Klimaanpassung: Sieben Antworten von der Stadt | Bezirksvertretung Mitte: Bürgermeisterwahl gescheitert | Praktisches Jahr: Viel Arbeit, wenig Kohle 

Müns­ter, 1. Sep­tem­ber 2023

Guten Tag,

vor zwei Wochen hat­te ich Ihnen einen RUMS-Brief geschrie­ben über die Fra­ge, was die Stadt Müns­ter unter­nimmt, um sich an die Kli­ma­kri­se anzu­pas­sen. Die Stadt hat­te zuvor bei einer Umfra­ge des Recher­che­zen­trums Cor­rec­tiv ange­ge­ben, dass sie sich schon auf Hit­ze, Sturm und Stark­re­gen vor­be­rei­tet. Aller­dings fehlt ein Gesamt­kon­zept zur Kli­ma­an­pas­sung; das zumin­dest kri­ti­sie­ren Aktivist:innen, etwa vom Kli­ma­ent­scheid Müns­ter.

Ich hat­te die Stadt des­halb dar­um gebe­ten, eini­ge Bei­spie­le für Kli­ma­an­pas­sung in Müns­ter zu nen­nen. Inner­halb der Frist kam kei­ne Ant­wort aus dem Pres­se­amt. Jetzt hat sich die Stadt gemel­det. Sie­ben Fra­gen und Ant­wor­ten für einen Überblick.

Wo wurden Flächen entsiegelt?

Ent­sie­gel­te Flä­chen haben vie­le Vor­tei­le, laut Stadt spie­len sie etwa bei der Regen­was­ser­be­wirt­schaf­tung eine gro­ße Rol­le. Als Bei­spie­le führt die Stadt die Oxford- und die York­ka­ser­ne an, denn bei der Kon­ver­si­on sei­en „erheb­li­che Flä­chen­an­tei­le ent­sie­gelt“ worden.

Wo wurden Dächer begrünt?

Die Stadt schreibt, ins­ge­samt sei­en bis­her 25 Dächer von städ­ti­schen Gebäu­den begrünt wor­den. Dazu sol­len in Zukunft noch die Dächer von 700 Bus­hal­te­stel­len und das Dach des Feu­er­wehr­hau­ses in Nien­ber­ge kom­men. Wenn Flach­dä­cher saniert wer­den müs­sen, prü­fe die Stadt, ob sich eine Begrü­nung eignet.

Das dürf­te häu­fig der Fall sein. Schau­en Sie mal ins Gründach­ka­tas­ter der Stadt. Das zeigt, dass fast über­all in Müns­ter Grün­dä­cher ent­ste­hen kön­nen. In der „Sprech­stun­de Kli­ma­an­pas­sung“ erfährt man, wie Pri­vat­ge­bäu­de begrünt wer­den können.

Wie sieht’s mit dem Wasser aus?

In Neu­bau­ge­bie­ten wer­den zusätz­lich soge­nann­te Reten­ti­ons­räu­me geschaf­fen, schreibt die Stadt. Die­se sol­len Was­ser auf­fan­gen, etwa wenn es stark reg­net, um die Über­flu­tungs­ge­fahr zu sen­ken. Natür­li­che Auf­fang­räu­me schaf­fe die Stadt, indem sie Gewäs­ser rena­tu­riert. Bei­spie­le hier­für sind laut Stadt die Aa nörd­lich des Lub­lin­rings oder der Gie­ven­bach nörd­lich der Roxe­ler Straße.

Und mit Baumrigolen? (Und was ist das überhaupt?)

Baum­ri­go­len sind spe­zi­el­le Anla­gen, die Regen­was­ser sam­meln und spei­chern, um es Bäu­men zur Ver­fü­gung zu stel­len. Gleich­zei­tig ver­hin­dern sie, dass die Stadt sich auf­heizt und Regen­was­ser auf die Stra­ßen fließt. Das Gan­ze hat noch einen Vor­teil: Durch die Bäu­me wird die Stadt grün. Bis­her gibt es kei­ne Baum­ri­go­len in Müns­ter, schreibt die Stadt. Die Ver­wal­tung pla­ne aber ein Pilot­pro­jekt an der Gertrudenstraße.

Welche Bäume sollen gepflanzt werden?

Die Stadt arbei­tet gera­de an einer Lis­te mit hit­ze­be­stän­di­gen Baum­ar­ten. Die­se soll dann auch in der Baum­schutz­sat­zung eine Rol­le spie­len, über die der Rat Mit­te Sep­tem­ber ent­schei­det. Sie schreibt vor, dass für jeden gefäll­ten Baum ein neu­er gepflanzt wer­den muss. Laut Stadt sei auch der Stand­ort mit­ent­schei­dend, ob ein hit­ze­be­stän­di­ger Baum gepflanzt wer­den kann.

Und wer zahlt das Ganze?

Laut Cor­rec­tiv-Umfra­ge finan­ziert die Stadt die Kli­ma­an­pas­sung aus eige­nen Mit­teln, aber ohne einen eige­nen Pos­ten im städ­ti­schen Haus­halt. Das stimmt aller­dings nicht ganz, wie die Stadt auf Nach­fra­ge schreibt. Zum Bei­spiel sei­en Lan­des­mit­tel in die Stark­re­gen­ge­fah­ren­kar­te oder in die Rena­tu­rie­rung der Aa geflos­sen. Dar­über hin­aus grei­fe die Stadt auch auf ande­re För­der­mit­tel zu, die zum Bei­spiel für den Hit­ze­schutz­plan genutzt werden.

Aber war da nicht was?

Der Rat hat­te die Stadt dazu auf­ge­for­dert, ein Kli­ma­bud­get zu erstel­len. Ein Ent­wurf soll­te eigent­lich schon vor der Som­mer­pau­se der Rats­po­li­tik fer­tig sein (RUMS-Brief). Wie läuft’s so? Ist in Arbeit, ant­wor­tet die Stadt sinn­ge­mäß. (sfo)

Kurz und Klein

+++ Ein zwölf Mona­te altes Kind ist heu­te Vor­mit­tag auf dem Spiel­platz am Han­sa­platz mit einem Betäu­bungs­mit­tel in Kon­takt gekom­men. Laut Pres­se­mit­tei­lung der Stadt wird das Kind im Kran­ken­haus behan­delt, sein Zustand sei sta­bil. Ein Schnell­test hat erge­ben, dass es sich bei dem Pul­ver mut­maß­lich um die ille­ga­le Dro­ge Metham­phet­amin han­delt. Die Mut­ter des Kin­des hat am Spiel­platz zwei wei­te­re Tüt­chen mit der Dro­ge gefun­den. Am Wochen­en­de will das Ord­nungs­amt Spiel­plät­ze ver­stärkt auf Dro­gen absu­chen. (sfo)

+++ Die Knei­pe „Kasi’s Kling Klang“ im Erpho­vier­tel bleibt mor­gen geschlos­sen, weil nie­mand da ist, der hin­ter der The­ke ste­hen könn­te. „Falls jemand wen kennt, der bei uns im Ser­vice oder an der The­ke arbei­ten möch­te – wir suchen drin­gend Unter­stüt­zung“, schreibt die Gast­stät­te auf ihrer Face­book-Sei­te. Per­so­nal­man­gel ist in der Gas­tro­no­mie wei­ter ein gro­ßes Pro­blem, und das hat laut einer Stu­die des Insti­tuts der deut­schen Wirt­schaft noch immer mit dem Exodus in der Coro­na­zeit zu tun. Die Zahl der Stel­len habe nicht zuge­nom­men, aber die Zahl der Men­schen, die für die­se Jobs zur Ver­fü­gung ste­hen wür­den, habe abge­nom­men, heißt es. Bes­se­rung ist nicht in Sicht. Wobei, viel­leicht doch: Das ZDF berich­te­te im Mai über Restau­rants, die zum Ser­vie­ren Robo­ter ein­set­zen. (rhe)

+++ Fach­kräf­te­man­gel gibt es, wie wir ja wis­sen, nicht nur in der Gas­tro­no­mie, son­dern auch in Kli­ni­ken (dazu spä­ter) oder in der Kin­der­be­treu­ung. Die Stadt kon­kre­ti­siert nun, wie sie das in den 29 städ­ti­schen Kitas umset­zen wird, was sie sich über­legt hat­te, um das Pro­blem abzu­mil­dern. Und bei der Gele­gen­heit ein Blick nach Mön­chen­glad­bach, wo die Stadt das auf­zie­hen­de Pro­blem schon vor Jah­ren erkannt und vor­ge­sorgt hat. Das zahlt sich jetzt aus, wie die Süd­deut­sche Zei­tung berich­tet (Titel: „Kita-Kri­se? Wel­che Kita-Kri­se?“). Der WDR erklärt hier in einem Radio­bei­trag, wel­che Rol­le dabei Fach­kräf­te aus Spa­ni­en spie­len. Die sol­len ja auch in Müns­ter ein Teil einer Lösung sein. Ganz so rosig, wie alles auf den ers­ten Blick klingt, ist es aber auch in Mön­chen­glad­bach wohl nicht. Auch dort dro­hen Kla­gen von Eltern, schreibt die Rhei­ni­sche Post. (rhe)

+++ Gera­de ste­cken sich wie­der mehr Men­schen mit dem Coro­na­vi­rus an. In den ver­gan­ge­nen Tagen sind in Müns­ter acht Infek­tio­nen pro 100.000 Einwohner:innen mit einem PCR-Test bestä­tigt wor­den. Auf der Inten­siv­sta­ti­on müs­sen hier der­zeit kei­ne Covid-19-Erkrank­ten behan­delt wer­den. Wie die West­fä­li­schen Nach­rich­ten schrei­ben, haben die meis­ten Infi­zier­ten einen mil­den Krank­heits­ver­lauf. Den­noch berei­te­ten sich die Kran­ken­häu­ser in der Stadt laut Arti­kel auf eine Coro­na­sai­son im Herbst und Win­ter vor. Der Grü­nen­po­li­ti­ker im Bun­des­tag Janosch Dah­men sag­te dem Redak­ti­ons­netz­werk Deutsch­land, ab Herbst emp­feh­le sich wie­der das Mas­ken­tra­gen, zumin­dest in eini­gen Situa­tio­nen. Der Main­zer Impf­stoff­her­stel­ler Biontech lie­fert außer­dem in zwei­ein­halb Wochen ein neu­es Prä­pa­rat aus, das an die aktu­el­le Virus­mu­tan­te ange­passt ist. Vor allem Risi­ko­grup­pen soll­ten ihren Impf­schutz auf­fri­schen, heißt es in der FAZ. (sfo)

+++ Mor­gen Nach­mit­tag um 14 Uhr spielt Preu­ßen Müns­ter gegen Wald­hof Mann­heim. Wenn Sie drü­ber nach­den­ken, sich das Spiel anzu­se­hen, fin­den Sie alles, was Sie dazu wis­sen müs­sen, hier. (rhe)

+++ Die Stadt­wer­ke Müns­ter haben ihren 50-Pro­zent-Anteil am nie­der­län­di­schen Glas­fa­ser­un­ter­neh­men NDIX ver­kauft, mit dem zusam­men sie die Gewer­be­ge­bie­te in Müns­ter aus­bau­en woll­ten. Der Ver­kauf habe stra­te­gi­sche Grün­de, schreibt das Unter­neh­men in einer Pres­se­mit­tei­lung. Man wol­le sich auf den Aus­bau des Glas­fa­ser­netz für pri­va­te Haus­hal­te kon­zen­trie­ren. NDIX hat in Müns­ter wei­ter­hin ein Büro. Das Unter­neh­men gehört jetzt voll­stän­dig dem nie­der­län­di­schen Unter­neh­men Reli­ned, einer Toch­ter des staat­li­chen Strom­netz­be­trei­bers Ten­net. Es hat­te die Aus­schrei­bung zum Aus­bau der Glas­fa­ser­net­ze in Müns­ters Gewer­be­ge­bie­ten gewon­nen, aber Anfang des Jah­res den schon zuge­sag­ten Aus­bau der Gewer­be­ge­bie­te in Albach­ten, Grem­men­dorf, am Hafen, in Kin­der­haus, Roxel, Wol­beck und im Zen­trum Nord wie­der abge­sagt. Begrün­dung: zu hohe Kos­ten, zu gerin­ge Nach­fra­ge. Den Aus­bau in Coer­de und Gel­mer will NDIX dage­gen zu Ende füh­ren. An den bis­he­ri­gen Plä­nen wer­de sich nichts ändern, teil­te das Unter­neh­men heu­te Mit­tag auf Nach­fra­ge mit. (rhe)

+++ Dass künst­li­che Intel­li­genz in der Sozia­len Arbeit zum Ein­satz kom­men könn­te, ist eine eher schwie­ri­ge Vor­stel­lung. Aber war­um eigent­lich? Man muss sie ja nicht da ein­set­zen, wo sie Kon­takt mit Men­schen hat. Der Geo­in­for­ma­ti­ker Ben­ja­min Ris­se hat dazu beim drit­ten Digi­tal­fo­rum in Müns­ter einen inter­es­san­ten Gedan­ken for­mu­liert: Es gehe nicht dar­um, den Durch­satz zu erhö­hen, so Ris­se, son­dern dar­um, Frei­räu­me zu schaf­fen. „Wenn die Tech­no­lo­gie die Zeit frei­set­zen kann, um Zuwen­dung auf­zu­brin­gen, ist das rich­tig“, sag­te Ris­se laut einer Cari­tas-Pres­se­mit­tei­lung. Falls Sie sich für das The­ma inter­es­sie­ren, hier noch eine Emp­feh­lung: Um die­sen Gedan­ken geht es auch in einem inter­es­san­ten Inter­view mit dem Arbeits­markt­ex­per­ten Enzo Weber, das im Wirt­schafts­ma­ga­zin „brand eins” erschie­nen ist (Titel: „Sie soll­ten froh sein, wenn künst­li­che Intel­li­genz in Ihrem Job rele­vant wird“). Geführt hat es Yves Bel­ling­hau­sen, der für RUMS vor zwei Jah­ren eine spä­ter preis­ge­krön­te Repor­ta­ge über den Kampf für und gegen Wind­rä­der geschrie­ben hat. (rhe)


Wie es weiterging – mit dem Anwohnerparken

Nach­dem die Stadt die geplan­te Gebüh­ren­er­hö­hung fürs Anwoh­ner­par­ken abge­bla­sen hat, bleibt die Über­gangs­lö­sung erst­mal bestehen. Das hat das Pres­se­amt ges­tern mit­ge­teilt. Wes­sen Anwoh­ner­park­aus­weis Mit­te Juni abge­lau­fen ist, kann ihn wei­ter hin­ter die Wind­schutz­schei­be legen. Und wer noch einen neu­en braucht, bekommt ihn auch. Mehr steht noch nicht fest. Die Stadt wol­le noch abwar­ten, bis sich das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt zur Gebüh­ren­ord­nung in Frei­burg äußert. Ein FDP-Stadt­rat hat­te dort gegen die Erhö­hung geklagt und Recht bekom­men. Die Stadt Müns­ter hat­te nach der Kla­ge die geplan­te Gebüh­ren­ord­nung gestoppt, weil sie der Frei­bur­ger Rege­lung in vie­len Punk­ten ähn­lich war (RUMS-Brief). (sfo)

Wie es weiterging – in der Bezirksvertretung Mitte

Für den RUMS-Brief am Diens­tag hat­ten wir mit Ste­phan Non­hoff dar­über gespro­chen, wie es aus sei­ner Sicht dazu kam, dass er am Ende sein Man­dat zurück­gab und damit auch sei­nen Pos­ten als Bezirks­bür­ger­meis­ter. In dem Gespräch sag­te er unter ande­rem, er sei nicht sofort zurück­ge­tre­ten, weil er im August noch eini­ge Ter­mi­ne wahr­neh­men woll­te. Zur Sit­zung der Bezirks­ver­tre­tung am Diens­tag­abend erschien er aller­dings nicht. Die West­fä­li­schen Nach­rich­ten schrie­ben, das sei über­ra­schend gewe­sen. Aus der Bezirks­ver­tre­tung hieß es, das habe sich vor­her schon her­um­ge­spro­chen. Die Wahl im Anschluss schei­ter­te jeden­falls. Der Grü­nen-Kan­di­dat Kai Mey­er vor dem Esche bekam kei­ne Mehr­heit, auch weil jemand aus sei­ner Frak­ti­on fehl­te und jemand aus den eige­nen Rei­hen nicht für ihn stimm­te. Nächs­ter Wahl­ter­min ist jetzt der 17. Okto­ber. Ob er sich dann noch ein­mal zur Wahl stel­len wird, steht noch nicht fest. 

Nach dem Inter­view am Diens­tag haben wir Gesprä­che mit meh­re­ren Per­so­nen geführt, die das, was Non­hoff im Inter­view schil­dert, etwas anders sehen. Dazu mehr am Diens­tag. Die Par­tei Volt schreibt in einer Pres­se­mit­tei­lung, man wer­de inner­halb des Bünd­nis­ses Gesprä­che füh­ren, um her­aus­zu­fin­den, wel­che Beden­ken dazu führ­ten, dass die Wahl am Diens­tag schei­ter­te. Die CDU hat­te kri­ti­siert, dass es dem Bünd­nis nicht gelun­gen war, eine Mehr­heit zu orga­ni­sie­ren. Volt bemän­gelt, dass die CDU gegen Mey­er vor dem Esche stimm­te, ohne einen eige­nen Kan­di­da­ten aufzustellen. 

Ste­phan Non­hoff wehrt sich in einem Leser­brief an die Zei­tung gegen den Vor­wurf, er sei für das Schei­tern der Wahl ver­ant­wort­lich. Die grü­nen Frak­tio­nen in Rat und Bezirks­ver­tre­tung hät­ten seit Mona­ten kei­nen Kon­takt zu ihm gesucht. Es sei im Vor­feld klar gewe­sen, dass man sich um eine sta­bi­le Mehr­heit ohne ihn bemü­hen müs­se. Aus der Bezirks­ver­tre­tung selbst sind mil­de­re Töne zu hören. Dort sorgt man sich auch um den Ein­druck, der nach außen ent­steht. (rhe)

Anony­mer Briefkasten

Haben Sie eine Infor­ma­ti­on für uns, von der Sie den­ken, sie soll­te öffent­lich wer­den? Und möch­ten Sie, dass sich nicht zurück­ver­fol­gen lässt, woher die Infor­ma­ti­on stammt? Dann nut­zen Sie unse­ren anony­men Brief­kas­ten. Sie kön­nen uns über die­sen Weg auch anonym Fotos oder Doku­men­te schicken.


Praktisches Jahr: Viel Arbeit und wenig Kohle für Medizinstudierende

Viel­leicht erin­nern Sie sich noch an das Ende Ihres Stu­di­ums oder Ihrer Aus­bil­dung. End­lich hat­ten Sie die Mög­lich­keit, alles in der Pra­xis anzu­wen­den, was Sie in den Jah­ren zuvor gelernt hat­ten. Jetzt stel­len Sie sich ein­mal vor, dass die­se ers­te Pra­xis­pha­se Teil Ihres Stu­di­ums ist. Nur wenn Sie sie absol­vie­ren, bekom­men Sie einen Abschluss.

Das ist zwar in vie­len pra­xis­ori­en­tier­ten Stu­di­en­gän­gen so, aber in Ihrem Fall gibt es einen Haken. Sie müs­sen 40 Stun­den pro Woche zum Dienst erschei­nen, bekom­men aber nur 22,50 Euro für jeden Anwe­sen­heits­tag. Wenn Sie also krank sind, für die Abschluss­prü­fung ler­nen müs­sen oder ein paar Tage Urlaub brau­chen, bekom­men Sie kein Geld. Feh­len dür­fen Sie ins­ge­samt nur drei­ßig­mal. Aus wel­chem Grund Sie nicht kom­men kön­nen, ist egal.

Klingt das fair?

Die­se Regeln gel­ten für das prak­ti­sche Jahr an der Uni Müns­ter. Das PJ, so die Abkür­zung, ist der letz­te Abschnitt im Medi­zin­stu­di­um. Die ange­hen­den Ärzt:innen sol­len im PJ aufs Berufs­le­ben vor­be­rei­tet wer­den. Unge­fähr 460 Stu­die­ren­de befin­den sich an der Medi­zi­ni­schen Fakul­tät gera­de im PJ.

Je nach­dem, wel­ches der mehr als 30 Lehr­kran­ken­häu­ser in Müns­ter oder Umge­bung sie besu­chen, kann die Aus­bil­dungs­qua­li­tät schwan­ken. Das sagt Sven Keme­na. Er ist selbst PJ-Stu­dent und enga­giert sich in der Mediz­in­fach­schaft. Für man­che sei­ner Kommiliton:innen rei­che der Tages­satz von 22,50 Euro nicht aus, um sich in Müns­ter über Was­ser zu hal­ten. Im Sep­tem­ber bekom­men die Stu­die­ren­den also bei 21 Arbeits­ta­gen 472,50 Euro. Für eini­ge Stu­die­ren­de ist das zu wenig. Sven Keme­na hat Kommiliton:innen, die nach der 40-Stun­den-Schicht im Kran­ken­haus noch job­ben müssen.

Die Mediz­in­fach­schaft hat sich des­halb der bun­des­wei­ten Kam­pa­gne „Fai­res PJ“ ange­schlos­sen. Im Juli hat dazu ein Streik­tag statt­ge­fun­den, der in Müns­ter aber in die Klau­su­ren­pha­se gefal­len ist. Statt wie in ande­ren Städ­ten auf die Stra­ße zu gehen, haben die Medi­zin­stu­die­ren­den hier Unter­schrif­ten für eine Peti­ti­on gesam­melt, die unter ande­rem eine bes­se­re Bezah­lung, Krank­heits­ta­ge und mehr Zeit fürs Ler­nen fordert.

Mit die­sem Anlie­gen sto­ßen die Stu­die­ren­den aber nicht über­all auf Ver­ständ­nis. Bern­hard Mar­schall, Stu­di­en­de­kan der Medi­zi­ni­schen Fakul­tät der Uni Müns­ter, sag­te am Tele­fon, er bekom­me Ohren­schmer­zen, wenn er „Fai­res PJ“ hört. Der Aus­druck unter­stel­le, dass die gegen­wär­ti­gen Bedin­gun­gen unfair sei­en, was aus sei­ner Sicht aber nicht stim­me. Und über­haupt, nach dem Stu­di­um bekä­men die Stu­die­ren­den einen der best­be­zahl­ten Jobs für den Berufseinstieg.

Blut abnehmen und OP-Haken halten

Bevor wir auf die­se Debat­te genau­er ein­ge­hen, neh­men wir uns kurz Zeit für ein paar all­ge­mei­ne Infos. Das Medi­zin­stu­di­um dau­ert in der Regel zwölf Semes­ter und ist in drei Pha­sen unter­teilt, die jeweils mit einem Staats­examen abge­schlos­sen wer­den. Nach dem zwei­ten Staats­examen beginnt das prak­ti­sche Jahr. Hier­für sind 48 Wochen vorgesehen.

Laut ärzt­li­cher Appro­ba­ti­ons­ord­nung sol­len im PJ die „Aus­bil­dun­gen am Pati­en­ten“ im Mit­tel­punkt ste­hen. Dazu müs­sen die Stu­die­ren­den drei Sta­tio­nen durch­lau­fen: die inne­re Medi­zin, die Chir­ur­gie und ein Fach­ge­biet ihrer Wahl. In die­ser Zeit sol­len sie ihre „erwor­be­nen ärzt­li­chen Kennt­nis­se, Fähig­kei­ten und Fer­tig­kei­ten ver­tie­fen und erwei­tern“ und dür­fen nicht „zu Tätig­kei­ten her­an­ge­zo­gen wer­den, die ihre Aus­bil­dung nicht fördern“.

Wie sieht das kon­kret aus? Blut abneh­men, Zugän­ge legen, Arzt­brie­fe schrei­ben, Haken am OP-Tisch hal­ten. Das sei­en laut Sven Keme­na klas­si­sche Auf­ga­ben im PJ. Er selbst befin­det sich gera­de im drit­ten Abschnitt, den er in der Anäs­the­sio­lo­gie an der Uni­kli­nik Müns­ter ableis­tet. Dort füh­le er sich gut betreut, sagt er. Es sei immer jemand da, er ihm Fra­gen beant­wor­ten kön­ne. An ande­ren Lehr­kran­ken­häu­sern sei das anders. Das grund­le­gen­de Pro­blem: Im Gesund­heits­sys­tem feh­len Pfle­ge­kräf­te und Ärzt:innen, die PJ-Stu­die­ren­de betreu­en könn­ten. Die­ser Fach­kräf­te­man­gel ver­schlech­te­re die Ausbildungsqualität.

Seit 50 Jahren dieselben Probleme

Die­sen Ein­druck bestä­ti­gen mir auch ande­re PJ-Stu­die­ren­de, die ich für die­se Recher­che gespro­chen habe. Sie berich­ten mir davon, dass sie zum Teil fest ein­ge­plant wer­den, damit der Kli­nik­all­tag läuft. Wenn meh­re­re Stu­die­ren­de am sel­ben Tag feh­len, wür­de auf den Sta­tio­nen schon ein­mal hek­tisch her­um­te­le­fo­niert, um irgend­wo noch Per­so­nal aufzutreiben.

Die­se Miss­stän­de gibt es nicht erst seit Kur­zem: Das Nach­rich­ten­ma­ga­zin „Der Spie­gel“ berich­te­te schon 1977 über Pro­test­ak­tio­nen, die PJ-Stu­die­ren­de in der Ham­bur­ger Innen­stadt durch­ge­führt haben. Fünf Jah­re nach der Ein­füh­rung des PJ im Medi­zin­stu­di­um for­der­ten Stu­die­ren­de schon damals „mehr Ärz­te für die Lehr­kran­ken­häu­ser, prä­zi­se fest­ge­leg­te Aus­bil­dungs­gän­ge für das Prak­ti­sche Jahr und eine Aus­bil­dungs­hil­fe von monat­lich 700 Mark“.

Wie sieht das 50 Jah­re spä­ter aus? Dazu ein Blick ins PJ-Baro­me­ter, das der Berufs­ver­band Mar­bur­ger Bund in die­sem Jahr her­aus­ge­ge­ben hat. An der Befra­gung haben rund 1.700 Stu­die­ren­de teil­ge­nom­men. Über die Hälf­te der Befrag­ten ver­brin­gen mehr als 40 Stun­den in ihrer Lehr­stät­te. Vier von zehn leis­te­ten auch nachts oder am Wochen­en­de Dienst. Geld bekom­men 80 Pro­zent der PJ-Stu­die­ren­den laut Umfra­ge nicht.

„Sofort die Kooperation kündigen“

Ein wei­te­rer pre­kä­rer Punkt in der Befra­gung: Rund 10 Pro­zent geben an, dass sie im PJ nicht oder nur teil­wei­se unter Auf­sicht ste­hen. Das darf laut Appro­ba­ti­ons­ord­nung nicht sein. PJ-Stu­die­ren­de, mit denen ich gespro­chen habe, bestä­ti­gen mir, dass sie Kommiliton:innen ken­nen, die zum Teil gan­ze Sta­tio­nen allei­ne wup­pen mussten.

Sol­che Vor­fäl­le sind Stu­di­en­de­kan Bern­hard Mar­schall nicht bekannt. Soll­te so etwas vor­kom­men, wür­de die Uni sofort die Koope­ra­ti­on mit dem Lehr­kran­ken­haus kün­di­gen. Mit der­ar­ti­gen Beschwer­den hät­ten sich Stu­die­ren­de bei ihm aber noch nicht gemeldet.

Eini­ge Miss­stän­de sieht Mar­schall aller­dings auch. Frü­her sei­en Stu­die­ren­de im PJ als „Blut­ent­nah­me­knech­te“ aus­ge­nutzt wor­den, sagt er. In den ver­gan­ge­nen Jah­ren habe sich aber vie­les ver­bes­sert. Die Stu­die­ren­den könn­ten inzwi­schen den Arzt­be­ruf ken­nen­ler­nen, ohne selbst Ent­schei­dun­gen tref­fen zu müs­sen. Der Betrieb funk­tio­nie­re auch ohne die Studierenden.

Aber: Durch den Ärz­te­man­gel könn­ten die PJ-Stu­die­ren­de eben nicht jedes Fach­ge­biet prak­tisch aus­pro­bie­ren, sagt Bern­hard Mar­schall. Die­ses Pro­blem wür­de er lie­ber ange­hen, als die PJ-Bezah­lung zu erhö­hen. Mit dem Ziel, eine höhe­re Auf­wands­ent­schä­di­gung durch­zu­set­zen, wür­den sich die Stu­die­ren­den selbst schaden.

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Tagelöhner nur in Münster

War­um? Mar­schall weist dar­auf hin, dass das PJ zum Stu­di­um gehört. Das ist zum Bei­spiel beim Refe­ren­da­ri­at für Lehrer:innen oder Jurist:innen anders. Sie haben ihr Stu­di­um schon abge­schlos­sen und kön­nen des­halb wie Arbeitnehmer:innen ver­gü­tet wer­den. Die Auf­wands­ent­schä­di­gung im PJ ori­en­tie­re sich des­halb an den Bafög-Sät­zen. Die müss­ten stei­gen, wenn die Stu­die­ren­den mehr Geld möch­ten. Wür­den sie wie Arbeitnehmer:innen behan­delt, gin­ge die Knech­te­rei erst rich­tig los. Stu­die­ren­de, die Bafög bezie­hen, bekä­men den Zuver­dienst außer­dem abge­zo­gen, sagt Marschall.

Das stimmt. Wer mehr als 520 Euro im Monat ver­dient, muss beim Bafög Abstri­che hin­neh­men. Ande­rer­seits bekom­men vie­le PJ-Stu­die­ren­de sowie­so kei­ne staat­li­che För­de­rung, weil das Bafög auf die Regel­stu­di­en­zeit begrenzt wird. Die liegt im Fach Medi­zin bei 12 Semes­tern, in der Rea­li­tät stu­die­ren ange­hen­de Ärzt:innen aber im Schnitt fast zwei Semes­ter län­ger. Die Auf­wands­ent­schä­di­gung ist für vie­le also eine wich­ti­ge Einnahmequelle.

Die Bezah­lung im PJ ist übri­gens je nach Stand­ort sehr unter­schied­lich. Bun­des­weit zahlt das Kreis­kran­ken­haus im thü­rin­gi­schen Greiz mit 1.000 Euro monat­lich am meis­ten. Renom­mier­te Häu­ser wie die Ber­li­ner Cha­ri­té oder die Uni­kli­nik Ham­burg-Eppen­dorf zah­len gar nichts.

Auch inner­halb von Nord­rhein-West­fa­len schwankt die PJ-Ent­schä­di­gung, wie eine Anfra­ge der FDP im Land­tag vor Kur­zem erge­ben hat. Das meis­te zahlt die Uni­kli­nik Essen, dort bekom­men die PJ-Stu­die­ren­den 500 Euro plus 60 Euro Essens­geld im Monat. In Aachen gibt es nur 160 Euro pro Monat, dazu kom­men 69 Euro fürs Essen.

Die Kam­pa­gne „Fai­res PJ“ for­dert hin­ge­gen eine flä­chen­de­cken­de Auf­wands­ent­schä­di­gung, die sich am Bafög-Höchst­satz ori­en­tiert. Das möch­te auch die FDP, die die Lan­des­re­gie­rung um eine Stel­lung­nah­me gebe­ten hat. Das NRW-Gesund­heits­mi­nis­te­ri­um ant­wor­tet, sie hal­te davon nichts. Eine ein­heit­li­che Auf­wands­ent­schä­di­gung wür­de die regio­na­len Unter­schie­de bei den Lebens­hal­tungs­kos­ten missachten.

Den Stu­die­ren­den in Müns­ter wäre aber schon damit gehol­fen, wenn die Uni­kli­nik die Auf­wands­ent­schä­di­gung monat­lich aus­zah­len wür­de. In NRW ist die Uni­kli­nik der ein­zi­ge Stand­ort, der die Stu­die­ren­den pro Anwe­sen­heits­tag ent­schä­digt. Wie gesagt: Wer zum Dienst erscheint, bekommt 22,50 Euro am Tag. Dazu kom­men 7 Euro Essens­geld. Wer außer­halb von Müns­ter ein­ge­setzt wird, bekommt außer­dem ein Zim­mer von der Uni­kli­nik gestellt.

Notfalls krank in die Klinik

Stu­di­en­de­kan Bern­hard Mar­schall erkennt in der Tages­satz­re­ge­lung einen deut­li­chen Vor­teil: Auf die­se Wei­se las­se sich bes­ser ver­fol­gen, wie oft die Stu­die­ren­den im PJ anwe­send sind. Ins­ge­samt dür­fen die Stu­die­ren­den drei­ßig­mal feh­len. Bis­her habe man laut Mar­schall immer eine Lösung gefun­den, wenn jemand mehr Fehl­ta­ge im PJ gesam­melt hat.

Für die Stu­die­ren­den sind die Tages­sät­ze aber ein Pro­blem. Wer nicht zum Dienst kommt, kriegt schließ­lich kein Geld. Das erhöht den Druck, sich krank in die Kli­nik zu schlep­pen. Außer­dem fällt das Geld weg, wenn die Stu­die­ren­den ler­nen. Vie­le spa­ren sich die Fehl­ta­ge bis zum Schluss des PJ auf, damit sie sich aufs Staats­examen vor­be­rei­ten kön­nen. An ande­ren Stand­or­ten wür­de die Auf­wands­ent­schä­di­gung in die­sen Fäl­len weitergezahlt.

In einem Punkt sind sich aber alle einig: Im PJ muss die Qua­li­tät stim­men. Um aber über­all ein ähn­li­ches Lehr­ni­veau anbie­ten zu kön­nen, braucht es mehr Ärzt:innen, die die PJ-Stu­die­ren­den beglei­ten kön­nen. Hier ist die Poli­tik gefragt. Die schwarz-grü­ne Lan­des­re­gie­rung schreibt in der Ant­wort an die FDP-Frak­ti­on, sie kön­ne kei­nen Zusam­men­hang zwi­schen den PJ-Bedin­gun­gen und einer spä­te­ren Tätig­keit als Ärzt:in erken­nen. Dass weni­ger Men­schen wegen des PJ Medi­zin stu­die­ren wol­len, glaubt die NRW-Regie­rung nicht. Den­noch wol­le sie die Bedin­gun­gen „fai­rer und stu­die­ren­den­freund­li­cher“ gestal­ten, heißt es in dem Schrei­ben an die FDP.

Sven Keme­na von der Mediz­in­fach­schaft sagt, das PJ sei durch die Coro­na­pan­de­mie ins Hin­ter­tref­fen gera­ten. Jetzt, wo eine neue Appro­ba­ti­ons­ord­nung für Ärzt:innen erar­bei­tet wird, bie­tet sich die Gele­gen­heit, For­de­run­gen zu stel­len. Denn dass Hand­lungs­be­darf besteht, dar­über lässt sich nicht dis­ku­tie­ren. Einer Stu­die zufol­ge erkrankt ein Drit­tel der Medi­zin­stu­die­ren­den im PJ an einem behand­lungs­be­dürf­ti­gen Burn­out. Und das müss­te allen klar sein: Von aus­ge­brann­tem Kli­nik­per­so­nal möch­te sich nie­mand behan­deln las­sen. (sfo)


Veranstaltungseinladung

Rechtspopulist:innen erhal­ten immer mehr Zuspruch, Men­schen in Deutsch­land haben immer weni­ger Ver­trau­en in die Demo­kra­tie und die Wahl­be­tei­li­gung war auch mal höher. Wie kann eine Gesell­schaft die Demo­kra­tie stär­ken und die­sen Ten­den­zen ent­ge­gen­wir­ken? Ein Instru­ment, das eini­ge für eine Mög­lich­keit hal­ten, nennt sich Bürger:innenrat. Was könn­te so ein Rat in Müns­ter bewe­gen? Wie funk­tio­nie­ren sie in ande­ren Städ­ten und wo könn­te es zu Schwie­rig­kei­ten kommen?

Dar­über spricht RUMS-Redak­­teu­rin Sven­ja Stüh­mei­er am 7. Sep­tem­ber mit Andre­as Schiel von der Initia­ti­ve Demo­kra­tie Update Müns­ter und Nora Frei­er vom Insti­tut für Demo­­kra­­tie- und Par­ti­zi­pa­ti­ons­for­schung. Sie sind herz­lich ein­ge­la­den und wir freu­en uns, wenn Sie mit­dis­ku­tie­ren.

Die­se Ver­an­stal­tung ist übri­gens die fünf­te des gemein­nüt­zi­gen Ver­eins Rund um Müns­ter – Forum für loka­le Öffent­lich­keit.

Korrekturen

Im RUMS-Brief am Diens­tag ging es im obe­ren Teil um die Bezirks­re­gie­rung, im unte­ren um die Bezirks­ver­tre­tung. Eigent­lich ganz ein­fach, aber im Inter­view mit dem zurück­ge­tre­te­nen Bezirks­bür­ger­meis­ter Ste­phan Non­hoff stand in einer Fra­ge gleich zwei Mal das Wort „Bezirks­re­gie­rung“, wo „Bezirks­ver­tre­tung“ ste­hen soll­te. Wir haben das kor­ri­giert. (rhe)

Klima-Update

+++ Das eher aus den Tro­pen bekann­te Den­gue-Fie­ber könn­te sich bald auch in Euro­pa aus­brei­ten, wenn die Tem­pe­ra­tu­ren durch den Kli­ma­wan­del wei­ter stei­gen. Die Welt­ge­sund­heits­or­ga­ni­sa­ti­on WHO warnt davor. Frie­der Schaum­burg, Pro­fes­sor an der Uni­kli­nik Müns­ter, sieht die­se Gefahr eben­falls. „Wir sehen das schon in Süd­deutsch­land im Rhein-Gebiet“, sagt er laut einer Pres­se­mit­tei­lung der Kli­nik. Neben der Bor­re­lio­se, die durch Zecken über­tra­gen wird, sei der Anstieg von Anste­ckun­gen mit Den­gue-Fie­ber durch die Tiger­mü­cke im Moment die größ­te Sor­ge. Im ver­gan­ge­nen Jahr gab es in Deutsch­land 403 gemel­de­te Fäl­le von Den­gue-Fie­ber. Die gute Nach­richt: Seit Febru­ar gibt es einen Impf­stoff. Frie­der Schaum­burg rät vor Fern­rei­sen zu einer Imp­fung. Und schnell noch ein Blick in die Welt: In Ita­li­en gibt es im Moment meh­re­re Fäl­le am Gar­da­see. Gua­te­ma­la hat wegen des Den­gue-Fie­bers den Not­stand aus­ge­ru­fen. (rhe)

+++ Im Edi­to­ri­al hat­te ich die Baum­schutz­sat­zung schon erwähnt. Über sie wird der Rat am 20. Sep­tem­ber abstim­men. Die CDU hat­te im Vor­feld immer ihre Ableh­nung signa­li­siert, nun erneut per Pres­se­mel­dung. Die Sat­zung sei teu­er und büro­kra­tisch, heißt es. Statt­des­sen will die CDU die Per­so­nal­kos­ten in Höhe von 190.000 Euro lie­ber dafür aus­ge­ben, neue Bäu­me zu pflan­zen. Die CDU unter­streicht in der Mit­tei­lung , dass zum Bei­spiel die Stadt Düs­sel­dorf bewei­se, wie wert­voll Stadt­bäu­me für die Lebens­qua­li­tät und fürs Kli­ma sei­en. Gut, das sind Bäu­me immer. Trotz­dem irri­tiert der Hin­weis auf Düs­sel­dorf, denn dort gilt auch eine Baum­schutz­sat­zung. (sfo)

+++ Der Auto­ver­kehr in deut­schen Städ­ten hat nach der Coro­na-Pan­de­mie deut­lich abge­nom­men. Das doku­men­tiert „Der Spie­gel“ mit einer Daten­ana­ly­se. Ein Haupt­grund für den Rück­gang des Auto­ver­kehrs ist dem­nach die Zunah­me von Home­of­fice und Video­kon­fe­ren­zen. Auch die Nut­zung von Bus, Bahn und Fahr­rad hat zuge­nom­men, wie die Daten zei­gen. In Müns­ter ist die Zahl der Autos in den ver­gan­ge­nen Jah­ren zwar gewach­sen, der Anteil am Ver­kehr jedoch sank, wie eine Mobi­li­täts­be­fra­gung der Stadt im ver­gan­ge­nen Jahr zeig­te. Zusam­men­ge­fasst: Zwi­schen 1982 und 2001 mach­ten Autos in Müns­ter etwa 40 Pro­zent des Ver­kehrs aus, heu­te ent­schei­den sich die Men­schen in Müns­ter nur noch bei einem Vier­tel ihrer Wege fürs Auto. Trotz­dem macht das Auto fast 50 Pro­zent der Ver­kehrs­leis­tung aus, wenn man die Anzahl der Fahr­ten und die Län­ge der Stre­cken berück­sich­tigt. (rhe)

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Ein-Satz-Zentrale

+++ Schüler:innen, die eine „Go Card“ haben, in Müns­ter woh­nen und in Müns­ter zur Schu­le gehen, bekom­men bald das Deutsch­land­ti­cket. (West­fä­li­sche Nach­rich­ten)

+++ Die neue Mat­hil­de-Anne­ke-Gesamt­schu­le ist nun offi­zi­ell ein­ge­weiht. (Stadt Müns­ter)

+++ Der All­ge­mei­ne Stu­die­ren­den­aus­schuss for­dert ein güns­ti­ge­res Semes­ter­ti­cket. (AStA Müns­ter)

+++ Das seit Anfang August in Müns­ter ver­füg­ba­re 29-Euro-Ticket ist bis­lang wohl eher ein Laden­hü­ter. (Anten­ne Müns­ter)

+++ Etwa neun von zehn Bus­sen fah­ren in Müns­ter maxi­mal fünf Minu­ten zu spät ab, im Herbst gibt’s aber wahr­schein­lich wie­der mehr Ver­spä­tun­gen. (West­fä­li­sche Nach­rich­ten)

+++ In Gie­ven­beck wird die Stadt kei­ne Fah­ren-Sie-bit­te-frei­wil­lig-30-Schil­der in der Tem­po-50-Zone auf­stel­len. (West­fä­li­sche Nach­rich­ten)

+++ SPD, Grü­ne und Volt spre­chen sich in der Bezirks­ver­tre­tung Mit­te für eine Poli­zei­wa­che am Haupt­bahn­hof aus. (Antrag Grü­ne, SPD, Volt)

+++ Im wie­der­eröff­ne­ten Café Prütt könn­te mehr los sein, fin­det Inha­ber Phil­ipp Fischer, und bie­tet nun erwei­ter­te Öff­nungs­zei­ten an, zum Bei­spiel zum Früh­stück am Wochen­en­de. (West­fä­li­sche Nach­rich­ten)

+++ Wäh­rend die Frei­bä­der Sta­pel­skot­ten und Hil­trup am Wochen­en­de schlie­ßen (die Coburg Ende Sep­tem­ber), öff­nen die Hal­len­bä­der Hil­trup und Kin­der­haus wie­der am Sonn­tag. (Stadt Müns­ter)

+++ Weil die Stadt­net­ze am Albers­lo­her Weg Glas­fa­ser­ka­bel ver­le­gen, ist der Geh- und Rad­weg zwi­schen Grem­men­dor­fer Weg und Pän­gel­an­ton­weg ab Diens­tag für etwa zwei Wochen gesperrt. (Stadt­net­ze Müns­ter)

+++ Beschäf­tig­te aus Ein­zel-, Groß- und Außen­han­del haben am Don­ners­tag für bes­se­re Löh­ne gestreikt. (West­fä­li­sche Nach­rich­ten)

+++ Die Arbeits­lo­sen­quo­te im Bezirk Ahlen-Müns­ter ist im August wie­der leicht ange­stie­gen und liegt jetzt bei 5,4 Pro­zent. (Agen­tur für Arbeit)

+++ Wer noch einen Aus­bil­dungs­platz sucht, hat über 1.000 Mög­lich­kei­ten, was zu fin­den. (Agen­tur für Arbeit)

+++ Wer sein Fahr­zeug zulas­sen möch­te, kann das momen­tan nicht online erle­di­gen, weil sich die Online-Ser­vices heu­te umge­stellt haben und in Müns­ter noch Rest­ar­bei­ten not­wen­dig sind. (Stadt Müns­ter)

Unbezahlte Werbung

Viel­leicht war es Ihnen auf­ge­fal­len: „Royals and Rice“, das Restau­rant gegen­über der Über­was­ser­kir­che, war für eini­ge Wochen geschlos­sen. Mit­te August hat es wie­der geöff­net – mit neu­er Ein­rich­tung, neu­em Kon­zept und neu­en Gerich­ten auf der Spei­se­kar­te. Seit der Wie­der­eröff­nung ser­viert das Restau­rant aus­schließ­lich vega­ne Spei­sen aus Süd­ost­asi­en, zum Bei­spiel korea­ni­sche Teig­ta­schen, Som­mer­rol­len mit Erd­nuss­dip, Pho-Nudel­sup­pen oder ver­schie­de­ne Cur­rys mit Reis. Auch der Name ist neu. „Royals and Rice“ heißt jetzt „Chay Chay“. Das Restau­rant hat sechs Mal in der Woche geöff­net, am Diens­tag ist Ruhetag.

Hier fin­den Sie alle unse­re Emp­feh­lun­gen. Soll­te Ihnen ein Tipp beson­ders gut gefal­len, tei­len Sie ihn ger­ne ein­fach über den Link.

Drinnen und Draußen

Fabi­an Cohrs hat sich umge­schaut und kann Ihnen die­se Ver­an­stal­tun­gen empfehlen:

+++ Noch nie haben sich so vie­le Men­schen für den Müns­ter-Mara­thon ange­mel­det wie in die­sem Jahr. Auch von RUMS gehen ein paar Läufer:innen an den Start. Der Mara­thon beginnt am Sonn­tag um 9 Uhr am Schloss­platz, eine Vier­tel­stun­de spä­ter star­tet die Staf­fel. Ziel ist der Prin­zi­pal­markt. Kom­men Sie ger­ne vor­bei und feu­ern Sie unser RUMS-Team an. Den Stre­cken­ver­lauf fin­den Sie hier.

+++ Was wird eigent­lich aus der Jus­tiz­voll­zugs­an­stalt an der Gar­ten­stra­ße? Das Gebäu­de ist zum Teil ein­sturz­ge­fähr­det, aber auch denk­mal­ge­schützt. Am Sonn­tag beginnt im Rat­haus­in­nen­hof eine Aus­stel­lung mit ver­schie­de­nen Zukunfts­vi­sio­nen für die JVA. Die Eröff­nung fin­det am Sonn­tag­abend um 18 Uhr statt. Wei­te­re Infor­ma­tio­nen und das gesam­te Pro­gramm fin­den Sie hier.

+++ Der Ver­ein „Das Nie­ber­ding“ wird die­ses Jahr 20 Jah­re alt. Er setzt sich für güns­ti­gen Wohn­raum an der Nie­ber­ding­stra­ße ein. Als Geburts­tags­par­ty ver­an­stal­tet „Das Nie­ber­ding“ mor­gen ein Stra­ßen­fest. Ab 15 Uhr tre­ten Bands auf, das Kul­tur­pro­gramm reicht bis in den Abend. Mehr dazu hier.

+++ Was zu fei­ern gibt’s mor­gen auch am Coco­nut Beach. Dort fin­det zum ers­ten Mal das „In die Sonne“-Festival statt. Es tre­ten ver­schie­de­ne Indie-Bands und DJs auf, spä­ter ver­la­gert sich die Par­ty ins Con­ny Kra­mer am Hawerk­amp. Das Pro­gramm fin­den Sie hier. Tickets bekom­men Sie hier ab 23 Euro.

+++ Heu­te Abend tre­ten ab 20 Uhr die Wohn­zim­mer­mu­si­kan­ten im Kap.8 auf. Laut eige­nen Anga­ben sind das „drei komi­sche Typen“ mit „Akus­tik­gi­tar­ren, Punk­rock und Boo­mer-Humor“. Für den Auf­tritt gibt es an der Abend­kas­se noch Tickets für 8 Euro. 

+++ Am Sonn­tag wird im Ben­no­haus das Thea­ter­stück „Das klei­ne Pony – ein Ehe­dra­ma“ auf­ge­führt. Wor­um geht’s? Ein Jun­ge geht mit einem pin­ken Ein­horn­ruck­sack zur Schu­le, wegen die­ses Faux­pas droht der Direk­tor mit einem Haus­ver­bot. Die Zan­ke­rei spült dann auch noch alte Ehe­pro­ble­me hoch. Klingt irgend­wie nach einem Flo­ri­an-David-Fitz-Film, beruht aber auf wah­ren Ereig­nis­sen. Tickets kos­ten 11,50 Euro. Die Vor­stel­lung beginnt um 20 Uhr.

+++ Tomas ist ein berühm­ter Regis­seur in Paris und wie vie­le berühm­te Regis­seu­re auch ein biss­chen exzen­trisch. Irgend­wann geht er sei­nem Ehe­mann Mar­tin fremd – und ver­liebt sich aus­ge­rech­net in eine Frau, die jun­ge Grund­schul­leh­re­rin Aga­the. Das bise­xu­el­le Lie­bes­dra­ma „Pas­sa­ges“ lief ges­tern in den deut­schen Kinos an. Die Ter­mi­ne für die Vor­stel­lun­gen in der Kur­bel­kis­te an der Waren­dor­fer Stra­ße fin­den Sie hier.

Am Diens­tag schreibt Ihnen Ralf Heimann. Ein schö­nes Wochen­en­de wün­sche ich Ihnen. Erho­len Sie sich gut.

Herz­li­che Grü­ße
Sebas­ti­an Fobbe

Mit­ar­beit: Fabi­an Cohrs (fco), Ralf Heimann (rhe), Sven­ja Stüh­mei­er (sst)
Lek­to­rat: Eva Strehlke


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PS

Seit unse­rem Auf­ruf ges­tern Abend haben wir von Ihnen über 20 Ange­bo­te für Fahr­rä­der oder Bet­ten bekom­men. Dafür zual­ler­erst ganz herz­li­chen Dank! Wir freu­en uns sehr. Falls wir noch nicht geant­wor­tet haben, dann kommt das noch. Mit so vie­len Nach­rich­ten hat­ten wir gar nicht gerech­net. (rhe)

PPS

Bei kei­ner ande­ren demo­kra­ti­schen Wahl in Deutsch­land dür­fen so vie­le Men­schen mit­ma­chen wie bei der Abstim­mung zum Vogel des Jah­res 2024. Für nächs­tes Jahr tritt der Kie­bitz an. Einst war er ein Aller­welts­vo­gel, doch inzwi­schen gilt der Bestand als stark gefähr­det. Wegen des Flä­chen­fra­ßes sind allein in Müns­ter 80 Pro­zent der Kie­bit­ze ver­schwun­den. Über das dra­ma­ti­sche Kie­bitz­ster­ben hat Johan­ne Burk­hardt vor zwei­ein­halb Jah­ren einen RUMS-Brief geschrie­ben. Seit heu­te sind die Wahl­lo­ka­le für den Vogel des Jah­res geöff­net. Abstim­men kön­nen Sie bis zum 5. Okto­ber. Wei­te­re Kandidat:innen neben dem Kie­bitz: die Rauch­schwal­be, das Reb­huhn, der Wes­pen­bus­sard und der Stein­kauz. (sfo)