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Nur die Hand von Nicole Noelle-Seligmann ist zu sehen. Zwischen Daumen und Zeigefinger hält sie eine Kapseltablette.

Die stille Last

Corona hat das Erschöpfungssyndrom ME/CFS bekannt gemacht. Die Krankheit bleibt oft lange unerkannt. Für die Betroffenen ändert sie alles. Philip Barnstorf von der Reportageschule Reutlingen hat zwei Frauen aus Münster getroffen, die seit Jahren an ihr leiden.

von Philip Barnstorf • Redaktion: Ralf Heimann • Lektorat: Svenja Stühmeier • Fotos: Rosa Tägtmeyer

Uta W. ist aufgeregt, seit Wochen schon. Sie ist verliebt in ihren neuen Freund. Die beiden gehen im Wald spazieren. W. balanciert auf umgekippten Baumstämmen, sie springt über einen Bach. Die beiden essen Kuchen aus einer Tupperdose.

Dann wollen sie Bärlauch fürs Abendessen pflücken. Aber gerade, als Uta W. sich nach den Pflanzen bückt, spürt sie, sie kann nicht mehr.

Sie fühlt sich erschöpft bis in ihr Innerstes, vor allem in den Beinen. Sie kann keinen einzigen Schritt mehr gehen. Ihr Freund trägt sie zurück zum Auto. So etwas kommt in dieser Zeit immer wieder vor. Uta W. spürt schon länger, dass etwas nicht mit ihr stimmt. Aber sie weiß noch nicht, was mit ihr los ist.

Dieser Tag im Wald ist sechs Jahre her, aber Uta W. erinnert sich noch gut, denn das war einer der Momente, in denen die Krankheit anfing, ihr noch mehr von ihrem Leben zu nehmen.

Uta W. kniet im Blumenbeet. Ihr Gesicht ist unscharf, während die Blumen im Vordergrund fokussiert sind.
Uta W. achtet sie darauf, sich nicht zu übernehmen. An jedem Tag nimmt sie sich eine Aufgabe vor. Fotos: Rosa Tägtmeyer

Die myalgische Enzephalomyelitis oder auch das chronische Fatigue-Syndrom, kurz ME/CFS, wird seit den 1960er-Jahren offiziell von der Weltgesundheitsorganisation als Krankheit gelistet. Aber was sich genau dahinter verbirgt, das ist medizinisch bis heute nicht geklärt.

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