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Carl Severin Seibert steht im Talar in der Sakristei des Priesterseminars in Münster.

Die Letzten ihrer Art

Im Borromaeum am Domplatz lebten früher 300 Priesteranwärter. Heute sind es noch zehn. Jakob Milzner von der Reportageschule Reutlingen hat zwei von ihnen besucht.

von Jakob Milzner • Redaktion: Ralf Heimann • Fotos: Merle Trautwein

Das Bischöfliche Priesterseminar Borromaeum liegt an einer Stichstraße zwischen Landesmuseum und Marktcafé. Geht man hinein, passiert man eine Pforte, hinter der sich ein Hof mit Parkplätzen und einem Kastanienbaum öffnet, eingerahmt von den Flügeln des kasernenartigen Gebäudes, die Fenster schauen hinaus auf den Hof.

Aus jedem Zimmer kann man sehen, wer kommt und wer geht; am besten ist der Blick aus der Wohnung des Regens, der das Priesterseminar leitet. Seine Zimmer liegen gleich über dem Haupteingang.

Seit 170 Jahren bildet das Bistum Münster an diesem Ort seine Priester aus, seit ungefähr 30 auch die der Bistümer Essen und Osnabrück. Zu Hochzeiten lebten hier etwa 300 Priesterkandidaten. Manchmal gab es so viele Bewerber, dass nicht alle einen Platz bekamen. Heute sind es noch zehn.

Sie alle studieren Theologie und müssen zusätzlich an Kursen im Haus teilnehmen, über deren Inhalte der Regens bestimmt. An jedem Wochentag feiern die jungen Männer gemeinsame Messe oder beten miteinander. Ihr Leben ist streng reglementiert.

Das erste Mal brach er ab

Ein später Nachmittag im September. Jonas Mieves steigt über endlose Steinstufen einer engen Wendeltreppe hinauf aufs Dach der Überwasserkirche. Es geht vorbei an der Kirchenorgel, hinaus über das Dachgewölbe des Kirchenschiffs bis hoch zur Ebene mit den drei Glocken. An einigen Stellen muss man fast kriechen, so steil und schief sind die Stufen. Zuletzt erreicht man eine verriegelte Holztür, durch deren Ritzen der Tag blitzt. Dahinter beginnt der Himmel.

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