Immer Ärger mit dem Rechtsstaat | Fahrradstraßen | Stadt duldet Gehwegparken

Porträt von Ralf Heimann
Mit Ralf Heimann

juristische Entscheidungen sind manchmal schwer zu verstehen. So ist es auch im Fall eines Mannes aus Münster, der möglicherweise ein Mörder ist, der aber in der vergangenen Woche aus der Untersuchungshaft entlassen wurde und nun wieder in Freiheit lebt. Die Bild-Zeitung verfolgt den Fall mit dem für sie typischen Populismus. Am Montag titelte sie, nachdem eine Reporterin den Mann in einem Kleingarten in Münster entdeckt hatte: „Hier erholt sich ein mutmaßlicher Mörder in seiner Laube.“ Solche Berichte führen die vermeintlich hilflose Justiz vor. Seht her, da sitzt ein gefährlicher Mensch in seinem Liegestuhl, und der zahnlose Rechtsstaat schaut tatenlos zu. Ungefähr so lautet die Botschaft. In diesem Fall hätte zwar einiges besser laufen können, und wahrscheinlich sind Pannen passiert. Aber es ist wie so oft: Schaut man ein wenig genauer hin, sieht alles doch etwas anders aus.

Der Auslöser ist ein Verbrechen, das schon fast 27 Jahre zurückliegt. Am Morgen des 15. Oktober 1993 findet eine Zeitungsbotin unter einer Hecke an einer Einfahrt zur Dortmunder Jungferntalschule die Leiche einer jungen Frau. Die Hose des Mädchens ist heruntergezogen, neben ihr liegt ein eingeschalteter Walkman, die Batterie ist leer. Was war passiert? Um diese Frage dreht sich alles.

Das Magazin Stern hat den komplizierten Fall im vergangenen Jahr ausführlich aufgearbeitet (65 Cent bei Blendle). Die kurze Version geht so:

Am 14. Oktober 1993 verbringt die 16-jährige Schülerin Nicole-Denise Schalla den Abend bei ihrem neuen Freund in Herne. Der Freund bietet später am Abend an, sie nach Hause zu fahren, doch die junge Frau lehnt ab und nimmt alleine den Bus. In Dortmund steigt sie an der damaligen Haltestelle Jungferntal aus. Ein etwa 30-jähriger Mann folgt ihr. Kurz darauf ist Nicole-Denise Schalla tot. Ob der Mann der Täter ist oder nur ein Zeuge, lässt sich nicht sagen. Wer er war, ist nicht bekannt.

In den Jahren darauf sieht es aus, als müssten die Eltern damit leben, dass der Mord an ihrer Tochter nicht aufgeklärt wird. Erst im Jahr 2013 ergibt sich durch neue DNA-Analyse-Methoden ein neuer Hinweis. Die Polizei entdeckt am Rucksack des ermordeten Mädchens eine DNA-Spur, eine Hautschuppe. Fünf Jahre später findet die Polizei den Mann, dem diese Hautschuppe gehört.

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