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Ein Kaffee auf RUMS | Neurowissenschaftlerin Maren Urner im Interview | Unbezahlte Werbung: Ausstellung über historische Klaviere

Guten Tag,
wenn ich etwas sehe oder lese, was mir gefällt, dann teile ich es gerne mit meinen Mitmenschen. Meistens merken die es dann daran, dass sie sich das zehnte Meme des Tages anschauen müssen – oft sind aber auch informative und gut recherchierte, journalistische Inhalte dabei. Das ist recht simpel: Wenn es mir gefällt, gefällt es vermutlich meinen Freund:innen und die teilen es dann eventuell sogar mit noch mehr Menschen – klassisches Schneeballprinzip.
Vielleicht ahnen Sie schon, worauf ich hinaus möchte. Ähnliches habe ich nämlich auch mit RUMS-Abos gemacht. Nur, dass ich in diesem Fall selbst die Inhalte mitbestimme (weswegen mir die meisten auch ganz gut gefallen). Das war trotzdem recht erfolgreich: 13 neue RUMS-Leser:innen konnte ich überzeugen. Ein Link kopiert, ein paar nette Worte dazugeschrieben und mit Freund:innen geteilt. Fairerweise muss ich gestehen, dass eine der Personen meine eigene Mutter ist – aber die wohnt nicht einmal in Münster und findet es trotzdem interessant, mitzubekommen, was hier so los ist.
Jetzt könnten Sie sich fragen: Was habe ich denn davon, neue RUMS-Leser:innen zu werben? Naja, wenn Ihnen die Freude des Teilens nicht genügen sollte, dann wäre meine rein rationale Antwort auf die Frage: Sie bekommen einen Kaffee geschenkt. Den können Sie dann auch direkt mit der neuen RUMS-lesenden Person teilen, denn die bekommt auch einen Kaffeegutschein. Das wäre doch auch ein toller Anlass, alte Freundschaften mal wieder aufleben zu lassen und sich auf einen Kaffee zu treffen, oder?
Noch gut eine Woche können Sie bei RUMS+1 mitmachen. Dazu müssen Sie einfach einen persönlichen Link erstellen, damit Sie RUMS weiterempfehlen können. Wie das genau funktioniert, können Sie hier nachlesen oder sich hier anschauen.
Sehen Sie das als Service-Hinweis meinerseits: Falls Sie sowieso vorhatten, RUMS weiterzuempfehlen – jetzt wäre der perfekte Zeitpunkt dafür. Vielen Dank! (ani)
Heute im RUMS-Brief:
- Wie es vielleicht weitergeht mit der geschlossenen Kita in Coerde
- Münster-Mitte: Verwaltung will belastete Straßennamen beibehalten
- Busverkehr: FDP wünscht sich Wunschhaltestellen
- Vorwurf der Tierquälerei: Skandal um „Westfleisch“-Betriebe
- Angriff auf Schlossplatz: Polizei sucht Zeugen
- Insektenbekämpfung: Stadt vs. Eichenprozessionsspinner und Asiatische Hornisse
- Bistum: Vorwürfe gegen Priester aus Indien
- Preußen I: Zulassung zur Zweiten Liga offiziell
- Preußen II: Pläne für den Verkehr am Stadion
- „Transformation passiert sowieso“: Interview mit Neurowissenschaftlerin Maren Urner
- Klima-Update: Mehr E-Autos auf Münsters Straßen
- Ein-Satz-Zentrale: Petition zur Erhaltung der Schulsozialarbeit
- Unbezahlte Werbung: Sammlung Beetz der Musikhochschule
- Drinnen und Draußen: Erste Kommunalwahlkampf-Veranstaltung
Wie es vielleicht weitergeht
… mit der geschlossenen Kita in Coerde
Anfang des Monats schrieben wir: Die Kita Am Edelbach in Coerde schließt Ende Juli vorübergehend. Die Kita sei überlastet, da überdurchschnittlich viele Kinder mit erhöhtem Unterstützungsbedarf die Einrichtung besuchen würden. Bis zum Kitajahr 2026/27 soll ein neues Konzept entstehen, das die Kita entlasten soll. Inzwischen liegt uns ein Brief vor, in dem Kritik an dem Vorgehen der Stadt geübt wird. Seit dem vergangenen Sommer habe der Elternbeirat der Kita immer wieder auf „Missstände bei Entscheidungen auf Leitungsebene der KiTa am Edelbach hingewiesen“. Die Schließung sei vermeidbar gewesen, wenn die Stadt rechtzeitig eingegriffen hätte. Stattdessen habe die Kita-Leitung die Situation heruntergespielt oder die Probleme geleugnet und den Erzieher:innen Vorwürfe gemacht, heißt es. Der Brief ergreift Partei für die Erzieher:innen und kritisiert, die Pressemitteilung der Stadt würde das Personal öffentlich bloßstellen. Auf dem Brief fehlen Absender und Unterschriften. Es heißt nur, der Text sei von Eltern der Kita-Kinder verfasst worden. Wir können daher den Inhalt schwer prüfen. Wissen Sie mehr oder können Sie Kontakte herstellen? Dann melden Sie sich gerne per E-Mail oder über den anonymen Briefkasten. (sfo)
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+++ Sollen Straßen mit historisch belasteten Namen umbenannt werden? Oder sollen Sie als Denkmal in der Stadt erhalten bleiben? Diskussionen darüber gibt es schon lange. Die Verwaltung empfiehlt jetzt, die historisch belasteten Straßennamen in Münster-Mitte zu belassen – und das sehr umfangreich in mehreren Beschlussvorlagen. Es geht insgesamt um diese acht Straßen (wenn Sie es genau wissen wollen: Admiral-Scheer-Straße, Admiral-Spee-Straße, Skagerrakstraße, Tannenbergstraße, Heideggerstraße, Prinz-Eugen-Straße, Otto-Weddigen-Straße, Langemarckstraße). Die Straßennamen sind umstritten, weil sie unter anderem positive Bezüge zum Nationalsozialismus oder deutschen Kolonialismus aufweisen. Die Begründung der Stadtverwaltung unter der Leitung von CDU-OB Markus Lewe: Eine Umbenennung sei laut städtischer Leitlinien nur im Ausnahmefall vorgesehen. Und: Aufwand, Kosten, Proteste von Anwohnenden. Die Entscheidung fällt allerdings die Bezirksvertretung Mitte am 6. Mai und in der haben Grünen, SPD und Volt die rechnerische Mehrheit. Die Grünen wollen weiterhin alle Straßen (mit Ausnahme der Prinz-Eugen-Straße) umbenennen. Die SPD will „Straße für Straße“ prüfen. CDU und FDP sagen: Alles soll so heißen, wie es heißt. Damit rücken die beiden Parteien von einer früheren Position ab: Im Januar 2023 hatten CDU und FDP noch einen Antrag zur Umbenennung der Admiral-Scheer-Straße mit unterzeichnet. Dem Druck von Bürgerinitiativen und Anwohnern, die unbedingt ihren Straßennamen behalten wollen, scheinen die beiden Parteien nicht mehr Stand gehalten zu haben. Für den Fall, dass die Bezirksvertretung der Umbenennung zustimmt, hat eine Bürgerinitiative, zu der mit Eduard Hüffer auch der Verleger und Geschäftsführer des Medienhauses Aschendorff gehört, ein Bürgerbegehren per Zeitungsartikel angekündigt. (ani)
+++ München hat sie schon seit einem Jahr, Hamburg führt sie gerade ein, und wenn es nach der FDP geht, würde Münster bald nachziehen: Es geht um Wunschhaltestellen. Wer nach 21 Uhr mit dem Bus fährt, kann in München und Hamburg auch auf freier Strecke aussteigen. Dafür muss man einfach nur die Busfahrer:innen nett fragen. Das Konzept soll den Nachhauseweg in den späten Abend- und Nachtstunden für die Fahrgäst:innen sicherer machen. Die FDP Münster hat jetzt den Stadtwerken einen Brief geschrieben mit der Bitte zu prüfen, ob so etwas auch hier in der Stadt möglich wäre. Gerade für Leute aus den Außenstadtteilen, die abends teilweise weite Strecken im Bus fahren müssen, wären die Wunschhaltestellen ein Gewinn, heißt es in einer Pressemitteilung. (sfo)
+++ Das sind keine appetitlichen Nachrichten zum Start der Grillsaison: Drei Mastbetriebe aus Stadtlohn, Emsdetten und Ibbenbüren, die Münsters Fleischriesen „Westfleisch“ beliefern, sollen ihre Tiere unter ekelhaften Bedingungen halten. Das haben Recherchen der Tierschützer:innen von „Aninova“ ergeben, die in die Ställe eingebrochen sind. Aufnahmen der Tierschutzorganisation sind nichts für schwache Mägen: Zu sehen sind kranke, blutverschmierte und tote Schweine, die zusammengepfercht in engen und verdreckten Ställen leben. Laut „Aninova“ soll es unter den Schweinen sogar zu Kannibalismus gekommen sein. Besonders pikant: Zwei der drei Schweinemäster nehmen an der „Initiative Tierwohl“ teil. „Aninova“ hat Anzeige bei der Staatsanwaltschaft Münster wegen Tierquälerei erstattet und die Vorfälle bei den zuständigen Veterinärämtern gemeldet. Wie der WDR berichtet, möchte auch das nordrhein-westfälische Landwirtschaftsministerium die Mastbetriebe kontrollieren. Wir haben „Westfleisch“ um Stellungnahme zu den Vorwürfen gebeten. Ein Sprecher schreibt, „Westfleisch“ nehme die Vorwürfe sehr ernst. Der Konzern prüfe die drei Betriebe derzeit. So lange seien die Lieferbeziehungen ausgesetzt. 2019 und 2022 sind bereits ähnliche Vorfälle bei „Westfleisch“-Zulieferern bekannt geworden. (sfo)
+++ In der Nacht zu Donnerstag sollen zwei bislang unbekannte Männer auf einen 27-Jährigen am Schlossplatz eingeprügelt haben. Dort soll eine Gruppe rechtsradikale Parolen gerufen haben. Gegen 3 Uhr nachts soll der 27-Jähre die Gruppe auf ihr Verhalten angesprochen haben. Daraufhin sollen die beiden Männer ihn zuerst ins Gesicht geschlagen und später am Boden auf ihn eingetreten haben. Nach der Tat verließen die Unbekannten den Schlossplatz in einem BMW. Einer der Täter soll laut Polizei-Meldung eine kräftige Statur und kurze blonde Haare haben. Wenn Sie Hinweise geben können, melden Sie sich bei der Polizei (0251/2750). (sfo)
+++ Wenn es wärmer wird, beginnt auch die Zeit der nervigen Krabbelviecher. Die Stadt startet deshalb in den nächsten Tagen damit, den Eichenprozessionsspinner zu bekämpfen. Die Brennhaare der pelzigen Raupe verursachen bei einigen Menschen heftige allergische Reaktionen. Um die Ausbreitung einzudämmen und damit gesundheitliche Schäden gering zu halten, werden Eichen in der Stadt mit einem umweltverträglichen Biozid besprüht oder die Insekten vom Baum abgesaugt. Andernorts fährt man schärfere Geschütze gegen den Eichenprozessionsspinner auf. Seit dem vergangenen Jahr ist in Münster auch noch die Asiatische Hornisse umtriebig (RUMS-Brief). Die eingeschleppte Art ernährt sich am liebsten von Honigbienen und anderen einheimischen Insekten. Um die heimische Tierwelt zu schützen, bittet die Stadt jetzt darum, Hornissennester zu melden. Die Dinger sehen so aus. (sfo)
+++ Gegen einen Priester aus Indien, der seit 2001 immer wieder im Bistum Münster tätig war, sind Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs bekannt geworden. Im März meldete sich eine Person beim Bistum mit Vorwürfen, die sich auf die Jahre 2005 bis 2007 beziehen. Der beschuldigte Priester war von 2001 bis 2012 sowie von 2017 bis Ende April 2024 im Bistum Münster tätigt, wechselte dann nach Indien, wo er zum Bischof von Nalgonda ernannt wurde. Das Bistum hat den Vorfall sowohl in Rom als auch beim Erzbischof von Hyderabad gemeldet, der nun die zuständige Behörde der katholischen Kirche bitten muss, den Fall zu untersuchen. Ob das bereits geschehen ist oder ob die Prüfung läuft, steht in der Pressemeldung des Bistums nicht. Unabhängig davon hat das Bistum die Staatsanwaltschaft Münster über die Vorwürfe informiert. Da der betreffende Priester in der Vergangenheit immer wieder im Bistum gearbeitet hat, hat ihm Übergangsleiter Antonius Hamers alle Dienste im Bistum Münster untersagt. (sfo)
+++ Offiziell hat Preußen Münster noch nichts bekannt gegeben, aber laut dem Fanmagazin „Preußenjournal“ (für das unser hauseigener Fußballexperte Carsten Schulte schreibt) hat der Verein eine Zweite-Liga-Zulassung ohne Wenn und Aber bekommen. Nach dem Aufstieg war das noch anders: Damals hatte Preußen eine Sondergenehmigung bekommen, weil das Stadion an der Hammer Straße eigentlich für die Zweite Fußballbundesliga ungeeignet ist. Jetzt muss es nur noch mit dem Klassenerhalt klappen: Bekanntlich stehen die Preußen schon seit zwei Wochen auf dem Relegationsplatz. Vier Spiele stehen noch bevor. (sfo)
+++ Apropos Preußen-Stadion: Weil die „Antik-Arena“ bald 19.000 Fans Platz bieten soll, soll auch die Verkehrsführung umgebaut werden. Konkret: Die Bushaltestelle in Richtung Innenstadt wird barrierearm, die Halte zum Stadion wird vergrößert, damit künftig drei Busse dort parken können. Insgesamt soll mehr Platz für die Fahrgäst:innen geschaffen werden, damit sie den Radfahrenden nicht in die Quere kommen. Der Straße für Autos bleibt zweispurig, wird aber ein bisschen verschoben. Der Radweg zum Stadion wird neu gepflastert, damit Wurzelschäden beseitigt werden. Wer zu Fuß kommt, kann künftig über den Stadionvorplatz laufen. Außerdem wird der Fußgängerüberweg an der Hammer Straße breiter, damit dort mehr Fans laufen können. Die Autoparkplätze öffnen weiterhin nur an den Spieltagen, der im Norden bekommt außerdem eine neue Ampel. Das ist zumindest der Plan – Mitte Juni entscheidet der Verkehrsausschuss. Die Stadt rechnet mit einer Förderung in Höhe von 200.000 Euro für den Umbau. (sfo)

Interview mit Maren Urner
„Transformation passiert sowieso“
„Nachhaltige Transformationsgestaltung“ – das ist ein ganz schön sperriger Begriff. Was steckt eigentlich dahinter?
Urner: Ich sage gern: Wer meint, nachhaltige Transformationsgestaltung komplett verstanden zu haben, hat sie nicht verstanden. Sprachlich gesehen, sind es zwei Unwörter zusammengepackt. Nachhaltigkeit kann keiner mehr so richtig hören, und Transformation will ja auch keiner so richtig haben. Und doch brauchen wir beides in Kombination.
Was bedeutet das?
Urner: Es geht um die Erkenntnis, dass wir nur zukunftsfähig sind als Spezies Mensch, wenn wir jetzt ganz viel verändern – sprich: Transformation gestalten. Und genau das wollen wir den Studierenden mitgeben. Es ist ein Masterstudiengang, der Bachelorabsolvent:innen aus allen Disziplinen offensteht.
Und was heißt für Sie persönlich Transformation?
Urner: Transformation ist für mich die Grundlage von Leben. Leben ist Veränderung. Wenn ich mich nicht verändere, werde ich sehr wahrscheinlich nicht überleben. Die Zellen und Vorgänge in meinem Körper tun das auch ständig. Die Debatte, ob wir Transformation brauchen oder nicht, ist eigentlich absurd – die Transformation passiert sowieso. Die Frage ist nur: in welche Richtung?
In Richtung Nachhaltigkeit?
Urner: Nachhaltig heißt erst einmal zukunftsfähig. Ich kann mich natürlich auf eine Art verändern, die nicht nachhaltig ist, weil es mir egal ist oder ich es nicht besser weiß. Oder ich versuche, eine Veränderung zu fördern, die unsere Lebensgrundlagen nicht weiter zerstört – individuell und global. Dafür muss, denke ich, niemand studieren, um das im Kern zu verstehen – aber bei der Umsetzung hakt es.
Was entgegnen Sie Menschen, die sagen: Das klingt alles zu idealistisch und nicht praxisnah?
Urner: Meine erste Reaktion ist je nach Situation etwas zwischen Lachen und Weinen – manchmal beides zugleich. Hier geht es nicht im weltfremden Idealismus, sondern schlichtweg um den Erhalt unserer Lebensgrundlage. Sechs von neun planetaren Belastungsgrenzen sind bereits überschritten. Wir rasen in die Klimahölle, wie Antonio Guterres, der Generalsekretär der Vereinten Nationen, sagt. Bewusst gestaltete Transformation ist nicht idealistisch, sondern Ausdruck meines Überlebenswunsches. Solche Aussagen, das sei nicht praxisnah, sind schlicht weltfremd.
In Ihrem Buch „Radikal Emotional“ beschäftigen Sie sich mit Gefühlen und Politik. Welche Rolle spielen Emotionen in diesem Prozess?
Urner: Die zentrale Rolle. Viele glauben immer noch, Emotionen hätten in sachlichen Diskussionen nichts zu suchen. Aber wer sich mit dem Gehirn beschäftigt, weiß: Entscheidungen sind ohne Emotionen gar nicht möglich. Sie ermöglichen es uns erst, zwischen Optionen zu unterscheiden – auf allen Ebenen.
Warum tun wir uns dann so schwer mit emotionaler Offenheit?
Urner: Weil wir eine Kultur geschaffen haben, die vorgibt, möglichst „rational“ zu sein. Das ist fatal, weil Emotionen ignoriert und überspielt werden, um diesem Wunsch gerecht zu werden. Wenn Emotionen dann unausgesprochen eskalieren, entgleist die Kommunikation. Sprich: Je lauter die Forderung nach Rationalität, desto emotional aufgeladener werden die Debatten. Wir müssen darüber ehrlich sprechen – gerade bei Themen wie nachhaltiger Transformation. Angst, Anerkennung, Klimaangst, Scham – all das spielt eine Rolle.
Wie kommen wir da raus?
Urner: Indem wir Räume schaffen, in denen es okay ist, Gefühle zu zeigen. Nicht im Sinne von Gruppentherapie, sondern in Form von emotional reifer Kommunikation. Das führt raus aus der Hilflosigkeit, in die viele Menschen geraten – und rein in die Selbstwirksamkeit. Sie ist grundlegender Antrieb unserer Spezies.
Was meinen Sie mit Selbstwirksamkeit?
Urner: Sie ist die Gegenspielerin der Hilflosigkeit. Wer sich als wirksam erlebt, weiß: Das, was ich tue, hat eine Bedeutung und Wirkung. Das kann Protest sein, ein Jobwechsel, einen Artikel über einen Studiengang zu schreiben – ganz egal. Hauptsache, ich tue etwas von Bedeutung. Dann spüre ich: Ich bin nicht bedeutungslos. Das gibt ein gutes Gefühl und Hoffnung.
Was gibt Ihnen aktuell Hoffnung?
Urner: Vieles. Vor allem Menschen, mit denen ich im Austausch bin, die sich mit Freude und Überzeugung auf den Weg der nachhaltigen Transformation machen. Es ist wie ein selbstaufladendes System – wir geben uns gegenseitig Kraft. Kooperation ist das, was uns als Spezies groß gemacht hat. Diese Geschichte müssen wir lauter erzählen und sie wieder besser leben.
Wenn Sie sich vorstellen, wie unsere Gesellschaft in 10 oder 20 Jahren aussieht – was wäre Ihr Wunschbild?
Urner: Menschen, die emotional reif miteinander kommunizieren. Ich glaube, dass alles Leid der Welt darauf zurückgeht, dass wir das nicht tun. Wenn wir das lernen – mit uns selbst und mit anderen – dann können wir neue Strukturen entwickeln, neue Formen von Organisation, inklusive neuer politischer Kulturen.
Woran scheitern wir noch?
Urner: Wir haben großartige Technik geschaffen, aber keine gute Kultur im Umgang damit. Zum Beispiel soziale Medien: technisch genial, aber ohne gute Regeln machen sie viele Menschen kaputt. Ich habe fünf Jahre lang als Professorin für Medienpsychologie gearbeitet und mich immer wieder gefragt: Wie kann es sein, dass wir so klug sind – und gleichzeitig so selbstzerstörerisch?
Also geht’s auch um politische und gesellschaftliche Reformen?
Urner: Unbedingt. Es reicht nicht, an individueller Veränderung zu arbeiten. Wir müssen über Wahlsysteme, Fraktionszwang und vor allem Machtstrukturen reden. Wir müssen über Emotionen in der Politik und über Ehrlichkeit sprechen. Es macht oft keinen Unterschied, ob wir auf eine Talkshow oder eine Situation im Parlament schauen. Wir brauchen eine kulturelle Weiterentwicklung. Vielleicht ist das die nächste Stufe der Evolution.
Wie Gefühle die Politik beeinflussen – darüber schreibt Maren Urner nicht nur im passenden Buch zum Thema, sondern gibt weitere Einblicke auf dem „Sinn-Kongress“ am 9. Mai. Als Keynote-Sprecherin eröffnet Sie den eintägigen Kongress in der Halle Münsterland. Neben Vorträgen gibt es vor allem eine Menge Workshops. RUMS wird an dem Tag ebenfalls vertreten sein mit einer Live-Redaktion: Sie können uns quasi live beim Schreiben des Briefs über die Schultern schauen.
Klima-Update
+++ Auf Münsters Straßen wird es ruhiger. Die Zahl der Elektroautos ist im vergangenen Jahr um fast 19 Prozent gestiegen. Laut einer neuen Statistik des Kraftfahrt-Bundesamtes waren zum 1. Januar 2025 genau 7.122 E-Autos in der Stadt zugelassen – rund 1.100 mehr als 2024. Auch Hybridmodelle sind im Kommen: Ihre Zahl stieg laut der Stadt um gut 19 Prozent auf 11.540. Währenddessen geht die Ära der Benziner und Diesel langsam zu Ende. Die Zahl der Verbrenner schrumpfte leicht. Im Fünfjahresvergleich ist der Trend noch deutlich: 2020 dominierte der Verbrenner noch fast komplett, jetzt machen Elektro-, Hybrid- und alternative Antriebe immerhin schon 13,1 Prozent der Autos aus. Mit rund 470 Autos pro 1.000 Einwohner:innen liegt die Stadt deutlich unter dem NRW-Schnitt. (ani)
+++ Was in Münster auch noch mehr unterwegs ist, sind E-Scooter. Um genau zu sein, sind es 4.550 Stück, berichten die Westfälischen Nachrichten. Das sind 365 mehr als im Vorjahreszeitraum. Nur: Ob die Elektroroller so klimafreundlich sind? 2021 hat die Klimaschutzgruppe „Scientists for Future“ auf die fragwürdigen Stellen hingewiesen. Beispielsweise: Die Batterieproduktion für E-Scooter verbraucht viel CO2, ihre Lebensdauer ist mit einem Monat extrem kurz und sie ersetzen kaum Autofahrten. Stattdessen werden E-Scooter vor allem aus Bequemlichkeit für kurze Strecken ausgeliehen, die man auch problemlos mit den klimafreundlichsten aller Fortbewegungsmittel hinter sich bringen könnte: mit den eigenen Füßen. Apropos: In Münster ist es nach wie vor ein Riesenproblem, dass Nutzer:innen die E-Scooter nicht ordentlich parken und deshalb die Gehwege für sehbehinderte und mobilitätseingeschränkte Menschen verstopfen. (sfo)

Anonymer Briefkasten
Haben Sie eine Information für uns, von der Sie denken, sie sollte öffentlich werden? Und möchten Sie, dass sich nicht zurückverfolgen lässt, woher die Information stammt? Dann nutzen Sie unseren anonymen Briefkasten. Sie können uns über diesen Weg auch anonym Fotos oder Dokumente schicken.
+++ Feiertag I: Wenn am 1. Mai wieder am Aasee gefeiert wird, gilt rund um die Aaseekugeln ein Glasverbot. (Stadt Münster)
+++ Feiertag II: Die Müllabfuhr verschiebt sich am 1. Mai um einen Tag, die Termine für Sperrmüll und Grünabfall entfallen ohne Ersatz. (Stadt Münster)
+++ Baustelle I: Seit Dienstag ist die Straße Am Max-Klemens-Kanal zwischen Coerde und Häger drei Monate lang für den Autoverkehr gesperrt, damit neue Abwasserrohre verlegt werden können. (Stadt Münster)
+++ Baustelle II: Ab Montag ist die Teichstraße voraussichtlich bis Ende Oktober für Autos gesperrt, weil die Stadtnetze für das neue Klosterareal Fernwärme- und Stromleitungen verlegen. (Stadtnetze Münster)
+++ Die Grünen und die SPD wollen den Sprickmannplatz in Kinderhaus mit kleineren Maßnahmen wie Trainingsgeräten, einem Unterstand und einem Repair-Café aufhübschen, die CDU nicht. (Westfälische Nachrichten)
+++ Münster bekommt zum ersten Mal einen Landeszuschuss für die integrierte Stadtentwicklung, konkret: 1,5 Millionen Euro für den Domplatz, die Ludgerikirche, den Apostelgarten und den Hansaplatz. (Pressemitteilung der CDU-Landtagsabgeordneten Simone Wendland)
+++ Ab Mai akzeptiert die Stadt für Ausweispapiere keine gedruckten Passfotos mehr, sondern nur noch digitale. (Stadt Münster)
+++ Die Apostelkirche wird ab Montag bis Ende des Jahres geschlossen, möglicherweise sogar bis Frühjahr 2026, damit drinnen alles renoviert werden kann. (Westfälische Nachrichten)
+++ Eltern wollen mit einer Petition erreichen, dass die Schulsozialarbeit an zehn Grundschulen in Münster erhalten bleibt. (Change.org)
+++ Die CDU möchte mehr Sichtbarkeit für die Städtepartnerschaften und schlägt dafür einen speziellen Reiseführer vor. (CDU Münster)
+++ Die Europapartei Volt hat jetzt 100 Mitglieder in Münster (Volt Münster) und die Grünen vermelden weit über 2.000 Mitglieder (Grüne Münster).
+++ Das Land Nordrhein-Westfalen hat vorgestern mit dem Bau des zweiten Abschnitts für die Großforschungsanlage für Batteriezellen in Münster begonnen. (Pressemeldung des NRW-Wirtschaftsministerium inklusive Beweisfoto vom Spatenstich)
Direkt am Ludgeriplatz verbirgt sich ein kultureller Schatz, den Musikliebhaber:innen unbedingt kennen sollten: Die „Sammlung Beetz“ gehört zu Europas größten musikhistorischen Sammlungen von Hammerklavieren. In der Sammlung, die zur Musikhochschule der Uni gehört, werden achtzehn Klaviere ausgestellt, deren Musik noch so klingt, wie sie Beethoven, Mozart, Schubert und Liszt einst hörten. Wenn Sie jetzt gespannt sind, wie sich so etwas anhört, schauen Sie doch mal in den Konzertkalender der Musikhochschule. Dort finden Sie die Reihen „Auf der Suche nach dem vollkommenen Klang“ und „Hammerflügel – Meine Liebe“. Hier finden Sie außerdem einen musikalischen Vorgeschmack auf das Klangerlebnis. Alternativ können Sie auch eine Führung durch die Ausstellung vereinbaren, am besten telefonisch (0152 51924010) oder per E-Mail.
Hier finden Sie alle unsere Empfehlungen. Sollte Ihnen ein Tipp besonders gut gefallen, teilen Sie ihn gerne!
Heute hat Annalena Zernott in den Terminkalender geschaut. Es ist eine Menge los in Münster, das hier sind ihre Tipps:
+++ Bleiben wir noch kurz beim Thema Klaviermusik. In den nächsten Tagen haben Sie gleich zweimal die Chance, ein Klavierkonzert zu besuchen. Am Sonntagnachmittag spiel Zhuying Li im Veranstaltungssaal der Residenz am Tibusplatz Werke von Beethoven, Chopin und Schubert. Und am Montagabend interpretiert Clemens Rave ab 19 Uhr zwei Stücke von Frédéric Chopin im Franz-Hitze-Haus.
+++ Der Name Enid Blyton zählt zu den erfolgreichsten Jugendbuchautor:innen der Welt, ist aber mittlerweile nicht mehr allen ein Begriff. Aus ihrer Feder stammen unter anderem „Hanni und Nanni“ und „Dolly“. Jeweils am Samstag und Sonntag gibt es um 14:30 Uhr im Teehäuschen auf Burg Hülshoff ein Live-Hörspiel zu Blytons Werk. Und so sieht das dann aus: Die Besucher:innen sitzen mit Gurkensandwiches, Scones und Earl Grey am gedeckten Tisch und lauschen dabei sechs Autor:innen, die in kurzen Lesungen ihre jeweiligen Lieblingsbücher von Enid Blyton vorstellen. Anmelden können Sie sich hier. Eine Karte kostet 32,50 Euro. Mehr zu der Veranstaltung können Sie hier nachlesen.
+++ Wenn Sie noch nie ein American Football Spiel gesehen haben, können Sie das am Samstag nachholen: Um 15 Uhr treffen die Münster Phoenix und die Bielefeld Bulldogs auf dem Sportpark an der Sentruper Höhe aufeinander. Für 6 Euro Eintritt (3 Euro ermäßigt) sind Sie dabei, Kinder bis 6 Jahre zahlen nichts. Auf der Website der Münsteraner Mannschaft können Sie mehr nachlesen.
+++ Der Kommunalwahlkampf ist offiziell eröffnet. Wenn Sie wissen möchten, wer sich am 14. September als Oberbürgermeister von Münster zur Wahl stellt, bekommen Sie dazu in den nächsten Wochen wahrscheinlich öfter die Gelegenheit. Eine erste gibt es am kommenden Montag in den Arkaden. Im Picassohof stellen sich um 19:30 Uhr die Spitzenkandidaten (es sind alles Männer) von SPD, Grünen und CDU vor. Wenn Sie dabei sein möchten, melden Sie sich per E-Mail an.
+++ Die „Cavete“ gibt es heute seit bereits 66 Jahren, die Kneipen-Nachbarin „Das blaue Haus“ feiert am Mittwoch 55-jähriges Jubiläum. Genug Grund zum noch-ein-bisschen-mehr-als-sonst-Feiern: Heute Abend gibt es in der „Cavete“ Live-Musik von der Band „Undercover“, am Mittwoch treten dann im „Blauen Haus“ „McCarthy and Koch“ auf.
+++ Der CDU-Bundestagsabgeordnete Stefan Nacke aus Münster bietet Ende Mai eine dreitägige Bildungsfahrt nach Berlin an. Auf dem Programm stehen unter anderem eine Führung durch den Bundestag und weitere politische, historische und kulturelle Punkte. Wenn Sie spontan Zeit und Lust haben, schreiben Sie dem Büro von Stefan Nacke eine E-Mail. Wenn Ihnen noch Argumente fehlen: Die Übernachtungen und die Halbpension im Hotel spendiert das Bundespresseamt.
Am Dienstag schreibe ich Ihnen wieder. Bis dahin wünsche ich ein schönes Wochenende!
Herzliche Grüße
Anna Niere
Mitarbeit: Sebastian Fobbe (sfo), Jan Große Nobis (jgn), Annalena Zernott (aze) – das bedeutet: Die einzelnen Texte im RUMS-Brief sind von der Person geschrieben, deren Kürzel am Ende steht.
Lektorat: Susanne Bauer
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PS
Weiter oben ging es im Interview um Transformation: mehr Schritte in Richtung Nachhaltigkeit. Wie das auch im Kleinen gelingen kann, darauf möchte die Fair Fashion Revolution Week aufmerksam machen, die noch bis zur Ende der Woche in Münster und vielen anderen Städten in Deutschland stattfindet. Bei der Aktionswoche geht es um den ökologischen Fußabdruck der Textilindustrie, der größer kaum sein könnte: 92 Millionen Tonnen Müll pro Jahr und ein höherer CO2-Verbrauch als internationale Flüge und die Schiffahrt zusammen. Helfen soll ein anderer Blick auf Mode: Konsument:innen sollen darauf aufmerksam gemacht werden, bewusster zu kaufen – egal ob faire Modemarken, Second Hand oder Kleidung von Flohmärkten. In Münster macht unter anderem der Laden „gruene Wiese“ mit. Und in drei Wochen findet zum Beispiel auch der erste Promenaden-Flohmarkt in diesem Jahr wieder statt – am 17. Mai. (ani)
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