aus­ge­setzt, weil zu vie­le Men­schen in den Impf­zen­tren der Regi­on abge­wie­sen wer­den muss­ten. Sie hat­ten auf der Inter­net­sei­te Ter­mi­ne gebucht, obwohl sie noch nicht an der Rei­he waren. Bis­her wer­den Men­schen ab 80 Jah­ren, Per­so­nen, die im Gesund­heits­we­sen arbei­ten, sowie Lehr­kräf­te und Erzieher:innen geimpft. Offen­bar hat­ten sich aber auch Men­schen ange­mel­det, die nicht aus beruf­li­chen Grün­den den Prio­ri­täts­grup­pen 1 oder 2 zuge­ord­net wer­den. Das fiel erst in den Impf­zen­tren auf, das Per­so­nal schick­te die nicht-berech­tig­ten Impf­wil­li­gen wie­der nach Hause.

Um so etwas zu ver­hin­dern, schal­te­te die KVWL das Buchungs­por­tal erst ein­mal ab. Wer einen Impf­ter­min haben möch­te, kann ihn zur­zeit nur tele­fo­nisch (116117) ver­ein­ba­ren. Laut KVWL gibt es dabei kei­ne Pro­ble­me, die Feu­er­wehr Müns­ter twit­ter­te aber ges­tern, die Hot­line sei über­las­tet und Impf­wil­li­ge rie­fen statt­des­sen die 112 an.

Ab nächs­ter Woche wer­den im Impf­zen­trum auch Men­schen mit chro­ni­schen Erkran­kun­gen, mit Demenz und mit Tri­so­mie 21 geimpft, hier fin­den Sie die voll­stän­di­ge Lis­te. Men­schen ab 70 Jah­ren sol­len ab dem 8. April eine Imp­fung bekom­men, Ter­mi­ne kön­nen sie ab dem 6. April ver­ein­ba­ren. Die Senior:innen wer­den jahr­gangs­wei­se ange­schrie­ben, als Ers­tes kom­men die 79-Jäh­ri­gen an die Reihe.

Die KVWL schrieb uns auf Anfra­ge: „Sobald die Imp­fun­gen für die Ü70 star­ten, wer­den auch Online-Buchun­gen wie­der mög­lich sein.“ Wie dann ver­hin­dert wer­den kann oder soll, dass wie­der Nicht-Berech­tig­te Ter­mi­ne ver­ein­ba­ren, hat uns die Pres­se­stel­le nicht beantwortet.


In aller Kürze

+++ Vor zwei Jah­ren haben die Müns­te­ra­ne­rin­nen Lisa Köt­ter und Andrea Voß-Frick die Bewe­gung Maria 2.0 gegrün­det, um in der katho­li­schen Kir­che eine Reform anzu­sto­ßen. Jetzt wol­len sie aus der Kir­che aus­tre­ten, weil sie für eine sol­che Reform kei­ne Per­spek­ti­ve mehr sehen, mel­det der WDR. Bei Maria 2.0 wol­len sie sich den­noch wei­ter enga­gie­ren. RUMS hat­te im ver­gan­ge­nen Som­mer ein aus­führ­li­ches Inter­view mit Lisa Köt­ter geführt, das Sie hier lesen können.

+++ Am Diens­tag hat­ten wir Ihnen im RUMS-Brief die Initia­ti­ve von Theologie-Professor:innen vor­ge­stellt, die kri­ti­sie­ren, dass katho­li­sche Pries­ter nach wie vor kei­ne gleich­ge­schlecht­li­chen Paa­re seg­nen sol­len. Inzwi­schen hat sich auch Müns­ters Bischof Genn zu Wort gemel­det, und zwar durch­aus über­ra­schend: Im Bis­tum Müns­ter wer­de es kei­ne Sank­tio­nen gegen Pries­ter geben, die homo­se­xu­el­le Paa­re seg­nen. Die kirch­li­che Leh­re müs­se wei­ter­ent­wi­ckelt wer­den. Im Jahr 2017 hat­te Genn einen sol­chen Segen expli­zit ver­bo­ten, weil er die gleich­ge­schlecht­li­che Bezie­hung nicht mit der Ehe ver­wech­selt wis­sen wollte.

+++ Im Miss­brauchs­fall von Müns­ter hat die Staats­an­walt­schaft einen wei­te­ren Mann ange­klagt, berich­ten die West­fä­li­schen Nach­rich­ten. Ein 34-Jäh­ri­ger aus dem Kreis Waren­dorf soll den Zieh­sohn des Haupt­an­ge­klag­ten aus Müns­ter sowie ein wei­te­res Kind miss­braucht haben. Er bestrei­tet die Taten. Die Poli­zei hat in sei­ner Woh­nung aller­dings Daten­trä­ger gefun­den, auf denen Abbil­dun­gen von Miss­brauchs­hand­lun­gen gespei­chert sind.

+++ Der Bun­des­tag hat ein neu­es Gesetz gegen sexu­el­len Kin­des­miss­brauch beschlos­sen, unter ande­rem als Kon­se­quenz aus dem Miss­brauchs­fall von Müns­ter. Das Gesetz sieht unter ande­rem vor, dass Kin­des­miss­brauch und der Besitz von Bil­dern, die Miss­brauchs­hand­lun­gen an Kin­dern zei­gen, als Ver­bre­chen ein­ge­stuft und min­des­tens mit einer Gefäng­nis­stra­fe von einem Jahr geahn­det wer­den. Bis­her gal­ten sol­che Taten als Ver­ge­hen, die­se wer­den mit gerin­ge­ren Frei­heits­stra­fen oder Geld­stra­fen geahn­det.


Unbezahlte Werbung

Man braucht ja immer mal wie­der Trost in die­sen Zei­ten, und manch­mal hilft ein­fach nur Scho­ko­la­de. Das Café Scho­ko stellt aus selbst­ge­rös­te­ten Kakao­boh­nen aus­ge­fal­le­ne Sor­ten her, die Sie im Online-Shop bestel­len und in die­sen Geschäf­ten kau­fen kön­nen. Die Aus­wahl ist groß, in mei­nen Ein­kaufs­korb sind gewan­dert: Fei­ge & Ricot­ta, Erd­nuss in Sah­ne­ka­ra­mell und wei­ße Scho­ko­la­de mit Vanille.


Drinnen und Draußen

+++ Die Burg Hüls­hoff sieht ja sehr hübsch und ein­la­dend aus. Wenn man aber ein biss­chen Nebel über die Gräf­te pus­tet und dann schnell ein Schwarz-Weiß-Foto macht, wird das Anwe­sen zur schau­ri­gen Gru­sel­ku­lis­se. Hier kön­nen Sie sich das anschau­en, und auf die­ser Sei­te sehen Sie auch sofort, war­um ich Ihnen das erzäh­le: Die Was­ser­burg in Havix­beck wird im Herbst Dreh­ort für einen neu­en Edgar-Wal­lace-Film. Wenn Sie sich schon mal ein­stim­men möch­ten, soll­ten Sie sich den Sams­tag­abend frei­hal­ten. Dann laden Stu­die­ren­de der Uni Müns­ter näm­lich zum Online-Vor­trag „Edgar Wal­lace – Ger­man Gru­sel: Zwi­schen Pop­kul­tur und Sit­ten­ge­mäl­de der 60er Jah­re. Ein kri­ti­scher Blick auf Deutsch­lands längs­te Kino­film­rei­he“ ein. Um 20:15 Uhr geht es los, den Link zum Vor­trag fin­den Sie auf der Web­site des Cen­ter for Lite­ra­tu­re.

+++ Kann die Digi­ta­li­sie­rung ein Weg zu mehr Nach­hal­tig­keit sein? Die­ser Fra­ge geht die Initia­ti­ve für Nach­hal­tig­keit und Ethik aus Müns­ter am Mon­tag­abend ab 19 Uhr in einem Online-Vor­trag nach. Sie kön­nen ihn sich kos­ten­los anhö­ren, müs­sen sich aber per E-Mail anmelden.

Am Diens­tag schrei­be ich Ihnen noch ein­mal. Und viel­leicht sehen wir uns ja schon am Sonn­tag bei unse­rer RUMS-Geburts­tags­par­ty, ich wür­de mich freuen!

Herz­li­che Grüße

Con­stan­ze Busch

Mit­ar­beit: Johan­ne Burkhardt


PS

Ver­fol­gen Sie noch im Detail, wel­che Coro­na-Maß­nah­men gera­de gel­ten? Wenn Sie sich das Gan­ze etwas lus­ti­ger gestal­ten wol­len, kön­nen Sie sich mit dem Coro­na-Gene­ra­tor ein­fach neue Regeln erstel­len las­sen. „Groß­raum­bü­ros nach Rück­spra­che mit EU-Kom­mis­si­on öff­nen“, „Bars so schnell wie mög­lich mit Klo­pa­pier aus­stat­ten“, sol­che Sachen. Es ist ein Sati­re-Pro­jekt. Aber irgend­wie merkt man das kaum.