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„Na ja, geht so“

In der Woche vor der Wahl schicken die Parteien ihre Prominenz nach Münster. Annalena Baerbock und Armin Laschet fehlen. Aber Robert Habeck ist gekommen, und zum Finale auch Olaf Scholz. Nur: warum eigentlich? Eine teilnehmende Beobachtung.

von Paul Gäbler und Ralf Heimann • Redaktion: Constanze Busch • Titelfoto: Nikolaus Urban

In der Woche vor der Wahl schicken die Parteien ihre Prominenz nach Münster. Annalena Baerbock und Armin Laschet fehlen. Aber Robert Habeck ist gekommen, und zum Finale auch Olaf Scholz. Nur: warum eigentlich? Eine teilnehmende Beobachtung.

Text: PAUL GÄBLER, RALF HEIMANN
Redaktion: CONSTANZE BUSCH
Titelfoto: NIKOLAUS URBAN

Olaf Scholz steht da oben auf der Bühne, und es sieht ein bisschen aus, als könne er nicht winken. Er streckt den rechten Arm in die Luft, und oben wackelt seine Hand. Die Leute filmen ihn mit ihren Smartphones. Der Applaus klingt etwas dünn. Es ist Freitagvormittag, der Himmel sieht schon nach Herbst aus, mehrere hundert Menschen sind zur Stubengasse gekommen, um den SPD-Kandidaten live zu sehen, kurz bevor er dann möglicherweise der neue Bundeskanzler wird. Am Donnerstagabend saß Olaf Scholz noch in der Siebener-Runde der Spitzenkandidaten im Fernsehen. Jetzt ist er hier, mit einem schwarzen Privatjet am Flughafen in Greven gelandet, dann mit einer schwarzen Limousine in die Stadt gefahren, so meldete es am Mittag die Bild-Zeitung. Auf einem Pappschild im Publikum steht: „Klimakanzler geht anders.“ Aber da geht es wohl eher um das SPD-Wahlprogramm.

Es ist das große Finale, einer der letzten Auftritte von Olaf Scholz vor der Wahl. Die SPD-Prominenz aus Münster steht mit dem Kandidaten auf der Bühne und applaudiert. Münsters SPD-Chef Robert von Olberg, Bundesumweltministerin Svenja Schulze, die am Sonntag gerne das Direktmandat gewinnen würde, Bernhard Daldrup aus dem Kreis Warendorf, der für die SPD im Bundestag sitzt und das auch gerne vier weitere Jahre machen möchte, und noch einige weitere. „Einen schönen guten Tach“, sagt Olaf Scholz. Er freue sich, dass so viele gekommen seien, um darüber zu reden, „wie es weitergehen soll mit unseren Land“, denn das werde ja am Sonntag entschieden. Das ist die Begrüßung. Dann spricht er eine knappe halbe Stunde lang, er wirkt nicht schlapp, aber müde. Er erklärt, und dann steigert sich die Dynamik, am Ende kommt ein Stichwort, „Tariflohn“, „stabile Renten“, „Respekt“, ein kurzer Applaus, es wirkt alles routiniert, aber Begeisterung klingt anders.

Es geht nicht um die Enttäuschten

Dass es mit der Stimmung nicht so richtig klappen mag, liegt vielleicht auch an den Protestrufen. 500 Meter weiter, am Hauptbahnhof wird am Nachmittag der große Klimastreik beginnen. Einige Aktivist:innen stimmen sich hier schon mal ein. Sie stehen mit ihren Schildern zwischen älteren Herren, die ein ganz anderes Anliegen haben. Ihnen geht es um ihre betriebliche Altersvorsorge. „Das ist RESPEKTLOSE POLITIK“ steht auf ihren Transparenten. Immer wieder fallen sie Scholz mit höhnischem Gelächter ins Wort.

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