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Unwetter: Die Nacht der stabilen Dröhner | Was wird denn jetzt aus dem alten Gefängnis? | Unbezahlte Werbung: Das Bibelmuseum
Münster, 12. September 2023
Guten Tag,
was war denn das gestern Abend schon wieder? Ein Gewitter, ja, aber was für eins. „Münster ist gleich wach“, twitterte Kachelmannwetter um kurz vor halb zwölf, und so war es dann auch. Zehn Minuten später schrieb Mike Schmitz auf seinem „Münster4Life“-Twitter-Account: „Jede Sekunde gefühlt ein Blitz.“ Das zeigte er in einem kleinen Video.
Aber was waren das für Blitze? Bei Kachelmannwetter haben sie sich je nach Stärke der Einschläge Wörter dafür ausgedacht, mit denen man auch das Schnapsregal im Supermarkt benennen könnte. Die eher leichte Variante ist zum Beispiel der „mittlere Roller“, dann kommt der „starke Knaller“, der „stabile Dröhner“ und – den spürt man vermutlich auch in den Knochen – der „wilde Hausrüttler“.
In Münster hörte man gestern unter anderem einen „stabilen Dröhner“, und zwar um 23:37 Uhr an der Umgehungsstraße in Höhe Agravis. Jörg Kachelmann nannte ihn bei Twitter den „lautesten Hammer”. Er hatte eine Stärke von etwa 65.000 Ampere. Um ein Gefühl für die Zahl zu geben: Wenn Sie zu Hause einen Finger in die Steckdose stecken (bitte nicht!), kommen Sie wahrscheinlich mit ungefähr 10 bis 20 Ampere in Kontakt.
Wie viele Blitze gestern Abend in der Stunde vor Mitternacht über Münster zu sehen waren, das zeigt diese Abbildung. Vage Schätzung: Es waren mehrere hundert.
Nach Mitternacht ging es weiter. Gegen 3:30 Uhr legte sich eine Gewitterfront über die Stadt, die schon als Grafik bedrohlich wirkt. Von fünf möglichen Stufen erreichte der Regen im Zentrum die vierte. Im Westen der Stadt kamen um diese Zeit zwischen 40 und 50 Liter pro Quadratmeter herunter. Von einem Unwetter spricht man laut dem Deutschen Wetterdienst schon ab 25 Litern.
Es blieb nicht bei Regen. Am Alten Schützenhof kippte ein Baumstamm auf ein Haus, berichten die Westfälischen Nachrichten. An der Sentruper Straße, am Zoo, stürzte ein Baum auf die Fahrbahn.
Heute Morgen ging es gleich weiter, und so ganz war es das immer noch nicht. Die Seite Wetter.com schreibt in einem grünen Balken über dem Ausblick für Münster (leichter Regen, ab 22 Uhr leichtes Gewitter): „Gute Nachrichten! Derzeit liegen keine Unwetterwarnungen vor.“ Nach dem Abend gestern ist das ja auch schon mal was. Wobei: Der deutsche Wetterdienst hat inzwischen für nach 22 Uhr eine Unwetterwarnung herausgegeben.
Googles künstliche Intelligenz Bard sieht in der Prognose offenbar noch lange keinen Grund, sich zu Hause aufs Sofa zu setzen. Sie schreibt auf Nachfrage: „Es wird ein gemütlicher Abend, der sich gut für einen Spaziergang eignet.“ Mein Tipp wäre trotzdem: Vor dem Spaziergang statt nur aufs Smartphone am besten auch noch mal in den Himmel schauen. (rhe)
+++ Immer mehr Menschen haben in Deutschland keine eigene Wohnung – und dieses Problem droht sich zu verstetigen. Auf diesen Negativtrend weist die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosigkeit (BAG W) in einer Pressemitteilung hin, die zum gestrigen Tag der Wohnungslosen erschienen ist. Besonders erschreckend sei demnach der hohe Anteil an wohnungslosen Familien in Deutschland: In 11 Prozent der Fälle würden sich Personen mit Kindern an die Hilfseinrichtungen wenden. Dieses Problem macht sich auch in Münster bemerkbar. Bei der Stadt sind 2.844 Menschen als wohnungslos registriert, 301 davon leben in Familienunterkünften (über wohnungslose Familien haben wir übrigens in diesem RUMS-Brief schon einmal berichtet). Im vergangenen Jahr galten noch 1.740 Menschen in Münster als wohnungslos. Dieser starke Anstieg erklärt sich vor allem mit der Fluchtmigration: Lebten 2022 noch 527 Menschen in Geflüchtetenunterkünften, sind es in diesem Jahr schon 1.500. Die aber wohl wichtigste Zahl in der Mitteilung der BAG W: 97 Prozent der akut Wohnungslosen wünschen sich eine eigene Wohnung, ein WG-Zimmer oder eine andere Form der Unterbringung. Wie sich dieser Wunsch erfüllen ließe, können Sie in diesem RUMS-Brief nachlesen. Eine neue Studie deutet übrigens an, dass es neben Wohnungen noch ein anderes Wundermittel gegen Wohnungslosigkeit gibt. Das ist – Überraschung! – Geld. (sfo)
+++ Die Polizei in Nordrhein-Westfalen registriert deutlich mehr Straftaten, bei denen Drogen eine Rolle spielen. Das geht aus dem „Lagebild Rauschgiftkriminalität“ des Landeskriminalamtes hervor, das nun für das vergangene Jahr veröffentlicht wurde. 2022 sind laut Bericht über 700 Menschen in NRW an den Folgen des Drogenkonsums gestorben, so viele wie noch nie zuvor. Zudem hat sich die Zahl der Verstöße gegen das sogenannte Neue-psychoaktive-Stoffe-Gesetz mehr als verdoppelt, das den Konsum von Designerdrogen seit 2017 unter Strafe stellt. Auch in Münster bleibt die Lage angespannt. Laut einer Pressemitteilung der Grünen arbeite der Drogenhilfeverein Indro an seiner Belastungsgrenze. Es fehle an Räumen und Personal, um die gestiegene Zahl an Suchtkranken zu versorgen. Außerdem seien neue und gefährlichere Substanzen im Umlauf. Vor allem Crack und Freebase seien ein großes Problem in Münster, schreiben die Grünen. (sfo)
+++ Für die nächste Ratssitzung am Mittwoch steht ein neuer Punkt auf der Tagesordnung: Die Ratsmitglieder sollen laut einer Beschlussvorlage der Verwaltung die Gebührenordnung aufheben, die die Kosten für einen Anwohnerparkausweis von 17 Euro auf bis zu 380 Euro pro Jahr erhöhen sollte. Nachdem das Bundesverwaltungsgericht aber eine ähnliche Gebührenordnung der Stadt Freiburg gekippt hatte, zog auch die Verwaltung in Münster die geplante Erhöhung zurück (RUMS-Brief). Jetzt soll die Verwaltung einen neuen, rechtskonformen Vorschlag erarbeiten. Was gilt in der Zwischenzeit? Abgelaufene Ausweise können weiter benutzt werden. Und wer schon einen neuen Parkausweis hat, bekommt das zu viel gezahlte Geld zurück. (sfo)
+++ Die Stadt Münster soll Kita-Fachkräften neben dem Job auch eine Wohnung anbieten, schlägt die CDU vor. Das soll die Jobs in den Kitas attraktiver machen und dabei helfen, das Personalproblem zu lösen. Die Wohnungen soll die städtische Wohnungsgesellschaft Wohn- und Stadtbau bereitstellen, sagt Carmen Greefrath, familienpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion. Weil 42 Stellen unbesetzt sind, kann die Stadt Münster zurzeit viele Betreuungsplätze nicht anbieten. Die Stadt Kiel probiert einen anderen Weg. Sie will die Jobs mit einer Vier-Tage-Woche interessanter machen, schreiben die Kieler Nachrichten. (rhe)
Vom 22. September bis 1. Oktober findet im Schloßtheater das 20. Filmfestival Münster statt. Es bietet ein handverlesenes Programm aus kurzen und langen Filmen, vielfältigen Begegnungen und Gesprächsrunden mit Filmschaffenden. Sie sind herzlich eingeladen.
Wie es weiterging – mit der Flächenversiegelung
Für den RUMS-Brief am 1. September hatten wir die Stadt Münster gefragt, was sie macht, um die Klimakrise zu bekämpfen. Unter anderem wollten wir wissen, wo die Stadt Flächen entsiegelt hat. In der Antwort schrieb das Kommunikationsamt, das sei zum Beispiel auf den Geländen der York- und der Oxford-Kaserne passiert. So stand es im RUMS-Brief.
Ein Leser schickte uns daraufhin einen Link zum Bebauungsplan Nr. 582 (York-Kaserne). Dort steht auf Seite 31 in Anlage 3: „Obwohl der Umfang der Flächenversiegelung sich im Bestand mit 42 % bereits als relativ hoch darstellt, erhöht sich der Versieglungsgrad im Zuge der verdichteten Planung weiter auf rd. 48 %, absolut gesehen.“ Auch wenn die Stadt hier also Flächen entsiegelt hat, scheint das unter dem Strich nicht so viel gebracht zu haben. Oder?
Wir haben die Stadt gefragt. Das Kommunikationsamt schreibt, man dürfe nicht nur auf die Zahl schauen, man müsse auch qualitative Aspekte berücksichtigen. So würden alle neuen Flach- und Schrägdächer vollständig begrünt. Zudem versehe man versiegelte Flächen wie Wege, Plätze oder Stellplätze mit möglichst wasserdurchlässigem Material. Außerdem werde man den nördlichen Teil der früheren York-Kaserne nicht an die Regenwasserkanalisation der Stadt anschließen. Bebauen könne man das Gelände daher nur, wenn man dort eine Versickerungsanlage installiert. Letztlich hätten die künftig 48 Prozent versiegelte Fläche „auch für das Stadtklima eine ganz andere Wirkung“ als die 41 Prozent bisher. Anders gesagt: In diesem Fall sei zusätzliche Versiegelung für das Stadtklima sogar besser. Der kleine Haken: Prüfen können wir das leider nicht. (rhe)
Die Zukunft der JVA an der Gartenstraße
Voraussichtlich 2027 soll die JVA Münster auf das neue Gelände in Wolbeck umziehen (RUMS-Brief). Die Politik beschäftigt sich gerade damit, wie es danach mit dem denkmalgeschützten Bau an der Gartenstraße weitergehen könnte, in dem das Gefängnis jetzt untergebracht ist. Die Stadtverwaltung hat einen Grundsatzbeschluss formuliert, über den der Rat am 20. September abstimmen soll.
Eine Möglichkeit wäre ein neues Innenstadtquartier, das die Stadt selbst gestaltet. Allerdings ist noch gar nicht klar, ob sie das Gelände nach dem Gefängnis-Umzug überhaupt bekommen wird. Constanze Busch hat recherchiert und erklärt, warum eine politische Entscheidung trotzdem jetzt schon sinnvoll ist und wie es weitergehen soll. Acht Fragen und Antworten.
#1: Ist es schon sicher, dass das Gelände an der Gartenstraße in Zukunft nicht mehr als Gefängnis genutzt wird?
Ja, das steht fest. Lukas Fiegen vom Stadtplanungsamt sagt uns in einem Gespräch, zwischendurch seien zwar andere Gerüchte aufgekommen: Das Land plane und baue an mehreren Orten neue Justizvollzugsanstalten, das gehe aber nicht wie geplant voran und deshalb sollten in Münster auch an der Gartenstraße über das Jahr 2027 hinaus weiter Inhaftierte untergebracht werden. Inzwischen habe die Stadtverwaltung aber schriftlich, dass eine Weiternutzung als JVA vom Tisch sei.
#2: Wird das Land die JVA also auf jeden Fall verkaufen?
Das wiederum ist noch nicht sicher. Das Land – genauer gesagt: der Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) – führt zurzeit eine sogenannte Entbehrlichkeitsprüfung durch. Das bedeutet: Der BLB fragt bei anderen Einrichtungen des Landes (wie etwa der Uni Münster) nach, ob sie Interesse und Bedarf an den Gebäuden haben. Diese Prüfung hat gerade erst begonnen, ein Ergebnis wird nicht vor Ende des Jahres erwartet.
Wenn das Land keinen eigenen Bedarf hat, wird es laut Lukas Fiegen als nächstes bei der Stadt Münster anfragen. Damit die dann eine Antwort geben kann, beschäftigt sich die Politik gerade mit dem Thema. Selbst dann ist es allerdings kein Automatismus, dass die Stadt das Grundstück wirklich bekommt. Das Land könnte es auch im Rahmen eines Bieterverfahrens an einen privaten Investor verkaufen.
#3: Wie könnte die Stadt das Gelände in Zukunft nutzen?
Am wahrscheinlichsten wäre ein Mix, etwa aus Wohnungen, einem sozialen Treffpunkt für das Viertel sowie Räumen zum Arbeiten und für Kultur, zum Beispiel für Ateliers und Proberäume. Die Entscheidung wäre also eher, welcher dieser Zwecke wie viel Platz bekommt und welche Nutzungen sich in direkter Nachbarschaft gut vertragen würden.
#4: Und was ist, wenn ein privates Unternehmen das Grundstück bekommt?
In diesem Fall könnte die Stadt das Gelände nicht selbst neu gestalten, aber dennoch einen Rahmen vorgeben. Dazu soll die Politik demnächst ein sogenanntes Strukturkonzept beschließen, über das dann auch die Bürger:innen mitdiskutieren können. Welche Flächen auf dem Gelände sollen auf jeden Fall frei bleiben? Auf welchen könnten zusätzliche Gebäude errichtet werden und wie hoch dürften diese sein? Über welche Wege soll das Gelände mit den umliegenden Vierteln vernetzt werden? Solche Fragen soll das Konzept beantworten. All das braucht natürlich Zeit – und deshalb beginnt die Diskussion auch schon jetzt, einige Jahre vor dem JVA-Umzug.
#5: Wird die Stadt das Grundstück auf jeden Fall selbst neu gestalten, wenn sie es bekommt? Oder könnte sie Teile an Investor:innen weiterverkaufen?
Das hängt von der geplanten Nutzung ab. Um neuen Wohnraum könnte sich die Stadt-Tochter Wohn- und Stadtbau kümmern, die Stadt könnte den entsprechenden Teil des Grundstücks aber auch an ein Privatunternehmen verkaufen. In diesem Fall bekäme es nicht das Unternehmen, das am meisten bietet, sagt uns Lukas Fiegen. Die Stadt würde eine sogenannte Konzeptvergabe umsetzen, in der neben den gebotenen Summen auch die Gestaltungsideen zählen.
#6: Große Teile des JVA-Gebäudes an der Gartenstraße stehen unter Denkmalschutz. Wie viel könnte die Stadt oder ein Unternehmen da überhaupt verändern?
Auch bei dieser Frage steht die Stadt noch ganz am Anfang. Gemeinsam mit Denkmalpfleger:innen, Kunsthistoriker:innen und anderen Expert:innen von Bezirksregierung und Landschaftsverband Westfalen-Lippe will die Stadt demnächst ihre Bewegungsspielräume abklären. Das Denkmal an sich stehe nicht in Frage, sagt Lukas Fiegen, aber man wolle es ja neu beleben.
Eine wichtige Frage dabei ist: Ist das konkrete Gebäude schützenswert oder die Struktur, nämlich die Sternform, in der es gebaut ist? Der Architekt Carl Ferdinand Busse hatte die Idee für die Anlage im 19. Jahrhundert aus Großbritannien mitgebracht: Fünf Flügel, die alle vom sogenannten Panoptikum in der Mitte erreichbar und einsehbar sind. Nach seinem Entwurf wurden in Deutschland zwei Gefängnisse gebaut, in Münster und in Berlin-Moabit. In Moabit steht der Bau selbst aber nicht mehr, nur noch die Umrisse der Fläche sind erkennbar – deshalb ist der Wert der JVA in Münster aus Sicht von Denkmalschützer:innen umso höher. Hier stehen vier der fünf Flügel unter Denkmalschutz (auf dieser Karte gut zu erkennen). Nun ist zu klären, was Planer:innen in Zukunft dennoch verändern dürfen.
Unklar ist auch noch, welche freien Flächen um das Gebäude herum ebenfalls zum Denkmal gehören (sogenannter Umgebungsschutz).
#7 Wird die Gefängnismauer stehen bleiben?
Bei einer Fachtagung im Jahr 2014 empfahl die Architektin und FH-Professorin Julia Bolles-Wilson, die Mauer als wichtigen Teil der Anlage in eine Neugestaltung einzubeziehen. Sollte die komplette Mauer stehen bleiben (müssen), wäre das Gelände natürlich stark in sich abgeschlossen – die Stadt möchte es aber nach Möglichkeit mit den umliegenden Vierteln verbinden, zum Beispiel durch neue Fuß- oder Radwege. So könnte die Parkanlage auf dem jetzigen JVA-Grundstück in Zukunft gut für die Menschen erreichbar sein, die etwa im dicht bebauten Kreuzviertel leben. Lukas Fiegen hofft deshalb, dass zumindest Durchbrüche und Durchgänge möglich sein werden oder Teile der Mauer abgerissen werden dürfen.
#8: Im Sommer 2016 musste die JVA an der Gartenstraße kurzfristig geräumt werden, weil Baumängel entdeckt wurden. Wurden sie inzwischen behoben – oder kommen auf die Stadt hohe Kosten zu?
Diese Frage kann die Stadtverwaltung zurzeit selbst noch nicht beantworten. Lukas Fiegen sagt uns, man wolle nicht die Katze im Sack kaufen und deshalb möglichst bald schon erfahren, in welchem Zustand das Gebäude ist. Muss es saniert werden oder ist das schon passiert? Ist die Statik in Ordnung? Um das herauszufinden, will die Verwaltung mit der JVA-Leitung einen Termin abstimmen, zu dem sie das Gebäude einmal von innen anschauen kann. Fiegen sagt, die Häftlinge seien 2016 ja sehr kurzfristig aus- und 2018 wieder eingezogen. Für ihn gebe es da noch Fragezeichen: Wahrscheinlich habe der BLB in der Zwischenzeit die Statik geprüft, aber große Baumaßnahmen habe es offenbar nicht gegeben. Warum also konnten die Insassen einfach so zurück?
Eine gute Frage, die wir gleich mal an den BLB weitergegeben haben. Und es war gar nicht so schwierig, eine Antwort zu bekommen.
Der BLB schreibt uns, in den Gewölbedecken der Hafthäuser sowie des Panoptikums „hatten sich Risse gezeigt, die auf Alterung und Ermüdung des Fugenmörtels zurückzuführen waren.“ Die Fugen auszubessern, „hätte die Standsicherheit der Decken nicht erhöhen können“, darum die Räumung. Ohne solche Mängel seien nur der Verwaltungsflügel sowie der „Flügel B“ gewesen; dieser war im Krieg zerstört und anschließend mit einer Stahlkonstruktion wieder aufgebaut worden (es ist der Flügel, der nicht unter Denkmalschutz steht). Vor der Räumung sei dieser Flügel als Krankenstation genutzt worden. Der BLB habe ihn dann so umgebaut, dass dort seit Anfang 2018 Gefangene untergebracht werden können.
Die übrigen Gebäudeteile sind weiterhin gesperrt, der BLB hat die Gewölbedecken nicht reparieren lassen. Er setze ein Instandhaltungskonzept um, dazu sei er denkmalschutzrechtlich verpflichtet. Die Maßnahmen sollen aber nur den aktuellen Zustand erhalten, schreibt der BLB, sie „stehen nicht in Zusammenhang mit einer Wiederherstellung der Standfestigkeit“. Wir haben auch gefragt, welche Kosten der BLB für eine Sanierung kalkulieren würde, darauf aber keine Antwort bekommen. Das Justizministerium und der BLB schrieben allerdings schon 2012 in einer Pressemitteilung zum geplanten Neubau in Wolbeck, das Gebäude sei in einem schlechten Zustand und eine Renovierung „wäre mit einem unverhältnismäßigen wirtschaftlichen Aufwand verbunden“. (cbu)
In der Stadthausgalerie können Sie noch bis Ende des Monats eine Ausstellung zur JVA an der Gartenstraße, zu ihrer Geschichte und Ideen für eine Neugestaltung anschauen. Die Galerie öffnet mittwochs bis samstags jeweils von 14 bis 17 Uhr. Samstags um 14:30 Uhr gibt es öffentliche Führungen. Außerdem laden die Veranstalter:innen – unter anderem der Verein Münster Modell und der Bund der Architekt:innen – zu Vorträgen und Diskussionsrunden ein. Der erste Vortrag beginnt am Donnerstag um 19 Uhr.
Korrekturen
Eine kleine Richtigstellung zum Parking-Day, der am Freitag in Münster stattfindet: Vor zwei Wochen hatten wir im RUMS-Brief geschrieben, die Kanalstraße sei ab 13 Uhr für den Autoverkehr gesperrt. Das ist nicht ganz richtig. Um 13 Uhr beginnt der Aktionstag. Schon am Morgen wird aber die Kanalstraße für den Aufbau gesperrt sein. (sfo)
+++ In der Sitzung des Klimabeirats hat Klima-Stabsstellenleiter Thomas Möller vergangene Woche erzählt, womit sich seine Abteilung gerade beschäftigt. Zum Beispiel mit der kommunalen Wärmeplanung. Die hat der Rat im Juni beschlossen (RUMS-Brief). Die Mittel seien nun freigegeben, jetzt würden die Stabsstelle und die Stadtwerke ihre Daten zusammentragen und eine gemeinsame Übersicht schaffen. Die Herausforderung dabei sei gerade, an den richtigen Stellen abzuwarten, um nicht doppelt zu arbeiten. Schließlich soll am 1. Januar 2024 ein bundesweites Gesetz für die Wärmeplanung in Kraft treten, zusammen mit dem Gebäudeenergiegesetz. Für diejenigen, die es nicht abwarten können: Am Donnerstag, 21. September, veranstaltet die Stabsstelle Klima einen Online-Themenabend rund um nachhaltige und günstige Heizanlagen für bestehende Wohnungen und Gebäude. Hier können Sie sich anmelden. (sst)
+++ Zu Beginn des RUMS-Briefs ging es schon um das Gewitter gestern. Bleiben wir bei dem Thema: Dieses Jahr hat es auffällig oft geschüttet, meinen Sie nicht auch? Wenn Sie dieser gefühlten Wahrheit trotz Erderhitzung und Dürreperioden zustimmen, können wir Ihnen mitteilen: Sie liegen damit richtig. Der Winter war relativ feucht und auch im Sommer hat es viel geregnet. Das mag im Alltag nervig sein, hat im Moment aber einen positiven Effekt auf die Böden, zumindest in Westdeutschland. Der Dürremonitor des Leipziger Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung zeigt auch für die Stadt Münster an, dass im Moment alles in Ordnung ist. Anders im Osten: Dort sind die Böden immer noch viel zu trocken. Der Grund: In Ostdeutschland herrscht ein ungünstigeres Kontinentalklima, im Westen hingegen Atlantisches Klima, erläutert der Leiter des Helmholtz-Zentrums, Andreas Marx, im „Spiegel“. Ein schöner Nebeneffekt des nassen Wetters: In diesem Jahr ernten die Bäuer:innen aller Voraussicht nach besonders pralle Äpfel, meldet die Landwirtschaftskammer in Münster. (sfo)
+++ Drei Verkehrsverbände aus der Region vergeben einen neuen Mobilitätspreis, um Initiativen sichtbar zu machen, die sich für umweltfreundliche Mobilität einsetzen. Die Verbände sind der Verkehrsclub Deutschland, der Allgemeine Deutsche Fahrradclub sowie der Verein Fuss. Und falls Sie sich fragen: Womit könnte man den Preis denn gewinnen? Beispiele für preiswürdige Ideen sind laut Pressemitteilung Fahrradabstellanlagen oder Elterninitiativen, die Menschen dazu bewegen, zu Fuß zu gehen. Möchten Sie eine Initiative vorschlagen? Dann hier entlang. Bis zum 15. Oktober haben Sie noch Zeit. (rhe)
+++ Das Bundesverkehrsministerium gibt bei Twitter bekannt, dass die Zahl der jungen Menschen, die ein Auto besitzen, steigt. Angesichts der selbst formulierten Klimaziele, an denen die Bundesregierung wohl scheitern wird, könnte man damit die Frage verbinden, wo es bei der Mobilitätswende denn hakt. Volker Wissings Haus wählt einen anderen Weg. Das Social-Media-Team schreibt: „Jung & unabhängig – Rekordzahl an Autobesitzern unter 24!“ Die Zahl von 188.000 jungen Menschen mit Auto kommentiert das Ministerium freudig mit der mit Ausrufezeichen und Auto-Emoji versehenen Feststellung: „ein absoluter Rekord!“ Von uns hier dann auch noch mal: Herzlichen Glückwunsch! (rhe)
+++ Die Stadt muss mehr Geflüchtete unterbringen, geht dabei aber anders als andere Kommunen, zum Beispiel Telgte, noch nicht an seine Grenzen. (Westfälische Nachrichten, Tagesschau)
+++ An der Uni und der FH Münster arbeiten jetzt zwei Talentscouts, die Kinder und Jugendliche aus sozial benachteiligten Familien beim Aufstieg im Bildungssystem unterstützen sollen. (Antenne Münster)
+++ Die Villa ten Hompel hat eine neue Studie herausgebracht, in der es um die Rolle der Polizei im Holocaust geht. (Alles Münster)
+++ Obwohl die Stadtverwaltung schlanker werden wollte, kommen im neuen Jahr über hundert neue Stellen hinzu, genauer: hunderteins. (Westfälische Nachrichten)
+++ In das leerstehende Ladenlokal am Prinzipalmarkt 41 zieht im Frühjahr die skandinavisch klingende, aber in Münster verwurzelte Schuhmarke „Copenhagen Studios“ ein. (Pressemitteilung, nicht online)
+++ Im Artenschutzzentrum des Zoos Münster in Kambodscha ist eine seltene Flussschildkröte geschlüpft. (Westfälische Nachrichten)
Der Zoo unterhält übrigens nicht nur in Kambodscha ein Artenschutzzentrum für Schildkröten, sondern auch hier in Münster. Unser Fotograf Martin Schäfer war dort, wo Besucher:innen des Zoos normalerweise nicht hinkommen. Die RUMS-Fotoreportage ist im April erschienen, hier können Sie sich die Bilder ansehen.
Anonymer Briefkasten
Haben Sie eine Information für uns, von der Sie denken, sie sollte öffentlich werden? Und möchten Sie, dass sich nicht zurückverfolgen lässt, woher die Information stammt? Dann nutzen Sie unseren anonymen Briefkasten. Sie können uns über diesen Weg auch anonym Fotos oder Dokumente schicken.
Vor Kurzem haben wir Ihnen in der unbezahlten Werbung das Archäologiemuseum am Domplatz vorgestellt (RUMS-Brief). Ein paar Meter weiter befindet sich an der Pferdegasse 1 noch ein anderes interessantes Museum, das wir Ihnen heute empfehlen wollen. Das Bibelmuseum ist das älteste seiner Art in Deutschland und stellt über 1.500 Bibeln und Handschriften in rund 500 Sprachen aus. Darunter finden sich auch eine Bibel mit einer Widmung von Martin Luther und ein originalgetreuer Nachbau der Gutenbergpresse. In der aktuellen Ausstellung geht es übrigens noch bis zum 5. November um Pflanzen in der Bibel.
Hier finden Sie alle unsere Empfehlungen. Sollte Ihnen ein Tipp besonders gut gefallen, teilen Sie ihn gerne!
Deike Terhorst hat sich heute umgehört, was in den kommenden Tagen in Münster los ist. Diese Tipps hat sie für Sie aufgeschrieben:
+++ Am Mittwoch zeigt das Cinema an der Warendorfer Straße den Dokumentarfilm „Jonny Island“. Der Film porträtiert einen jungen Lehrer, der während der Coronapandemie nicht nur mit seiner Behinderung, sondern auch um Teilhabe kämpft. Die Regisseurin Petra Mäussnest wird anwesend sein und nach der Vorstellung ein paar Fragen über den Film beantworten. Eine Kinokarte kostet 9 Euro.
+++ Nach seinem Bachelor war Lukas Baumeister aus Münster sechs Monate mit dem Fahrrad unterwegs. Er fuhr nach Lissabon und wieder zurück. Im Weinhandel Olive & Meer am Inselbogen berichtet er am Donnerstag ab 19 Uhr von seiner Reise. Dazu gibt es spanische Häppchen und natürlich auch Wein. Der Eintritt kostet 15 Euro. Wer kommen möchte, sollte sich vorher per Mail kurz anmelden.
+++ Der israelische Historiker und Pädagoge Meron Mendel ist am Donnerstag zu Gast in Münster. Er stellt sein neues Buch „Über Israel reden“ vor, in dem es um die Bedeutung seines Heimatlandes in Deutschland geht. Hierbei thematisiert er unter anderem die in der NS-Vergangenheit begründete „Freundschaftspflicht“ und die Frage, wie Deutschland auf den derzeitigen Rechtsruck der israelischen Regierung reagieren soll. Los geht’s um 19 Uhr in der Villa ten Hompel oder bei Zoom. Vorab können wir Ihnen diese Folge des Dissens-Podcasts mit Meron Mendel empfehlen.
+++ Am vergangenen Wochenende konnten Sie sich beim ersten Tag der offenen Clubs Ihr DJ-Talent in einigen Workshops erproben. Wenn Sie die Gelegenheit verpasst haben oder jetzt mehr wollen, können wir Ihnen diesen kostenlosen Workshop empfehlen: Das Label „Trust in Wax“ aus Münster bringt Ihnen bei, wie Sie eigene Sounds in einem Minimusikstudio mixen können. Der Kurs findet am Freitag ab 19 Uhr in der Blackbox an der Achtermannstraße statt. Wenn Sie Lust haben mitzumachen, melden Sie sich einfach kurz per Mail an.
+++ Suchen Sie eher nach was Lustigem? Am Freitag tritt der Comedian David Kebekus im Bürgerhaus Kinderhaus auf. Los geht es um 20 Uhr. Tickets kosten 22 Euro im Online-Vorverkauf.
Am Freitag schreibt Ihnen Sebastian Fobbe. Ich wünsche Ihnen eine gute Woche.
Herzliche Grüße
Ralf Heimann
Mitarbeit: Constanze Busch (cbu), Jan Große Nobis (jgn), Sebastian Fobbe (sfo), Svenja Stühmeier (sst), Deike Terhorst (dte)
Lektorat: Antonia Strotmann
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PS
Sie kennen natürlich Jogging, wahrscheinlich auch Camping, die luxuriöse Variante Glamping, möglicherweise haben Sie auch Planking schon mal gehört. Das ist, wenn man sich flach auf dem Boden liegend irgendwo fotografieren lässt – oder wenn man sich flach auf dem Boden liegend mithilfe der Ellenbogen hochwuchtet. Spinning dagegen ist ein Fitnesstrend, bei dem Menschen in Gruppen und meistens drinnen auf Crosstrainern (Standfahrräder) Kraft und Ausdauer trainieren. Streaming werden Sie ebenfalls schon mal gehört haben. Das ist, wenn man auf dem Sofa liegend weder Kraft noch Ausdauer trainiert und der Fernseher läuft. Ich erzähle Ihnen hier wahrscheinlich nichts Neues. Aber haben Sie schon mal Plogging gehört? Das ist eine Mischung aus dem schwedischen Wort „plocka“ (auf Deutsch: Aufheben) und Jogging. Wenn Sie joggen und dabei Müll aufheben, dann können Sie also sagen: „Ich war heute ploggen.“ (nicht zu verwechseln mit Bloggen). Und wenn Sie Lust haben, können Sie das, ploggen, am Samstag zusammen mit anderen ausprobieren. Da ist nämlich, was für ein Zufall, auch noch „Word Clean Up Day“ oder wie wir in Münster sagen: „Weltaufräumtag“ – und wenn das mal keine gute Gelegenheit ist. Um 11 Uhr geht es los. Treffpunkt ist der Recyclinghof an der Eulerstraße. Kleiner Spoiler: Den müssen Sie nicht aufräumen. (rhe)
PPS
Wenn ich ausländische Nachrichten lesen möchte, dann drücke ich an meinem Browser auf einen Knopf, und die Seite erscheint auf Deutsch. Als neulich jemand aus Polen an der Tür stand, der eine Adresse in der Nachbarschaft suchte, unterhielten wir uns mithilfe einer Übersetzungs-App. Ich sagte einen Satz auf Deutsch, die App las ihn auf Polnisch vor, dann ging es umgekehrt. Beides ist wirklich sehr nützlich, der Browserknopf und die App, aber das, was in diesem Video zu sehen ist, gibt einen Ausblick darauf, wie die Zukunft aussehen könnte. Ich hatte so etwas noch nicht gesehen: Wenn man ein mindestens 30 Sekunden langes Video an die App „HeyGen“ schickt, lässt sie die Person, die in dem Video zu sehen ist, fließend in einer anderen Sprache sprechen. Wenn man möchte, passt die Software sogar die Lippenbewegungen an. Natürlich etwas ärgerlich: Hat man die ganzen Vokabeln dann völlig umsonst gelernt? Nein, das nicht. Also noch nicht. Live geht das alles noch nicht. Da hilft weiterhin am besten ein langwieriger Sprachkurs. (rhe)
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