Der Sinn und Unsinn der Kanalerweiterung | Baddabäm! Eine neue Show in Münster | Reportage: Bioland vs. Bauland

Porträt von Svenja Stühmeier
Mit Svenja Stühmeier

Guten Tag,

am Sonntag haben ein paar Leute bei einem Kanalspaziergang festgestellt: Da werden ja alte Eichen abgeholzt, und es soll damit noch weitergehen. Sie haben kurzerhand dazu aufgerufen, ab Montagmorgen eine Protestaktion an der Pleistermühlenweg-Brücke zu starten. Hat geklappt, die Polizei spricht von 20 Personen, die Aktivist:innen von 50, die vor Ort waren. Ein klassischer Montag also für diejenigen, die eigentlich den Job hatten, weitere Bäume zu fällen.

Aber warum eigentlich?

Die Bäume sollen für die neue Brücke weichen. Sie wissen schon, die Geschichte mit der Kanalerweiterung, die schon ziemlich lange dauert und sich bereits oft verzögert hat (RUMS-Brief). Ein erheblicher Grund dafür ist der Personalmangel, im August hat über den Stillstand etwa der WDR berichtet. Das Personal, das die Brücke am Pleistermühlenweg bauen soll, stehe jetzt aber zur Verfügung. Baubeginn ist für Sommer 2024 geplant, teilt uns eine Sprecherin der zuständigen Behörde mit, des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes Westdeutsche Kanäle am Standort Rheine, oder einfach kurz: WSA.

Der Plan ist, den Kanal breiter zu machen. An dieser Stelle sollen etwa 30 Meter dazukommen. Grund dafür: Größere Schiffe sollen unter der Brücke hindurch passen und auch aneinander vorbeifahren können.

„Einige Leute haben geweint“

Heute Vormittag hockten wieder einige Menschen auf den gefällten Bäumen. Die Versammlung ist für die nächsten zwei Wochen angemeldet, jeweils von acht Uhr morgens bis sechs Uhr abends. Gleich nebenan, da, wo noch Bäume stehen, sind ein paar Leute ziemlich weit nach oben geklettert und liegen dort in ihren Hängematten.

Die Menschen sind aus unterschiedlichen Gruppen gekommen. Zum einen habe sich die Klimagerechtigkeitsbewegung rund um die Proteste in Lützerath viel stärker vernetzt, sodass Informationen jetzt viel schneller und breiter verteilt werden, das ist der Eindruck eines Menschen vor Ort.

Zum anderen ist die Diskussion nicht neu. Mechthild Könemann etwa setzt sich schon seit Jahren gegen den Kanalausbau ein. Sie ist Anwohnerin und berichtet, dass viele in der Nachbarschaft damit nicht zufrieden seien. „Einige Leute haben geweint, als sie die gefällten Bäume gesehen haben“, sagt sie.

Für die Menschen in der Nachbarschaft hat das schließlich eine sehr konkrete Auswirkung: Sie verlieren einen Naherholungsort. Einige erzählen zum Beispiel, dass man dort ganz wunderbar die Hängematte aufhängen konnte.

Anderthalb Schiffe pro Tag

Sie haben aber auch grundsätzlich das Gefühl, dass der Ausbau intransparent abläuft. Sie wollen Öffentlichkeit schaffen für ihre größeren Fragen.

Warum werden in Zeiten der Klimakrise Bäume gefällt für ein Projekt, von dem man immer wieder hört, dass sich sowieso noch alles verzögert?

Warum werden 2023 Pläne aus dem Jahr 2008 befolgt, die wiederum auf Grundsätzen von 1994 (Seite 8) beruhen?

Warum soll Natur für Wirtschaftswachstum weichen und für Transporte von Materialien wie Kohle, wenn doch eigentlich die Energiewende bevorstehen soll?

Warum der ganze Aufriss für ein paar Schiffe?

Laut WDR fahren momentan im Schnitt anderthalb große Schiffe am Tag durch Münster, 2030 sollen es drei sein. Reicht da nicht ein Ampelsystem, sodass sie im Zweifel warten, um nicht miteinander zu kollidieren? „Das ist hier ja keine Autobahn“, sagt eine Person aus der Gruppe.

Ausbau auf einer anderen Ebene

Genau diesen Vergleich zieht Ulrich Wieching aber tatsächlich. Er leitet das WSA. „Vom Charakter her ist der Kanal wie eine Bundesautobahn“, sagt er. Soll heißen: Der Kanal ist wichtig für das gesamte Kanalnetz in Deutschland. Das wiederum wird bemessen auf eine bestimmte Schiffsgröße. Danach wird es ausgebaut, seit 1994. Und man geht davon aus, dass das wie geplant durchgeführt wird.

Der Ausbau passiert also gewissermaßen auf einer anderen Ebene. Während es für die Menschen vor Ort um das Grün vor der Haustür geht, spielt für die Planung eine Rolle, dass Münster die einzige Kanalverbindung zwischen dem nord-/ostdeutschen und dem west-/süddeutschen Raum ist.

Ulrich Wieching sagt am Telefon: Dass die Maßnahme notwendig ist, hätte ja das Planfeststellungsverfahren ergeben. Und auch, dass es für die Untersuchungen zur Umweltverträglichkeit schon 1994 sehr hohe Standards gegeben habe und dass es bis heute keine neuen Erkenntnisse gebe. Heißt das, dass die vor 30 Jahren schon super fortgeschritten waren? Heißt das, dass die heutigen Standards nicht dem Stand der Wissenschaft entsprechen? Wir wissen es nicht.

Was wir aber wissen: Schiffe sind emissionsärmer als Lkw-Transporte. Das sagen Ulrich Wieching und auch das Umweltbundesamt. Laut einer Broschüre verbrauchen Lkw das Dreifache pro Tonnenkilometer. Der Kanalausbau bedeutet also nicht zwingend, dass insgesamt mehr Güter hin und her transportiert werden. Wieching nennt als ein Ziel, mehr Güter von der Straße aufs Wasser zu verfrachten.

„Regen- und Unwettertänze“

Bleibt die Frage: Was wird da überhaupt transportiert? Und brauchen wir das alles in ein paar Jahren noch? Ein kurzer Blick auf die Ladungsarten, die 2022 Münsters Schleuse passiert haben. Insgesamt kamen knapp zehn Millionen Tonnen zusammen.

Den größten Anteil mit 1,8 Millionen Tonnen machten land- und forstwirtschaftlichen Erzeugnisse aus. Genauso viel Stein, Erde und Baustoffe wurden transportiert. Etwa 1,7 Millionen Tonnen waren Mineralölerzeugnisse (also zum Beispiel Gas), feste Brennstoffe (der Großteil ist Kohle) waren gut eine Million Tonnen.

Die Ampel war im Gespräch, habe sich aber nicht als sinnvolle Maßnahme erwiesen, schreibt die WSA-Sprecherin. Die Kosten wären auch ohne Kanalverbreiterung hoch gewesen, gleichzeitig hätte man zusätzliche Wartestellen bauen müssen und die Transportzeiten würden sich „unzumutbar verlängern“. Also: kein angemessenes Kosten-Nutzen-Verhältnis.

Damit die Brücke am Pleistermühlenweg gebaut werden kann, müssen auch Bäume auf der anderen Seite gerodet werden. Das wurde jetzt vorgezogen, weil die eine Seite ja besetzt ist. Und was macht die Polizei? „Regen- und Unwettertänze“, sagt uns eine Sprecherin. Also: Solange es keine weiteren Beeinträchtigungen gibt, sehe man keinen Grund, etwas gegen die angemeldete Versammlung zu unternehmen.

Eine Enttäuschung? Nein, nicht wirklich. Heute Vormittag ging niemand davon aus, die Rodung tatsächlich zu verhindern. „Aber wenn man bei unnötigen Projekten vorher eine Woche Stress macht, führt das vielleicht dazu, dass es in Zukunft einen besseren Austausch im Vorfeld gibt.“ (sst)

Kurz und Klein

+++ Am Stadtweinhaus hängt eine israelische Fahne, die zeigen soll: Münster ist solidarisch. Oberbürgermeister Markus Lewe hat nach dem Angriff der islamistischen Terrororganisation Hamas am Wochenende gesagt: „Wir stehen fest an der Seite Israels und an der Seite unserer israelischen Freundinnen und Freunde hier in Münster.“ Münsters Partnerstadt Rishon Le Zion ist mit Raketen beschossen worden, auch gestern wieder. Laut der Stadt Münster gibt es mehrere Opfer, über 20 vor allem junge Menschen werden vermisst. Darüber berichten auch die Westfälischen Nachrichten, wie auch über die Kundgebung am Montagabend vor dem Rathaus, an der etwa 300 Menschen teilgenommen haben. Eine Gruppe aus Münster, die gestern nach Rishon Le Zion reisen wollte, hat die Reise laut Zeitung abgesagt. Das Magazin „Kirche + Leben“ hat mit Anselm Thissen gesprochen, dem Leiter einer Pilgerreise, die zum Zeitpunkt des Angriffs schon am See Genezareth angekommen war. Er sagt unter anderem: „Aktuell ist die Rückreise regulär für Donnerstag vorgesehen, doch die Lage kann sich jederzeit ändern.“ Zum Schluss noch ein Lesetipp: Esther Göbel hat schon vor längerer Zeit in einem Artikel für das Magazin Krautreporter den Israel-Palästina-Konflikt verständlich erklärt. Der Text ist immer noch sehr lesenswert. (rhe)

+++ In der Innenstadt sind wieder so viele Menschen unterwegs wie vor der Coronazeit, aber die Mieten im Einzelhandel sinken leicht. Das sind zwei Erkenntnisse aus dem Handelsimmobilienreport der Wirtschaftsförderung. Dazu noch eine Zahl: Der Einzelhandel in Münster hat zuletzt einen Umsatz von zwei Milliarden Euro im Jahr gemacht. (rhe)

+++ In der Begegnung Preußen Münster und Fans gegen den DFB reagiert der Verein nach zwei absichtlichen Eigentoren der Fans weiter mit sehr viel Verständnis. Preußen Münster drohen nach der Pyro-Orgie vor dem Auswärtsspiel in Essen und dem Pokalspiel gegen Bayern München „die höchsten Geldstrafen der Vereinsgeschichte“, so steht es in einer Pressemitteilung vom Montag. Das werfe den Verein weit zurück. Trotzdem habe man „auf öffentliche Stellungnahmen und kollektive Vorverurteilungen“ verzichtet, um direkt mit den Fans zu sprechen. Strafen gibt es allerdings auch: Der Verein hat bis zum Jahresende Choreographien und Fahnen über den ganzen Block verboten. Verein und Fans hatten sich am Donnerstag zu einem schon länger geplanten Treffen zusammengesetzt. Das bestätigt die Fanhilfe, eine Rechtshilfe für Fußballfans. Vorher war beim Heimspiel gegen Aue ein ganzer Block leer geblieben, weil der Verein kurzfristig verboten hatte, Fahnenstangen aus Plastik mit ins Stadion zu nehmen. Die Fanhilfe schreibt, das habe der Veranstaltungsleiter im Alleingang entschieden. Die Vereinsvertreter hätten davon nichts gewusst. Der Verein wiederum teilt in seiner Stellungnahme mit, der Dissens habe am Donnerstag ausgeräumt werden können. Wie hoch die Geldstrafen ausfallen werden, die Preußen Münster zahlen muss, ist noch nicht klar. Darüber entscheidet das DFB-Sportgericht. (rhe)

Wie es weiterging – mit Corona

+++ Wenn man jünger als 60 ist, ist es nicht so leicht, sich gegen Corona impfen zu lassen. Die Ständige Impfkommission empfiehlt die Impfung für diese Gruppe nicht, viele Praxen halten sich daran (RUMS-Brief). Aber was, wenn man die Impfung trotzdem gern hätte? Wir haben bei Twitter/X und Bluesky gefragt und einige Antworten bekommen. Das Problem scheint zu sein: Einige Praxen impfen auch Menschen unter 60, wollen aber nicht so gern darüber sprechen. Wenn Sie unter 60 sind und Tipps für eine Impfung brauchen, melden Sie sich, dann versuchen wir, eine Praxis zu vermitteln. Wenn Sie selbst Tipps haben, wir freuen uns über Hinweis. Schreiben Sie uns am besten eine E-Mail. (rhe)

Beitrag von Jonas Mayer am 10.10.2023

Geld oder Land!

Drei Erwachsene mit zwei kleinen Kindern

David Büchler und Sarah Hoffmanns haben sich mit einem Bauernhof einen Traum erfüllt. Ein Erbstreit bringt alles in Gefahr und wirft eine grundsätzliche Frage auf: Was ist wichtiger – Bioland oder Bauland?

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Interview mit Jonas Riemer

„Findest du Kommunalpolitik langweilig?”

Am Samstag ist in Münster eine neue Show zu sehen. Ihr Name ist „Baddabäm!“ Die Frage, was das bedeutet, können wir überspringen. Interessant ist, was „Baddabäm!“ sein soll. Ralf Heimann hat mit Jonas Riemer darüber gesprochen, und um das gleich zu klären: Die beiden sind befreundet, daher duzen sie sich. Jonas Riemer hat sich die Show zusammen mit der Regisseurin Ruth Messing ausgedacht. Er wird sie auch moderieren, zusammen mit Sophie Czichon. In der Ankündigung ist die Idee mit vier Wörtern erklärt: „Schwere Kost, leicht verdaulich.“ Hä?

Jonas, ihr wollt eine Samstagabendshow machen, in der es um Politik, Wissenschaft und Journalismus geht. Wie können wir uns das vorstellen?

Der Ursprung war, dass wir verschiedene Kunstformen zusammenbringen wollten. Dazu haben wir viele Leute zusammengetrommelt: eine Sopranistin, eine Tänzerin, mehrere Schauspieler:innen, einen Poetry-Slammer und andere Künstler:innen. Diese Menschen haben wir beauftragt, sich zum jeweiligen Thema der Show etwas auszudenken. Es wird also eine Art Polit-Revue, aber jedes Mal auf andere Weise. Keine Show wird der anderen gleichen, denn die Beteiligten wechseln von Folge zu Folge.

Alle Beteiligten?

Nein, Sophie wird jede Show moderieren. Ich werde ihr Sidekick sein. Auch unsere künstlerische Leiterin Ruth Messing ist in jeder Folge dabei. Und die Konzertpianistin Yesse Kim. Sie ist gewissermaßen unser Rundfunk-Tanzorchester Ehrenfeld.

Ihr nennt das, was ihr macht, „parapolitische Abendunterhaltung“. Das klingt subversiv. 

Das steht da ehrlich gesagt vor allem, weil ich Wortspiele mag. Wir wollten deutlich machen, dass es in dieser Revue auch um Politik geht. Aber wenn wir es politisch nennen, klingt es zu sehr nach Kabarett. Das Wort „parapolitisch“ soll deutlich machen, dass es auch etwas schräg wird.

In der ersten Folge geht es um Kommunalpolitik. Das klingt aber gar nicht so schräg.

Ich habe einen Freund, der Kommunalpolitik macht. Und wenn der davon erzählt, von den Menschen, vom Wahlkampf an der Haustür zum Beispiel, dann ist das teilweise schon absurd witzig.

Für viele Menschen klingt Kommunalpolitik aber wahrscheinlich eher langweilig.

Findest du Kommunalpolitik langweilig?

Nein, überhaupt nicht. Im Gegenteil. Aber Kommunalpolitik hat vielleicht ein ähnliches Imageproblem wie der Lokaljournalismus. Da denken viele an Taubenzucht, Mief und Kleinklein. Man muss den Menschen erst einmal zeigen, dass diese Vorstellung so gar nicht richtig ist.

Ich habe auch bei der Kommunalpolitik das Gefühl, dass das gar nicht dröge und langweilig ist, wenn es gelingt, eine Verbindung herzustellen. Ich denke schon länger darüber nach, wie man eine Stadtratssitzung so gestalten könnte, dass sie auch für Außenstehende spannender ist.

Das ist ja eigentlich schon der Sinn einer Ratssitzung. Es ist im Grunde ein Schauspiel, das politische Entscheidungen verständlich machen soll. Die Stadt überträgt die Sitzungen seit Kurzem ja sogar live.

Mir kommt es trotzdem sehr hermetisch vor. Um diese Themen mehr Menschen zu vermitteln, müsste man die Schwelle noch weiter senken, man müsste einzelne Punkte herausgreifen und sie verarbeiten. Pimp my Stadtratssitzung sozusagen.

Genau das versuchen wir bei RUMS. Oder das versucht der Journalismus generell. Oft geht es einfach darum, die Dinge in eine Sprache zu übersetzen, die alle Menschen verstehen können. 

Uns geht es natürlich auch darum, das alles auf einer Bühne unterhaltsam zu präsentieren.

Du warst in der letzten Ratssitzung und hast dort eine Einwohnerfrage gestellt. Wie war denn dein Eindruck von dem, was du da erlebt hast? 

Ich bin da sehr unbedarft herangegangen. Bislang hatte ich gar nicht so viele Berührungspunkten mit dieser Sphäre. Daher war es für mich ganz spannend, zu sehen, wie das alles funktioniert. Ich habe zum Beispiel erst in meiner Recherche herausgefunden, dass man in der Sitzung eine Frage stellen kann, wenn man sie rechtzeitig vorher einreicht. Und dann haben wir gesagt: Wir probieren das mal aus, als Selbstexperiment.

Was ist herausgekommen?

Wir wollten etwas zum Paul-Gerhardt-Haus wissen – wie es gelingen kann, die Jugendarbeit dort zu retten. Sophie hat eine persönliche Verbindung dorthin. Sie hat dort selbst ihre Jugend verbracht. Das ist also eine Frage, die uns wirklich interessiert hat.

Aber eine Lösung gibt es noch nicht. 

Nein. Die Verwaltung hat eine Antwort gegeben, die war aber sehr vage und für mich eher unbefriedigend. Nach der Sitzung haben mich aber noch zwei Politiker angesprochen, von der SPD und von den Grünen. Mit denen konnte ich noch darüber sprechen. Und das hat mich gefreut.

Es geht in der Show also nicht nur um das leicht Schräge, ihr habt auch ein ernsthaftes Anliegen. 

Ja, absolut. Wir haben uns ernste Themen gesucht, die sperrig wirken und es teilweise auch sind. Und wir haben uns gefragt: Wie kriegen wir das hin, dass die Leute Lust bekommen, sich damit zu beschäftigen?

Und wie wollt ihr das mit der Kommunalpolitik schaffen?

Wir haben zum Beispiel zwei Menschen eingeladen, die sich gut auskennen und davon so erzählen können, dass man gerne zuhört. Das sind Didem Ozan, die in Münster für die Grünen im Rat gesessen hat, und das ist der Politik-Professor Matthias Freise. Wir wollen aber nicht nur mit den Gästen sprechen. Die Leute können selbst Fragen aufschreiben, die stellen wir dann. Und wir werden zwischendurch immer wieder Stimmungsbilder im Publikum einholen.

Ihr plant fünf Folgen. Unter anderem geht es um Grenzen, also um Migration oder Waffen und deren Bedeutung für den Frieden, dann ist ein Thema die Ressource Wasser. Ich höre heraus, ihr wollt auch Stellung beziehen. Ist das dann noch Kunst? Oder ist das schon Journalismus oder Aktivismus?

Das ist tatsächlich eine Frage, die mir im Nacken sitzt. Wir nutzen zwar künstlerische Mittel, aber als Künstler ist meine Aufgabe vor allem, kritisch in Themen reinzubeißen. Da geht es nicht darum, konkret zu werden oder Lösungen anzubieten. Das wollen wir hier aber schon. Wir wollen konstruktiv sein. In unseren Förderanträgen haben wir geschrieben, dass es auch darum geht, den sozialen und ökologischen Wandel voranzubringen.

Vielleicht künstlerischer Aktivismus? Aktivistische Kunst?

Das geht schon in die Richtung. Unser Anliegen ist allerdings gar nicht so sehr, eine bestimmte politische Botschaft zu vermitteln. Es geht eher darum, den Menschen Themen nahezubringen, sie zu animieren, sich in politische Diskurse einzumischen. Es gibt den Begriff der intervenierenden Kunst. Das ist Kunst, die sich einmischt, die provoziert, die Fragen aufwirft, die das Ziel hat, Diskussionen anzustoßen und vielleicht auch Veränderungen. Das trifft es glaub ich ganz gut.

Die Premiere der Show beginnt am Samstag um 20 Uhr im Specops am Aegidiimarkt. Mehr Informationen und Tickets (ab 11 Euro) finden Sie hier. Noch mehr Informationen zu den weiteren Shows stehen hier. Wenn Sie sich den Instagram-Account zur Show ansehen möchten, folgen Sie diesem Link.

Und ein Transparenzhinweis: RUMS hängt auch in der ganzen Sache drin. Svenja Stühmeier ist Teil des Teams.

Klima-Update

+++ Wie schädlich ist eigentlich Mensa-Essen für das Klima? Um diese Frage besser beantworten zu können, haben Forscher:innen einen Index entwickelt. Der ermittelt die Auswirkungen von Menüs in Großküchen auf die Artenvielfalt, berichtet der Informationsdienst Wissenschaft. Anbau, Weiterverarbeitung, Transport, Zubereitung und Entsorgung – Die Idee hinter dem Projekt „BiTe – Biodiversität über den Tellerrand“ ist, aufzuklären und Konsument:innen passend zu informieren. Zusätzlich zeigen sie Verbesserungen auf, die bereits bei kleinen Umstellungen anfangen. Ein Beispiel: Raps- statt Palm- oder Olivenöl und Zutaten aus Europa. Geleitet wurde der Index von der Hochschule Osnabrück, die Fachhochschule Münster war auch beteiligt. (ino)

+++ Falls Sie am Freitag Lust haben, ein bisschen was zu lernen: Uni und Stadt richten gemeinsam den Nachhaltigkeitstag „Campus Earth“ aus. Das Ganze findet im Fürstenberghaus, im Geomuseum und dessen Außenbereich statt. Von 13 bis 20 Uhr gibt es Workshops und Diskussionen, zum Beispiel zum Thema Atomkraft und zu der Frage, was eine nachhaltige Uni eigentlich braucht. Das Programm finden Sie hier. Die Teilnahme ist kostenlos. (sst)

Anonymer Briefkasten

Anonymer Briefkasten

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Ein-Satz-Zentrale

+++ Vier junge Männer haben einen jungen Mann bedroht, der im Zug auf dem Weg nach Münster einen Krampfanfall hatte. (WDR)

+++ Die Promenade am Ludgerikreisel wird wegen Asphaltarbeiten in der Nacht auf Freitag für den Radverkehr gesperrt. (Stadtnetze Münster)

+++ Wer ein Fahrrad an der Windthorststraße geparkt hat, muss es bis Donnerstag dort abholen oder später in der Fundfahrradstation. (Westfälische Nachrichten)

+++ Die baufällige Autobahnspinne am Anfang der A43 (bei Brillux) soll im nächsten Jahr saniert und der Zubringer zur Autobahn dann wieder zweispurig werden. (Westfälische Nachrichten)

+++ Weil die Gesellschaft Stadtnetze Fernwärmerohre austauschen muss, bleibt der Breul erst mal eine Einbahnstraße. (Stadtnetze Münster II)

+++ Wer Fernwärme von den Stadtwerken bezieht, muss jetzt mit Abschlägen in dreifacher oder vierfacher Höhe rechnen, teilweise statt 200 zukünftig 600 oder 700 Euro. (Antenne Münster)

+++ Das Hauptzollamt Münster hat bei einer Prüfung sechs Hinweise auf illegal Beschäftigte bei Paketdienstleistern gefunden. (Hauptzollamt Münster)

+++ Die Stelle des Münsteraner Stadtförsters ist seit 14 Monaten unbesetzt, weil es keine geeigneten Bewerbungen gibt. (Westfälische Nachrichten)

+++ Hendrik Otremba, Autor und Sänger der Band „Messer“, übernimmt die fünfte Poetikdozentur und wird drei öffentliche Vorlesungen halten. (Uni Münster)

+++ Die Stadt Münster arbeitet beim Musik-Campus offenbar nicht mehr mit dem Baubetrieb des Landes zusammen, weil sie nicht Untermieterin sein wollte. (Westfälische Nachrichten)

Unbezahlte Werbung

Aus Kindheitstagen kennen Sie bestimmt noch Grisu, den kleinen Drachen, der unbedingt Feuerwehrmann werden wollte. Im Mai hat in der Alten Feuerwache an der Bernhard-Ernst-Straße 12 ein neues Café eröffnet, das – vollkommen folgerichtig – auch Grisu heißt. Im Café selbst erinnert nichts mehr daran, dass hier einmal Feuerwehrautos geparkt haben und später der Showroom des Coppenrath-Verlags beheimatet war. Eingerichtet hat das Café Grisu das Team von „Donnerblitz Design“. Wie Sie hier sehen können, sind allein schon die Möbel ein Grund, das Café zu besuchen. Essen und trinken kann man dort natürlich auch. Frühstück gibt es im Café Grisu am Wochenende bis 14 Uhr.

Hier finden Sie alle unsere Empfehlungen. Sollte Ihnen ein Tipp besonders gut gefallen, teilen Sie ihn gerne!

Drinnen und Draußen

Heute hat Deike Terhorst für Sie in den Kalender geschaut. Das hier sind ihre Empfehlungen:

+++ Ganz kurzfristig: Heute Abend um 20 Uhr gibt es in der Pension Schmidt deutschsprachigen Indie-Pop aus Leipzig: Florian Sievers alias „Das Paradies“. Tickets gibt es für 15 Euro im Online-Vorverkauf oder für 17 Euro an der Abendkasse.

+++ Am Donnerstag spielt das Ensemble des Wolfgang Borchert-Theaters im Rathausfestsaal am Prinzipalmarkt um 14:30 Uhr das Stück „Leg einfach auf“, ein Präventionsstück, das Menschen über Trickanrufe aufklären soll. Im Anschluss beantwortet Alexandra Bruns, Hauptkommissarin der Polizei Münster, Fragen aus dem Publikum.

+++ Der Verein „Hansa 12“ eröffnet am Donnerstag um 18 Uhr seine erste Ausstellung. Es geht um das Buch „Petra. Eine Geschichte aus einfachen Verhältnissen“, das Stef Mosebach illustriert hat. Die Ausstellung gibt anhand von Text, Fotografien und Illustrationen einen Einblick in das Leben von Mosebachs Mutter und zeigt, wie Diskriminierung aufgrund von sozialer Herkunft das Selbstbewusstsein beeinflusst. Bis zum 25. November können Sie sich alles am Hansaring 12 anschauen. Geöffnet ist donnerstags bis samstags ab 15 Uhr. Der Eintritt ist frei.

+++ Am Freitag um 20 Uhr feiert die Theaterproduktion „Hoping for…“ des Cactus Theaters ihre Premiere im Pumpenhaus. In dem Stück geht es um Frieden. Mit einer transkulturellen Collage soll das Thema auf eine unkonventionelle Art auf die Bühne kommen. Tickets gibt es online für 18 Euro, ermäßigt 10 Euro.

Am Freitag schreibt Ihnen Sebastian Fobbe. Ich wünsche Ihnen eine gute Woche!

Herzliche Grüße
Svenja Stühmeier

Mitarbeit: Ralf Heimann (rhe), Jan Große Nobis (jgn), Imke Noetzel (ino), Deike Terhorst (dte)
Lektorat: Eva Strehlke

PS

Es ist ärgerlich, wenn kein Bus kommt. Noch ärgerlicher ist eigentlich nur, wenn der Bus dann endlich in der Ferne sichtbar wird, man in Gedanken schon auf seinem Platz sitzt, aber dann feststellt: Da ist gar kein Platz mehr. Dazu eine gute und eine schlechte Nachricht. Die schlechte zuerst: Das wird auch in Zukunft immer wieder passieren. Und jetzt die gute: An über hundert Haltestellen in der Stadt zeigen die Anzeigetafeln das jetzt schon vorher an. Man kann sich also auf die Enttäuschung einstellen. Ist auf der Tafel eine Figur zu sehen, heißt das: Man hat gute Chancen auf einen Sitzplatz. Sieht man drei Figuren, kann es auch sein, dass sich die Tür erst öffnet, dann wieder schließt und man immer noch draußen steht. Und noch ein kleiner Tipp: Wenn Sie gar keine Figur sehen, ist das nicht zwingend ein gutes Zeichen. Dann ist die Anzeige möglicherweise einfach kaputt. (rhe)

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