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RUMS+1: Bitte alle einmal weitersagen | Feinstaub in Münster: Atemlos durch die Stadt | Unbezahlte Werbung: Röstung gegen Rechts

Guten Tag,
nachdem der „Evening Standard“ in London seine tägliche Ausgabe eingestellt hat, ist die Stadt zu einer lokalen Nachrichtenwüste geworden. Das berichtet das amerikanische Magazin „The New Yorker“ in dieser Woche.
Die Krise der Zeitungen betrifft also nicht nur die ländlichen Regionen. Eine Zeitungswüste kann auch mitten in der Stadt entstehen, auch in Deutschland. Im vergangenen Jahr hat es dazu eine große Untersuchung gegeben. Das Ergebnis war: Noch gibt es keine Wüsten, aber schon einige Steppen.
Heute lesen Sie im Brief:
- Wie es weiterging: Ärger um Wüst-Zitat bei „So Done“
- NS-Raubkunst: Münster gibt Gemälde zurück
- Bistum: Bischof Genn wird 75
- Musik-Campus: FDP verliert die Geduld
- Info-Veranstaltung: Neue Namen für zwei Straßen in Gremmendorf
- Bundestagswahl: Neuer Blick aufs Ergebnis
- Stadtrat: So viele Frauen sind Mitglied
- Feinstaub in Münster: Atemlos durch die Stadt
- Korrekturen: Wunschmieten in Münster
- Ein-Satz-Zentrale: Auch die Himmelsleiter fastet
- Unbezahlte Werbung: Röstung gegen Rechts
- Drinnen und Draußen: Weltfrauentag und Chagall-Ausstellung
Vor einer Woche hat Jonathan Sachse vom Netzwerk „Correctiv Lokal“, mit dem wir zuletzt vor der Bundestagswahl zusammengearbeitet haben, in einem Essay die schwierige Lage der lokalen Medien in Deutschland erklärt. In seinem Text geht es auch darum, wie Medien versuchen, die Probleme zu lösen.
Viele Lokalmedien probieren es mit Klickstrecken, möglichst spektakulär klingenden Überschriften und allem, was eine große Reichweite verspricht.
Einige Medienhäuser verpflichten ihre Leute, drei Artikel am Tag zu schreiben. Über den Erfolg eines Artikels entscheiden die Klickzahlen. Läuft ein Text nicht so, wie er sollte, feilt man an der Überschrift, damit alles noch etwas spektakulärer klingt. Und wenn die Leute geklickt haben, ist das Ziel erreicht.
Wenn der Erfolg an Abrufzahlen gemessen wird, fällt die Entscheidung bei der Auswahl von Inhalten eher zugunsten von leichten, gefälligen und menschelnden Themen. Klicks macht man mit Emotionen. Daher erscheinen viele Lokalzeitungen immer mehr wie Boulevardblätter.
Auf der Strecke bleibt dabei die Substanz. Eine wirkliche Antwort auf eine Frage zu bekommen, die nicht nur aus dem Statement einer Pressestelle besteht, kann mehrere Stunden in Anspruch nehmen, manchmal mehrere Tage. Drei Artikel am Tag, das schafft man nur, wenn am Ende vor allem zählt, dass der weiße Raum mit Buchstaben bedeckt ist.
Die ewige Regel
Bei RUMS haben wir uns für einen anderen Weg entschieden. Klicks spielen für uns keine Rolle, denn wir verschicken E-Mails. Und wir schreiben viele E-Mails, die nicht öffentlich werden, um mit Ihnen in Kontakt zu kommen und zu erfahren, was Sie für wichtig halten. Dazu haben wir auch einen anonymen Briefkasten.
Wir recherchieren nicht nur bis zum Redaktionsschluss, sondern bis wir denken: So können wir die Recherche veröffentlichen. Wir denken immer an die ewige Regel: Einer muss leiden – die Person, die liest, oder die, die schreibt. Und wir arbeiten transparent.
Wir korrigieren Fehler, und wir erklären unsere Arbeit. Heute Morgen habe ich einer Frau erklärt, warum wir nicht zu einer Pressekonferenz kommen werden. Das werden wir immer wieder gefragt. Es liegt daran, dass wir versuchen, mit einer kleinen Redaktion aus einer Redakteurin und zwei Redakteuren guten Journalismus zu machen.
Damit das gelingt, arbeiten wir anders als klassische Lokalmedien. Wir suchen uns zwei Themen pro Woche, mit denen wir uns intensiv beschäftigen. Und wir geben einen Überblick über das, was andere berichten.
Wir würden gern noch viel mehr machen. Wir würden gern ausführlicher berichten, über noch mehr Themen. Und zur Transparenz gehört: Wir wünschen uns, dass RUMS sich finanziell selbst trägt – dass RUMS eine sichere Zukunft hat.
Wenn Sie sich das auch wünschen, dann können Sie uns helfen.
RUMS wird in diesem Monat fünf. Am Ende dieser fünf Jahre haben wir 2.100 zahlende Abonnentinnen und Abonnenten. Damit sind wir in Deutschland gemessen an Abos nach Katapult MV in Mecklenburg-Vorpommern das zweitgrößte digitale Lokalmedium.
Wir sind allerdings davon überzeugt, dass in einer Stadt mit 320.000 Menschen noch etwas mehr drin ist, mindestens doppelt so viel. Das würde schon reichen, um RUMS dauerhaft zu finanzieren. Aber diese Menschen zu erreichen, ist nicht so leicht.
Wichtig: die persönliche Empfehlung
Diese Schwierigkeit haben alle Lokalmedien. In London, einer Stadt mit knapp neun Millionen Einwohnern, hat ein früherer „Guardian“-Reporter „London Centric“ gegründet, ein ähnliches Projekt wie RUMS. Er kommt auf 2.500 Bezahlabos.
Was also tun? In fünf Jahren haben wir festgestellt, dass eine persönliche Empfehlung am wirksamsten ist. Daher haben wir uns überlegt, wie wir Ihnen einen Anreiz geben können, RUMS zu empfehlen.
Das Ergebnis heißt: „RUMS+1“. Götz Grommek und Marc-Stefan Andres haben es gestern in einer E-Mail geklärt. Eine kleine Entschuldigung vorab: Wir werden das noch einige Male wiederholen – nicht, weil wir Ihnen auf die Nerven gehen wollen, sondern weil es um die Zukunft von RUMS geht.
Das Ganze in einem Satz: Wenn Sie RUMS vielen Menschen empfehlen, erhalten Sie, wie wir finden, sehr schöne Prämien.
In jedem Fall bekommen Sie für eine Empfehlung einen Kaffee. Wie das geht: Sie lassen sich mit einem Klick einen Link erstellen. Wenn jemand über diesen Link RUMS sechs Monate lang für einen Euro abonniert, haben Sie den Kaffee. Ab vier Empfehlungen haben Sie die Chance auf Prämien. Hier finden Sie eine ausführliche Erklärung.
Vorab schon mal: Ganz herzlichen Dank! (rhe)
Empfehlen Sie RUMS weiter – und wir bedanken uns mit tollen Prämien!

Wir haben große Ziele – und wir brauchen Sie, um sie zu erreichen!
Machen Sie mit bei unserer RUMS+1-Abo-Aktion und werben Sie eine weitere Person für RUMS: +1 also. So können wir unsere rund 2.100 zahlenden Leser:innen im Nu verdoppeln! Sie dürfen natürlich auch mehr Menschen werben – je mehr, desto besser! Das geht ganz einfach über unseren Button unten: Persönlichen Link erstellen und an Ihren Freundes- und Bekanntenkreis schicken!
Als Dankeschön haben wir großartige Prämien für Sie, zum Beispiel Logen-Plätze für Preußen Münster inklusive Drinks und Snacks in der Loge des Bauunternehmen Gieseke Gruppe. Dafür müssten Sie sich allerdings ein bisschen ins Zeug legen, diese Prämie gibt es, wenn Sie 8 Personen geworben haben.
Aber keine Sorge, wir haben noch viele andere tolle Prämien für Sie, auch wenn Sie weniger Abos werben. Zum Beispiel Tickets für Ausstellungen und Theater, Erlebnis-Events, Wertgutscheine für Gastronomie & Shopping, Meet & Greet mit besonderen Menschen und vieles mehr.
Machen Sie mit, wir freuen uns!
… mit „So Done“
Bis Ende November stand auf der Website von „So Done“ ein Zitat von Hendrik Wüst. „So Done“ ist ein Start-up, das Hass im Internet bekämpfen möchte und von der Münsteranerin Franziska Brandmann gegründet wurde, die im Dezember mit uns über ihre Arbeit sprach (RUMS-Brief). Das Testimonial von Hendrik Wüst sorgte vergangenes Jahr für Ärger, weil der CDU-Politiker dort auch als Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen aufgeführt wurde. Die Kritik: Mit Werbung für das Unternehmen, das eben auch Geld mit seiner Arbeit verdient, habe Wüst gegen seine Neutralitätspflicht verstoßen. Kurz danach reagierte „So Done“ und entfernte das Testimonial von der Website, um Missverständnisse zu vermeiden. Trotzdem hakte ein AfD-Landtagsabgeordneter mit einer Kleinen Anfrage noch einmal nach. Gestern kamen die Antworten von der Landesregierung. Auf die Frage, für welche Firmen andere Minister:innen Werbung machen würden, antwortete die Landesregierung nur knapp „Für keine“. Ähnlich einsilbig ist die Antwort auf die Frage, welche Minister:innen die Dienste von „So Done“ bisher beansprucht hätten. Der Wortlaut: „Keine.“ In den drei weiteren Fragen („Hat sich Wüst entschuldigt?“, „Warum hat er wissentlich gegen seine Neutralitätspflicht verstoßen?“, „Welche Konsequenzen zieht Wüst?“) sieht die Landesregierung eine „wahrheitswidrige Unterstellung“. (sfo)
+++ Vorgestern berichteten mehrere Medien, darunter „Spiegel Online“ und die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, über eine Entscheidung der Stadt Münster: Sie möchte das Gemälde „Lesender junger Mann“ des Münsteraner Malers Bernhard Pankok zurück an die Erben des jüdischen Tabakhändlers und Kunstsammlers Max Rosenfeld geben. Untersuchungen haben ergeben, dass das Gemälde seinem Eigentümer während der NS-Herrschaft „verfolgungsbedingt entzogen“ wurde, schreibt die Stadt in einer Pressemitteilung. Bis zur Rückgabe stellt das Stadtmuseum die Raubkunst in einer Sonderausstellung bis zum 27. April aus. Thema der Ausstellung ist die Freundschaft zwischen Bernhard Pankok und Max Rosenfeld. (sfo)
+++ Gestern feierte Bischof Felix Genn seinen 75. Geburtstag – herzlichen Glückwunsch! Damit hat der aus der Eifel stammende Katholik die Altersgrenze für Bischöfe in der römisch-katholischen Kirche erreicht. Schon im vergangenen Jahr reiste Felix Genn nach Rom, um bei Papst Franziskus den Rücktritt von seinem Amt zu erbitten. Seit 2009 ist Genn Bischof von Münster. In seine Amtszeit fielen das Domjubiläum, der Katholikentag – und die Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs im Bistum, über die auch wir immer wieder berichteten (unter anderem hier und hier). In einem WDR-Beitrag für die „Lokalzeit“ sagte Genn, er möchte im Ruhestand, „wie es so schön heißt, die Seele baumeln lassen“. Wenn alles glatt läuft, ist das ab nächster Woche auch schon möglich: Am Sonntag entscheidet der Papst, ob er Genns Rücktrittsgesuch annimmt. (sfo)
+++ Die FDP Münster fordert Oberbürgermeister Markus Lewe auf, Klarheit über den aktuellen Stand des Musik-Campus-Projekts zu schaffen. „Wer einen Leuchtturm ankündigt, muss auch den Mut haben, diesen wieder abzusagen, wenn das Fundament bröckelt“, sagt Fraktionschef Jörg Berens laut einer Mitteilung. Wichtig sei, dass die städtische Musikschule ein neues Gebäude bekomme. Nach der letzten Sitzung des interfraktionellen Arbeitskreises hatten Teilnehmer berichtet, dass in der Sache vor der Kommunalwahl nichts mehr entschieden werden solle und möglicherweise eine neue Debatte über den Standort beginnen werde. Jörg Berens kritisiert die Verzögerungen und fordert noch vor der Kommunalwahl eine konkrete Perspektive für die Musikschule. Endlose Standortprüfungen seien nicht zielführend – es gehe darum, endlich zu handeln. (rhe)

Anonymer Briefkasten
Haben Sie eine Information für uns, von der Sie denken, sie sollte öffentlich werden? Und möchten Sie, dass sich nicht zurückverfolgen lässt, woher die Information stammt? Dann nutzen Sie unseren anonymen Briefkasten. Sie können uns über diesen Weg auch anonym Fotos oder Dokumente schicken.
+++ Endet bald eine Endlos-Debatte? Die Stadt veranstaltet am 19. März einen Info-Abend über die mögliche Umbenennung zweier Straßen in Gremmendorf. Es geht um den Lüderitz- und den Woermannweg. Benannt sind die Straßen nach Adolf Lüderitz und Adolph Woermann, die beide in die Verbrechen des deutschen Kolonialismus verwickelt waren (RUMS-Brief). Eine geschichtspolitische Nachbarschaftsinitiative in Gremmendorf engagiert sich seit Jahren für die Umbenennung der Straßen, immer wieder haben Bürger:innen Anträge für neue Straßennamen gestellt. Bei der Veranstaltung möchte die Stadt jetzt alle Bewohner:innen über „den Hintergrund der geplanten Umbenennung sowie deren Folgen“ informieren, heißt es im Ankündigungstext. Das letzte Wort hat die Bezirksvertretung Südost, sobald das Beteiligungsverfahren abgeschlossen ist. (sfo)
+++ Die Initiative „Omas gegen Rechts“ aus Münster kritisiert die Kleine Anfrage, in der die Union 551 Fragen zur Finanzierung mehrerer zivilgesellschaftlicher Organisationen wie Greenpeace oder Correctiv gestellt hat. Die „Omas gegen Rechts“ sehen darin einen Einschüchterungsversuch. Sie selbst würden in den sozialen Medien seit Bekanntwerden der Anfrage „aufs Übelste attackiert“, schreiben sie und weisen auf eine Petition hin, die inzwischen knapp 190.000 Menschen unterschrieben haben. Die „Omas gegen Rechts“ sind morgen zum Internationalen Frauentag zwischen 11 und 14 Uhr an der Ludgeristraße in Höhe des Galeria-Kaufhauses zu finden. (rhe)
+++ Die Polizei hat heute das Phantombild eines Mannes veröffentlicht, der per Öffentlichkeitsfahndung gesucht wird. Ihm wird vorgeworfen, im Oktober eine 23 Jahre alte Frau vor dem Rewe am Kreuztor sexuell angegangen zu haben. Der schätzungsweise 20-jährige Mann soll dunkle Haare tragen, etwa 1,80 Meter groß sein und eine kräftige Statur haben. Wenn Sie Hinweise geben können, melden Sie sich bei der Polizei. (sfo)
+++ Die Statistikstelle der Stadt hat sich die Bundestagswahlergebnisse noch mal angeschaut und nach Alter und Geschlecht aufgeschlüsselt. Das fällt uns beim Blick auf die Zahlen auf:
- Die jüngeren Wähler:innen haben entschieden, wer das Direktmandat in Münster holt: Sylvia Rietenberg (Grüne) hat in den Altersklassen bis 44 Jahren die meisten Erststimmen bekommen, CDU-Kandidat Stefan Nacke schnitt bei den älteren Wähler:innen besser ab.
- Im Geschlechtervergleich kam Sylvia Rietenberg außerdem tendenziell besser bei Frauen an. Favorit der Frauen ab 45 war wiederum Stefan Nacke.
- Während Linken-Kandidatin Kathrin Gebel relativ wenig Erststimmen bekommen hat, ist die Linke zweitstärkste Kraft in den Altersgruppen bis 34 Jahren.
- Männer wählen häufiger AfD als Frauen. In den Altersklassen bis 34 hat die AfD nur ein paar Prozentpunkte geholt. In den höheren Jahrgängen ist die AfD nur bei Frauen über 70 besonders unbeliebt.
- Die SPD schneidet nirgendwo so richtig gut ab. Einzig bei den über 70-Jährigen sind die Sozialdemokrat:innen zweitstärkste Kraft. Sonst liegt ihr Zweitstimmenergebnis hinter der CDU und den Grünen.
- Die FDP taucht in der Statistik gar nicht auf. (sfo)

Über die Hälfte der Münsteraner:innen ist weiblich – von den Stadträt:innen sind es nur gut 37 Prozent (Stand 2023). Zum internationalen feministischen Kampftag macht die Vizepräsidentin des Städtetages Katja Dörner darauf aufmerksam, dieser Unterrepräsentation entgegenzuwirken. Deutschlandweit liege der Frauenanteil in Kommunalparlamenten bei etwa einem Drittel, nur neun Prozent der Bürgermeister:innen in Deutschland waren im Juni 2024 laut Bundesinnenministerium Frauen. Von ihnen wiederum machte die Hälfte ihren Job ehrenamtlich, während das nur auf jeden vierten Bürgermeister zutraf.
(Quelle: Stadt Münster)
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Feinstaub in Münster: Atemlos durch die Stadt
In den vergangenen Wochen hing eine Feinstaubwolke über Deutschland. Auch in Münster fiel das Atmen schwer. Wissenschaftsjournalistin Sigrid März hat sich die Sache für RUMS einmal genauer angeschaut.
Sie haben es sicherlich mitbekommen: In den vergangenen Wochen sorgten erhöhte Feinstaubwerte deutschlandweit für Aufsehen. In den Medien (zum Beispiel hier) warnten Expert:innen, nur sparsam zu joggen und sonstige körperliche Anstrengungen an der nicht ganz so frischen Luft zu meiden. Zumindest, wenn man vorbelastet ist, also beispielsweise unter Erkrankungen der Lunge leidet.
Auch über Münster waberte eine Feinstaubwolke. Der Grund war eigentlich ein angenehmer: das gute Wetter. Es war kalt, windstill und trocken. Eine solche „Wetterlage“ – wie Fachleute es nennen – sorgt dafür, dass Schadstoffe nicht weggeweht oder -gewaschen werden.
Was ist überhaupt Feinstaub?
Es handelt sich um Teilchen, die so klein sind, dass sie lange in der Luft schweben, bevor sie zu Boden sinken. Man unterteilt die Partikel je nach Größe in zwei Kategorien. Eine beinhaltet Teilchen, die zehn Mikrometer oder kleiner sind. Zehn Mikrometer passen genau hundertmal in einen Millimeter. Abgekürzt wird diese Feinstaub-Gruppe häufig als PM10.
Sehen kann man sie nicht, sie sind zu klein. Besonders umtriebig jedoch sind Partikel, deren Durchmesser kleiner als 2,5 Mikrometer ist, kurz: PM2,5. Ein menschliches Haar zum Beispiel ist etwa 50 bis 100 Mikrometer dick. Also mindestens 20-mal dicker als so ein Feinstaubkorn.
Schon lange ist bekannt, dass Feinstaub uns Menschen schadet. Während gröbere Partikel zum Beispiel in der Nase hängen bleiben, geraten die kleinen PM2,5-Partikel ungehindert bis tief in die Lunge, genauer in die Bronchien und Lungenbläschen. Dort können sie beispielsweise Entzündungen auslösen. Langfristig drohen Erkrankungen wie Asthma, Bronchitis oder Lungentumore. Außerdem können das Herz-Kreislaufsystem sowie unser Nervensystem betroffen sein. „Insgesamt erhöht Feinstaub die Sterblichkeit“, schreibt das Umweltbundesamt.
Besonders gefährdet sind Menschen, die mit Erkrankungen der Atemwege zu kämpfen haben, sowie ältere und sehr junge Menschen. Tückisch ist: Es gibt keinen Feinstaub-Grenzwert, ab dem klar ist, dass die Partikel definitiv schädlich sind. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) etwa schreibt, dass Feinstaub schlichtweg immer Schäden verursacht. Sie empfiehlt deshalb, möglichst wenig Feinstaub zu produzieren. Weil es aber ganz ohne Richtwerte offenbar nicht geht, hat die WHO festgelegt: Mehr als fünf Mikrogramm pro Kubikmeter Luft im Jahresmittel sollten es für die PM2,5-Partikel nicht sein.
Schauen wir nach Münster: An der Weseler Straße waren es im Februar an – ja – allen Tagen mehr (gemittelt über 24 Stunden), ebenso am Messpunkt im Geistviertel. Heraus stechen der 11. und 13. Februar mit Werten um und sogar über 50 Mikrogramm pro Kubikmeter, also zehnmal höher als der WHO-Richtwert.
In Deutschland liegt der Richtwert übrigens deutlich höher, nämlich bei 25 Mikrogramm pro Kubikmeter, sodass das Umweltbundesamt weitaus häufiger „gut“ und „sehr gut“ beim Luftqualitätsindex vergeben kann, als nach WHO-Maßstäben zu erwarten wäre. Die Richtwerte für die PM25-Partikel werden EU-weit ab dem Jahr 2030 angepasst, auf dann 10 Mikrogramm pro Kubikmeter.
Und woher stammt Feinstaub?
Das meiste produzieren wir selbst, zum Beispiel wenn wir mit dem Auto zur Arbeit fahren – in Form von Verbrennungsrückständen und Reifenabrieb – oder wenn wir im Winter den Kaminofen im Wohnzimmer anschmeißen. Auch die lange als klimaverträglich gelobten Holzpelletheizungen pusten neben klimaschädlichem Methan jede Menge Feinstaub in die Luft. Weitaus mehr Feinstaub produzieren aber Müllverbrennungsanlagen und Kohlekraftwerke, zusammengefasst als „Industrie“ – auch das sind natürlich menschengemachte Quellen.
Unklar ist, wie viele Menschen tatsächlich von einer hohen Feinstaubbelastung betroffen sind. Die Europäische Umweltagentur EEA hat im Dezember 2024 erneut versucht, die Gefahr durch Feinstaub in Zahlen zu fassen. Demnach wären im Jahr 2022 in Deutschland 32.600 vorzeitige Todesfälle vermeidbar gewesen, wenn der WHO-Richtwert von fünf Mikrogramm pro Kubikmeter für die PM2,5-Partikel eingehalten worden wäre. Das sind viele Tote – die es so reell aber gar nicht gibt.
Denn die EEA schätzt – ganz grob – auf Basis von epidemiologischen Studien und mathematischen Modellen. Oder anders gesagt: Niemand weiß es exakt. Das liegt daran, dass kein Mensch direkt an Feinstaub stirbt.
Ein Beispiel: Während der Corona-Pandemie veröffentlichte die Stadt Münster täglich die Zahlen der nachweislich Infizierten sowie der an SARS-CoV-2 gestorbenen Menschen. Hinter jeder dieser Zahlen standen reelle Menschen, du, ich, der geliebte Mensch, den wir an das Virus verloren haben.
Mittels Test konnten Labore das Coronavirus in unserem Speichel oder Blut nachweisen. Und wenn ein Patient nach Tagen an der Beatmungsmaschine starb, war – in den meisten Fällen – klar: Schuld war SARS-CoV-2.
Einen solchen direkten Nachweis nennen Statistiker:innen einen kausalen Zusammenhang. Etwas geschieht und als direkte Folge daraus geschieht etwas anderes.
So einen bestimmbaren kausalen Zusammenhang gibt es für Feinstaub zwar mit Blick auf zelluläre Prozesse und vielleicht sogar noch auf Folgeerkrankungen, nicht aber auf den Tod eines Menschen. Stets spielen zu viele andere Faktoren eine Rolle: Ist die Person ein starker Raucher, hat sie vielleicht von Geburt an ein erhöhtes Risiko für Herzrhythmusstörungen? Wie lebt die Person, wie ernährt sie sich, wie viel Sport macht sie? All das muss mit einbezogen werden.
Trotzdem veröffentlichen Interessenvertretungen regelmäßig Zahlen angeblich an Feinstaub gestorbener Menschen und verunsichern dadurch die Bevölkerung. So griff beispielsweise die Deutsche Umwelthilfe (DUH) die Zahlen der EEA auf und titelte Mitte Februar eine Pressemitteilung: „Todesfälle in jedem Landkreis Deutschlands“. Angeblich seien im Jahr 2022 in Berlin 3.527 Menschen durch Feinstaub gestorben. Auch für Münster hält die DUH Zahlen bereit: 284 Feinstaub-Tote. Allein, diese Zahlen stimmen nicht, aus den oben erklärten Gründen.*
Klar ist: Wir müssen Feinstaub und auch andere Luftschadstoffe dauerhaft reduzieren, darin sind sich alle Expert:innen einig. Denn die Partikel in der Luft schaden uns.
Zudem gibt es durchaus positive Nachrichten. In Deutschland beispielsweise nahm die Belastung mit Feinstaub in den vergangenen 30 Jahren stetig ab (auch wenn der WHO-Richtwert immer noch gerissen wird und die Bundesregierung mehr für gute Luft in Deutschland machen muss). Die Stadt Münster setzt zudem einen seit 2009 geltenden Luftreinhalteplan um, der zumindest für Stickstoffdioxid Wirkung zeigt. Und: Weil es in den vergangenen Tagen windiger und nasser war, ist auch die Luft in Münster wieder etwas sauberer. „Mäßig“, sagt das Umweltbundesamt. (sma)
* Übrigens, falls es Sie interessiert: Die EEA liefert für die kreisfreie Stadt Münster zwei weitere Werte, geschätzt jeweils aufgrund anderer Szenarien. Wenn man die aktuell geltenden Richtwerte der WHO für Feinstaub berücksichtigt – Sie erinnern sich: fünf Mikrogramm pro Kubikmeter – sinkt die Zahl der möglichen Todesfälle auf 151, unter Annahme der ab 2030 EU-weit geltenden Werte sogar auf 12. Das zeigt die breiten Schwankungen solcher statistischen Modelle. Die DUH hat den Wert gewählt, den die EEA unter der Annahme „Der Feinstaub-Richtwert liegt bei 0“ errechnet hat. Allerdings: Selbst in einer Welt ohne Menschen gäbe es Feinstaub in der Luft. Und: 12 und 151 knallt natürlich auch nicht so gut wie 284 Tote.
+++ Am Dienstag floss ein Tacken zu viel Wunschdenken in die Meldung zur Mieterschutzverordnung. Wir schrieben, dass doppelt so viele Menschen wie bisher in Münster von der neuen Verordnung profitieren, die den Mietanstieg bremsen soll. Tatsächlich ging es um Nordrhein-Westfalen. Ist korrigiert. (sfo)
+++ Nächste Woche Donnerstag heulen beim Warntag in Nordrhein-Westfalen wieder die Sirenen. (NRW-Innenministerium)
+++ Wegen einer Brückensperrung werden die Buslinien 19, E12, S50 und N82 nächste Woche umgeleitet, die Taxibus-Linie T87 entfällt. (Stadtwerke Münster)
+++ Ab Montag ist die Martin-Luther-Straße bis Ende April werktags von 7 bis 17 Uhr gesperrt, damit das Fernwärmenetz im Kreuzviertel ausgebaut werden kann. (Stadtnetze Münster)
+++ Die Deutsche Bahn verschiebt den Ausbau der Bahnstrecke Münster-Warendorf auf frühestens 2031, weil Geld fehlt. (Westfälische Nachrichten)
+++ Die CDU-Landtagsabgeordnete Simone Wendland findet den Plan des Rathausbündnisses falsch, den Zuschuss an den Münsterland e.V. zu halbieren. (Büro Simone Wendland)
+++ Das Bauprojekt des LWL am Dreieckshafen kommt nicht aus den Pötten, weil alles teurer wird und die Planung schlecht war. (Westfälische Nachrichten)
+++ Der neue Geschäftsführer der Galeria-Kaufhäuser in der Innenstadt möchte beide Häuser moderner ausrichten. (Westfälische Nachrichten)
+++ Der Plan und die Prominenz für die „2. Westfälische Friedenskonferenz“ am 4. April stehen fest. (Wirtschaftliche Gesellschaft für Westfalen-Lippe)
+++ Auch die Himmelsleiter fastet und leuchtet bis Ostern nur noch sonntags. (Antenne Münster)
Mit einer Tasse Kaffee lassen sich dieser Tage nicht nur totgeglaubte Hits aus den Siebzigern wieder aufleben (wenn Sie nicht wissen, was das heißt, hören und schauen Sie mal hier). Kaffeegenuss kann auch ein Zeichen gegen Diskriminierung und Ausgrenzung setzen: Die beiden Weltläden im Mauritz-Viertel und im Südviertel verkaufen seit Kurzem die „Röstung gegen Rechts“. Die neue Kaffeesorte aus ruandischen Bio-Arabica-Bohnen soll dazu anregen, sich mit dem aktuellen Rechtsruck in der Welt und dem Engagement für Demokratie und Menschenrechte auseinanderzusetzen. Ins Leben gerufen haben die Aktion die Fair-Trade-Marke „El Puente“ und das deutschlandweite Bündnis „Aufstehen gegen Rassismus“. In dieser Broschüre gibt es übrigens noch Ideen für Aktionen gegen Rassismus, die jede:r umsetzen kann. (aze)
Hier finden Sie alle unsere Empfehlungen. Sollte Ihnen ein Tipp besonders gut gefallen, teilen Sie ihn gerne!
Annalena Zernott hat heute in den Terminkalender geschaut und empfiehlt Ihnen diese Veranstaltungen:
+++ Am Dienstag hat Katja Angenent Ihnen schon ein paar Veranstaltungen zum Weltfrauentag empfohlen, der morgen stattfindet. Frauenpolitische Veranstaltungen können Sie allerdings noch den ganzen Monat lang besuchen. Wenn Sie sich dafür interessieren, können Sie hier das Programmheft vom Gleichstellungsamt herunterladen oder ein gedrucktes Exemplar per E-Mail bei der Stadt bestellen.
+++ Die Autorin Regina Masur hat ein Buch über ihr Leben mit Depressionen geschrieben. Morgen Mittag stellt sie ihr Buch im Zeitungslesesaal der Stadtbücherei, außerdem gibt es noch weitere Informationen über die Krankheit. Die Lesung fängt um 12 Uhr an. Freier Eintritt.
+++ Selber Tag, selber Ort, nur sechs Stunden später: Diesmal liest Iris Brandewiede aus ihrem Buch „Reihenhauskind“ vor, das die Geschichte vom Großwerden in der Kleinstadt erzählt. Begleitet wird die Lesung musikalisch von Marta Latour und Freddy Thalmann. Beginn ist um 18 Uhr, der Eintritt ist frei.
+++ Ist Ihnen mehr nach Zocken zumute? Morgen veranstaltet die Stadthalle Hiltrup von 11 bis 16 Uhr die „Retro Games Con“: eine Art kleine Ausgabe der großen Computerspielmesse „Games Con“, nur eben in der Retro-Variante mit beliebten Spielen und Konsolen aus den 1970er- bis Nullerjahren. Erwachsene zahlen für den Eintritt 8 Euro, Jugendliche 4 Euro. Kinder kommen umsonst rein.
+++ Morgen eröffnet die Bohmte-Galerie am Hauptbahnhof ihre neue Ausstellung mit dem Titel: „Warten auf den Sommer“. Das Gefühl dürfte Ihnen dieser Tage ja bekannt sein. Auf der Website des Künstlers Bjoern von Schulz, der seine Werke in der Galerie ausstellen wird, können Sie sich schon einmal einen Eindruck verschaffen.
+++ Wie heute bekannt wurde, hat Meret Meyer, die Enkelin des großen russisch-französichen Malers Marc Chagall, dem Picasso-Museum 300 Kunstwerke ihres Großvaters geschenkt. Passend dazu beginnt morgen die neue Chagall-Ausstellung, die bis zum 9. Juni läuft. Mehr dazu hier.
+++ Im Haus der Familie beginnt am Sonntag um 13 Uhr ein dreistündiger Kochkurs für Alleinerziehende. Auf dem Tisch kommen Speisen aus Marokko. Wenn Sie mitmachen möchten, melden Sie sich unter 0251 277133 an oder schreiben Sie eine E-Mail an den Verein für alleinerziehende Elternteile, der das gemeinsame Kochen organisiert. Die Teilnahme ist kostenlos und es gibt eine Kinderbetreuung.
Am Dienstag schreibe ich Ihnen schon wieder. Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende!
Herzliche Grüße
Ralf Heimann
Mitarbeit: Sebastian Fobbe (sfo), Jan Große Nobis (jgn), Sigrid März (sma) – das bedeutet: Die einzelnen Texte im RUMS-Brief sind von der Person geschrieben, deren Kürzel am Ende steht.
Lektorat: Svenja Stühmeier
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PS
Der Preis für die schönste Alliteration der Woche geht an die CDU-Ratsfraktion. „Kein Wunschkonzert in wattegepolsterter Wohlfühloase“, schreibt die Partei in der Überschrift einer Pressemitteilung. Und in der Unterzeile: „CDU fordert Maßnahmen, damit die Drogenszene wieder zum Bremer Platz kommt“. Könnte man also sagen: CDU will endlich wieder Kokskabarett im knallbunten Kifferkiez? Nein, wohl eher nicht. CDU-Ratsherr Stefan Leschniok kritisiert die SPD-Stadträte Wolfgang Heuer und Cornelia Wilkens, auch die Grünen kriegen einen drüber, diesmal fürs „Schönreden“. Und wie geht’s jetzt weiter? „Die Verantwortlichen müssen mit wirksamen Maßnahmen dafür sorgen, dass sich die Szene ab sofort wieder auf der für sie vorgesehenen Fläche aufhält“, sagt Oberstleutnant Leschniok laut der Mitteilung. Uns erschließt sich noch nicht so ganz, wie man freie Menschen dazu zwingen möchte, sich in der Stadt an einem bestimmten Ort aufzuhalten. Aber sobald es da eine Lösung gibt, bitte melden. Dann würden wir der CDU-Ratsfraktion ein schönes Plätzchen am Hiltruper See herrichten – und via Heuer und Wilkens mit entsprechenden Maßnahmen dafür sorgen, dass sie dort täglich dann auch pünktlich erscheint. (rhe)
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