Die Kolumne von Anna Stern | Eine Hommage ans Cinema

Müns­ter, 13. August 2023

Guten Tag,

gera­de ist so ein biss­chen Som­mer­loch. Im Thea­ter im Pum­pen­haus läuft erst Ende August wie­der etwas. Ähn­lich sieht es im Stadt­thea­ter aus. Das nächs­te Kon­zert im Gleis 22 ist am 25. August. Wie wäre es mit Kino? Da gibt es auch im Som­mer die gan­ze Palet­te von Roman­tik bis Thril­ler, gute Unter­hal­tung, gar­niert mit Pop­corn, herr­lich! Aber Kino kann viel mehr sein als das. 

Las­sen Sie mich aus ganz per­sön­li­cher Per­spek­ti­ve hier eine klei­ne Hom­mage an ein ganz beson­de­res Kino in Müns­ter aus­brei­ten, das Cine­ma an der Waren­dor­fer Stra­ße, das für mich Bil­dungs-, Arbeits- und ja, Lebens­ort gewor­den ist. Zugleich ist das eine Hom­mage an Jens Schnei­der­hein­ze und Tho­mas Behm, die das Cine­ma von 1997 bis 2018 betrie­ben haben.

Ken­nen­ge­lernt habe ich die bei­den als Kino­ma­cher Anfang der Neun­zi­ger­jah­re. Da zeig­ten sie schon seit eini­gen Jah­ren von sonn­tags bis mitt­wochs Fil­me im Cuba an der Ach­ter­mann­stra­ße, unter recht impro­vi­sier­ten Umstän­den. Ganz zu Anfang saß das Publi­kum auf Klapp­stüh­len und schau­te auf eine mobi­le Lein­wand. Spä­ter gab es dann sogar recht beque­me Holz­scha­len­sit­ze, und Jens hat­te eine Roll­the­ke gebaut, an der nicht nur die Kar­ten, son­dern auch Süß­kram und Geträn­ke ver­kauft wurden.

Schon damals prä­sen­tier­ten die bei­den Fil­me, die weit ab vom Hol­ly­wood-Main­stream lagen und ande­re Per­spek­ti­ven und Stim­men sicht- und hör­bar mach­ten: Regisseur:innen aus West- und Ost-Euro­pa, Afri­ka, Indi­en, Mit­tel- und Süd­ame­ri­ka, mit kri­ti­schen, quee­ren und sub­ver­si­ven Themen.

90 Minuten, die dich komplett involvieren

Das soll­te auch nach dem Umzug an die Waren­dor­fer Stra­ße so blei­ben. Jens und Tho­mas über­nah­men das Cine­ma, das dort schon seit 1981 exis­tier­te (eine aus­führ­li­che Geschich­te des Cine­ma fin­den Sie hier) und gaben ihm ein ganz eige­nes und unver­wech­sel­ba­res Gesicht.

„Was ich nach wie vor an Kino toll fin­de“, sagt Tho­mas, „ist, dass es auf nie­der­schwel­li­ge Wei­se Iden­ti­tä­ten schaf­fen und frem­de Lebens­wei­sen näher­brin­gen kann. Du kannst ande­ren Men­schen bei ihren Leben zuschau­en.“ Und Jens ergänzt: „Und das in 90 Minu­ten, die dich kom­plett involvieren.“

Über fil­mi­sche Geschich­ten Ver­ständ­nis für ande­re Lebens­wei­sen ent­wi­ckeln, das ist eine beson­ders schö­ne und wirk­sa­me Form von kul­tu­rel­ler und auch poli­ti­scher Bil­dung, die ich mit dem Cine­ma ver­bin­de. Und mit dem Ver­ein für kom­mu­na­le Film­ar­beit „Die Lin­se“, den Jens und Tho­mas nun seit 1989 betrei­ben. Ich erin­ne­re mich an die Lin­sen-Film­rei­he „50 Jah­re Isra­el – 50 Jah­re Paläs­ti­na“ von 1998. Auch damals war das The­ma ange­sichts der andau­ern­den Span­nun­gen ein gewag­tes Unter­fan­gen. Schon ein Jahr spä­ter lehn­ten es die paläs­ti­nen­si­schen Filmemacher:innen ab, an einem gemein­sa­men Pro­jekt teil­zu­neh­men, weil, so Jens, „sie nicht für einen Frie­den ste­hen woll­ten, den es nicht gibt.“

Für mich und sicher auch für vie­le ande­re Münsteraner:innen war die Rei­he ein Geschenk, ein Bil­dungs­ge­schenk: Da gab es Spiel- und Doku­men­tar­fil­me, die tief ein­tau­chen lie­ßen in die Geschich­te des Lan­des. Die, je nach­dem, wer sie erzähl­te, eine ande­re war. Genau das mach­ten die Fil­me immer wie­der deut­lich und an Ein­zel­schick­sa­len nach­voll­zieh­bar: „Bei­de Geschich­ten müs­sen gleich­zei­tig erzählt wer­den“, beto­nen Jens und Thomas.

So ist zum Bei­spiel der Unab­hän­gig­keits­tag, an dem 1948 die Ver­ein­ten Natio­nen mehr­heit­lich für die Errich­tung eines eige­nen israe­li­schen Staat stimm­ten, heu­te ein Fei­er­tag für die jüdi­sche Bevöl­ke­rung, die nach Ver­fol­gung und Ermor­dung durch Nazi­deutsch­land auf eine siche­re Hei­mat hoff­te. Bei der paläs­ti­nen­si­schen Bevöl­ke­rung dage­gen heißt der Tag „Nak­ba“, Kata­stro­phe, denn die­ser Tag besie­gel­te, dass sie nicht zurück­keh­ren konn­ten in ihre ent­eig­ne­ten Häu­ser, auf ihr Land.

Woher das Wissen? Aus dem Kino

Im Jahr 1999 leb­te ich mit einem Sti­pen­di­um für meh­re­re Mona­te in Isra­el. Egal, ob es in den Dis­kus­sio­nen um Hin­ter­grün­de zu Theo­dor Herzl ging, zur West Bank, zum Sechs­ta­ge­krieg, ich konn­te zumin­dest mit­re­den. Und immer wie­der dar­auf ange­spro­chen, woher ich das denn alles wis­se, kam die für mei­ne Gesprächspartner:innen sehr über­ra­schen­de Ant­wort: „Aus dem Kino.“ Die Qua­li­tät des Pro­gramms wur­de übri­gens immer wie­der aus­ge­zeich­net, zwei Mal war das Cine­ma das bes­te Kino Deutsch­lands, seit 2001 war es immer unter den Top 10.

Das Cine­ma soll­te für mich auch zu einem inspi­rie­ren­den Arbeits­ort wer­den. Mein ers­tes Pro­jekt waren die Avant­gar­de-Film­rei­hen in den Zwei­tau­sen­der­jah­re. Zwar hat­te ich eine Zeit­lang in der Film­klas­se der Kunst­aka­de­mie stu­diert, doch von vie­len film­ge­schicht­lich wich­ti­gen, expe­ri­men­tel­len Wer­ken hat­te ich nur gele­sen, gese­hen hat­te ich sie nicht.

Wal­ter Rutt­manns „Ber­lin. Die Sin­fo­nie der Groß­stadt“ von 1927, Maya Der­ens „Mes­hes of the After­noon“ von 1947 (mit dem sie als ers­te Frau in Can­nes den Grand Prix Inter­na­tio­nal gewon­nen hat­te), das expe­ri­men­tel­le Kino der aus­tra­li­schen Filmemacher:innen Arthur und Corin­ne Can­trill aus den spä­ten Sech­zi­ger- und frü­hen Sieb­zi­ger­jah­ren, das waren für mich nur Namen und ein paar Stills.

War­um also nicht eine Rei­he ent­wer­fen, in der expe­ri­men­tel­le Fil­me nicht nur gezeigt, son­dern auch in einen künst­le­ri­schen und gesell­schaft­li­chen Kon­text gesetzt wür­den, um damit Film­kunst­ge­schich­te erleb­bar zu machen? Die „Lin­sen“ Jens und Tho­mas waren und sind immer offen für Film­vor­schlä­ge unter­schied­lichs­ter Men­schen, Grup­pen und Initia­ti­ven aus Münster.

Der Ver­ein unter­stütz­te mich als film­ver­mit­teln­de Anfän­ge­rin bei der Aus­wahl der Fil­me und über­nahm alles, was hin­ter solch einer Rei­he steckt: die Akqui­se von öffent­li­chen Gel­dern, die Aus­lei­he der Fil­me, die Wer­bung und Ankündigung.

Sprechende Japanlampe

Wer das Cine­ma und dar­in den klei­nen Saal „Die Kur­bel­kis­te“ kennt, weiß, dass dort links und rechts der Lein­wand gro­ße weis­se Japan­lam­pen aus Papier hän­gen, die beim Ein­lass sanft leuch­ten. Ich kauf­te eine gro­ße Japan­lam­pe und bear­bei­te­te sie so, dass ich mei­nen Kopf hin­ein­ste­cken und durch einen Spalt hin­aus­schau­en konnte.

Ansons­ten ganz in schwarz geklei­det und so gut getarnt im schumm­ri­gen Licht, stell­te ich mich am ers­ten Film­abend der Rei­he zwi­schen die ande­ren Lam­pen. Das klei­ne Grüpp­chen Inter­es­sier­ter, das sich ein­ge­fun­den hat­te, erleb­te dann zu sei­ner Erhei­te­rung und Über­ra­schung eine spre­chen­de Lam­pe, die ihnen etwas über Wal­ter Rutt­mann erzählte.

Die aus­tra­li­schen Filmemacher:innen Arthur und Corin­ne Can­trill, die damals schon weit über 60 und 70 Jah­re alt waren, konn­te ich tat­säch­lich ins Cine­ma ein­la­den, aber auch nur, weil sie sich gera­de auf einer Euro­pa-Kino-Rund­rei­se befanden.

Das betag­te Paar reis­te mit ihren schwe­ren 16-Mil­li­me­ter-Film­rol­len im Gepäck und über­nach­te­te in unse­rer dama­li­gen Woh­nung in der Stern­stra­ße. Einen gan­zen Tag lang saßen die bei­den in unse­rer Küche und rei­nig­ten die Film­strei­fen lie­be­voll und gründ­lich, bevor sie abends im Cine­ma gezeigt wur­den. Ein ana­chro­nis­ti­sches und anrüh­ren­des Bild, das ich nicht ver­ges­sen wer­de. Am nächs­ten Tag brach­ten wir die bei­den samt Film­rol­len zum Zug nach Amsterdam.

Ein wei­te­res Lin­sen-High­light, das 2003 zum ers­ten Mal im Cine­ma statt­fand, war das Pro­jekt „Glo­ba­le Stadt“. Es steht zugleich für den Anspruch, den Jens und Tho­mas mit ihrer kom­mu­na­len Film­ar­beit im Ver­ein „Die Lin­se“ ver­wirk­li­chen: Mit Kino einen Begeg­nungs­raum und Dis­kurs­ort für gesell­schaft­lich rele­van­te und bri­san­te The­men schaffen.

„Wir müs­sen uns die Hoheit über The­men zurück­ho­len und dür­fen sie nicht Pres­se und Poli­tik über­las­sen“, so Jens und Tho­mas. „Glo­ba­le Stadt“ soll­te dem nega­ti­ven Tenor der media­len Bericht­erstat­tung über Geflüch­te­te etwas ent­ge­gen­set­zen. Der Fokus lag (und liegt ja meist immer noch) dar­auf, was geflüch­te­te Men­schen von der hie­si­gen Gesell­schaft und vor allem von den Sozi­al­sys­te­men in Anspruch nehmen.

Exotisierende und folkloristische Momente

Das Pro­jekt soll­te den Blick umdre­hen und zei­gen, was sie der Gesell­schaft geben, um wie vie­les rei­cher auch unser All­tag in Müns­ter ist durch die vie­len ver­schie­de­nen Geschich­ten, Facet­ten, Per­spek­ti­ven, die Geflüch­te­te ein­brin­gen. Und so konn­ten sich Teams aus Filmemacher:innen und Protagonist:innen mel­den, mit der Idee, letz­te­ren eine Büh­ne zu geben.

Es wur­den berüh­ren­de Aben­de mit fil­mi­schen Por­traits, mit Lieb­lings­fil­men der Protagonist:innen, mit Essen und Tanz. Gemein­sam mit dem Fil­me­ma­cher Joa­chim Wos­sid­lo steu­er­te ich ein Por­trät von Dja­han Bah­rai­ni­an bei, dem Betrei­ber von „Pepe­ro­ni-Gemü­se­kul­tur“ auf der Wol­be­cker Stra­ße, den sicher vie­le Leser:innen kennen.

Nicht nur Jens und Tho­mas dach­ten aber auch kri­tisch über exo­ti­sie­ren­de und folk­lo­ris­ti­sche Momen­te der ers­ten Staf­fel nach, die Geflüch­te­te als Stellvertreter:innen ihrer Kul­tur fei­er­te, aber eben auch dar­auf begrenz­te und mar­kier­te. Das Kon­zept wur­de immer wie­der ver­än­dert bis hin zur aktu­el­len Rei­he „Lein­wand­be­geg­nun­gen“, die von Men­schen mit und ohne Flucht­er­fah­rung gemein­sam kura­tiert wird.

Und noch ein letz­tes Bei­spiel, an dem deut­lich wird, dass und wie Jens und Tho­mas Kino, Stadt und Stadt­raum zusam­men­den­ken. Jens hat­te schon län­ger die Visi­on, Stumm­fil­me an unge­wöhn­li­che Orte zu brin­gen, die mit dem Inhalt des Films in Dia­log tre­ten kön­nen, und mit Live­mu­sik zu verbinden.

2009 ent­stand dar­aus das Pro­jekt „Stumm­film in der Stadt“, bei dem auch ich mit­ar­bei­te­te. Da lief Chap­lins „The Gre­at Dic­ta­tor“ im Ple­nar­saal des LWL-Lan­des­hau­ses, Meri­an C. Coo­pers und Ernest B. Schoed­sacks „Chang: A Dra­ma of the Wil­der­ness“ im Ele­fan­ten­haus im Zoo, eine frisch restau­rier­te Fas­sung von Man­fred Noas „Nathan der Wei­se“ in der Erpho­kir­che an der Ost­mark­stra­ße (mit Live­mu­sik an der Kir­chen­or­gel) und Fritz Langs „Frau im Mond“ im LWL-Pla­ne­ta­ri­um, mit einer mit­rei­ßen­den Ein­füh­rung durch den dama­li­gen Pla­ne­ta­ri­ums­lei­ter Björn Voss.

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Mein Favo­rit aber wur­de das Revi­val von Rutt­manns „Ber­lin – Sin­fo­nie der Groß­stadt“ im Park­haus Enge­len­schan­ze. Hier hat­ten wir das Glück, dass das fla­che recht­ecki­ge Brun­nen­be­cken im Erd­ge­schoss reno­viert wer­den soll­te und des­halb ohne Was­ser war. Das Becken nut­zen wir als Zuschau­er­raum und stell­ten Stüh­le hin­ein, die Lein­wand lie­ßen wir von einer der Brü­cken hin­un­ter, der Pro­jek­tor stand auf einem Auto­dach im ers­ten Stock.

Bedin­gung für die Vor­füh­rung war, dass der Betrieb des Park­hau­ses wei­ter­lau­fen durf­te. Erst waren wir damit nicht so wirk­lich glück­lich, doch erzeug­te gera­de das magi­sche Momen­te des Inein­an­der­fal­lens von Gegen­wart und Ver­gan­gen­heit, wenn im Film die Old­ti­mer durch Ber­lin saus­ten und zeit­gleich ober­halb der Lein­wand ein Auto lang­sam über die Brü­cke fuhr.

Kon­ge­ni­al beglei­te­te das Müns­te­ra­ner The­ai­te­tos Trio den Film und erzeug­te musi­ka­lisch eine inten­si­ve, kon­zen­trier­te Stim­mung. Am Ende hat­ten die knapp hun­dert Besucher:innen leuch­ten­de Augen und applau­dier­ten fre­ne­tisch. Und Jens’ Visi­on war ein­mal mehr Wirk­lich­keit geworden.

Das Cine­ma hat sich trotz aller Trends und Kri­sen als erstaun­lich robust und lang­le­big erwie­sen. Zusam­men mit dem Schloss­thea­ter über­leb­te es das gro­ße Kino­ster­ben in Müns­ter, das mit der Inbe­trieb­nah­me des Cine­plex am Hafen einsetzte.

Wer sich erin­nert: Es waren ein­mal elf Kinos mit elf Sälen in Müns­ter, über die Stadt ver­teilt, unter ande­rem das Apol­lo, das Metro­po­lis und das Roland am Bahn­hof, das Fürs­ten­hof, das Stadt New York, das Kino Dings­bums in der Winkelgasse. 

Das Cine­ma hat immer wie­der finan­zi­el­le Kri­sen über­wun­den, teils auch mit der Hil­fe vie­ler Münsteraner:innen. Und ist immer noch am Start, trotz Net­flix, Ama­zon Prime und Coro­na. Doch für mich (und sicher auch für vie­le ande­re Fans) ist mit dem Ver­kauf des Cine­ma zum 1. Janu­ar 2019 an die Gebrü­der Ans­gar und Anselm Esch, die bereits seit vie­len Jah­ren das Schloß­thea­ter und das Cine­plex betrei­ben, eine Ära zu Ende gegangen.

Ein geniales Jubiläumsprogramm, hoffentlich

Die Grün­de für den Ver­kauf sind viel­fäl­tig und kom­plex. Wer Jens und Tho­mas kennt, weiß, dass sie sich jahr­zehn­te­lang selbst aus­ge­beu­tet haben, um die Qua­li­tät ihres Pro­gramms zu hal­ten und immer neue Pro­jek­te zu ent­wer­fen. Die wur­den dann oft von ande­ren umge­setzt, da die bei­den mit Buch­hal­tung, Geschäfts- und Per­so­nal­füh­rung mehr als voll aus­ge­las­tet waren.

Jetzt kön­nen sie als „Lin­sen“ und Pri­vat­leu­te ihre Ideen selbst rea­li­sie­ren. Und das sind zuneh­mend Kino­ak­tio­nen an ande­ren Orten, wie das Schau­fens­ter­ki­no oder Kino im Rie­sel­wär­ter­häus­chen. Oder natür­lich das Vier­tel­fest, das sie initi­iert haben und wei­ter mit­or­ga­ni­sie­ren. Oder auch die Orga­ni­sa­ti­on eines ein­jäh­ri­gen Arbeits­sti­pen­di­ums der Mar­tin-Roth-Initia­ti­ve für geflüch­te­te ira­ni­sche Film­schaf­fen­de, damit die­se ihre Film­pro­jek­te an einem siche­ren Ort rea­li­sie­ren können.

Nächs­tes Jahr wird der Ver­ein „Die Lin­se“ 35 Jah­re alt. Da las­sen sich die bei­den sicher ein genia­les Jubi­lä­ums­pro­gramm ein­fal­len, auf das ich mich jetzt schon freue.

Nicht zuletzt wer­den sie nun auch selbst wie­der zu begeis­ter­ten Zuschau­ern: „Frü­her muss­te ich Fil­me not­ge­drun­gen auf kom­mer­zi­el­le Ver­wert­bar­keit hin anse­hen. Konn­ten wir uns die­sen Film im Cine­ma ‚leis­ten’?“, so Tho­mas im Rück­blick. „Jetzt kann ich Fil­me wie­der ganz anders genießen.“

Ein Hin­weis zur Trans­pa­renz: Der Ver­ein „Die Lin­se“ bezahl­te mei­ne Arbeit mehr­mals mit einem veri­ta­blen Bil­dungs­gut­schein, näm­lich mit einer Jah­res­frei­kar­te fürs Cine­ma. Wie vie­le inspi­rie­ren­de Fil­me habe ich zusam­men mit mei­nem Part­ner gese­hen, in die wir sonst viel­leicht nicht gegan­gen wären, da wir mit wenig Geld aus­kom­men muss­ten. Wie oft hieß es: „Hey, es ist zwar schon spät, aber da läuft ein total skur­ri­ler Film im Cine­ma, nur ein Mal, sol­len wir nicht…?“ – „Ja, sol­len wir!“

Also, ein­fach mal rein­schnup­pern, denn auch unter der neu­en Pro­gramm­ge­stal­te­rin des Cine­ma, Maria Mine­witsch, bleibt das Pro­gramm des Cine­ma enga­giert, anspruchs­voll und mul­ti­per­spek­ti­visch. Und Pop­corn gibt es auch.

Herz­li­che Grü­ße
Ihre Anna Stern

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Über die Autorin

Anna Stern ist unter ande­rem Per­for­mance-Künst­le­rin. Sie lebt und arbei­tet seit 30 Jah­ren in Müns­ter. Sie stu­dier­te an der Kunst­aka­de­mie Müns­ter, spä­ter an der Ber­li­ner Uni­ver­si­tät der Küns­te, wo sie aktu­ell Ver­tre­tungs­pro­fes­so­rin am Insti­tut für Ästhe­ti­sche Bil­dung und Kunst­di­dak­tik ist.

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