Geschlechterklischees im Jura-Studium | Noch ein Jugendimpftag | Skybar

Müns­ter, 3. August 2021

Guten Tag,

was hal­ten Sie von den fol­gen­den vier Geschichtsanfängen?

„Die schus­se­li­ge Sekre­tä­rin S ver­gisst, den Brief ihres Chefs und Unter­neh­mers U abzuschicken.“

„Der 55-jäh­ri­ge Zahn­arzt Groll strei­tet mit sei­ner ehe­ma­li­gen Freun­din, der 20-jäh­ri­gen Labor­as­sis­ten­tin Emsig, über die Her­aus­ga­be eini­ger Luxus­ge­gen­stän­de, die er ihr angeb­lich nur gelie­hen haben will.“

„Zur Auf­hel­lung sei­nes Lebens­abends will Wit­wer Horst sei­ne Dach­ge­schoss­woh­nung umge­stal­ten und an eine attrak­ti­ve Stu­den­tin vermieten.“

„Stu­dent A schlägt Stu­dent B in einer Bar zu Boden. Die Freun­din von B ist so beein­druckt von die­sem ‚ani­ma­li­schen Akt‘, dass sie sich dem Angrei­fer an den Hals wirft.“

Fin­den Sie die­se Sät­ze merk­wür­dig? Jun­ge Men­schen, die Jura stu­die­ren, lesen so etwas häu­fig. Sol­che Sät­ze ste­hen näm­lich in den Bei­spiel­fäl­len, mit denen sie in Vor­le­sun­gen und Semi­na­ren üben, Geset­ze aus­zu­le­gen und anzu­wen­den. Den letz­ten Übungs­fall in mei­ner Lis­te habe ich einer Kolum­ne der Frank­fur­ter All­ge­mei­nen Zei­tung ent­nom­men, die ande­ren bei­den aus dem Blog und Insta­gram-Account „Üble Nach­le­se“, wo noch mehr sol­cher Sach­ver­hal­te gesam­melt wurden.

Ich hät­te mich aber auch ein­fach in eine Jura-Vor­le­sung an der Uni Müns­ter set­zen kön­nen. Denn das neh­me ich schon mal vor­weg: Auch hier üben Stu­die­ren­de mit sol­chen kurio­sen Beispielfällen.

Ist das ein Pro­blem, außer dass die Tex­te ein wenig aus der Zeit gefal­len wir­ken? Beein­flus­sen sie mög­li­cher­wei­se die Stu­die­ren­den – und damit auch ihre spä­te­re Arbeit als Anwäl­te und Rich­te­rin­nen? Wie geht die Uni Müns­ter mit dem The­ma um?

Um die­se Fra­gen zu beant­wor­ten, habe ich mit Jura-Stu­die­ren­den, wis­sen­schaft­li­chen Mitarbeiter:innen und Professor:innen der Uni Müns­ter und mit ande­ren For­sche­rin­nen gesprochen.

Unkonzentriert in Vorlesungen oder Klausuren

Bei den weib­li­chen Stu­die­ren­den ist der Tenor der­sel­be: Die Rol­len­bil­der in den Bei­spiel­fäl­len ver­mit­teln ihnen per­ma­nent das Gefühl, Frau­en spiel­ten eine unter­ge­ord­ne­te Rol­le – sowohl in der Rechts­wis­sen­schaft als auch in der Gesell­schaft. Män­ner hin­ge­gen tauch­ten häu­fig in gesell­schaft­lich ange­se­he­nen Rol­len auf. Nur ver­ein­zelt hör­te ich in mei­nen Gesprä­chen mit Stu­die­ren­den, dass die Dis­kus­si­on über­trie­ben sei und die Fäl­le ein­fach (teil­wei­se) die Rea­li­tät abbil­de­ten – das sag­ten aus­schließ­lich männ­li­che Studierende.

Eini­ge Stu­den­tin­nen füh­len sich durch die For­mu­lie­run­gen in den Fäl­len nicht nur gestört, son­dern in Vor­le­sun­gen und Prü­fun­gen auch stark abge­lenkt und unkon­zen­triert. Zusam­men mit eini­gen männ­li­chen Kom­mi­li­to­nen schick­ten sie des­halb einen offe­nen Brief an das Deka­nat, die Professor:innenschaft und die Repetitor:innen, die Stu­die­ren­de wäh­rend der Vor­be­rei­tung auf ihr Staats­examen betreuen.

In dem Brief schrei­ben sie, die Sach­ver­hal­te sei­en in mehr­fa­cher Hin­sicht dis­kri­mi­nie­rend. Frau­en wer­den dem weib­li­chen Ste­reo­typ ent­spre­chen­de, unter­ge­ord­ne­te (Neben-)Rollen zuge­wie­sen: Sie tre­ten fast aus­schließ­lich als Ehe­frau, Freun­din, Nach­ba­rin oder Mut­ter der han­deln­den Män­ner auf, aber kaum selbst als akti­ve Prot­ago­nis­tin­nen, und sie sind sel­te­ner berufs­tä­tig. Und wenn doch mal eine „Unter­neh­me­rin U“ in einer Fall­be­schrei­bung auf­taucht, scheint es kaum jeman­dem auf­zu­fal­len – bei der Fall­be­ar­bei­tung wird meis­tens doch wie­der von „dem U“ gespro­chen. In vie­len Sach­ver­hal­ten wer­den Frau­en außer­dem als hys­te­risch, toll­pat­schig oder ver­gess­lich beschrieben.

In man­chen Übungs­fäl­len tau­chen auch gar kei­ne Frau­en auf, und in den meis­ten Vor­le­sungs­skrip­ten, Arbeits­grup­pen und Prü­fun­gen wer­den weib­li­che Stu­die­ren­de kon­se­quent in der männ­li­chen Form ange­spro­chen. Dabei sei­en die Hälf­te der Jura-Stu­die­ren­den an der Uni Müns­ter Frau­en, schrei­ben die Autor:innen in dem offe­nen Brief. „Wir wol­len spä­ter ein­mal Rich­te­rin­nen, Staats­an­wäl­tin­nen, Rechts­an­wäl­tin­nen, Pro­fes­so­rin­nen, Poli­ti­ke­rin­nen und Vor­stands­vor­sit­zen­de wer­den, kurz gesagt: ver­ant­wor­tungs­vol­le und ein­fluss­rei­che Beru­fe ausüben.“

Die Rollenklischees könnten später die Arbeit der Jurist:innen beeinflussen

Mit die­ser Ein­schät­zung sind die Jura-Stu­die­ren­den der Uni Müns­ter nicht allein. Die Juris­tin und Exper­tin für Gleich­stel­lungs­recht Dana-Sophia Valen­ti­ner hat vor ein paar Jah­ren in Ham­burg die Stu­die „Geschlech­ter­rol­len­ste­reo­ty­pe in juris­ti­schen Aus­bil­dungs­fäl­len“ ver­öf­fent­licht, in der sie zu den­sel­ben Ergeb­nis­sen kommt. Eben­so wie Wieb­ke Töp­fer, rechts­wis­sen­schaft­li­che Mit­ar­bei­te­rin und Dok­to­ran­din an der Uni Müns­ter. Sie schreibt ihre Dok­tor­ar­beit über Geschlech­ter­ste­reo­ty­pe in der juris­ti­schen Aus­bil­dung und die wis­sen­schaft­li­che Kar­rie­re in der Rechts­wis­sen­schaft. Dafür hat sie die Lehr­ma­te­ria­li­en, die in Müns­ter ver­wen­det wer­den, auf ihren Frau­en­an­teil, die Dar­stel­lung von Frau­en sowie geschlech­ter­ge­rech­te Spra­che untersucht.

Geschlech­ter­rol­len­ste­reo­ty­pe sind „kogni­ti­ve Struk­tu­ren, die sozi­al geteil­tes Wis­sen über die cha­rak­te­ris­ti­schen Merk­ma­le von Frau­en und Män­nern ent­hal­ten“, schreibt Valen­ti­ner. Oft geht es dabei um Erwar­tun­gen an Ver­hal­ten, Fähig­kei­ten, Ein­stel­lun­gen und Inter­es­sen von Män­nern und Frauen. 

In der Dis­kus­si­on um die Aus­bil­dungs­fäl­le ist oft das Argu­ment zu hören, durch sol­che Kli­schees könn­ten sich Stu­die­ren­de den Lern­stoff bes­ser mer­ken. Töp­fer und Valen­ti­ner sind vom genau­en Gegen­teil über­zeugt: Die Stu­die­ren­den kön­nen den Stoff schlech­ter ler­nen, behal­ten dafür aber vor allem die Kli­schees im Kopf. Und das kann sich laut Valen­ti­ner unbe­wusst in der spä­te­ren juris­ti­schen Lauf­bahn bemerk­bar machen. Dann wäre nicht nur die Aus­bil­dungs­zeit betrof­fen, son­dern auch die spä­te­re Pra­xis, also zum Bei­spiel die Recht­spre­chung. In Aus­bil­dungs­fäl­len zum Straf­recht sei­en Täter meis­tens männ­lich und hät­ten oft aus­län­di­sche Namen, sagt uns Valen­ti­ner im Inter­view. Die Mög­lich­keit, dass eine Juris­tin spä­ter als Rich­te­rin des­halb mit Vor­ur­tei­len an ech­te Fäl­le her­an­ge­he, weil sich sol­che Kli­schees durch vie­le Wie­der­ho­lun­gen ver­fes­tigt hät­ten, berei­te ihr Sorgen.

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RUMS soll wachsen!

Damit wir unser Ange­bot so wie bis­her fort­set­zen und am bes­ten wei­ter aus­bau­en kön­nen, muss unse­re Com­mu­ni­ty grö­ßer wer­den. Die ers­te Etap­pe haben wir am 4. Juni 2021 mit Ihrer Hil­fe schon erreicht, nach­dem wir Sie im März das ers­te Mal um Ihre Unter­stüt­zung gebe­ten hat­ten. Für die ers­ten 1.750 Abonnent:innen schen­ken wir dem Jugend­zen­trum Black Bull in Müns­­ter-Amels­­bü­­ren jetzt einen ganz­tä­gi­gen Medi­en­­kom­­pe­­tenz-Work­­shop.

Bei den nächs­ten Mei­len­stei­nen (2.000, 2.250, 2.500) wer­den wir als Dan­ke­schön wei­te­re Work­shops ver­an­stal­ten. Genaue­res dazu lesen Sie hier. Sie kön­nen uns dafür auch gern Orga­ni­sa­tio­nen vor­schla­gen, die Ihnen am Her­zen lie­gen. Schrei­ben Sie uns dazu ein­fach an die­se Adres­se. Wie sich unse­re Akti­on ent­wi­ckelt, tei­len wir Ihnen ab jetzt regel­mä­ßig in unse­rem Brief mit. Sobald Coro­na es zulässt und wir die ers­ten Work­shops umset­zen kön­nen, wer­den wir die­se auch dokumentieren.

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Immer, wenn Sie einen Brief beson­ders inter­es­sant fin­den, lei­ten Sie ihn ger­ne wei­ter. Wenn Sie dann noch dazu­schrei­ben, dass die Empfänger:innen uns ein­fach abon­nie­ren sol­len, freu­en wir uns umso mehr.
Das Gan­ze haben wir noch ein­fa­cher für Sie gemacht: Sie kön­nen unse­re Brie­fe per E-Mail oder Whats­app tei­len – beim Klick auf den ent­spre­chen­den But­ton unten öff­net sich in der jewei­li­gen App ein Fens­ter, in dem Sie einen Text­vor­schlag von uns fin­den, den Sie natür­lich frei ver­än­dern kön­nen. Eben­so kön­nen Sie unse­re E-Mails natür­lich auch bei Face­book oder Twit­ter teilen.

Diesen Brief teilen und RUMS weiterempfehlen:

Wie Sexis­mus in der Recht­spre­chung aus­se­hen kann, zeigt ein Fall aus Ita­li­en, der spä­ter sogar den Euro­päi­schen Gerichts­hof für Men­schen­rech­te (EGMR) beschäf­tig­te. Eine Ita­lie­ne­rin hat­te eine Grup­pen­ver­ge­wal­ti­gung ange­zeigt. Alle sie­ben Ver­däch­ti­gen wur­den frei­ge­spro­chen. Der EGMR bean­stan­de­te zwar nicht das Urteil selbst, wohl aber die Urteils­be­grün­dung: Das ita­lie­ni­sche Gericht beschrieb dar­in auch die Klei­dung der Frau und ihre „locke­ren sexu­el­len Kon­tak­te“. Zur Erklä­rung: Es ging in dem Ver­fah­ren auch dar­um, die Glaub­wür­dig­keit der Frau zu klä­ren, die die Ver­ge­wal­ti­gung ange­zeigt hat­te. Die Fra­gen, wie sich die Frau klei­det oder mit wem sie sich trifft und Sex hat, dien­ten laut EGMR aber nicht dazu, ihre Glaub­wür­dig­keit zu beur­tei­len. Das ita­lie­ni­sche Gericht habe sich von sexis­ti­schen Ste­reo­ty­pen beein­flus­sen las­sen, so der EGMR, und dabei die Rech­te der Klä­ge­rin verletzt.

Ein ähn­li­ches Bei­spiel: In die­sem Straf­pro­zess woll­te eine Rich­te­rin wis­sen, ob eine ermor­de­te Frau „ein Par­ty­girl“ gewe­sen sei – es ging um die Fra­ge, ob der Freund der Frau sie mög­li­cher­wei­se aus Eifer­sucht umge­bracht hat­te, in sol­chen Fäl­len spricht man von einem Femi­zid.

Natür­lich sind sexis­ti­sche Kli­schees weit ver­brei­tet und ent­ste­hen nicht erst durch Übungs­fäl­le im Jura-Stu­di­um. Aber sol­che Sach­ver­hal­te kön­nen Kli­schees eben verfestigen.

Wie lässt sich das lösen?

Die Pro­ble­ma­tik ist übri­gens nicht neu, son­dern wird schon seit den 1970er-Jah­ren dis­ku­tiert. Eine Lösung gab es bis­her nicht, offen­bar war das Inter­es­se nicht groß genug.

Aber viel­leicht pas­siert ja jetzt in Müns­ter etwas?

In ihrem offe­nen Brief schla­gen die Stu­die­ren­den eini­ge Mög­lich­kei­ten vor, die auch Dana-Sophia Valen­ti­ner in ihrer Stu­die emp­fiehlt: mit Rol­len­bil­dern spie­len oder Ste­reo­ty­pe ins Gegen­teil ver­dre­hen – und dadurch zei­gen, wie absurd sie sind. Die Stu­die­ren­den for­dern die Leh­ren­den an der Uni Müns­ter dazu auf, ihre Mate­ria­li­en zusam­men mit weib­li­chen stu­den­ti­schen und wis­sen­schaft­li­chen Hilfs­kräf­ten sowie Gleich­stel­lungs­be­auf­trag­ten kri­tisch durch­zu­se­hen und Sach­ver­hal­te zu über­ar­bei­ten. Und sie wün­schen sich Semi­na­re, in denen Professor:innen für das The­ma Geschlech­ter­ge­rech­tig­keit sen­si­bi­li­siert werden.

Valen­ti­ner sagt uns im Inter­view, dass eini­ge Uni­ver­si­tä­ten in Deutsch­land bereits Leit­fä­den für AG-Leiter:innen oder Klausurersteller:innen anbie­ten oder in ihren Eva­lua­ti­ons­bö­gen Fra­gen auf­neh­men, die gen­der- und diver­si­täts­sen­si­ble Leh­re betref­fen. Ich habe bei mei­ner Recher­che zum Bei­spiel Leit­fä­den zur gen­der- und diver­si­täts­sen­si­blen Fall­ge­stal­tung von den Rechts­wis­sen­schaft­li­chen Fakul­tä­ten der Uni Ham­burg, Uni Frank­furt, Uni Bochum und Uni Ber­lin gefunden.

„Viel steht und fällt mit enga­gier­ten Leu­ten, die auch Ein­fluss neh­men kön­nen“, sagt Valen­ti­ner. Ham­burg habe etwa ein gut besetz­tes Gleich­stel­lungs­re­fe­rat, und dort arbei­te­ten Men­schen, die wirk­lich etwas durch­set­zen wol­len. „Wenn es kein Her­zens­the­ma ist, will man sich nicht in Kon­flik­te bege­ben. Ich kann jede ver­ste­hen, die zwei­mal dar­über nach­denkt, ob sie das The­ma anspricht.“ Trotz­dem sei sie zuver­sicht­lich, denn das aktu­ell noch sehr klei­ne For­schungs­feld habe wis­sen­schaft­li­chen Nach­wuchs in Aus­sicht. Wich­tig sei dann außer­dem, dass das Anti­dis­kri­mi­nie­rungs­recht oder die femi­nis­ti­sche Rechts­wis­sen­schaft auch in den Lehr­plan auf­ge­nom­men wer­den und kei­ne rand­stän­di­gen Ver­an­stal­tun­gen bleiben.

Möglicherweise tut sich etwas bei den Jurist:innen in Münster

Es gibt also schon vie­le kon­struk­ti­ve Vor­schlä­ge. Wer­den die an der juris­ti­schen Fakul­tät in Müns­ter denn umgesetzt?

Auf der Web­sei­te der Gleich­stel­lungs­be­auf­trag­ten fin­den sich der Gleich­stel­lungs­plan und Hin­wei­se zu För­der­pro­gram­men, Kin­der­be­treu­ung und ande­rer Unter­stüt­zung, aber nichts zur geschlech­ter­ge­rech­ten Lehre.

So etwas gibt es aber immer­hin auf der Sei­te des all­ge­mei­nen Gleich­stel­lungs­bü­ros der Uni, das Ange­bo­te und Pro­gram­me für alle Fakul­tä­ten anbie­tet. Hier fin­de ich einen Leit­fa­den zur gen­der­sen­si­blen Hoch­schul­leh­re, in dem auch die Stu­die von Dana-Sophia Valen­ti­ner ver­linkt ist. Die AG für Leh­re & Didak­tik hat den Leit­fa­den geschrie­ben und auch auf ihrer eige­nen Sei­te verlinkt.

Die Mit­glie­der der Arbeits­ge­mein­schaft schrei­ben dort, der Leit­fa­den rich­te sich „an alle Leh­ren­den, die sich näher mit der Grund­idee geschlech­ter­sen­si­bler Hoch­schul­leh­re beschäf­ti­gen möch­ten“. Möch­ten die Professor:innen der rechts­wis­sen­schaft­li­chen Fakul­tät das denn? Den offe­nen Brief der Student:innen haben immer­hin vie­le in ihren Freund:innen- und Kolleg:innenkreisen geteilt, um auf das Pro­blem auf­merk­sam zu machen. Zwei Jura-Pro­fes­so­ren, Ste­fan Arnold und Mark Dei­ters, haben außer­dem zu Dis­kus­si­ons­run­den ein­ge­la­den. Es kamen aller­dings haupt­säch­lich Stu­die­ren­de, kaum Professor:innen.

Für Ste­fan Arnold vom Lehr­stuhl für Bür­ger­li­ches Recht, Rechts­phi­lo­so­phie und Inter­na­tio­na­les Pri­vat­recht ist das The­ma gen­der­sen­si­ble Leh­re nicht neu. Er sagt uns im Inter­view, dass er schon lan­ge in sei­nen Fall­kon­stel­la­tio­nen mit Ste­reo­ty­pen spielt, indem er sie umdreht. Er habe dafür viel Zuspruch bekom­men, ver­ein­zelt aber auch nega­ti­ve Rück­mel­dun­gen von männ­li­chen Stu­die­ren­den bekom­men, weil immer von einer Rich­te­rin die Rede sei und nie von einem Rich­ter – inzwi­schen nen­ne er des­halb wie­der häu­fi­ger auch männ­li­che Richter.

Mark Dei­ters vom Insti­tut für Kri­mi­nal­wis­sen­schaf­ten erzählt uns, dass er sich anfangs über den offe­nen Brief und den Vor­wurf der sexis­ti­schen Dis­kri­mi­nie­rung gewun­dert hat. Für ihn sei das nie ein The­ma gewe­sen, erst die Stu­die­ren­den hät­ten ihn auf das Pro­blem auf­merk­sam gemacht. Auch beim Dekan der rechts­wis­sen­schaft­li­chen Fakul­tät, Mat­thi­as Cas­per, haben die Verfasser:innen des Brie­fes offen­bar etwas erreicht. Cas­per sagt uns, er habe sich inten­siv mit dem The­ma beschäf­tigt und sich mit der Gleich­stel­lungs­kom­mis­si­on bera­ten. Nun soll ein Maß­nah­men­ka­ta­log erar­bei­tet wer­den. Es scheint also, als gäbe es Per­spek­ti­ven. Aber wahr­schein­lich braucht es noch etwas Geduld.

Einladung zur Redaktionskonferenz

Am Frei­tag schrei­ben wir Ihnen natür­lich wie­der, nur ein biss­chen frü­her als sonst. Um 19 Uhr beginnt näm­lich schon unse­re Redak­ti­ons­kon­fe­renz, zu der wir die­ses Mal auch Sie ger­ne ein­la­den möch­ten. Nor­ma­ler­wei­se setzt sich ein­mal pro Woche unser Redak­ti­ons­team zusam­men, um über die Ideen und Recher­chen für die nächs­ten RUMS-Brie­fe zu dis­ku­tie­ren. Aber in die­ser Woche möch­ten wir auch ein­mal mit Ihnen dar­über spre­chen, wel­che The­men Sie inter­es­sie­ren und was Sie wich­tig fin­den. Des­halb haben wir die Kon­fe­renz auf Frei­tag­abend ver­legt und öff­nen die Run­de für Sie, unse­re Leser:innen. Und für alle ande­ren, die es inter­es­siert – geben Sie unse­re Ein­la­dung also ger­ne wei­ter! Alle Infos zur Ver­an­stal­tung fin­den Sie hier, die Teil­nah­me ist kostenlos.

In aller Kürze

+++ Es sind zwar noch knapp acht Wochen bis zur Bun­des­tags­wahl, aber viel­leicht wis­sen Sie jetzt schon, bei wem und wel­cher Par­tei Sie Ihre Kreu­ze set­zen möch­ten. Dann könn­ten Sie bei der Stadt schon Unter­la­gen für die Brief­wahl bean­tra­gen. Ver­schickt wer­den die Wahl­zet­tel aller­dings erst ab dem 23. August. Am sel­ben Tag ver­sen­det die Stadt außer­dem die Wahl­be­nach­rich­ti­gungs­kar­ten. Dar­auf steht, in wel­chem Wahl­lo­kal Sie am 26. Sep­tem­ber wäh­len kön­nen, falls Sie noch ein biss­chen Bedenk­zeit brau­chen oder über­haupt lie­ber ins Wahl­lo­kal gehen, als Ihre Stim­me per Brief abzu­ge­ben. Ein Kom­pro­miss wäre: Sie über­le­gen noch ein biss­chen und gehen ab dem 25. August mit Ihrer Benach­rich­ti­gungs­kar­te ins Haupt­wahl­bü­ro im Salz­hof (dort, wo frü­her der Krea­tiv­markt war). Dort kön­nen Sie Ihre Brief­wahl­un­ter­la­gen per­sön­lich abho­len oder auch direkt wählen.

Corona-Update

Die Wochen­in­zi­denz (Neu­in­fek­tio­nen pro 100.000 Einwohner:innen in sie­ben Tagen) pen­delt in Müns­ter wei­ter­hin um die 20, heu­te mel­det die Stadt einen Wert von 17,8. Seit ges­tern gab es 23 Neu­in­fek­tio­nen, ins­ge­samt gel­ten 113 Men­schen aus Müns­ter als infi­ziert. In den Kran­ken­häu­sern in der Stadt wer­den sechs Covid-Patient:innen behan­delt, zwei mehr als am Freitag.

Wir hat­ten es letz­te Woche ange­kün­digt: Am Sams­tag war Jugend­impf­tag im Impf­zen­trum. Und wie die Stadt mit­teilt, waren die­se und eini­ge ande­re Impf­ak­tio­nen am Wochen­en­de sehr erfolg­reich. Fast 270 Jugend­li­che zwi­schen 12 und 16 Jah­ren kamen ins Impf­zen­trum, ins­ge­samt wur­den am Sams­tag knapp 1.000 Men­schen geimpft. Am nächs­ten Sams­tag gibt es wie­der einen Impf­tag für Jugend­li­che, alle Infos dazu fin­den Sie hier. Mor­gen und über­mor­gen bie­tet die Stadt Hoch­schul-Impf­ak­tio­nen an (Zei­ten und Orte hier), außer­dem kön­nen Sie wei­ter­hin ohne Ter­min ins Impf­zen­trum gehen. Und hier noch die Zah­len zu den Imp­fun­gen: Mehr als 236.100 Men­schen aus Müns­ter wur­den bis heu­te min­des­tens erst­ge­impft, 205.400 von ihnen sind schon voll­stän­dig immunisiert.

Unbezahlte Werbung

Zuge­ge­ben, wir waren selbst noch nicht da, aber die neue Bar hat ja auch gera­de erst eröff­net. In Bahn­hofs­nä­he, in der Engelstra­ße, lockt ganz oben im neu eröff­ne­ten Atlan­tic Hotel die Sky­bar mit Drinks, klei­nen Snacks und – natür­lich – mit dem Aus­blick über Müns­ter. Auf der Cock­tail­kar­te ste­hen neben bekann­ten Geträn­ken auch außer­ge­wöhn­li­che Kaf­fee-Krea­tio­nen wie Espres­so-Mar­ti­ni und Kaffee-Negroni.

Wei­ter unten im Haus, in der Deli Lounge, gibt es übri­gens auch Kaf­fee ohne Alko­hol. Die Kaf­fee­sor­ten für die Lounge wur­den sorg­fäl­tig (und medi­en­wirk­sam) von Müns­te­ra­ner Pro­mi­nenz mit aus­ge­wählt, hier kön­nen Sie sich das anschau­en. Wir wün­schen viel Spaß, gute Geträn­ke und eine schö­ne Aussicht!

Drinnen und Draußen

+++ Die­se Woche haben Sie noch mal die Gele­gen­heit, das Som­mer­nachts­ki­no vor dem Schloss zu besu­chen. Am Mitt­woch gibt es bei Cine­Li­ve – Som­mer­tour 2021 einen Mix aus Musik, Poet­ry Slam und Kurz­fil­men zu sehen und zu hören. Und am Don­ners­tag steht preis­ge­krön­tes Kino auf dem Pro­gramm: Das sozi­al­kri­ti­sche Dra­ma Nomad­land wur­de mit drei Oscars (Bes­ter Film, Bes­te Regie, Bes­te Haupt­dar­stel­le­rin), zwei Gol­den Glo­bes und bei den Film­fest­spie­len in Vene­dig mit dem Gol­de­nen Löwen aus­ge­zeich­net. Der Film erzählt fein­füh­lig und vor­ur­teils­frei die (teil­wei­se rea­len) Geschich­ten moder­ner ame­ri­ka­ni­scher Noma­den. Eine Vor­stel­lung unter frei­em Him­mel passt dazu per­fekt. Für bei­de Ver­an­stal­tun­gen kön­nen Sie online noch Kar­ten bekommen.

+++ Ver­fol­gen Sie die Olym­pi­schen Spie­le? Neu dabei ist unter ande­rem das Sport­klet­tern. Mor­gen ab 10 Uhr kön­nen Sie sich die Qua­li­fi­ka­ti­ons­run­de der Frau­en anschau­en, einen Ein­druck bekom­men Sie auch schon in die­sem Video mit der slo­we­ni­schen Favo­ri­tin Jan­ja Garn­bret, bei der die kom­ple­xes­ten Bould­er­rou­ten oft wie ein Spa­zier­gang an der Wand aussehen.

Wenn Sie jetzt auch Lust haben, sich zu bewe­gen, gucken Sie doch mal ins Som­mer­pro­gramm des Hoch­schul­sports. Für die nächs­ten zwei Mona­te kön­nen Sie sich von Akro­ba­tik bis Zum­ba noch vie­le Rest­plät­ze sichern. Und zwar auch dann, wenn Sie mit der Uni gar nichts zu tun haben: Neben Prei­sen für Stu­die­ren­de und Beschäf­tig­te der WWU gibt es immer auch Tari­fe für Gäs­te. Sport­klet­tern ist zwar nicht dabei, aber Sie kön­nen neben den Klas­si­kern auch eini­ge eher exo­ti­sche Sport­ar­ten aus­pro­bie­ren. Zum Bei­spiel die chi­ne­si­sche Kampf­kunst Baguaz­hang, die Sie kräf­ti­ger und gelen­ki­ger machen soll. Viel­leicht möch­ten Sie aber auch beim Quid­ditch auf einem Besen­stiel übers Feld fegen oder zu bra­si­lia­ni­schen Klän­gen oder mit­tel­al­ter­li­cher Musik tanzen.

Am Frei­tag schreibt Ihnen Con­stan­ze Busch. Ich wün­sche Ihnen eine schö­ne Woche.

Herz­li­che Grüße,

Anto­nia Strotmann

Mit­ar­beit: Con­stan­ze Busch, Eva Strehlke

PS

Es war schon viel davon die Rede, ges­tern sind die Ver­kehrs­ver­su­che an der Hörs­t­erstra­ße und am Bült, auf der Stre­cke zwi­schen Lud­ge­ri­platz und Lan­des­haus und am Neu­brü­cken­tor gestar­tet. Falls Sie dort noch nicht vor­bei­ge­kom­men sind, kön­nen Sie sich hier ein paar Bil­der anschau­en. Wir wer­den uns am Frei­tag aus­führ­lich mit dem The­ma beschäf­ti­gen. Wenn Sie möch­ten, schrei­ben Sie uns, was Sie von den Ver­su­chen hal­ten. Und schrei­ben Sie doch dazu, ob wir Ihre Nach­richt als Leser:innen-Brief ver­öf­fent­li­chen dür­fen. Zwei Brie­fe haben wir schon bekom­men, wir ver­öf­fent­li­chen alle zusam­men dann am Freitag.