Last-Minute-Wissen zur Europawahl | Ökologische Landwirtschaft: Welche Möglichkeiten hat die Stadt Münster? | Unbezahlte Werbung: Götterspeisen

Porträt von Svenja Stühmeier
Mit Svenja Stühmeier

Guten Tag,

seit gestern läuft die Europawahl. Die Niederländer:innen haben zuerst gewählt, heute sind die Wahllokale in Tschechien und Irland geöffnet. Erste Tendenz aus den Niederlanden: Das Bündnis aus Grünen und Sozialdemokraten liegt knapp vor der PVV, der Partei des Rechtspopulisten Geert Wilders.

Tendenz aus Deutschland: 30 Prozent wählen CDU/CSU, SPD und Grüne folgen weit hintenan mit 14 Prozent auf Platz 2. In den Niederlanden hatten Umfragen im Vorfeld der Wahlen allerdings auch ergeben, dass die PVV den meisten Zuspruch hat. Also schauen Sie am besten in einem Liveticker vorbei, hier zum Beispiel vom ZDF oder hier vom Deutschlandfunk in Leichter Sprache.

Und da wir gerade bei Blicken in die Glaskugel sind: Einige Münsteraner:innen könnten bald in Brüssel und Straßburg Platz nehmen. Also, zumindest theoretisch. Die meisten von ihnen stehen recht weit hinten auf den Listen. Alina Möller (ÖDP) ist der einzige Name mit dem Zusatz „Münster“, der tatsächlich auf Ihrem Stimmzettel steht. Sie nimmt Listenplatz 3 ein. Gerade ist die Partei noch mit einem Sitz vertreten. Eines ihrer Themen: die Wirtschaft umweltverträglich zu gestalten.

Hier noch im Schnelldurchlauf die anderen Kandidat:innen aus Münster, die auf ihren Webseiten jeweils ausführlich über Positionen und Themen schreiben, die ihnen besonders wichtig sind:

Philipp Mathmann etwa steht auf Platz 26 für die Grünen. Gesundheit steht für ihn im Fokus, er möchte evidenzbasierte Standards auf EU-Ebene umsetzen. SPD-Kandidatin Madita Fester (Listenplatz 65) würde sich insbesondere für gleiche Bildungschancen in Europa stark machen. Carina Beckmann geht auf Platz 11 für Volt und nachhaltige Agrarpolitik ins Rennen, Claudia Grönefeld (Listenplatz 27) will mit der FDP unter anderem die EU-Institutionen schneller gestalten und das Wahlalter europaweit auf 16 absenken.

In Münster haben knapp 80.000 Menschen Briefwahlunterlagen beantragt. Knapp 70.000 davon haben (Stand heute Mittag) ihren Weg zurück in die Stadtverwaltung gefunden. Mehr als ein Viertel der 240.000 Wahlberechtigten haben also schon ihre Stimme abgegeben.

Falls Sie jetzt langsam unruhig werden, weil Sie noch immer nicht wissen, wen Sie wählen möchten: Vielleicht kann Electify Sie etwas unterstützen. Das KI-Sprachmodell durchforstet die Wahlprogramme aller momentan im EU-Parlament vertretenen Parteien, außerdem die öffentlichen Reden der im Parlament sitzenden Politiker:innen der vergangenen fünf Jahre, um eine Antwort auf Ihre Fragen zu generieren.

Und falls Sie Ihre Briefwahlunterlagen noch zu Hause haben: Packen Sie die am besten sofort in die Tasche und machen Sie noch einen kleinen Spaziergang. Der Briefkasten am Stadthaus 1 (Klemensstraße 10) wird am Wahlsonntag um 18 Uhr noch einmal geleert. In Briefkästen der Bezirksverwaltungen, Bürgerbüros und an den Stadthäusern 2 und 3 schaut Sonntag um 14 Uhr noch jemand rein, mehr dazu hier. (sst)

Kurz und Klein

+++ Macht die Stadt zu wenig für ihre Wirtschaft? Münsters Wirtschaftsförderer Enno Fuchs hat in dieser Woche bemängelt, es gebe in der Stadt zu wenige Gewerbeflächen. Der scheidende Kaufmannschafts-Vorsitzende Benedikt Hüffer flankierte das in seiner Zeitung. Er sagte, 80 Hektar bis zum Jahr 2045, das sei fast nichts. Das ist allerdings auch nur die Fläche, die Stadt und Wirtschaftsförderung gehören. Im acht Jahre alten Gewerbeflächen-Entwicklungskonzept ist von 253 Hektar die Rede, die damals als Reserve zur Verfügung standen, 155 Hektar waren zu dieser Zeit baureif oder kurzfristig baureif. Im vergangenen Jahr hat das Ratsbündnis einen neuen Plan in Auftrag gegeben. CDU-Fraktionschef Stefan Weber wirft den Grünen in einer Pressemitteilung vor, sie hätten in den Beratungen zum Regionalplan 50 Hektar neue Gewerbeflächen abgelehnt. Bei den Grünen heißt es auf Nachfrage, die Bezirksregierung habe Gewerbeflächen im Umfang von 255 Hektar vorgeschlagen. Diesen Vorschlag habe man so übernommen. Abgelehnt habe man lediglich den CDU-Antrag, noch 50 weitere Hektar Land zu versiegeln. (rhe)

+++ Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig hat entschieden, dass Anwohner unter bestimmten Umständen dagegen vorgehen können, wenn Autos auf dem Gehweg parken – allerdings nur in einem bestimmten Bereich vor ihrer Haustür und auch nur dann, wenn die Autos die Nutzung des Gehwegs „erheblich einschränken“, wie unter anderem der WDR berichtet. Dass sich damit in Münster viel ändern wird, ist unwahrscheinlich. Die Stadt teilt auf Anfrage mit, nach einer ersten Einschätzung erfülle sie mit ihrem soeben fertiggestellten Parkraumkonzept die Vorgaben des Bundesverwaltungsgerichts. Über das Konzept entscheidet in knapp zwei Wochen der Rat. Das Leipziger Urteil beantwortet eine wichtige Frage, wirft aber auch neue auf. Unter anderem die, „was es bedeutet, dass nur unmittelbar Anwohnende von der Stadt verlangen können, das behindernde Parken auf dem Gehweg vor ihrer Haustür zu ahnden“, schreibt die grüne Verkehrsausschuss-Vorsitzende Andrea Blome in einem Statement. Stefan Tigges von der Initiative Verkehrswende der Zukunftswerkstatt Kreuzviertel, die vor kurzem im Kreuzviertel Blumenkübel aufgestellt hatte, um zu verhindern, dass Autos dort parken, reagierte auf das Urteil „irritiert“. Nach seiner Einschätzung müssten Gehwege überall begeh- und befahrbar sein – nicht nur da, wo Anwohner klagen, weil der Gehweg vor ihrer Haustür zugeparkt sei. (rhe)

+++ Die Stadt will den Busverkehr an mehreren Stellen in Münster beschleunigen. Die versuchsweise eingerichtete Busspur auf der Friedrich-Ebert-Straße soll dauerhaft bleiben. An der Weseler Straße sollen neue Spuren (zunächst nur stadteinwärts) und digitale Ampeln den Busverkehr schneller machen. An der Hammer Straße richtet die Stadt zwischen Grevingstraße und Münstermannweg eine vor vier Jahren gestrichene Busspur wieder ein. An der Warendorfer Straße entsteht zwischen Dodostraße und Gereonstraße eine sogenannte Umweltspur, auf der Busse und Fahrräder gemeinsam fahren. Einen 26 Seiten langen Bericht zur Busbeschleunigung finden Sie hier. (rhe)

+++ Zwei Wirtschaftsvertreter werden Münsters CDU nun doch nicht bei der Suche nach einem Nachfolger für Markus Lewe als Oberbürgermeister beraten, wie der CDU-Kreisvorstand es in dieser Woche angekündigt hatte. IHK-Hauptgeschäftsführer Fritz Jaeckel und Handwerkskammer-Geschäftsführer Thomas Banasiewicz erklärten in einer gemeinsamen Pressemitteilung ihren Rückzug. Damit wollten sie „von vornherein den Anschein der Verletzung der parteipolitischen Neutralität“ vermeiden, zu der die Kammern verpflichtet sind, so hieß es. Nach unseren Informationen hatte es Kritik aus den Reihen der Kammermitglieder gegeben. Die Industrie- und Handelskammer Nord Westfalen hatte vor einigen Jahren einen langen Rechtsstreit mit einem Windkraftunternehmer aus Münster, der nicht hinnehmen wollte, dass die Kammer sich immer wieder politisch äußerte. Das Bundesverwaltungsgericht gab dem Mann damals recht. (rhe)

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Ökologische Landwirtschaft lohnt sich – oder?

Die Europäische Union will, dass bis 2030 ein Viertel der landwirtschaftlichen Flächen ökologisch bewirtschaftet werden – der Bund sogar fast ein Drittel. In Münster sind es bisher nur 1,5 Prozent. Einige Initiativen wollen, dass es schnell mehr werden. Doch der Landwirtschaftsverband tritt auf die Bremse. 

Was haben Greifswald, Harsewinkel und einige Gemeinden des Bistums Münster gemein? Richtig, sie besitzen Land. Und sie verpachten es seit einer Weile nach ökologischen Kriterien an Landwirt:innen. Sowas haben Grüne, SPD und Volt auch von der Stadt Münster gefordert. Und zwar in ihrem Koalitionsvertrag (S. 32) und dann vor etwa drei Jahren mit diesem Antrag. Seitdem liegt er bei der Verwaltung, die ihn bearbeitet.

Vor der vergangenen Ratssitzung haben einige Umweltinitiativen aus Münster noch einmal auf dieses Vorhaben aufmerksam gemacht, mit Bannern und Flyern vorm Friedenssaal (RUMS-Brief).

Warum finden sie das wichtig?

Bei einem Gespräch machen Celia Meienburg (Ernährungsrat), Rita Clausing (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, kurz „Bund“), Teresa Häuser (Klimaentscheid) und Detlef Lobmeyer (Naturschutzbund, kurz „Nabu“) ihre Position deutlich: Die Stadt Münster komme ihrer Verantwortung nicht nach, die sie mit dem Besitz ihrer Flächen habe. Zum Beispiel, Arten zu schützen, ein krisenfestes Ernährungssystem zu etablieren und ihr Ziel zu verfolgen, bis 2030 klimaneutral zu sein.

Wie soll das denn gehen?

Der Klimaentscheid Münster hat zur Mahnwache vor der Ratssitzung zwei konkrete Forderungen formuliert. Ab dem nächsten Pachtjahr, das am 1. November 2024 beginnt, sollen alle Pächter:innen zwanzig Prozent der Ackerfläche als selbstbegrünte Brache ruhen lassen. Die zweite Forderung: bis zum übernächsten Pachtjahr soll ein Kriterienkatalog zur ökologisch-gemeinwohlorientierten Verpachtung entwickelt werden.

Erste Forderung: Zwanzig Prozent Brache

Die Sache mit der Brache sieht die Gruppe als Sofortmaßnahme an. Der Vorschlag erfordere schließlich keine Vorbereitung und keinen bürokratischen Aufwand. Die Verwaltung müsse dafür nur eine E-Mail an die Pächter:innen schicken mit der Information: Sie dürfen nur pachten, wenn Sie ab 1. November zwanzig Prozent der Fläche brach liegen lassen. Die Idee dahinter: Wenn auf 120 Hektar keine Pestizide mehr verteilt werden, erhalten Insekten und Feldvögel Lebensräume.  

Ganz so einfach ist das wahrscheinlich doch nicht. Wir haben den Fraktionen ein paar Fragen zu ihrem Antrag und den Forderungen gestellt. Die umweltpolitische Sprecherin der Grünen, Leandra Praetzel, schreibt zu den Brachflächen: Grundsätzlich sei das keine schlechte Idee. Die Umsetzung sei aber „nicht trivial“. Hedwig Liekefedt von der SPD findet es insbesondere wichtig, ein Verfahren zu entwickeln, mit dem Landwirt:innen gut arbeiten können. Das passiere gerade an einem Runden Tisch.

Zumindest der Westfälisch-lippische Landwirtschaftsverband (WLV) ist nicht so begeistert von der Idee: Die Sprecherin schreibt, dass Fläche dauerhaft entzogen werde, und das bewerte der Verband sehr kritisch. Außerdem gebe es noch einige ungeklärte Fragen. Etwa, wie genau die Brache definiert sein soll, wer sie pflegt und zu welchem Preis das passiert.

Na, das wäre mit Aufgabe der Landwirt:innen, würden die Initiativen nun sagen. Sie müssten die Flächen einmal im Jahr bearbeiten. Das sei ein “Aufwand für das Gemeinwohl”, der im Verhältnis stehe. Sie bezahlten schließlich einen vergleichsweise niedrigen Preis für die städtischen Flächen. 

Der Stadt gehören derzeit gut 1.000 Hektar, schreibt uns eine Sprecherin. Von diesen werden etwa 600 landwirtschaftlich genutzt, der Rest ist Grünland. Die Pächter:innen zahlen pro Hektar Ackerfläche 400 Euro im Jahr. Der Landesschnitt in Nordrhein-Westfalen lag 2023 bei 560 Euro. Das käme in etwa auch für Münster hin, sagt Ulrich Oskamp von der katholischen Landvolkbewegung (KLB). Spitzenpreise lägen bei 1.200 Euro pro Hektar, etwa für den Anbau von Sonderkulturen wie Erdbeeren und Spargel. Die Tendenz sei aber steigend, da der Flächendruck zunehme. 

Zweite Forderung: der Kriterienkatalog

Nun zum eigentlichen Punkt: Die Initiativen wollen, dass Kriterien für die Verpachtung der städtischen Flächen entwickelt werden. Die sollen möglichst ökologisch bewirtschaftet werden. Das steht so auch in dem Ratsantrag. Und der ist mittlerweile zweieinhalb Jahre alt. Die Sprecher:innen der Initiativen finden das ärgerlich . Zum einen, weil in Gesprächen mit der Stadt als Grund für die lange Bearbeitungszeit „Aktenberge“ genannt worden sei. Also buchstäblich zu viele Zettel auf dem Schreibtisch, die nicht digitalisiert und unübersichtlich seien. Zum anderen, weil die Verwaltung die Aufgabe ihrer Meinung nach hervorragend auslagern könnte. Zum Beispiel an die Mitarbeitenden der Nabu-Naturschutzstation.

Der Klimaentscheid hat sich irgendwann hingesetzt und selbst einen Vorschlag für einen Kriterienkatalog formuliert. Er enthält einige Stichpunkte aus den Kategorien Ökonomie, Ökologie und Soziales. Ein paar Beispiele für Kriterien, mit denen Betriebe Pluspunkte sammeln könnten: Die Entfernung zwischen Betrieb und Pachtfläche ist möglichst gering, der Betrieb möchte innerhalb der Pachtzeit auf Ökolandbau umstellen und der Betrieb zahlt nach den tariflichen Vorgaben der IG Bauen-Agrar-Umwelt.

Den Katalog zu formulieren, sei recht einfach gewesen, weil es schon einige Vorlagen gibt, sagt Teresa Häuser. Für ihren Entwurf habe sie sich an den Leitlinien des Bistums Münster und am Positionspapier der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft orientiert.

Was man noch so bedenken muss

Die Stadt sieht das anders. Sie schreibt, es dauere so lange, eine Beschlussvorlage zu erstellen, weil man vieles dabei bedenken müsse. Nur ein paar Beispiele: Welche Auswirkungen hat die Bewirtschaftung? Welche Flächen sind geeignet? Kommt man sich irgendwo mit förderrechtlichen Rahmenbedingungen in die Quere?

Und auch Hedwig Liekefedt schreibt: Ja, es gebe Kriterienkataloge, die man theoretisch an Münster anpassen könnte. Aber es gebe eben auch viele schon lange bestehende Verträge, die man anpassen müsse. „Ziel ist nun, in einem neuem Pachtvertragsentwurf die ökologischen Anforderungen auch mit den Bestandspächtern umsetzen zu können.“

Der WLV hat eine ziemlich klare Haltung dazu: „Mit Blick auf die Verpachtung lehnen wir es strikt ab, ökologisch wirtschaftende Betriebe zu bevorzugen oder eine Umstellung zu fordern.“ Das sei nicht realistisch, und zwar vor allem wegen der kurzen Pachtverträge.

Die meisten städtischen werden für ein Jahr vergeben und dann erneuert. Wer auf ökologischen Landbau umstellen will, braucht dafür aber mindestens fünf Jahre Pachtsicherheit. Denn erst nach fünf Jahren ökologischer Bewirtschaftung werden die Produkte auch als ökologisch anerkannt. Außerdem fördert das Land Betriebe erst ab fünf Jahren. Das gibt die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen vor.

Tatsächlich hat sich die Stadt bereits auf die Suche nach Flächen gemacht, die längerfristig verpachtet und ökologisch bewirtschaftet werden können. Gefunden hat sie bisher 20 Hektar, etwa am Reiner-Klimke-Weg.

Warum kann die Stadt nicht einfach überall längere Pachtverträge anbieten? Wahrscheinlich, weil sie neben dem Ziel, bis 2030 klimaneutral zu werden, auch noch andere Ziele und Vorgaben hat. Zum Beispiel, jedes Jahr mindestens 2.000 neue Wohnungen zu bauen. Und die müssen ja irgendwohin.

Muss es ganz oder gar nicht sein?

Ein weiterer Punkt für den WLV: die Wirtschaftlichkeit. 2020 gab es neun Betriebe, die auf gut 450 Hektar in Münster ökologisch gewirtschaftet haben. Das entspricht knapp 1,5 Prozent der Stadtfläche. Die Europäische Union will 25 Prozent Öko-Fläche bis 2030 erreichen, der Bund sogar 30 Prozent. Mehr Biolandwirtschaft sei für Landwirt:innen aber nur sinnvoll, wenn die Nachfrage auch da ist, schreibt uns die Sprecherin. „Diese ist für die Betriebe bisher unsicher, daher ist die Umstellungsquote gering.“

Da sieht Teresa Häuser ebenfalls Handlungsspielraum bei der Stadt. Die könnte ja in Kitas, Schulen und Kantinen die regional und ökologisch produzierten Lebensmittel nutzen und somit die Nachfrage erhöhen. Rita Clausing macht im Gespräch deutlich: Die Erwartungshaltung ist nicht, dass alle sofort auf Ökobewirtschaftung umstellen. Man könne ja mit einer Sache anfangen, zum Beispiel, auf Pestizide zu verzichten. „Es muss nicht immer eine ökologische Bewirtschaftung sein. Es gibt durchaus Varianten, die trotzdem nachhaltig sind.“

Sie erwartet von der Stadt Münster, dass sie die Landwirt:innen in dem Prozess unterstützt. Wo kann man die Bewirtschaftung nachhaltiger gestalten? Welche Zeiträume sind realistisch? Welche Angebote und welches Wissen braucht es?

Apropos Zeiträume

Der Klimaentscheid ruft zu einer Mahnwache vor der Ratssitzung am 19. Juni auf. Warum ausgerechnet jetzt? 

 Damit die Verträge mit neuen Regeln zum 1. November aufgesetzt werden können, müssten die aktuellen Pächter:innen bis spätestens Ende Juli eine Änderungskündigung von der Stadt erhalten. Kommendes Jahr sind Kommunalwahlen, damit verändern sich möglicherweise die Mehrheitsverhältnisse im Rat. Die Leute aus den Umweltinitiativen befürchten, dass sich das Thema damit ganz erledigt haben könnte, sofern es bis dahin nicht angepackt wurde.

Am 19. Juni findet noch eine Ratssitzung statt, danach ist Sommerpause. Die Initiativen haben bereits vor der letzten Ratssitzung gefordert, einen Antrag zur sofortigen Beschlussfassung zu stellen.

Leandra Praetzel schreibt: Auch eine Beschlussfassung in der Juni-Sitzung wäre noch ausreichend, um die Pachtverträge dieses Jahr zu ändern.

Hedwig Liekefedt schreibt: Ihr habe man zugesagt, dass es eine Vorlage im August geben werde.

Die Stadt schreibt: Dieses Jahr soll ein Beschlussvorschlag vorliegen.

Der WLV schreibt: Eine Umsetzung der Forderung ab Sommer sei „unsinnig“. Mit Blick auf Fruchtfolgenplanung und Entlohnung und Unterbringung von Saisonarbeitskräften bräuchten Landwirt:innen einen gewissen zeitlichen Vorlauf.

Kommen die jemals auf einen grünen Zweig?

Nun ist es nicht so, dass die Positionen der Beteiligten komplett konträr wären. Sie schauen aber aus unterschiedlichen Blickwinkeln auf die Sache. Während die Umweltinitiativen den Artenschutz an oberste Stelle setzen und von dort aus überlegen, was möglich ist, hat die Stadt mehrere Aufträge und Aufgaben, die sie koordinieren muss. Die einen fordern, dass jetzt möglichst schnell etwas passiert. Die anderen sagen: Dafür ist die Forderung zu komplex.

Für die Landwirt:innen kommt die ganz praktische Ebene hinzu. „Ganz grundsätzlich ist die Landwirtschaft in Münster gerne bereit, zum Zwecke der Biodiversität an gemeinsamen Projekten und einem Kriterienkatalog mitzuarbeiten“, heißt es vom WLV. Der Fokus ist hier allerdings, dass alle Betriebe sich beteiligen können, dass die Kriterien für sie anwendbar sind und dass es sich finanziell lohnt. (sst)

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Klima-Update

+++ Das Bündnis Klimaentscheid Münster fordert die Ratsmitglieder in einem offenen Brief auf, konsequenter gegen die Klimakrise vorzugehen. Der Brief zitiert den deutschen Ethikrat, der die Verantwortung für Klimaschutzmaßnahmen klar bei den staatlichen Akteuren sieht und fordert, dass Unternehmen und andere kollektive Akteure stärker in die Pflicht genommen werden müssen. Individuelle Verantwortung allein reiche nicht aus, und klare gesetzliche Regelungen seien notwendig, um klimafreundliches Handeln zu erleichtern. (rhe)

+++ In Nordrhein-Westfalen waren 2023 weniger Schadstoffe in der Luft als in den Jahren zuvor, teilt das Umweltministerium mit. Dabei werden Stickstoffdioxid und Feinstaub geprüft.. Die Grenzwerte wurden nur jeweils an einer Messstelle in NRW überschritten. 2016 haben noch die Hälfte der Messstellen zu hohe Stickstoffdioxidwerte gemessen. Falls die Europäische Union ihre Vorgaben an die neuen Richtwerte der Weltgesundheitsorganisation anpasst, könnte es sein, dass das bald wieder ähnlich aussieht. (sst)

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Korrekturen

Im RUMS-Brief am Dienstag schrieben wir in der Ein-Satz-Zentrale von ungefähr 150 Millionär:innen, die in Münster leben. Gemeint waren: Einkommens-Millionär:innen. Wir haben das korrigiert. (rhe)

Ein-Satz-Zentrale

+++ An der Königsstraße soll bald eine rote Ampel lange Staus vor dem Parkhaus verhindern. (Westfälische Nachrichten)

+++ Die Stadt will in der Innenstadt weitere Tempo-30-Zonen ausweisen – auf der kleinen Bahnhofstraße, der kleinen Friedrich-Ebert-Straßen sowie auf Teilen der Bremer Straße, der Hüfferstraße und am Bremer Platz. (Westfälische Nachrichten)

+++ Das neue Kulturticket, mit dem Schülerinnen und Schüler nach den Sommerferien günstiger oder kostenlos Kulturveranstaltungen besuchen können, bekommt den Namen Kultick. (Stadt Münster

+++ Tickets für Preußen-Spiele kosten in der neuen Saison zwischen 14,50 Euro (Stehplatz unter freiem Himmel) und 42 Euro (Sitzplatz Haupttribüne) und werden damit deutlich teurer. (Westfälische Nachrichten)

+++ Fans von Preußen Münster haben über 20.000 Euro gesammelt, um sich an der Strafe zu beteiligen, die der DFB wegen der Zündelei beim DFB-Pokalspiel gegen Bayern München verhängt hat. (Fangemeinschaft Preußen Münster)

+++ Wegen eines „Kalkulationsfehlers“ bei den Personalkosten im Wirtschaftsplan fällt das Defizit des Theaters um eine knappe Viertelmillion Euro höher aus als gedacht und liegt damit bei ungefähr einer Million. (Stadt Münster)

+++ Die Bezirksregierung hat vorübergehende Abordnungen von 83 Grundschullehrkräften aus dem Münsterland ausgesprochen, um Schulen im Emscher-Lippe-Raum zu unterstützen, und erwartet, dass bis Ende Juni weitere 46 Lehrkräfte vorübergehend die Schule wechseln müssen. (Bezirksregierung Münster)

+++ Das Junge Forum der Deutsch-Israelischen Gesellschaft kritisiert, dass bei der „Langen Nacht der Bildung“ Personen eingeladen wurden, die Terrorismus, Israelhass und Antisemitismus verbreiten, weshalb der AStA deren Auftritt verboten hat. (Westfälische Nachrichten)

+++ Rund 50 Zehntklässlerinnen und Zehntklässler der Erna-de-Vries-Schule mussten gestern ihre Mathe-Abschlussprüfung wiederholen, weil irgendjemand die Prüfungsunterlagen vertauscht hat. (Westfälische Nachrichten)

+++ Das Bistum baut die frühere Domkammer an der Nordseite des Doms bis 2026 für neun Millionen Euro zu einem Domforum um, in dem Chöre proben und das nach den Vorstellungen des Bistums dazu beitragen soll, die Innenstadt zu beleben. (Bistum Münster)

+++ Im Bistum Münster werden bis 2030 voraussichtlich mehr als 100 Priester in den Ruhestand gehen, etwa ein Drittel, während nur vier Neupriester geweiht werden. (Kirche und Leben)

Unbezahlte Werbung

Am Marktstand „Götterspeisen“ auf dem Wochenmarkt gibt es mittwochs und samstags Mittagessen unter freiem Himmel. In einem kleinen roten Wagen rechts neben dem Domeingang kocht Inhaber Helmut Peinemann frische Eintöpfe, Suppen und, je nach Saison, weitere Speisen. Dazu gibt’s Brot zum Selbstbedienen. Essen können Sie die Speisen direkt vor Ort an Stehtischen. Empfehlung: die Bouillabaisse sowie alles, bei dem die goldbraun-geschmorten Kartoffeln als Beilage dabei sind.

Hier finden Sie alle unsere Empfehlungen. Sollte Ihnen ein Tipp besonders gut gefallen, teilen Sie ihn gerne!

Drinnen und Draußen

Heute hat Annalena Zernott für Sie in den Veranstaltungskalender geschaut. Das sind ihre Empfehlungen: 

+++ Die Stadtbücherei und die Volkshochschule Münster erweitern den bundesweiten Digitaltag um einen weiteren Tag und nennen ihn Digitaltag Plus. Am morgigen Samstag gibt es in der Bücherei verschiedene Workshops zu künstlicher Intelligenz. Das Programm sowie Hinweise zur Anmeldung finden Sie hier.

+++ Im Begegnungszentrum Meerwiese findet am Samstag ab 15 Uhr das erste Sommerfest des Drubbel-Vereins statt. Der Eintritt ist frei, aber der Verein bitte um Spenden fürs Wohnprojekt.

+++ Unter dem Motto Sommer, Sonne, See gibt es am Samstag und Sonntag Musik auf der Seebühne am Germania-Campus. Eine Reservierung bei den einzelnen Lokalen wird empfohlen, der Eintritt ist frei.

+++ Am Sonntag findet von 12 bis 17 Uhr in der Mensa am Ring der Modeflohmarkt Kleiderwirbel statt. Der Eintritt kostet für Erwachsene 4 Euro, ab 15:30 Uhr nur noch einen Euro. Kostenfreie Parkplätze gibt es im Parkhaus nebenan.

Am Dienstag schreibt Ihnen Ralf Heimann. Ich wünsche Ihnen ein erholsames Wochenende! 

Herzliche Grüße
Svenja Stühmeier

Mitarbeit: Ralf Heimann (rhe), Jan Große Nobis (jgn) – das bedeutet: Die einzelnen Texte im RUMS-Brief sind von der Person geschrieben, deren Kürzel am Ende steht.
Lektorat: Susanne Bauer

PS

Seit über 40 Jahren gibt es mit dem Frauen-Notruf eine Beratungsstelle für Mädchen und Frauen in Münster. Sie berät Menschen, die sexualisierte Gewalt erlebt haben oder befürchten und diejenigen, die Betroffene unterstützen wollen. Momentan möchte die Beratungsstelle mit einer Umfrage herausfinden, wie häufig und in welcher Form Mädchen und Frauen im Internet belästigt werden. Achtung: In der Umfrage geht es um Ihre eigenen Erfahrungen und Ihren Umgang damit. Hier können Sie an der Umfrage teilnehmen. (sst)

Der Frauen-Notruf ist telefonisch unter 0251/34443 (montags bis donnerstags von 10 bis 16 Uhr und freitags von 10 bis 12 Uhr) oder per Mail an info@frauennotruf-muenster.de erreichbar.

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