Wahlkampf-Scharmützel | Hamm ist Hotspot | Freizeitpark vorm Schloss

Müns­ter, 22. Sep­tem­ber 2020

Guten Tag,

kurz vor der Stich­wahl am Sonn­tag wird der Wahl­kampf nun doch noch etwas schmut­zig. Die CDU hat am Wochen­en­de in den West­fä­li­schen Nach­rich­ten eine Anzei­ge geschal­tet („Am 27.09. Lewe wäh­len! Damit Müns­ters Stadt­tei­le nicht abge­hängt wer­den“). Grü­nen-Wahl­kampf-Mana­ger Dirk Schul­te warf dem Ober­bür­ger­meis­ter und CDU-Kan­di­da­ten Mar­kus Lewe dar­auf­hin in einem Face­book-Pos­ting vor, er spie­le die Innen­stadt gegen die Außen­be­zir­ke aus, und ver­glich ihn mit dem ame­ri­ka­ni­schen Prä­si­den­ten („Der Trump von Müns­ter?“). Der habe sein Land gespal­ten. „Wol­len wir das in Müns­ter?“, schrieb Schul­te. Die­ser Vor­wurf ist sogar ein biss­chen amü­sant, denn Kritiker:innen wer­fen Lewe auch das Gegen­teil vor, näm­lich dass er so gut wie jeder Aus­ein­an­der­set­zung aus dem Weg gehe. Dirk Schul­te bat für den „Fehl­tritt“ spä­ter um Ent­schul­di­gung.

Auf der Face­book-Sei­te von CDU-Frak­ti­ons­chef Ste­fan Weber hat­te da schon ein ande­res Wahl­kampf-Schar­müt­zel begon­nen. Weber nann­te den 61-jäh­ri­gen Grü­nen-Kan­di­da­ten Peter Todes­ki­no eben­falls in einem Pos­ting einen „Mann im sieb­ten Lebens­jahr­zehnt in der Rol­le des ram­po­nier­ten Berufs­ju­gend­li­chen“. Und ein Mann im sieb­ten Lebens­jahr­zehnt, das ist Mar­kus Lewe natür­lich nicht. Er ist schließ­lich sechs Jah­re jün­ger.

Ste­fan Weber warf dem grü­nen Kan­di­da­ten auch inhalt­lich eini­ges vor, im Wesent­li­chen schlech­te Arbeit in Kiel, wo Peter Todes­ki­no von 2005 bis 2017 Bür­ger­meis­ter und Stadt­bau­rat war. Die Grü­nen haben dar­auf inzwi­schen mit einer Pres­se­mit­tei­lung reagiert („halt­lo­se Nega­tiv­kam­pa­gne der CDU“). Sie besteht aus einem Emp­feh­lungs­schrei­ben des Kie­ler Woh­nungs­de­zer­nen­ten Ger­win Stö­cken (SPD), mit dem Todes­ki­no in Kiel zusam­men­ge­ar­bei­tet hat, sowie aus einem Fra­ge-und-Ant­wort-Teil, der die kon­kre­ten Vor­wür­fe behan­delt. Con­stan­ze Busch hat für RUMS die wich­tigs­ten Aus­sa­gen aus Ste­fan Webers Pos­ting über­prüft. Dazu hat sie die Bericht­erstat­tung der Kie­ler Nach­rich­ten nach­voll­zo­gen und mit Men­schen tele­fo­niert, die Peter Todes­ki­no aus sei­ner Zeit in Kiel ken­nen. Weil es sehr schwer ist, Men­schen, die man selbst kaum kennt, auf die Schnel­le dazu zu bewe­gen, offen zu spre­chen, haben wir unse­ren Gesprächspartner:innen zuge­si­chert, sie nicht nament­lich zu zitieren.

Punkt 1:

Ste­fan Weber wirft Peter Todes­ki­no Dop­pel­zün­gig­keit vor. Todes­ki­no habe sich in Müns­ter über den Vor­schlag der SPD empört, Klein­gar­ten- und Sport­ver­ei­nen Flä­chen zu neh­men, um ein Wohn­ge­biet zu bau­en. In Kiel habe er, um einen Möbel­markt anzu­sie­deln, nicht nur Klein­gär­ten preis­ge­ge­ben, son­dern auch die dort in einem Bio­top behei­ma­te­ten Fledermäuse.

In Kiel soll seit fast zehn Jah­ren ein Möbel­markt gebaut wer­den. Dem Bau­pro­jekt muss­ten tat­säch­lich Klein­gär­ten wei­chen. Es gab Wider­stän­de in der Kie­ler Bevöl­ke­rung, eine gro­ße öffent­li­che Dis­kus­si­on und schließ­lich einen Bürger:innen-Entscheid, den ers­ten in der Stadt. Das war im Jahr 2014, drei Jah­re nach den ers­ten Gesprä­chen über das Vor­ha­ben. Das Ergeb­nis des Bürger:innen-Entscheids war: Die Men­schen in Kiel stimm­ten mit knap­per Mehr­heit für das Bau­pro­jekt. Zu Aus­gleichs­maß­nah­men und zur Umsied­lung der Fle­der­mäu­se erstell­ten Fach­leu­te ein Gut­ach­ten. Als 2018 end­lich eine Bau­ge­neh­mi­gung vor­lag, hieß es: Es wird doch kein Möbel-Kraft-Markt, wie ursprüng­lich geplant, son­dern eine Filia­le von Möbel Höff­ner. Im März 2020 mel­de­ten die Kie­ler Nach­rich­ten: „Letz­te Chan­ce für Möbel Höff­ner in Kiel“. Im Text steht, der all­ge­mei­ne Ein­druck sei: „Jetzt geht’s end­lich los.“ Auf dem ehe­ma­li­gen Gelän­de des Klein­gar­ten­ver­eins befin­det sich bereits eine Bra­che. Fehlt wei­ter­hin nur der Möbelmarkt. 

Punkt 2:

Ste­fan Weber hält Peter Todes­ki­no vor, in Kiel „in Sachen Ver­wal­tungs­tem­po (…) nicht mehr als den Fort­schritt einer Schne­cke hin­ter­las­sen zu haben“. 

Dass Peter Todes­ki­no in Kiel gebum­melt habe, ist weder zu hören noch zu lesen. Im Gegen­teil. Mar­ti­na Drex­ler, lang­jäh­ri­ge Poli­tik-Redak­teu­rin der Kie­ler Nach­rich­ten, schreibt in ihrem Por­trät zu Todes­ki­nos Abschied: „Selbst Kri­ti­ker respek­tie­ren sei­ne hohe Arbeits­mo­ral: Todes­ki­no ver­sand­te schon mal Anfra­gen in den frü­hen Mor­gen­stun­den mit der Bit­te um schnel­le Ant­wort. Ein­mal habe ihm ein Ver­hand­lungs­part­ner am nächs­ten Tag zurück­ge­schrie­ben, dass er um drei Uhr zu schla­fen pfle­ge. Was man dage­gen immer wie­der hört: Todes­ki­no sei ein Mensch mit „einer sehr rup­pi­gen Art, der für die Sache aber immer 150 Pro­zent gibt“. Mar­ti­na Drex­ler schreibt in ihrem Por­trät, er gel­te als „impul­siv, streit­bar und zuwei­len auch als arro­gant“. Auch mit dem SPD-Ober­bür­ger­meis­ter Ulf Kämp­fer habe er „sich etli­che Male Ärger“ ein­ge­han­delt. Kämp­fer selbst sag­te bei Todes­ki­nos Ver­ab­schie­dung, sie hät­ten sich „oft gefetzt, aber danach „immer wie­der schnell und pro­fes­sio­nell mit­ein­an­der arbei­ten kön­nen“. An den Ver­zö­ge­run­gen beim Möbel­markt-Bau trifft Todes­ki­no nach unse­ren Infor­ma­tio­nen kei­ne Schuld. Erst habe der Wider­stand der Bürger:innen den Bau auf­ge­hal­ten, heißt es, dann habe der Inves­tor selbst den Bau­be­ginn ver­zö­gert.

Punkt 3:

Ste­fan Weber schreibt, Todes­ki­no habe sich gleich nach dem Rück­tritt der Kie­ler Ober­bür­ger­meis­te­rin Susan­ne Gasch­ke (SPD) um deren Nach­fol­ge bemüht („reck­te Todes­ki­no sei­nen streb­sa­men Mel­de­fin­ger in die Höhe der Ost­see­luft“). Aller­dings ohne Erfolg. Dann habe er im „Kie­ler Affä­ren­sumpf sei­nen Hut als Dezer­nent“ neh­men müs­sen. Die Rats­ver­samm­lung habe ihn „für nicht mehr trag­bar gehalten“. 

Die­se Dar­stel­lung sei „stark über­trie­ben“, so sag­te man uns in Kiel. Rich­tig sei: Die Grü­nen hät­ten nicht mehr hin­ter ihm gestan­den, unter ande­rem wegen des Möbel­haus-Pro­jekts, dem Poli­ti­kum mit den Fle­der­mäu­sen – und weil Todes­ki­no in sei­ner Zeit als Inte­rims-Ober­bür­ger­meis­ter ein Occu­py-Camp räu­men ließ. Peter Todes­ki­no stand wäh­rend sei­ner Kie­ler Amts­zeit zwei Mal vor­über­ge­hend an der Stadt­spit­ze. Ein­mal von Mai bis Dezem­ber 2012, ein wei­te­res Mal von Okto­ber 2013 bis April 2014. Die Räu­mung des Camps begrün­de­te er damals damit, dass er als Bür­ger­meis­ter allen Kieler:innen die­ne. Dass er vor sei­ner zwei­ten Ver­tre­tungs­pha­se signa­li­sier­te, selbst Ober­bür­ger­meis­ter wer­den zu wol­len, kam in sei­ner Par­tei laut den Kie­ler Nach­rich­ten nicht gut an. Mar­ti­na Drex­ler schreibt in ihrem Por­trät zum Abschied: „Die größ­ten Irri­ta­tio­nen in der Par­tei lös­te der Bür­ger­meis­ter aus, als er kurz nach der Rück­tritts­er­klä­rung von Ober­bür­ger­meis­te­rin Susan­ne Gasch­ke im Okto­ber 2013 eige­ne Ambi­tio­nen auf ihre Nach­fol­ge anmel­de­te. Die Grü­nen unter­stütz­ten spä­ter die Kan­di­da­tur des Sozi­al­de­mo­kra­ten Kämp­fer – ein deut­li­cher Dämp­fer für Todes­ki­no.“

Im Fra­ge-und-Ant­wort-Teil in der Pres­se­mit­tei­lung der Grü­nen geht die Par­tei zudem auf Vor­wür­fe aus einem Leser­brief in den West­fä­li­schen Nach­rich­ten vom ver­gan­ge­nen Sams­tag ein. Der Leser­brief-Autor Jan Schul­ze Zum­hül­sen hat nach eige­nen Anga­ben vor über 20 Jah­ren in Kiel stu­diert und dort gelebt. Er wirft Todes­ki­no im Wesent­li­chen zwei Din­ge vor. 

Punkt 1:

Todes­ki­no habe als Bau­de­zer­nent bei einem gro­ßen Bau­pro­jekt in Kiel (Mart­has Insel) ver­ges­sen, Sozi­al­woh­nun­gen ein­zu­pla­nen. Es gebe wei­te­re Quar­tie­re, bei denen das ähn­lich gelau­fen sei. 

Die Auf­ga­ben in der Kie­ler Stadt­ver­wal­tung sind noch immer so ver­teilt wie damals. Für den sozia­len Woh­nungs­bau ist der Woh­nungs­de­zer­nent Ger­win Stö­cken zustän­dig, der Todes­ki­no den Emp­feh­lungs­brief für die Pres­se­mit­tei­lung schrieb. Peter Todes­ki­no war für die Sozi­al­woh­nun­gen nicht ver­ant­wort­lich.

Punkt 2:

Nach einer soeben ver­öf­fent­lich­ten Sta­tis­tik lie­ge Kiel im Land Schles­wig-Hol­stein in Sachen Wohn­raum auf dem letz­ten Platz. 

Dass Kiel in die­ser Sta­tis­tik den letz­ten Platz belegt, ist rich­tig. Laut den Kie­ler Nach­rich­ten trifft Peter Todes­ki­no dar­an aber kei­ne Schuld. In einer Pas­sa­ge, die auch die Grü­nen in ihrem Fra­ge-Ant­wort-Teil zitie­ren, schreibt die Zei­tung: „Insi­der nen­nen als Grün­de für die ver­zö­ger­te oder feh­len­de Umset­zung von Bau­ge­neh­mi­gun­gen feh­len­de Kapa­zi­tä­ten in der Bau­bran­che, feh­len­den Bau­sand, aber auch Spe­ku­la­tio­nen mit poten­zi­el­len Baugrundstücken.“ 

Das zu den Vor­wür­fen. Und jetzt noch schnell zu den aktu­el­len Ent­wick­lun­gen in Müns­ter: Die SPD hat sich nun end­lich zu einer Wahl­emp­feh­lung durch­ge­run­gen. Sie rät, am Sonn­tag Peter Todes­ki­no zu unter­stüt­zen. Beim Amts­in­ha­ber sehe man „bei allen Qua­li­tä­ten in punc­to Reprä­sen­ta­ti­on“ doch „Defi­zi­te, die Ver­wal­tung zu füh­ren und drän­gen­de Pro­jek­te beherzt und tat­kräf­tig anzu­ge­hen“, sagt Müns­ters SPD-Chef Robert von Olberg. Und das könn­te ein ers­ter Schritt sein, um nach der Wahl ein Rat­haus-Bünd­nis mög­lich zu machen, an dem SPD und Grü­ne betei­ligt sind. Ver­han­deln wird das für die SPD dann Mathi­as Kers­t­ing. Er ist wie erwar­tet zum neu­en Frak­ti­ons­chef sei­ner Par­tei gewählt wor­den, mel­den die West­fä­li­schen Nach­rich­ten.

Schau­en wir nun noch ein­mal auf den Wahl­sonn­tag: Wenn Sie selbst noch nicht ganz sicher sind, wen Sie wäh­len sol­len, machen Sie doch den Kom­mu­nal­wahl-Check des Insti­tuts für Poli­tik­wis­sen­schaft, den RUMS unter­stützt hat. Zur Stich­wahl gibt’s zehn neue Fra­gen, die die Unter­schie­de zwi­schen den Posi­tio­nen der bei­den Kan­di­da­ten noch etwas deut­li­cher her­aus­ar­bei­ten. Und hier haben wir noch ein­mal zusam­men­ge­fasst, was Sie zur Stich­wahl wis­sen müssen. 

Hin­weis: Wenn Sie Feh­ler fin­den, wir etwas nicht berück­sich­tigt haben oder Sie uns auf etwas hin­wei­sen möch­ten, schrei­ben Sie uns eine E-Mail. Wir möch­ten das Bild ger­ne ver­voll­stän­di­gen. Die Kor­rek­tu­ren und Ergän­zun­gen fin­den Sie im Bei­trag auf unse­rer Web­site sowie im nächs­ten RUMS-Brief am Freitag.


In aller Kürze

+++ Einen Send wird es in die­sem Jahr in Müns­ter nicht mehr geben, aber dafür einen mobi­len Frei­zeit­park, der – jeden­falls der Beschrei­bung nach – im Grun­de ein Send ist. Halb so groß zwar nur, aber es wird Karus­sells geben, eine Ach­ter­bahn, einen Auto­scoo­ter und eine Deutsch­land-Pre­mie­re: ein 50 Meter gro­ßes Rie­sen­rad. Das kün­digt die Stadt Müns­ter an. Den Frei­zeit­park fin­den Sie vom 10. bis zum 25. Okto­ber auf dem Schloss­platz. So schwer wird die Suche ver­mut­lich nicht wer­den.

+++ Auf der Inter­net­platt­form Abgeordnetenwatch.de beschäf­tigt sich Jose­phi­ne Andreo­li aus­führ­lich mit der Fra­ge, „wie ein 500 Mil­lio­nen-Euro-For­schungs­pro­jekt in die Hei­mat von For­schungs­mi­nis­te­rin Anja Kar­lic­zek kam“. Das ist gleich­zei­tig auch die Über­schrift des Arti­kels. The­ma des Arti­kels ist – Sie haben es erkannt – der Bau der Bat­te­rie­for­schungs­fa­brik in Müns­ter, die im über­nächs­ten Jahr in Müns­ters Süden in Betrieb gehen soll. Unter ande­rem schreibt Jose­phi­ne Andreo­li: „Die Unter­la­gen des Minis­te­ri­ums ver­an­schau­li­chen, unter wel­chem Zeit­druck ein Stand­ort für das Bat­te­rie­for­schungs­zen­trum gefun­den wer­den soll­te – und was dabei alles schief­ge­lau­fen ist: Nach­läs­sig geführ­te oder gar feh­len­de Akten, die mehr­fa­che Ände­rung der Ent­schei­dungs­kri­te­ri­en, Inter­es­sen­kon­flik­te, die Bevor­zu­gung des Stand­or­tes Müns­ter.“

+++ In der aktu­el­len Titel­ge­schich­te der Wochen­zei­tung Die Zeit geht es um die Fra­ge, ob auto­freie Innen­städ­te „eine Idee von Spin­nern“ sind – oder doch viel­leicht eine rea­le Visi­on für die Zukunft. Müns­ter kommt dar­in auch vor, aller­dings nur mit einem Satz: „In Müns­ter, Deutsch­lands Haupt­stadt der Fahr­rad­fah­rer (sic!), sind wei­te Tei­le der Innen­stadt längst zu Fuß­gän­ger­zo­nen und Rad­we­gen umge­baut.“ Ein paar inter­es­san­te Details aus dem Text: die Stu­die des Mei­nungs­for­schungs­in­sti­tuts Nor­stat, die im Text erwähnt wird. Ergeb­nis: Ein Drit­tel befür­wor­tet die auto­freie Innen­stadt, ein Drit­tel ist dage­gen, ein Drit­tel hat kei­ne kla­re Mei­nung. Eben­falls inter­es­sant: das Downs-Thom­son-Para­do­xon. Kurz zusam­men­ge­fasst: „Die bei­den For­scher Antho­ny Downs und John Micha­el Thom­son haben her­aus­ge­fun­den, dass Ver­bes­se­run­gen im Stra­ßen­netz oft zu mehr Staus füh­ren. Gegen Staus hilft, so sim­pel es klingt: nicht Auto fah­ren. Statt­des­sen mit dem Bus oder der Bahn fah­ren, Rad fah­ren, zu Fuß gehen.“


Corona-Update

In Hamm ist in den ver­gan­ge­nen Tagen etwas pas­siert, bei dem man (oder jeden­falls ich) immer noch ver­mu­tet, dass irgend­wer sich bei der Wei­ter­ga­be der Infor­ma­tio­nen ver­tan hat. Ein Paar hat gehei­ra­tet und die Hoch­zeit gefei­ert. Das kommt auch in Coro­na-Zei­ten schon mal vor. Aber mit 500 Gäs­ten? Die West­fä­li­schen Nach­rich­ten schrei­ben sogar von bis zu 600. Und der Mer­kur mel­det: Hamm nun Hot­spot. Die Hoch­zeit habe eine zwei­te Wel­le aus­ge­löst. 99 Hoch­zeits­gäs­te oder Ange­hö­ri­ge sei­en aktu­ell infi­ziert, 309 Hoch­zeits­gäs­te in Qua­ran­tä­ne. In Hamm gel­ten nun wie­der eine Mas­ken­pflicht im Unter­richt und eine Kon­takt­be­schrän­kung im öffent­li­chen Raum. Und nur zur Erin­ne­rung: Bis nach Hamm sind es 50 Kilo­me­ter. In Müns­ter blei­ben die Zah­len vor­erst auf einem mode­ra­ten Niveau. Die Stadt mel­det vier Neu­in­fek­tio­nen, damit gel­ten 42 Men­schen im Stadt­ge­biet als infi­ziert. Und vor­aus­schau­end schon mal ein Tipp für das kom­men­de Wochen­en­de: Fei­ern Sie kei­ne Par­ty mit über 500 Gästen.


Unbezahlte Werbung

Heu­te mal etwas ande­res. Für die­sen Restau­rant-Tipp müs­sen Sie die Stadt ver­las­sen. Aber nach all den Coro­na-Mona­ten ist das ja viel­leicht auch mal ganz ange­nehm. Es ist sind etwas mehr als 25 Kilo­me­ter. Sie müs­sen näm­lich nach Waren­dorf-Hoet­mar. Aber mei­ne Kol­le­gin Sabi­ne Rügen­ha­gen sagt, es lohnt sich wirk­lich. In Hoet­mar fin­den Sie das Fisch­re­stau­rant Jung­mann. Und dort bestel­len Sie, wenn Sie beim Blick in die Kar­te kei­ne ande­re Idee haben, am bes­ten die Bio-Forel­le aus eige­ner Räu­che­rung. Wenn Sie bei gutem Wet­ter kom­men, kön­nen Sie den Fisch drau­ßen im Bier­gar­ten essen. Kom­men Sie am bes­ten mitt­wochs bis sonn­tags ab 17 Uhr oder von frei­tags bis sonn­tags zwi­schen 11:45 Uhr und 14 Uhr, denn dann hat das Restau­rant geöffnet.

Korrekturen und Ergänzungen

In unse­rem RUMS-Brief am Frei­tag hat­ten wir geschrie­ben, Nor­bert Kers­t­ing habe im Kom­mu­nal­wahl-Check bei sie­ben neu­en offe­nen Fra­gen an Mar­kus Lewe die Ant­wor­ten der CDU „pro­vi­so­risch“ ein­ge­fügt. Das stimm­te so nicht. Nor­bert Kers­t­ing wies uns dar­auf hin, dass Mar­kus Lewe bestä­tigt hat, dass sei­ne Posi­tio­nen hier mit denen sei­ner Par­tei über­ein­stim­men. Zu vier neu­en im Wahl-Check ent­hal­te­nen Fra­gen feh­len Lewes Ant­wor­ten dage­gen noch immer. In die Bewer­tung gehen die feh­len­den Fra­gen jedoch nicht ein, sagt Kersting.


Drinnen und draußen

+++ Das Ver­an­stal­tungs­ge­schäft kommt noch immer nicht so rich­tig wie­der in Gang. Das Wolf­gang-Bor­chert-Thea­ter hat sei­nen Spiel­plan jetzt noch ein­mal umge­stellt, weil in den ver­gan­ge­nen Wochen sehr weni­ge Kar­ten ver­kauft wur­den, mel­det Alles Müns­ter. Das bedeu­tet: Die fran­zö­si­sche Lie­bes­ko­mö­die „Alles was Sie wol­len“ fällt am Mitt­woch und Don­ners­tag aus, eben­so die Vor­stel­lung des Stücks „Momen­tum“ am Sonn­tag. Die gute Nach­richt: Die Vor­stel­lun­gen am Frei­tag und Sams­tag fin­den statt, jeweils um 20 Uhr. Und noch eine gute Nach­richt. Mit Momen­tum kön­nen Sie sich ganz fan­tas­tisch auf die Stich­wahl am Sonn­tag ein­stim­men. Es geht näm­lich um Macht. Kar­ten und eine kur­ze Inhalts­an­ga­be bekom­men Sie hier.

+++ Und noch ein­mal zur Erin­ne­rung: Das Lite­ra­tur-Film-Fes­ti­val Müns­ter läuft wei­ter­hin. Mor­gen Abend ist Oscar-Preis­trä­ger Vol­ker Schlön­dorff zu Gast im Schloss­thea­ter. Die Vor­stel­lung ist lei­der schon aus­ver­kauft – wie auch alles in den kom­men­den Tagen. Aber wir haben nach­ge­schaut: Ab nächs­ten Diens­tag gäbe es wie­der Kar­ten. Dann spricht Pro­du­zent Andre­as Bareiss (Tat­ort, Die Wan­der­hu­re) ab 20 Uhr im LWL-Lan­des­mu­se­um mit dem Mar­ke­ting-Pro­fes­sor Thors­ten Hen­nig-Thurau über die Ver­fil­mung von Best­sel­lern. Kar­ten gibt es hier. Für die Gesprächs­run­de „Die Fil­me sind in uns“ am 1. Okto­ber (Don­ners­tag) mit den Autor:innen María Ceci­lia Bar­bet­ta, Roman Graf, Sabri­na Janesch und Chris­to­pher Kloeb­le ab 20 Uhr im LWL-Lan­des­musuem gibt es eben­falls noch Kar­ten.

+++ Falls Sie auf die Schnel­le noch etwas für heu­te Abend suchen: Pro­bie­ren Sie doch mal das Inter­net-Quiz „No Sports!“ mit Ivo Schweik­hart aus. Um 19:30 Uhr geht’s los. Kar­ten brau­chen Sie nicht, aber wenn Sie möch­ten, kön­nen Sie ein paar Euro spen­den. Alles, was Sie dazu wis­sen müs­sen, fin­den Sie hier auf der Sei­te.

Am Frei­tag schreibt Ihnen zum ers­ten Mal mei­ne Kol­le­gin Con­stan­ze Busch einen Brief. Haben Sie bis dahin eine schö­ne Woche.

Herz­li­che Grüße

Ralf Heimann


PS

Die Zei­ten sind schwer, auch für die Pflan­zen im Bota­ni­schen Gar­ten der Uni Müns­ter. Vie­le von ihnen wach­sen hin­ter dem Schloss Jahr für Jahr vor sich hin, ohne dass zwi­schen­durch mal irgend­wer einen net­ten Gruß hin­ter­las­sen wür­de – oder viel­leicht einen Umschlag mit einem Schein­chen zu Weih­nach­ten. Da wären zum Bei­spiel die Efeu­pelar­go­nie, der Eisen­holz­baum oder die Chi­ne­si­sche Hanf­pal­me. Wir wol­len nicht lan­ge drum­rum­re­den: Die Pflan­zen könn­ten Pat:innen gebrau­chen, die Uni Müns­ter hat dazu eine Sei­te ein­ge­rich­tet. Hier kön­nen Sie sich je nach finan­zi­el­len Mög­lich­kei­ten eine Paten­pflan­ze aus­su­chen, die Sie mit etwas Geld unter­stüt­zen kön­nen, damit spä­ter ein­mal etwas aus ihr wird. Die Efeu­pelar­go­nie zum Bei­spiel hat kei­ne hohen Ansprü­che, sie kommt mit 50 Euro aus. Der Japa­ni­sche Schnur­baum braucht etwas mehr, 1.000 Euro. Aber klar, er ist ja auch grö­ßer. Und Sie ken­nen ja die Qua­drat­me­ter­prei­se in Müns­ter. Also war­ten Sie am bes­ten nicht mehr lan­ge. Suchen Sie sich eine Pflan­ze aus. Neh­men Sie doch die mit dem bes­ten Spitz­na­men. Das wäre der Gold­ku­gel­kak­tus. Oder wie wir Pflanzenfreund:innen sagen: der Schwie­ger­mut­ter­stuhl.