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Jannick Demski bei der morgendlichen Pflege eines Patienten.

Die Pflegerfamilie

Mutter, Vater, Tochter, Sohn. In Münster arbeitet fast eine ganze Familie in der Pflege. Was hält sie in diesem Beruf, aus dem so viele heraus wollen? Luisa Wick von der Reportageschule Reutlingen hat sie für RUMS besucht.

von Luisa Wick • Redaktion: Ralf Heimann • Lektorat: Svenja Stühmeier • Fotos: Kim Oppermann

Der Sohn

Jannick Demski steht im Büro der Kardiologie des St.-Franziskus-Hospitals. Station 4. Auf einem Bildschirm blinken Herzen, begleitet von einem Piepen. Das Herz oben links schlägt 130 Mal pro Minute, das unten rechts 79 Mal. Die Menschen, deren Herzrhythmus hier überwacht wird, tragen ein Gerät um den Hals. Das rhythmische Piepsen ist das Hintergrundgeräusch dieses Tages, jeden Tages, hier auf Station 4. Jannick Demski, 32 Jahre alt, leitet diese Station.

Seine Mutter entschied sich im Jahr 1982, Kinderkrankenschwester zu werden. Sieben Jahre später gab der Vater seinen Job als Maschinenschlosser auf und wechselte in die Krankenpflege. 2013 folgte Jannick Demski, fünf Jahre später seine Schwester. Jetzt arbeiten sie alle in einem Beruf, von dem viele sagen: „Das könnte ich nicht.“

Jannick Demski steht in einem Versorgungsgang unter dem Krankenhaus.
Nonnen trugen ihn durch die Gänge, die für ihn wie Labyrinthe wirkten: Jannick Demski in den langen Gängen unter dem Krankenhaus, die er seit seiner Kindheit kennt.

Als kleiner Junge war das Krankenhaus für Jannick Demski ein riesiger Abenteuerspielplatz. Nonnen trugen ihn durch die Gänge, die für ihn wie Labyrinthe wirkten. Sein Vater erzählte ihm gruselige Geschichten über verwahrloste Patienten. Einmal hätten sie einen Mann in seiner Wohnung gefunden. Auf seiner Haut hätten sich Hunderte Maden getummelt. Der Sohn lernte Pflege als einen Beruf kennen, in dem man spektakuläre Dinge erlebt.

Demskis Arbeitstag begann vor etwa einer Stunde mit der Übergabe der Nachtschicht. Jetzt, um kurz nach acht, sitzt er mit Headset auf dem Kopf in einer Videokonferenz. Die Chefärztinnen und -ärzte des Hauses berichten von Entlassungen und Neuaufnahmen auf den verschiedenen Stationen. Dann klingelt das Telefon in Demskis Hand. Eine Patientin, die gestern entlassen wurde, möchte etwas wegen ihrer Medikamente wissen. Ja, statt Dapaglifozin könne Sie auch Empaglifozin nehmen, sagt Demski in den Hörer.

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