Community-Beitrag
Johanne Burkhardt hat mit Anisrajah Pathmanathan vom Verein May-Ayim-Ring gesprochen

RUMS stellt vor: May-Ayim-Ring (#9)

Johanne Burkhardt hat in unserer Reihe „Engagement in Münster“ mit Anisrajah Pathmanathan vom Verein May-Ayim-Ring darüber gesprochen, wie antirassistische Arbeit in Münster aussehen kann und was die Stadt und ihre Bewohner:innen dafür tun können. Das Gespräch wurde im Rahmenunserer Marketingaktion auf dem Weihnachtsmarkt 2021 geführt.

von Johanne Burkhardt

Interview: Johanne Burkhardt

Anisrajah Pathmanathan, Verein May-Ayim-Ring

Interview mit Anisrajah Pathmanathan

Herr Pathmanathan, der May-Ayim-Ring ist ja ein noch recht junger Verein, es gibt ihn seit dem letzten Sommer. Viele Menschen kennen Ihre Gruppe vielleicht noch nicht. Was machen Sie?

Wir engagieren uns gegen Rassismus. Es gibt ja sehr viele Arten und Ausprägungen von Rassismus. Manche sind offensichtlich, andere wiederum nicht so sehr. Zum Beispiel, dass bestimmte Personen wegen ihrer Hautfarbe im Job oder in der Schule nicht so weit kommen wie andere. Dagegen wollen wir etwas tun.

Und wie?

Das Wichtigste sind zurzeit unsere Veranstaltungen. Vor Kurzem hatten wir zum Beispiel eine Lesung der Autorin Florence Brokowski-Shekete. In Ihrer Autobiografie erzählt sie, wie es für sie war, als Schwarze Frau in Deutschland aufzuwachsen. Das rückt Schwarze Menschen weiter in die Mitte der Gesellschaft und zeigt zum Beispiel: Ja, auch sie können ein Buch schreiben und etwas zur Gesellschaft beitragen. Wir möchten mit solchen Veranstaltungen auch andere Menschen ermutigen, bei uns mitzuwirken, und einen gegenseitigen Austausch über unsere Erfahrungen ermöglichen.

Nach wem haben Sie den Verein benannt?

May Ayim war eine antirassistische Aktivistin und Poetin, die in Münster aufgewachsen ist. Sie hat hier an der Friedensschule ihr Abitur gemacht. Eines unserer Ziele ist es, eine Straße in Münster nach ihr zu benennen, um sie und ihre Arbeit zu würdigen. Das wäre die erste Straße in Münster, die nach einer Schwarzen Frau benannt ist. Für dieses Anliegen sammeln wir immer wieder Unterschriften, was sich wegen der Coronalage aber leider etwas schwierig gestaltet.

In Münster wird ja beispielsweise auch darüber diskutiert, ob die Uni Münster umbenannt werden sollte. Warum sind solche Namen wichtig?

Für uns ist das ein wichtiges Zeichen. Es gibt viele Schwarze Menschen oder Menschen, die aus dem Ausland kommen, die in Münster viel zur Stadtgesellschaft beigetragen haben. Das soll nicht in Vergessenheit geraten. Wenn eine Straße nach einer Person benannt wird, dann machen sich die Menschen Gedanken darüber: Wer ist diese Person? Was hat sie gemacht? Im besten Fall recherchieren sie dann über die Namensgeber:innen. May Ayim ist bisher nur wenigen Münsteraner:innen ein Begriff. Wir möchten, dass sie und ihre Arbeit noch bekannter werden.

Warum engagieren Sie selbst sich ausgerechnet in diesem Verein?

In den 1990er-Jahren bin ich mit meiner Familie wegen des Bürgerkriegs aus Sri Lanka ausgewandert und nach Münster gekommen. Es war anfangs schwierig für mich, die Sprache zu lernen und Anschluss zu finden. Aber ich habe mein Bestes gegeben, habe hier mein Abitur gemacht und an der FH studiert. Jetzt möchte ich etwas für meine Mitmenschen tun und mich mit dem Verein gegen Rassismus einsetzen.

Welche Herausforderungen begegnen Ihnen dabei?

Die größte Herausforderung ist immer noch die Coronapandemie. Wir müssen unsere Veranstaltungen so klein wie möglich halten und sind in unserer Planung häufig verunsichert, was wir machen dürfen oder wie sich die Lage entwickelt. Das ist für uns natürlich schwierig, weil wir mit dem Verein noch am Anfang stehen und erst einmal bekannter werden müssen.

Könnten Ihnen die Stadtverwaltung oder die Politik in Münster Ihre Arbeit erleichtern?

Von der Stadt wünsche ich mir sehr, dass sie mehr Menschen mit Migrationshintergrund einstellt oder für Ausbildungen aussucht. Ich höre immer wieder von Bekannten, dass sie sich auf offene Stellen bewerben. Viele von ihnen wurden dann abgelehnt oder haben keine Antwort bekommen. Bei den Menschen entsteht dann schnell der Eindruck, dass ihre Herkunft der Grund dafür ist. Ich möchte, dass Menschen mit Migrationshintergrund, die einen Abschluss haben, die Möglichkeit bekommen, ihre Fähigkeiten in verschiedenen Unternehmen zu zeigen. Und dass sie wahrgenommen werden. Ich fordere keine Quote, aber ich möchte, dass diese Menschen eine Chance bekommen.

Was können die Menschen in der Stadt tun, um Sie zu unterstützen?

Von den Münsteraner:innen wünsche ich mir, dass sie zu unseren Veranstaltungen kommen und mit uns in Kontakt treten. Wir sind immer gesprächsbereit. Also kommt zu uns, redet mit uns. So könnt ihr unsere Probleme oder unsere Schwierigkeiten am besten verstehen. Wir sind auch offen für Tipps, wie wir uns als Verein weiterentwickeln können.

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