Ein Verein mit falschen Vorbildern

Vor einigen Wochen ist Preußen Münster in die 4. Liga abgestiegen. Die Krise des Vereins begann jedoch nicht erst in der vergangenen Saison, sondern Jahre früher. Vielleicht sogar schon vor 28 Jahren mit dem Abstieg aus der 2. Bundesliga. Was ist seitdem alles schiefgelaufen? Und was ist jetzt zu tun?
Text: DIETRICH SCHULZE-MARMELING
Redaktion: RALF HEIMANN
Titelfoto: HENDRIK WARDENGA
In der Saison 2005/06 stieg der SC Preußen Münster das erste Mal in die 4. Liga ab. Nach der Hinrunde hatte die Mannschaft nur 16 Punkte auf ihrem Konto (wie 2019/20). Der Trainer wurde ausgetauscht, aber auch Alt-Preuße Hans-Werner Moors konnte den Abstieg nicht verhindern. Für die Rückkehr in die dritte Etage benötigte der Klub fünf Spielzeiten.
Daran sollte sich heute erinnern, wer behauptet, ein Desaster wie in der abgelaufenen Saison wäre dem SCP noch nie passiert und ein sofortiger Wiederaufstieg sei selbstverständlich. 2006 fielen die Preußen noch tiefer. Die 3. Liga war damals nur eine Regionalliga und von ihrer Spielstärke her mit der heutigen nicht zu vergleichen. Der SCP landete in der Oberliga Westfalen.
Im Sommer 2011 war der SCP wieder drittklassig. Die 3. Liga war nun eine eingleisige und sehr professionell. Im folgenden Jahr klopfte der Klub ernsthaft an die Tür zur 2. Bundesliga – auch mit Hilfe erheblicher Investitionen. Anschließend zog man sich ins Mittelfeld der Tabelle zurück, bis es nun zum Absturz kam.
Im Herbst 2016 erhielt der SCP einen neuen Vorstand. Walther Seinsch, der den FC Augsburg von der 4. Liga in die Bundesliga gebracht hatte, kündigte ein großes Investment an, das Hoffnungen auf ein neues Stadion und einen Aufstieg in die 2. Bundesliga (mindestens) schürte. Die Kurve feierte Seinsch als Retter.
Vermutlich war es Verzweiflung
Malte Metzelder löste Carsten Gockel als Sportdirektor ab, musste aber bald feststellen, dass er unter falschen Voraussetzungen angeheuert hatte. Die Kasse war leer. Mit Seinschs Hilfe wurde die drohende Insolvenz abgewendet. Profis, U23, U19 und U17 wurden in eine GmbH & Co. KGaA ausgegliedert. Nicht zuletzt auf Wunsch von Seinsch, der sich aber anschließend verabschiedete. Heute wird man immer wieder gefragt, wie sich die Preußen auf Seinschs Idee einlassen konnten. Leicht gefragt. Auch ich war zutiefst skeptisch. Vermutlich war es pure Verzweiflung über die Stadionpolitik der Stadt. Seinsch versprach, die Preußen vom Stadion-Übel zu erlösen. Immerhin erhielt die Debatte durch Seinsch neuen Drive.
Anstatt ein neues Stadion zu beziehen – Seinsch wollte dieses 2018 mit dem Fahrrad anfahren, und einen Angriff auf die Ligaspitze starten – musste der SCP zweimal in Folge seinen Spieleretat kürzen.
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