Das 49-Euro-Ticket kostet 588 Euro | Die politische Halbzeitbilanz – Teil 1 | Mehr zum Geschwurbel in der „na dann“

Müns­ter, 28. April 2023

Guten Tag,

vor gut zwei Jah­ren haben sich SPD, Volt und Grü­ne nach ein­mal Nach­ver­han­deln auf ihren Koali­ti­ons­ver­trag geei­nigt. Etwa 120 Sei­ten vol­ler Plä­ne, die in Müns­ter bis 2025 in die Wege gelei­tet und umge­setzt wer­den sol­len. In zwei­ein­halb Jah­ren wer­den die nächs­ten Kom­mu­nal­wah­len statt­fin­den. Ein pas­sen­der Zeit­punkt also, um eine Halb­zeit­bi­lanz zu zie­hen. Wir haben den Ver­trag mal wie­der her­vor­ge­kramt und geschaut, wie es um die zen­tra­len Punk­te gera­de steht.

Wir bespre­chen sechs The­men: Kli­ma- und Umwelt­schutz, Bil­dung, Finan­zen, Woh­nen, Mobi­li­tät und Stadt­pla­nung. Sie kön­nen sich vor­stel­len, da kommt eini­ges zusam­men. Des­we­gen wer­den Sie heu­te den ers­ten Teil unse­rer Bestands­auf­nah­me lesen, am Diens­tag den zwei­ten. Zusätz­lich haben unse­re Kolum­nis­ten Micha­el Jung und Ruprecht Polenz zwei per­sön­li­che Ein­schät­zun­gen für uns geschrie­ben. Micha­el Jungs Son­der­ko­lum­ne fin­den Sie unten im Brief.

Im Juni unter­stützt uns
Müns­ter gemein­sam gestalten.

Wir, die INITIATIVE STARKE INNENSTADT MÜNSTER, sind ver­ant­wort­li­che Part­ner aus den Berei­chen Han­del, Gas­tro­no­mie und Immo­bi­li­en, um Müns­ter erfolg­reich durch die anste­hen­den inner­städ­ti­schen Ver­än­de­rungs­dy­na­mi­ken zu füh­ren. Ergrei­fen auch Sie die Initia­ti­ve und wer­den Mit­glied oder För­der­mit­glied für eine star­ke Innenstadt.

www.isi-muenster.de

Und nicht ver­ges­sen: Neben dem Tag der Arbeit kön­nen Sie am 1. Mai auch den Beginn des Stadt­ra­delns fei­ern (mehr dazu in den Ver­an­stal­tungs­tipps und unse­rem RUMS-Brief) und außer­dem zum ers­ten Mal Ihr Deutsch­land­ti­cket Kontrolleur:innen in Bus und Bahn unter die Nase halten.

Falls Sie sich noch schnell eins kau­fen wol­len, erschre­cken Sie bit­te nicht, wenn die Bahn auch Ihnen ankün­digt, dass Sie auf einen Schlag 588 Euro für ein Jah­res­abo zah­len müs­sen. Laut den West­fä­li­schen Nach­rich­ten eine feh­ler­haft ver­sand­te Infor­ma­ti­on. Für das Ticket wer­den 49 Euro pro Monat abge­bucht und es ist monat­lich künd­bar (Ach­tung: Eine Kün­di­gung muss bis zum 10. des Vor­mo­nats ein­ge­gan­gen sein). Oder Sie buchen Ihr Ticket bei den Stadt­wer­ken, die haben das Pro­blem laut Pres­se­spre­cher nicht. (sst)

Kurz und Klein

+++ Quiz­fra­ge: Wie vie­le Men­schen braucht man, um 44 Pos­ten in Bei­rä­ten, Ver­bän­den und Vor­stän­den zu beset­zen? Na, kom­men Sie drauf? Nein? Dann hier die Ant­wort: einen. Müns­ters Ober­bür­ger­meis­ter Mar­kus Lewe ver­tritt die Stadt in min­des­tens 44 Gre­mi­en und Orga­ni­sa­tio­nen und ver­dient sich so fast 60.000 Euro im Jahr dazu. Das steht in einem Bericht über sei­ne Neben­tä­tig­kei­ten, den Lewe ein­mal im Jahr ver­öf­fent­li­chen muss. Außer­dem muss er die Par­tei­en im Rat dar­über infor­mie­ren. Dass das noch nicht pas­siert ist, hat die Inter­na­tio­na­le Frak­ti­on jetzt in einer Pres­se­mit­tei­lung bemän­gelt. Lars Nowak, Rats­herr der Sati­re-Par­tei „Die Par­tei“, sagt laut der Mit­tei­lung, Lewes Enga­ge­ment sei bewun­derns­wert. Daher sei es ver­ständ­lich und ver­zeih­lich, wenn er ver­ges­se, die Frak­tio­nen über sei­ne Tätig­kei­ten und Neben­ein­künf­te zu infor­mie­ren. (rhe)

+++ Die Bau­ar­bei­ten am Hafen­markt gehen wei­ter. Und natür­lich, das könn­ten wir seit Mona­ten jeden Mon­tag mel­den, aber jetzt hat das Ver­wal­tungs­ge­richt Müns­ter ent­schie­den, dass es auch erst mal so wei­ter­ge­hen wird. Ein Anwoh­ner hat­te kei­nen Erfolg mit dem Ver­such, vor Gericht die Arbei­ten auf der Bau­stel­le zu stop­pen. Der Mann woll­te errei­chen, dass das Gericht die Bau­ge­neh­mi­gung zurück­nimmt. Das Gericht sah dafür jedoch kei­ne recht­li­che Grund­la­ge. Der Anwoh­ner hat­te unter ande­rem argu­men­tiert, die Geneh­mi­gung sei rechts­wid­rig, weil bestimm­te Umwelt­prü­fun­gen nicht statt­ge­fun­den hät­ten. Das Gericht argu­men­tier­te, das sei vor­her schon gesche­hen. Außer­dem war der Mann der Mei­nung, die Bau­ge­neh­mi­gung ver­sto­ße gegen das nach­bar­schaft­li­che Rück­sichts­ge­bot und durch die Bau­stel­le kom­me er schwe­rer in sei­ne Woh­nung. Das Gericht sah das anders. Der Anwoh­ner hat jetzt zwei Wochen Zeit, eine Beschwer­de ein­zu­le­gen. Ob das gesche­hen wird, wird sich in den kom­men­den zehn Tagen ent­schei­den, sagt Rai­ner Bode vom Ver­ein „Initia­ti­ve Zukunft Hafen“. Im Prin­zip kam es so auch 2019 zu einem Bau­stopp. Zunächst hat­te sich das Ver­wal­tungs­ge­richt dage­gen aus­ge­spro­chen, mit einem Ein­spruch vor dem Ober­ver­wal­tungs­ge­richt hat­ten die Klä­ger dann doch gewon­nen. Die­ser Eil­an­trag hat übri­gens nicht direkt mit der Kla­ge gegen den Bebau­ungs­plan vor dem Ober­ver­wal­tungs­ge­richt zu tun. Das ist ein zwei­tes Ver­fah­ren. (rhe/sst)

+++ Am Mitt­woch fand die Gläu­bi­ger­ver­samm­lung des Schutz­schirm­ver­fah­rens der Super­bio­markt AG aus Müns­ter statt – und es sieht gut aus für die Ket­te, die 2022 wegen sin­ken­der Nach­fra­ge und stei­gen­der Kos­ten für Mie­te, Ener­gie und Pro­duk­te in finan­zi­el­le Schwie­rig­kei­ten gera­ten war (RUMS-Brief). Die anwe­sen­den Gläu­bi­ger, dar­un­ter Ban­ken, die Agen­tur für Arbeit, Lie­fe­ran­ten und Ver­mie­ter der Markt-Immo­bi­li­en, haben laut über­ein­stim­men­den Medi­en­be­rich­ten (hier bei den West­fä­li­schen Nach­rich­ten) ein­stim­mig für einen Sanie­rungs­plan gestimmt, den der Vor­stands­vor­sit­zen­de Micha­el Radau und der Gene­ral­be­voll­mäch­tig­te Micha­el Mönig vor­ge­legt hat­ten. Dabei sei­en alle Filia­len geprüft und fünf in den letz­ten Mona­ten geschlos­sen wor­den. Die rest­li­chen 26 Filia­len dürf­ten blei­ben. Für die sechs Märk­te in Müns­ter sehe es sogar so gut aus, dass wei­te­re Fach­kräf­te nötig sind, weil die Nach­fra­ge so hoch ist. Heu­te beginnt eine drei­wö­chi­ge Wider­spruchs­frist, die die Super­bio­markt-Ket­te noch abwar­ten muss. Da das Ver­fah­ren noch lau­fe, woll­te sich das Unter­neh­men auf Nach­fra­ge nicht zum aktu­el­len Stand äußern. (ast)

+++ Das Thea­ter hat ges­tern sei­nen neu­en Spiel­plan vor­ge­stellt. Was steht drin? Ein schnel­ler Über­blick in Zah­len: In den Spar­ten Musik­thea­ter, Schau­spiel, Tanz und Jun­ges Thea­ter plant es 27 Pre­mie­ren und will elf Pro­duk­tio­nen wie­der auf­neh­men. Noch ein paar Zah­len: Das Sin­fo­nie­or­ches­ter Müns­ter wird zehn Sin­fo­nie­kon­zer­te, vier­zehn Son­der-, sechs Kam­mer- und fünf Erb­dros­ten­hof­kon­zer­te spie­len. Das alles steht unter der an das 375-jäh­ri­ge Jubi­lä­um des West­fä­li­schen Frie­dens ange­lehn­ten Über­schrift „Und wenn mor­gen Frie­den wäre?“. Ein paar Sät­ze zum Inhalt: Schau­spiel­di­rek­tor Rem­si Al Kha­li­si bringt Schil­lers Klas­si­ker „Wal­len­stein“ auf die Büh­ne wie auch neue Stü­cke, die das Schick­sal von Kin­dern in Kriegs­zei­ten the­ma­ti­sie­ren. Das Jun­ge Thea­ter, unter der Lei­tung von Ange­la Merl eröff­net die Spiel­zeit mit „Dun­kel­schwarz“, einer Pro­duk­ti­on für Kin­der ab sie­ben Jah­ren. Eine Pro­gramm­über­sicht fin­den Sie hier. Falls Sie Con­stan­ze Buschs Inter­view mit der neu­en Thea­ter-Inten­dan­tin am Diens­tag über­se­hen haben, das steht hier. Und ein klei­ner Spoi­ler: In der Kolum­ne am Sonn­tag geht es auch ums Thea­ter. (rhe)

NRW-Flag­ship-Run von „Wings for Life“

Am Sonn­tag, 7. Mai (13 Uhr, LBS-Gelän­de, Him­mel­reich­al­lee 40) mit­lau­fen für den guten Zweck – unab­hän­gig vom sport­li­chen Kön­nen und Trai­nings­zu­stand. Teil­neh­men­de im Roll­stuhl sind herz­lich will­kom­men. Das Start­geld und jeder gelau­fe­ne Meter kom­men der Rücken­marks­for­schung zugute.

Ver­an­stal­ter sind LBS West und Strong Part­ners.

Jetzt anmel­den!

Wie es weiterging – mit dem Geschwurbel in der „na dann“

Eigent­lich ist die Sache erle­digt: Der Autor Cars­ten Kry­s­to­fi­ak ist mit einer frei erfun­de­nen Geschich­te auf­ge­flo­gen und hat danach sei­nen Neben­job als Kolum­nist beim Anzei­gen­blatt „na dann“ ver­lo­ren. Kry­s­to­fi­ak hat­te behaup­tet, Patho­lo­gen von der Uni­kli­nik Müns­ter hät­ten fest­ge­stellt, ein gro­ßer Teil der Coro­na­to­ten sei an der Imp­fung gestorben.

Ganz abge­hakt scheint die­se Pos­se für Arno Tils­ner, Geschäfts­füh­rer der „na dann“, aber nicht zu sein. Er mel­det sich noch ein­mal in der aktu­el­len Aus­ga­be in der „Presseausweis“-Kolumne zu Wort und nimmt dar­in sei­nen Kolum­nis­ten in Schutz. 

Tils­ner schreibt, Kry­s­to­fi­ak habe schon im ver­gan­ge­nen Som­mer dar­um gebe­ten, zum Jah­res­en­de als Kolum­nist bei der „na dann“ ent­las­sen zu wer­den, denn „er habe sich ein­fach leergeschrieben“. 

Tils­ner woll­te Kry­s­to­fi­ak aber hal­ten. Am Ende einig­ten sie sich auf einen Kom­pro­miss: Kry­s­to­fi­ak bleibt, ver­öf­fent­licht aber nicht mehr wöchent­lich, son­dern nur noch alle vier­zehn Tage eine Kolum­ne in der „na dann“.

Als vor zwei Wochen die Debat­te um die zusam­men­ge­lo­ge­ne Kolum­ne in der „na dann“ auf­flamm­te, hat­te Arno Tils­ner die­se Geschich­te auch schon der Insta­gram-Sei­te „Müns­ter Dings“ erzählt. Cars­ten Kry­s­to­fi­ak bestä­tigt uns auf Anfra­ge, dass er sei­nen Neben­job eigent­lich los­wer­den woll­te, aber Tils­ner ihn über­re­de­te zu bleiben.

Arno Tils­ner schreibt in der aktu­el­len „na dann“, Kry­s­to­fi­ak habe aber dann gehen müs­sen, nach­dem er „mit der Wie­der­ho­lung einer Falsch­mel­dung“ den Bogen über­spannt hat­te. Die „na dann“ habe die­sen „Sach­ver­halt in Zusam­men­ar­beit mit dem UKM unmit­tel­bar (…) rich­tig­stel­len“ kön­nen. (Naja, ein klei­nes Biss­chen haben auch wir was dazu bei­getra­gen).

Aber war­um woll­te Tils­ner über­haupt an Kry­s­to­fi­ak fest­hal­ten? Die­se Fra­ge beant­wor­tet der „na dann“-Chef selbst, indem er schreibt, Cars­ten Kry­s­to­fi­ak habe dazu bei­getra­gen, dass „das klei­ne, gedruck­te Heft­chen in Müns­ter bis heu­te Kult ist“. Sei­ne Leis­tung wür­de nicht dadurch geschmä­lert, dass er „im Abgang irgend­wo etwas Lack abge­kratzt haben soll­te“. Also alles halb so wild? (sfo)

Die politische Halbzeitbilanz – Teil 1

Verkehr: Mobilitätswende auf der Bremse

Der Ver­kehr ist eines der längs­ten Kapi­tel im Koali­ti­ons­ver­trag – und eines der kon­tro­ver­ses­ten The­men in der Stadt. Das Rats­bünd­nis nimmt sich schließ­lich vie­les vor: Es will „einen Para­dig­men­wech­sel ein­lei­ten“, weg vom Auto, hin zu Bus-, Rad- und Fuß­ver­kehr. Die Innen­stadt soll „weit­ge­hend auto­frei wer­den“ – „weit­ge­hend“ des­halb, damit Aus­nah­men erhal­ten blei­ben für Per­so­nen, die wirk­lich aufs Auto ange­wie­sen sind, zum Bei­spiel Handwerker:innen und Men­schen mit Behin­de­rung. Auch Pendler:innen sol­len häu­fi­ger aufs Auto ver­zich­ten und statt­des­sen mit dem Bus oder Rad in die Innen­stadt fahren.

Aber wie will das Rat­haus­bünd­nis die­ses ambi­tio­nier­te Ziel errei­chen? Ein ers­ter Schritt: Der öffent­li­che Nah­ver­kehr soll bes­ser wer­den. Im Ver­trag steht etwas von mehr Bus­spu­ren, eine enge­re Tak­tung und auch mehr Ver­kehr auf der Schie­ne. Gleich­zei­tig soll der Haupt­bahn­hof als zen­tra­ler Kno­ten­punkt ent­las­tet wer­den, indem am Schloss­platz und am Bült neue Ver­kehrs­kno­ten­punk­te ent­ste­hen. So rich­tig geklappt hat all das bis­her noch nicht. Den Stadt­wer­ken fehlt das nöti­ge Per­so­nal für die Ver­kehrs­wen­de und das Haupt­bahn­hof-Ent­las­tungs­pro­gramm ist auch noch nicht angelaufen.

Klar­heit besteht aber in einem Punkt: Die Koali­ti­on weiß, wie sie den öffent­li­chen Nah­ver­kehr in Zukunft finan­zie­ren will. Auto­fah­ren­de wer­den bald stär­ker an den Kos­ten betei­ligt, denn die Gebüh­ren für das Anwoh­ner­par­ken wer­den in zwei Schrit­ten von 17 Euro auf 380 Euro erhöht. Das soll gleich­zei­tig auch ein Anreiz sein, vom Auto auf den Bus umzu­stei­gen. Denn mit einem Teil der neu­en Ein­nah­men wol­len Grü­ne, SPD und Volt ein 29-Euro-Monats­ti­cket für Müns­ter finan­zie­ren (wobei bei dem Ticket auch noch ein paar Fra­gen offen sind).

Damit noch nicht genug. Die Stadt­ver­wal­tung hat vor Kur­zem den Zwi­schen­be­richt zum inte­grier­ten Park­raum­kon­zept ver­öf­fent­licht. Die­ses Kon­zept soll den Park­raum in Müns­ter neu ver­tei­len, heißt kon­kret: Autos sol­len Platz machen für Fahr­rä­der und Fußgänger:innen. Obwohl der Park­druck fast über­all in der Innen­stadt extrem hoch ist, sol­len wei­te­re Park­plät­ze verschwinden.

Wozu das Gan­ze? Die pla­ka­ti­ve Ant­wort: Beim Par­ken soll wie­der Zucht und Ord­nung herr­schen. Mehr Kon­trol­len von Autos, die auf dem Geh­weg par­ken, gehö­ren auch zu den Zie­len im Koali­ti­ons­ver­trag. Um das zu erpro­ben, führt die Stadt in der Mel­ch­ers­stra­ße im Kreuz­vier­tel gera­de einen Ver­kehrs­ver­such namens „Fair Par­ken“ durch, bei dem Autos nur noch in mar­kier­ten Park­zo­nen par­ken dür­fen. Zudem hat die Stadt auf den frei­ge­wor­de­nen Flä­chen Fahr­rad­bü­gel ange­bracht. Die wild gepark­ten Autos und Fahr­rä­der sol­len dadurch run­ter vom Geh­weg kom­men, damit Fußgänger:innen wie­der Platz haben. Ein zwei­ter „Fair Parken“-Versuch soll dem­nächst an der Lam­ber­ti­stra­ße starten.

Apro­pos Ver­kehrs­ver­su­che: Vor zwei Jah­ren gehör­ten vier Expe­ri­men­te zu den gro­ßen The­men in der Stadt. Wel­che Bilanz die Stadt und die Verkehrspolitiker:innen in Müns­ter unter die Ver­suchs­rei­he zie­hen, hat Ralf Heimann im März 2022 auf­ge­schrie­ben. Der Schnell­durch­lauf: An der Kanal­stra­ße pas­sier­ten durch die Pro­me­na­den­vor­fahrt mehr Unfäl­le, die durch­gän­gi­ge Bus­spur vom Lud­ge­rik­rei­sel bis zum Land­haus war ein vol­ler Erfolg, die auto­freie Hörs­t­erstra­ße auch und das soge­nann­te Real­la­bor an der Wol­be­cker Stra­ße ent­wi­ckelt sich zu einem auf­wen­di­gen Umgestaltungsprojekt.

Aber wie weit fort­ge­schrit­ten ist der ange­streb­te Para­dig­men­wech­sel? Von der weit­ge­hend auto­frei­en Innen­stadt ist Müns­ter noch weit ent­fernt. Immer­hin: Im Dezem­ber beschloss der Rat nach einer zähen und teil­wei­se pole­misch geführ­ten Debat­te, den Dom­platz für den Auto­ver­kehr zu sper­ren. Der Tenor der Abstim­mung: Der CDU und FDP geht alles zu schnell, dem Rats­bünd­nis nichts schnell genug. Ende Juni sol­len die mehr als 170 Bewoh­ner- und West­fa­len­fleiß-Park­plät­ze ver­schwin­den, berich­ten die West­fä­li­schen Nach­rich­ten. Das ist ein ers­ter klei­ner Schritt, den das Rats­bünd­nis in Sachen Ver­kehrs­wen­de geht. (sfo)

Wohnen: Der Mietenwahnsinn geht weiter

Das Wohn­ka­pi­tel beginnt mit einem bedeu­tungs­schwe­ren Satz: „Bezahl­ba­rer Wohn­raum ist eine der wich­tigs­ten Zukunfts­fra­gen unse­rer Stadt“. Wenn Sie schon mal inner­halb von Müns­ter umge­zo­gen sind, ken­nen Sie das Pro­blem bestimmt aus eige­ner Erfah­rung: Es ist nahe­zu unmög­lich, mit einem Durch­schnitts­bud­get eine halb­wegs innen­stadt­na­he Woh­nung zu finden.

Dazu ein Blick in die Sta­tis­tik, die die­ses Dra­ma ver­an­schau­licht: Von ein­tau­send Miet­woh­nun­gen sind in Müns­ter nur drei frei, das sind 0,3 Pro­zent. Schlim­mer ist die Situa­ti­on nur in Mün­chen, dort sind zwei von ein­tau­send Woh­nun­gen frei. Ten­denz sin­kend, denn in fast allen deut­schen Groß­städ­ten mar­schiert die Leer­stands­quo­te in Rich­tung 0 Prozent.

Zählt man zu den Glück­li­chen, die eine der heiß­be­gehr­ten Miet­woh­nun­gen ergat­tert haben, darf man tief in die Tasche grei­fen: Laut neu­es­tem Miet­spie­gel zah­len Mieter:innen im Durch­schnitt 9,37 Euro pro Qua­drat­me­ter, vor zwei Jah­ren lag die Net­to­kalt­mie­te noch bei 8,55 Euro. Das Pres­se­amt erklärt die­sen Anstieg übri­gens zyni­scher­wei­se mit der „hohen Attrak­ti­vi­tät der Stadt Münster“.

Was hat sich die Rats­ko­ali­ti­on aus Grü­nen, SPD und Volt vor­ge­nom­men, um die­sen Wahn­sinn zu bekämp­fen? Die fol­ge­rich­ti­ge Lösung wäre ja, mehr bezahl­ba­re Woh­nun­gen zu bau­en. Das hat der Rat 2014 auch so gese­hen und beschlos­sen, dass jedes Jahr 300 Sozi­al­woh­nun­gen in Müns­ter ent­ste­hen sollen.

Das ist seit­dem auch in den meis­ten Jah­ren gelun­gen – 2022 aber nicht. Im ver­gan­ge­nen Jahr sind gera­de ein­mal 99 Sozi­al­woh­nun­gen dazu­ge­kom­men, im PR-Sprech des Kom­mu­ni­ka­ti­ons­am­tes heißt das: „Sozia­le Wohn­raum­för­de­rung kommt wie­der in Schwung.“ Wie vie­le ihre Sozi­al­bin­dung ver­lo­ren haben, steht noch nicht fest.

Fai­rer­wei­se muss man aber sagen: Gera­de reißt auch der Bund die eige­nen Bau­zie­le. SPD-Bau­mi­nis­te­rin Kla­ra Gey­witz glaubt sich erst im kom­men­den Jahr dem Ziel von 400.000 Sozi­al­woh­nun­gen anzu­nä­hern. 2022 sind nur 250.000 Sozi­al­woh­nun­gen in Deutsch­land fer­tig gewor­den. Der Grund für den Ein­bruch im sozia­len Woh­nungs­bau: Seit dem Angriffs­krieg auf die Ukrai­ne explo­die­ren die Bau­kos­ten, außer­dem feh­len Fach­kräf­te. Ein pfif­fi­ger Vor­schlag aus dem Hau­se Gey­witz ist daher, ein­fach „mit der glei­chen Anzahl an Per­so­nen auf den Bau­stel­len mehr herzustellen“.

Dabei hat Müns­ter ja eigent­lich ein Rezept, um güns­ti­gen Wohn­raum zu schaf­fen. Es nennt sich „sozi­al­ge­rech­te Boden­nut­zung“ und gilt laut Deutsch­land­funk über­re­gio­nal als Vor­zei­ge­mo­dell. Die Stadt kauft Bau­land und ver­gibt die Grund­stü­cke vor­zugs­wei­se an Investor:innen, die eine nied­ri­ge Start­mie­te ver­spre­chen. Auf die­se Wei­se soll jede drit­te Miet­woh­nung, die in Müns­ter ent­steht, sozi­al geför­dert werden.

Ein schö­nes Kon­zept – aber lei­der eines mit Gren­zen, denn abge­se­hen von der sozi­al­ge­rech­ten Boden­nut­zung hat die Stadt kaum ande­re Mög­lich­kei­ten, die Bau- und Mie­ten­po­li­tik zu regu­lie­ren. Und auch ein Kon­zept, das offen­bar nicht über­all umge­setzt wird. Im ver­gan­ge­nen Jahr hat aus­ge­rech­net im Bahn­hofs­vier­tel, wo bezahl­ba­rer Wohn­raum beson­ders knapp ist, das Poha-House eröff­net: ein Luxus­tem­pel mit exakt null Sozi­al­woh­nun­gen, den Ralf Heimann im Sep­tem­ber im RUMS-Brief vor­ge­stellt hat.

Mehr Hand­lungs­spiel­raum hat die Stadt hin­ge­gen bei der Bekämp­fung von Woh­nungs­lo­sig­keit. Das Rats­bünd­nis setzt sich laut Koali­ti­ons­ver­trag dafür ein, „dass jeder Mensch in Müns­ter ein Dach über dem Kopf hat“. Vor­ga­be der Euro­päi­schen Uni­on ist, bis 2030 die Obdach­lo­sig­keit abzu­schaf­fen.

Ein Wahl­ver­spre­chen hat das Bünd­nis im Juni 2022 umge­setzt: Die Stadt hat ein Arbei­ter­wohn­haus am Dom­platz ein­ge­rich­tet, eine Unter­kunft für Berufs­tä­ti­ge ohne eige­nes Zuhau­se. Außer­dem wol­len die Koali­ti­ons­par­tei­en bestehen­de Hil­fen für Woh­nungs­lo­se wei­ter aus­bau­en. Was not­wen­dig wäre, denn bis­lang hört man aus dem Haus der Woh­nungs­lo­sen­hil­fe und dem Ger­tru­den­haus, dass die Unter­künf­te an ihre Gren­zen sto­ßen. (sfo)

Anony­mer Briefkasten

Haben Sie eine Infor­ma­ti­on für uns, von der Sie den­ken, sie soll­te öffent­lich wer­den? Und möch­ten Sie, dass sich nicht zurück­ver­fol­gen lässt, woher die Infor­ma­ti­on stammt? Dann nut­zen Sie unse­ren anony­men Brief­kas­ten. Sie kön­nen uns über die­sen Weg auch anonym Fotos oder Doku­men­te schicken.

Klima und Umwelt: klingt gut, dauert lang

„Das Ziel der Kli­ma­neu­tra­li­tät bis 2030 hat für uns höchs­te Prio­ri­tät“, hat die Rat­haus­ko­ali­ti­on ganz zu Beginn ihres Ver­trags for­mu­liert. Kli­ma- und Umwelt­schutz ist eine sek­tor­über­grei­fen­de Auf­ga­be, wes­we­gen es nicht mög­lich ist, alle Maß­nah­men hier zu bewer­ten. Ein paar Ver­spre­chen haben wir uns etwas genau­er ange­schaut. Die Kurz­form lau­tet: Vie­les hat sei­nen Weg in die Poli­tik und die Ver­wal­tung gefun­den. Beschlüs­se und Anträ­ge sind schon ein­mal was. Die Umset­zung ist in vie­len Fäl­len aller­dings noch eine Visi­on oder gera­de in der Mache. Und etwas ausführlicher:

Flächennutzung: bloß nicht den Überblick verlieren

Die Fra­ge, wo was gebaut wer­den darf, spielt an meh­re­ren Stel­len im Koali­ti­ons­ver­trag eine Rol­le, ins­be­son­de­re mit dem Blick auf Grün- und Frei­flä­chen und dem Aus­bau sich erneu­ern­der Ener­gie­quel­len. Eine Ant­wort dar­auf zu fin­den, ist ziem­lich kom­plex. Und vor allem: Sie exis­tiert noch nicht. Was man zum jet­zi­gen Zeit­punkt aller­dings sagen kann: Man dis­ku­tiert dar­über, wie Flä­chen in Zukunft genutzt wer­den sol­len und dür­fen. Im Moment geht es zum Bei­spiel um das soge­nann­te inte­grier­te Flächenkonzept. 

Den Aus­druck fin­den Sie zwar nicht im Koali­ti­ons­ver­trag, das Instru­ment soll aller­dings eini­ge For­de­run­gen dar­aus ein­be­zie­hen. Ein Bei­spiel: Solar­an­la­gen ent­lang von Bahn­tras­sen. Im Sep­tem­ber haben Ver­wal­tung, Poli­tik, Fach­leu­te und schließ­lich die inter­es­sier­te Öffent­lich­keit im Ide­al­fall ein tol­les Kon­zept auf die Bei­ne gestellt, das auf­zeigt, wie städ­ti­sche Flä­chen nach­hal­tig genutzt werden.

Dass dabei Kon­flik­te auf­tau­chen, liegt auf der Hand: Wohn­raum fehlt, wirt­schaft­li­che Flä­chen­nut­zung hat finan­zi­el­le Vor­tei­le, Ener­gie­quel­len sol­len aus­ge­baut wer­den, Grün­flä­chen sind wich­tig fürs Stadt­kli­ma und dann brau­chen wir ja noch Platz, um Lebens­mit­tel anzu­bau­en. Teils unter­schied­li­che Inter­es­sen sto­ßen auf­ein­an­der, die nun in kur­zer Zeit abge­stimmt wer­den sol­len. Erin­nern Sie sich nur ein­mal kurz an den Streit um ein mög­li­ches Gewer­be­ge­biet in der ver­gan­ge­nen Rats­sit­zung zurück. Also: mal abwar­ten, was draus wird.

Es gibt noch wei­te­re Instru­men­te, die im Zusam­men­hang ste­hen mit der Flä­chen­nut­zung in naher Zukunft, zum Bei­spiel die gera­de ver­öf­fent­lich­te kli­ma­ge­rech­te Bau­leit­pla­nung. Die hat die Koali­ti­on eben­falls in ihrem Ver­trag gefor­dert, der „Leit­fa­den 1.0“ liegt nun vor und soll digi­tal erwei­tert wer­den. Auch hier das vor­läu­fi­ge Fazit: Mal abwar­ten, wie die Reak­ti­on der Poli­tik auf den Ver­wal­tungs­be­richt aus­sieht und inwie­fern die unter­schied­li­chen Instru­men­te ein­an­der sinn­voll ergänzen.

Energiewende: theoretisch gut, praktisch geht so

Ein for­mu­lier­tes Ziel im Koali­ti­ons­ver­trag lau­tet: Öko­strom für alle von den Stadt­wer­ken belie­fer­ten Haus­hal­te bis 2025. Momen­tan sind das laut Spre­che­rin 70 Pro­zent, der Anteil steigt ste­tig an. Denn wer einen neu­en Ver­trag abschließt oder den bestehen­den ver­län­gert, erhält nur noch Öko­strom. Aller­dings wer­den momen­tan fast 90 Pro­zent davon zuge­kauft, womit wir bei einem wei­te­ren Bestre­ben der Rat­haus­ko­ali­ti­on wären: Bis 2030 soll­te der aus­schließ­lich grü­ne Strom hier in Müns­ter erzeugt wer­den. Aus der Kon­zept­stu­die Kli­ma­neu­tra­li­tät 2030 wis­sen wir inzwi­schen: Das ist nicht mög­lich. Etwa 16 Pro­zent wird Müns­ter immer zukau­fen müs­sen, auch wenn es hier anders als in ande­ren Städ­ten vie­le Flä­chen gibt.

Eini­ge davon befin­den sich auf den Dächern der Stadt. Wie im Koali­ti­ons­ver­trag ange­strebt, ist die Alt­stadt­sat­zung inzwi­schen geän­dert, sodass auf betrof­fe­nen Gebäu­den nun Modu­le ange­bracht wer­den dür­fen, und neue Gebäu­de müs­sen mit Pho­to­vol­ta­ik­an­la­gen bestückt wer­den. Die gute Nach­richt: Der Aus­bau geht vor­an. Trotz­dem sind laut Pres­se­stel­le der Stadt etwa 95 Pro­zent der mög­li­chen Dach­flä­chen unge­nutzt. Ins­ge­samt liegt Müns­ters instal­lier­te Solar­leis­tung bei 88 Mega­watt, 72 davon kom­men von Müns­ters Dächern*. Das ist noch mei­len­weit ent­fernt von den 1.400, die dem Poten­zi­al der Dach­flä­chen ent­spre­chen und das sich zum größ­ten Anteil auf Wohn­ge­bäu­den befindet.

Was Wind­kraft­an­la­gen angeht, ist der Aus­bau von der momen­tan statt­fin­den­den Raum­pla­nung abhän­gig, zu der oben bereits eini­ge Sät­ze stehen.

Die zwei­te Bau­stel­le heißt Wär­me­ver­sor­gung. Die Koali­ti­on hat sich zum Ziel gesetzt, 5 Pro­zent der Gebäu­de pro Jahr zu sanie­ren, damit sie ener­gie­ef­fi­zi­en­ter wer­den. Um das Ziel zu errei­chen, hat sie das För­der­pro­gramm „Kli­ma­freund­li­che Wohn­ge­bäu­de“ aus­ge­baut und die Ener­gie­be­ra­tung der Stadt aus­ge­wei­tet. Wie viel tat­säch­lich saniert wur­de, kann die Stadt nicht mit­tei­len, den Fort­schritt erfas­se sie sta­tis­tisch nicht. Aber: Das För­der­bud­get von etwa drei­ein­halb Mil­lio­nen Euro wur­de aus­ge­schöpft und die Stadt hat noch­mal gut 100.000 oben­drauf gegeben.

Neben mög­lichst effi­zi­en­ten Gebäu­den spielt es aber auch eine Rol­le, woher die Wär­me kommt. Ein paar Stich­wör­ter: Das Fern­wär­me­netz wird aus­ge­baut, bald auch stra­te­gisch, die Stadt­wer­ke haben dafür gera­de eine För­de­rung bewil­ligt bekom­men. Geo­ther­mie ist ein wich­ti­ger Punkt auf dem Weg zur grü­nen Wär­me, ihre Eta­blie­rung ist aber kom­pli­ziert und dau­ert. Solar­ther­mie eben­falls, ein groß­flä­chi­ges Pilot­pro­jekt ist in Pla­nung, der öffent­li­che Stand ist aller­dings noch wie vor gut einem Jahr: Man plant und ver­han­delt, Genaue­res dazu also später.

Baumschutzsatzung: Besonders ältere Bäume sollen bleiben

Ursprüng­lich hat­te die Stadt für Ende 2022 geplant, die Baum­schutz­sat­zung fer­tig zu haben. Jetzt will die Ver­wal­tung laut Pres­se­stel­le der Stadt nun im Som­mer 2023 die erar­bei­te­te Baum­schutz­sat­zung dem Rat zur Abstim­mung vor­le­gen. Dass alles deut­lich län­ger dau­ert, liegt laut Ver­wal­tung dar­an, dass die Erstel­lung auf­wän­dig ist und wenig Per­so­nal dafür zur Ver­fü­gung steht. 

Vor gut einem Jahr hat­te der Rat beschlos­sen, dass Müns­ter so eine Sat­zung erhal­ten soll, die auch im Koali­ti­ons­ver­trag gefor­dert war. An dem Vor­schlag waren auch Vertreter:innen aus Umwelt­or­ga­ni­sa­tio­nen ver­tre­ten, zum Bei­spiel Mar­tin Krab­be vom Bund für Umwelt und Natur­schutz Deutsch­land (BUND). Für ihn beson­ders wich­tig: Die Sat­zung muss alte und gro­ße Bäu­me schüt­zen, und wenn ein Baum doch gefällt wird, soll­te mög­lichst Ersatz im von der Sat­zung ein­ge­schlos­se­nen Gebiet gepflanzt oder eben ein finan­zi­el­ler Aus­gleich gezahlt wer­den. Die­se Aus­gleichs­zah­lung soll­te dann wie­der­um auch im Sat­zungs­ge­biet ein­ge­setzt wer­den. Bäu­me bin­den schließ­lich nicht nur CO2 aus der Luft, son­dern spen­de­ten auch Schat­ten an hei­ßen Tagen. 

Die CDU hin­ge­gen übt Kri­tik an den Per­so­nal­kos­ten und sieht die Mög­lich­keit, dass Men­schen noch schnell Bäu­me fäl­len, bevor die Sat­zung in Kraft tritt. „Wenn immer mehr gebaut wird, gibt es aller­dings irgend­wann kei­nen Platz mehr, um Bäu­me ein­fach nach­zu­pflan­zen“, sagt Mar­tin Krab­be. Das ist sei­ne Posi­ti­on zu der Fra­ge, war­um das Geld bes­ser fürs Per­so­nal als für neue Bäu­me aus­ge­ge­ben wer­den sollte.

Klimarelevanz: Transparenz in der Verwaltung

Grü­ne, SPD und Volt wol­len eta­blie­ren, dass Rat und Ver­wal­tung die Kli­ma­re­le­vanz ihrer Ent­schei­dun­gen prü­fen. Ein sol­cher Indi­ka­tor ist zwar kein direk­ter Kli­ma­schutz, wür­de aller­dings das Bewusst­sein für die Kli­ma­fol­gen von Maß­nah­men erhö­hen. Und: Man müss­te sich damit zwangs­läu­fig aus­ein­an­der­set­zen. Schon vor den Kom­mu­nal­wah­len gab es einen Antrag der Grü­nen, der liegt seit­dem aller­dings bei der Ver­wal­tung. Für die kli­ma- und umwelt­po­li­ti­sche Spre­che­rin Lean­dra Praet­zel zeigt das: Der Ober­bür­ger­meis­ter unter­stüt­ze kon­struk­ti­ve Arbeit am Kli­ma­schutz bis­her nicht. Die Ver­wal­tung schreibt auf Anfra­ge, dass es zeit­gleich noch drei ähn­li­che Rats­be­schlüs­se gab. Auf der Grund­la­ge wur­de intern viel abge­stimmt und erprobt, es gibt jetzt eine Anwen­dung und die wie­der­um soll vor­aus­sicht­lich ab Ende 2023 zwei Jah­re lang getes­tet werden.

*Hier stand vor­her nicht „instal­lier­te Solar­leis­tung“, son­dern nur „Solar­leis­tung“. Ein Leser hat uns dar­auf auf­merk­sam gemacht, dass das unge­nau ist. Bei der instal­lier­ten Solar­leis­tung han­delt es sich um die Spit­zen­leis­tung der Anla­ge unter Test­be­din­gun­gen. Des­we­gen kann hier­von nicht die tat­säch­li­che Ener­gie­men­ge, die von den Anla­gen zum Bei­spiel im Lau­fe eines Jah­res pro­du­ziert wird, abge­lei­tet werden.

Michael Jungs Halbzeit-Analyse

Wenn die Wahl­pe­ri­ode ein Fuß­ball­spiel wäre, hät­ten wir jetzt Halb­zeit. Unser Kolum­nist Micha­el Jung kommt in sei­ner Halb­zeit­bi­lanz zu dem Ergeb­nis: Es steht 1:0 für die Rat­haus­ko­ali­ti­on. Den Tref­fer erziel­te die Koali­ti­on laut Jung rela­tiv früh, indem sie die Schu­len mit iPads aus­stat­te­te. Nach Jungs Ein­druck begann das Spiel stark, plät­scher­te dann aber ein wenig dahin. Er bemän­gelt vor allem, dass es in der Ver­kehrs­po­li­tik nicht schnel­ler vor­an­ging. Für die zwei­te Hälf­te erhofft er sich von der Koali­ti­on etwas mehr Mut. Lesen Sie hier sei­ne Ana­ly­se.

Danke!

Am ver­gan­ge­nen Sonn­tag waren wir mit acht RUMS-Leser:innen beim All­­we­t­­ter­­zoo-Lauf dabei. Und wir haben uns sogar ziem­lich gut geschla­gen: Gran­dio­se fünf Mal haben wir es in den ein­zel­nen Alters­klas­sen­wer­tun­gen aufs Trepp­chen geschafft.

Und weil’s so schön war: Am 3. Sep­tem­ber gehen wir mit RUMS direkt noch ein­mal an den Start, und zwar beim Müns­­ter-Staf­­fel­­ma­ra­­thon. Wenn Sie auch mit­lau­fen möch­ten, sichern Sie sich noch schnell eine Staf­fel, bevor sie aus­ge­bucht sind. Und falls Sie nicht ganz sicher sind, was Sie anzie­hen sol­len: Wir hät­ten da noch so ein RUMS-Shirt für Sie …

Klima-Update

+++ Das Akti­ons­bünd­nis „FMO-Aus­stieg jetzt!“ lässt nicht locker: Die Akti­ven haben eine Peti­ti­on gestar­tet, in der sie unter ande­rem die Oberbürgermeister:innen von Müns­ter und Osna­brück zur Schlie­ßung des Flug­ha­fens auf­ru­fen. Als Alter­na­ti­ve schla­gen sie vor, einen Ener­gie­park auf dem Gelän­de ein­zu­rich­ten. Vor­bild kön­ne die Gemein­de Saer­beck sein, die 2011 ein ehe­ma­li­ges Muni­ti­ons­de­pot von der Bun­des­wehr gekauft hat­te und die Flä­che jetzt für sich erneu­ern­de Ener­gien nutzt. Nur: Ist das auch rea­lis­tisch? Eine von der Stadt Müns­ter in Auf­trag gege­be­ne Stu­die ist im ver­gan­ge­nen Jahr zu dem Schluss gekom­men, eine Still­le­gung des Flug­ha­fens in Gre­ven sei ziem­lich kost­spie­lig und wahr­schein­lich teu­rer als der Wei­ter­be­trieb. Ralf Heimann hat­te die Kurz­ver­si­on der Stu­die im Juni für Sie zusam­men­ge­fasst. (sfo)

+++ Weil es im Som­mer in der Innen­stadt ganz schön heiß wird, hat die Stadt in der ver­gan­ge­nen Woche Bäu­me in Holz­kü­beln an der Königs- und an der Frau­en­stra­ße auf­ge­stellt, damit sie Schat­ten spen­den kön­nen. Wei­te­re Stadt­bäu­me sol­len am Ver­sp­oel und mög­li­cher­wei­se auch am Alten Fisch­markt plat­ziert wer­den. Ins­ge­samt sol­len 25 sol­cher mobi­len Stadt­bäu­me in der Innen­stadt ver­teilt wer­den, die das Land Nord­rhein-West­fa­len finan­ziert. 474 Kilo­me­ter wei­ter öst­lich geht man eini­ge Schrit­te wei­ter: Ber­lins schei­den­de Umwelt­se­na­to­rin Bet­ti­na Jarasch von den Grü­nen rich­tet in der Bun­des­haupt­stadt drei „Som­mer­stra­ßen“ ein, die von Mai bis Okto­ber die Stadt­hit­ze erträg­li­cher machen sol­len. Und wie sieht das aus? In die­sen Stra­ßen wer­den auch mobi­le Stadt­bäu­me auf­ge­stellt und zusätz­lich Sitz­mög­lich­kei­ten geschaf­fen, Pflan­zen­bee­te ange­legt und der Auto­ver­kehr redu­ziert, damit Kin­der unge­stört auf der Stra­ße spie­len kön­nen. Zur Ein­wei­hung der „Som­mer­stra­ßen“ wer­den Stra­ßen­fes­te mit Live­mu­sik ver­an­stal­tet. (sfo)

+++ Heu­te beginnt die Wan­zen­cha­ll­enge. Die bit­te was? Der Land­schafts­ver­band rich­tet bis Sil­ves­ter einen Foto­wett­be­werb aus: Wer die meis­ten Wan­zen­ar­ten foto­gra­fiert, gewinnt die Teil­nah­me an einem drei­tä­gi­gen Wan­zen­kurs des Natur­kun­de­mu­se­ums. Die gute Nach­richt: Wan­zen gibt es über­all und es wer­den der Kli­ma­kri­se sei Dank immer mehr. Die dicken Krab­bel­vie­cher lie­ben Hit­ze und Tro­cken­heit. (sfo)

Ehren­amt­li­che Grup­pen­lei­tun­gen gesucht!

Das Kon­takt­bü­ro Ple­ge­selbst­hil­fe (ange­bun­den an die Alz­hei­mer Gesell­schaft Müns­ter) sucht ver­läss­li­che und kom­pe­ten­te Men­schen, die Lust haben, 1x im Monat eine Selbst­hil­fe­grup­pe für Betrof­fe­ne und Ange­hö­ri­ge zu orga­ni­sie­ren und zu mode­rie­ren (Arbeits­auf­wand ca. 3 Std. pro Monat). Kon­takt: pflegeselbsthilfe@alzheimer-muenster.de

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen fin­den Sie hier!

Ein-Satz-Zentrale

+++ Ach­tung, es gibt Trick­die­be, die so tun, als wären sie Stadt­wer­ke-Mit­ar­bei­ter, um in Woh­nun­gen zu kom­men. (Poli­zei Müns­ter)

+++ Ab Diens­tag ist die Zufahrt zur Umge­hungs­stra­ße B51 vom Indus­trie­weg aus in Rich­tung A43 für drei Wochen wegen Bau­ar­bei­ten gesperrt. (Stadt­net­ze Müns­ter)

+++ Am 1. Mai ändert sich der Abfall­ab­fuhr­plan um einen Tag, Schwimm­bä­der und das Stadt­mu­se­um blei­ben geschlos­sen, das Frei­bad Coburg und der Frie­dens­saal nicht. (Stadt Müns­ter)

+++ Am 2. Mai fin­det am Ser­va­tii­platz eine Geburts­tags­fei­er für Paul Wulf statt. (Stadt Müns­ter)

+++ Am 3. Mai kön­nen Sie im Begeg­nungs­zen­trum Kin­der­haus Ideen für die Neu­ge­stal­tung des Sprick­mann­plat­zes ein­brin­gen. (Stadt Müns­ter)

+++ Der Lam­ber­ti­brun­nen, der seit 2020 kaputt ist, wird in den nächs­ten Wochen repa­riert, spä­ter dann auch die Brun­nen in Berg Fidel und am Kin­der­hau­ser Sprick­mann­platz. (West­fä­li­sche Nach­rich­ten)

+++ Weil es in Müns­ters Kitas zu wenig Per­so­nal gibt, plant die Stadt unter ande­rem eine stän­di­ge Not­be­treu­ung. (Stadt Müns­ter)

+++ Die CDU Müns­ter will, dass alle Schwimm­bä­der die glei­che Tech­nik bekom­men, damit man weni­ger Fach­kräf­te braucht. (CDU Müns­ter)

+++ Es gibt mehr freie Aus­bil­dungs­plät­ze als jun­ge Leu­te, die einen suchen, genau­er: in etwa drei­mal so vie­le. (Arbeits­agen­tur Ahlen-Müns­ter)

+++ Die Zahl der arbeits­lo­sen Men­schen in Müns­ter ist im Ver­gleich zum ver­gan­ge­nen Mon­tag leicht gestie­gen, im Ver­gleich zum Vor­jahr sehr stark. (Arbeits­agen­tur Ahlen-Müns­ter)

+++ Die FDP Rats­frak­ti­on for­dert, dass der Ober­bür­ger­meis­ter im Dia­log mit der „Letz­ten Gene­ra­ti­on“ klar­stellt, dass For­de­run­gen legal und kon­struk­tiv vor­ge­bracht wer­den müs­sen. (FDP Müns­ter)

+++ Die Tech­no­lo­gie­för­de­rung Müns­ter will 50 Mil­lio­nen Euro für zwei neue Gebäu­de aus­ge­ben, damit dort neue Fir­men für Bat­te­rie­tech­nik ein­zie­hen kön­nen. (Anten­ne Müns­ter)

+++ In Müns­ter gibt es einen neu­en Staats­an­walt, der sich nur um Straf­ta­ten im Bahn­hofs­vier­tel küm­mert, damit alles an einer Stel­le bear­bei­tet wer­den kann. (Poli­zei Müns­ter)

+++ Als der Fuß­ball­ver­ein Preu­ßen Müns­ter auf­ge­stie­gen ist, war das Han­dy­netz über­las­tet, weil so vie­le Leu­te ihre Freu­de tei­len woll­ten. (West­fä­li­sche Nach­rich­ten)

Unbezahlte Werbung

Wo gibt es eigent­lich den bes­ten Döner der Stadt? Zu die­ser Fra­ge gibt es sicher­lich geteil­te Mei­nun­gen, ein Kan­di­dat ist aller­dings Level Up Kebab. Der Imbiss in der Marie­ven­gas­se backt das Brot selbst und berei­tet auch die Fal­a­feln im Haus frisch zu. Mit in die Tasche kom­men außer­dem noch gegrill­tes Gemü­se und haus­ge­mach­te Soßen. Der Döner­la­den hat mon­tags bis sams­tags zwi­schen 11.30 Uhr und 21 Uhr geöffnet.

Hier fin­den Sie alle unse­re Emp­feh­lun­gen. Soll­te Ihnen ein Tipp beson­ders gut gefal­len, tei­len Sie ihn ger­ne ein­fach über den Link.

Drinnen und Draußen

Fabi­an Cohrs hat dies­mal Kul­tur­tipps für Sie gesammelt:

+++ Am 1. Mai ist Tag der Arbeit. Unter ande­rem der Deut­schen Gewerk­schafts­bund (DGB) ruft zu einer Demons­tra­ti­on auf. Die geht um 11 Uhr am Hafen­platz los und endet um 12 Uhr in der Stu­ben­gas­se für eine Abschluss­kund­ge­bung. Die Mai­re­de wird von der SPD-Bun­des­vor­sit­zen­den Saskia Esken gehal­ten. Alles wei­te­re fin­den Sie hier.

+++ Kur­ze Geschichts­stun­de: Am 2. Mai 1933 fand die Zer­schla­gung der Gewerk­schaf­ten statt. Natio­nal­so­zia­lis­ten hat­ten ihre Ver­eins­häu­ser besetzt. Dar­an erin­nert der DGB. Um 17 Uhr geht die Gedenk­ver­an­stal­tung an der Damm­stra­ße 23 los, im Anschluss soll es eine Rad­tour zu Gedenk­or­ten des Natio­nal­so­zia­lis­mus mit Stadt­füh­rer Klaus Woest­mann geben. Mehr Infor­ma­tio­nen erhal­ten Sie hier.

+++ Und wer am 1. Mai Ent­span­nung sucht, kann ja mal im Frei­bad Coburg vor­bei­schau­en. Für Radfahrer:innen gibt’s ab 12 Uhr kos­ten­lo­sen Ein­tritt. Schließ­lich geht der Wett­be­werb „Stadt­ra­deln“ an die­sem Tag los. Dazu pas­send gibt es Live-Musik, Waf­feln, alko­hol­freie Cock­tails, ein Cof­fee-Bike und Schnup­per­an­ge­bo­te für Was­ser­sport­ar­ten.

+++ Der Autor Andi Sub­stanz ist ab dem 2. Mai regel­mä­ßig am Bre­mer Platz unter­wegs, um „Poe­sie für die Sze­ne“ zu schrei­ben. Dort wird er, ange­lehnt an Geschich­ten, die die Men­schen vor Ort ihm erzäh­len, spon­ta­ne Lyrik auf sei­ner Schreib­ma­schi­ne tip­pen. Ziel ist es, den Men­schen der Sze­ne am Bre­mer Platz eine Stim­me zu geben. Aus den Ergeb­nis­sen soll auch ein Maga­zin ent­ste­hen. Mehr zur Akti­on und die genau­en Ter­mi­ne erfah­ren Sie hier.

+++ Am Sonn­tag­abend fin­den tra­di­tio­nell in zahl­rei­chen Bars, Knei­pen und Clubs „Tanz in den Mai“-Veranstaltungen statt. Die­ses Jahr mit dabei: eine Koope­ra­ti­on des Puls Clubs mit der Meme-Sei­te „Müns­ter Dings“. Ein Teil der Ticket­ein­nah­men wird gespen­det, unter ande­rem an den Frau­en­not­ruf Müns­ter. Los geht es ab 22 Uhr, Tickets bekom­men Sie hier.

+++ Im Stadt­thea­ter führt das Jugend­thea­ter Sonn­tag­abend das Stück „Orpheus.Game.Over?!“ auf. Das ist eine Neu­in­ter­pre­ta­ti­on der Geschich­te von Orpheus und Eury­di­ke aus der grie­chi­schen Mytho­lo­gie, und zwar in der vir­tu­el­len Welt. Rap, elek­tro­ni­sche Musik und ein Orches­ter beglei­ten Fra­gen rund um per­sön­li­che Zie­le und Rückschläge.Tickets für den Abend erhal­ten Sie hier.

Am Diens­tag schreibt Ihnen Ralf Heimann. Ich wün­sche Ihnen ein schö­nes und hof­fent­lich lan­ges Wochenende.

Herz­li­che Grü­ße
Sven­ja Stühmeier

Mit­ar­beit: Fabi­an Cohrs (fco), Sebas­ti­an Fob­be (sfo), Jan Gro­ße Nobis (jgn), Ralf Heimann (rhe), Anto­nia Strot­mann (ast)
Lek­to­rat: Anto­nia Strotmann

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PS

Rund um den drit­ten RUMS-Geburts­tag haben wir ja schon über Lokal­jour­na­lis­mus geschrie­ben und uns mit Ihnen aus­ge­tauscht. Und auch wenn das sicher­lich schwer vor­stell­bar ist für Sie: Neben RUMS gibt es noch eini­ge ande­re lokal­jour­na­lis­ti­sche Pro­jek­te, die ein biss­chen anders funk­tio­nie­ren als eine tra­di­tio­nel­le Tages­zei­tung. Aller­dings fast aus­schließ­lich in Städ­ten. Mit ihrem Online-Maga­zin „Wokrei­sel“ berich­tet Dör­the Zie­mer hin­ge­gen aus dem Land­kreis Dah­me-Spree­wald und hat sich in ihrem Report „Brei­te x Tie­fe x Nähe“ expli­zit mit der Fra­ge beschäf­tigt, was es eigent­lich braucht, damit sich in ande­ren länd­li­chen Gebie­ten auch digi­ta­le For­men des Jour­na­lis­mus eta­blie­ren kön­nen. RUMS-Mit­grün­der Marc-Ste­fan And­res hat für den Report eini­ge Gesprä­che mit ihr geführt.

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