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Kein Ort zum Bleiben
In der Unterkunft für Geflüchtete in der ehemaligen York-Kaserne gibt es immer wieder Ärger. Bewohner:innen berichten von Diebstählen, unangekündigten Durchsuchungen der Schlafräume und Hygieneproblemen. Und es gibt offenbar auch strukturelle Schwierigkeiten, die die psychische Gesundheit der Menschen in der Einrichtung gefährden.
Meysam Dastamooz trägt schwarze Lederschuhe, eine grau melierte Weste und einen eleganten, dunkelblauen Mantel, als er die RUMS-Redaktion betritt. Der 38-jährige Iraner sieht aus, als käme er gerade von einer Hochzeitsfeier oder einem Modeljob. Doch er kommt aus der Zentralen Unterbringungseinrichtung für Geflüchtete (ZUE) in der ehemaligen York-Kaserne, Backsteinhäuser in Reih und Glied, umgeben von Mauern, Bauzaun und Stacheldraht, „irgendwo im Niemandsland“, wie er selbst sagt. Dastamooz erhebt schwere Vorwürfe gegen die Einrichtung: „Ich habe dort keine Menschenrechte“.
Die ZUE in Münster ist eine von 29 Zentralen Unterbringungseinrichtungen in Nordrhein-Westfalen. Trägerin ist die Bezirksregierung Münster, der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) betreibt die Einrichtung in deren Auftrag. Geflüchtete leben in den ZUE, bis über ihren Asylantrag entschieden wurde. Wer lange bleibt, hat meistens eine schlechte Bleibeperspektive.
Wie lange Geflüchtete maximal in Zentralen Unterbringungen wohnen, regelt der Paragraph 47 des Asylgesetzes. Vor 2015 sah das Gesetz bis zu sechs Wochen Aufenthalt vor, ab Herbst 2015 mindestens sechs Wochen bis höchstens sechs Monate. Inzwischen haben alle Bundesländer die Möglichkeit, die Dauer auf 24 Monate auszuweiten – eine lange Zeit in einem Schwebezustand.
Schon Anfang des Jahres Beschwerden
Dastamooz ist nicht der erste Bewohner, der die Zustände in der ZUE in Münster kritisiert. Anfang des Jahres berichteten die Westfälischen Nachrichten über massive Vorwürfe: Nachdem wiederholt Feueralarm ausgelöst wurde, soll die Leiterin der Einrichtung Bewohner:innen gezwungen haben, stundenlang draußen in der Kälte auszuharren. Außerdem seien persönliche Bereiche der Bewohner:innen durchsucht worden, ohne dass diese einverstanden waren. Das Leitungspersonal habe sich rassistisch geäußert, schrieben die Westfälischen Nachrichten.
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