Klaus Brinkbäumers Kolumne | Sind die USA gefangen in ihrem Wahn?

Porträt von Klaus Brinkbäumer
Mit Klaus Brinkbäumer

Münster, 8. November 2020

Guten Tag, liebe Leserin und lieber Leser,

Wahlen sollen demokratische Feiertage sein, voller Ernsthaftigkeit, da es um Gesellschaftsordnungen und Richtungsentscheidungen geht, aber doch stilvoll, würdevoll, festlich. Der 3. November, der amerikanische Wahltag, wurde noch nicht zu einem solchen Tag: Es war hitzig oder mehr als das, es war noch immer so, wie die vergangenen Monate in den USA gewesen waren, entgleist und destruktiv, da Präsident Donald Trump den Wahlsieg ja bereits für sich reklamierte, als noch gar nichts feststand, und schnell von Betrug und einer gestohlenen Wahl redete, ohne Beweise zu haben.

Die Feier der Demokratie kam dann gestern, am Samstag. Als nämlich das Ergebnis des Bundesstaats Pennsylvania feststand, war klar, dass Joe Biden über die Schwelle von 270 Wahlleuten hinweggekommen war, und als kurz darauf auch noch Nevada an Biden gefallen war, stand fest, dass Biden zweifelsfrei gesiegt hatte.

Meine New Yorker Freunde und Freundinnen weinten. Tanzten am Washington Square, im Central Park, sangen auf den Straßen. Kamala Harris, die nun die erste Vizepräsidentin der amerikanischen Geschichte wird, sagte, sie werde nicht die letzte sein – und überall im Land wurden Mädchen gefilmt, die lachten, sangen, nun wieder ein Vorbild haben. Aus Washington gab es Bilder kollektiver Erleichterung, aus dem Rest des Landes auch – und auch wenn Trumps Anhängerschaft wütende Kommentare twitterte oder in die Kameras sprach, vermutlich weil sie oft genug gehört hatte, dass ein Biden-Sieg nur durch Betrug möglich sei, so blieb doch Gewalt aus. Niederlagen gehören zur Demokratie wie Kompromisse. Die Wahlverlierer schienen dies gestern zu wissen, auch zu verstehen – abgesehen natürlich von Donald Trump, der sich nicht zu einer Gratulation durchringen konnte.

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