Die Kolumne von Michael Jung | Knalleffekte am Hafenmarkt

Porträt von Michael Jung
Mit Michael Jung

Münster, 15. Juli 2021

wenn Sie wie ich auch schon etwas älter oder zumindest mittelalt sind, dann können Sie sich bestimmt noch an das Jahr 2001 erinnern. Das war das Jahr von 9/11, und es war die Zeit, als die Dotcom-Blase platzte. So manches, was man als New Economy gefeiert hatte, sah plötzlich sehr alt aus. In Münster war es das Jahr, in dem ein Stück Old Economy und Industriegeschichte zu Ende ging: Die Firma Ostermann-Scheiwe musste Insolvenz anmelden.

Teil der Insolvenzmasse waren auch zentrale Betriebsgrundstücke und Hallen in direkter Stadthafenlage. Was für die Beschäftigten ein Unglück war und lange Unsicherheit nach sich zog, war für die Stadtentwicklung eine Chance, wie sie sich selten bietet: Wäre nicht dort, wo gegenüber in den 1990er-Jahren der „Kreativkai“ entstanden war, ein guter Ort für neue Wohnungen, in direkter Hafenlage und innenstadtnah?

Die Idee war schnell Konsens – aber wenn Sie sich heute am Hafen umsehen, dann stellen Sie fest: Zwanzig Jahre sind in unserer Stadt keine Zeit, in der man mit der Realisierung eines wichtigen Vorhabens rechnen dürfte, auch wenn Wohnungen noch so knapp sind. Eigentlich ist das ein Skandal, dass Verwaltung und Politik hier in den letzten zwanzig Jahren nicht sehr viel weitergekommen sind und das Osmo-Areal noch immer eine Industriebrache ist. Man kann daraus dreierlei lernen:

Erstens ist es mit neuen Wohnungen doch nicht so dringend, wenn es drauf ankommt, und zweitens stört es auch niemanden ernsthaft. Proteste gibt es nicht, wenn Hunderte Wohnungen auch nach zwanzig Jahren nicht entstanden sind. Aber wenn in der Nähe Platanen gefällt werden sollen, dann geht’s rund. Und drittens läuft die Zeit für den Investor, die Bodenpreise steigen und steigen.

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