Fahrradstraßen – eine Stadt sieht rot | Münster erstattet Millionen | Happy Monkey

Porträt von Ralf Heimann
Mit Ralf Heimann

Demokratie klingt so wunderbar simpel. Es stimmen einfach alle ab, und dann entscheidet die Mehrheit, wie es gemacht wird. In der Theorie ist das eine fantastische Idee, in der Realität ist das mühsam und anstrengend, denn unglücklicherweise sind an diesem Prozess Menschen beteiligt.

In Münster diskutieren wir im Moment über den Bau von Fahrradstraßen und die unangenehmen Folgen (RUMS-Brief vom Dienstag). Dazu ein kurzer Rückblick: Die Stadt hat vor vier Jahren in ihrem Radverkehrskonzept 2025 festgelegt, dass Fahrräder im Stadtverkehr eine größere Bedeutung bekommen sollen. Weil der Raum, auf dem dieser Verkehr stattfindet, aber begrenzt ist, heißt das: Andere werden an Bedeutung verlieren. Es wird zwangsläufig jene treffen, denen die Straßen im Moment faktisch gehören: den Autos.

Schon in dem vier Jahre alten Konzeptpapier ist von einer „Umverteilung der Verkehrsflächen“ die Rede. Und aus der Geschichte wissen wir, wie Menschen viele Jahrhunderte lang vorgegangen sind, wenn es darum ging, Flächen umzuverteilen. Sie haben einen Krieg geführt. Aus der Geschichte wissen wir aber auch, dass es vor 372 Jahren in Münster zum allerersten Mal auf der Welt gelungen ist, so einen Krieg an einem Verhandlungstisch zu beenden. Könnte das für die Fahrradstraßen nicht ein gutes Omen sein?

Einer der ersten Schauplätze dieser Flächenumverteilung in Münster war die Hittorfstraße, wo die Anwohner:innen durch einen Brief der Stadtverwaltung zu Beginn der Ferien von den Gebietsverlusten erfuhren. Die Straße sollte, wie es zurzeit an vielen Stellen in der Stadt passiert, nach niederländischem Vorbild rot eingefärbt werden, damit das Hoheitsrecht des Radverkehrs auch für alle gut sichtbar ist. Außerdem würden Teile des Randstreifens bald annektiert und stünden damit zum Parken nicht mehr zur Verfügung.

So muss die Ankündigung der Stadtverwaltung bei vielen Menschen angekommen sein. Den Eindruck vermitteln jedenfalls die Reaktionen, die in den Tagen darauf in der Zeitung standen. Und hier liegt schon ein großer Teil des Problems: Das alles erscheint wie ein Feldzug gegen Menschen, die Auto fahren.

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