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Post von Leser:innen
von Fabian SchatzKlaus Maiwald hat uns geschrieben. Er ist Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde in Hiltrup und Amelsbüren, lebt mit seiner Frau zwischen Hiltrup und Berg Fidel, ist nebenbei Umweltbeauftragter des Evangelischen Kirchenkreises. Und er schreibt:
Seit ein paar Monaten sind meine Frau und ich stolze Besitzer eines Lastenrades. Ohne Motor, ganz mit Muskelkraft, obwohl schon über 50. Ok, der eine oder die andere wird’s schon gesehen haben, weil ich damit so ziemlich alles transportiere. Vom Bassverstärker über Büsche und Bäume für den Vorgarten bis hin zu allem, was wir so zum täglichen Leben in diversen Biomärkten und Läden in Münster kaufen und dann Richtung Hiltrup transportieren.
So, und an der Stelle ist mir etwas ganz besonders aufgefallen, und zwar die Hierarchie, die es in unserer so fahrradfreundlichen Stadt Münster immer noch zwischen den zwei- bis drei- auf der einen Seite und den vier- und mehrrädrigen Fahrzeugen auf der anderen Seite gibt.
Ich meine nicht mal den zur Verfügung stehenden Verkehrsraum zum Fahren und Parken, nicht die zu schmalen Radwege, auf denen Überholen unmöglich ist, nicht die Ampelmasten, die mitten auf dem rot markierten Radweg stehen, der danach auch gleich zu Ende ist. Was ich täglich mehr und eben besonders mit dem Lastenrad spüre, ist der Unterschied in den Fahrbahnbelägen.
Während die Damen und Herren in ihren gut gefederten SUVs, Familienkutschen und etwas weniger gut gefederten Sportwagen sänftengleich über gut asphaltierte Straßen gleiten und die Poser nicht mal mit den tiefergelegten Vierfach-Auspüffen aufsetzen, muss ich schon gar nicht mehr klingeln, wenn ich mit leeren Einmachgläsern unterwegs zum Unverpackt-Laden bin, weil die Radwege mit „Verbundsteinpflaster“ ausgestattet sind.
Von wegen Verbund: Die Steine stehen mal hoch, mal tief, mit kleineren und größeren Fugen dazwischen, manche sind locker, andere gar nicht vorhanden. Es ruckelt und rappelt. Vielleicht dient das Ganze ja dazu, die Tiefenmuskulatur des radfahrenden Menschen anzuregen und ihn so fit zu erhalten.
Besonders bemerkt man den Unterschied, wenn man Straßen queren muss. Während alles dafür getan wird, dass Autofahrer:innen gar nicht merken, wenn sie von einer in die andere Straße abbiegen, hoppelt man als Radfahrer:in vom einen Radweg runter und nimmt Querungshilfe rückenschonend im Stehen. Beim nächsten Bordstein fliegen mir dann regelmäßig die Kronkorken vom alkoholfreien Bio-Bier. Schön sind auch diese weißen Rubbel-Leisten, die für Menschen mit Sehbehinderung sicher einen Zweck haben (auf dem Gehweg!), mich als Radfahrer direkt über den Lenker aber noch einmal deutlich darauf hinweisen: „Vorsicht! Sie befahren feindliches Terrain!“
Von Garagen- und Hofeinfahrten alle 15 Meter will ich jetzt gar nicht anfangen. Das ganze Leben ist ja schließlich ein ewiges Auf und Ab. Das kann man mit dem Rad super nachvollziehen.
Hierarchie? Ach ja. Autofahrer:innen gehört halt immer noch die Krone, während alle anderen Verkehrsteilnehmer mit dem leben müssen, was übrig bleibt. Du willst mit dem Rad über die Straße? Dein Problem. Um das Radfahren komfortabler, manchmal auch schneller und damit attraktiver zu machen, könnte man das Ganze doch mal umdrehen. Glatte, ununterbrochene Fahrradspuren, über die die Autos holpern müssen, wenn sie sie queren.
Vielleicht wird das ja was mit den lange versprochenen Rad-Schnellwegen. Hat jemand mal seit der Errichtung der Lichtmasten den Radweg am Kanal Richtung Senden benutzt? Der Zustand hat sich deutlich verschlechtert. Vielleicht hätte ich doch ein Rad mit Federung kaufen sollen.