Die Kolumne von Michael Jung | Das Drama mit den Bussen

Porträt von Michael Jung
Mit Michael Jung

Münster, 23. Januar 2022

neben dem Musik-Campus geht es in der kommenden Ratssitzung auch um ein Thema, das in Münster selten im Mittelpunkt öffentlicher Debatten steht, und das ist der Bus. Warum das so ist, ist einfach gesagt: Bus fährt in Münster nur, wer drauf angewiesen ist. Und die, die Meinung machen, sind das nicht. Umso interessanter ist, dass das Thema Fahrpreiserhöhung immerhin politisch umstritten ist. Über viele Jahre war das eine Formsache, aber in Zeiten der allerorten ausgerufenen Verkehrswende geht es um mehr – nämlich darum, welchen Stellenwert der öffentliche Nahverkehr bei der Verkehrswende haben soll.

Deswegen vorab einige Fakten zum Busverkehr in Münster. Alle beziehen sich auf die „Normalzeit“ vor Corona: In Münster nimmt die Zahl der Fahrgäste stetig zu. Nach einem massiven Einbruch zur Jahrtausendwende (Verlegung der Busse vom Prinzipalmarkt zum Bült) sind es inzwischen fast 50 Millionen Fahrten im Jahr. 2009 waren es noch rund 30 Millionen. Die Verkehrsleistung stieg in den zehn Jahren bis zum Beginn der Corona-Pandemie um etwa 15 Prozent. Diese Kennzahl bemisst, wie Leistungsfähigkeit ein Verkehrsmittel ist.

Das klingt gut, aber faktisch heißt das: In den Bussen ist es sehr viel voller geworden. Gleichzeitig hat die Durchschnittsgeschwindigkeit der Busse stark abgenommen: Fuhr ein Bus 2014 noch mit etwa 20 km/h im Schnitt, waren es zuletzt noch 16 km/h. Heißt konkret: Der Bus steht viel im Stau. Und natürlich macht das die Busfahrt nicht attraktiver.

Das Defizit des Busverkehrs hat in den letzten Jahren zugenommen: Waren es vor gut zehn Jahren noch rund 13 Millionen Euro, sind es jetzt rund 17 Millionen. Bei diesen Zahlen ist wichtig, zu wissen: Das Defizit wird mit den Gewinnen des Energiesektors verrechnet (steuerlicher Querverbund), die Zahl ist also nicht das Nettoergebnis, sondern das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT). Das Verkehrsdefizit der Stadtwerke mindert die Steuerlast des Gesamtkonzerns.

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