Post von Leser:innen

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von Fabian Schatz

Theo Sträßer, der frühere SPD-Fraktionschef im Rat, hat uns zu den Verzögerungen beim Neubau der Mathilde-Anneke-Gesamtschule geschrieben. Er hält die Umsetzung für ein „Desaster“, hätte aber einen Vorschlag.

Der Anspruch war ambitioniert: ein architektonisch besonderes, bautechnisch nachhaltig und hoch innovatives Gebäude sollte es werden – eine Gesamtschule aus Holz. Ausrufezeichen im Stadtmarketing. So etwas wie die Elb-Philharmonie bei Münsters Schulbau. 

Seit letzter Woche ist nicht mehr zu übersehen: Die Umsetzung gerät zum Desaster. 

An die Elbphilharmonie erinnern nur noch die baulichen Schwierigkeiten, die erwartbaren Zeitverzögerungen und Kostenexplosionen bis zur Fertigstellung des Neubaus.

Klar ist inzwischen, es handelt sich nicht nur um eine unglückliche Verquickung von Pleiten, Pech und Pannen. Es gibt konkret zurechenbare Fehler, Versäumnisse und sogar Überforderung bei Projektsteuerung und Projektmanagement bis in die Verwaltungsspitze.

Da erinnert vieles eher an die unendliche Geschichte vom Bau des Hauptstadtflughafens BER.

Selbstverständlich ist jeder Beitrag zur rücksichtslosen Aufklärung, die Herstellung von Transparenz verdienstvoll.

Weiter so, geht wirklich nicht. Schon wegen der Komplexität „dezernatsübergreifenden“ Bauaufgaben und Projekten, die bereits im politischen Rohr sind, oder neu angeschoben werden.

Die Aufarbeitung von Fehlern und Versäumnissen darf nicht zum Schwarze-Peter-Spiel verkommen. Sie kann nicht auf die Suche nach dem „Master of Desaster“ reduziert werden.

Die strukturelle Ertüchtigung der Verwaltung für Planung und Umsetzung komplexer Projekte gehört in den Fokus.

Zu welchem Schuljahr der Neubau der Mathilde-Anneke-Gesamtschule in Betrieb genommen werden kann, steht in den Sternen. Da können bei explodierenden Kosten wohl noch Jahre mit ständig wechselnden Provisorien ins Land gehen. Das haben die Betroffenen nicht verdient.

Erst letzte Woche hat Oberbürgermeister Lewe das absehbare Dauerprovisorium eingeräumt. In einer Pressemitteilung hat der OB vage angekündigt, dass Verwaltung und Schule jetzt eine Zwischenlösung“ entwickeln sollen.

Bei der Suche nach dieser „Zwischenlösung“ für die Mathilde-Anneke-Schule ist vielleicht der Seitenblick auf Berlin BER ebenfalls anregend. Dort wurde der bereits eingemottete Flughafen Tegel früh komplett reaktiviert bis der endlose Leidensweg zum BER mit dessen Eröffnung beendet war.

Das Schulzentrum Roxel steht noch nicht leer. Es wird nach dem Willen der Stadt planmäßig abgewickelt. So schnell wie möglich soll hier die dritte Gesamtschule Münsters den Betrieb aufnehmen.

Unabhängig davon, ob und wann diese Standortentscheidung in Münster für die dritte Städtische Gesamtschule umgesetzt werden kann: In Roxel könnte ein Raumangebot zur Verfügung stehen – sowohl für einen Start der dritten Gesamtschule als auch für Zwischenlösungen für die Mathilde-Anneke-Schule.

Nach einem Jahr Pandemie-Erfahrung mit flächendeckendem Lockdown in den Schulen haben die Betroffenen ein Anrecht auf paar belastbare Antworten, wie es mit Münsters Schulangebot jetzt und in den nächsten Jahren konkret weitergehen soll..

Die Erfahrungen mit den beiden letzten Gesamtschul-Gründungen legen nahe, für den bedarfsgerechten Ausbau des Gesamtschulangebots in Münster jetzt auch mit der Standortentscheidung und den konkreten Planungen für eine weitere (die vierte) kommunale Gesamtschule zu beginnen.

Das macht Sinn, auch und besonders, wenn im Augenblick die Weiternutzung des Schulzentrums Roxel für die dritte Gesamtschule noch nicht abschließend gesichert ist.

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