Google Street View – History Edition | Bauflaute trifft Wohnungsmangel | Heimatkoten

Porträt von Ralf Heimann
Mit Ralf Heimann

Guten Tag,

in der vergangenen Woche kam mir auf der Warendorfer Straße ein Auto von Apple entgehen. Es war weiß und hatte ein Stativ mit Rundum-Kameras auf dem Dach. Als ich das gleiche oder ein fast identisches Auto später auch auf der Friedrich-Ebert-Straße sah, googelte ich es und fand so heraus: Apple macht noch bis Ende des Monats in Münster Aufnahmen für seinen Dienst „Look Around“, dem Konkurrenz-Produkt zu „Google Street View“. Und falls Sie auch das nicht kennen: Damit kann man digitale Spaziergänge durch Städte machen.

Es kann zurzeit auch passieren, dass Sie Autos von Google sehen. Das Unternehmen macht zwar nicht ganz so genaue Angaben dazu, wo seine Kamerawagen herumfahren. Und die Bilder von den Straßen rund um den Bahnhof sind aus dem vergangenen April, also noch gar nicht so alt. Aber in der Google-Tabelle steht, man fotografiere zurzeit auch in Westfalen. Und das ist im weitesten Sinne ja auch Münster.

Nun gibt es Menschen, die es ganz wunderbar finden, dass man sich mithilfe dieser Dienste so einfach in anderen Städten umsehen kann. Bevor wir im Sommer in den Urlaub gefahren sind, habe ich mir zum Beispiel von zu Hause aus den Ort angesehen, in dem wir später zum Glück ankamen. Einen richtigen räumlichen Eindruck bekommt man am Bildschirm zwar nicht. Aber es ist doch irgendwie interessant, dann tatsächlich durch Straßen zu fahren und zu denken: Kommen einem doch irgendwie bekannt vor.

Auf diese Weise kann man in Gärten und Hinterhöfe schauen, die man von außen nicht sieht. Wussten Sie zum Beispiel, wie es an der Von Steuben-Straße im Innenhof des Hauses aussieht, das dort steht, wo früher die Westfalen-Tankstelle war? Nein? Hier sehen Sie es. Ganz interessant, oder?

Es gibt allerdings auch Menschen, sehr viele sogar, die es gar nicht so gut finden, wenn das eigene Haus auf diese Weise öffentlich wird. Wenn Sie nicht möchten, dass Google oder Apple Fotos von Ihrer Fassade ins Netz stellt, finden Sie alles Wissenswerte auf den Seiten der Verbraucherzentrale.

Schade ist, dass Google und Apple die Bilder irgendwann aktualisieren und die alten Aufnahmen verschwinden, denn sonst könnte man nicht nur einen Spaziergang durch eine andere Stadt machen, sondern auch einen durch eine andere Zeit.

Wenn Sie sich dafür interessieren, hätte ich etwas für Sie. Ein RUMS-Leser hat uns darauf hingewiesen.

Es war nämlich so: Im Frühjahr 1993 gab das Landesmedienzentrum für Westfalen (heute LWL-Medienzentrum für Westfalen) der Firma Knut O. Laubner den Auftrag, Luftbilder von Münster anzufertigen. Bei diesem Flug entstanden 400 Aufnahmen, die Münster vor genau 30 Jahren zeigen. Das ist noch nicht so lange her, aber der Satz „Du hast dich überhaupt nicht verändert” passt doch nicht mehr so ganz.

Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe hat die komplette Serie auf seiner Website veröffentlicht. Fotos vom alten Hafen finden Sie zum Beispiel hier oder hier. Auf ihnen sehen Sie die alten Gebäude an der Nordseite, die später durch Glaswürfel ersetzt wurden, dahinter die Osmo-Hallen. Die Industrie auf der Südseite ist noch unberührt. Ein paar hundert Meter weiter, in Höhe Agravis, sieht man die alte Brücke, über die damals Autos den Kanal überquerten.

An der Weseler Straße steht direkt hinter dem McDonald’s-Drive-In eine Tankstelle, im Osten die gigantische und inzwischen abgerissene Oberfinanzdirektion. Das Grundstück an der Stubengasse sieht aus wie der große Platz vor dem Schloss, auf dem tagsüber Autos parken. Weiter nördlich hat vier Jahre zuvor auf dem Gelände der Germania-Brauerei ein Erlebnisbad eröffnet, die Germania-Therme. Kurz vorher war nebenan eine Disko – das Wort benutzt heute auch wirklich kein Mensch mehr – eingezogen, das Jovel. Die Reste der Brauerei sind noch gut zu erkennen.

So könnte man noch stundenlang weitermachen, aber wir müssen leider schnell weiter zu den anderen Themen. Vielleicht finden Sie ja noch interessante Dinge auf den Bildern, die mir beim Stöbern – noch so ein Wort – nicht aufgefallen sind. Schreiben Sie uns. Dann reiche ich Ihre Fundstücke in einer der kommenden Ausgaben nach. (rhe)

Kurz und Klein

+++ In den vergangenen RUMS-Briefen haben wir ja immer mal wieder die Schwierigkeiten rund um den Busverkehr in Münster thematisiert. Schuld an Verspätungen oder Busausfällen ist aber nicht immer der Personalmangel. An einigen Stellen sind so viele Menschen mit dem Auto unterwegs, dass Linienbusse einfach nicht oder nicht rechtzeitig durchkommen. Hier ein Beispiel von heute. Für den Knotenpunkt Friedrich-Ebert-Straße/Hammer Straße hat die Verwaltung nun eine Lösung für dieses Problem vorgeschlagen: Sie möchte etwa 150 Meter Parkstreifen ab der Einmündung Dahlweg in Richtung Hammer Straße zeitweise zum Bussonderfahrstreifen umwidmen. Und zwar immer werktags von 9 bis 18 Uhr. So kann die Fläche von abends bis morgens weiter zum Parken genutzt werden und bietet in der Zeit, in der Busse oft zwischen Autos feststecken, eine freie Fahrbahn für sie. Zumindest in der Theorie. Das Ganze gibt’s so noch nicht in Münster. Deswegen wird die Umsetzung im Rahmen eines Verkehrsversuchs begleitet und überprüft. Los geht es im Oktober. (sst)

+++ Sprechen Sie zufällig Armenisch, Bengali, Dari, Fula, Panjabi, Rumänisch, Somali oder Ukrainisch, oder kennen Sie wen, der wen kennt? Das Kommunale Integrationszentrum sucht ehrenamtliche Dolmetscher:innen, und diese Sprachen sind besonders gefragt. Die Ehrenamtlichen begleiten Menschen, die wenig Deutsch sprechen, zu verschiedenen Terminen. Mehr Informationen gibt es hier. (sst)

+++ Achtung, Straßensperrungen! Zumindest für den Autoverkehr. Einmal, weil das Stadtfest „Münster mittendrin“ stattfindet. Die Regeln gelten von Donnerstag, 16 Uhr, bis Montag, 5 Uhr. Sie lauten: Klemensstraße, Drubbel und Prinzipalmarkt sind bis zur Neubrückenstraße dicht. Die Rothenburg ist ab der Königsstraße gesperrt, der Alte Steinweg in Richtung Alter Fischmarkt ab der Kirchherrngasse. Etwas länger werden die Sperrungen der Südstraße zwischen Jägerstraße und Hafenstraße dauern. Die Stadtwerke beginnen am 4. September, dort das Fernwärmenetz auszubauen. In der Zeit kann man dort nicht mit Fahrrad oder Auto langfahren. Die privaten Parkplätze in Tiefgaragen und Hinterhöfen sollen aber zumindest meistens erreichbar bleiben, genauso alle Hauseingänge zu Fuß. (sst)

+++ Jetzt ist es offiziell: Stephan Nonhoff, der Bezirksbürgermeister von Münster-Mitte, legt sein Mandat zum 31. August nieder, teilt die Stadt mit. Am 29. August wählt die Bezirksvertretung Mitte seine:n Nachfolger:in. Gewählt ist, wer mehr als die Hälfte der gültigen Stimmen erhält. Die Grünen schlagen in einer Pressemitteilung Kai Meyer vor dem Esche als Bürgermeister vor, zusammen mit SPD und Volt. Was er als drängendste Themen für die Bezirksvertretung Mitte benennt: die Auswirkungen der Klimakrise, die Verkehrswende und eine kluge Wirtschaftstransformation. (sst)

Wie die Bauflaute den Wohnungsmangel verstärkt

Münster braucht neue Wohnungen, wenn alle Menschen unterkommen sollen, die in die Stadt möchten. Ein Stapel neuer Verwaltungspapiere zeigt, wie die Stadt wachsen soll und wie es vorangeht. Die Zahlen sehen auf den ersten Blick nicht so schlecht aus. Dass weniger gebaut werde, lasse sich an ihnen jedenfalls nicht erkennen, schreibt die Stadt in ihren Papieren, allerdings mit einer Einschränkung. Das Wort „noch“ steht in Klammern. Dass die Situation sich verändern wird, kündigen Indikatoren bereits an.

In Münster sind im vergangenen Jahr weniger Bauanträge gestellt worden. Die Auftragseingänge gehen in ganz Deutschland seit über einem Jahr zurück. Und dass viele Parameter sich geändert haben, erkennt man auch jetzt schon in Münster. Am Dahlweg hat ein Investor ein großes Wohnungsbauprojekt aufgegeben, weil es sich nach Einschätzung seines Unternehmens nicht mehr rechnet. Vor allem günstigen Wohnraum zu schaffen, wird immer schwerer.

Als sich in Münster vor zehn Jahren die Frage stellte, wie man den sozialen Wohnungsbau wieder in Gang bekommen könnte, den man über Jahre vernachlässigt hatte, fand die Stadt ein Vorbild in München. Man importierte von dort ein Modell mit dem komplizierten Namen Sozialgerechte Bodennutzung. Das bedeutet unter anderem: Wer Wohnungen bauen will, muss einen bestimmten Anteil an geförderten und preisgebundenen Wohnungen zur Verfügung stellen.

Am vergangenen Mittwoch schrieb die Süddeutsche Zeitung, in München denke man nun darüber nach, die Vorgaben für Investoren zu lockern. Damit würde die Zahl der geförderten Wohnungen weiter sinken. Und es kämen nicht nur keine neuen Sozialwohnungen hinzu. Die Zahl sinkt auch deshalb so stark, weil Jahr für Jahr Wohnungen aus der zeitlich befristeten Förderung herausfallen.

Wenn wenig gebaut wird, wird’s knapper und teurer

Vor allem in den vergangenen zwei Jahren hat die Situation sich drastisch verschärft. Die Kosten auf dem Bau sind stark gestiegen. Mitte 2021 habe eine Nettokaltmiete von 10,95 Euro pro Quadratmeter ausgereicht, um rentabel bauen zu können. Inzwischen seien 18,10 Euro notwendig, schreibt die Süddeutsche Zeitung. Sie zitiert den Immobilienverband GdW. Eine Trendwende sei auch mittelfristig nicht in Sicht, heißt es in dem Artikel. Und was das bedeutet, steht im Bericht zur Wohnbaulandentwicklung in Münster: „Bei gleichzeitig weiterhin hoher Nachfrage nach Wohnraum in den Wachstumsregionen führt das rückläufige Neubaugeschehen zu einer Angebotsverknappung, was eine vermehrte Konkurrenz am Mietwohnungsmarkt zur Folge haben dürfte.“

Auch ohne einen Einbruch der Bauzahlen ist die Situation in Münster seit Jahren angespannt. Die Stadt macht das an vier Kenngrößen fest:

I. Die Preise für Baugrundstücke zum Bauen von Häusern sind zuletzt stark angestiegen. Vor zwei Jahren zahlte man 760 Euro pro Quadratmeter in normalen Wohnlagen und 1.130 Euro in guten Wohnlagen. Das waren etwa 30 Prozent mehr als im Vorjahr. Münster ist damit eine der teuersten Städte in Nordrhein-Westfalen. Nur in Düsseldorf, Köln und Bonn sind die Preise ähnlich hoch oder noch höher.

II. Die Mietpreise in Münster gehören zu den vier höchsten im ganzen Land. Die Mieten steigen schneller als anderswo. Im Jahr 2021 lag der Quadratmeterpreis einer bewohnten Wohnung im Durchschnitt bei 10,90 Euro. Für eine neue Wohnung zahlte man im Schnitt 13,20 Euro. Das waren etwa 6 Prozent mehr als im Vorjahr.

III. In Münster stehen fast keine Wohnungen leer. Nur 0,3 Prozent der Wohnungen sind unbewohnt. Eigentlich sagt man: Etwa 3 Prozent der Wohnungen sollten leer stehen. Sinkt der Wert unter diese Marke, wird es schwer, eine neue Wohnung zu finden.

IV. Wer in Münster eine Eigentumswohnung kaufen möchte, zahlt kaum weniger als in Köln oder Düsseldorf. Im Schnitt liegen die Preise bei 4.000 Euro pro Quadratmeter für eine alte Wohnung und 5.500 Euro für eine neue Wohnung.

Trotz der schwierigen Umstände meldet Münster für das vergangene Jahr knapp 2.000 fertiggestellte Wohnungen. Damit hat die Stadt ihr Ziel so gut wie erreicht. Gegenrechnen muss man die Zahl der Wohnungen, die abgerissen worden sind. Allerdings ist das laut Stadt nicht so leicht. Weil die Vorschriften sich geändert haben, müsse nicht mehr jeder Abriss genehmigt werden. Daher sind die Zahlen nach 2020 sehr stark gesunken. Im vergangenen Jahr zählte die Stadt lediglich 80 Abrisse. Tatsächlich sind es wohl deutlich mehr.

Bei den Sozialwohnungen ist die Flaute schon jetzt deutlich zu erkennen. In den vergangenen Jahren wuchs die Zahl der Förderanträge kontinuierlich. Es gelang sogar, das Ziel von 300 geförderten Wohnungen pro Jahr deutlich zu übertreffen. Die Stadt meldete Rekordwerte. Doch im vergangenen Jahr verfehlte sie ihr Ziel.

Etwas ernüchternd sind die 2.000 neuen Wohnungen auch, wenn man ihr die Zahl der Menschen gegenüberstellt, die im vergangenen Jahr nach Münster gekommen sind. Das waren etwa 5.000, wobei in der Zahl auch die Menschen enthalten sind, die aus der Ukraine geflüchtet waren. In den Jahren davor war Münster Jahr für Jahr um etwa 2.000 Menschen gewachsen.

Interessant ist auch eine andere Zahl: 90 Prozent der fertiggestellten Wohnungen waren Mehrfamilienhäuser; Einfamilienhäuser machten nur etwa 10 Prozent aus. Nach einer Studie sei die Nachfrage in Münster höher, schreibt die Stadt.

Ein Blick in die Verwaltungsvorlage, die das Wesentliche aus den Papieren in einem Frage-und-Antwort-Teil zusammenfasst: Hier schätzt die Stadt den jährlichen Bedarf an Einfamilienhäusern auf zwischen 300 und 400. In den im Baulandprogramm der Stadt geplanten Baugebieten sind bis zum Jahr 2030 etwa 1.600 Einfamilienhäuser vorgesehen, möglich seien auch 2.000, man könne die Zahl also erhöhen. Die Frage ist, ob angesichts der politischen Pläne nicht eher damit zu rechnen ist, dass die Zahl am Ende gesenkt wird.

Dann könnte ein gegenwärtiger Trend noch stärker werden: Die Stadt gewinnt zwar viele junge Menschen, die zum Studieren kommen. Sie verliert aber junge Familien, die ins Umland ziehen, um eine größere Wohnung oder ein Haus zu finden.

Alternative: das gebrauchte Einfamilienhaus

Zu den neu gebauten Einfamilienhäusern kommen laut dem Bericht eine große Zahl an Immobilien, die noch bewohnt sind, aber irgendwann zum Verkauf stehen werden, weil die Menschen, die in ihnen leben, in eine kleinere Wohnung umziehen oder sterben. Etwa 60 Prozent der 57.000 Wohngebäude in Münster sind Einfamilienhäuser. Kommen diese Wohnungen auf den Markt, könnte das helfen, die Nachfragelücke zu schließen. Doch schnell wird das nicht gehen.

Mit ihrem aktuellen Plan schafft die Stadt bis 2030 die Möglichkeit, 12.000 neue Wohnungen zu bauen. Neue Baugebiete ausweisen will sie zunächst nicht. Laut dem Bericht liegt das auch daran, dass in den Ämtern nicht genügend Personal zur Verfügung steht.

Im vergangenen Jahr hat die Stadt nach eigenen Angaben 21 Stellen in den Fachämtern geschaffen, die für die Entwicklung von Bauland zuständig sind. Für die Zukunft gebe es Überlegungen, enger mit den städtischen Töchtern Wohn- und Stadtbau und Konvoy zusammenzuarbeiten.

Zu den Plänen für die Zeit nach 2030 gibt es laut Bericht bislang lediglich Überlegungen. Bis dahin könne sich noch einiges ändern, aber es sei sinnvoll, schon jetzt mit den Verhandlungen über Grundstücke zu beginnen und Untersuchungen vorzubereiten, schreibt die Stadt.

Grundsätzlich gibt es aber offenbar keine Zweifel daran, dass Münster neue Baugebiete ausweisen und damit auch weiterhin Land versiegeln wird. Das hat auch damit zu tun, dass es in der Stadt immer enger wird. In den vergangenen zehn Jahren befanden sich acht von zehn neu gebauten Wohnungen (80 Prozent) in der Innenstadt, im letzten Jahr waren es sogar mehr als neun von zehn (95 Prozent). Die Stadt rechnet damit, dass die Neubauten in den Außenbereichen in Zukunft in etwa ein Viertel ausmachen werden.

Für alle Fälle gibt es noch eine Reserve, also einen Vorrat an Grundstücken, auf dem man zur Not relativ schnell bauen könnte und den die Stadt für später bereithält. Auf diesen Flächen war Ende des Jahres Platz für 4.750 Wohneinheiten. Teilweise gibt es hier noch Haken oder Ösen, aber das große Problem scheint im Moment weniger die Frage zu sein, wo Platz zum Bauen ist, eher lautet sie: Wer baut denn? Die Kommunen können das alleine wohl nicht lösen. Aber der Bund könnte etwas nachhelfen.

Serielles Bauen als Möglichkeit

Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) hat angekündigt, mit einer neuen Sonderabschreibung Anreize im Wohnungsbau zu schaffen. Die Zeitung „Die Welt” kommentiert das mit dem Hinweis, es fehle vor allem an Liquidität, um Bauprojekte starten zu können. Wo kein Umsatz sei, da sei auch keine Abzugsmöglichkeit. Außerdem nützten die Abschreibungen eher größeren Unternehmen, nicht so sehr Familien, die gern ein Eigenheim hätten. „Die Welt“ schlägt geringere Energiestandards vor, um die Anreize wenigstens etwas zu erhöhen. Aber da ist es wie mit einem Rubiks- Würfel: Löst man an einer Seite ein Problem, ergibt sich auf der anderen Seite ein neues.

Marcus Becker vom Hauptverband Deutsche Bauindustrie macht heute im ZDF einen anderen Vorschlag: serielles Bauen. So nennt sich eine Bauweise, bei der gleiche oder ähnliche Bauteile in Serie hergestellt und verwendet werden. Dabei werden vorgefertigte Module eingesetzt, die zu Wohngebäuden zusammengesetzt werden können. Diese Art zu bauen ist effizient und günstig. Man könnte sagen, es wäre das Wohnhaus vom Fließband. Aber auch hier wäre es wie mit dem Würfel. Ein Problem ergäbe sich an anderer Stelle. Solche Häuser wären vielleicht besser fürs Klima, aber unter Umständen sind sie schlecht für die Augen. (rhe)

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Klima-Update

+++ Jahrzehntelang war nicht klar, wer denn den Ausbau der Bahnstrecke zwischen Münster und Lünen bezahlen soll, schreibt die deutsche Presseagentur (hier via Süddeutsche Zeitung). Das hat sich jetzt endlich geklärt: 60 Prozent übernimmt der Bund, 40 Prozent das Land Nordrhein-Westfalen. Und damit kann man jetzt mit der Planung starten. Darüber ist man ganz froh bei der CDU, der Linken und den Grünen. Die CDU wirft in diesem Atemzug noch den Ausbau des Amelsbürener Bahnhofs in den Ring, Linke und Grüne sprechen sich für einen vollständig zweigleisigen Ausbau der Bahnstrecke aus. Bisher spricht man nur über zweigleisige Teilstrecken. Außerdem kritisiert die Linke, dass es bisher keinen konkreten Budget- und Zeitplan gibt und fürchtet Deutschlandtakt-Verhältnisse. Die Westfälischen Nachrichten berichten, dass die Deutsche Bahn dazu noch keine Angaben machen wollte. Aber man wolle „so schnell wie möglich vorankommen“. (sst)

+++ Auf einem Hof in Ostbevern wachsen seit Kurzem eine ganze Menge Kiribäume, wie der WDR berichtet. Die kommen aus Japan und speichern dreimal so viel CO2 wie heimische Arten. Außerdem wachsen sie schnell und fangen erst bei 400 Grad Feuer. Damit sind sie resistenter gegen Waldbrände. Hervorragend eignet sich das Holz auch noch für den Haus- und Schiffbau. Aber natürlich hat die Sache einen Haken. Kiribäume (auch Blauglockenbaum genannt) gehören zu den potenziell invasiven Arten. Das heißt: Das Bundesamt für Naturschutz beobachtet, ob die Pflanze heimische Arten verdrängt. NRW-Landwirtschaftsministerium, Institut für Wald und Holz NRW sowie die Landesforstverwaltung raten von der Einbringung ab, schreibt der WDR in seinem Bericht. Als Alternative stellen sie Libanonzedern und Douglasien vor.

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Ein-Satz-Zentrale

+++ Die Stadt hat innerhalb von sechs Wochen über 200 Knöllchen auf dem autofreien Domplatz verteilt. (Westfälische Nachrichten)

+++ Die neue Umgehungsstraße in Münsters Osten wird seit Jahren nicht fertig, weil Bahn und Straßenbaubehörde sich beim Bau einer Brücke schlecht abgestimmt haben. (Westfälische Nachrichten)

+++ Die Handwerkskammer will mit einem neuen Projekt Betriebe in Deutschland und den Niederlanden dabei unterstützen, ihre Produktionsprozesse umweltfreundlicher und wirtschaftlicher zu machen. (Handwerkskammer Münster)

+++ Die Elterninitiative der Kita „Kinderhäuschen“ sorgt sich um die gestiegenen Kosten und fordert Unterstützung von Stadt und Land. (Antenne Münster)

+++ Die Gewerkschaft IG Bau geht davon aus, dass in Münster in 20 Jahren 10.400 Seniorenwohnungen fehlen werden. (Münstersche Volkszeitung) Korrekturhinweis: Hier stand vorher “Münsterische Volkszeitung”, das haben wir korrigiert.

+++ Die Polizei Münster hat einen 22-jährigen Motorradfahrer gestoppt, der mit über 100 Stundenkilometern durch die Stadt gebrettert ist. (Polizei Münster)

+++ Jugendliche aus Münsters Partnerstädten diskutieren ab morgen fünf Tage lang über den Westfälischen Frieden und eine internationale Wertegemeinschaft. (Stadt Münster)

+++ Die frühere Vorsitzende des KFD-Diözesanverbands Münster, Anette Köper, ist gestorben. (Kirche und Leben)

+++ Wenn die Polizei sich meldet und Sie bittet, Geld in eine Mülltonne zu legen, weil Ihr Vermögen angeblich in Gefahr ist, melden Sie sich am besten bei der echten Polizei. (Polizei Münster)

Unbezahlte Werbung

Das Modelabel „Heimatkoten“ aus Münster verkauft Streetwear (auf Masematte vermutlich Strehlenpiselotten) aus nachhaltiger Produktion. Das Startup gibt es seit vergangenen März. Es bietet Hoodies aus 80-prozentiger Biobaumwolle an, außerdem Shirts aus recycelten Materialien, meist mit Münster-Motiven. Die Shirts werden von Hand bedruckt, Käppis und Polos von „Stickmomente“ in Albersloh verziert. Noch hat die Marke keinen eigenen Laden, aber klicken Sie sich hier für den Onlineshop.

Hier finden Sie alle unsere Empfehlungen. Sollte Ihnen ein Tipp besonders gut gefallen, teilen Sie ihn gerne!

Drinnen und Draußen

Heute hat Elija Winkler für Sie in die Veranstaltungskalender geschaut. Das hier sind seine Empfehlungen.

+++ Wenn sich Promis verkrachen, ist das für die Promis ärgerlich, für viele andere unterhaltsam. Das Boulevard-Theater zeigt am Donnerstag die Komödie „Sag jetzt nichts“. Es geht um zwei Weltstars im Scheidungsprozess, die um den gemeinsamen Besitz streiten. Los geht es um 20 Uhr. Karten bekommen Sie unter der Nummer 0251 4140400 oder per E-Mail: karten@boulevard-muenster.de.

+++ Im neuen Specops am Aegidiimarkt ist am Donnerstag das Impro-Ensemble „7 Wiesen” zu Gast. Das Publikum ruft irgendetwas rein, und das Ensemble macht was draus. Beginn ist um 20 Uhr, Eintritt: 2 bis 12 Euro.

+++ Die großen Fragen müssen oft im Kleinen beantwortet werden: Jugendliche aus aller Welt können am Samstag um 11 Uhr Münsters Oberbürgermeister Markus Lewe sowie dessen Kolleg:innen aus Münsters Partnerstädten interviewen. Das Format findet auf der Stadtfestbühne an der Dominikanerkirche statt. Anlass ist die Zusammenkunft der Städte zum Jubiläum (Sie ahnen es) „375 Jahre Westfälischer Frieden“. Um den internationalen Gästen gerecht zu werden, findet die Veranstaltung auf Englisch statt.

Am Freitag schreibt Ihnen Sebastian Fobbe. Ich wünsche Ihnen eine gute Woche.

Herzliche Grüße
Ralf Heimann

Mitarbeit: Jan Große Nobis, Svenja Stühmeier, Elija Winkler
Lektorat: Melanie Kelter

PS

Das mit dem Lärm am Hansaring schien zuletzt ja kein Problem mehr zu sein. Jahrelang hatte man darüber gestritten, wie viel zusätzlichen Lärm und Verkehr die Straße denn verträgt. Das Oberverwaltungsgericht legte die Hafenmarkt-Baustelle für mehrere Jahre still, weil die Stadt sich verrechnet hatte. Immer ging es um diese Frage. Außer in der letzten Entscheidung des Gerichts. Jetzt wird einfach weitergebaut, vom Lärm ist keine Rede mehr. Dann veröffentlichte die Stadt am Montag einen Antrag. Titel: „Die Markthalle darf nicht noch mehr Verkehr abbekommen!“ Was bitte? Geht das alles denn jetzt schon wieder los? Hatten wir das nicht geklärt? Ein kurzer Blick in den Antrag. So klärt es sich auf. Der Titel steht da nämlich noch einmal. Und hier klingt er etwas anders. Es geht nicht um den Hafenmarkt, sondern um Hiltrup, also auch nicht um irgendeine Halle. Nicht noch mehr Verkehr abbekommen soll die Marktallee. (rhe)

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