Regenbogenflagge: Tag gegen Homophobie | Die Landtagswahl: ein Überblick | Musik-Campus: doch noch ein Kompromiss

Porträt von Ralf Heimann
Mit Ralf Heimann

Guten Tag,

vor 50 Jahren und knapp drei Wochen zogen in Münster 200 schwule und lesbische Menschen durch die Stadt, um darauf aufmerksam zu machen, dass sie benachteiligt werden. Das war die erste Demonstration für die Rechte von Schwulen und Lesben in Deutschland. Danach vergingen noch 22 Jahre, bis man auf die Idee kam, den Paragrafen 175 aus dem Strafgesetzbuch zu streichen. Er verbot Sex zwischen Männern. Ein schneller Blick auf den Kalender. Auch das ist schon wieder 28 Jahre her.

In einer idealen Welt hätte man die Zwischenzeit wahrscheinlich einfach genutzt, um das Problem zu lösen. In unserem nicht ganz so idealen Universum kam eine Umfrage der Universität Bielefeld vor anderthalb Jahren zu dem Ergebnis, dass noch immer etwa ein Drittel der schwulen und lesbischen Menschen mit Diskriminierungen im Beruf leben müssen. Bei Menschen mit einer nicht ganz so durchschnittlichen Geschlechtsidentität sind es noch mehr.

Schauen wir noch kurz auf die Fußballbundesliga. Wie viele Spieler bekennen sich noch mal dazu, schwul zu sein? Ach ja, immer noch keiner. Nein, normal ist das alles noch nicht. Und wie ändert man das? Vielleicht, indem man es sich zuallererst bewusst macht. Damit das passiert, hängen heute vor dem Landeshaus oder am Stadthaus I Regenbogenflaggen. Heute ist der Internationale Tag gegen Homophobie, Transphobie und Biphobie.

Kurz und Klein

+++ Die Stadtwerke wollen Anfang nächster Woche mit dem Verkauf des 9-Euro-Tickets beginnen – „über sämtliche Kanäle“, wie Stadtwerke-Sprecher Florian Adler auf Nachfrage schreibt, also sowohl digital über die Münster-App als auch auf Papier. Wer ein Abo hat, muss gar nichts machen. „Wir buchen in den drei Monaten automatisch nur 9 Euro ab und die normale Abokarte gilt bundesweit als 9-Euro-Ticket“, schreibt Adler. Mit dem Ticket kann man von Juni bis August bundesweit den öffentlichen Nah- und Regionalverkehr nutzen. Etwas kurios: Offiziell ist das Ticket noch gar nicht beschlossen. Bundestag und Bundesrat müssen noch darüber abstimmen. Das soll Ende der Woche passieren. (rhe)

+++ Das Urteil im Prozess des früheren Wirtschaftsförderungschefs Thomas Robbers gegen die Stadt Münster lässt weiter auf sich warten. Der Verkündungstermin sei „aus dienstlichen Gründen“ auf den 9. Juni verlegt worden, schreibt eine Gerichtssprecherin auf Nachfrage. Ankündigt war das Urteil für diesen Donnerstag. Die Stadt hatte Robbers von seinem Posten als Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung abberufen, weil er, wie der Richter in der Verhandlung Mitte März sagte, durch Zufall den falschen Menschen kennengelernt hatte – den inzwischen verurteilten Haupttäter im Missbrauchsfall von Münster. Robbers wehrte sich vor Gericht gegen die Rufschädigung, die er seiner Auffassung nach erlitten hat. Möglich ist, dass es am Ende gar kein Urteil geben wird, weil beide Seiten sich vorher einig werden. Eine Sprecherin der Stadt schreibt auf Nachfrage, man sei mit Robbers im Gespräch. Die Inhalte der Gespräche seien vertraulich. „Welche Inhalte wann öffentlich gemacht werden dürfen, ist einer der Gegenstände der noch laufenden Gespräche“, schreibt die Sprecherin. Hören wir dazu die Gerichtssprecherin: „Ob eine Einigung zustande kommen wird, bleibt noch abzuwarten.“ Darauf einen Tee. (rhe)

Wie es weiterging

In den RUMS-Briefen vom 6. und 13. Mai haben wir über den aktuellen Stand des Streiks an den Unikliniken berichtet. Die Landesregierung hatte den Unikliniken vorgeschlagen, aus dem Arbeitgeberverband auszutreten, um selbst verhandeln zu können. Dafür müsste das Land allerdings zunächst das Hochschulgesetz ändern, weil dieses noch eine Mitgliedschaft der Unikliniken im Arbeitgeberverband vorschreibt. Wir haben bei Elisa Kaiser vom Wissenschaftsministerium nachgefragt, wie schnell das Land diese Gesetzesänderung auf den Weg bringen könnte. Der neue Landtag werde sich am 1. Juni 2022 beraten, heißt es in ihrer Antwort. Die Änderung solle noch vor der Sommerpause in Kraft treten. (ast)

Zahlen, bitte.
Infografik zur Wahlbeteiligung in Münster

In Münster war die Wahlbeteiligung im Vergleich zum Landesschnitt hoch. Woran lag das? Ein Teil der Erklärung könnte das relativ hohe Bildungsniveau in Münster sein. Erklärungsversuche für die historisch geringe Wahlbeteiligung in Nordrhein-Westfalen sind: zu wenig unterscheidbare Inhalte und zu wenig unterscheidbares Personal auf den Wahlzetteln. Oder vielleicht auch: das Wetter.

(Quelle: Stadt Münster/Land NRW)

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Alles zur Landtagswahl

Erinnern Sie sich noch? Am Sonntag war Landtagswahl. Ein kurzer Rückblick:

+++ Dorothea Deppermann und Robin Korte haben für die Grünen zwei der drei Direktmandate gewonnen, die in Münster zu holen sind. Das dritte ging an Simone Wendland von der CDU.

+++ Josefine Paul sitzt für die Grünen ebenfalls weiter im Landtag. Sie verlor zwar knapp gegen Simone Wendland, steht aber auf der Landesliste auf Platz eins und zieht damit ein.

+++ Ab sofort vertreten damit vier Abgeordnete Münsters Interessen in Düsseldorf. Kommt es in Düsseldorf zu einer schwarz-grünen Koalition (wonach es aussieht), hätte Münster sogar vier Abgeordnete in den Regierungsparteien.

+++ Weil zwei der drei Wahlkreise auch ins Umland ragen, vertreten sie allerdings auch die Interessen des ländlichen Raums, die sich nicht immer mit denen von Münster decken.

+++ Ein Blick auf das Gesamtergebnis: Die meisten Zweitstimmen in Münster haben die Grünen gewonnen, zum ersten Mal bei einer Landtagswahl.

+++ Stimmen gewonnen haben in Münster nur die Grünen (20 Prozentpunkte). Die stärksten Verluste haben die FDP (7,6 Prozentpunkte) und SPD (7,5 Prozentpunkte). Die CDU verliert 1,1 Prozentpunkte.

+++ Schaut man nur auf das Ergebnis in den Städten, haben die Grünen sogar landesweit das beste Ergebnis geholt.

+++ Die Grünen erreichen nicht mehr nur am Hafen Ergebnisse, die in Richtung 50 Prozent gehen, sondern auch in Bezirken wie Sentrup (45,6 Prozent der Erststimmen), Kreuzviertel (44 Prozent) oder dem Gebiet rund um das Schloss (44,4 Prozent). Das deutet darauf hin, dass die grüne Wählerklientel sich wandelt.

+++ Die CDU hat vieles richtig gemacht. Sie holt landesweit gute Ergebnisse, auch in Münsters Außenstadtteilen. Aber im Zentrum ist sie schwächer geworden.

+++ In der Stadt hat die CDU 16 Bezirke gewonnen, bei der Kommunalwahl waren es noch 19. Die Grünen haben 17 gewonnen, bei der Kommunalwahl gewannen sie in 14 Bezirken.

+++ Die AfD (2,2 Prozent) und die Linkspartei (2,8 Prozent) sind in Münster praktisch bedeutungslos.

+++ Ein schwarz-grünes Bündnis in Düsseldorf wäre nicht im Sinne der Berliner Ampel-Koalition (eine NRW-Ampel würde die Bundesregierung auch im Bundestag stützen). Zwischen Düsseldorf und Münster ergäbe sich ebenfalls eine komplizierte Konstellation.

Warum?

+++ Die CDU will die Bundesstraße 51 in Richtung Telgte ausbauen, die Grünen wollen das nicht.

+++ Die CDU möchte, dass Münster eine neue Zentrale Unterbringungseinrichtung für Geflüchtete baut (geplanter Standort: am Pulverschuppen). Die Grünen würden die Unterbringung von Geflüchteten gern ganz anders regeln.

+++ Die von der CDU geführte Landesregierung hat den Windkraftausbau in Nordrhein-Westfalen deutlich schwerer gemacht. Kommunen dürfen einen Mindestabstand von einem Kilometer zwischen neuen Windrädern und Wohngebieten festlegen. Das wird mit den Grünen nicht zu machen sein.

Andererseits:

+++ Wenn es um den Musik-Campus geht, kann eine schwarz-grüne Landesregierung von Vorteil sein. Die CDU-Fraktion in Münster möchte den Campus, die Grünen-Fraktion auch, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind. Hier hätte man ein gemeinsames Interesse.

Aber was lässt sich noch über die Wahl sagen?

Ein Anruf bei Norbert Kersting, Politikprofessor in Münster. Er hat am Montag den ganzen Tag Interviews gegeben. Und jetzt sagt er: „Meine These ist: Die Wahl ist im Münsterland und im Sauerland gewonnen worden.“ Hendrik Wüst war als Ministerpräsident schon bekannt, die anderen eher blass. „Und wenn die Kandidaten kaum bekannt sind, dann ist die Wahlbeteiligung gering“, sagt Kersting.

Aber warum hatten die Grünen so einen großen Erfolg? Deren Spitzenkandidatin Mona Neubaur ist ja auch nicht so prominent. „Die Grünen haben den großen Vorteil, dass sie ein Thema haben, das durchschlägt“, sagt Kersting. Die Energiesicherheit. Bei der letzten Landtagswahl vor fünf Jahren sei es um die Schulen gegangen, um die Inklusion und die Förderschulen. Diesmal hätten der Krieg in der Ukraine und noch immer die Pandemie den Wahlkampf dominiert.

Und dann sei da noch die These von den kommunizierenden Röhren, sagt Kersting. Wie lautet die? „Nach der Bundestagswahl ist es für die regierenden Parteien schwer, sich durchzusetzen.“

Wenn diese These stimmt, dann hat sie in diesem Fall vor allem SPD und FDP getroffen. Aber auf die Grünen passt die These nicht, oder? Nein, die hätten eben ihr Thema, und mit Robert Habeck und Annalena Baerbock zwei erfolgreiche Leute an der Regierungsspitze, sagt Kersting.

Und zeichnet sich hier ein dauerhafter Positionswechsel ab? Muss die SPD den Zweikampf mit der CDU also in Zukunft den Grünen überlassen?

Es zeichne sich sicherlich ab, dass sich zwischen den Städten und den ländlichen Regionen eine Kluft auftue, die nicht einfach wieder verschwinden werde. Das sei auch in anderen Ländern zu beobachten: In Großbritannien etwa, auch in Frankreich gebe es diese Kluft. Dort hätten die Menschen in den Städten zuletzt Emmanuel Macron gewählt, die auf dem Land eher Marine Le Pen.

Rund um Münster seien die Ergebnisse der Grünen auch in Havixbeck, Nottuln, Coesfeld oder Altenberge nicht schlecht. Aber die CDU sei hier immer noch stärker. Und das sei ja auch das Kalkül gewesen, das hinter dem neuen Zuschnitt der Wahlkreise gesteckt habe. Je größer der Anteil des ländlichen Raums desto größer die Chancen für die CDU. Ist die Strategie denn aufgegangen? „Die CDU hat sich das sicherlich anders vorgestellt“, sagt Norbert Kersting, „die dachten, sie holen jetzt drei Wahlkreise.“ (rhe)

Musik-Campus: Doch noch ein Kompromiss

Auf den letzten Metern ist es dem Rathaus-Bündnis aus Grünen, SPD und Volt doch noch gelungen, einen Kompromiss für den Musik-Campus zu finden, mit dem auch die Uni Münster leben kann. Für den Campus geht es damit in der Ratssitzung morgen Abend einen Schritt weiter. Und das mit einer großen Mehrheit.

Auf dem Änderungsantrag des Bündnisses steht auch das Logo der FDP. Die CDU wird wohl ebenfalls zustimmen. Die Verwaltung wird morgen noch schnell einen geänderten Vorschlag auf den Tisch legen, der die Änderungswünsche der Parteien enthält. Das ist nur eine Nuance. So stimmen die Parteien dem Vorschlag der Verwaltung zu, nicht ihren eigenen Änderungen.

Es ergibt sich eine große Einigkeit, die allerdings ein wenig darüber hinwegtäuscht, dass über dem Projekt weiter große Fragezeichen stehen.

Vieles von dem, was morgen beschlossen wird, hätte das Bündnis schon in der letzten Sitzung beschließen wollen. Es ging um 14 Punkte. Doch Uni-Rektor Johannes Wessels hatte gedroht, dann aus dem Projekt auszusteigen. Das Bündnis gab nach.

Es folgten Gespräche, ein Musik-Campus-Gipfel und Schriftwechsel, die RUMS in Teilen vorliegen. Das Bündnis bat die Stadtverwaltung zum Beispiel um eine Einschätzung dazu, warum die 14 Punkte aus ihrem Antrag denn überhaupt kritisch seien. Die Sorge von Uni und Stadt war: Falsche Signale könnten verhindern, dass der Bund oder das Land das Projekt fördern.

Was kritisch wäre

Wer das Dokument mit der Einschätzung verfasst hat, ist nicht klar. Angelegt worden ist es auf dem Computer von Jörg Krause, der das Projekt für die Stadt koordiniert. Aus der Perspektive der Stadtverwaltung wäre es laut dem Papier kritisch, wenn die Stadt keine Finanzierungszusage geben, parallel städtische Einzellösungen planen (für den Fall, dass das gemeinsame Projekt scheitert), den Standort nicht festlegen würde oder das Projekt von der Politik keine „merkliche Unterstützung“ bekäme.

Das Dokument landete bei uns mit dem Hinweis, es sei ein Skandal, wenn die Verwaltung der Politik aufschreibe, was sie in ihren Änderungsantrag schreiben solle. Spricht man mit dem Bündnis darüber, wird deutlich, dass mit diesem Schriftwechsel offenbar im Schnelldurchlauf etwas nachgeholt werden sollte, was man in den Monaten und Jahren davor versäumt hatte.

So etwas soll in Zukunft nicht mehr passieren. Das hat die Politik im letzten Punkt des Änderungsantrags festgelegt. Die Stadt soll einen Arbeitskreis einrichten, in dem Verwaltung und Politik über den aktuellen Stand des Projekts sprechen. Dass es so etwas bislang noch nicht gibt, erklärt zumindest in Teilen, wie passieren konnte, was in den vergangenen Monaten passiert ist.

Oberbürgermeister Markus Lewe und Uni-Rektor Johannes Wessels hofften offenbar, dass in Berlin zum Ende des Haushaltsjahres noch etwas Geld für Kulturprojekte vom Tisch fallen könnte. So war es einigen anderen Städten gelungen, größere Kulturprojekte zu stemmen.

In den Beratungen zur sogenannten Haushaltsbereinigung spricht die Bundesregierung darüber, was sie mit dem im Haushalt übrig gebliebenen Geld macht. Ein Teil dafür steht für Kultur zur Verfügung. Wenn es gelingt, hier ein Projekt zu platzieren, könnte es sein, dass mit einem Schwung 30 Millionen Euro für die Stadt abfallen. Und in so einem Fall ist es wahrscheinlich, dass auch das Land noch etwas dazugibt.

Man muss einen Spagat schaffen

Im Bündnis wusste man davon offenbar nichts – und damit war auch nicht klar, warum der Uni-Rektor diesen Beschluss brauchte. Es gab ja schon einen aus dem Jahr 2019. Vom Bündnis hörten wir, Markus Lewe und Johannes Wessels hätten das der Politik so nie erklärt. In einer Pressekonferenz Anfang April sagte Wessels, das Vorgehen sei allgemein bekannt. Man hatte offenbar aneinander vorbei geredet.

Die neue Vorlage muss nun einen Spagat schaffen. Die Uni hätte am liebsten ein bedingungsloses Ja zum Musik-Campus. Die Grünen mussten ihren skeptischen Mitgliedern Anfang April erst einmal erklären, warum sie am Ende doch eingeknickt waren. So schien es jedenfalls. Am Tag nach der Ratssitzung schrieb der Fraktionsvorstand in einer E-Mail an die Mitglieder:

„Wir sehen weiterhin die Chancen, die das Projekt bietet, und hoffen, dass die Universität mit dem gestrigen Beschluss viele Fördergelder einwerben kann. Wir bleiben aber bei all unseren Bedingungen und Haltelinien für den städtischen Teil des Projekts.“

In dem Spagat ging es nun darum, Bedingungen zu formulieren, ohne mögliche Förderzusagen in Gefahr zu bringen.

Ein kritischer Punkt sind zum Beispiel die Parallelplanungen. Setzt die Stadt alles auf eine Karte, macht das eine Förderung wahrscheinlicher. Aber es kann sein, dass die Stadt mit leeren Händen dasteht, wenn die Kooperation mit der Uni nicht klappt. Ein neues Gebäude für die Musikschule braucht die Stadt in jedem Fall. Die Planungen würden wieder bei null beginnen.

Geregelt ist das nun in Punkt 6. Die Stadtverwaltung soll Szenarien für den Fall erarbeiten, dass die Zusammenarbeit scheitert. Aus Sicht der Uni ist das nicht optimal. Aber es ist ein Kompromiss.

Die offenen Fragen

Ein anderer Punkt ist die Finanzierung. Im nächsten Jahres will das Bündnis eine Einschätzung dazu haben, ob es gelingt, das fehlende Geld einzuwerben, das aus Privatspenden und Fördertöpfen stammen soll. Dabei geht es laut der Vorlage um 65 Millionen Euro. Zwei Drittel davon müssten bis September 2024 zusammen sein. Im nächsten Jahr muss die Verwaltung berichten, wie weit man ist. Über den Zwischenstand will man immer wieder im Arbeitskreis sprechen.

Zudem soll nun endlich die Rolle des landeseigenen Bau- und Liegenschaftsbetriebs geklärt werden, der den Musik-Campus bauen soll. Das Land würde für die Stadt bauen. Die Fragen wären, unter welchen Bedingungen das möglich ist, und was es kostet. Auch ein Betreiberkonzept soll vereinbart werden. Hier ist die zentrale Frage ebenfalls, was der Betrieb kosten wird. Offen ist auch, wie sich der Apothekergarten in die Pläne einfügen lässt. Das wird sich allerdings wohl erst beantworten lassen, wenn die ersten Entwürfe vorliegen.

Eine Möglichkeit für den weiteren Verlauf ist, dass die Bundesregierung bei der Haushaltsbereinigung im November feststellt: Interessantes Projekt, aber Geld dafür haben wir erst im nächsten Jahr. Dann würde sich wieder alles verzögern, aber das Ende wäre das nicht, so hieß es heute Mittag. In dem Fall könne auch die Uni noch ein paar Monate länger warten. (rhe)

Korrekturhinweis:

In einer ersten Version hatten wir geschrieben, die Stadtverwaltung und die Uni müssten bis Mitte 2023 zwei Drittel der gut 65 Millionen Euro Sponsoren- und Fördergelder für den Musik-Campus einsammeln. Das stimmt nicht, sie haben dafür bis September 2024 Zeit. Bis Mitte 2023 muss die Stadtverwaltung der Politik aber berichten, wie weit sie schon gekommen ist.

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Korrekturen

Im RUMS-Brief von Freitag haben wir Ihnen eine Meldung aus der Zukunft geschickt. Wir hatten in unserer Ein-Satz-Zentrale geschrieben, am vergangenen Freitag habe der Maxi-Sand auf dem Syndikatplatz wieder eröffnet. Tatsächlich geht es aber erst an diesem Freitag (20. Mai) los. Ab 11 Uhr gibt es dann eine Schatzsuche für Kinder, mehr dazu können Sie hier lesen. (cbu)

Corona-Update

Münsters Wocheninzidenz hat sich seit Freitag kaum verändert. Laut Robert-Koch-Institut gab es in den letzten sieben Tagen 465 Neuinfektionen pro 100.000 Menschen in der Stadt. Seit gestern wurden in Münster 298 neue Coronafälle registriert, 2.278 Menschen gelten hier insgesamt als infiziert.

Wenn Sie diese Rubrik regelmäßig gelesen haben, fällt Ihnen sicher auf, dass im ersten Absatz etwas fehlt: Die Stadt veröffentlicht in ihrer täglichen Coronaübersicht nicht mehr, wie viele Covid-Infizierte in den Krankenhäusern und auf der Intensivstation behandelt werden. Außerdem ist eine Überblickseite von der städtischen Website verschwunden, auf der man die Entwicklung der Coronazahlen nachvollziehen konnte. Wir haben bei der Stadt nachgefragt, warum. Das Kommunikationsamt sagte uns, die Statistik werde seit gestern nur noch „in abgespeckter Form“ veröffentlicht, weil die Zahlen ohnehin nicht mehr repräsentativ seien (das hatten wir auch schon im RUMS-Brief am Freitag erklärt).

Warum die Stadt mit den Krankenhausfällen nun ausgerechnet die einzigen Zahlen weglässt, die immer noch verlässlich sind, konnte das Amt uns heute noch nicht beantworten. (cbu)

Post von Leser:innen

Wir haben Post bekommen. Joachim Harder hat uns geschrieben, Musik-Professor, Grüner und Gegner des Musik-Campus-Projekts. Er schreibt:” Die grüne Fraktion agiert ohne Verbindung zur Basis, zu den Gremien der Partei, zu den Bevölkerungsgruppen, für die sie eigentlich Kulturpolitik machen sollte. Sie schwebt über den Wolken. Die sind allerdings ziemlich schwarz, und der Absturz droht.” Hier geht’s zu seinem Beitrag.

Nach der Flucht

Ende März hatte Johanne Burkhardt für RUMS mit dem Münsteraner Andre Groten gesprochen. Er hat zusammen mit seiner Frau in Kyjiw gelebt und musste zu Beginn des Kriegs flüchten. Hier erzählen wir, wie es für die beiden nach ihrer Flucht weiterging.

Es ist etwas Überraschendes passiert. Andre und Mariia Groten haben eine neue Wohnung gefunden. Schon im zweiten Anlauf. Sie hatten einen großen Radius angegeben, das ganze Münsterland. Die Besichtigung fand online statt. Mariia und Andre erzählten von ihrer Geschichte und bekamen den Zuschlag. Jetzt ziehen sie nach Albachten. Ihre Kleidung liegt noch immer in Kyjiw in der Wohnung der Schwester. Ihre Wyschywankas, traditionelle ukrainische Gewänder, sind schon seit zwei Monaten per Post unterwegs. Sie müssen improvisieren. Vor dem Umzug sind Mariia und Andre nach Prag gefahren, um sich ein Ramstein-Konzert anzusehen. Ein Weihnachtsgeschenk. Über Wien und Malta zurück nach Kyjiw sollte es eigentlich gehen. Jetzt geht es nach der Reise zurück nach Deutschland. Und zwischendurch kommt es immer wieder zu Situationen, in denen irgendetwas plötzlich an den Krieg erinnert. Auf der Fahrt nach Prag hatten sie in Berlin einen zweistündigen Zwischenstopp. Vom Hauptbahnhof zum Bundestag sind es nur wenige Meter. Vor dem Bundestag standen Menschen aus der Ukraine und demonstrierten. Da war die Erinnerung gleich wieder da. In Prag haben sie eine alte Arbeitskollegin von Mariia getroffen. Auch sie war geflüchtet, zusammen mit ihrem zwölfjährigen Sohn. Sie musste in Kyjiw eine Wohnung zurücklassen, die sie soeben erst gekauft hatte. Im Café hatte sie Tränen in den Augen. Andre und Mariia haben sich in Deutschland vorübergehend ein Hotelzimmer genommen. Am nächsten Mittwoch ziehen sie um. (rhe)

Ein-Satz-Zentrale

+++ Für den Zensus 2022 werden in Westfalen seit Sonntag rund 700.000 Menschen befragt. (Westfalenspiegel)

+++ Die KfD Münster sowie der Initiativen Maria 2.0 und OutInChurch haben am Samstag auf dem Prinzipalmarkt für Reformen in der katholischen Kirche demonstriert. (Kirche und Leben)

+++ Anders als andere Städte will Münster keine Straßenlaternen dimmen oder ausschalten, sondern auf andere Art Energie sparen. (Westfälische Nachrichten)

+++ Das LWL-Museumsamt sucht für ein Buchprojekt Menschen, die etwas über die Schaustellerfamilie Honsel erzählen können oder noch Fotos, Eintrittskarten oder Plakate besitzen. (LWL)

+++ Ein neuer Kunstführer informiert auf zwölf Seiten über die Geschichte und die Funktion der Astronomischen Uhr. (Bistum Münster)

+++ Weil irgendwer antiisraelische Graffiti an die Fassade des LWL-Museums am Domplatz gesprüht hat, hat die Jüdische Gemeinde hat Strafantrag gestellt. (Westfälische Nachrichten)

+++ Tante August an der Augustastraße schließt im Sommer 2023, das Team sucht aber schon nach neuen Räumen für das Café. (Westfälische Nachrichten)

+++ Die Freibäder Stapelskotten und Hiltrup öffnen am 22. beziehungsweise 26. Mai. (Stadt Münster)

Unbezahlte Werbung

Kennen Sie Kumpir? Vielleicht kennen Sie es, ohne es zu wissen. Kumpir heißt einfach Ofenkartoffel. Das Wort stammt vom Balkan und ist auch der Name für ein Gericht, das wir Ihnen heute für die Mittagspause empfehlen möchten. Die Kartoffeln bekommen Sie zum Beispiel bei Knopfs Knolle an der Universitätsstraße 25. Dazu können Sie sich Toppings und Saucen aussuchen, von Zaziki bis Salsa Mexicana und vom Krautsalat bis zu Tortilla-Chips. Die Kartoffeln kauft das Restaurant bei einem Betrieb in Warendorf ein.

Hier finden Sie alle unsere Empfehlungen. Sollte Ihnen ein Tipp besonders gut gefallen, teilen Sie ihn gerne!

Drinnen und Draußen

Viktoria Pehlke hat für Sie zwei Empfehlungen für diese Woche. Und eine für Juni, für die Sie sich aber vielleicht schon eine Karte sichern möchten.

+++ Eine Zahl ging in der letzten Woche durch die Medien: 327. So viele Mitarbeitende der Sicherheitsbehörden von Bund und Ländern sollen laut einem Bericht des Bundesinnenministeriums rechtsextremistisch sein. Zum Thema radikale Rechte in der Bundeswehr und NVA spricht morgen (Mittwoch) ab 19 Uhr in der Villa ten Hompel der Historiker Jakob Saß. Der Eintritt ist frei.

+++ Im Pumpenhaus gibt es am Wochenende das Stück „Menschendinge“ zu sehen. Darin geht es um all die emotionsgeladenen Gegenstände, die Menschen im Laufe ihres Lebens ansammeln, und ums Loslassen. Beginn ist jeweils um 20 Uhr, Tickets gibt es schon jetzt für Freitag-, Samstag– und Sonntagabend.

+++ Das Center for Literature veranstaltet auf der Burg Hülshoff vom 16. bis 19. Juni das Droste-Festival. In diesem Jahr dreht sich dort alles um das Verhältnis von Stadt und Land und um die Frage, wo und wie wir heute und in Zukunft leben möchten. Hier können Sie sich das Programm mit Lesungen, Diskussionen und Konzerten anschauen. Karten gibt es ab sofort im Vorverkauf.

Am Freitag schreibt Ihnen Constanze Busch. Kommen Sie gut durch die Woche.

Herzliche Grüße
Ralf Heimann

Mitarbeit: Constanze Busch, Jan Große Nobis, Viktoria Pehlke, Antonia Strotmann

Lektorat: Antonia Strotmann

PS

Ende des 19. Jahrhunderts hat man im Zirkus in den Umbaupausen Bilder mit einem Projektor an die Wand geworfen. Die Bilder heißen Zirkusleuchtbilder. Christian Vechtel, Antiquitätenhändler aus Münster, hat im vergangenen Jahr so ein Leuchtbild in der ZDF-Show „Bares für Rares“ gekauft, wo er als Händler auftritt. Mein Sohn hatte mir dieses Video zugeschickt, in dem der acht Minuten lange Ausschnitt aus der Sendung zu sehen ist. Und wenn Sie sich das Leuchtbild in echt ansehen wollen, das steht jetzt im Auktionshaus Zeitgenossen in der Finkenstraße 52.

PPS

Und noch schnell in eigener Sache: Seit Anfang Mai macht das RUMS-Team mit beim Stadtradeln. Aktueller Zwischenstand: Platz 32 von 147. Wenn Sie mitmachen möchten, machen Sie doch bei uns mit.

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