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Das Kreuz mit den Rädern
Tim Hesse will Windräder in Havixbeck bauen, Anja Hollenhorst will ein Windrad in Loevelingloh abschalten lassen. Beide haben eine gemeinsame Gegnerin: die Bürokratie.
Anja Hollenhorst steht vor der Lagerhalle der Spedition Hollenhorst – im Westen rauscht die Autobahn 1, im Osten eine Landstraße und tagsüber rumpeln LKW auf das Gelände der Spedition, um hier Waren umzuladen. Bis vor einem Jahr hat Anja Hollenhorst, die Geschäftsführerin der Spedition, noch in einer kleinen Wohnung mit Balkon auf dem Gelände des Unternehmens in Münster Loevelingloh gewohnt. Aber der Krach habe sie krank gemacht, sagt sie. Deshalb ist sie ausgezogen und pendelt jetzt jeden Tag 20 Kilometer zur Arbeit.
Der Krach: Das ist für Anja Hollenhorst nicht die A1, nicht die Landstraße, und es sind auch nicht die rumpelnden LKW auf dem Hof – sondern ein Windrad, 175 Meter hoch, 3,7 Megawatt Leistung, im Jahr 2017 von General Electric gebaut. Das Windrad steht still, fast still: Es dreht sich gerade noch so langsam, dass der Wind es nicht umstoßen kann. Oder wie Experten sagen: Es dreht sich im Trudellauf.
Im Dickicht der deutschen Bürokratie
15 Kilometer nordöstlich von der Spedition Hollenhorst sitzt Tim Hesse auf einer dunkelgrünen Ledercouch, im Wohnzimmer des hübschen Klinkerbaus in Havixbeck, in dem er aufgewachsen ist. Hesse wohnt hier zusammen mit seinen Eltern. Hesse betreibt ein kleines Planungsbüro für Windkraftanlagen in Münster. Er sucht nach Grundstücken, auf denen man Windkraftanlagen errichten kann, bringt sie durch die Genehmigungsverfahren und verkauft sie dann weiter. Tim Hesse schiebt für seine Auftraggeber:innen Windkraftanlagen durch das Dickicht der deutschen Bürokratie. Aber als er selbst in seinem Heimatort Havixbeck drei Windräder bauen will, da verliert er sich in dem Dschungel aus Vorschriften, Klagen und Einwendungen.
Tim Hesse steht von der dunkelgrünen Ledercouch auf, verlässt den Klinkerbau und steigt in seinen Citroen C4. Er will zeigen, wo seine drei Windräder stehen sollen. Er fährt fünf Minuten mit dem Auto aus dem Ort raus und hält schließlich bei einem Maisfeld an. „Da drüben wohnen Leute, die gegen uns sind“, sagt er und zeigt auf einen Hof am Ende der Landstraße. An ihrer Fassade hängt ein Plakat, darauf eine Abbildung von den Windrädern, die Hesse bauen will, neben dem Kölner Dom. Der Dom und die Windräder sind fast gleich groß.
Hesse steht vor dem Maisfeld, auf das er drei Windräder vom Hersteller Nordex stellen möchte, jedes mit einer Maximalleistung von 4,5 Megawatt. „Das ist rechnerisch genug Strom, um Havixbeck mit Windenergie zu versorgen“, sagt er. Als Hesse begonnen hat, die Anlagen zu planen, dachte er, dass es vielleicht vier Jahre dauern würde, bis sie stehen. Das war im Jahr 2012.
Gleicher Kampf, unterschiedliche Seiten
Anja Hollenhorst und Tim Hesse kennen sich nicht persönlich, aber sie haben schon voneinander gehört, denn sie kämpfen den gleichen Kampf – nur auf unterschiedlichen Seiten. Dies ist die Geschichte von zwei Menschen, die ihren Kampf um Windräder in Dutzenden Leitzordnern dokumentiert und ein kleines Vermögen investiert haben. Anja Hollenhorst hat gekämpft, um ein Windrad in Loevelingloh stillzulegen. Tim Hesse hat gekämpft, um drei Windräder in Havixbeck bauen zu dürfen.
Nicht nur Münster, sondern jeder Ort in Deutschland kennt solche Beispiele. Die Energiewende kostet das Land nicht nur etliche Milliarden Euro, sie kostet viele Deutsche auch Nerven, Zeit und manchmal ihre Gesundheit.
Es ist ja nicht so, als habe es in Deutschland keine Konflikte gegeben, als der Strom noch aus Kernreaktoren und Kohlekraftwerken kam. Aber die Konflikte fanden konzentrierter statt, an einigen wenigen Orten: Wenn im Rheinland ein Dorf weggebaggert wurde, weil darunter Braunkohle lagerte, oder wenn sich im Wendland jahrzehntelang ein Dorf gegen Atommüll wehrte. Garzweiler und Gorleben waren unzählige Male in der Tagesschau, Aktivist:innen aus der ganzen Republik kamen vorbei, um hier zu demonstrieren. Anja Hollenhorst und Tim Hesse haben keine großen Demonstrationen veranstaltet. Wer würde denn auch schon extra nach Münster reisen, um hier für oder gegen ein Windrad zu demonstrieren? In ganz Deutschland stehen ja schon 30.000 davon.
Der Streit um die deutsche Energie verlagert sich: weg von den symbolträchtigen Orten wie Kernreaktoren und Braunkohletagebaue, die sowieso schon angezählt sind, hin zu den Hunderten Orten in Deutschland, wo Windräder gebaut werden sollen. Der Streit wird dezentraler. Und er wird nicht mehr auf der Straße ausgetragen, sondern vor Verwaltungsgerichten und in Bürgersprechstunden.
Windrad als Lebensthema
Anja Hollenhorst sitzt in ihrem Büro, 450 Meter Luftlinie zum Windrad, an der Wand ein Regal mit 20 Leitzordnern, in denen sie Schriftwechsel mit den Stadtwerken, der Bezirksregierung, Anwält:innen und Gutachter:innen dokumentiert. Manche Dokumente hat Anja Hollenhorst so intensiv studiert, dass sie aussehen wie Theatertexte: Einige Passagen sind mit einem gelben Textmarker angestrichen, manche Seiten mit pinken Post-its hervorgehoben. Bevor sie ihre Geschichte erzählt, interviewt sie erst mal den Reporter: Wie er denn auf den Fall aufmerksam geworden sei? Und was er davon halte? Sie sagt, sie sei vorsichtig geworden mit Medien. Manche hielten sie für eine Verschwörungstheoretikerin. Anja Hollenhorst glaubt, Infraschall mache sie krank. Infraschall sind Töne, die so tief sind, dass Menschen sie nicht hören können.
2017 wusste Anja Hollenhorst noch nicht, was Infraschall ist. Sie sagt, damals hatte sie keine Meinung zu Windrädern.
Als die Bezirksregierung Münster sie im Januar 2017 darüber informiert, dass gleich neben ihrer Spedition ein Windrad genehmigt worden sei, da denkt sie sich nicht viel dabei. Die Widerspruchsfrist lässt sie verstreichen. Das Windrad wird gebaut, ab Oktober geht es in Betrieb.
Am 7. Oktober, so erzählt es Anja Hollenhorst, sei sie gerade auf einer Party gewesen, da habe ihr Vater sie angerufen. Sie solle sofort herkommen, das neue Windrad sei unerträglich laut. Genau wie Anja Hollenhorst wohnen auch die Eltern auf dem Gelände der Spedition. Anja Hollenhorst ruft bei der Störstelle an, doch die sagen, sie solle sich schriftlich melden.
Ab diesem Tag wird das Windrad Loevelingloh zum Lebensthema von Anja Hollenhorst. Sie wird unzählige Briefe an Bezirksregierung und Stadtwerke schreiben.
Kopfschmerzen, Schlaf- und Konzentrationsstörungen
Anja Hollenhorst sagt: Seitdem das Windrad in Loevelingloh steht, könne sie abends nicht mehr einschlafen, und wenn es ihr doch gelinge, wache sie ständig auf, so laut sei das Windrad. Nach ein paar Monaten habe sie gemerkt, dass sie plötzlich schlecht höre, Kopfschmerzen bekomme und sich nicht mehr konzentrieren könne. In der Weihnachtszeit seien alle nervös gewesen, kaputt, und sie hätten stechende Ohrenschmerzen gehabt. Kurz vor Weihnachten 2017 reichen die Hollenhorsts eine Klage gegen die Bezirksregierung ein. Das Verfahren wird sich bis zum Januar 2020 hinziehen und abgewiesen werden.
Im März 2018, sagt Anja Hollenhorst, habe auch ein Mitarbeiter über Ohrenschmerzen geklagt.
Im Mai 2018, sagt sie, sei ihr Vater von dem Gelände der Spedition weggezogen. Ein Arzt habe Tinitus diagnostiziert. Alles wegen des Infraschalls.
Einen Arzt, der das bestätigen kann, haben die Hollenhorsts nicht.
Tatsächlich ist es sehr umstritten, ob Infraschall für Menschen schädlich ist. Es kann allerdings schon ausreichen, daran zu glauben, dass etwas krank macht, um krank zu werden. In der Medizin spricht man dann vom Nocebo-Effekt. Auch das ist eine mögliche Erklärung.
Die Familie soll Personal von Messbüros angepöbelt haben
Fakt ist aber auch: Das Windrad in Loevelingloh ist ein Montagswindrad. Der Hersteller General Electric hat den Stadtwerken Münster ein Windrad verkauft, das lauter ist, als es sein dürfte, oder wie Experten sagen: Es hat eine erhöhte Tonhaltigkeit. Deshalb untersagt die Bezirksregierung den Stadtwerken im März 2018 den Nachtbetrieb und im Oktober 2018 auch den Tagbetrieb. Danach standen die Rotoren still, beziehungsweise: Sie drehten sich nur noch im Trudellauf.
Ein Jahr lang reparieren die Stadtwerke jetzt das Windrad.
Anja Hollenhorst sagt: In der Zeit, als das Windrad sich nicht drehte, seien die Symptome verschwunden, aber im Oktober 2019, als die Stadtwerke das Windrad wieder anstellen, da kommen die Symptome zurück.
Die Stadtwerke schicken wieder ihre Fachleute vorbei, sie sollen messen, ob das Windrad nach den Reparaturen endlich die gesetzlichen Vorgaben einhält oder ob es noch immer zu laut ist.
Stadtwerke und Bezirksregierung berichten gegenüber RUMS übereinstimmend, dass Familie Hollenhorst immer wieder das Personal von Messbüros beschimpft und angepöbelt habe, als die das Windrad in Loevelingloh vermessen haben. Auch andere Personen, die in den Fall involviert sind, bestätigen, dass die Hollenhorsts mehrfach ausfällig geworden seien.
Ein Montagswindrad
Anja Hollenhorst streitet das ab. Sie sagt: Immer, wenn sie gesehen habe, dass die Messbüros anrückten, dann seien sie und ihr Bruder losgegangen und hätten selbst gemessen. Schon einmal hatte Anja Hollenhorst einen eigenen Gutachter beauftragt, der prüfen sollte, ob das Windrad zu laut ist. Aber das habe 15.000 Euro gekostet, und so entscheidet ihr Bruder sich, selbst ein Messgerät zu kaufen und eine Schulung zu machen. Die Hollenhorsts stellen schnell fest: Das Windrad ist genauso laut wie vorher.
Auch die Stadtwerke räumen ein, dass sie ihr Montagswindrad nicht in den Griff bekommen haben. Eine Sprecherin der Stadtwerke sagt: „Das Windrad in Loevelingloh ist mittlerweile vielleicht das bestvermessenste Windrad in Deutschland. Würde man alle Windräder so intensiv vermessen, würde man auch mehr auffällige Werte entdecken.“
Ein Sprecher der Bezirksregierung sagt: „Die Kläger mögen schwierige Menschen sein, sie sind vielleicht auch sehr fixiert auf dieses Windrad, aber in einem Punkt haben sie recht: Das Windrad in Loevelingloh ist trotz aller bisherigen Nachbesserungen immer wieder lauter als gesetzlich erlaubt.“ Darum untersagt die Bezirksregierung im Juli 2020 erneut den Nachtbetrieb, und im März 2021 steht das Problemwindrad wieder ganz still.
Anja Hollenhorst ist am Ziel, aber zufrieden ist sie nicht. Sie läuft durch die verwaisten Vorzimmer ihrer Spedition. Hier hätten früher neun Leute gearbeitet, jetzt seien nur noch drei Bürokräfte da. Im Februar 2020 hatte die Spedition Hollenhorst in einer Pressemitteilung angekündigt, 25 Mitarbeiter:innen zu entlassen, 80 Prozent der Belegschaft. Die Lokalzeitung berichtete. Ob das später so auch passierte, wissen wir nicht.
Die Stadtwerke wollen das Rad wieder zum Laufen bringen. Heute beginnt ein Probebetrieb, fünf Tage lang, jeweils von 6 bis 22 Uhr. In dieser Zeit kann das Unternehmen die Anlage warten und kontrollieren. Im Dezember haben die Stadtwerke wieder fünf Tage lang Zeit. Das sei mit der Bezirksregierung abgesprochen, schreibt das Unternehmen in einer Mitteilung. So könnte es nun weitergehen. Bis alles behoben ist.
Extrembeispiel für ein bundesweites Drama
Das Drama von Loevelingloh ist ein Extrembeispiel für die Dramen, die sich schon hundertfach in ganz Deutschland abgespielt haben: einem Land, das im Eiltempo aus der Atomenergie und aus der Kohleenergie aussteigt, das zu diesig ist, um sich nur mit Solarenergie zu versorgen, und zu wenig Küste hat, um alle Windräder raus aufs Meer zu stellen, wo sie die Menschen nicht stören.
Einerseits muss Deutschland seinen Bürger:innen die Windräder direkt vor die Nase stellen, wenn die Lichter in der Republik nicht ausgehen sollen.
Andererseits treibt das Menschen wie Anja Hollenhorst in den Wahnsinn – ob sie nun schwierig sind oder nicht.
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Und weil es eben so vertrackt ist, in einem Land, das so dicht besiedelt ist wie Deutschland, zwischen Wohngebieten, Naturschutzgebieten und Einflugschneisen noch Windkraftanlagen dazwischen zu quetschen, dauert auch der Kampf von Tim Hesse für seine drei Windkraftanlagen in Havixbeck schon ewig an: Bald ist es zehn Jahre her, dass er mit der Planung begann.
„Es wird immer schwieriger, in Deutschland noch Flächen zu finden, auf denen Windräder gebaut werden können“, sagt Hesse.
Keine Wohngebiete, keine Naturschutzflächen
2012 beginnt sein Projekt so: Er klickt sich durch die Karten des Geoinformationssystems vom Kreis Coesfeld, zu dem Havixbeck gehört, um zu schauen, wo er in seinem Heimatort Windräder bauen könnte. Er sucht nach einem Ort, an dem keine Richtfunkmasten stehen, nach einem Ort, der weder Naturschutzgebiet noch Landschaftsschutzgebiet ist – und wo keine Menschen im Umkreis von 450 Metern wohnen. Mittlerweile müssen Windkraftanlagen in NRW einen Abstand von 1.000 Metern zu Wohngebieten haben.
Als Hesse endlich eine Fläche findet, draußen auf den Äckern vor Havixbeck, spricht er die Eigentümer:innen an: sechs Landwirte. Er rechnet ihnen vor, was sie vielleicht mal daran verdienen könnten: Bis zu 40 Millionen Kilowattstunden könnten sie hier erzeugen, das könnte dann einen fünfstelligen Betrag für jeden im Jahr bedeuten. Hesse sagt: „Windräder bauen lohnt sich schon, das machen wir nicht nur aus Idealismus.“
Die Landwirte sind angetan und die Gemeinde Havixbeck signalisiert, dass sie das Projekt unterstützt.
Also beginnen Hesse und die sechs Landwirte, in das Projekt zu investieren: Sie lassen ein Ertragsgutachten erstellen, um zu sehen, wie viel Strom sie wirklich erzeugen können. Sie lassen Fachleute nach Vogelhorsten und Fledermäusen in der Umgebung suchen – oder wie Experten sagen: Man lässt ein avifaunistisches Gutachten erstellen.
Bürgerinitiativen machen Druck
2017 soll die Gemeinde einen neuen Flächennutzungsplan für Havixbeck beschließen und die Zone, in der Hesse seine Anlagen bauen will, offiziell für die Windkraft ausweisen.
Plötzlich werden die Anlagen zum Ortsgespräch in Havixbeck, und prompt gründen sich Bürgerinitiativen.
Wäre es Ihnen selbst denn völlig egal, wenn Sie plötzlich ein Windrad vor Ihrem Fenster hätten?
„Das ist jetzt schwer zu beurteilen“, sagt Hesse.
Als die Bürgerinitiativen Druck machen, zögert der Gemeinderat, die Flächen auszuweisen, aber er ist sich sicher, dass der alte Flächennutzungsplan überfällig ist.
Also gibt Hesse die Gutachten in Auftrag, die er für eine Genehmigung braucht: Bodengutachten, Schallgutachten, er lässt einen landschaftspflegerischen Begleitplan erstellen und lässt die Flugsicherheit prüfen. Alles zusammen werde ihn und die sechs Landwirte das eine hohe fünfstellige Summe kosten.
2019 entscheidet sich die Gemeinde, erst mal keinen neuen Flächennutzungsplan zu beschließen – anders als es der Regionalplan vorsieht, und auch anders, als die Gemeinde es Hesse zuvor signalisiert hatte.
Plötzlich sind überall Windräder möglich
Als der Kreis Coesfeld Hesse darüber informiert, dass er die Genehmigung nicht erteilen wird, wenn die Gemeinde nicht ihr Einverständnis gibt, schaltet Hesse einen Anwalt ein – und jetzt wird es kompliziert: Im Februar 2021 macht der Kreis Coesfeld Druck auf die Gemeinde, dass die Gemeinde sich bitte schnell um einen rechtssicheren Flächennutzungsplan kümmern möge. Aber weil die Gemeinde jetzt nicht mehr schnell genug einen neuen Flächennutzungsplan erstellen kann, kippen sie einfach den alten. Jetzt gibt es in Havixbeck gar keinen Flächennutzungsplan. Und weil es keinen Flächennutzungsplan mehr gibt, könnten jetzt theoretisch überall neue Windräder gebaut werden – verrückte Dialektik.
„Wir haben auch schon geschaut, ob wir jetzt noch woanders bauen können“, sagt Hesse, aber zunächst will er seine drei Windräder bauen, die er schon seit 2012 vorantreibt.
Beide haben ihr Ziel erreicht, aber zufrieden sind sie nicht
Im Juni 2021 bekommt er endlich die Genehmigung. Insgesamt hat es Tim Hesse und die sechs Landwirte etwa eine Viertelmillion Euro gekostet, die drei Windräder bis zur Genehmigung zu bringen.
Anja Hollenhorst sagt, in Loevelingloh habe sie eine sechsstellige Summe dafür ausgegeben, das Windrad zu bekämpfen.
Richtig glücklich sind beide nicht, obwohl das Windrad in Loevelingloh stillsteht und die Anlagen in Havixbeck genehmigt sind.
Anja Hollenhorst steht auf dem Gelände der Spedition, wo sie und ihr Bruder aufgewachsen sind. Sie starrt auf das Windrad in Loevelingloh, das sie so sehr hasst. Vielleicht muss sie bald den ganzen Betrieb aufgeben. Auch sie hat davon gehört, dass die Stadtwerke es gerne wieder in Betrieb nehmen würden.
Vor dem Maisfeld holt Tim Hesse sein Handy heraus und versucht, genau zu zeigen, wo seine genehmigten Anlagen hinkommen sollen. Zwei oder drei Jahre könnte es jetzt vielleicht noch dauern. Aber obwohl die drei Windräder jetzt genehmigt sind: Genau wie bei Anja Hollenhorst ist der Ausgang des jahrelangen Kampfes noch offen.
Beide sagen: Sie wollen endlich Sicherheit und keine endlosen Verfahren, die sie ihr Vermögen kosten. Eine neue Messung, ein neues Gutachten, ein neues Urteil vom Verwaltungsgericht kann alles wieder ändern. Dann beginnt die Odyssee von vorne.
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