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Lieber tot als zurück
Ein junger Mann möchte leben. In seiner iranischen Heimat ist das nicht möglich. Woanders auch nicht. Am Ende versucht er, sich umzubringen – obwohl er nicht sterben möchte. Die Geschichte eines Menschen, der nie nach Deutschland wollte.
Warnhinweis
In diesem Text werden ein Suizidversuch und selbstverletzende Handlungen, Kriegshandlungen, Gewalt, Flucht und Abschiebung sowie ein Hungerstreik geschildert. Bei manchen Menschen können diese Themen negative Reaktionen auslösen. Bitte seien Sie achtsam, wenn das bei Ihnen der Fall ist.
Shaky kramt die Schachtel Beruhigungstabletten aus der Hosentasche. Er sitzt auf den Fliesen zwischen der Toilette und dem Waschbecken, die Tür hat er abgeschlossen. Er drückt ein paar Pillen aus der Verpackung und wirft sie sich in den Mund. Dann nimmt er das Messer. Als er fertig ist, steckt er sich eine Zigarette zwischen die Lippen. Er sitzt da und raucht. Er wartet. Irgendwann verliert er das Bewusstsein.
Als Shaky vier Tage später aufwacht, vielleicht waren es auch fünf, so genau weiß er das nicht mehr, liegt er im Krankenhaus. Die Bilder im Kopf verschwimmen, nur das ganze Blut hat er vor Augen. Er will seinem Bruder eine Nachricht schreiben. Er schickt sie jemand anderem. Es ist alles noch trüb. Aber zum ersten Mal ist da dieses Gefühl: Ich bin sicher.
So erzählt er die Geschichte, heute, knapp zwei Jahre später.
Zwei Mal, sagt Shaky, habe er sich beinahe umgebracht. Einmal mit dem Messer. Einmal mit Tabletten. Er sagt: Er wollte nie sterben. Er wollte nur bleiben. Aber dafür habe er riskieren müssen, zu sterben. Wer labil ist, darf nicht abgeschoben werden. „Für mich war alles total klar: Entweder ich lebe hier. Oder ich sterbe. Aber ich lasse nicht zu, dass sie mir mein Leben nehmen.“
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