Die Kolumne von Carla Reemtsma | Hoffentlich kein Wahlkampf à la Trump

Porträt von Carla Reemtsma
Mit Carla Reemtsma

Münster, 20. Juni 2021

Liebe Leser:innen,

schreiben selbst Hauptstadtjournalist:innen bereits im Vorwahlkampf, dass sie keine Lust auf die kommenden drei Monate Wahlkampf haben, ist das kein gutes Zeichen. Genauso wenig ist es das, wenn zu einem Zeitpunkt, an dem noch nicht einmal alle Wahlprogramme feststehen, schon die Schlammschlacht um Personalien und politische Positionen beginnt.

Müssten politisch aktive junge Menschen nicht so extrem auf ihre Ausdrucksweise bedacht sein, um ernst genommen zu werden, wir würden in diesen Tagen wohl öfter Aussagen wie „Bundestagswahl? Ja lol ey“ hören. Daraus spricht kein allgemeines Desinteresse an Politik oder die angebliche Demokratiemüdigkeit der Jungen. Viele Menschen sind unzufrieden mit der aktuellen Politik, ja, das ist per se nichts, was nur auf junge Menschen zutrifft. Aber: Nach 16 Monaten Pandemiepolitik, in der die Interessen meiner Generation immer nur als Rechtfertigung für Öffnungsschritte, nie aber als Anlass für tatsächliche Maßnahmen herangezogen wurden, ist der Frust über die politische Debatte unter jungen Leuten besonders groß.

Dabei besteht für die Parteien gerade in einem Wahljahr die Möglichkeit, sich unter dem Blick der Öffentlichkeit zu artikulieren, sich außerhalb vom Tagesgeschehen zu Themen zu positionieren, Perspektiven für eine Gesellschaft aufzuzeigen, die sie sich vorstellen. Doch Stand jetzt bekommen wir, knapp hundert Tage vor der Wahl, erschreckend wenig präsentiert, woran sich Parteien und ihr Personal messen ließen. Von der Union, der stärksten Partei in der aktuellen Regierung und der voraussichtlich stärksten Partei nach der Wahl im September, gibt es noch nicht einmal ein Wahlprogramm. Inhaltliche Aussagen finden vor allem als Ablehnung der Positionen anderer („Laschet lehnt zentrale Forderungen der Grünen ab“) statt.

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