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Die Ostbad-Odyssee und neue Pläne | Kein Interview mit Thomas Laufmöller | Reportage: Ein Tag am Bremer Platz
Guten Tag,
am Freitag kommen Fachleute ins Ostbad, um sich um die Legionellen zu kümmern. Legionellen sind Bakterien, die verschiedene Krankheiten verursachen können. Grippeartige Beschwerden, Lungenentzündungen. Unangenehme Sachen. Deswegen hatte das Sportamt Anfang November entschieden: Das Ostbad bleibt vorerst geschlossen. Wieder mal ging irgendetwas schief.
Mit dem Ostbad geht das jetzt seit ungefähr 15 Jahren so. Im Jahr 2008 kündigte die Stadt an, das Schwimmbad für über fünf Millionen Euro zu sanieren. Damit begann die Misere.
Im September 2009 stieß man auf Bauschäden, von denen man bislang noch nichts gewusst hatte. Die Arbeiten verzögerten sich um zwei Monate, so hieß es. Am Ende wurden es fünf Monate. Im Juli 2010 war das Ostbad tatsächlich wieder offen, allerdings nur zwei Tage lang, dann hing am Solebecken wieder Flatterband. Die Pumpen funktionierten nicht.
Die Westfälischen Nachrichten veröffentlichten schon damals eine Chronik der Pannen. Ende Juli des gleichen Jahres entdeckte man im Solebereich einen Riss in der Decke. Im August lösten sich an den Massagedüsen die Fliesen. Im Oktober war die Filteranlage im Nichtschwimmer- und Planschbecken defekt. Man musste beide Becken sperren.
Dann war es ein Sturm
Im Bauausschuss hieß es damals, die Baufirmen seien schuld. Aber der Imageschaden bleibe an der Stadt hängen. Und wie sagte Fußballweltmeister Andreas Brehme? „Haste Scheiße am Fuß, haste Scheiße am Fuß.“
Irgendwann war klar: Die Sanierung hatte 700.000 Euro mehr gekostet als geplant. Im Jahr 2014, nach einer relativ langen Phase ohne größere Unregelmäßigkeiten, blieb das Solebecken nach der Sommerpause geschlossen. Diesmal hatte ein Sturm ein Rolltor beschädigt, und so schnell ließ es sich nicht reparieren.
Im April 2017 gab die Pächterin der Dampfsauna auf. Im Juli 2018 traf es wieder das Solebecken. Die zentrale Steuerungsanlage war ausgefallen. Im Februar 2019 – warum nicht mal was Neues – konnte man die Schränke nicht mehr abschließen. Zwei Monate später lösten sich im Solebad Fliesen. Im November dann auch im Springerbecken.
So kam das Ostbad zu seinem Ruf.
Im letzten Sommer musste das Bad schließen, weil zu viel Personal krank war. Vielleicht schon eine Art Menetekel. Im März war dann wieder das Solebecken dran. Ein technisches Gerät war ausgefallen. Die Wiedereröffnung verzögerte sich später aus verschiedenen Gründen. Zuletzt eben wegen der Legionellen.
Es kann sein, dass das eine Problem, der technische Defekt, das andere indirekt verursacht hat. Als David Schüppler von der Verzögerung hörte, dachte er: „Macht die heiße Dusche an, dann sind die Legionellen weg.“
Legionellen fühlen sich besonders wohl, wenn Wasser stillsteht, wenn also zum Beispiel die Duschen nicht benutzt werden. David Schüppler, im Beruf Vorstand des Lebensmittelhändlers Stroetmann, in seiner Freizeit Wasserballer, hat Stadtdirektor Thomas Paal vor ein paar Tagen in einer E-Mail gebeten, sich um die Probleme zu kümmern. Er habe das Gefühl, hier würden Prioritäten falsch gesetzt und es sei falsch geplant worden, so stand es in der E-Mail.
Passiert ist nicht viel
Schüppler schrieb auch anderen, insgesamt über zehn Menschen aus der Politik, der Stadtverwaltung oder dem Sport. „Wir haben Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt“, sagt David Schüppler am Telefon. In den Tagen darauf kamen viele Antworten von Menschen, die sich entschuldigten und Besserung gelobten. Nur passiert ist seitdem nicht viel.
Für die Wasserball-Mannschaften ist das ein Problem. Wer schwimmen möchte, fährt einfach in ein anderes Schwimmbad. Die Wasserball-Teams können kaum ausweichen. Sie brauchen Tore, Leinen, Markierungen. Das steht alles im Ostbad.
Und sie brauchen ausreichend große Becken. In Roxel oder im Stadtbad Mitte führt eine Treppe ins Wasser. Dort ist Wasserball nicht möglich. In Kinderhaus und Wolbeck ist das Becken zu schmal.
Und dann ist da auch noch das Problem mit dem Personal. In einem Brief, den David Schüpplers Vater Hartmut, Trainer zweier Wasserball-Mannschaften, herumschickte, fragt er: „Ist der wahre Grund für die Nichteröffnung möglicherweise Personalmangel, weil durch medialen und politischen Druck die vorzeitige Öffnung des Südbads erzwungen wurde?“
Die Stadt Münster weist das zurück. „Es besteht kein Zusammenhang zwischen dem Personaleinsatz im Ostbad und im Südbad“, schreibt das Kommunikationsamt auf Anfrage. Die Fachkräfte im Südbad seien schon vor Ort, um sich mit dem Schwimmbad und der Technik vertraut zu machen. Im Ostbad bleibe alles beim Alten.
Doch das Problem betrifft die ganze Stadt, und es ist umfassend. Ein heute veröffentlichtes Verwaltungspapier zeigt sein Ausmaß. Die Stadt hat knapp 30 Stellen eingerichtet, um ihr Angebot zu verbessern, doch sie findet auf allen Ebenen so gut wie niemanden.
Die Fachstelle Bäder hat seit über drei Jahren keine Leitung. Zwischenzeitlich besetzte man die Stelle kommissarisch, weil man eine Person im Blick hatte, die, so dachte man jedenfalls, den Job dauerhaft machen könnte. Doch die Hoffnung zerschlug sich. Vier Auswahlverfahren blieben ohne Ergebnis, so steht es in dem Verwaltungspapier.
Eigentlich ist das Geld nicht da
Eine Bewerberin, die das geforderte Profil zwar nicht hatte, sich aber trotzdem zu eignen schien, entschied sich am Ende für einen anderen Job. Sie leitet jetzt ein Spaß- und Wellnessbad.
Vor einem Jahr machte die CDU dann den Vorschlag, ein Unternehmen zu engagieren, das sich um Münsters Bäder kümmert. Das empfiehlt nun auch die Stadtverwaltung. Der Auftrag würde für drei Jahre etwa 450.000 Euro kosten. Eigentlich ist das Geld nicht da. Doch die Stadtverwaltung schlägt vor, es aus den Stellen abzuzwacken, die man ohnehin nicht besetzt bekommt. Mitte Dezember soll der Rat darüber entscheiden.
Die Vereine haben noch eine andere Idee. Sie haben der Stadt angeboten, mit Personal auszuhelfen, damit die Schwimmbäder öffnen können. Doch das ist laut Stadt personalrechtlich problematisch. Anders gesagt: Die Bürokratie steht im Weg.
Im Ostbad scheitert eine schnelle Öffnung allerdings erst mal nur an den Legionellen – und irgendwie dann doch an der Bürokratie. Die Stadt könne selbst keine Proben entnehmen, schreibt das Kommunikationsamt. Das müsse ein „Beprobungsinstitut“ machen. Das Ergebnis liege üblicherweise nach zehn bis zwölf Tagen vor. Dann könne das Gesundheitsamt die Duschen wieder freigeben – und damit auch das Schwimmbad. Man rechne damit, dass das in der Kalenderwoche 48 passieren werde, schreibt die Stadt. Also in der nächsten Woche. Vorausgesetzt, es ergibt sich bis dahin kein neues Problem. (rhe, ino)
Heute lesen Sie im Brief:
- Bremer Platz: Termin verschiebt sich
- Musikförderkonzept: Der Zwischenbericht ist da
- Katharinenstraße: Kita schließt nächsten Sommer
- Studie: Gebrauchte Immobilien jetzt günstiger
- Nienberge: Bankräuber sprengen Geldautomaten
- Uniklinik: Personal streikt am Mittwoch
- Infografik: Gießwasser in Münster
- Reportage: Ein Tag am Bremer Platz
- Interview: Muss heute leider ausfallen
- Klima-Update: Münster bekommt Preis für Bemühungen
- Ein-Satz-Zentrale: Mitja Back über Narzissmus
- Unbezahlte Werbung: Buch zur Ausstellung „Nudes“
- Drinnen und Draußen: Filmtage zu Osteuropa
+++ Der für die Drogenszene gedachte nördliche Teil des Bremer Platzes wird später fertig als geplant, voraussichtlich Ende des Jahres, meldet die Stadt Münster heute. Anfang Januar will die Stadt den Teil freigeben. Nach der letzten Wasserstandsmeldung im Oktober hätte die nördliche Ecke schon am Freitag fertig sein sollen. Dass daraus nichts wird, liegt daran, dass Stahl für den Sichtschutz und die Toiletten nicht rechtzeitig geliefert worden sei, schreibt die Stadt. Der komplette Umbau des Bremer Platzes soll Ostern beendet sein. Auch das hätte eigentlich schneller gehen sollen. Ursprünglich hatte die Stadt für den Abschluss der Arbeiten das Ende des Jahres anvisiert. Aber auch das scheiterte laut Stadt schließlich an Lieferschwierigkeiten. (rhe)
+++ Einige Menschen sind gerade dabei, ein Musikförderkonzept für die Stadt Münster zu erstellen, unter anderem RUMS-Mitgründer Marc-Stefan Andres. Unabhängig vom Projekt Musik-Campus soll dieses Konzept insbesondere die freie Musikszene berücksichtigen. Im Frühling hatte die Stadt angekündigt, im Herbst dieses Jahres ein Eckpunktpapier vorzulegen. Jetzt liegt ein Zwischenbericht vor, in dem steht, warum es zu diesem Zeitpunkt doch noch keine öffentlichen Ergebnisse gibt. Kurz: Das Ganze wird in zwei Phasen erarbeitet und im Prozess ist man zu dem Schluss gekommen, dass es sinnvoller sei, die Ergebnisse gebündelt vorzustellen. Laut Verwaltung musste man sich erst einmal eine Übersicht über diese „freie Szene“ schaffen. Die Sparte Musik sei zum einen komplex aufgestellt, und zum anderen gebe es wegen Personalstreichungen länger niemanden mehr bei der Stadt, der diesen Überblick haben könnte. Phase eins ist gerade also dazu da, den herzustellen und dann Handlungsmöglichkeiten zu überlegen. Die sollen dann in Phase zwei vorgestellt, diskutiert und unterstützt werden. (sst)
+++ Den Kitas fehlt Geld (RUMS-Brief). Erzieher:innen fehlen gute Arbeitsbedingungen. Eltern sind darauf angewiesen, dass ihre Kinder für eine gewisse Zeit betreut werden (RUMS-Brief). Und in der vergangenen Woche hat das Familienzentrum des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) auch noch mitgeteilt, dass es seine Kita an der Katharinenstraße im kommenden Sommer schließen wird. Grund hierfür seien das sanierungsbedürftige Gebäude und die seit einigen Monaten fehlende Kita-Leitung, schreiben die Westfälischen Nachrichten. Der Elternbeirat hat sich nun mit einem Brief an die Stadt gewandt. Nicht nur die Familien, auch die Mitarbeiter:innen hätten nicht mit der Nachricht gerechnet, geht daraus hervor. Mit der Kita-Schließung fallen insgesamt 70 Plätze weg. Die Stadt versichert zwar, dass die Kinder der Kita Vorrang bei der Platzvergabe im kommenden Sommer haben (Westfälische Nachrichten). Für den Elternbeirat ist das Problem damit aber nicht gelöst. Die Kinder müssten eine neue Eingewöhnungsphase durchmachen. Freund:innen würden dann eventuell in unterschiedliche Kitas gehen. Und außerdem sorgen sie sich um die Betreuung an der Katharinenstraße, da einige Erzieher:innen möglicherweise vor der Schließung ihre Stelle verlassen. (sst)
+++ Im vergangenen Quartal sind Immobilien deutschlandweit günstiger geworden. Das zeigt die aktuelle Version des German Real Estate Index (Greix), der die Immobilienpreisentwicklung abbildet. Münster gehört zu den 18 Städten, die momentan Teil davon sind. Hier sind die Preise noch stärker als in den meisten anderen Städten gefallen. Einfamilienhäuser kosten im Vergleich zum dritten Quartal in 2022 zwanzig Prozent weniger, Eigentumswohnungen zwölf Prozent. Also wieder gute Zeiten für die, die ein Eigenheim kaufen wollen? Eher nicht, erklärt „Zeit Online“. Denn Immobilien neu bauen und kaufen sei immer noch so teuer, dass es sich viele Menschen nicht leisten können, etwa wegen hoher Bauzinsen. Während Immobilienkrisen in der Vergangenheit wegen eines Überangebots entstanden seien, sei die aktuelle Krise mit einem Wohnungsmangel verbunden. (sst)
+++ Am frühen Samstagmorgen ist in Nienberge ein Geldautomat explodiert. Anwohnende, die den Knall bemerkt hatten, alarmierten die Polizei. Verletzt wurde zum Glück niemand. Laut Polizeipressestelle ist zum ersten Mal für dieses Jahr in Münster ein Geldautomat gesprengt worden. In der Stadt kämen die Sprengungen äußerst selten vor. Das letzte Mal sei ein Geldautomat vor einigen Jahren in Roxel in die Luft gegangen. Bislang sind die Täter:innen noch unbekannt, die Polizei Münster kooperiert aber bei der Fahndung mit Kolleg:innen aus den Niederlanden. Denn häufig stammten die Tätergruppen aus dem Nachbarland, sagt ein Polizeisprecher auf Anfrage. Der Grund ist simpel: Weil die Menschen in den Niederlanden kaum noch mit Bargeld zahlen, gibt es in den Niederlanden nur noch wenige Geldautomaten und die, die es gibt, sind extrem gut vor Explosionen gesichert. Im grenznahen Kreis Borken flögen deshalb häufiger Geldautomaten in die Luft. Die Polizei geht davon aus, dass die Täter bei der Sprengung in Nienberge Beute gemacht haben. Falls Sie etwas gesehen haben oder Hinweise zur Tat geben können, melden Sie sich bei der Polizei. (sfo)
+++ An der Uniklinik Münster startet der Frühdienst morgen mit dem 24-Stunden-Streik. Dazu hat die Gewerkschaft Verdi aufgerufen. Das bedeutet: Operationssäle werden geschlossen und Bettenkapazitäten reduziert. Das Ganze betrifft sowohl die ambulante als auch die stationäre Versorgung. Zum einen kann das Terminänderungen für Patient:innen bedeuten, zum anderen Einschränkungen in den Ambulanzen und Sprechstunden. Warum das alles? Es geht laut Verdi um eine Gehaltserhöhung von mindestens 500 Euro pro Monat sowie um einen Inflationsausgleich. Das betreffe eine gute Million Angestellte, berichtet der Westfälische Anzeiger. (ino)
Die Aktion „Münster schenkt aus“ ist für dieses Jahr zu Ende gegangen. Zeit für eine Bilanz. 380.000 Liter Wasser haben die Stadtwerke für die Bäume in Münster bereitgestellt. Die Stadt hat außerdem 600 Wassercontainer, 800 Wassersäcke und 100 Gießkannen verteilt.
(Quelle: Stadt Münster)
Hier finden Sie alle unsere Infografiken. Sollte Ihnen eine davon besonders gut gefallen, teilen Sie sie gerne!
Mitte Oktober haben wir über eine Beratungsstelle im Bistum Münster berichtet, die über Jahre hinweg einen Mythos verbreitet hat. Demnach sollen satanische Geheimbünde im Verborgenen unbemerkt Kinder und Frauen so lange misshandeln, bis sich deren Persönlichkeiten in viele Einzelteile aufspalten (RUMS-Beitrag). Diese Art des Missbrauchs ist in Fachkreisen bekannt unter dem Begriff „rituelle Gewalt“. Die These, man könne mit bestimmten Gewaltritualen menschliche Identitäten zersplittern und die neugeschaffenen Anteile für Missbrauch abrichten, nennt sich „Mind Control“ und gilt wissenschaftlich betrachtet als nicht belegt. Wir wollten mit zwei Therapeutinnen, die diese Thesen verbreiten, darüber sprechen, haben aber keine Antworten auf unsere Anfragen bekommen. Der Journalist Christopher Piltz hatte mehr Glück. Er hat für den „Spiegel“ mit Jan Gysi gesprochen, einem Schweizer Facharzt für Psychiatrie. Ihm wird vorgeworfen, die „Mind Control“-These in Weiterbildungen verbreitet und seinen Patient:innen rituellen Missbrauch eingeredet zu haben. Laut „Spiegel“-Recherche distanziert sich Gysi von seinen früheren Aussagen. Es gebe „keine wissenschaftliche oder kriminologische Evidenz für absichtliche Spaltungen“ und außerdem habe Gysi „unterschätzt, dass meine Aussagen für Hypothesen zu Satanismus und ‚Fernsteuerung‘ missbraucht werden können“. Offenbar scheint die Berichterstattung über rituelle Gewalt etwas zu bewirken. (sfo)
Beitrag von Celine Schäfer am 14.11.2023
Jana, Elena und die Droge
Crack ist in der Provinz angekommen. Eine junge Frau ist verschwunden. Und immer wieder die Frage: Wie geht es jetzt weiter? Ein normaler Tag am Bremer Platz.
Heute leider kein Interview mit Thomas Laufmöller
Ende September hat Thomas Laufmöller sein Priesteramt abgegeben, nach einer Auseinandersetzung mit dem Bistum. Vor drei Jahren war der katholische Pfarrer 2020 über Münster hinaus bekannt geworden, ebenfalls wegen eines Konflikts: Bischof Felix Genn hatte den beliebten Seelsorger aus der Gemeinde St. Stephanus in der Aaseestadt nach Wolbeck versetzt; es gab heftige Proteste und Demonstrationen.
Wir haben vor zwei Wochen ein Interview mit Thomas Laufmöller geführt. Wir haben mit ihm über seine Entscheidung gegen das kirchliche Amt und über seine Pläne für die Zukunft gesprochen, auch darüber, wie er den erneuten Konflikt mit dem Bistum erlebt hat. Der Text sollte heute erscheinen.
Bei schriftlichen Interviews ist es in Deutschland üblich, dass die interviewte Person den Text vor der Veröffentlichung lesen und autorisieren darf. Das ist vor allem dann sinnvoll, wenn das ganze Gespräch oder einzelne Antworten stark gekürzt oder umformuliert wurden und die Gefahr besteht, dass Aussagen sich dadurch verändert haben. Das Verfahren ist umstritten, denn es wird auch gern dazu benutzt, Aussagen im Nachhinein zu verändern oder abzuschwächen.
Die Maßgabe bei Autorisierungen ist: Das veröffentlichte Interview soll das Gespräch abbilden, das die Redaktion mit dem oder der Interviewten geführt hat.
Wir haben Thomas Laufmöller das Interview zur Autorisierung geschickt. Die von ihm autorisierte Version unterscheidet sich sehr von dem geführten Gespräch. Über die Hälfte des Textes ist verändert. Thomas Laufmöller sagte uns, er habe es immer so gehandhabt.
Nach unserer Bewertung bildet der autorisierte Text den Inhalt des Gesprächs nicht ab. Daher haben wir uns dazu entschieden, das Interview nicht zu veröffentlichen. (rhe, cbu)
+++ Im letzten RUMS-Brief hatten wir geschrieben, die Ferienbetreuung für Schulkinder im offenen Ganztag ginge sechs Monate. Schön wär’s. Richtig sind natürlich sechs Wochen. (sfo)
+++ Die Recherche über das Bistum Münster und den Satanismus hat einige Reaktionen hervorgerufen. Auch das Bistum hat sich gemeldet, um auf ein paar Ungenauigkeiten in dem Text hinzuweisen:
- In einer früheren Version schrieben wir, dass die Psychotherapeutin Jutta Stegemann die Beratungsstelle geleitet hatte. Diese Information hat auch der „Spiegel“ verbreitet. Richtig ist, dass Stegemann offiziell keine Leitungsfunktion ausgeübt hat. Die geschlossene Beratungsstelle für rituelle Gewalt hatte zwei gleichberechtigte Mitarbeiterinnen. Das Bistum hatte den „Spiegel“ nicht auf diesen Fehler aufmerksam gemacht, weil die Pressestelle in der Recherche nicht kontaktiert wurde.
- Wir schreiben außerdem, dass die Stelle zwischen 2019 und 2021 etwa 1000 Menschen beraten hat. Richtig ist, dass es hierbei um Beratungskontakte ging, die nicht unbedingt von unterschiedlichen Menschen beansprucht wurden. Pro Jahr hatte die Beratungsstelle ungefähr dreißig Menschen in der Beratung.
- Das Bistum hat außerdem keine Beschwerden über die Beratungsstelle an die Psychotherapeutenkammer Nordrhein-Westfalen weitergeleitet, wie von uns behauptet. Diejenigen, die sich beschwert haben, wurden nur auf die Möglichkeit aufmerksam gemacht, sich an die Kammer zu wenden.
- Der letzte Punkt: Wir schreiben, dass der Weltanschauungsbeauftragte der evangelischen Kirche in Bielefeld, Andreas Hahn, 2016 an einer Tagung der Beratungsstelle teilgenommen hatte. Das stimmt so nicht, die Stelle wurde erst 2019 gegründet. Richtig ist, dass Andreas Hahn eine Tagung der ehemaligen Fachstelle für Sekten- und Weltanschauungsfragen besucht hat. Aus der Fachstelle ist die Beratungsstelle hervorgegangen. Beide Stellen haben fast ein identisches Angebot geleistet, wobei die Fachstelle für Sekten- und Weltanschauungsfragen breiter aufgestellt war. (sfo)
+++ Münster hat zwar in Sachen Klimaschutz keine nennenswerten Erfolge vorzuweisen, aber immerhin einen Preis für die Bemühungen bekommen. Die Klimaschutzorganisation CDP erklärt dazu, Münster zeige den Menschen in der Stadt auf, wie die Klimakrise ihr Leben beeinflusse, und das mache die Stadt mit sogenannten Klimasparziergängen. Auf der Plattform, die bis vor Kurzem noch als „Twitter“ bekannt war, kommentiert der Klimabeirat die Auszeichnung mit einem süffisanten „tja…“. (sfo)
+++ Morgen früh haben drei Aktivist:innen der Ortsgruppe „Letzte Generation“ einen Termin mit dem Amtsgericht. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen vor, dass sie sich im Rahmen einer Aktion Ende März mitten auf die Von-Vincke-Straße gesetzt haben (RUMS-Brief). Gut zehn Minuten lang hätten deswegen „zahlreiche Fahrzeuge – wie durch die Angeklagten beabsichtigt – trotz zweispuriger Verkehrsführung anhalten müssen“, schreibt ein Sprecher des Amtsgerichts. Konkret sei in diesem Fall Nötigung angeklagt. Die kann mit einer Freiheits- oder Geldstrafe bestraft werden. Beim Amtsgericht stehen momentan noch zwei weitere Verfahren im Kontext „Letzte Generation“ auf der Agenda. Einige Aktivist:innen wurden bereits wegen Nötigung verklagt. Vor einigen Wochen wurde eine Aktivistin zu einer Haftstrafe von acht Monaten verurteilt, das Landgericht in Berlin wiederum hatte bei ähnlichen Anklagen auch schon Leute freigesprochen. (sst)
Anonymer Briefkasten
Haben Sie eine Information für uns, von der Sie denken, sie sollte öffentlich werden? Und möchten Sie, dass sich nicht zurückverfolgen lässt, woher die Information stammt? Dann nutzen Sie unseren anonymen Briefkasten. Sie können uns über diesen Weg auch anonym Fotos oder Dokumente schicken.
+++ Einen Tag nach einem Probe-Einsatz musste am Sonntagnachmittag ein Passagierflugzeug am Flughafen Münster-Osnabrück notlanden. (Bild-Medien)
+++ Die ehemalige RUMS-Kolumnistin Marina Weisband war beim deutschen Wirtschaftsforum zu Gast und hat dort über den Rechtsruck in Deutschland gesprochen. (Die Zeit)
+++ Rund 300 Menschen demonstrierten am Samstag gegen den Auftritt des Rammstein-Sängers Till Lindemann in der Halle Münsterland. (Alles Münster, RUMS-Brief)
+++ Psychologe Mitja Back von der Uni Münster hat gestern mit Tilo Jung in seiner Sendung „Jung & Naiv“ über Narzissmus gesprochen. (Youtube)
+++ Schon wieder ist etwas im Boden aufgetaucht, das eine Weltkriegsbombe sein könnte, diesmal an der Trauttmansdorffstraße. (Stadt Münster)
+++ Der Einzelhandel in der Stadt rechnet mit einem guten Weihnachtsgeschäft. (Antenne Münster)
+++ Am Freitagabend wurden nach einer Mahnwache für Gaza am Hauptbahnhof drei Strafanzeigen gestellt, zwei wegen Volksverhetzung und eine wegen gefährlicher Körperverletzung. (Polizei Münster)
+++ Johannes Schenk, ausgeliehener Torwart des SC Preußen Münster, ist für die deutsche U20-Nationalmannschaft nachnominiert worden. (Preußen Münster)
+++ Nachdem die Freilegung eines Gegenstands im Boden, der aussieht wie ein Blindgänger, aus Sicherheitsgründen abgebrochen wurde, wird das Ganze am Donnerstag noch mal wiederholt. (Stadt Münster)
+++ Gestern Nachmittag ist ein 20-jähriger Autofahrer bei einem schweren Unfall auf der Weseler Straße gestorben. (Polizei Münster)
+++ Der Gründer der Finne-Brauerei, Florian Böckermann, wird Professor an der Fachhochschule. (FH Münster)
Wir haben in unseren Veranstaltungstipps in der vergangenen Woche ja schon auf die Ausstellung „Nudes“ hingewiesen, in der Sie sich Akte im LWL-Museum für Kunst und Kultur ansehen können. Im Rahmen dieser Ausstellung verkauft der LWL-Shop das Buch „Es ist doch schön, nackt zu sein“ von der britischen Autorin Rosie Haine. Sie will Kindern damit eine Möglichkeit bieten, sich spielerisch mit Körperbildern und Schönheitsidealen zu beschäftigen. Es geht um Geschlechtsorgane, Hautfarben, Narben, Tattoos, Haarwuchs, Gewicht, Beeinträchtigungen und vor allem darum, ein positives Selbstbild zu fördern. Das Buch ist für Kinder ab 3 Jahren geeignet. Die Übersetzung von Katrin Bögelsack ist im Frühjahr im Münsteraner Verlag Bohem Press erschienen und kostet 18 Euro. Und falls Sie kein Geld ausgeben möchten, hier auch noch eine kostenlose Empfehlung. Zur neuen Ausstellung gibt es auch einen Podcast.
Hier finden Sie alle unsere Empfehlungen. Sollte Ihnen ein Tipp besonders gut gefallen, teilen Sie ihn gerne!
Heute hat Deike Terhorst ein paar Veranstaltungstipps für Sie aufgeschrieben:
+++ Bleiben wir kurz im LWL-Museum: Das sucht für die kommende Naturkunde-Ausstellung „Gene – Vielfalt des Lebens“ Bilder von Eltern und Kindern, auf denen übereinstimmende körperliche Merkmale erkennbar sind. Eine Auswahl wird dann zum Fotoshooting eingeladen. Einsendungen sind bis zum 30. November per E-Mail möglich.
+++ „TanzNAH“, das sind Tanzaufführungen des Theaters Münster an Orten, die erst einmal nicht wie eine Bühne wirken. Wie zum Beispiel die Uniklinik. Der nächste Auftritt findet dort morgen um 15:30 Uhr statt. Neben Mitarbeitenden und Patient:innen sind Besucher:innen herzlich willkommen. Getanzt wird im Zentralklinikum auf der Ebene 05 West, der Eintritt ist frei.
+++ Wie viele Bücher von Autorinnen gehörten zu Ihrer Schullektüre? Wie viele zu der Ihrer Kinder? Und wie viele Texte von Frauen stehen eigentlich in Ihrem Regal? Mittwochabend geht’s im Haus der Niederlande um Sexismus im Literaturbetrieb. Ab 19:30 Uhr können Sie dort Gaea Schoeters vom „Fixdit“-Kollektiv und Magda Birkmann von der Reihe „rororo Entdeckungen“, die Texte von vergessenen Autorinnen neu auflegt, zuhören. Die beiden sprechen über Literatur von Frauen und Missstände im deutschen und niederländischen Betrieb. Die kostenlose Veranstaltung findet zweisprachig statt und wird von unserer ehemaligen Lektorin Lisa Mensing moderiert.
+++ Seit 2009 führen der Filmclub, die Filmwerkstatt und die Deutsch-Russische Gesellschaft Münster die Russischen Filmtage durch. Vor dem Hintergrund des Kriegs in der Ukraine haben sie nun beschlossen, dem Filmgeschehen anderer osteuropäischer Staaten mehr Raum zu geben und den russischen Kulturimperialismus stärker in den Blick zu nehmen. Das neue Format „Cinema Ost. Osteuropa im Spiegel des Films“ wird zwischen dem 15. und 20. November mit einer Podiumsdiskussion und zwei Filmen vorgestellt. Alle Informationen zum Programm finden Sie auf den Webseiten der Veranstalter.
+++ Der Rechtswissenschaftler und Philosoph Eric Hilgendorf spricht am Donnerstag um 18:15 Uhr im VHS-Forum über die Regulierung Künstlicher Intelligenz. Es geht etwa um Verantwortung und Entscheidungen, die von Maschinen getroffen werden. Der Eintritt ist frei.
+++ Die English Drama Group der Universität Münster gibt am Donnerstag um 20 Uhr auf der Studiobühne am Domplatz die Krimi-Komödie „Said the Spider to the Spy“ zum Besten. Der Eintritt kostet 10 Euro, für Studierende 8 Euro. Weitere Aufführungen finden am 20., 21., 23. und 30. November statt.
Am Freitag schreibt Ihnen Sebastian Fobbe. Ich wünsche Ihnen eine gute Woche.
Herzliche Grüße
Ralf Heimann
Mitarbeit: Svenja Stühmeier (sst), Sebastian Fobbe (sfo), Constanze Busch (cbu), Antonia Strotmann (ast), Imke Noetzel (ino), Deike Terhorst (dte)
Lektorat: Melanie Kelter
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PS
Wenn Sie in diesen Tagen abends in den Himmel schauen, kann es sein, dass Sie mit etwas Glück ein Polarlicht sehen. Falls Sie nicht wissen, was das ist: Siegmund Natschke hat in seinem Online-Magazin „Münster aktuell“ mehrere Fotos veröffentlicht. Und wenn Sie gern mehr über Polarlichter erfahren möchten, empfehle ich Ihnen diese 52 Minuten lange Arte-Doku. (rhe)
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