Wann kommt endlich der Klimabericht? | RUMS-Reportage: Operieren im Homeoffice | Was bewegt Münster? Donnerstag RUMS-Veranstaltung


Müns­ter, 7. Febru­ar 2023

Guten Tag,

vor zwei­ein­halb Jah­ren hat der Rat der Stadt beschlos­sen, dass Müns­ter im Jahr 2030 kli­ma­neu­tral wer­den soll – und dass der Ober­bür­ger­meis­ter ein­mal im Jahr dar­über berich­ten soll, wie es dabei vor­an­geht. Doch so ein Bericht ist bis­lang nicht erschienen. 

Das Kli­ma­bünd­nis hat die Stadt im ver­gan­ge­nen Jahr gefragt, wo der Bericht denn bleibt, aber kei­ne Ant­wort bekom­men. Daher haben wir auch noch ein­mal gefragt. 

Am 26. Sep­tem­ber 2022 schrieb das Kom­mu­ni­ka­ti­ons­amt, das Anlie­gen sei „nach­voll­zieh­bar und berech­tigt“, aber die gan­ze Sache hoch­kom­plex, eine „voll­stän­di­ge, aktu­el­le und detail­lier­te Über­sicht über alle Akti­vi­tä­ten und Maß­nah­men“ kön­ne man mit „ver­hält­nis­mä­ßi­gem Auf­wand“ nicht lie­fern. Und natür­lich, Kli­ma­schutz spielt in allen mög­li­chen Res­sorts und Zusam­men­hän­gen eine Rol­le. Aber was bedeu­tet „ver­hält­nis­mä­ßi­ger Aufwand“? 

Um die­se Fra­ge beant­wor­ten zu kön­nen, hat das Kli­ma­bünd­nis die Stadt am 12. Dezem­ber über das (von RUMS-Mit­grün­der Chris­ti­an Hum­borg mit­in­iti­ier­te) Infor­ma­ti­ons­frei­heits-Por­tal „Frag den Staat“ gebe­ten, alle Infor­ma­tio­nen, Doku­men­te und Akten her­aus­zu­ge­ben, die zur Berech­nung des Auf­wands nötig sind.

Die Stadt ließ die gesetz­li­che Frist um über eine Woche ver­strei­chen und ant­wor­te­te nach einer erneu­ten Auf­for­de­rung drei wei­te­re Tage spä­ter. Sie schrieb aber­mals, es sei alles hoch­kom­plex und stel­le die Ver­wal­tung vor gro­ße Her­aus­for­de­run­gen. An der Nach­richt hing eine Lis­te mit Links, die das ver­deut­li­chen soll­te. Nur die ange­for­der­ten Akten und Doku­men­te, die dabei hel­fen soll­ten, die Kos­ten ein­zu­schät­zen, fehlten. 

Drei Tage spä­ter, am ver­gan­ge­nen Mon­tag, stell­te das Kli­ma­bünd­nis die Anfra­ge noch einmal. 

Ges­tern bean­trag­te Chris­ti­an Lad­leif vom Kli­ma­bünd­nis Akten­ein­sicht. Er schrieb dem Ober­bür­ger­meis­ter in einem Brief, sein Ein­druck sei, die Ver­wal­tung habe den Beschluss des Rates gar nicht umgesetzt. 

Den Rat for­dert er auf, den alten Beschluss zu erwei­tern – um ein Moni­to­ring­ver­fah­ren zur Über­wa­chung der Maß­nah­men, dazu um eine Art Alarm-Mecha­nis­mus, der signa­li­sie­ren soll, wenn die Stadt gegen­steu­ern muss, und um eine Ver­pflich­tung: Der Ober­bür­ger­meis­ter soll Jahr für Jahr einen Rechen­schafts­be­richt abgeben. 

Neun Initia­ti­ven und Grup­pen unter­stüt­zen die Anfra­ge, unter ande­rem „Fridays4Future“, „Parents4Future“ und das Bünd­nis Klimaentscheid.

Wir haben die Anfra­ge ges­tern noch ein­mal ergänzt. Wir hät­ten auch gern eine Aus­kunft über Zeit­plä­ne und Zustän­dig­kei­ten. Außer­dem wür­den wir gern einen Blick in die Kor­re­spon­den­zen des Ober­bür­ger­meis­ters und sei­nes Büros zu die­ser Sache wer­fen. Bis eine Ant­wort kommt, wer­den wahr­schein­lich Wochen ver­ge­hen. Und die ers­te Ant­wort wird wahr­schein­lich nicht die Doku­men­te ent­hal­ten, die wir haben möchten.

Das pas­siert oft, wenn Men­schen ihr Recht gel­tend machen, einen Blick in Akten­schrän­ke zu wer­fen. Behör­den zie­ren sich. Manch­mal ver­schwin­den ganz zufäl­lig rele­van­te Doku­men­te, die eigent­lich öffent­lich sein müss­ten. Und manch­mal müs­sen am Ende Gerich­te ent­schei­den. Oft braucht man einen lan­gen Atem.

In ihrer Ant­wort an uns im Sep­tem­ber schrieb die Stadt, sie kön­ne zwar kei­ne umfas­sen­de Aus­kunft geben, aber sie wer­de Berich­te über „die gro­ßen zen­tra­len Stell­schrau­ben“ ver­öf­fent­li­chen, an denen die Stadt dre­hen kann. Ende 2022 bezie­hungs­wei­se Anfang 2023 wer­de man eine stadt­wei­te Ener­gie- und CO2-Bilanz vor­stel­len und ver­öf­fent­li­chen. Ges­tern haben wir im Kom­mu­ni­ka­ti­ons­amt noch ein­mal gefragt, wann das denn pas­sie­ren wird. Und immer­hin das wis­sen wir jetzt schon. Die Stadt schreibt, in fünf Wochen, zur Sit­zung des Kli­ma-Aus­schus­ses am 14. März, wer­de ein Bericht dazu erschei­nen. (rhe)

Kurz und Klein

+++ Nach dem Shop­ping-Rund­gang auf dem Gaso­me­ter-Gelän­de vor andert­halb Wochen (RUMS-Brief) haben die Stadt­wer­ke jetzt das Ver­fah­ren gestar­tet, durch das sie eine flüs­si­ge Per­son oder Gesell­schaft fin­den wol­len, die Spaß hat an schwie­ri­gen Bau­pro­jek­ten. Die nüch­ter­ne Sach­la­ge beschreibt das Unter­neh­men in sei­ner Pres­se­mit­tei­lung so: „Die Stadt­wer­ke benö­ti­gen den Gaso­me­ter nicht mehr und möch­ten das Grund­stück daher ver­kau­fen.“ Falls Sie selbst dar­über nach­den­ken, einen Büro­turm in einem Denk­mal zu sta­peln: Alle Unter­la­gen fin­den Sie hier. Und falls Sie sich fra­gen, was aus dem Ver­ein Sozi­al­pa­last und dem Kol­lek­tiv gewor­den ist, die das Gelän­de für einen Monat ver­las­sen haben: Die berei­ten sich gera­de auf ihre Rück­kehr vor. (rhe)

+++ Wie­so sind seit Mona­ten Medi­ka­men­te knapp, und was läuft schief? Klaus Lan­ger, Apo­the­ker und Direk­tor des Insti­tuts für phar­ma­zeu­ti­sche Tech­no­lo­gie und Bio­phar­ma­zie, spricht dar­über in einer Pod­cast­fol­ge der Uni Müns­ter. Etwas mehr als 400 Arz­nei­mit­tel kön­nen im Moment nicht gelie­fert wer­den, so steht es auf einer frei­wil­li­gen Lis­te der obers­ten Arz­nei­mit­tel­be­hör­de Deutsch­lands. Lan­ger schätzt die Zahl aber auf rund 1.000 – so vie­le Medi­ka­men­te könn­ten der­zeit in Deutsch­land kaum oder gar nicht gelie­fert wer­den. Dar­un­ter sind All­tags­me­di­ka­men­te wie Fie­ber­säf­te, Schmerz­mit­tel oder Anti­dia­be­ti­ka. Das lie­ge an vie­len Pro­ble­men, die sich anstau­ten: gestie­ge­ne Ener­gie­prei­se und unter­bro­che­ne Lie­fer­ket­ten zum Bei­spiel. Ursa­chen hier­für sind der Krieg in der Ukrai­ne und auch immer noch die Coro­na-Pan­de­mie. Eine kon­kre­te Fol­ge des Krie­ges: Es fehlt auch im Phar­ma­be­reich an Holz. Denn bei jeder neu­en Lie­fe­rung greift hier nicht etwa das Pfand­sys­tem der Euro­palet­ten. Statt­des­sen wer­den für jeden Medi­ka­men­ten­trans­port wer­den neue Holz­pa­let­ten benö­tigt. (fkr)

+++ An der Spit­ze der Stadt­ver­wal­tung lau­fen in die­sem Jahr zwei Zeit­ver­trä­ge aus. Der von Woh­nungs­de­zer­nent Mat­thi­as Peck und der von Kul­tur­de­zer­nen­tin Cor­ne­lia Wil­kens. Den Ver­trag von Cor­ne­lia Wil­kens soll der Rat am nächs­ten Mitt­woch ver­län­gern. Die SPD jubelt schon vor­ab in einer Pres­se­mit­tei­lung: „Wir sind froh, eine kom­pe­ten­te und enga­gier­te Sozi­al- und Kul­tur­de­zer­nen­tin an unse­rer Sei­te zu haben.” Das sagt Frak­ti­ons­chefin Lia Kirch, die sich in der Mit­tei­lung eben­falls mit dem Satz zitie­ren lässt: „Die SPD-Rats­frak­ti­on steht geschlos­sen hin­ter Cor­ne­lia Wil­kens als Sozi­al- und Kul­tur­de­zer­nen­tin (…)“ Ganz so geschlos­sen klingt das im Rat­haus­bünd­nis aller­dings nicht, wenn man sich umhört. Es gibt durch­aus Kri­tik an Wil­kens, auch aus der SPD – aller­dings weni­ger fach­li­che Kri­tik; eher geht es um ihren Füh­rungs­stil. Dass man sich den­noch auf Wil­kens geei­nigt hat, liegt auch an Far­ben­spie­len im Rat­haus. Wie die Regie­rungs­par­tei­en in Bund und Land die Minis­te­ri­en unter sich auf­tei­len, spielt auch bei der Ver­ga­be der Dezer­na­te die Par­tei­nä­he eine Rol­le. Cor­ne­lia Wil­kens fährt mit einem roten SPD-Ticket. Mat­thi­as Peck bekam sei­ne Fahr­kar­te von den Grü­nen. Er ist seit Län­ge­rem krank­ge­schrie­ben. Sein Ver­trag wird aller­dings wohl aus ande­ren Grün­den nicht ver­län­gert. In der eige­nen Par­tei ist man mit sei­ner Arbeit nicht zufrie­den. Für das Miss­ma­nage­ment an der Mat­hil­de-Anne­ke-Gesamt­schu­le ent­schul­dig­te Peck sich vor zwei Jah­ren öffent­lich. Das Kli­maressort nahm der Ober­bür­ger­meis­ter ihm samt Refe­rent ab. Wer Pecks Nach­fol­ge über­nimmt, ist noch nicht bekannt. (rhe)

+++ In den ver­gan­ge­nen zehn Jah­ren ist die Net­to-Kalt­mie­te in Müns­ter um 40 Pro­zent gestie­gen. Inzwi­schen zah­len Mieter:innen 11,67 Euro pro Qua­drat­me­ter für ihre Woh­nung. Damit liegt die mitt­le­re Net­to-Kalt­mie­te in Müns­ter deut­lich über dem bun­des­wei­ten Mit­tel­wert von 8,85 Euro pro Qua­drat­me­ter. Zu die­sem Ergeb­nis kommt die Wochen­zei­tung „Die Zeit“. Sie hat die Miet­prei­se aller Städ­te und Land­krei­se in Deutsch­land aus­ge­wer­tet und in einer Kar­te zusam­men­ge­fasst. Auf­fäl­lig dabei: Im Umkreis der Städ­te stei­gen die Mie­ten immer schnel­ler, weil sich vie­le Men­schen das Leben dort nicht mehr leis­ten kön­nen und statt­des­sen auf güns­ti­ge­re Miet­woh­nun­gen auf dem Land aus­wei­chen. In Telg­te (6 Pro­zent), Sen­den (7 Pro­zent), Alten­ber­ge (8 Pro­zent), Evers­win­kel (10 Pro­zent) und Dren­stein­furt (12 Pro­zent) sind die Mie­ten zwi­schen 2012 und 2022 bei­spiels­wei­se schnel­ler gestie­gen als in Müns­ter. (sfo) Kor­rek­tur­hin­weis: Hier stand vor­her, die Mie­ten in Müns­ter sei­en in zehn Jah­ren um 5 Pro­zent gestie­gen. Wir haben das korrigiert. 

+++ Am Frei­tag­nach­mit­tag kün­dig­te die Stadt noch schnell vor dem Wochen­en­de meh­re­re Baum­fäl­lun­gen an. Und zwar am Don­ders­ring, am Dües­berg­park, an der Gie­ven­be­cker Rei­he, der Her­ding­stra­ße, dem Schiff­fahr­ter Damm und am Bre­mer Platz. Dann kam die nächs­te Mel­dung. Über­schrift: „Rich­tig hei­zen mit Holz“. Wir frag­ten uns: Sehen wir jetzt den Wald vor lau­ter Baum­schutz­sat­zun­gen nicht mehr? Oder hat der Rat der Stadt­ver­wal­tung nicht im Mai den Auf­trag gege­ben, so eine Sat­zung zusam­men­zu­schrei­ben? Vor allem: Wann kommt denn jetzt die­se Sat­zung? Wir haben die Stadt gefragt, und wir haben dar­um gebe­ten, die Ant­wort doch bit­te in akzent­frei­em Behör­den­deutsch zu for­mu­lie­ren. Et voi­là: „Im Rah­men der Erstel­lung des Sat­zungs­ent­wur­fes fin­det zur­zeit die Ämter­ab­stim­mung und die Betei­li­gung der poli­ti­schen Ver­tre­tun­gen und der Fach­ver­bän­de statt.“ Und dann? „Ziel ist es, dem Rat im Früh­jahr (2. Quar­tal) nach ent­spre­chen­der Vor­be­ra­tung im Fach­aus­schuss einen fach­lich weit­ge­hend vor­ab­ge­stimm­ten Ent­wurf der Sat­zung vor­zu­le­gen.“ Über­setzt bedeu­tet das wohl: Das Papier liegt auf irgend­wel­chen Schreib­ti­schen her­um, und man schnitzt gemein­sam an den For­mu­lie­run­gen. Eine letz­te Fra­ge viel­leicht noch: Hat sich denn seit Mai über­haupt jemand an die Stadt gewandt, um zu ver­hin­dern, dass ein Baum gefällt wird? Die Ant­wort der Stadt (mut­maß­lich StadtGPT): „Dazu lie­gen kei­ne Anga­ben vor.“ (rhe)

Wie es weiterging – mit der Monokultur

In ihrer Kolum­ne am Sonn­tag bat Anna Stern dar­um, einen neu­en Namen für den Ver­ein „moNO­kul­tur“ vor­zu­schla­gen, der in Müns­ter die Inter­es­sen der freie Kunst- und Kul­tur­sze­ne ver­tritt. Der Name hat meh­re­re Nach­tei­le. Zwei davon sind: Man weiß nicht so recht, wie man ein Wort mit zwei Groß­buch­sta­ben in der Mit­te aus­spre­chen soll. Medi­en unter­schla­gen gern das Wort­spiel und schrei­ben den Namen ein­fach so, wie man ihn spricht. Nur dann klingt er ziem­lich fad. Ilka Dön­hoff schlägt daher das Wort „moNA­kul­tur“ vor, um das Weib­li­che etwas mehr her­vor­zu­he­ben. Die bei­den Pro­ble­me löst das aller­dings nicht. Jochen Witt schlägt kei­nen neu­en Namen vor, aber eine neue Initia­ti­ve. Ihr Name: „1:1 ist fair!“ Und das hat wie­der­um einen ganz ähn­li­chen Nach­teil wie das Wort „moNO­kul­tur”. Man muss es erklä­ren. Die Erklä­rung hat Jochen Witt mit­ge­lie­fert. Sie lau­tet sinn­ge­mäß: Für einen För­der-Euro, der an das Thea­ter geht, soll auch die freie Sze­ne einen Euro bekom­men. Bei der aktu­el­len Haus­halts­la­ge wür­de das aller­dings ent­we­der bedeu­ten: Das Thea­ter geht plei­te. Oder: Müns­ter geht plei­te. Bei­des wäre schlecht. Carl Otto Vel­me­ring schlägt einen Titel vor, der zwar etwas schmuck­los daher­kommt, aber sämt­li­che der Pro­ble­me oben umschifft. Er lau­tet: „Freie Sze­ne Müns­ter e.V.“ Unter­ti­tel: „Uni­on der frei­en Kunst­sze­ne in Müns­ter“. Neu­es Pro­blem hier: Das Wort „Kul­tur“ fehlt. Aber das lie­ße sich ja lösen. (rhe)

Der Rürup 

Wie es weiterging – mit den Indexmieten

Infla­ti­on kann auch ganz geil sein – die­ser Gedan­ke dürf­te eini­gen Immobilienbesitzer:innen im ver­gan­ge­nen Jahr durch den Kopf geschos­sen sein. Denn nach Anga­ben des deut­schen Mie­ter­bun­des wer­den immer mehr Miet­ver­trä­ge abge­schlos­sen, die an die jähr­li­che Infla­ti­ons­ra­te gekop­pelt wer­den. Die­ses Modell nennt sich Indexmiete.

Laut Mie­ter­bund spiel­ten Index­miet­ver­trä­ge 2020 nur eine Neben­rol­le in den Bera­tun­gen. 2021 mach­ten sie schon 10 bis 15 Pro­zent der Bera­tungs­fäl­le aus, im ver­gan­ge­nen Jahr soll unge­fähr jeder drit­te Neu­ver­trag auf dem Bera­tungs­tisch eine Index­mie­te gewe­sen sein. Der Mie­ter­bund schätzt den Anteil der Index­mie­ten bei den Neu­ver­trä­gen in Ber­lin sogar auf 70 Prozent.

Auch in Müns­ter wer­den die­se Ver­trä­ge immer popu­lä­rer. Vol­ker Jaks, Geschäfts­füh­rer des Mie­ter­ver­eins Müns­ter, sag­te uns im Okto­ber, er bera­te mehr­mals im Monat zu Index­mie­ten. Frü­her sei das noch „etwas Exo­ti­sches“ gewesen.

Der Mie­ter­bund kri­ti­siert die Index­mie­ten als „unzu­mut­ba­re Kos­ten­fal­le“. Ver­ständ­lich, denn allein im ver­gan­ge­nen Jahr lag die Infla­ti­on bei 7,9 Pro­zent. So viel müs­sen die Men­schen mit Index­miet­ver­trä­gen jetzt monat­lich drauf­zah­len. Und abseh­bar ist das Ende der Infla­ti­on noch lan­ge nicht.

Neue Kopplung, Deckel oder Verbot

Die Bun­des­po­li­tik will jetzt dar­auf reagie­ren. Bun­des­bau­mi­nis­te­rin Kla­ra Gey­witz (SPD) könn­te sich vor­stel­len, die Index­mie­ten statt an die Infla­ti­on an die all­ge­mei­ne Miet­preis­ent­wick­lung zu kop­peln. Die lag im ver­gan­ge­nen Jahr bei 5,23 Pro­zent – was immer noch ein dickes Plus ist.

Gey­witz wäre auch offen für eine Kap­pungs­gren­ze. Dann dürf­ten die Index­mie­ten inner­halb eini­ger Jah­re nicht um einen bestimm­ten Pro­zent­satz stei­gen. Eine sol­che Gren­ze gilt schon bei nor­ma­len Miet­ver­trä­gen. In Müns­ter dür­fen die Mie­ten inner­halb von drei Jah­ren nicht um 15 Pro­zent stei­gen. Auch Katha­ri­na Drö­ge, Vor­sit­zen­de der grü­nen Bun­des­tags­frak­ti­on, befür­wor­tet eine sol­che Decke­lung von Indexmieten.

Der weit­rei­chends­te Vor­schlag kommt von der Links­frak­ti­on: Sie wür­de Index­mie­ten am liebs­ten ganz ver­bie­ten. Die woh­nungs­po­li­ti­sche Spre­che­rin der Lin­ken, Caren Lay, sieht in den Index­mie­ten „sozia­len Spreng­stoff“. Sie kri­ti­siert, dass die Ampel­ko­ali­ti­on im Novem­ber zusam­men mit Stim­men der CDU/CSU- und AfD-Bun­des­tags­frak­ti­on ein Ver­bot von Index­mie­ten abge­lehnt hat­te. (sfo)

Die Reportage 

Operieren im Homeoffice

In Han­dorf steht ein Robo­ter, mit dem man Men­schen ope­rie­ren kann. Außer­ge­wöhn­lich an die­sem Robo­ter ist, dass die ope­rie­ren­de Per­son dazu nicht anwe­send sein muss. Andrew Mül­ler von der Repor­ta­ge­schu­le Reut­lin­gen hat den Robo­ter aus­pro­biert. Und wir haben zwei gute Nach­rich­ten. Es ist nie­mand ver­letzt wor­den. Und: Andrew Mül­ler hat uns über sei­nen Selbst­ver­such eine Repor­ta­ge geschrieben.

Zum Bei­trag

Korrekturen

Im RUMS-Brief vom 27. Janu­ar sind wir mit der För­de­rung und dem Bestand von Sozi­al­woh­nun­gen durch­ein­an­der­ge­kom­men. Die Stadt Müns­ter hat 2020 über 500 neue Sozi­al­woh­nun­gen geför­dert. Gleich­zei­tig ist der Bestand aller­dings geschrumpft (wie Sie hier sehen kön­nen). Das liegt aber nicht dar­an, dass weit mehr als 500 Woh­nun­gen ihre Sozi­al­bin­dung ver­lo­ren haben. Denn zwi­schen der Bewil­li­gung von Sozi­al­wohn­raum und der Fer­tig­stel­lung kön­nen eini­ge Jah­re lie­gen. Die 2020 bewil­lig­ten Woh­nun­gen flie­ßen also erst zeit­ver­zö­gert in die Sta­tis­tik ein. Die­sen Denk­feh­ler haben wir kor­ri­giert. (sfo)

Das Klima-Update

Die Stadt Müns­ter sagt, es sei kaum mög­lich, ein­mal im Jahr einen umfas­sen­den Über­blick dar­über zu geben, wie es mit dem vor drei Jah­ren beschlos­se­nen Ziel vor­an­geht, Müns­ter bis 2030 kli­ma­neu­tral zu machen. Das kön­nen wir auch nicht. Aber wir kön­nen Sie regel­mä­ßig über all das infor­mie­ren, was wir erfah­ren. Und das wol­len wir an die­ser Stel­le in Zukunft machen. Fan­gen wir also an:

+++ Die Fach­hoch­schu­le Müns­ter will mit einem Pro­jekt die Regen­was­ser­rei­ni­gung ver­bes­sern. Bauingenieur:innen und Umwelttechniker:innen der FH nut­zen dabei die Sedi­men­ta­ti­on und Fil­ter­an­la­gen. Das Ziel sei es, Klär­be­cken für Regen­was­ser wirt­schaft­li­cher und öko­lo­gi­scher zu machen. Das Pro­jekt soll bis Ende 2024 lau­fen und wird vom Lan­des­um­welt­mi­nis­te­ri­um geför­dert. (fkr)

+++ Bis 2027 will die nord­rhein-west­fä­li­sche Lan­des­re­gie­rung 1.000 neue Wind­kraft­an­la­gen schaf­fen. Laut einer Stu­die vom April 2022 gibt es in NRW aber zu wenig Platz, weil es durch die soge­nann­te Abstands­re­gel immer noch vie­le No-Go-Are­as für Wind­rä­der gibt: Sie müs­sen 1.000 Meter Abstand zur nächst­ge­le­ge­nen Wohn­sied­lung hal­ten. Wie die Lan­des­sta­tis­tik­be­hör­de ges­tern mel­de­te, sind die Wind­kraft­an­la­gen in NRW dem­entspre­chend ungleich ver­teilt. Die meis­ten Wind­rä­der pro 1.000 Einwohner:innen ste­hen in der Eifel, in Süd­west­fa­len und im Müns­ter­land. Wie es sonst aus­schaut, kön­nen Sie hier nach­se­hen. (sfo)

+++ Am Frei­tag haben wir im RUMS-Brief über ein mög­li­ches Tem­po-30-Limit berich­tet: Müns­ter setzt sich mit rund 400 ande­ren Städ­ten und Gemein­den in Deutsch­land dafür ein, dass die Stra­ßen­ver­kehrs­ord­nung den Kom­mu­nen das Recht ein­räumt, selbst über die Geschwin­dig­keits­be­gren­zung inner­orts zu ent­schei­den. Die­ses Bünd­nis will die Städ­te damit vor allem siche­rer machen. Jetzt könn­te aber noch ein zwei­tes Argu­ment dazu­kom­men: Die Deut­sche Umwelt­hil­fe hat aus­ge­rech­net, dass ein Tem­po­li­mit deut­lich mehr CO2 ein­spa­ren könn­te als bis­her ange­nom­men. Je nach Stadt könn­ten die Emis­sio­nen durch Tem­po 30 in den Innen­städ­ten um 0,5 bis 5,5 Pro­zent sin­ken. Zusam­men mit einem Limit von 100 Stun­den­ki­lo­me­tern auf der Auto­bahn und Tem­po 80 auf der Land­stra­ße könn­te Deutsch­land 11,1 Mil­lio­nen Ton­nen CO2 pro Jahr spa­ren. (sfo)

+++ Seit 2020 füh­ren die Städ­te Müns­ter und Bolo­gna eine soge­nann­te Kli­ma­part­ner­schaft. Heu­te ist eine Dele­ga­ti­on aus Ita­li­en zum ers­ten Mal in Müns­ter. Sie schau­te sich hier etwa den Recy­cling­hof in Coer­de und die Haupt­klär­an­la­ge an. Das Ziel die­ser Part­ner­schaft ist, sich mit einer Stadt aus­zu­tau­schen, die in Sachen Kli­ma­schutz vor ähn­li­chen Her­aus­for­de­run­gen steht. Bür­ger­meis­ter Mar­kus Lewe sag­te etwa zur Ver­ein­ba­rung der Part­ner­schaft, dass Müns­ter genau wie Bolo­gna über­le­gen müs­se, was eine Lösung für das hohe Ver­kehrs­auf­kom­men sei. In bei­de Städ­te sei­en schließ­lich uner­war­tet vie­le Men­schen gezo­gen. Im Som­mer soll es dann eine Absichts­er­klä­rung der bei­den Städ­te geben. Bolo­gna und Müns­ter gehö­ren zu den 100 kli­ma­neu­tra­len Städ­ten bis 2030. Eine wei­te­re Kli­ma­part­ner­schaft besteht zwi­schen Müns­ter und dem tune­si­schen Monastir. (sst)

Ein-Satz-Zentrale

+++ Müns­ters Ober­bür­ger­meis­ter hat den vom Erd­be­ben in der Tür­kei und Syri­en betrof­fe­nen Men­schen sein Mit­ge­fühl aus­ge­spro­chen. (Stadt Müns­ter)

+++ Nach dem Spiel von Preu­ßen Müns­ter gegen Ale­man­nia Aachen am Sonn­tag sind die Fan­grup­pen der bei­den Teams nicht auf­ein­an­der­ge­trof­fen, weil die Poli­zei das ver­hin­der­te. (West­fä­li­sche Nach­rich­ten)

+++ Aller­dings: Acht gewalt­tä­ti­ge Preu­ßen­fans haben am Haupt­bahn­hof drei Fans aus Aachen ange­grif­fen. (Bun­des­po­li­zei)

+++ Nach einer Ver­fol­gungs­jagd mit der Poli­zei von der Gre­ve­ner Stra­ße über das Auto­bahn­kreuz Müns­ter-Süd und A1 bis nach Kin­der­haus erwar­tet einen bekiff­ten Mer­ce­des-Fah­rer ein Straf­ver­fah­ren. (Poli­zei Müns­ter)

+++ Ein 17-Jäh­ri­ger sitzt in Unter­su­chungs­haft, weil er meh­re­re Taschen aus Fahr­rad­kör­ben geklaut haben soll. (Anten­ne Müns­ter)

+++ Die Stadt will in den nächs­ten vier Jah­ren min­des­tens 35 Mil­lio­nen Euro in Müns­ters Feu­er­weh­ren inves­tie­ren, um unter ande­rem beson­ders Lösch­fahr­zeu­ge mit gro­ßen Tanks für die ver­mehr­ten Wald- und Flä­chen­brän­de anzu­schaf­fen. (West­fä­li­sche Nach­rich­ten)

+++ Man kann im Moment kein Loop-Taxi bestel­len, weil die App spinnt. (West­fä­li­sche Nach­rich­ten)

+++ Am Dah­l­weg stoppt ein Inves­tor ein gro­ßes Bau­pro­jekt mit 300 neu­en Woh­nun­gen, weil er sich über die Vor­ga­ben der Stadt ärgert (die sich wie­der­um über ihn ärgert). (West­fä­li­sche Nach­rich­ten)

+++ Die Him­mels­lei­ter an der Lam­ber­ti­kir­che bleibt bis zum Herbst. (Stadt Müns­ter)

+++ Die Gewerk­schaft Erzie­hung und Wis­sen­schaft ruft zur Teil­nah­me an der Frie­dens­ket­te auf. (Müns­ter­Tu­be)

+++ Immer mehr Leu­te suchen die Schuld­ner­be­ra­tung der Cari­tas auf, weil ihnen Coro­na und die stei­gen­den Prei­se für Ener­gie und Lebens­mit­tel Geld­sor­gen berei­ten. (Cari­tas im Bis­tum Müns­ter)

+++ Die Inter­na­tio­na­le Frak­ti­on im Rat schlägt eine Gesamt­schu­le im Gebäu­de der Bezirks­re­gie­rung vor. (Müns­ter­Tu­be)

Was bewegt Münster?

Wenn unse­re Kolum­nis­tin Mari­on Lohoff-Bör­ger ihre Bezie­hung zu Mase­mat­te beschreibt, der Spra­che der klei­nen Leu­te, dann erzählt sie von einem alten, stin­ken­den Hund, der ihr vor die Tür gelegt wur­de. Nie­mand ist ver­ant­wort­lich, also muss sie sich küm­mern. Das hat ihr schon viel Ärger ein­ge­bracht, aber wer will schon, dass so ein Tier stirbt. Über die­ses selt­sa­me Ver­hält­nis wer­de ich am Don­ners­tag­abend in der Ver­an­stal­tungs­rei­he „Was bewegt Müns­ter?“ unse­res Ver­eins „Rund um Müns­ter“ mit ihr spre­chen. Sie wird auch zwei Geschich­ten auf Mase­mat­te vor­le­sen. Kom­men Sie doch vor­bei, wenn Sie Lust haben. Ich wür­de mich freu­en. Um 19 Uhr geht’s los. Der Ein­tritt ist frei. 

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Mitt­ler­wei­le ver­zich­ten fast neun Mil­lio­nen Men­schen in Deutsch­land auf Fisch und Fleisch oder sogar auf alle tie­ri­schen Pro­duk­te. Und es wer­den immer mehr. Viel­leicht spornt Sie das ja an, unse­ren heu­ti­gen Tipp ein­mal aus­zu­pro­bie­ren: das Gut­schein­heft „Vegan durch Müns­ter und Umge­bung“. Damit bekom­men Sie in eini­gen Cafés, Restau­rants und auch Beklei­dungs­ge­schäf­ten in Müns­ter Rabat­te auf vega­ne Pro­duk­te. Das eine oder ande­re Ange­bot hat­ten wir Ihnen auch schon ein­mal in der Unbe­zahl­ten Wer­bung vor­ge­stellt, zum Bei­spiel den syri­schen Imbiss Elben, das Café Wil­ma oder den Mode­la­den Herr Töb­ben. Das Heft bekom­men Sie online für 12,50 Euro.

Hier fin­den Sie alle unse­re Emp­feh­lun­gen. Soll­te Ihnen ein Tipp beson­ders gut gefal­len, tei­len Sie ihn ger­ne ein­fach über den Link.

Drinnen und Draußen

Was ist die Tage los in der Stadt? Unse­re Prak­ti­kan­tin­nen Lara Gelb­hardt und Frie­da Kru­ken­kamp haben sich für Sie umge­se­hen und umge­hört. Das sind ihre Empfehlungen:

+++ Heu­te Abend geht die Suche nach Leben auf dem Mars wei­ter. Ein astro­no­mi­scher Vor­trag mit Ulrich Köh­ler wid­met sich dem NASA-Mars­ro­bo­ter Per­se­ver­ance. Um 19:30 Uhr ist der Ber­li­ner Pla­ne­ten­geo­lo­ge des Deut­schen Zen­trum für Luft- und Raum­fahrt zu Gast im Pla­ne­ta­ri­um des LWL. Ein­tritt: 9 Euro oder ermä­ßigt 5. 

+++ Manch­mal muss man nicht spre­chen, um zu kom­mu­ni­zie­ren. Wenn Sie ler­nen möch­ten, Kör­per­spra­che zu lesen, kön­nen Sie mor­gen Abend um 19 Uhr in der Volks­hoch­schu­le eine Anfang machen. Her­mann Hage­mann erklärt es. Anmel­den nicht ver­ges­sen. Tickets kos­ten 30 Euro.

+++ Die Aus­stel­lung „Eter­nal Epher­me­real“ von Yochanan Rau­ert beginnt am Frei­tag­abend mit einer Ver­nis­sa­ge im Ben­no­haus. Zu sehen ist eine Bild­se­rie, die sich mit beweg­ten Fern­seh­gra­fi­ken aus den Neun­zi­gern beschäf­tigt. Klingt abs­trakt? Mehr Infor­ma­tio­nen dazu fin­den Sie hier, oder eben in der Aus­stel­lung. Wie zu jeder guten Ver­nis­sa­ge gibt es Sekt und Musik. Los geht’s um 19 Uhr. Der Ein­tritt ist frei.

+++ Stel­len Sie sich vor, Sie erfah­ren per Zufall als erwach­se­ner Mensch, dass Ihr Groß­va­ter ein bekann­ter KZ-Kom­man­dant war. Und Sie haben deutsch-nige­ria­ni­sche Wur­zeln und jüdi­sche Freun­de in Isra­el. So ist es der Autorin Jen­ni­fer Tee­ge pas­siert, die danach begann, sich mit ihrer Fami­li­en­ge­schich­te aus­ein­an­der­zu­set­zen. Mor­gen um 19 Uhr liest sie im Hör­saal JO 1 der Uni Müns­ter. Wo war das noch mal? Ach ja, Johan­nis­stra­ße 4. Mehr Infos fin­den Sie hier.

+++ Bei einem Spa­zier­gang am Sams­tag um 11 Uhr erklärt Man­fred Röh­len die Vogel­welt der Rie­sel­fel­der. Die Ver­an­stal­ter emp­feh­len den Rund­gang für Jugend­li­che ab 14. Für Kin­der ab 7 Jah­ren eig­net sich ein Ter­min am Sonn­tag. Dann geht es um die Fra­ge, was Frö­sche im Win­ter machen. Zu bei­den Ange­bo­ten kön­nen Sie sich hier anmel­den. Die Teil­nah­me kos­tet jeweils unter 10 Euro pro Person.

+++ Sanf­te Folk-Sounds in Wohn­zim­mer-Atmo­sphä­re: Am Don­ners­tag spielt die Fran­zö­sin Augus­ta in der Pen­si­on Schmidt. Sie besingt ihre All­tags­be­ob­ach­tun­gen und erin­nert dabei etwa an den Stil der kana­di­schen Musi­ke­rin Joni Mit­chell. Das Kon­zert beginnt um 20 Uhr in der Pen­si­on Schmidt. Die Kar­ten gibt es für 15 Euro hier, ermä­ßigt für 12 Euro. 

Am Frei­tag schreibt Ihnen Sebas­ti­an Fob­be. Falls Sie die­se Pas­sa­ge regel­mä­ßig lesen, über­sprin­gen Sie am bes­ten den nächs­ten Satz. Ansons­ten: Um RUMS ver­bes­sern zu kön­nen, wür­den wir gern wis­sen, wie Ihnen der News­let­ter gefällt. Viel­leicht kön­nen Sie uns eini­ge Fra­gen beant­wor­ten. Hier geht es zu unse­rer Umfra­ge. Vie­len Dank schon mal und eine gute Woche! 

Herz­li­che Grü­ße
Ralf Heimann

Mit­ar­beit: Andrew Mül­ler (anm), Sebas­ti­an Fob­be (sfo), Sven­ja Stüh­mei­er (sst), Jan Gro­ße Nobis (jgn), Lara Gelb­hardt (lge), Frie­da Kru­ken­kamp (fkr)
Lek­to­rat: Lisa Mensing

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PS

Wir ver­öf­fent­li­chen regel­mä­ßig Kor­rek­tur­mel­dun­gen, weil wir Ihnen garan­tie­ren möch­ten, dass die Din­ge, die Sie bei uns lesen, rich­tig sind – in unglück­li­chen Fäl­len dann erst im zwei­ten Anlauf. Das ist oft ärger­lich, aber irgend­wie ja auch unter­halt­sam. Ich selbst lese Kor­rek­tur­mel­dun­gen ganz ger­ne. In der New York Times, die als bes­te Zei­tung der Welt gilt, sind die Kor­rek­tu­ren manch­mal so lang wie ein Arti­kel. Heu­te zum Bei­spiel kor­ri­giert die Zei­tung vier Feh­ler. Die Frank­fur­ter All­ge­mei­ne Zei­tung hat neu­lich, wenn ich rich­tig gezählt habe, zehn Feh­ler kor­ri­giert. Aller­dings nicht in einer Aus­ga­be, son­dern in einem Arti­kel. Den ersetz­te sie schließ­lich durch die Kor­rek­tur­mel­dung. In der Aus­ga­be ges­tern ging es in einer Kor­rek­tur um Müns­ter. FAZ-Redak­teur Patrick Bah­ners war von Juli Zehs und Simon Urbans neu­em Roman „Zwi­schen den Wel­ten“ nicht ganz so begeis­tert, auch nicht von einer Figur, die Zeh und Urban sich „acht­los“ erfun­den hät­ten, wie Bah­ners am Sams­tag schrieb. Die Figur ist die Ger­ma­nis­tin Dr. Rena­te Wer­ner, in deren Semi­nar zur Erzähl­theo­rie sich die bei­den Haupt­fi­gu­ren des Romans ken­nen­lern­ten. Das Pro­blem: Rena­te Wer­ner gibt es wirk­lich. Sie war Aka­de­mi­sche Ober­rä­tin und ging im Jahr 2005 in den Ruhe­stand, wie in der Kor­rek­tur und zum Bei­spiel auf die­ser Sei­te nach­zu­le­sen ist. Dass Rena­te Wer­ner in dem Roman vor­kommt, liegt wahr­schein­lich an Simon Urban, der, bevor er Wer­be­tex­ter und schließ­lich Autor wur­de, vor über 20 Jah­ren in Müns­ter Ger­ma­nis­tik stu­diert hat. „Wir bit­ten die Acht­lo­sig­keit des Rezen­sen­ten zu ent­schul­di­gen“, schreibt die FAZ in ihrer Kor­rek­tur. Das „Wir“ kor­ri­gier­te Patrick Bah­ners spä­ter selbst. Bei Twit­ter schrieb jemand, man höre im Text die „Selbst­zer­knir­schung“ durch. Das sei also wohl der Autor selbst gewe­sen, und das ehre Bah­ners. Bah­ners ant­wor­te­te: „Vie­len Dank, in der Regel schrei­ben wir unse­re Kor­rek­tu­ren selbst.“ (rhe)