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Stadt, Land, Flucht
Häuser und Wohnungen in Münster sind teuer. Deshalb ziehen viele Menschen aus der Stadt ins Umland. Doch damit verlagern sich auch die Probleme. Ein Besuch in einem immer beliebter werdenden Vorort.
Steigt man am Bahnhof in Westbevern-Vadrup aus, ist der Handyempfang schlecht. Den Weg zum Ortskern säumen Pferdekoppeln und alte Höfe, dazwischen Neubauten und in die Jahre gekommene Einfamilienhäuser. Sonnenblumen in den Vorgärten, Geranien in Blumenkästen. Im Zentrum gibt es einen kleinen Lebensmittelladen mit Bäckerei, eine Kapelle und Pieser’s Gasthaus. Vadrup ist ganz Dorf. Sechs Bahnminuten und 16 Fahrradkilometer von Münster entfernt.
Ein gelber Kran wenige Schritte hinter Pieser’s Gasthaus trübt die Idylle. Es ist nicht der einzige Kran, der in dem 2200-Seelen-Dorf, einem abgelegenen Ortsteil von Telgte, über die Häuser ragt. „Neubau von vier modernen Doppelhäusern mit Carport“, verspricht ein großes Schild. Die Nachfrage nach Baugrundstücken und Immobilien in Münsters Umlandgemeinden ist riesig, denn Münster wächst, in der Stadt sind Häuser und Grundstücke knapp.
Ungefähr 312.000 Menschen leben derzeit in Münster. Und es werden immer mehr: Die Stadtbevölkerung wächst jährlich um etwa 1.000 bis 1.500 Einwohner:innen. Menschen, die alle ein Dach über dem Kopf brauchen. Gerade Familien mit Kindern suchen in der Stadt vergeblich nach bezahlbaren Reihenhäusern, Doppelhaushälften und Einfamilienhäusern zum Kauf. Ein Quadratmeter Grund in guter Lage kostet in Münster zurzeit 760 Euro.
Immer mehr Familien ziehen deshalb ins Umland, etwa nach Greven, Altenberge, Havixbeck oder Telgte. Im Jahr 2017 zogen ungefähr 2.500 Menschen aus der Stadt in die elf an Münster grenzenden Gemeinden, davon allein 550 nach Greven.
Der Zuwachs aus Münster belebt die Kleinstädte, denen noch vor ein paar Jahren schrumpfende Einwohnerzahlen vorhergesagt wurden. Doch die starke Zuwanderung bringt auch die Infrastruktur in diesen Orten an ihre Grenzen und das Sozialgefüge aus dem Gleichgewicht. Die Preise steigen rasant und es entbrennt ein Wettkampf um Baugrundstücke. Einige Gemeinden versuchen, mit komplexen Vergabesystemen gegenzusteuern und so für gerechte Verhältnisse zu sorgen. Indem bei der Vergabe beispielsweise Menschen mit Kindern bevorzugt werden. Und in manchen Orten auch Menschen, die schon länger dort leben.
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