Das F24 bleibt | Gaskrise, Stadtwerke, Schwimmbäder: das Energie-Update | Nager in der Schule

Müns­ter, 8. Juli 2022

Guten Tag,

nor­ma­ler­wei­se bestehen Nach­rich­ten dar­aus, dass sich Din­ge ver­än­dern. Heu­te begin­nen wir mit etwas, das bleibt, wie es ist. Und das ist trotz­dem eine Nach­richt, sogar eine sehr schö­ne, wie ich fin­de. Und sie lau­tet: Das F24 bleibt. Das Haus an der Frau­en­stra­ße 24 ist, wie man so schön sagt, eine Insti­tu­ti­on in Müns­ter. Es war in den 1970er-Jah­ren eins der ers­ten besetz­ten Häu­ser in Deutsch­land, inzwi­schen steht es unter Denk­mal­schutz und ist als Gesamt­kunst­werk nicht aus der Stadt weg­zu­den­ken. In den obe­ren Eta­gen leben immer noch Student:innen in ver­gleichs­wei­se güns­ti­gen Woh­nun­gen. In der Kul­tur­knei­pe im Erd­ge­schoss gibt es schö­ne Ver­an­stal­tun­gen und ganz fan­tas­ti­sches Essen.

Damit das alles so blei­ben kann, hat die Wohn- und Stadt­bau das Haus jetzt dem Immo­bi­li­en­un­ter­neh­men LEG abge­kauft. Und das ist doch zwi­schen all den schlech­ten Nach­rich­ten die­ser Tage ein­fach: schön. (cbu)

Heute lesen Sie im RUMS-Brief:

  • Ein Frie­dens­zei­chen am Friedensrathaus
  • Schu­len: Umbau­ten, Wär­me­däm­mung, Nager raus
  • Ein Plan für die Wol­be­cker Straße
  • Neue Plä­ne gegen die Gaskrise
  • Coro­na-Update: bald ein Plan für die Schulen
  • Ein-Satz-Zen­tra­le: vie­le wei­te­re Missbrauchsfälle
  • Unbe­zahl­te Wer­bung: Café Gasolin
  • Drin­nen und Drau­ßen: Vor­ver­kauf für Pus­sy Riot

Kurz und Klein

+++ Heu­te weht am Rat­haus eine Flag­ge, die die Stadt schon am 24. Febru­ar gehisst hat­te: eine wei­ße Tau­be auf grü­nem Grund. Das ist das Sym­bol der Orga­ni­sa­ti­on Mayors for Peace, also Bürgermeister:innen für den Frie­den, der mehr als 8.000 Städ­te in 166 Län­dern auf der gan­zen Welt ange­hö­ren. Am 24. Febru­ar war die Flag­ge ein Zei­chen gegen den rus­si­schen Angriff auf die Ukrai­ne. Heu­te soll sie laut der städ­ti­schen Mit­tei­lung an „das Rechts­gut­ach­ten des Inter­na­tio­na­len Gerichts­hofs in Den Haag (erin­nern), der 1996 fest­stell­te, dass die Gefahr durch Nukle­ar­waf­fen und deren Ver­wen­dung dem Völ­ker­recht wider­spre­chen.“
Jetzt, 26 Jah­re spä­ter, beschäf­tigt sich der Inter­na­tio­na­le Straf­ge­richts­hof (eben­falls in Den Haag) mit mög­li­chen Kriegs­ver­bre­chen in der Ukrai­ne. Es kom­men­tiert Dmi­t­ri Med­we­dew, der frü­he­re rus­si­sche Prä­si­dent: „Die Idee, ein Land zu bestra­fen, das über das größ­te Atom­waf­fen­ar­se­nal ver­fügt, ist an und für sich absurd.“ (cbu)

+++ An 27 städ­ti­schen Schu­len wird wäh­rend der Som­mer­fe­ri­en umge­baut und saniert, für ins­ge­samt 3,4 Mil­lio­nen Euro, mel­det die Stadt. Außer­dem wer­de das Lud­wig-Erhard-Berufs­kol­leg für 2,2 Mil­lio­nen Euro „ener­ge­tisch fit gemacht“. Das liest sich erst­mal alles sehr hübsch. Und dann infor­miert die Stadt­ver­wal­tung im Plau­der­ton dar­über, dass an der Eichen­dorff­schu­le in Angel­mod­de acht Klas­sen­räu­me saniert wer­den, für 200.000 Euro. Denn: „Der Klas­sen­trakt aus den 70er Jah­ren (sic) ver­füg­te über nahe­zu kei­ne Wär­me­däm­mung zwi­schen Kalt­dach und den abge­häng­ten Decken. Nicht nur Wär­me konn­te unge­hin­dert nach drau­ßen gelan­gen, auch Nager hat­ten leich­tes Spiel, über das Dach auf die Decken aus Holz­pa­nee­len der Klas­sen­räu­me zu gelan­gen.“ Nager. Spä­ter im Text taucht noch das Wort „Geruchs­be­läs­ti­gung“ auf, offen­bar auch im Zusam­men­hang mit den Tie­ren. Auf Ver­wal­tungs­deutsch nennt man sowas wohl einen Inves­ti­ti­ons­stau. Man könn­te auch sagen: eine Zumu­tung. (cbu)

+++ Der Immo­bi­li­en­kon­zern Von­o­via, der in Müns­ter knapp 700 Woh­nun­gen ver­mie­tet, will wegen der stei­gen­den Gas­prei­se zwi­schen 23 und 6 Uhr die Zen­tral­hei­zung dros­seln. Das berich­tet zum Bei­spiel der Spie­gel. Die Räu­me wür­den dann höchs­tens noch 17 Grad warm. Von­o­via will damit den Gas­ver­brauch um acht Pro­zent sen­ken und die Mie­ter laut einem Tages­schau-Bericht „vor hor­ren­den Kos­ten­stei­ge­run­gen bei der Gas­ab­rech­nung bewah­ren.“ Tags­über soll die Hei­zung nicht ein­ge­schränkt wer­den, das war­me Was­ser über­haupt nicht. Der Mie­ter­bund hält das Vor­ha­ben trotz­dem für unzu­läs­sig. (sfo)

Kor­rek­tur­hin­weis: In einer frü­he­ren Ver­si­on des Tex­tes hieß es, die Hei­zung und das war­me Was­ser soll­ten tags­über nicht ein­ge­schränkt wer­den. Tat­säch­lich ist das war­me Was­ser aber über­haupt nicht von der Ein­schrän­kung betroffen.

Wie es weiterging

Nach dem Ver­kehrs­ver­such an der Wol­be­cker Stra­ße hat die Stadt Müns­ter einen Drei-Stu­fen-Plan ent­wor­fen, mit dem sie die Stra­ße vom Ser­va­tii­platz bis zum Han­sa­ring umge­stal­ten möch­te. Der gesam­te Pro­zess soll gemein­sam mit den Bürger:innen ent­wi­ckelt wer­den, damit die Belan­ge von Anwoh­nen­den, Pendler:innen, aber auch von der Gas­tro­no­mie und Kul­tur berück­sich­tigt wer­den. Kürz­lich haben bei einem Werk­statt­ge­spräch Pri­vat­leu­te und Vertreter:innen der Ver­wal­tung über die ein­zel­nen Maß­nah­men dis­ku­tiert. Hier ein­mal die Plä­ne im Überblick:

  • Stu­fe I: Zuerst kom­men noch in die­sem Halb­jahr klei­ne­re Maß­nah­men dran, die schnell umzu­set­zen sind. Dabei geht es vor allem um die Nut­zung von Flä­chen, teilt uns das Kom­mu­ni­ka­ti­ons­amt auf Anfra­ge mit. Wenn alles nach Plan läuft, sol­len eini­ge Park­plät­ze in Fahr­rad­stell­plät­ze umge­wan­delt und von Blu­men­kü­beln ein­ge­fasst wer­den. Mit mehr Grün­zeug und Sitz­plät­zen ist im zwei­ten Quar­tal 2023 zu rechnen.
  • Stu­fe II: Ab 2023 müs­sen Rad­fah­ren­de auf der Stra­ße fah­ren und das Tem­po von Auto- und Rad­fah­ren­den soll ange­gli­chen wer­den, was kon­kret wohl bedeu­ten wird: Die Autos müs­sen lang­sa­mer fah­ren. Es soll leich­ter wer­den, auf der Höhe von Rewe und Dm die Stra­ßen­sei­te zu wech­seln, und auf dem Rewe-Gelän­de könn­te ein soge­nann­tes Mobi­li­ty Hub erprobt werden.
  • Stu­fe III: Mit die­sen ers­ten Maß­nah­men soll sich kurz- und mit­tel­fris­tig schon eini­ges ver­bes­sern. Lang­fris­tig soll für die Wol­be­cker Stra­ße ein Gesamt­kon­zept ent­ste­hen, eine Aus­schrei­bung berei­tet die Stadt gera­de vor. Auch dar­an sol­len wie­der die Bürger:innen betei­ligt werden.

Beim Bür­ger­ge­spräch ging es um die Maß­nah­men aus Stu­fe I, außer­dem um The­men wie Bar­rie­re­frei­heit, Kli­ma­an­pas­sung und kon­sum­freie Räu­me. Hel­ga Hendricks vom Kli­ma­bei­rat Müns­ter sag­te gegen­über RUMS, der Betei­li­gungs­pro­zess sei eine gute Mög­lich­keit gewe­sen, um Ein­drü­cke aus­zu­tau­schen. Sie hät­te es aber befür­wor­tet, wenn Vertreter:innen aus über­grei­fen­den Ver­wal­tungs­be­rei­chen anwe­send gewe­sen wären, etwa vom Umwelt­amt oder von der Koor­di­nie­rungs­stel­le für Kli­ma und Ener­gie. (sfo)

Wie es weiterging II

An den sechs Uni­kli­ni­ken in NRW wird immer noch gestreikt, inzwi­schen seit zehn Wochen. Der ärzt­li­che Direk­tor der Uni­kli­nik Essen, an der die Kli­nik­kräf­te ges­tern demons­triert haben, sag­te laut einem WDR-Bericht, Per­so­nal­man­gel, coro­nabe­ding­te Aus­fäl­le und Streik­maß­nah­men führ­ten mit­un­ter auch zu „akut bedroh­li­chen Situa­tio­nen“. Sol­che Situa­tio­nen gibt es aller­dings im nor­ma­len Kli­nik­all­tag auch ohne Streik. Unse­re Kolum­nis­tin Julia­ne Rit­ter hat­te dar­über schon ein paar­mal geschrie­ben. Und sie ist mit sol­chen Erfah­run­gen nicht allein. Pfle­ge­kräf­te und ande­re Klinikmitarbeiter:innen haben im Schwarz­buch Kran­ken­haus Situa­tio­nen auf­ge­schrie­ben, die sie erlebt haben. Die­se Berich­te sind nicht leicht zu lesen, aber wichtig.

Wir hat­ten Ihnen letz­te Woche hier geschrie­ben, dass die Gewerk­schaft Ver­di und die Kli­nik­be­schäf­tig­ten ein Ver­hand­lungs­an­ge­bot der Uni­kli­ni­ken abge­lehnt haben, unter ande­rem weil es kei­ne Ver­bes­se­run­gen für die Men­schen vor­sah, die nicht direkt am und um das Bett her­um arbei­ten. Ich habe bei der Uni­kli­nik Müns­ter nach­ge­fragt, aus wel­chen Grün­den es für die­se Berufs­grup­pen noch kein Ange­bot gibt. Denn wir wol­len hier ja nach Mög­lich­keit bei­de Sei­ten abbil­den. Heu­te geht das aber noch nicht. Die Pres­se­spre­che­rin schrieb mir, die Kli­ni­ken befän­den sich in inten­si­ven Ver­hand­lun­gen mit Ver­di und woll­ten die­sen den nöti­gen Raum geben. Bis min­des­tens Mit­te nächs­ter Woche wer­de sich die Kli­nik des­halb nicht dazu äußern. (cbu)

Der Rürup 

Energie-Update

Wir erle­ben wil­de und anstren­gen­de Zei­ten, und ich muss sagen: Ich hät­te gera­de nichts gegen ein rich­tig schö­nes Som­mer­loch. Aber Russ­land führt immer noch Krieg, und wir müs­sen uns schon im Juli damit beschäf­ti­gen, wie wir im Ernst­fall im Win­ter die Woh­nun­gen noch warm bekom­men und Unter­neh­men am Lau­fen hal­ten. In die­ser Woche ist da viel pas­siert. Wir schau­en uns heu­te an, was das für die Stadt­wer­ke und vor allem die Kund:innen bedeu­ten wird.

Am Mon­tag begin­nen die War­tungs­ar­bei­ten an der Gas­pipe­line Nord Stream 1. Sie sol­len zehn Tage dau­ern. Bun­des­wirt­schafts­mi­nis­ter Robert Habeck und ande­re Politiker:innen hal­ten es für mög­lich, dass Russ­land auch nach dem 21. Juli unter einem Vor­wand kein Gas mehr durch die Lei­tung nach Euro­pa schi­cken wird – auch wenn Russ­land das bestrei­tet. Bei einem Lie­fer­stopp könn­te das Bun­des­wirt­schafts­mi­nis­te­ri­um die drit­te Stu­fe im Not­fall­plan Gas (die Not­fall­stu­fe) aus­ru­fen, weil dann das Ziel in Gefahr gerie­te, die Gas­spei­cher bis zum Win­ter zu 90 Pro­zent auf­zu­fül­len. Bis­her ste­hen wir auf der zwei­ten Stu­fe, der Alarm­stu­fe (RUMS-Brief vom 24. Juni).

Der große Rettungsschirm

Bun­des­tag und Bun­des­rat haben heu­te das soge­nann­te Ener­gie­si­che­rungs­ge­setz refor­miert. Es soll, ver­ein­facht gesagt, dafür sor­gen, dass bei wei­te­ren star­ken Preis­stei­ge­run­gen oder einem even­tu­el­len Lie­fer­stopp nicht alles zusam­men­bricht. Der gro­ße Gas­lie­fe­rant Uni­per ist jetzt schon in Schwie­rig­kei­ten und hat letz­te Woche staat­li­che Unter­stüt­zung gefor­dert, weil er Stadt­wer­ke und ande­re Gas­ver­sor­ger wei­ter zu Bestands­prei­sen belie­fern, das Gas dafür aber zu sehr hohen Prei­sen ein­kau­fen muss.

Durch die Geset­zes­än­de­rung kann der Staat Uni­per und ande­re strau­cheln­de Unter­neh­men finan­zi­ell stüt­zen. Uni­per hat das heu­te auch gleich bean­tragt. Im Fal­le des Rie­sen­kon­zerns wird die Staats­hil­fe wohl unver­meid­lich sein, weil sonst auch die kom­mu­na­len und ande­ren Ver­sor­ger in rie­si­ge wirt­schaft­li­che Schwie­rig­kei­ten gera­ten wür­den und Endkund:innen nicht mehr belie­fern könn­ten. Aber es ist sehr ärger­lich, wie Sie hier nach­le­sen können.

„Der Staat“, das klingt immer so ange­nehm unper­sön­lich, aber dum­mer­wei­se sind der Staat ja wir alle. Und abge­se­hen davon, dass Ver­sor­gungs­un­ter­neh­men mit Steu­er­gel­dern geret­tet wer­den, könn­ten Endkund:innen – das sind dum­mer­wei­se auch wir – auch ganz direkt über die Gas­rech­nung mit­be­zah­len. Denn das Gesetz sieht vor, dass die Unter­neh­men höhe­re Prei­se schnel­ler an ihre Kund:innen wei­ter­ge­ben kön­nen, als das bis­her mög­lich ist. Das wür­de bedeu­ten: Die Kos­ten ver­tei­len sich auf Stadt­wer­ke, ande­re Gas­ver­sor­ger und Verbraucher:innen. Ob, wann und in wel­chem Aus­maß Bürger:innen durch höhe­re Prei­se die Not­la­ge mit auf­fan­gen müs­sen, ist heu­te noch nicht klar.

Frü­her oder spä­ter wird es aber ohne­hin teu­rer. Denn bis­her pro­fi­tie­ren zumin­dest die Stadtwerke-Kund:innen mit älte­ren Ver­trä­gen noch davon, dass Erd­gas nicht heu­te für mor­gen ein­ge­kauft wird, son­dern über Jah­re, sagt Stadt­wer­ke-Spre­che­rin Lisa Schmees. Güns­ti­ge­re Ein­käu­fe aus den ver­gan­ge­nen Jah­ren fan­gen die neu ent­stan­de­nen Preis­spit­zen jetzt noch halb­wegs ab. Aber auf Dau­er wer­den höhe­re Ein­kaufs­prei­se auch zu den Endkund:innen durch­si­ckern; eine Preis­er­hö­hung ist ja schon für Sep­tem­ber ange­kün­digt (RUMS-Brief vom 14. Juni).

Der kleine Rettungsschirm

Das erneu­er­te Ener­gie­si­che­rungs­ge­setz ist der gro­ße Ret­tungs­schirm auf Bun­des­ebe­ne. In Nord­rhein-West­fa­len wird gera­de auch ein sol­cher Schirm vor­be­rei­tet, ein klei­ne­rer, und zwar für die Stadt­wer­ke. Er soll sicher­stel­len, dass die kom­mu­na­len Ver­sor­ger wei­ter Gas ein- und an ihre Kund:innen ver­kau­fen kön­nen, auch wenn sie durch höhe­re Ein­kaufs­prei­se Eng­päs­se haben. In einer Stadt in Nord­rhein-West­fa­len muss das zustän­di­ge Bau­mi­nis­te­ri­um einem WDR-Bericht zufol­ge den Stadt­wer­ken schon hel­fen; um wel­che Stadt es geht, sag­te das Bau­mi­nis­te­ri­um nicht. Die Stadt­wer­ke Müns­ter sind es laut Lisa Schmees nicht.

Schulen, Kitas, Bäckereien

Trotz aller Bemü­hun­gen, die Gas­ver­sor­gung bis zum Herbst noch zu sichern, hat längst eine Ver­tei­lungs­de­bat­te begon­nen. Pri­va­te Haus­hal­te, Schu­len, Kitas und die kri­ti­sche Infra­struk­tur wie Kran­ken­häu­ser und Poli­zei gehö­ren zu den soge­nann­ten geschütz­ten Kund:innen, die wei­ter belie­fert wür­den. Auch Bäcke­rei­en und ande­re klei­ne­re Gewer­be­be­trie­be wür­den laut der Bun­des­netz­agen­tur mit Gas ver­sorgt – ob und wie die Pri­vat­leu­te und Unter­neh­men die Mehr­kos­ten stem­men kön­nen, steht natür­lich auf einem ande­ren Blatt. Falls die Bun­des­re­gie­rung die Gas-Not­fall­stu­fe aus­ruft, müss­ten vor allem grö­ße­re Indus­trie­un­ter­neh­men spa­ren. Die Stadt­wer­ke Müns­ter haben laut Lisa Schmees Kon­takt zu den Betrie­ben in der Stadt auf­ge­nom­men, die beson­ders viel Gas ver­brau­chen, um schon ein­mal Daten abzu­glei­chen und sich intern auf die Situa­ti­on vor­zu­be­rei­ten, dass Unter­neh­men ihren Ver­brauch tat­säch­lich her­un­ter­fah­ren müssen.

Spa­ren sol­len ja jetzt schon alle. Bürger:innen wer­den stän­dig dar­an erin­nert, hier zum Bei­spiel mit einem hübsch bebil­der­ten Leit­fa­den des Bun­des­wirt­schafts­mi­nis­te­ri­ums. Bit­te blei­ben Sie ruhig: Es geht dar­in auch ums Duschen.

Lieber kalt schwimmen als kalt wohnen

Vie­le Städ­te und Gemein­den haben auch schon damit ange­fan­gen, man­che vor zwei oder drei Mona­ten, ande­re jetzt: Sie haben zum Bei­spiel die Was­ser­tem­pe­ra­tur in ihren Schwimm­bä­dern gesenkt. So hat­te es die Deut­sche Gesell­schaft für das Bade­we­sen im April in einem Leit­fa­den für Schwimm­bä­der in der Ener­gie­kri­se emp­foh­len (hier eine inzwi­schen aktua­li­sier­te Ver­si­on). Die Was­ser­tem­pe­ra­tur sol­le um zwei Grad gesenkt wer­den, so lie­ßen sich 25 Pro­zent der Ener­gie­kos­ten einsparen.

Eini­ge baye­ri­sche Städ­te mach­ten im April den Anfang, gera­de hat Det­mold die Behei­zung der Frei­bä­der abge­schal­tet, und Nürn­berg hat drei Hal­len­bä­der geschlos­sen und die Frei­bad­sai­son verlängert.

Und Müns­ter? Die Hal­len­bä­der haben über den Som­mer geschlos­sen, im Früh­jahr konn­te man da aber noch bei 28 Grad Was­ser­tem­pe­ra­tur plan­schen. In den letz­ten Jah­ren kos­te­ten Hei­zung und war­mes Was­ser für die Bäder zwi­schen 550.000 und 650.000 Euro pro Jahr, wie die Stadt auf Anfra­ge mit­teilt. Zur­zeit wür­den „kon­kre­te Maß­nah­men zu Ener­gie­ein­spa­run­gen für die kom­men­de Hal­len­bad­sai­son inten­siv geprüft und wei­te­re Schrit­te geplant“, das Sport­amt tau­sche sich dazu mit ande­ren Bäder­be­trei­bern und Fachtechniker:innen aus.

Über den Som­mer wird sich der Ener­gie­ver­brauch eini­ger­ma­ßen in Gren­zen hal­ten. In den Frei­bä­dern Sta­pel­skot­ten und Hil­trup wird das Was­ser aus­schließ­lich durch Son­nen­en­er­gie erwärmt. Im Frei­bad Coburg ist nach Aus­kunft der Stadt eine Was­ser­tem­pe­ra­tur von 23 Grad vor­ge­ge­ben, die bei Bedarf mit Hil­fe von Fern­wär­me erreicht wird.

Das Kom­mu­ni­ka­ti­ons­amt schreibt, die Ver­wal­tung prü­fe zur­zeit, wie sich ein even­tu­el­ler Gas­lie­fer­stopp auf städ­ti­sche Immo­bi­li­en aus­wir­ken wer­de. Die Schwimm­bä­der müss­ten im Ernst­fall aber wohl mit als ers­te schlie­ßen, so sag­te es jeden­falls der Bun­des­netz­agen­tur-Chef der Tages­schau. Wel­che ande­ren Unter­neh­men sich in wel­chem Umfang ein­schrän­ken müss­ten, lässt sich aber nicht klar vor­her­sa­gen. Das hängt laut der Behör­de davon ab, wie viel Gas Deutsch­land und die Nach­bar­län­der dann gespei­chert haben, wie kalt es ist und was sich wo ein­spa­ren lässt. (cbu)

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Corona-Update

+++ Doro­thee Fel­ler, die frü­he­re müns­ter­sche Regie­rungs­prä­si­den­tin, ist seit einer guten Woche die neue NRW-Schul­mi­nis­te­rin (RUMS-Brief vom 1. Juli). Und wenig über­ra­schend muss sie sich ange­sichts der wei­ter schwin­del­erre­gend hohen Inzi­den­zen nun erst ein­mal damit beschäf­ti­gen, wie es nach den Som­mer­fe­ri­en in den Schu­len wei­ter­ge­hen soll. So viel hat sie dem WDR schon gesagt: Sie will die neu­en Regeln frü­her mit­tei­len. Gut, noch spä­ter, als es bis­her immer pas­siert ist, geht es ja ohne­hin nicht. Es sind noch vier­ein­halb Wochen Som­mer­fe­ri­en, in der Zeit muss ein Plan her. (cbu)

+++ Die Bun­des­in­zi­denz liegt heu­te bei 700, deutsch­land­weit lie­gen über 1.000 Men­schen auf der Inten­siv­sta­ti­on. Im ges­tern erschie­ne­nen Monats­be­richt weist das Robert-Koch-Insti­tut in die­sem Zusam­men­hang auf die Impflü­cke in Deutsch­land hin. 1,9 Mil­lio­nen Men­schen über 60 Jah­re haben noch kei­ne Imp­fung bekom­men, bei den über 18-Jäh­ri­gen sind es 7,3 Mil­lio­nen. Und dazu kom­men jetzt auch 7,9 Mil­lio­nen Per­so­nen zwi­schen 18 und 59 Jah­ren sowie 1,3 Mil­lio­nen über 60-Jäh­ri­ge, die ihren Impf­schutz mit min­des­tens einem Boos­ter auf­fri­schen soll­ten.
Die Stän­di­ge Impf­kom­mis­si­on (Sti­ko) emp­fiehlt eine vier­te Imp­fung bis­her für beson­ders gefähr­de­te Per­so­nen sowie für medi­zi­ni­sches und pfle­ge­ri­sches Per­so­nal. Auch die Euro­päi­sche Arz­nei­mit­tel­agen­tur Ema war bis­lang bei ande­ren Per­so­nen­grup­pen eher zurück­hal­tend, was das Boos­tern anbe­langt. Auf einer Pres­se­kon­fe­renz hat die Ema ges­tern aber bekannt­ge­ge­ben, dass sie wegen der Som­mer­wel­le in Euro­pa nun auch für Men­schen ab 60 den vier­ten Stich emp­fiehlt. Fragt sich nur, ob die Sti­ko vor oder nach der Som­mer­wel­le mit einer Emp­feh­lung nach­zieht. Imp­fen las­sen kön­nen Sie sich aber trotz­dem schon: Die Ter­mi­ne und Hal­te­stel­len des Impf­bus­ses fin­den Sie hier.

+++ Zum Schluss die müns­ter­sche Coro­na­sta­tis­tik für heu­te. Die Stadt nähert sich wie­der dem Bun­des­durch­schnitt, nach­dem die Wochen­in­zi­denz eine Zeit lang deut­lich dar­über lag. 715 Per­so­nen hat­ten laut RKI in den letz­ten sie­ben Tagen durch­schnitt­lich einen posi­ti­ven PCR-Test. 3.977 Per­so­nen sind zur­zeit offi­zi­ell infi­ziert, 447 Anste­ckun­gen sind in den letz­ten 24 Stun­den dazu­ge­kom­men. Laut Inten­siv­re­gis­ter wer­den im Moment sechs Covid-Patient:innen auf der Inten­siv­sta­ti­on behan­delt, drei von ihnen müs­sen beatmet wer­den. (sfo)

Ein-Satz-Zentrale

+++ Die acht Kegel­brü­der aus Müns­ter müs­sen wohl doch wei­ter­hin auf Mal­lor­ca in Haft blei­ben, weil der Ermitt­lungs­rich­ter „maxi­ma­le Flucht­ge­fahr“ ver­mu­tet. (West­fä­li­sche Nach­rich­ten)

+++ Eini­ge Marktbeschicker:innen ärgern sich über die Umge­stal­tungs­plä­ne für den Wochen­markt. (West­fä­li­sche Nach­rich­ten)

+++ Die Initia­ti­ve „FMO-Aus­stieg jetzt“ ist unzu­frie­den mit dem Gut­ach­ten zum Flug­ha­fen Münster/Osnabrück, weil es vie­le sozia­le und Kli­ma-Fra­gen nicht beant­wor­te. (FMO-Aus­stieg jetzt)

+++ Nach dem Hacker­an­griff sind die Web­site und das Stu­di­en­be­wer­ber­por­tal der Fach­hoch­schu­le Müns­ter wie­der online. (FH Müns­ter)

+++ Die Stadt Müns­ter hat Pfos­ten auf die Hit­torf­stra­ße gestellt, damit kei­ne Autos mehr in die Fahr­rad­stra­ße fah­ren kön­nen. (West­fä­li­sche Nach­rich­ten)

+++ Die Initia­ti­ve Ms Qua­drat will Eigentümer:innen von leer­ste­hen­den Gewer­be­räu­men mit krea­ti­ven Leu­ten zusam­men­brin­gen. (West­fä­li­sche Nach­rich­ten)

+++ Nach Miss­brauchs­stu­die I: Das Bis­tum Müns­ter erfuhr über das Online­mel­de­por­tal und die Tele­fon­hot­line für Betrof­fe­ne von 45 wei­te­ren Miss­brauchs­fäl­len. (West­fä­li­sche Nach­rich­ten)

+++ Nach Miss­brauchs­stu­die II: Expert:innen der Uni Müns­ter erken­nen wenig Reform­wil­len in der katho­li­schen Kir­che. (wis­sen | leben)

+++ Wegen einer Blind­gän­ger-Ent­schär­fung müs­sen Häu­ser an der Pic­to­ri­us­stra­ße am 14. Juli mög­li­cher­wei­se eva­ku­iert wer­den. (Stadt Müns­ter)

+++ Einer der Aa-Ufer­we­ge wird nach Schwes­ter Lau­de­ber­ta van Hal benannt, die Wider­stand gegen das Eutha­na­sie­pro­gramm der Nazis leis­te­te. (Bis­tum Müns­ter)

+++ Wegen der wochen­lan­gen Tro­cken­heit sol­len Bürger:innen kein Was­ser aus Bächen oder Tei­chen abschöp­fen. (Stadt Müns­ter)

+++ Die Stadt infor­miert über Som­mer­bau­stel­len und Aus­wir­kun­gen auf den Ver­kehr. (Stadt Müns­ter)

+++ WDR I: Heu­te kom­men kei­ne Nach­rich­ten im WDR, weil die Beschäf­tig­ten, unter ande­rem des Lan­des­stu­di­os Müns­ter, strei­ken. (Deut­sche Jour­na­lis­ten­uni­on)

+++ WDR II: Der West­deut­sche Rund­funk hat sich gegen einen Neu­bau am Ser­va­tii­platz ent­schie­den und will lie­ber in der Mond­stra­ße blei­ben. (Stadt Müns­ter)

Unbezahlte Werbung

In den 50er-Jah­ren zapf­te man hier noch Ben­zin, heu­te nur noch Bier: Das Café Gaso­lin an der Aegi­di­i­stra­ße 54 ist eine ehe­ma­li­ge Tank­stel­le. An die Geschich­te des Gebäu­des erin­nern noch der Name und die Fas­sa­de. Die Ein­rich­tung und Außen­be­leuch­tung machen die Atmo­sphä­re aber mit Sicher­heit gemüt­li­cher als frü­her. Auf der gro­ßen Ter­ras­se sit­zen Sie auf roten Bier­bän­ken, die Kar­te bie­tet neben Kaf­fee und Früh­stück auch Flamm­ku­chen und Cock­tails. Kul­tur­ver­an­stal­tun­gen fin­den hier eben­falls regel­mä­ßig statt. Eine lesen Sie heu­te auch in unse­ren Veranstaltungstipps.

Hier fin­den Sie alle unse­re Emp­feh­lun­gen. Soll­te Ihnen ein Tipp beson­ders gut gefal­len, tei­len Sie ihn ger­ne ein­fach über den Link.

Drinnen und Draußen

+++ Die rus­si­sche Punk­rock­band Pus­sy Riot wur­de durch eine Pro­test­ak­ti­on gegen den Kreml 2012 welt­weit bekannt. Trotz mehr­fa­cher Inhaf­tie­run­gen, Haus­ar­rest und Flucht füh­ren die Künst­le­rin­nen ihren Akti­vis­mus gegen das auto­kra­ti­sche Sys­tem fort. Seit Mai sind sie auf der Anti-War-Tour­nee unter­wegs durch Euro­pa und wer­den auch einen Stop in Müns­ter ein­le­gen: Am 5. Sep­tem­ber spielt Pus­sy Riot im Foy­er des LWL-Muse­ums am Dom­platz. Kar­ten gibt es ab sofort online.

+++ Die Kunst­hal­le Müns­ter zeigt ab Sonn­tag die Aus­stel­lung A Let­ter from the Front. Ukrai­ni­sche Künst­le­rin­nen und Künst­ler prä­sen­tie­ren dort Fil­me, die in den letz­ten 15 Jah­ren in ihrem Hei­mat­land ent­stan­den sind. Das Pro­jekt soll die vom Krieg gepräg­te Situa­ti­on der Ukrai­ne greif­ba­rer machen. Hier fin­den Sie mehr Infos zur Aus­stel­lung und zur Eröffnungsveranstaltung. 

+++ Am 23. Juli steigt im Außen­be­reich des Sput­nik Cafés das ein­tä­gi­ge Fes­ti­val Made in Müns­ter. Die non-pro­fit Ver­an­stal­tung bie­tet Nachwuchskünstler:innen eine Büh­ne und sam­melt gleich­zei­tig Spen­den für die Kin­der­krebs­hil­fe Müns­ter. Beginn ist um 15 Uhr. Im Anschluss gel­ten die Tages­kar­ten auch für die Par­ty in der Sputnikhalle. 

+++ Mor­gen kön­nen Sie im Mond­hund Schall­plat­ten­ca­fé aus­gie­big vegan früh­stü­cken. Von 9 bis 13 Uhr bie­tet das Schlem­mer­früh­stück alles, was das Herz begehrt – inklu­si­ve musi­ka­li­scher Untermalung. 

+++ Und wie oben ange­kün­digt, hier noch der Event­tipp im Café Gaso­lin: Posau­nist Hen­ri Weh­king und Male­rin Bar­ba­ra Seibt füh­ren bei der Ver­an­stal­tung Art@Impro einen male­risch-musi­ka­li­schen Dia­log. Er beginnt mor­gen um 18 Uhr. Der Ein­tritt ist frei. 

Am Diens­tag schrei­be ich Ihnen wie­der. Ich wün­sche Ihnen ein schö­nes Wochenende.

Herz­li­che Grü­ße
Con­stan­ze Busch

Mit­ar­beit: Sebas­ti­an Fob­be, Jan Gro­ße Nobis, Vik­to­ria Pehl­ke
Lek­to­rat: Anto­nia Strotmann

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PS

Haben Sie sich schon mal gefragt, war­um Flä­chen­an­ga­ben so oft mit dem Saar­land ver­gli­chen wer­den? Hier zum Bei­spiel, oder hier. Ich weiß nicht, wann und war­um jemand damit ange­fan­gen hat. Aber inzwi­schen ist der Ver­gleich denk­bar ein­fach: Es gibt einen Online-Rech­ner, mit dem man ver­schie­dens­te Flä­chen­ma­ße in Saar­land umrech­nen kann. Ich habe das her­aus­ge­fun­den, als ich neu­lich eine Flä­chen­an­ga­be in Fuß­ball­fel­dern dar­stel­len wollte.