Die Kolumne von Michael Jung | In der Sackgasse in Roxel

Müns­ter, 26. Febru­ar 2023

Guten Tag,

jedes Jahr, wenn der Win­ter kalt ist und das Wet­ter trüb, gibt es im Rat in Müns­ter ein schö­nes Ritu­al. Aus allen Frak­tio­nen hagelt es Stel­lung­nah­men, die inhalt­lich das­sel­be sagen: Zwar kön­nen 350 Kin­der nicht an der Schu­le ihrer Wahl ler­nen, son­dern müs­sen woan­ders zur Schu­le gehen, aber sei ist Hoff­nung da, bald kom­me eine neue Gesamt­schu­le in Roxel. 

Seit Kur­zem wis­sen wir: Das wird noch län­ger dau­ern, wenn es denn über­haupt so kommt. Müns­ters Kom­mu­nal­po­li­tik und die Stadt­ver­wal­tung haben sich in eine ziem­li­che Sack­gas­se manö­vriert, denn die Bezirks­re­gie­rung will nicht mit­spie­len. Las­sen Sie uns das Dra­ma, sei­ne Ursa­chen und mög­li­che Sze­na­ri­en für die Zukunft ein­mal ansehen.

I. Das Scheitern der Roxeler Schulen

Ende der 2000er-Jah­re gab es in Roxel ein gut aus­ge­bau­tes Schul­zen­trum für die Haupt- und Real­schu­le, aber die Schüler:innen blie­ben weg. Das hat­te meh­re­re Ursa­chen: Zum einen ste­cken die Haupt­schu­len ins­ge­samt in einer Kri­se, da mit dem Schul­ab­schluss auf dem Arbeits­markt, gera­de in Müns­ter, nichts anzu­fan­gen ist. Die­se Ent­wick­lung ging an Roxel nicht vorbei. 

Die Pro­ble­me der Roxe­ler Real­schu­le waren eher haus­ge­macht und hat­ten viel mit per­so­nel­len Kon­stel­la­tio­nen zu tun, die aber Anmel­de­zah­len erheb­lich beein­flus­sen kön­nen, wie jedes Jahr wie­der zu beob­ach­ten ist. Dar­über hin­aus zeig­te sich in Roxel natür­lich auch, dass das gera­de zuvor nach Gie­ven­beck ver­la­ger­te Stein-Gym­na­si­um natür­lich für all die­je­ni­gen eine attrak­ti­ve Alter­na­ti­ve dar­stell­te, deren Schul­lauf­bahn die Wahl zwi­schen Real­schu­le und Gym­na­si­um offenließ. 

Im Ergeb­nis hat­ten bei­de Schu­len kei­ne Per­spek­ti­ve mehr und der Gedan­ke eines Neu­an­fangs lag nahe. Der Düs­sel­dor­fer Schul­kon­sens, der damals gera­de im Land­tag aus­ge­han­delt wor­den war, schuf eine neue Schul­form: Die Sekun­dar­schu­le, die bis zur Klas­se 10 nach Gesamt­schul­lehr­gang unter­rich­ten sollte. 

So ent­stand Müns­ters ers­te und ein­zi­ge Sekun­dar­schu­le in Roxel – und schei­ter­te kra­chend. Schon nach kur­zer Zeit zeig­te sich: Die­se Schul­form war nicht gefragt in Müns­ter, denn wer soll­te sein Kind an einer Sekun­dar­schu­le anmel­den, wenn eine Gesamt­schu­le mit Abitur­mög­lich­keit die Alter­na­ti­ve ist? 

Und so kam es auch: Nach lan­gem Siech­tum wur­de das Aus­lau­fen der Sekun­dar­schu­le und deren Auf­lö­sung beschlos­sen. In der Zwi­schen­zeit waren näm­lich mit der Gesamt­schu­le in Mit­te und im Osten gleich zwei neue Gesamt­schu­len an den Start gegan­gen. Das war ein vol­ler Erfolg, und jedes Jahr haben sich seit­her hun­der­te von Kin­dern mehr an den bei­den Gesamt­schu­len ange­mel­det als Plät­ze zur Ver­fü­gung stehen. 

Da lag es nahe, eine drit­te zu schaf­fen, und wo könn­te das bes­ser gelin­gen als an einem Stand­ort in dem Stadt­be­zirk Müns­ters, der am stärks­ten wächst und wo es noch dazu eben ein aus­ge­bau­tes Schul­zen­trum gibt, aber kei­ne Schu­le mehr? So lie­ßen sich Inves­ti­ti­ons­kos­ten spa­ren und gleich­zei­tig ein schnel­ler Start ermög­li­chen. Schnell ist in Müns­ter natür­lich immer rela­tiv und so geschah erst­mal nicht viel nach den grund­le­gen­den Ideen 2016.

II. Es hat noch immer gut gegangen

Denn es war klar, dass Roxel zwar aus Müns­te­ra­ner Sicht der am bes­ten geeig­ne­te Stand­ort war: Im Wes­ten gele­gen in deut­li­cher Distanz zu den bei­den ande­ren Gesamt­schu­len, mit einem vor­han­de­nen Gebäu­de und mit vor­han­de­ner Ent­wick­lungs­flä­che. Das konn­te man aber auch anders sehen, gab es doch im benach­bar­ten Havix­beck bereits eine voll­aus­ge­bau­te Gesamt­schu­le, zu der auch aus Müns­ters Wes­ten Kin­der gingen. 

Inso­fern muss­te die Stadt – wie bei allen Schul­grün­dun­gen – den Kon­sens mit den Nach­bar­kom­mu­nen suchen. Das aber wür­de, und das wur­de sehr schnell klar, nicht im Ein­ver­neh­men funk­tio­nie­ren, was wie­der­um die Bezirks­re­gie­rung ins Spiel brin­gen würde. 

Dann lief es so, wie immer: Müns­ters Ver­wal­tung tat erst­mal nichts, und da die Stadt ja sowie­so Ober­zen­trum ist und das Umland sich freu­en darf, in der Nach­bar­schaft einer so groß­ar­ti­gen Stadt zu lie­gen, fällt es in Müns­ter sel­ten jeman­dem ein, gegen­läu­fig gela­ger­te Inter­es­sen ernst zu nehmen. 

Der Blick des Umlands auf Müns­ter sieht des­we­gen auch etwas anders aus: Eine Stadt, die stark auf sich und ihre Bin­nen­dis­kur­se schaut, und die außer­dem – wenn man aus dem nörd­li­chen Ruhr­ge­biet schaut – eher als dickes ver­wöhn­tes Kind mit dem gol­de­nen Löf­fel im Mund durch die Gegend läuft. 

Sie möchten dieses Thema mit anderen Leser:innen diskutieren oder uns Hinweise geben?

Nut­zen Sie ein­fach unse­re Kom­men­tar­funk­ti­on unter­halb die­ses Textes.
Wenn Sie den Brief gera­de als E-Mail lesen, kli­cken Sie auf den fol­gen­den Link, um den Text auf unse­rer Web­site aufzurufen:

› die­sen Brief kommentieren

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das Ver­trau­en auf die eige­ne Rele­vanz und die Berech­ti­gung des Anlie­gens einer drit­ten Gesamt­schu­le führ­te dem­entspre­chend dazu, dass Müns­ters Ver­wal­tung kei­ne Schrit­te unter­nahm, Havix­beck oder den Kreis Coes­feld mit­zu­neh­men oder in die Debat­te ein­zu­be­zie­hen. Das blieb lan­ge so – wäh­rend man dort bereits die inten­si­ve Lob­by­ar­beit bei der Bezirks­re­gie­rung begon­nen hatte. 

Der länd­li­che Raum mobi­li­sier­te gegen die rück­sichts­los pla­nen­de Groß­stadt in gro­ßer Einig­keit: Gemein­den und Kreis stan­den einig, wäh­rend in Müns­ter die Din­ge wie immer gemäch­lich angingen. 

Das Argu­ment weg­bre­chen­der Anmel­de­zah­len war dabei an sich wenig über­zeu­gend – hat­te man doch gera­de erst eine Depen­dance in Bil­ler­beck eröff­net und ange­sichts von 350 Abwei­sun­gen an Müns­ters Gesamt­schu­len spricht wenig dafür, dass die Havix­be­cker Gesamt­schu­le in ihrer Exis­tenz bedroht wäre. Aber es ging plötz­lich auch mehr um David gegen Goli­ath aus Sicht der Umland­ge­mein­den, auch wenn die Wirk­lich­keit mehr nach schnar­chen­dem Gul­li­ver aussah. 

Wäh­rend anders­wo erfolg­reich die Lob­by­ar­beit geleis­tet wur­de, hat­te Müns­ters Ver­wal­tung nicht ein­mal die Haus­auf­ga­ben fer­tig. Und, über­flüs­sig zu erwäh­nen, der Chef der Ver­wal­tung hat sich bis heu­te für das The­ma nir­gends engagiert. 

An der Spit­ze der Ver­wal­tung gibt es schließ­lich wich­ti­ge­re Pro­ble­me als 350 Kin­der, die jedes Jahr an ihrer Wunsch­schu­le abge­wie­sen wer­den müs­sen. Zum Bei­spiel das The­ma, dass man den Markt in Müns­ter jetzt end­lich nicht mehr nüch­tern ver­las­sen muss. Alles eine Fra­ge von Prioritäten. 

Die Gesamt­schu­le in Roxel gehör­te in Müns­ter anders als in Coes­feld und Havix­beck nicht dazu und als dann meh­re­re Jah­re nach Beginn der Debat­te die Vor­anfra­ge an die Bezirks­re­gie­rung raus­ging, war man ganz erstaunt, 2021 dann ein Veto zu erhalten. 

Jetzt wur­de noch­mal argu­men­ta­tiv nach­ge­legt und eine Pro­gno­se zu den Schü­ler­zah­len erar­bei­tet, und die offi­zi­el­le Anfra­ge mit eige­nen Pro­gno­se­da­ten zu Anmel­dun­gen folg­te. Wenig über­ra­schend gab es dann jetzt die end­gül­ti­ge Absa­ge: Die Bezirks­re­gie­rung bleibt bei ihrem Nein zur­Ge­samt­schu­le in Roxel.

III. In der Sackgasse

Da war die Empö­rung im Schul­aus­schuss natür­lich groß und man heiz­te der Bezirks­re­gie­rung ver­bal ein, ohne damit aller­dings die dor­ti­gen Beam­ten ins Schwit­zen brin­gen zu kön­nen. Eine Sit­zung, bei der man die eige­nen Argu­men­te vor der Ent­schei­dung der Bezirks­re­gie­rung vor­tra­gen konn­te, hat­te nicht statt­ge­fun­den, umso grö­ßer aber war jetzt die Empö­rung über die Erkennt­nis, in der Sack­gas­se zu ste­cken. Denn klar ist: Seit 2017 sind jedes Jahr hun­der­te Kin­der nicht an der Schul­form ihrer Wahl ange­kom­men, und so wird das in Müns­ter auch erst­mal blei­ben, zumin­dest in den nächs­ten Jah­ren. Eine schnel­le Lösung ist näm­lich nicht in Sicht. 

Die schein­bar so schnell rea­li­sier­ba­re Lösung in Roxel rückt in die Fer­ne eines mög­li­cher­wei­se über zwei Instan­zen aus­zu­tra­gen­den Rechts­streits mit unge­wis­sem Aus­gang, ein Plan B exis­tiert offen­bar weder bei der Poli­tik noch bei der Ver­wal­tung. Das sind die idea­len Zuta­ten für eine müns­ter­ty­pi­sche Debat­te: jah­re­lan­ges Pala­ver, aber kei­ne Ergebnisse. 

Das Erstaun­li­che dar­an ist eigent­lich nur, wie klag­los die betrof­fe­nen Fami­li­en das jedes Jahr hin­neh­men. Man muss sich die Dimen­sio­nen klar­ma­chen: 350 Abwei­sun­gen an den Gesamt­schu­len, das sind mehr als zwölf Pro­zent aller Kin­der eines Geburts­jahr­gangs in unse­rer Stadt, die nicht an der Schul­form ihrer Wahl ler­nen kön­nen. Nicht ein ein­zi­ges Mal, son­dern mit schö­ner Regel­mä­ßig­keit jedes Jahr. 

Und das bedeu­tet noch etwas ande­res: Selbst, wenn eine sechs­zü­gi­ge Gesamt­schu­le käme, wären die Zah­len der Abwei­sun­gen immer noch so hoch, dass man noch eine vier­te Gesamt­schu­le davon grün­den könnte. 

Das macht auch klar, wie absurd die Argu­men­ta­ti­on der Bezirks­re­gie­rung ist. Natür­lich gehen die­se Kin­der jetzt auf ande­re Schu­len, aber eine Stadt, die sich so viel auf ihre Bil­dung zugu­te­hält, lie­fert hier einen bemer­kens­wer­ten Kon­trast zwi­schen Eltern­wil­len und Rea­li­tät. Nach­dem nun aber offen­sicht­lich ist, dass man in der Sack­gas­se steckt, ist guter Rat teu­er. Das Ein­zi­ge, was schon klar ist: Teu­er wird es allerdings.

IV. Keine Lösung ist gut – dann lieber erstmal auf Zeit spielen

Die bes­te Lösung in Müns­ter ist immer: erst­mal auf Zeit spie­len. So wird es kom­men, wenn der Rat jetzt beschlos­sen hat, den Kla­ge­weg gegen die Bezirks­re­gie­rung ein­zu­schla­gen. Das dau­ert dann erst­mal – Ver­wal­tungs­ge­richt, Ober­ver­wal­tungs­ge­richt, da fließt eini­ges Was­ser die Aa run­ter, bis es ein Ergeb­nis gibt, und solan­ge kön­nen Poli­tik und Ver­wal­tung wei­ter an Roxel festhalten. 

Dafür gibt es gute Grün­de, neben den sach­li­chen auch noch einen ande­ren wich­ti­gen: Es ist für alle am bequems­ten. Denn bei nüch­ter­ner Betrach­tung ist jetzt schon klar: Die seit Jah­ren kon­stant hohe Zahl der Abwei­sun­gen an den Gesamt­schu­len spricht nicht für eine neue Gesamt­schu­le, son­dern für zwei. Nach Roxel ist also sowie­so vor der Debat­te über Num­mer vier. Wenn Roxel aber schei­tert, wird es rich­tig heikel. 

Wie sehr, möch­te ich Ihnen kurz demons­trie­ren. Eine neue Gesamt­schu­le zieht min­des­tens vier, viel­leicht sechs Züge aus dem drei­glied­ri­gen Schul­sys­tem ab. Das wird in Müns­ter den Unter­gang min­des­tens einer Haupt- und einer Real­schu­le bedeu­ten und auch bei den Gym­na­si­en Spu­ren hin­ter­las­sen und eines in Bedräng­nis brin­gen. Und es gibt, wenn Roxel schei­tert, nur Alter­na­ti­ven, die alle viel Ärger und wenig Ruhm brin­gen werden. 

Grund­sätz­lich kann man bestehen­de Schu­len umwan­deln: Auch die bei­den bis­he­ri­gen Gesamt­schu­len sind bei ihrer Grün­dung an die Stel­le einer Real­schu­le (Mit­te) bezie­hungs­wei­se einer Real­schu­le und einer Haupt­schu­le getre­ten (Ost). Wenn man nun schaut, wo eine sol­che Lösung jetzt auch rea­li­sier­bar wäre, muss der Blick in die Stadt­tei­le gehen, wobei der Wes­ten bei einem Schei­tern in Roxel ausfällt. 

Ein Schul­zen­trum mit Haupt-,Realschule und Gym­na­si­um gibt es in Wol­beck. Aller­dings ist das schon jetzt so gut aus­ge­las­tet, dass eine Umwand­lung in eine Gesamt­schu­le aus­schei­det, weil es damit sogleich den­sel­ben Bau- und Erwei­te­rungs­be­darf auf einer grü­nen Wie­se aus­lö­sen wür­de, den man mit einer Umwand­lung ver­mei­den möchte. 

Der Süd­os­ten wächst stark, und für zusätz­li­che vier oder sechs Züge müss­te hier in jedem Fall neu gebaut wer­den. Anders gela­gert sind die Din­ge in Kin­der­haus: Hier gibt es eben­falls ein Schul­zen­trum, und es ist nicht so stark aus­ge­las­tet wie das in Wol­beck. Aller­dings kann man mit sehr guten Grün­den der Mei­nung sein, dass gera­de hier das Ange­bot eines Gym­na­si­ums unver­zicht­bar für die Sta­bi­li­sie­rung des Stadt­teils ist. 

Oder här­ter for­mu­liert: Bis­her hat Müns­ter die Kopp­lung sozi­al­räum­li­cher Pro­blem­la­gen mit dem Schul­typ Gesamt­schu­le anders als man­cher­orts im Ruhr­ge­biet ver­mie­den. Das könn­te sich an einem Stand­ort in Kin­der­haus ändern, mit Fol­gen für die gan­ze Schullandschaft. 


Anony­mer Briefkasten

Haben Sie eine Infor­ma­ti­on für uns, von der Sie den­ken, sie soll­te öffent­lich wer­den? Und möch­ten Sie, dass sich nicht zurück­ver­fol­gen lässt, woher die Infor­ma­ti­on stammt? Dann nut­zen Sie unse­ren anony­men Brief­kas­ten. Sie kön­nen uns über die­sen Weg auch anonym Fotos oder Doku­men­te schicken.


Es blie­be unter den Stadt­tei­len dann noch Hil­trup, aber bei den hier täti­gen Schu­len lie­gen die Din­ge ähn­lich wie in Wol­beck mit der zusätz­li­chen Kom­pli­ka­ti­on eines Gym­na­si­ums in kirch­li­cher Trä­ger­schaft in unmit­tel­ba­rer Nähe. Und das waren die Optio­nen dann auch schon, es bleibt die Mög­lich­keit eines kom­plet­ten Neu­baus einer Gesamtschule. 

Das wäre die teu­ers­te Vari­an­te, aber es wäre zugleich auch die nahe­lie­gends­te. Der Stand­ort läge auch auf der Hand: In Grem­men­dorf liegt das größ­te Kon­ver­si­ons­ge­biet mit der York-Kaser­ne. Dort­hin hat der Rat aber gera­de die Ver­la­ge­rung des Schlaun-Gym­na­si­ums beschlos­sen, aller­dings ohne Zeit­plan und ohne Finanzierung. 

Zum Ver­gleich: An die­ser Schu­le haben sich aktu­ell noch 28 Kin­der ange­mel­det. Auch wenn es mit Ummel­dun­gen von ande­ren Schu­len in die­sem Jahr doch noch zwei Klas­sen wer­den, dürf­te es ein wage­mu­ti­ger Schritt sein, für die­se Schu­le neu zu planen. 

Hier wird klar, wie bri­sant das Schei­tern von Roxel wer­den kann: Kann Müns­ter gleich­zei­tig eine vier- oder sechs­zü­gi­ge neue Gesamt­schu­le realisieren,noch ein neu­es Gym­na­si­um bau­en und par­al­lel die bestehen­den Gym­na­si­en für zig Mil­lio­nen Euro für die G9-Umstel­lung ausbauen? 

Die Käm­me­rin wies die­se Woche bei der Vor­la­ge des Jah­res­ab­schlus­ses in schö­nen For­mu­lie­run­gen auf die Begrenzt­heit der Finanz­kraft der Stadt hin. Und so wird rasch klar, dass der Gesamt­schul­aus­bau bei einem Schei­tern der beque­men Roxel-Opti­on bald vor der Ent­schei­dung steht, die für Müns­ter bis­her undenk­bar war: Sind es wei­ter­hin nur Haupt- und Real­schu­len, zu deren Las­ten die Gesamt­schul­ex­pan­si­on geht, oder errei­chen die Fol­ge­wir­kun­gen auch das Hei­lig­tum gym­na­sia­ler Bil­dung? Muss am Ende ein Gym­na­si­um weichen? 

Sie sehen, die Debat­te wird unbe­quem, wenn man sie zu Ende denkt. Da ist es bes­ser, wir kla­gen erst­mal gegen die Bezirks­re­gie­rung. Das eint die Rei­hen noch­mal und bringt ein biss­chen Ruhe und viel­leicht – mit Glück vor Gericht – doch noch die beque­me Lösung. Die wün­schen wir uns näm­lich in Müns­ter noch mehr als eine neue Gesamtschule.

Herz­li­che Grüße

Ihr Micha­el Jung

Diesen Brief teilen und RUMS weiterempfehlen:

Über den Autor

Micha­el Jung lebt schon immer in Müns­ter. Er wur­de 1976 hier gebo­ren. Er hat an der Uni Müns­ter Latein und Geschich­te stu­diert und in Geschich­te pro­mo­viert. Heu­te ist er Leh­rer am Annet­te-Gym­na­si­um in Müns­ter. Micha­el Jung war vie­le Jah­re in der Poli­tik: Von 2013 bis 2020 war er Frak­ti­ons­chef der SPD im Rat der Stadt. Im Jahr 2020 trat er für die SPD bei den Kom­mu­nal­wah­len als Ober­bür­ger­meis­ter­kan­di­dat an. 

Die RUMS-Kolumnen

Immer sonn­tags schi­cken wir Ihnen eine Kolum­ne. Das sind Tex­te, in denen unse­re acht Kolum­nis­tin­nen und Kolum­nis­ten The­men ana­ly­sie­ren, bewer­ten und kom­men­tie­ren. Die Tex­te geben ihre eige­ne Mei­nung wie­der, nicht die der Redak­ti­on. Mit­glied­schaf­ten in poli­ti­schen Par­tei­en oder Orga­ni­sa­tio­nen machen wir trans­pa­rent. Wenn Sie zu den The­men der Kolum­nen ande­re Mei­nun­gen haben, schrei­ben Sie uns gern. Wenn Sie möch­ten, ver­öf­fent­li­chen wir Ihre Zuschrift im RUMS-Brief. Wenn Sie in unse­ren Tex­ten Feh­ler fin­den, freu­en wir uns über Hin­wei­se. Die Kor­rek­tu­ren ver­öf­fent­li­chen wir eben­falls im RUMS-Brief.