E-Scooter: Déjà-vu nach 200 Jahren | Klimaschutz: Von unten geht’s nicht | Hasenstall am Servatiikirchplatz

Müns­ter, 4. April 2023

Guten Tag,

in Paris wer­den bald kei­ne Leih-E-Scoo­ter mehr fah­ren, denn 89 Pro­zent der Men­schen haben sich in einer Bür­ger­be­fra­gung dage­gen aus­ge­spro­chen. Das schreibt jeden­falls die „Frank­fur­ter All­ge­mei­ne Zei­tung“ in den ers­ten Sät­zen eines Arti­kels, um wei­ter unten zu erklä­ren: Es war doch etwas anders. 

Tat­säch­lich haben 7,5 Pro­zent der 1,3 Mil­lio­nen Wahl­be­rech­tig­ten an der Abstim­mung teil­ge­nom­men, also im Grun­de nur ein Bruch­teil. Die Pari­ser Bür­ger­meis­te­rin Anne Hidal­go von der sozia­lis­ti­schen Par­tei nann­te das Ergeb­nis einen „Sieg der loka­len Demo­kra­tie“. Doch das kann man auch anders sehen, denn fast 93 Pro­zent der Wahl­be­rech­tig­ten haben ihre Mei­nung nicht geäu­ßert. Viel­leicht war es auch ein­fach ein Sieg der wüten­den Traditionalisten. 

Klar, die Rol­ler machen Ärger, denn Men­schen haben die natür­li­che Ten­denz, mit gelie­he­nen Din­gen anders umzu­ge­hen als mit ihrem Eigen­tum. Sie las­sen die Scoo­ter gern genau an der Stel­le ste­hen, wo sie ent­schie­den haben, ihren Weg zu Fuß fort­zu­set­zen, oft ist das mit­ten auf dem Geh­weg. Dass E-Scoo­ter nach zwölf Fla­schen Bier kei­ne Alter­na­ti­ve zum Taxi sind, spricht sich in den Städ­ten nur lang­sam her­um. Und: Es pas­sie­ren vie­le Unfäl­le, an denen Rol­ler betei­ligt sind. Aber gegen Autos ist das selt­sa­mer­wei­se kein Argu­ment. Dabei könn­te man es auch so sehen wie der All­ge­mei­ne Deut­sche Fahr­rad­club, der sagt: Wenn Autos in den Städ­ten nur 30 fah­ren dürf­ten, wür­den auch nicht so vie­le Unfäl­le mit E-Scoo­tern passieren. 

Hin­ter der Abnei­gung gegen die Rol­ler steht noch etwas ande­res: Sie fal­len schon des­halb unan­ge­nehm auf, weil sie im Stadt­bild neu sind.

Im Juni unter­stützt uns
Müns­ter gemein­sam gestalten.

Wir, die INITIATIVE STARKE INNENSTADT MÜNSTER, sind ver­ant­wort­li­che Part­ner aus den Berei­chen Han­del, Gas­tro­no­mie und Immo­bi­li­en, um Müns­ter erfolg­reich durch die anste­hen­den inner­städ­ti­schen Ver­än­de­rungs­dy­na­mi­ken zu füh­ren. Ergrei­fen auch Sie die Initia­ti­ve und wer­den Mit­glied oder För­der­mit­glied für eine star­ke Innenstadt.

www.isi-muenster.de

Die Schrift­stel­le­rin Kath­rin Pas­sig hat vor eini­gen Jah­ren in einer Kolum­ne in der Frank­fur­ter Rund­schau dar­an erin­nert, dass vor 200 Jah­ren schon mal etwas sehr Ähn­li­ches pas­siert ist. Nur damals ging es nicht um Scoo­ter, son­dern um Fahr­rä­der. Als Karl Frei­herr von Drais im Jahr 1817 in Mann­heim die ers­te Fahrt mit sei­nem höl­zer­nen Lauf­rad auf einem Geh­weg unter­nom­men habe, sei es zu den glei­chen Kon­flik­ten gekom­men wie heu­te. Es kam etwas Neu­es, und dann sah es auch noch selt­sam aus. Mann­heim ver­bot das Lauf­rad noch im sel­ben Jahr. Kurz dar­auf mach­ten das auch Lon­don, Mai­land und New York.

Erst als das Rad 40 Jah­re spä­ter mit einem Tret­kur­bel­an­trieb zurück­kehr­te, begann es, sich lang­sam zu eta­blie­ren. Der Anblick brauch­te eine Wei­le, um nicht mehr als schmerz­haft wahr­ge­nom­men zu wer­den. Anfangs ver­bann­te man das Rad aller­dings auch zu die­ser Zeit noch von den Geh­we­gen. In Köln sei das Rad­fah­ren zwi­schen 1870 und 1895 in der gan­zen Innen­stadt ver­bo­ten gewe­sen, schreibt Pas­sig. Das änder­te sich erst, als man sich an das Fahr­rad gewöhnte. 

Mit den E-Scoo­tern ist das noch nicht pas­siert. Unbe­liebt sind sie über­all, aber Ver­bo­te gibt es in Deutsch­land noch nicht. In Müns­ter hat man anfangs mit einer frei­wil­li­gen Selbst­ver­pflich­tung ver­sucht, das Pro­blem in den Griff zu bekom­men. Das war unge­fähr so wir­kungs­voll wie fast immer, wenn man ver­sucht, ein Pro­blem mit einer frei­wil­li­gen Selbst­ver­pflich­tung zu lösen. 

Jetzt will man etwas Neu­es pro­bie­ren. Ges­tern hat die Stadt eine Kar­te mit Park­zo­nen und Sperr­flä­chen vor­ge­stellt, auf denen die E-Scoo­ter ab Ende April ste­hen oder eben nicht mehr ste­hen sol­len. Und wenn es auf die­se Wei­se auch nicht gelin­gen soll­te, wie­der Ord­nung auf die Stra­ßen zu brin­gen, dann müss­te man noch mal nach­den­ken. Sonst endet es irgend­wann so wie mit den Autos im Kreuz­vier­tel, wo das Ord­nungs­amt kapi­tu­liert, weil man sich sagt: Jetzt haben die Leu­te sich so ein Ding ange­schafft. Dann müs­sen sie es ja auch irgend­wo abstel­len. (rhe)

Kurz und Klein

+++ ChatGPT ist nicht nur bei uns in der Redak­ti­on seit eini­gen Mona­ten The­ma. Ges­tern hat die Vor­le­sungs­zeit an der Uni Müns­ter begon­nen und im neu­en Semes­ter beschäf­tigt man sich ver­stärkt mit der Künst­li­chen Intel­li­genz. Denn neben dem Arbeits­kreis, der sich laut Pres­se­spre­che­rin mit der Rele­vanz von ChatGPT für Prü­fun­gen aus­ein­an­der­setzt, bie­tet zum Bei­spiel die Wirt­schafts­in­for­ma­tik ein Semi­nar dazu an. Zum einen möch­te Dozent Tobi­as Brandt mit Stu­die­ren­den erar­bei­ten, wie das Werk­zeug ein­ge­setzt wer­den kann, ohne Qua­li­tät und Ethik der For­schung zu gefähr­den. Auch an der Fach­hoch­schu­le set­zen sich Men­schen an meh­re­ren Stel­len mit ChatGPT aus­ein­an­der. So ver­folgt man dort laut Spre­che­rin den Ansatz, Künst­li­che Intel­li­genz sinn­voll in Leh­re und Prü­fun­gen ein­zu­brin­gen, anstatt sie zu ver­bie­ten (das hat jetzt übri­gens Ita­li­en gemacht). Anfang Juni fin­det ein „Tag der Lern­kul­tur“ zum The­ma statt und das FH-Labor für Künst­li­che Intel­li­genz hat Chat­bots eben­falls auf dem Schirm. Ihre Funk­ti­ons­wei­se wird außer­dem in Kur­sen behan­delt. (sst)

+++ Seit Dezem­ber ist die Fahr­rad­stra­ße am Bohl­weg fer­tig umge­baut. Was aber nicht bedeu­tet, dass dort nun hei­le Mobi­li­täts­wen­de herrscht. Das hat auch die Stadt Müns­ter wahr­ge­nom­men, die in den kom­men­den Wochen noch etwas nach­bes­sern möch­te. Auto­fah­ren­de, die aus der Stadt kom­men, wer­den bald nicht mehr von der Hörs­t­erstra­ße in den Bohl­weg fah­ren kön­nen. Men­schen, die mit dem Rad in Rich­tung Stadt unter­wegs sind, kön­nen bald durch eine Schleu­se fah­ren. Das soll die Sicher­heit an die­ser Stel­le erhö­hen. Und dann ist da noch die Sache mit der Pius­al­lee, wo laut Stadt wenig Autofahrer:innen das Abbie­ge­ge­bot beach­ten. Die Stadt­ver­wal­tung will das Ver­hal­ten „gemein­sam mit der Poli­zei genau beob­ach­ten und – wenn nötig – nach­jus­tie­ren“. Eine Frag-den-Staat-Anfra­ge hat erge­ben, dass der Bereich bis­her nur von der Strei­fe mit­kon­trol­liert wird. Generv­te Radfahrer:innen wün­schen sich dort mehr Poli­zei­kon­trol­len oder ein­fach Auto­fah­ren­de, die sich an die Beschil­de­rung hal­ten. (sst)

+++ Die Stadt Müns­ter rät von pri­va­ten Oster­feu­ern ab. Aus Rück­sicht auf die Luft­qua­li­tät emp­fiehlt sie statt­des­sen, die „grö­ße­ren, tra­di­tio­nel­len Brauch­tums­feu­er“ zu besu­chen, heißt es in der Pres­se­mit­tei­lung. Glei­ches Spiel wie an Sil­ves­ter also, könn­te man mei­nen. Fast. Beim ver­gan­ge­nen Jah­res­wech­sel ver­öf­fent­lich­te die Stadt noch eine Schritt-für-Schritt-Anlei­tung: „Mit Über­le­gung böl­lern“. Zur Sicher­heit lie­fert die Stadt auch für Brauch­tums­feu­er Regeln: Das Oster­feu­er soll­te zu Bäu­men, Häu­sern und Stra­ßen soll­te min­des­tens drei­ßig Meter Abstand haben, es soll­te kurz vor dem Anzün­den gründ­lich umge­schich­tet wer­den, damit Tie­re noch flüch­ten kön­nen, und das Feu­er soll­te man auf kei­nen Fall als Müll­ent­sor­gung zweck­ent­frem­den. Und damit es nicht so stark qualmt, soll­te man mög­lichst tro­cke­ne Sträu­cher nut­zen. Mein Tipp gegen star­ken Qualm: nichts anzün­den. (ast)

+++ Seit dem 1. April 2023 gilt in Müns­ter ein neu­er Miet­spie­gel. Laut einer Pres­se­mit­tei­lung der Stadt kos­tet die durch­schnitt­li­che Net­to­kalt­mie­te pro Qua­drat­me­ter jetzt 9,37 Euro. 2021 lag der Miet­spie­gel noch bei 8,55 Euro. 2021 und 2022 ist die Mie­te also jeweils um knapp 5 Pro­zent gestie­gen. Die Stadt erklärt sich den Anstieg der Mie­ten so: „Die hohe Attrak­ti­vi­tät der Stadt Müns­ter wirkt sich wei­ter­hin auf den Immo­bi­li­en­markt aus“. Liest sich also fast wie eine Erfolgs­sto­ry. Man könn­te es aber auch anders sehen: Immer weni­ger Men­schen kön­nen sich das Leben in der Stadt leis­ten. Der Miet­spie­gel wird alle zwei Jah­re an die Markt­ent­wick­lung ange­passt und alle vier Jah­re neu erstellt. Er ergibt sich aus der Basis­mie­te, die vom Alter und der Grö­ße der Woh­nung abhängt. Auch die Art, Aus­stat­tung und Lage der Woh­nung, even­tu­el­le Moder­ni­sie­run­gen und eine ver­bes­ser­te Ener­gie­ef­fi­zi­enz spie­len eine Rol­le. Wei­te­re Infor­ma­tio­nen zum Miet­spie­gel lesen Sie auf der Sei­te der Stadt und in die­ser Bro­schü­re. Auch in ande­ren Städ­ten stei­gen die Miet­spie­gel: in Dort­mund um 2,1 Pro­zent, in Her­ne um 2,8 Pro­zent und in Mün­chen sogar um 21 Pro­zent. (ast)

+++ Es sind wie­der Schul­fe­ri­en, heißt also: Ver­kehrs­chaos auf den Schie­nen, weil irgend­ei­ne Stre­cke für Bau­ar­bei­ten gesperrt wird. Dies­mal ist die Ver­bin­dung Müns­ter-Dort­mund bis zum 12. Mai gesperrt. Laut einer Pres­se­mit­tei­lung der Deut­schen Bahn sol­len Glei­se und Wichen auf dem zehn Kilo­me­ter lan­gen Stück zwi­schen Asche­berg und Lünen für 15 Mil­lio­nen Euro erneu­ert wer­den Wegen der Sper­rung lei­tet die Bahn den Fern­ver­kehr zwi­schen Müns­ter und Dort­mund um und lässt den Nah­ver­kehr (RB 50) aus­fal­len. Rei­sen­de kön­nen auf Regio­nal­bah­nen über Hamm aus­wei­chen. Die Euro­bahn lässt als Ersatz Bus­se fah­ren, die in Asche­berg, Capel­le und Wer­ne hal­ten. (ast)

Klimaschutz geht nicht von unten 

Die Wochen­zei­tung „Die Zeit“ hat vor ein paar Tagen in ihrer Rubrik „Tor­ten der Wahr­heit“ eine Gra­fik ver­öf­fent­licht, über der steht: „Für den Kli­ma­wan­del muss sich in Deutsch­land drin­gend etwas ändern.“ Die Tor­ten­gra­fik besteht aus acht gleich gro­ßen Stü­cken in ver­schie­de­nen Far­ben, deren Bedeu­tung in einer Legen­de erklärt ist:

- Ja, aber nicht das. 

- oder das

- oder das

- oder das

- oder das

- oder das

- oder das

- oder das

So ist es über­all mit der Kli­ma­po­li­tik. Alle sind dafür. Aber wenn es kon­kret wird, fin­den sich doch immer wie­der Argu­men­te, die gegen den ein­zel­nen Vor­schlag sprechen.

Man kennt das aus ande­ren Zusam­men­hän­gen als das „Not in my backyard“-Phänomen. Auf Deutsch heißt das: nicht in mei­nem Hin­ter­hof, nicht auf die eige­nen Kos­ten. Wenn Men­schen mit dem Zug fah­ren, ist das fürs Kli­ma bes­ser, als wenn sie das Auto neh­men. Aber wenn Men­schen mit dem Zug direkt am eige­nen Gar­ten vor­bei­fah­ren, dann ist das für die Men­schen mit dem Gar­ten schlech­ter, als wenn die­se Leu­te auf dem Albers­lo­her Weg mit lau­fen­dem Motor im Stau stehen. 

In Grem­men­dorf erzäh­len die Pla­ka­te einer Bür­ger­initia­ti­ve die­se Geschich­te. Min­des­tens ein Teil der Men­schen die­ser Initia­ti­ve wird für Kli­ma­schutz sein, viel­leicht sogar alle, aber wenn die per­sön­li­chen Nach­tei­le zu groß wer­den, kann man es ver­ste­hen, wenn Men­schen sagen: “Das dann lie­ber doch nicht.”

Und so kommt man zu einem zwei­ten öko­no­mi­schen Pro­blem: Wenn Men­schen frei­wil­lig auf etwas ver­zich­ten, dann machen sie das sel­ten aus Altru­is­mus. Oft ver­zich­ten sie, weil sie sich davon für die Zukunft einen Vor­teil ver­spre­chen. Aber das fällt ihnen schwer. Das nennt sich in der Öko­no­mie Gegen­warts­prä­fe­renz. Im Zwei­fel hät­ten die Men­schen den Vor­teil lie­ber sofort.

Des­we­gen zwingt der Staat Men­schen dazu, fürs Alter vor­zu­sor­gen. Dahin­ter steht die Über­zeu­gung: Ohne Zwang wür­den vie­le Men­schen ihre Koh­le schon vor­her ver­pras­sen. Dann müss­te spä­ter der Staat zah­len. Das gin­ge zu Las­ten der Gesellschaft. 

Ohne Verzicht und eigenen Beitrag

Kli­ma­schutz ist eine Vor­sor­ge fürs Alter – aller­dings eine mit für das Indi­vi­du­um sehr unat­trak­ti­ven Ver­trags­be­din­gun­gen. Man hat ja noch nicht mal etwas schrift­lich. Bei der Ren­ten­ver­si­che­rung weiß man: Wenn man heu­te ein­zahlt, wird man spä­ter monat­lich Geld bekom­men. Und schon das reicht für vie­le nicht als Anreiz. 

Beim Kli­ma­schutz macht es im Grun­de kei­nen Unter­schied, ob ein ein­zel­ner Mensch kli­ma­be­wusst lebt oder nicht. Man kann wei­ter­hin zum Ein­kau­fen nach New York flie­gen, einen Stra­ßen­kreu­zer fah­ren und die Ölhei­zung täg­lich auf sie­ben hoch­dre­hen; trotz­dem wird man pro­fi­tie­ren, wenn die ande­ren Men­schen sich ordent­lich Mühe geben, den Pla­ne­ten etwas her­un­ter­zu­küh­len. Und das ganz ohne Ver­zicht und ohne eige­nen Bei­trag. Das ist in der Öko­no­mie das Tritt­brett­fah­rer­pro­blem.

Es wird unter Umstän­den sogar so sein, dass der Ein­druck ent­ste­hen könn­te, man habe das gan­ze Geld und die gan­ze Mühe umsonst inves­tiert. Hat es wirk­lich Flu­ten und Stark­re­gen ver­hin­dert, dass die gan­ze Stadt sich neue Hei­zun­gen gegönnt hat? Wird es wirk­lich Kata­stro­phen ver­hin­dern, dass man über Jah­re ver­zich­tet hat? Oder wäre es auch so gut gegan­gen? Das ist das Prä­ven­ti­ons-Para­do­xon. Und das ken­nen wir aus der Coronazeit.

Wenn man so will, bedeu­tet Kli­ma­schutz für den ein­zel­nen Men­schen: Ich ver­zich­te heu­te auf ein Auto, auf Fern­rei­sen, aus Ver­nunft auf noch mehr Luxus und Lebens­qua­li­tät. Und als Gegen­leis­tung bekom­me ich, dass irgend­wel­che ande­ren Men­schen in Zukunft mög­li­cher­wei­se nicht ganz so sehr unter Hit­ze und Natur­ka­ta­stro­phen lei­den, falls die ande­ren Län­der eben­falls in aus­rei­chen­dem Maße mit­ma­chen, was man heu­te noch nicht weiß, und falls das, was wir pla­nen, tat­säch­lich funktioniert. 

Wie soll das denn bit­te­schön gelin­gen, wenn man nicht mal dar­an glaubt, dass Men­schen frei­wil­lig Geld zurück­le­gen, um für ihre eige­ne Zukunft vorzusorgen?

Die Sache mit den Gewerbeflächen

Das alles ist stark ver­ein­facht, aber so ähn­lich sieht die Anreiz­si­tua­ti­on auch für vie­le Kom­mu­nen aus. In der letz­ten Rats­sit­zung ging es um die Fra­ge, ob Müns­ter nicht auch mit dem Umland zusam­men­ar­bei­ten müs­se, wenn es um neue Gewer­be­flä­chen geht. Es kann ja durch­aus im Sin­ne des Kli­mas sein, wenn eine Fir­ma sich in Gre­ven, Laer oder Horst­mar ansie­delt, weil dort eine pas­sen­de Flä­che frei ist und kein Grund­stück ver­sie­gelt wer­den muss. Aber es ist nicht im Sin­ne von Müns­ter, denn die Haupt­ein­nah­me­quel­le von Kom­mu­nen ist die Gewerbesteuer. 

Jede neu ver­sie­gel­te Gewer­be­flä­che, auf die ein umsatz­star­kes Unter­neh­men sei­nen Fir­men­sitz set­zen mag, ist einer­seits gut für die Stadt, denn so kommt Geld in die Kas­se. Gleich­zei­tig ist es schlecht, Flä­chen zu ver­sie­geln, denn das führt zu einer gan­zen Rei­he von Umwelt- und Kli­ma­ri­si­ken. Aber das Geld kommt ver­läss­lich und bald, die Risi­ken sind dif­fus und unter Umstän­den erst spä­ter zu spü­ren. Stich­wort Gegenwartspräferenz. 

Solan­ge die ande­ren Städ­te sich Mühe geben, den Flä­chen­ver­brauch zu ver­rin­gern, ist es viel­leicht nicht ganz so schlimm, wenn man das Ziel selbst nicht ganz so kon­se­quent ver­folgt. Stich­wort Trittbrettfahrerproblem. 

So konn­te es pas­sie­ren, dass die Bun­des­re­gie­rung schon vor sie­ben Jah­ren beschlos­sen hat, den Flä­chen­ver­brauch bis 2030 zu hal­bie­ren, es aber wei­ter nicht abseh­bar ist, dass das auch nur ansatz­wei­se gelin­gen könnte.

Es ist ein Anreiz­pro­blem. Wenn man möch­te, dass sich nichts ändert, dann schiebt man die Ver­ant­wor­tung am bes­ten auf die Ebe­ne ganz unten. Auf die der Kom­mu­nen und auf die der Menschen. 

Sol­len die Men­schen doch weni­ger flie­gen, sol­len sie doch ihre Autos abschaf­fen, sol­len die Kom­mu­nen doch auf Wachs­tum verzichten. 

Die­se Anreiz­pro­ble­me sind in der Kli­ma­po­li­tik ganz beson­ders ver­häng­nis­voll, denn die Kos­ten für Ein­zel­ne sind enorm hoch, aber Erträ­ge wer­den die Bemü­hun­gen nur dann abwer­fen, wenn eine gro­ße Mehr­heit mit­macht. Aber macht sie das? Man weiß es nicht. Das ist das soge­nann­te Gefan­ge­nen­di­lem­ma.

Fatale Kombination

Im bes­ten Fall tun alle ihr Mög­lichs­tes. Dann ist der Ertrag zwar nicht sicher, aber im Ver­gleich zu allen ande­ren Vari­an­ten am wahr­schein­lichs­ten. Im schlech­tes­ten Fall bleibt man allei­ne mit sei­nen Kli­ma­schutz­be­mü­hun­gen, dem Ver­zicht, und am Ende bringt es doch gar nichts. Alles hängt davon ab, wie sehr Men­schen an die Bemü­hun­gen der ande­ren und an den Erfolg glau­ben. Wenn die­ser Glau­ben fehlt, spa­ren sie sich die Mühe lie­ber ganz. 

Das alles ist in der Kom­bi­na­ti­on fatal. Müs­sen die Men­schen auf der Ebe­ne unten das Pro­blem lösen, hängt es von so vie­len ein­zel­nen Per­so­nen ohne gro­ße Anrei­ze ab, dass die Wahr­schein­lich­keit eines Schei­terns enorm ist. Und genau das macht sie noch größer. 

Um Men­schen also dazu zu brin­gen, sich selbst zu betei­li­gen, muss zual­ler­erst der Glau­ben dar­an ent­ste­hen, dass das alles auch irgend­wie klap­pen könn­te. Und das bedeu­tet: Man braucht die rich­ti­gen Anrei­ze, rea­lis­ti­sche Zie­le und ehr­li­che Aus­sa­gen dar­über, wie das alles zu schaf­fen ist. 

Am wich­tigs­ten sind die Anrei­ze, denn man kann natür­lich dar­auf ver­trau­en, dass die Men­schen schon zur Ver­nunft kom­men und kli­ma­be­wusst leben. Aber es deu­tet nicht viel dar­auf hin, dass das in den gegen­wär­ti­gen Anreiz­struk­tu­ren pas­sie­ren wird.

Damit die Kli­ma­zie­le im Ver­kehrs­sek­tor erreicht wer­den, muss die Zahl der Autos in den Städ­ten mas­siv sin­ken. Aber in Müns­ter gelingt es nicht ein­mal, zu ver­hin­dern, dass sie steigt. Den Men­schen kann man das nicht übel neh­men. Sie machen nur das, was für sie selbst am sinn­volls­ten ist. 

Kli­ma­schutz darf nicht vom guten Wil­len abhän­gen. Die Anrei­ze müs­sen so aus­ge­stal­tet sein, dass es für Men­schen, die nicht zwin­gend ein Auto brau­chen, am sinn­volls­ten ist, kei­nes zu haben. Und hier beginnt dann die Dis­kus­si­on über den Sta­tus Quo. 

Die einen sagen: Wir müs­sen auf­hö­ren, die Autos zu sub­ven­tio­nie­ren. Auto­fah­ren muss so teu­er sein, wie es tat­säch­lich ist. Und zu den Kos­ten gehö­ren auch die, die zwar von Autos aus­ge­hen, die aber nie­mand in Rech­nung stellt. In der Öko­no­mie sind das die soge­nann­ten exter­nen Kos­ten. Kos­ten, die Ein­zel­ne ver­ur­sa­chen, die aber die All­ge­mein­heit trägt. 

Die ande­ren sagen: Das ist ein Feld­zug gegen das Auto. Sie wür­den nicht unter­schrei­ben, dass man dem Auto die Pri­vi­le­gi­en nimmt. Sie wür­den sagen: Man ver­sucht, das Auto zu benach­tei­li­gen. Das ist ein Ver­tei­lungs­kampf, der an allen mög­li­chen Fron­ten geführt wird, wenn es um Kli­ma­schutz geht. 

Einen Gang runterschalten, vielleicht sogar zwei

In der Kon­zept­stu­die zum Ziel, Müns­ter bis zum Jahr 2030 kli­ma­neu­tral zu machen, steht: „Schaut man auf die aktu­el­len wis­sen­schaft­li­chen Erkennt­nis­se und Pro­gno­sen zum fort­schrei­ten­den Kli­ma­wan­del, wird deut­lich, dass die heu­ti­ge Gesell­schaft auf Kos­ten zukünf­ti­ger Gene­ra­tio­nen lebt.“

Dar­aus kann man nur einen Schluss zie­hen: Die heu­ti­ge Gesell­schaft muss einen Gang zurück­schal­ten, viel­leicht sogar zwei. 

Im Fazit des Ver­wal­tungs­pa­piers wird das Bild noch etwas deut­li­cher: Dort ist die Rede von einem „enor­men Kraft­akt für alle Betei­lig­ten“, wenn man sich dem Ziel Kli­ma­neu­tra­li­tät im Jahr 2030 auch nur nähern wol­le. Und dort geht es nicht um etwas höhe­re Kos­ten für Park­plät­ze hier oder da, son­dern um „grund­le­gen­de gesell­schaft­li­che und poli­ti­sche Sys­temum­brü­che“ in allen Berei­chen, und zwar umgehend. 

Um bis zum Jahr 2030 kli­ma­neu­tral zu wer­den, müs­se die Stadt alles machen, was mög­lich sei, das Ziel kön­ne nur erreicht wer­den, wenn wirk­lich aus­nahms­los alles per­fekt lau­fe – im „abso­lu­ten Best-Case-Fall“. Und sogar dann kön­ne die Stadt ihr Ziel nicht aus eige­ner Kraft errei­chen, son­dern nur mit der Hil­fe von Bund und Land. Am Ende steht: „Maß­nah­men zur Kli­ma­neu­tra­li­tät dul­den kei­nen Aufschub.“ 

Unter­zeich­net hat das Papier der grü­ne Stadt­rat Mat­thi­as Peck. Das war vor knapp zwei Jah­ren. Der neue Welt­kli­ma­be­richt von vor zwei Wochen hat deut­lich gemacht: Wir haben nicht unbe­dingt Zeit gewonnen. 

In den Tagen nach der Ver­öf­fent­li­chung des Berichts ver­kün­de­te die Koali­ti­on in Ber­lin dann aller­dings kein 100-Mil­li­ar­den-Euro-Son­der­ver­mö­gen, um im Kli­ma­schutz end­lich einen gro­ßen Schritt zu machen. Sie ver­ab­schie­de­te sich von den soge­nann­ten Sek­to­ren­zie­len und weich­te die Kli­ma­schutz­zie­le damit sogar etwas auf. 

Das bedeu­tet: Bis­lang stand im Kli­ma­schutz­ge­setz sehr genau, in wel­chem Sek­tor wie viel CO2 gespart wer­den muss, zum Bei­spiel also im Ver­kehr. Es galt: Wer­den die Zie­le ver­fehlt, muss der betrof­fe­ne Sek­tor nach­bes­sern. Offi­zi­ell gibt es die Zie­le immer noch. Tat­säch­lich spie­len sie aber kei­ne gro­ße Rol­le mehr. 

Das alles deu­tet nicht dar­auf hin, dass man es der Gesell­schaft zumu­ten möch­te, einen Gang zurück­zu­schal­ten, schon gar nicht auf den Autobahnen. 

Das Ziel ist nicht realistisch

Die von der FDP aus­ge­brems­te Kli­ma­po­li­tik in Ber­lin ist auch in Müns­ter ein Pro­blem, denn aus eige­ner Kraft kann die Stadt nur auf etwa die Hälf­te der CO2-Emis­sio­nen Ein­fluss neh­men. Die ande­re Hälf­te ist von der Poli­tik in Düs­sel­dorf und Ber­lin abhängig. 

Ober­bür­ger­meis­ter Mar­kus Lewe hat schon vor knapp zwei Jah­ren ange­kün­digt, dass Müns­ter mit sechs wei­te­ren Städ­ten an einem Modell­ver­such teil­neh­men will, um in der Innen­stadt flä­chen­de­ckend Tem­po 30 ein­zu­füh­ren. Dazu müss­te die Bun­des­re­gie­rung die Stra­ßen­ver­kehrs­ord­nung ändern. Aber will der FDP-Ver­kehrs­mi­nis­ter das überhaupt?

Wenn in Ber­lin nichts pas­siert, wird die Stadt mit ihren ambi­tio­nier­ten Kli­ma­zie­len baden gehen. Und sehr wahr­schein­lich käme sie auch sonst bis zum Jahr 2030 kaum in die Nähe die­ser Ziele. 

In Ber­lins Stadt­po­li­tik ist gera­de der Ver­such geschei­tert, das Ziel Kli­ma­neu­tra­li­tät vom Jahr 2045 auf das Jahr 2030 vor­zu­zie­hen. Man hat­te zwar eine knap­pe Mehr­heit, aber das Vor­ha­ben schei­ter­te an der gerin­gen Betei­li­gung. Einer der Grün­de für die vie­len Nein-Stim­men war, dass vie­le Men­schen das Ziel für nicht rea­lis­tisch halten. 

Die Kon­zept­stu­die zur Kli­ma­neu­tra­li­tät in Müns­ter geht eben­falls davon aus. In ihr steht, dass es bis zum Jahr 2037 klap­pen könn­te. Auch das nennt sie noch „ambi­tio­niert“. Aber war­um hält man trotz­dem an dem unrea­lis­ti­schen Ziel fest? 

Zu einem gewis­sen Teil geht es hier ein­fach um Image­pfle­ge. Müns­ter soll ganz vor­ne mit­schwim­men. Das stand von Anfang an fest. Wie rea­lis­tisch das Ziel war, war dabei nicht so wich­tig. Die Euro­päi­sche Uni­on will bis zum Jahr 2050 kli­ma­neu­tral sein, Deutsch­land bis zum Jahr 2045, Müns­ter bis 2030. Das war ein Signal. Das jetzt nach hin­ten zu schie­ben, wäre in mehr­fa­cher Hin­sicht ein ande­res Signal. Es wür­de bedeu­ten: Wir haben es nicht geschafft. Und es wür­de bedeu­ten: Wir haben jetzt doch mehr Zeit. 

Bei­de Signa­le möch­te man nicht sen­den. So muss die Stadt mit einem ande­ren Pro­blem umge­hen. Weil die Kipp-Punk­te beim Kli­ma­wan­del eine wich­ti­ge Rol­le spie­len, kommt irgend­wann der Tag, an dem die Ent­wick­lung unum­kehr­bar ist – an dem es zu spät sein wird für Kor­rek­tu­ren. So ent­steht der fal­sche Ein­druck, dass wir ent­we­der das Ziel errei­chen – oder wir uns die Mühe auch spa­ren kön­nen. Das aber ist nicht so. 

Mat­thi­as Garscha­gen, Mit-Autor des Welt­kli­ma­be­richts, hat in der ver­gan­ge­nen Woche gesagt: „Jedes Zehn­tel­grad Erwär­mung macht einen rie­si­gen Unter­schied in der Fra­ge, mit wel­chen Risi­ken wir es zu tun bekommen.“

Die Debatte um das 29-Euro-Ticket

Daher gilt das, was auch in der Kon­zept­stu­die steht. Sinn­ge­mäß: Müns­ter muss all das machen, was mög­lich ist. Doch damit sind wir wie­der bei den Anreiz­struk­tu­ren, der Gegen­warts­prä­fe­renz und dem Trittbrettfahrer-Problem. 

Um wirk­lich einen Schritt nach vor­ne zu kom­men, bräuch­te es eine Alli­anz aus allen Par­tei­en, die wie beim Preu­ßen-Sta­di­on oder beim Musik-Cam­pus zusam­men etwas Gro­ßes beschließt. 

Aber noch gibt es nicht mal eine Über­ein­kunft dar­über, wie wich­tig Kli­ma­schutz ist, auf wie viel Geld und Kom­fort wir heu­te zu ver­zich­ten bereit sind, wie vie­le Gän­ge wir zurück­schal­ten müs­sen. So ergibt sich ein Ungleich­ge­wicht aus dem super­am­bi­tio­nier­ten Ziel, im Jahr 2030 kli­ma­neu­tral zu wer­den, und den par­tei­po­li­ti­schen Strei­te­rei­en über Einzelmaßnahmen. 

Die Debat­te über das 29-Euro-Ticket war dafür ein schö­nes Bei­spiel. Die Koali­ti­on aus Grü­nen, SPD und Volt hat Geld im Haus­halt für das Ticket bereit­ge­stellt. Sie hat einen soge­nann­ten Haus­halts­be­gleit­an­trag gestellt. Die Ver­wal­tung habe einen Vor­schlag gemacht, den der Ober­bür­ger­meis­ter nach unse­ren Infor­ma­tio­nen nicht unter­zeich­nen woll­te. Damit ver­schwand der Vor­schlag wie­der in der Schub­la­de. Die Koali­ti­on stell­te selbst einen Antrag im Rat, um das Ticket doch noch mög­lich zu machen. 

Die Stadt­wer­ke waren nach unse­ren Infor­ma­tio­nen mit dem Ticket ein­ver­stan­den. Der Ober­bür­ger­meis­ter stimm­te wie auch die CDU im Rat dage­gen. Warum? 

Auf Nach­fra­ge schreibt das Kom­mu­ni­ka­ti­ons­amt, Lewe bezweif­le, „dass die erheb­li­chen Mit­tel, die für das 29-Euro-Ticket auf­ge­wen­det wer­den müs­sen, an die­ser Stel­le die best­mög­li­che Wir­kung ent­fal­ten“. Aus sei­ner Sicht habe „neben der preis­li­chen Gestal­tung auch die Ver­bes­se­rung der Qua­li­tät des öffent­li­chen Per­so­nen­nah­ver­kehrs obers­te Prio­ri­tät“. Es müs­se zum Bei­spiel das „Ange­bot aus­ge­baut und die Pünkt­lich­keit von Bus­sen und Bah­nen nach­hal­tig ver­bes­sert wer­den, damit mehr Men­schen die­se umwelt­freund­li­che Alter­na­ti­ve nut­zen“. Außer­dem sei Lewe der Mei­nung, das 29-Euro-Ticket soll­te nicht als Insel-Lösung für Müns­ter geplant werden. 

Auch die Koali­ti­on hat hier einen Feh­ler gemacht. Sie hat in Aus­sicht gestellt, dass das 29-Euro-Ticket viel­leicht nicht nur für Müns­ter gel­ten könn­te, son­dern für die gan­ze Regi­on. Dar­aus wur­de nichts, denn mit den über­wie­gend schwar­zen Land­rä­ten hat­te man das gar nicht abge­spro­chen. Denen war das Ticket zum einen zu teu­er, wo doch bald auch das 49-Euro-Ticket kommt, für das sie nichts zah­len müs­sen. Und war­um soll­ten sie einem Pro­jekt des lin­ken Bünd­nis­ses zum Erfolg ver­hel­fen, das man in Müns­ter schon vor­her als eige­nen poli­ti­schen Erfolg ver­kauft hat­te? Kurz­um: Es schei­ter­te am Kleinklein.

- Ja, aber das nicht. 

- Oder das. 

- Oder das. 

Das Ticket macht den öffent­li­chen Per­so­nen­nah­ver­kehr in der Stadt etwas güns­ti­ger. Aber das Pro­blem wird schon in einem klei­nen Detail deut­lich. Man kann es nur für ein gan­zes Jahr buchen, damit die Stadt­wer­ke finan­zi­ell pla­nen kön­nen. Es ist alles knapp bemes­sen. Die Kom­mu­nen müs­sen das wie­der selbst lösen, auf unters­ter Ebe­ne. Wie sol­len Städ­te das schaf­fen, die nicht so wohl­ha­bend sind wie Münster?

„Hälfte der Deutschen findet Klimaschutz unwichtig“

Wenn Mobi­li­täts­wen­de und Kli­ma­schutz wirk­lich gelin­gen sol­len, dann gilt auch hier: Die Vor­aus­set­zung darf nicht guter Wil­le sein. Und auch nicht aus­rei­chend Luft im Haus­halt. Schon des­halb nicht, weil nie­mand an das Gelin­gen glaubt, wenn alle Kom­mu­nen sepa­rat vor sich hin wurschteln. 

Wenn Kli­ma­schutz wich­tig sein soll, dann müs­sen alle Kom­mu­nen im glei­chen Maße dazu in der Lage sein. Und das bedeu­tet: Bund und Land müs­sen die Städ­te und Gemein­den dazu in die Lage ver­set­zen. Sie müs­sen ihnen Geld geben. 

Viel­leicht braucht man dann auch für das Kli­ma ein 100-Mil­li­ar­den-Euro-Son­der­ver­mö­gen, und mög­li­cher­wei­se wird das nicht ein­mal ausreichen. 

Um das in Erwä­gung zu zie­hen, braucht es aber erst ein­mal die geschlos­se­ne Über­zeu­gung, dass es nicht anders geht. In der Ampel­ko­ali­ti­on scheint es die nicht zu geben. Und eini­ges deu­tet dar­auf hin, dass es sie auch in der Bevöl­ke­rung nicht gibt. 

Der „Spie­gel“ hat in der ver­gan­ge­nen Woche eine Umfra­ge des Mei­nungs­for­schungs­in­sti­tuts Civey ver­öf­fent­licht, deren Ergeb­nis in der Über­schrift des Arti­kels zusam­men­ge­fasst ist mit den Wor­ten: „Hälf­te der Deut­schen fin­det Kli­ma­schutz­po­li­tik eher unwichtig.“ 

Und das könn­te mit einem Phä­no­men zu tun haben, das in der Psy­cho­lo­gie als „Nor­mal­cy Bias“ bekannt ist. Men­schen nei­gen dazu, Bedro­hun­gen und War­nun­gen her­un­ter­zu­spie­len. Sehr ein­drucks­voll zu sehen ist das in die­sem Video. Ein Mann warnt in Indo­ne­si­en Men­schen vor einem her­an­na­hen­den Tsu­na­mi, aller­dings weit­ge­hend ohne Erfolg. Zum Abschluss aber viel­leicht noch etwas Gutes. Man kann etwas gegen die­sen Effekt tun. Man kann ihn sich zum Bei­spiel bewusst machen. (rhe)

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Korrekturen

Am Frei­tag ist uns unglück­li­cher­wei­se ein Gag über die Müll­ab­fuhr miss­lun­gen, die sich über Ostern ver­schiebt. Des­halb noch mal zum Mit­schrei­ben: In den Frei­tags­be­zir­ken wer­den die Müll­ton­nen erst am Sams­tag nach Ostern geleert. Wir waren durch­ein­an­der­ge­kom­men und hat­ten einen fal­schen Ter­min notiert. Den Feh­ler haben wir im RUMS-Brief kor­ri­giert. Schau­en Sie zur Sicher­heit aber am bes­ten noch mal in der Pres­se­mit­tei­lung der Stadt nach, falls Sie sich von den Fei­er­tags­än­de­run­gen betrof­fen füh­len. (sfo)

Sport- und Bil­dungs­ver­ein Move and Meet e. V.

Unse­re Ange­bo­te ori­en­tie­ren sich an den Bedar­fen von Frau­en und Mäd­chen mit Migra­ti­ons- und Flucht­er­fah­rung. Die Freu­de an Bewe­gung, der Kon­takt mit­ein­an­der und das Stär­ken der phy­si­schen und men­ta­len Gesund­heit ste­hen bei uns im Fokus. Wir enga­gie­ren uns für siche­re (Sport-)Räume und eine dis­kri­mi­nie­rungs­sen­si­ble Hal­tung im Sport.

Lernt uns kennen!

Klima-Update

+++ 27.000 Kilo­gramm – so viel Müll sam­mel­ten Frei­wil­li­ge in der letz­ten Woche in Müns­ter auf. Laut Pres­se­mit­tei­lung der Stadt nah­men an der Akti­on „Sau­be­res Müns­ter“ der Abfall­wirt­schafts­be­trie­be Müns­ter rund 13.000 Men­schen teil. Neben gro­ßen Men­gen Ver­pa­ckungs­müll haben sie auch Sofas und Schrank­tei­le in den Wäl­dern gefun­den, sagt Betriebs­lei­ter Patrick Hasen­kamp. Das kurio­ses­te Fund­stück sei­en Bahn­schwel­len in einem Gra­ben gewe­sen. Mit die­ser Akti­on wol­len die Abfall­wirt­schafts­be­trie­be auf wil­den Müll auf­merk­sam machen. (ast)

+++ Was machen Stu­die­ren­de eigent­lich, wenn sie nicht in der Uni sind? Rich­tig: Über­le­gen, was im Lehr­plan noch fehlt. Die Orts­grup­pe von Health for Future hat schon das Wahl­fach „Dia­gno­se Kli­ma­kri­se“ mit auf den Weg gebracht, jetzt kön­nen Stu­die­ren­de auch die „Kli­ma-Limet­te“ als Wahl­pflicht­ver­an­stal­tung wäh­len. „Limet­te“ steht für „Lern­zen­trum für indi­vi­dua­li­sier­tes medi­zi­ni­sches Tätig­keits­trai­ning & Ent­wick­lung“, oder kon­kret: Dort ler­nen Stu­die­ren­de an Simulationspatient:innen. Und in einem die­ser Simu­la­ti­ons­trai­nings geht es jetzt spe­zi­fisch um gesund­heit­li­che Fol­gen der Kli­ma­kri­se, die für ange­hen­de Mediziner:innen eine immer grö­ße­re Rol­le spie­len wer­den. Das wur­de jetzt nach eini­gen Mona­ten Pla­nungs­zeit in den Stun­den­plan inte­griert. (sst)

Ein-Satz-Zentrale

+++ Ein 23-jäh­ri­ger Auto­fah­rer hat am Sams­tag­mor­gen am Albers­lo­her bei der Flucht vor der Poli­zei gleich drei Unfäl­le ver­ur­sacht, wur­de danach geschnappt und in U-Haft gebracht.. (Poli­zei Müns­ter)

+++ Zu der im August 2022 ein­ge­reich­ten Kla­ge gegen den Hafen­markt haben Ver­tre­ter der Hafen­ver­ei­ne und des Klä­gers nun eine 119 Sei­ten lan­ge Begrün­dung nach­ge­lie­fert. (West­fä­li­sche Nach­rich­ten)

+++ Für den 1. Mai, Chris­ti Him­mel­fahrt sowie Fron­leich­nam hat das Ord­nungs­amt ein Glas­ver­bot an den Aasee­ter­ras­sen und rund um die Aasee­ku­geln ver­hängt. (West­fä­li­sche Nach­rich­ten)

+++ In der Nacht von Mitt­woch auf Don­ners­tag wird an der Wol­be­cker Stra­ße gebaut, um die dort neu ver­leg­te Trink­was­ser­lei­tung an das Ver­sor­gungs­netz anbin­den zu kön­nen. (Stadt­net­ze Müns­ter)

+++ Im März waren 44 Men­schen weni­ger arbeits­los als noch im Vor­mo­nat. (Arbeits­agen­tur Ahlen-Müns­ter)

+++ Nach 16 Jah­ren Umbau- und Reno­vie­rungs­ar­bei­ten öff­net das Geo­mu­se­um am 10. August wie­der sei­ne Pfor­ten.(Uni Müns­ter)

+++ Bischof Felix Genn hat auf Fra­gen von Betrof­fe­nen von sexua­li­sier­ter Gewalt geant­wor­tet und gesagt, dass sich das Bis­tum „ger­ne auch als ers­te Insti­tu­ti­on“ einer staat­li­chen Auf­ar­bei­tung stellt. (Kir­che und Leben)

+++ Die Tra­fo­sta­ti­on sucht neue Mitbewohner:innen aus dem Kunst- und Kul­tur­be­reich. (Alles Müns­ter)

Anony­mer Briefkasten

Haben Sie eine Infor­ma­ti­on für uns, von der Sie den­ken, sie soll­te öffent­lich wer­den? Und möch­ten Sie, dass sich nicht zurück­ver­fol­gen lässt, woher die Infor­ma­ti­on stammt? Dann nut­zen Sie unse­ren anony­men Brief­kas­ten. Sie kön­nen uns über die­sen Weg auch anonym Fotos oder Doku­men­te schicken.

Unbezahlte Werbung

Am Sonn­tag kommt wie­der der Oster­ha­se. Wenn Sie auf den letz­ten Drü­cker noch ein Geschenk brau­chen, das Sie dem Nach­wuchs ins Oster­nest legen kön­nen, dann schau­en Sie ein­mal im Hasen­stall am Ser­va­tii­kirch­platz 2 vor­bei. Seit 2009 ver­kauft die Grüf­felo-Lieb­ha­be­rin Wal­traud Haar­lam­mert in dem lie­be­voll ein­ge­rich­te­ten Buch­la­den Kin­der­li­te­ra­tur und ande­re schö­ne Geschen­ke für die lie­ben Klei­nen. In den Rega­len fin­den Sie Klas­si­ker wie „Die klei­ne Rau­pe Nim­mer­satt“ oder die Geschich­ten von Astrid Lind­gren, aber auch vie­le tol­le moder­ne Kin­der­bü­cher wie der Dra­che Zogg oder „Die Sache mit den Tiger­strei­fen“. Die Öff­nungs­zei­ten, Kon­takt­da­ten und ein paar Bil­der aus dem Hasen­stall fin­den Sie hier.

Hier fin­den Sie alle unse­re Emp­feh­lun­gen. Soll­te Ihnen ein Tipp beson­ders gut gefal­len, tei­len Sie ihn ger­ne ein­fach über den Link.

Wir haben etwas zu feiern!

RUMS ist vor­letz­te Woche 3 Jah­re gewor­den! Wir bedan­ken uns für die vie­len inter­es­san­ten Gesprä­che, Begeg­nun­gen und Ver­an­stal­tun­gen mit Ihnen und freu­en uns auf noch mehr RUMS in den nächs­ten Jah­ren. Und so viel sei schon ein­mal ver­ra­ten: Im April kön­nen Sie sich auf eine span­nen­de RUMS-Geburts­­tags­­­ver­­an­stal­­tung freu­en – Ein­la­dung folgt!

Übri­gens: Wir freu­en uns natür­lich immer, wenn Sie RUMS wei­ter­emp­feh­len. Jetzt wäre eine gute Gele­gen­heit dafür, denn zum 3. RUMS-Geburts­­tag gibt es unser Abo in den ers­ten 3 Mona­ten für 3 Euro pro Monat. Unser Ange­bot ist auf unse­rer Web­site www.rums.ms zu fin­den und endet am 9. Mai 2023. Viel­leicht haben Sie ja Lust, ande­ren davon zu erzählen.

Drinnen und Draußen

Sebas­ti­an Fob­be und Sven­ja Stüh­mei­er haben eini­ge Ter­mi­ne für Sie aufgeschrieben:

+++ Das LWL-Muse­um möch­te Men­schen mit psy­chi­schen Erkran­kun­gen mehr Teil­ha­be bie­ten. Dafür gibt es ab April zwei monat­li­che For­ma­te: Jeden ers­ten Mitt­woch von 11 bis 13 Uhr kön­nen sich Inter­es­sier­te auf der Plau­der­bank vor dem Muse­um zum krea­ti­ven Aus­tausch tref­fen. Und jeden ers­ten Frei­tag führt ein:e Mitarbeiter:in bis zu sie­ben Per­so­nen durch den Rund­gang „Kunst für die See­le“. Die Grup­pe ist bewusst klein und schaut sich nur weni­ge Gemäl­de an, damit kei­ne Reiz­über­flu­tung statt­fin­det. Anschlie­ßend tau­schen sich die Teil­neh­men­den im Ate­lier aus. Der Rund­gang fin­det von 16 bis 17:30 Uhr statt, der nächs­te ist Kar­frei­tag. Die inklu­si­ven Rund­gän­ge kos­ten nichts. Anmel­dun­gen sind mög­lich unter 0251 5907201 oder besucherbuero@lwl.org.

+++ Die Magno­lie am Dom­platz blüht gera­de, sehr schön anzu­se­hen. Wenn Sie ein Foto davon machen, kön­nen Sie an einem Gewinn­spiel des Bis­tums Müns­ter teil­neh­men. Wie Sie mit­ma­chen kön­nen, erfah­ren Sie hier. Wenn Ihr Los gezo­gen wird, bekom­men Sie ein Paket mit Über­ra­schun­gen vom Bistum.

+++ Kar­frei­tag eröff­nen die Rad­sport­freun­de Müns­ter die Sai­son. Dabei geht es rund 70 Kilo­me­ter bis zum Teck­len­bur­ger Königs­see und zurück. Teil­neh­men­de star­ten in drei Leis­tungs­grup­pen. Wer sicher­ge­hen möch­te, dass er oder sie einen der 60 Plät­ze ergat­tert, kann sich bis Mitt­woch­abend, 18 Uhr, unter rsf@muenster.org anmel­den. Kurz­ent­schlos­se­ne haben aber auch die Mög­lich­keit, sich am Frei­tag ab 9 Uhr an der West­fa­len-Tank­stel­le, Schiff­fahr­ter Damm 506, zu regis­trie­ren. Um 10 Uhr geht’s von dort aus los. Wer mit­fah­ren möch­te, muss einen Helm tra­gen. Und: Hand­schu­he nicht vergessen.

+++ Wer Blut­krebs hat, ist oft auf eine Stamm­zel­len­spen­de ange­wie­sen. Und dafür braucht es Spender:innen. Der Müns­ter Busi­ness Club orga­ni­siert des­we­gen eine Typi­sie­rungs­ak­ti­on. Die fin­det am 17. April ab 19 Uhr im Atlan­tic Hotel statt. Mit einem ein­fa­chen Wan­gen­ab­strich wer­den Sie dabei als Spender:in regis­triert. Gra­tis dazu gibt es einen Cock­tail. Damit der Busi­ness Club im Vor­feld die pas­sen­de Anzahl an Abstrich­sets bestel­len kann, soll­ten Sie sich bis zum 10. April anmel­den. Und falls Sie kei­ne Zeit haben, kön­nen Sie die Regis­trie­rung auch selbst vor­neh­men.

+++ Ihr Hund woll­te sicher­lich immer mal ins West­fä­li­sche Pfer­de­mu­se­um. Und das darf er auch, zumin­dest zu bestimm­ten Zei­ten. Frei­tag ist ab 14 Uhr „Dog­gy-Day“, Sie kön­nen dann die Dau­er­aus­stel­lung und die Son­der­aus­stel­lung „Wild­life Pho­to­grapher of the Year“ besu­chen. Das kos­tet 1 Euro pro Hund. Wer ins Muse­um will, muss außer­dem den Ein­tritt des All­wet­ter­zoos zahlen.

Am Don­ners­tag schreibt Ihnen Sven­ja Stüh­mei­er. Haben Sie eine gute Woche. 

Herz­li­che Grü­ße
Ralf Heimann

Mit­ar­beit: Sebas­ti­an Fob­be (sfo), Jan Gro­ße Nobis (jgn), Anto­nia Strot­mann (ast), Sven­ja Stüh­mei­er (sst)
Lek­to­rat: Anto­nia Strotmann

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PS

Ver­an­stal­tungs­tipps hat­ten wir ja schon oben. Aber hier hät­te ich noch was. Der Film „Man­ta Man­ta 2“ ist in Tei­len im Müns­ter­land gedreht wor­den, wie Sie viel­leicht gese­hen hat­ten. Wie die Geschich­te ent­stan­den ist, hat Til Schwei­ger im Inter­view mit dem Köl­ner Express ver­ra­ten. Wört­lich sag­te er: „Ich habe um 18 Uhr ange­fan­gen, das Dreh­buch zu schrei­ben und hat­te so einen guten Flow, dass ich bis 4.30 Uhr mor­gens durch­ge­schrie­ben habe.” Danach sei er mit dem Fahr­rad zum Flug­ha­fen gefah­ren und nach Mal­lor­ca geflo­gen. Und falls Sie sich fra­gen: Kann das denn dann wohl was sein?, emp­feh­le ich Ihnen die­se 19 Minu­ten lan­ge Kri­tik von Wolf­gang M. Schmitt. Klei­ner Spoi­ler: Ich kann mir nicht vor­stel­len, dass der Film noch lus­ti­ger ist. (rhe)