RUMS-Veranstaltung zur Baustelle Lokaljournalismus: Wofür wird er in Zukunft gebraucht? | Kolumnen-Aus: Die „na dann“ schwurbelt jetzt ein bisschen leiser | Didi Ceramics

Müns­ter, 11. April 2023

Guten Tag,

wahr­schein­lich haben Sie es schon anders­wo gele­sen. Und wahr­schein­lich wer­den Sie in ein paar Tagen trotz­dem über­rascht sein, wenn Sie an einer der Bau­stel­len ste­hen und sich spon­tan über­le­gen müs­sen, wel­cher Weg denn jetzt nun die bes­te Alter­na­ti­ve ist. Also, des­we­gen noch ein­mal zum Mit­schrei­ben: In den kom­men­den Tagen wird es vier Bau­stel­len in Müns­ter geben.

  • Die Fahr­bahn der Stra­ße Zum Rie­sel­feld wird zwi­schen Coer­müh­le und Holt­manns­weg erneu­ert. Des­we­gen ist die bis zum 13. April von 19.30 Uhr bis 5 Uhr mor­gens gesperrt.
  • Ab Don­ners­tag ist dafür dann der Nien­kamp zwi­schen Wien­burg­stra­ße und Salz­mann­stra­ße gesperrt, vor­aus­sicht­lich bis zum 21. April jeweils von 21 bis 5 Uhr.
  • Die Fahr­bahn auf der Dieck­mann­stra­ße wird auch erneu­ert, und zwar vom 17. Bis zum 27. April zwi­schen Ber­nings Kot­ten und Roxe­ler Stra­ße. Hier wird nachts von 21 bis 5 Uhr gearbeitet.
  • Der Rüsch­haus­weg ist vom 18. April bis 8. Mai zwi­schen Hen­sen­stra­ße und Asbeck­weg gesperrt. Hier wird tags­über gearbeitet.

Und wenn Sie es ganz genau wis­sen wol­len: Wo Sie aus­wei­chen kön­nen, lesen Sie am bes­ten hier in der Pres­se­mit­tei­lung der Stadt nach. Mein Ziel ist jetzt erst ein­mal, dass Sie sich auch in zehn Minu­ten noch erin­nern, dass es Bau­stel­len geben wird. Und viel­leicht sogar, wo.

Im Juni unter­stützt uns
Müns­ter gemein­sam gestalten.

Wir, die INITIATIVE STARKE INNENSTADT MÜNSTER, sind ver­ant­wort­li­che Part­ner aus den Berei­chen Han­del, Gas­tro­no­mie und Immo­bi­li­en, um Müns­ter erfolg­reich durch die anste­hen­den inner­städ­ti­schen Ver­än­de­rungs­dy­na­mi­ken zu füh­ren. Ergrei­fen auch Sie die Initia­ti­ve und wer­den Mit­glied oder För­der­mit­glied für eine star­ke Innenstadt.

www.isi-muenster.de

Zuge­ge­ben, Bau­stel­len fin­den Sie bei RUMS sonst eher in der Ein-Satz-Zen­tra­le. Aber irgend­wie sind sie (neben den Kanin­chen­zucht­ver­ei­nen, die Sie wohl sel­ten in unse­rer Ein-Satz-Zen­tra­le, aber dafür auf unse­ren Post­kar­ten fin­den) doch auch ein Sinn­bild des Lokal­jour­na­lis­mus. Oder? Sie sehen ja gera­de an die­sem Bei­spiel, dass Sie die Infor­ma­ti­on eben­so von der Stadt Müns­ter bekom­men, online und kostenlos.

War­um Jour­na­lis­mus im Loka­len trotz­dem oder gera­de des­we­gen wich­tig ist, dar­über spricht RUMS-Chef­re­dak­teur Ralf Heimann am 17. April ab 19 Uhr mit dem Jour­na­lis­tik-Pro­fes­sor Chris­to­pher Busch­ow von der Uni Wei­mar. Wofür wird man ihn in Zukunft brau­chen? Wie wird er sich finan­zie­ren las­sen? Bli­cken jun­ge Men­schen anders auf ihre Zukunft vor Ort? Und was folgt dar­aus? Wenn Sie das span­nend fin­den, kom­men Sie ger­ne zu uns in die Neu­brü­cken­stra­ße oder schal­ten Sie sich digi­tal dazu.

Und in der Zwi­schen­zeit lesen Sie doch unse­re heu­ti­ge Recher­che. Die zeigt Ihnen etwas ernst­haf­ter als unser klei­nes Bau­stel­len-Intro, war­um das mit dem Lokal­jour­na­lis­mus und Medi­en­plu­ra­lis­mus kei­ne ganz so schlech­te Sache ist. Auf einen Hin­weis des Recher­che­bünd­nis­ses „Schwur­bel­bus­ters“ hin habe ich mich ein­mal genau­er mit der „Zeitzeichen“-Kolumne in der „na dann“ beschäf­tigt – und belegt, dass der Autor Cars­ten Kry­s­to­fi­ak ganz schö­ne Coro­na-Lügen ver­brei­tet hat. (sst/sfo)

Kurz und Klein

+++ Ein Kon­zept mit Ideen, was man bis 2030 alles ver­än­dern könn­te, haben die Abfall­wirt­schafts­be­trie­be Müns­ter (AWM) nun ver­öf­fent­licht. Das größ­te Pro­blem momen­tan: In den ver­gan­ge­nen Jah­ren sind sehr vie­le Men­schen nach Müns­ter gezo­gen, die Flä­che der Recy­cling­hö­fe ist aller­dings nicht gewach­sen. Das führt zu War­te­zei­ten und Stau. Beson­ders auf­fäl­lig ist das laut AWM am Hof in Hil­trup. Außer­dem müs­sen seit ver­gan­ge­nem Jahr alle mit Anhän­ger oder einem über 3,5 Ton­nen schwe­ren Wagen den Hof in Coer­de ansteu­ern, was dort zu einer hohen Belas­tung führt. Der Plan lau­tet nun: kei­ne neu­en Höfe schaf­fen, son­dern die bestehen­den umpla­nen. Je nach Grö­ße des Stadt­teils und der Bevöl­ke­rungs­dich­te soll es bald sehr gro­ße (Zen­tra­ler Hof), gro­ße (Haupt­hof) und klei­ne­re (Neben­hof) Wert­stoff­hö­fe geben. Um Res­sour­cen mög­lichst effi­zi­ent zu nut­zen, sol­len die Öff­nungs­zei­ten ange­passt wer­den. Außer­dem möch­ten die AWM ver­mei­den, dass die Höfe als Müll­kip­pe wahr­ge­nom­men wer­den, und statt­des­sen den Fokus stär­ker auf Wie­der­ver­wer­tung legen. Auf den grö­ße­ren Höfen sol­len zum Bei­spiel Rück­nah­me­be­rei­che für noch ver­wert­ba­re Gegen­stän­de ent­ste­hen und ein Gebraucht­wa­ren­kauf­haus mit Mög­lich­kei­ten, die eige­nen Sachen zu repa­rie­ren. Punkt Num­mer eins auf der To-Do-Lis­te ist aber der Hof in Hil­trup. Weil die Flä­che nicht erwei­ter­bar sei, suche man dort gera­de nach einem geeig­ne­ten Grund­stück für einen neu­en, grö­ße­ren Hof. (sst)

+++ Nicht nur in den Klas­sen­zim­mern ist das Lehr­per­so­nal knapp. Es stellt sich auch die Fra­ge, wer die Kin­der eigent­lich betreut, nach­dem sie aus dem Unter­richt kom­men. Des­we­gen kön­nen sich Men­schen aus der Pfle­ge, dem The­ra­pie­be­reich oder der Sozio­lo­gie nun auch auf Stel­len bewer­ben. Die Ver­wal­tung schlägt außer­dem als Zwi­schen­lö­sung für vakan­te Grup­pen­lei­tungs­stel­len vor, soge­nann­te OGS-Zweit­kräf­te ein­zu­set­zen. Sie müs­sen eine pas­sen­de Vor­bil­dung vor­wei­sen, unter ande­rem ein Jahr als Unter­stüt­zungs­kraft gear­bei­tet haben. Laut Ver­wal­tung ein Weg, lang­jäh­ri­ge Mitarbeiter:innen zu bin­den und ange­mes­sen zu ent­loh­nen. (sst)


Das Ende der „Zeitzeichen“-Kolumne: Die „na dann“ schwurbelt jetzt ein bisschen leiser

Heu­te Nach­mit­tag, 15:20 Uhr, hat mich Ulri­ke Wie­mann von der „na dann“ ange­ru­fen, um mir mit­zu­tei­len, dass das Anzei­gen­blätt­chen die Kolum­ne „Zeit­zei­chen“ ein­stellt. Im letz­ten Bei­trag sei ordent­lich was schief­ge­lau­fen. Der Text sei schlam­pig recher­chiert gewe­sen und der Autor habe Falsch­be­haup­tun­gen ver­brei­tet, denen die „na dann“ auf­ge­ses­sen war. Das sei mit der Außen­wir­kung der „na dann“ nicht zu ver­ein­ba­ren. Und außer­dem habe der besag­te Kolum­nist jetzt sei­nen Neben­job bei der „na dann“ verloren.

Was war denn da los? Im letz­ten „Zeit­zei­chen“ schrieb der Kolum­nist Cars­ten Kry­s­to­fi­ak über Todes­fäl­le nach der Coro­na­imp­fung. Er behaup­te­te, zwei Patho­lo­gie­pro­fes­so­ren aus Müns­ter hät­ten im März 2022 her­aus­ge­fun­den, dass der Tod von zwölf von fünf­zehn unter­such­ten Men­schen „höchst­wahr­schein­lich durch die Imp­fung ver­ur­sacht wur­de“. Die­se Ergeb­nis­se hät­ten die bei­den nament­lich nicht genann­ten Wis­sen­schaft­ler bei einer Pres­se­kon­fe­renz vorgestellt.

Auch der „Chef­pa­tho­lo­ge der Uni Hei­del­berg“ habe wie die Kol­le­gen aus Müns­ter „bedenk­li­che Ver­än­de­run­gen der Orga­ne und auf­fäl­lig vie­le Myo­kar­di­tis­fäl­le“ ent­deckt, schreibt Kry­s­to­fi­ak. Ver­ant­wort­lich für die Todes­fäl­le sei­en Spikeproteine.

Die­ser Text hat mich stut­zig gemacht. Bis vor Kur­zem haben wir bei RUMS sehr aus­führ­lich über die Coro­na­pan­de­mie berich­tet. Von einer sol­che Stu­die hat­te aber nie­mand aus unse­rer Redak­ti­on bis­lang etwas mit­be­kom­men. Die „na dann“ hat die Kolum­ne inzwi­schen gelöscht, hier kön­nen Sie den Text aber noch nachlesen.

Ein kreativer Umgang mit Quellen

Die Uni­kli­nik konn­te mir auf Anfra­ge auch nicht wei­ter­hel­fen. Spre­che­rin Mari­on Zahr bestä­tig­te mir heu­te Vor­mit­tag, eine sol­che Pres­se­kon­fe­renz habe es nie gege­ben. Es sei außer­dem Usus, auch zu jeder Pres­se­kon­fe­renz einen Nach­be­richt zu ver­öf­fent­li­chen, der den Inhalt noch ein­mal für die Öffent­lich­keit zusam­men­fasst. Im Pres­se­be­reich der Uni­kli­nik fin­det sich ein sol­cher Bericht aller­dings nicht.

Auch bei der Uni­kli­nik Hei­del­berg habe ich nach­ge­fragt. Ein Spre­cher schreibt mir, die Kli­nik habe wie alle ande­ren patho­lo­gi­schen Insti­tu­te Unter­su­chun­gen an Coro­na­to­ten vor­ge­nom­men, auch um die Sicher­heit der Impf­stof­fe zu prü­fen. Die Stu­di­en sei­en aber sehr kom­plex. Aus wel­cher Quel­le Kry­s­to­fi­ak zitiert, sei des­halb nicht nachzuvollziehen.

Ist die „na dann“ da mög­li­cher­wei­se auf die blü­hen­de Fan­ta­sie ihres coro­na­kri­ti­schen Gast­au­tors rein­ge­fal­len? Ich habe des­halb bei Cars­ten Kry­s­to­fi­ak nach­ge­fragt und woll­te wis­sen, was er in sei­ner Kolum­ne genau meint.

Auf mei­ne Fra­gen geht er nicht genau ein. Statt­des­sen schickt er mir eini­ge Text­schnip­sel zusam­men­ge­wür­felt in einem Doku­ment zu. Der Tenor die­ses Sam­mel­su­ri­ums: Die mRNA-Tech­nik in den Impf­stof­fen von Biontech sei noch nicht genug erforscht und des­halb bestimmt sehr gefähr­lich. Ein paar Fuß­no­ten in dem wir­ren Text füh­ren nicht zu Quel­len, son­dern ins Nichts.

Woher Kry­s­to­fi­ak die­se Infor­ma­tio­nen hat, lässt sich also auf Anhieb nicht nach­ver­fol­gen. In dem Doku­ment ver­linkt er aber die Web­site der soge­nann­ten „Patho­lo­gie-Kon­fe­renz“, die von den Pro­fes­so­ren Arne Burk­hardt und Wal­ter Lang orga­ni­siert wur­de. Sie war­nen vor den ver­meint­li­chen „Sicher­heits­be­den­ken zum Biontech Impf­stoff Comirna­ty“ und hat­ten Biontech in einer Anfra­ge zur Rede gestellt. Sind das die Patho­lo­gen, auf die sich Kry­s­to­fi­ak in sei­ner Kolum­ne bezieht? Ich habe nach­ge­fragt, aber kei­ne Ant­wort bekommen.

Viel Meinung, aber keine Belege

Einen Bezug zu Müns­ter haben Arne Burk­hardt aus Reut­lin­gen und Wal­ter Lang aus Han­no­ver jeden­falls nicht. Mari­on Zahr bestä­tigt uns auch noch ein­mal, dass die bei­den Män­ner nie für die Uni­kli­nik Müns­ter gear­bei­tet haben.

Vie­le Pas­sa­gen in der Mail von Cars­ten Kry­s­to­fi­ak sind wort­gleich mit Tex­ten auf der Web­site der Patho­lo­gie­kon­fe­renz und Pas­sa­gen aus dem Ant­wort­schrei­ben von Biontech. Die deut­sche Gesell­schaft für Patho­lo­gie weist die Aus­sa­gen von Burk­hardt und Lang übri­gens als „nicht wis­sen­schaft­lich fun­diert“ zurück.

Allein das zeigt: Cars­ten Kry­s­to­fi­ak stellt in sei­ner Kolum­ne stei­le, aber nur hauch­dünn beleg­te The­sen auf – wie kann es sein, dass sol­che Falsch­mel­dun­gen in der „na dann“ gedruckt werden?

Ein Fehler im System

Ein Anruf bei Geschäfts­füh­rer Arno Tils­ner. Er ärgert sich am Tele­fon über mei­ne Anfra­ge, es herr­sche schließ­lich Mei­nungs­frei­heit in Deutsch­land. Die Begrif­fe „Mei­nungs­frei­heit“ und „Zen­sur“ fal­len in unse­rem Tele­fo­nat mehr­mals. Tils­ner geht es um nicht weni­ger als ums Prinzip.

Ich fra­ge ihn, ob die Kolum­nen von der „na dann“ redi­giert wer­den. Tils­ner möch­te wis­sen, was ich damit mei­ne. Ich wie­der­ho­le mei­ne Fra­ge: Wer­den die Tex­te nicht nur auf kor­rek­te Recht­schrei­bung und Kom­ma­set­zung geprüft, son­dern auch inhalt­lich noch ein­mal vor der Ver­öf­fent­li­chung abge­klopft? Das Redi­gie­ren von jour­na­lis­ti­schen Arti­keln gehört schließ­lich zum redak­tio­nel­len All­tag, jeder Text wird mehr­fach gegen­ge­le­sen und es wer­den Nach­fra­gen gestellt, falls eine Pas­sa­ge miss­ver­ständ­lich ist. Das ist eine Form der Qualitätssicherung.

Tils­ner ver­neint, dass die „na dann“ Kolum­nen von Gast­au­toren wie Cars­ten Kry­s­to­fi­ak redi­giert. Die „na dann“ möch­te nun ein­mal kei­ne Mei­nun­gen zen­sie­ren. Tils­ner weist zudem jede Kri­tik von sich, die „na dann“ wür­de jour­na­lis­tisch unsau­ber arbeiten.

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Schrille Töne und AfD-Nähe

Das ist wohl auch der Grund, war­um das Anzei­gen­blatt in der Ver­gan­gen­heit mit beson­ders schril­len Tönen in der Coro­na­po­li­tik auf­ge­fal­len ist. Zum Bei­spiel damit, dass in der „na dann“ immer wie­der Wer­bung für die soge­nann­ten „Mon­tags­spa­zier­gän­ge“ der Quer­den­ken-Bewe­gung erschie­nen ist, was dem Blätt­chen Kri­tik von anti­fa­schis­ti­schen Grup­pen aus Müns­ter und einen Boy­kott einbrachte.

All die­se Vor­gän­ge hat das Recher­che­bünd­nis „Schwur­bel­bus­ters“ aus­führ­lich doku­men­tiert, die auch auf die Unge­reimt­hei­ten in der „Zeitzeichen“-Kolumne von Cars­ten Kry­s­to­fi­ak auf­merk­sam gemacht haben. Die „Schwur­bel­bus­ters“ wer­fen dem Autor auch­Sym­pa­thien mit rech­ten Posi­tio­nen vor. Er soll außer­dem unse­riö­se Infor­ma­tio­nen aus dem AfD-Milieu für sei­ne Argu­men­ta­ti­on benutzt haben.

Womit das Recher­che­kol­lek­tiv auch Recht hat. In sei­ner Ant­wort­mail schreibt Kry­s­to­fi­ak nicht nur von der „Patho­lo­gie-Kon­fe­renz“, son­dern auch meh­re­re Pas­sa­gen von der Web­site des Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­ten Robert Far­le ab. Far­le ist ein poli­tisch beson­ders schil­lern­der Zeit­ge­nos­se: Er war bis in die 1990er-Jah­re Funk­tio­när der deut­schen kom­mu­nis­ti­schen Par­tei, 2021 wur­de er für die AfD in den Bun­des­tag gewählt. Im ver­gan­ge­nen Sep­tem­ber trat Far­le aus der Frak­ti­on aus, behielt aber sein AfD-Par­tei­buch. Der Grund für den Aus­tritt: Die AfD hat zumin­dest offi­zi­ell aner­kannt, dass Russ­land die Ukrai­ne über­fal­len hat.

Robert Far­le zitiert auf sei­ner Web­site eine Stu­die über Todes­fäl­le nach der Covid-Schutz­imp­fung, an der auch Wissenschaftler:innen aus Müns­ter betei­ligt waren. Ein Ergeb­nis die­ser Stu­die: Nach einer Imp­fung mit dem Biontech-Prä­pa­rat ist eine der 18 unter­such­ten Per­so­nen an einer Herz­mus­kel­ent­zün­dung gestor­ben. Ein Zusam­men­hang mit der Imp­fung konn­te laut Stu­die aber nicht zwei­fels­frei bewie­sen werden.

Cars­ten Kry­s­to­fi­ak hat also in sei­ner „Zeitzeichen“-Kolumne eini­ges durch­ein­an­der­ge­bracht. In Müns­ter hat nie eine Pres­se­kon­fe­renz über eine Stu­die statt­ge­fun­den, die Todes­fäl­le nach einer Covid-19-Imp­fung bele­gen soll. Die zwei Patho­lo­gen, auf die er sich stützt, haben mit Müns­ter nichts zu tun. Und wie Sie hier und hier nach­le­sen kön­nen, las­sen sei­ne Quel­len ohne­hin nicht den Schluss zu, dass die erwähn­ten Todes­fäl­le „höchst­wahr­schein­lich durch die Imp­fung ver­ur­sacht“ wurden.

Keine Recherche mit Konsequenzen

Um es kurz zu machen: Dass Ulri­ke Wie­mann von der „na dann“ mir gegen­über von einer schlam­pi­gen Recher­che ihres Kolum­nis­ten spricht, ist eine hüb­sche Umschrei­bung für „In Wahr­heit hat unser Autor gar nicht recherchiert“.

Es ist dabei nicht so, als hät­te Cars­ten Kry­s­to­fi­ak kei­ne jour­na­lis­ti­sche Erfah­rung nach­zu­wei­sen. Anfang und Mit­te der Nuller­jah­re hat er Arti­kel für die rech­te Wochen­zei­tung „jun­ge Frei­heit“ ver­fasst (hier nur ein Bei­spiel). Vor zwei Jah­ren war er für eine Geschich­te für Kreuz­fahr­ten in West­fa­len für den Jour­na­lis­ten­preis Müns­ter­land nomi­niert. Ver­öf­fent­licht hat er die Repor­ta­ge im „West­fa­li­um“, übri­gens ein Maga­zin, das von einem AfD-Rats­herr aus Bor­ken her­aus­ge­ge­ben wird. Außer­dem ist er Autor meh­re­rer lokal­pa­trio­ti­scher Bücher über Müns­ter, was ihm unter ande­rem von „Alles Müns­ter“ ein paar net­te Wor­te ein­brach­te. Mitt­ler­wei­le arbei­tet Kry­s­to­fi­ak in der Pres­se- und Öffent­lich­keits­ar­beit der Kreis­jä­ger­schaft Müns­ter.

Gabri­el Löw, Spre­cher der „Schwur­bel­bus­ters“, sagt in einer Stel­lung­nah­me, die RUMS vor­liegt, es sei „kein Ver­se­hen“, dass ein Autor wie Cars­ten Kry­s­to­fi­ak in der „na dann“ unhalt­ba­re The­sen aus dem AfD-Umfeld veröffentlicht.

Die Uni­kli­nik Müns­ter teil­te mir heu­te Vor­mit­tag noch mit, sie wol­le sich mit der „Zeitzeichen“-Kolumne nicht abfin­den und Kon­takt zur „na dann“ auf­neh­men. Was offen­bar gefruch­tet hat: In der neu­en Aus­ga­be, die nur ein paar Stun­den nach dem Anruf von Ulri­ke Wie­mann erschie­nen ist, schreibt Arno Tils­ner, die „na dann“ sei einer Falsch­in­for­ma­ti­on auf­ge­ses­sen, die das Anzei­gen­blatt ver­öf­fent­licht habe. Das gehe gar nicht und des­halb been­de die „na dann“ die „Zeitzeichen“-Kolumne. Ob sich Cars­ten Kry­s­to­fi­ak jetzt zen­siert fühlt, ist aller­dings nicht über­lie­fert. (sfo)

Anony­mer Briefkasten

Haben Sie eine Infor­ma­ti­on für uns, von der Sie den­ken, sie soll­te öffent­lich wer­den? Und möch­ten Sie, dass sich nicht zurück­ver­fol­gen lässt, woher die Infor­ma­ti­on stammt? Dann nut­zen Sie unse­ren anony­men Brief­kas­ten. Sie kön­nen uns über die­sen Weg auch anonym Fotos oder Doku­men­te schicken.

Klima-Update

+++ Die Stadt hat einen Leit­fa­den zur kli­ma­ge­rech­ten Bau­leit­pla­nung ver­öf­fent­licht. Dar­in ist auf­ge­lis­tet, was in Sachen Kli­ma­schutz und -anpas­sung in wel­cher Bau­pha­se beach­tet wer­den muss. Das sind kei­ne kom­plett neu­en Ansät­ze, sie kom­men zum Bei­spiel aus einem Kri­te­ri­en­ka­ta­log der Pla­nungs­werk­statt 2030 und einem Kata­log, der schon 2019 für die Bau­leit­pla­nung ent­wi­ckelt wur­de. Sie wur­den hier­für aller­dings aktua­li­siert, außer­dem ist der Leit­fa­den zur wei­te­ren Aus­ar­bei­tung gedacht. Sym­bo­le zei­gen an, wie ver­bind­lich die ein­zel­nen Maß­nah­men sind. Wäh­rend zum Bei­spiel fla­che und geneig­te Dächer begrünt wer­den müs­sen, um für Abküh­lung zu sor­gen, zeigt der Leit­fa­den auch posi­ti­ve Bei­spie­le aus der Pra­xis auf. Das wären in die­sem Fall zum Bei­spiel Fas­sa­den­be­grü­nun­gen. Für die Zukunft ist übri­gens auch geplant, das Gan­ze in einer digi­ta­len Form anzu­bie­ten. (sst)

+++ Fri­days for Future lädt mor­gen um 10.45 Uhr zur Fahr­rad­de­mo ein. Treff­punkt ist die Asphalt-Flä­che am Schloss zwi­schen Pro­me­na­de und Frau­en­stra­ße. Dabei will die Grup­pe ver­schie­de­ne Sta­tio­nen abfah­ren und dar­über spre­chen, wem der Stra­ßen­raum in Müns­ter gehört. Die Schil­ler­stra­ße soll ihrem Namen „Fahr­rad­stra­ße“ zum Bei­spiel bald wie­der alle Ehre machen, genau­er: spä­tes­tens im kom­men­den Jahr. Rad­fah­ren­de sind unzu­frie­den mit dem Neben­ein­an­der von Rad und Auto, und auch den städ­ti­schen Stan­dards ent­spricht die enge und unüber­sicht­li­che Stra­ße nicht mehr. Am 18. April star­tet ein fünf­wö­chi­ger Pro­zess, an dem sich Inter­es­sier­te betei­li­gen kön­nen. In dem Zeit­raum soll ein Stück der Stra­ße mit Bau­stel­len­mar­kie­run­gen umge­stal­tet wer­den. Zum Start gibt es eine Info­ver­an­stal­tung um 18:30 Uhr in der Aula des Han­sa-Berufs­kol­legs. Per­so­nal aus dem Amt für Mobi­li­tät und Tief­bau stellt da vor, wie die Stra­ße even­tu­ell aus­se­hen könn­te. (sst)

Ein­la­dung Meet & Greet mit Gun­nar Fehl­au, Chef vom „Pres­se­dienst Fahrrad“

… ein Jahr ist Gun­nar mit Sack, Pack und Zelt – und mit sei­nem „Büro“ – auf einem Las­ten­rad kreuz und quer durch Deutsch­land unter­wegs und nun bei uns zu Gast in Müns­ter. Ver­rückt? Cool? Auf jeden Fall span­nend! Komm vor­bei, Du bist herz­lich eingeladen!

12. April, 19 Uhr, am Prin­zi­pal­markt 41

Anmel­dun­gen erbe­ten: team@drahtesel-muenster.de

Wir freu­en uns auf Dich! Dein DRAHTESEL-Team

Ein-Satz-Zentrale

+++ Seit­dem die Coro­na-Schutz­maß­nah­men nicht mehr grei­fen, ver­zich­ten die meis­ten Kran­ken­häu­ser und Arzt­pra­xen auf ihr Haus­recht und bit­ten ein­fach um das Tra­gen einer Mas­ke. (Anten­ne Müns­ter)

+++ Am Breul wur­den eini­ge Park­plät­ze wie­der ein­ge­rich­tet und somit die Fahr­bahn schma­ler gemacht, damit die Autofahrer:innen nicht mehr so schnell fah­ren. (West­fä­li­sche Nach­rich­ten)

+++ Im Kon­zept­ver­ga­be­ver­fah­ren der Stadt­wer­ke für eine:n Investor:in für das Gaso­me­ter sind über zehn Bewer­bun­gen ein­ge­gan­gen. (West­fä­li­sche Nach­rich­ten)

+++ In Müns­ter boomt die Nach­fra­ge nach Pho­to­vol­ta­ik­an­la­gen für Dach, Gar­ten oder Bal­kon. (West­fä­li­sche Nach­rich­ten)

+++Müns­ters Funk­turm wird saniert und bekommt eine neue Beton­hül­le und Schutz­schicht. (WDR)

Unbezahlte Werbung

Ein Cap­puc­ci­no ist eine fei­ne Sache. Aber fin­den Sie nicht auch, dass der Kaf­fee am bes­ten schmeckt, wenn man ihn aus einer hüb­schen Tas­se trinkt? Wenn Sie wun­der­schö­ne Kera­mik suchen, dann kön­nen wir Ihnen „Didi Cera­mics“ emp­feh­len, einen Online­shop, den Sarah Rüschen­schul­te aus Havix­beck seit ein paar Jah­ren betreibt. Dort ver­kauft sie selbst­ge­töp­fer­te Tas­sen, Vasen, Ker­zen­hal­ter und vie­le ande­re Kera­mik­wa­ren. Wenn Sie sich das Gan­ze ein­mal live und in Far­be anse­hen möch­ten, kom­men Sie am 15. April zur Neu­brü­cken­stra­ße 66 (schräg gegen­über von der RUMS-Redak­ti­on). Dann fin­det der nächs­te „Mon­key Mar­ket“ statt, bei dem neben Sarah Rüschen­schul­te auch wie­der vie­le ande­re Hobbykünstler:innen und Designer:innen ihre Sachen ver­kau­fen. Cap­puc­ci­no gibt es übri­gens auch.

Hier fin­den Sie alle unse­re Emp­feh­lun­gen. Soll­te Ihnen ein Tipp beson­ders gut gefal­len, tei­len Sie ihn ger­ne ein­fach über den Link.

Drinnen und Draußen

Heu­te hat Sven­ja Stüh­mei­er nach inter­es­san­ten Ver­an­stal­tungs­tipps Aus­schau gehalten:

+++ Falls Sie sich manch­mal wün­schen, (wie­der) ein­mal Hör­saal­luft zu schnup­pern, schau­en Sie doch mal in der Ring­vor­le­sung „Wei­chen­stel­lun­gen? Kri­sen im inter­dis­zi­pli­nä­ren Fokus“ vor­bei. Die Ver­an­stal­tung im Som­mer­se­mes­ter beginnt am 17. April und fin­det dann immer mon­tags von 16 bis 18 Uhr in der Aula am Aasee oder online statt. Sie wur­de von der Kon­takt­stel­le „Stu­di­um im Alter“ orga­ni­siert und ist für alle gedacht, die sich mit den Her­aus­for­de­run­gen der ver­schie­de­nen Kri­sen aus­ein­an­der­set­zen wol­len. Zur Anmel­dung geht es hier entlang.

+++ Wel­che poli­ti­sche Bedeu­tung hat Kunst in Kriegs­zei­ten? Um die­se Fra­ge wird es am Frei­tag im LWL-Muse­um für Kunst und Kul­tur gehen. Unter dem Titel „Tran­si­ti­on. Cul­tu­ral Under­stan­ding, Inte­gri­ty and Demo­cra­cy in Ukrai­ne and Bey­ond“ spre­chen die Direk­to­rin des Ber­li­ner Kunst­hau­ses Dah­lem Doro­thea Schö­ne und der ukrai­ni­sche Künst­ler Daniil Shu­mik­hin mit­ein­an­der. Die ukrai­ni­sche Gast­au­torin Katery­na Ray und die stell­ver­tre­ten­de Muse­ums­di­rek­to­rin Tan­ja Pir­sig-Mar­shall mode­rie­ren das Gespräch. Es fin­det auf Deutsch und Ukrai­nisch statt, der Ein­tritt ist frei.

+++ Hier gibt’s gleich eine gan­ze Rei­he krea­ti­ver Ver­an­stal­tungs­tipps für Jugend­li­che zwi­schen 10 und 14 Jah­ren: Im Rah­men des För­der­pro­gramms „Kul­tur­ruck­sack“ kön­nen jun­ge Men­schen für wenig oder gar kein Geld ler­nen, Musik auf­zu­le­gen, einen Feder­kiel zu bas­teln und einen Pod­cast auf­zu­neh­men. Wel­che Work­shops und Aktio­nen es sonst noch so gibt, ist auf der Web­sei­te der Stadt auf­ge­lis­tet. Eini­ge star­ten bereits im April.

+++ Erin­nern Sie sich noch an Ihren letz­ten Ers­te-Hil­fe-Kurs? Falls Sie sich jetzt ertappt füh­len, kön­nen Sie Ihr Wis­sen beim Wochen­markt­be­such mor­gen auf­fri­schen. Die Poli­zei ist dort mit einem Stand vor Ort und wird dar­über infor­mie­ren, wie man sich an einem Unfall­ort ver­hal­ten soll. Außer­dem möch­ten die Beamt:innen Unsi­cher­hei­ten abbauen.

Am Frei­tag schreibt Ihnen Sven­ja Stüh­mei­er. Ich wün­sche Ihnen eine schö­ne Woche.

Herz­li­che Grü­ße
Sebas­ti­an Fobbe

Mit­ar­beit: Jan Gro­ße Nobis (jgn), Sven­ja Stüh­mei­er (sst)
Lek­to­rat: Anto­nia Strotmann


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PS

Eini­ge trin­ken es aus Dosen in schwarz-rot-gold, ande­re aus bau­chi­gen Fla­schen mit hoch­wer­tig wir­ken­dem Eti­kett. Für die einen muss es mög­lichst herb sein, bei ande­ren kom­men nur wei­cher Geschmack und fluf­fi­ge Schaum­kro­ne ins Glas. „Wel­ches Bier darf ich dir mit­brin­gen?“ ist nicht sel­ten eine Fra­ge, die Ihnen etwas über Ihr Gegen­über ver­rät. Zum Bei­spiel, was sie immer getrun­ken hat, damals am Kiosk, weil es halt güns­tig war, und wegen der guten alten Zei­ten trinkt sie es heu­te immer noch ger­ne. Aus wel­cher Regi­on er eigent­lich kommt. Und man­che mei­nen sogar, anhand des Biers die poli­ti­sche Gesin­nung able­sen zu kön­nen. Kurz: Wel­ches Bier wir trin­ken, hat wohl auch etwas mit unse­rem Selbst­bild zu tun. Jetzt haben die Städ­te Müns­ter und Osna­brück, ihre Fach­hoch­schu­len und ein paar loka­le Braue­rei­en gewis­ser­ma­ßen ein Bier von allen für alle her­ge­stellt: das Frie­dens­bier. Anlass? Klar, 375 Jah­re West­fä­li­scher Frie­den. Mög­lichst vie­len soll’s schme­cken, und zwar mit leich­ter Zitrus­no­te, nicht zu mal­zig, nicht zu bit­ter. Ob das nur der rich­ti­ge Ansatz für ein Bier ist?