Wie politisch ist eine Kreuzung? | Warum in der Kitakrise eine Kita schließt | Unbezahlte Werbung: Wiener Bistro

Porträt von Ralf Heimann
Mit Ralf Heimann

Guten Tag,

am Ziegenkreisel in Gievenbeck, dem großen Kreisverkehr an der Von-Esmarch-Straße, könnte etwas passieren, das man in Deutschland nur selten sieht. Dort könnte ein Kreisverkehr zu einer Ampelkreuzung werden.

Umgekehrt erlebt man das oft, denn durch Kreisverkehre fließt der Verkehr flüssiger, die Wartezeiten sind kürzer, und es gibt weniger schwere Unfälle. Eigentlich.

Am Ziegenkreisel sind zwischen 2018 und 2023 laut Stadt 60 Unfälle mit 29 Verletzten passiert, vor allem Radfahrer. Aus diesem Problem hat sich ein Lehrstück entwickelt, in dem es nicht nur um Verkehrssicherheit geht, sondern auch um einen Machtkampf auf der Straße und um Demokratie.

Die Idee mit der Ampelkreuzung kommt von der städtischen Unfallkommission, in der Vertreterinnen und Vertreter von Straßenverkehrs-, Straßenbau- und Polizeibehörden sitzen. Die Kommission sagt, es gehe um die Sicherheit des Radverkehrs. Aber muss der Preis dafür sein, dass sich wieder alles nach dem Auto richtet – und der Radverkehr länger warten muss?

Im vergangenen September teilte die Stadt in einem Bericht mit, sie werde der Empfehlung der Kommission folgen und für knapp zwei Millionen Euro eine Ampelkreuzung bauen. Ein Viertel davon trägt die Stadt.

Es gäbe auch eine günstigere Variante. Das Planungsbüro „Brilon Bondzio Weiser“ hat vor sechs Jahren in einem Gutachten Vorschläge dazu gemacht, wie man den Kreisverkehr für sehr viel weniger Geld sicher machen kann.

Das Büro empfahl, die Radwege am Kreisverkehr vier bis fünf Meter weiter von der Straße weg zu bauen. So könnten die Menschen im Auto und auf dem Rad sich besser sehen. Das Fahrrad hätte weiterhin Vorfahrt.

Die Variante mit der Ampel würde eine grundsätzliche Frage aufwerfen: Wenn man an dieser einen Stelle davon überzeugt ist, dass die Ampelkreuzung sicherer ist als der Kreisel, wieso gibt es so etwas in Deutschland so gut wie nie? Liegt es vielleicht gar nicht am Modell, sondern an ganz konkreten Schwächen dieses einen Kreisels? Und könnte man die nicht einfach ausbessern?

Der Allgemeine Deutsche Fahrradclub hat in einer Stellungnahme Vorschläge dazu gemacht, wie der Kreisverkehr sicherer werden könnte. Bessere Markierungen, geringeres Tempo, ein Mischmodell, in dem Autos und Fahrräder sich die Fahrbahn teilen.

Grüne und SPD würden es gern auf so eine Weise probieren – jedenfalls ohne Ampel. Anfang April haben die Parteien in der Bezirksvertretung West den Rat aufgefordert, den Umbau zu stoppen und stattdessen den Kreisverkehr umzubauen.

Große Fragen im Kleinen

Vor einer Woche diskutierte der Verkehrsausschuss die Frage, ob der städtische Rat sich über die Entscheidung der Unfallkommission hinwegsetzen darf. Stadt und CDU sagen Nein und berufen sich auf einen Erlass des NRW-Innenministeriums.

Darin steht unter anderem der Satz: „Die Unfallkommission hat die Verkehrsunfallentwicklung ständig zu beobachten, das Verkehrsunfallgeschehen auszuwerten und Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrssicherheit zu beraten und zu beschließen.“

Tiefbauamtschef Gerd Rüller sagte vor einer Woche im Verkehrsausschuss, der Beschluss der Kommission sei bindend. Die Politik werde das nicht anders entscheiden können.

Der Rechtsanwalt und frühere Grünen-Kreisvorsitzende Wilhelm Achelpöhler schätzt den Fall etwas anders ein. Er schreibt in einer zweiseitigen Beurteilung: „Die Frage, ob eine Straße als Kreuzung oder als Kreisverkehr gebaut wird, ist (…) von den zuständigen Organen der Gemeinde zu treffen.“

Und was sagt die Stadt dazu? Man prüft zurzeit noch das Schreiben und die Rechtsauffassung, schreibt ein Sprecher.

Im Kleinen geht es hier also um eine große Frage: Wer bestimmt über den öffentlichen Raum? Oder: Wie politisch ist eine Kreuzung?

Es kann sein, dass die Antwort am Ende ein Gericht geben wird. Vorläufig wird in der nächsten Woche der Rat entscheiden. Nach unseren Informationen wird das Ratsbündnis den Umbau stoppen. (rhe)

Machen Sie mit!

Grafik mit dem Titel "Deine Stimme, Deine Themen", auf der ein Megafon, eine Wahlurne und ein Notizzettel zu sehen sind, auf dem etwas notiert wird

Im September ist Kommunalwahl. Was sind Ihre Themen und Ihre Fragen? Wir sammeln sie und sprechen darüber mit den Politiker:innen.

Das Projekt „Deine Stimme, deine Themen“ ist eine Kooperation zwischen RUMS und dem Netzwerk CORRECTIV.Lokal, das Recherchen und Dialog im Lokaljournalismus fördert.

Kurz und Klein

+++ Sexarbeit ist digitaler geworden, auch in Münster. Das geht aus dem Bericht des Gesundheitsamts über das Projekt „Marischa“ hervor, bei dem sich Ehrenamtliche und zwei festangestellte Sozialarbeitende um Menschen in der Sexarbeit kümmern. Seit März gibt es deshalb eine neue halbe Stelle bei „Marischa“: Digitale Streetwork. Die Gelder dafür kommen von der Stadt. Geplant sind digitale Sprechstunden, Präsenz auf Plattformen und sogar SMS-Aktionen, um Menschen zu erreichen, die sonst durch das Raster der Sozialarbeitenden fallen. Trotz digitaler Arbeit: Streetwork bleibt laut dem Bericht die Hauptaufgabe von „Marischa“: 160 Kontakte, davon 15 zum ersten Mal – so viel verzeichnen die Helfenden durchschnittlich pro Jahr. In den Gesprächen geht es demnach größtenteils um die Arbeitsbedingungen, Kund:innen oder die eigene Gesundheit. Das Wichtigste: Die Sexarbeiter:innen scheinen den Sozialarbeitenden zu vertrauen. (ani)

+++ Wer keine Krankenversicherung hat, ist auf sich gestellt – oder kann Hilfe beim Notfallfonds der Stadt Münster suchen. Seit 2017 gibt es diesen Topf, der jährlich mit 30.000 Euro gefüllt wird, um genau diese Menschen medizinisch zu versorgen. Im aktuellen Bericht zeigt sich: Trotz hoher Nachfrage bleibt vom eingeplanten Geld sogar noch etwas übrig. Von April 2024 bis April 2025 stellten 30 Ratsuchende 74 Anträge, rund 25.900 Euro flossen in medizinische Behandlungen. Laut Stadt reichten die jährlich bereitgestellten 30.000 Euro auch in den Vorjahren meist aus. Die Klientel des Notfallfonds waren im vergangenen Jahr 18 Frauen und 12 Männer – die meisten waren zwischen 25 und 39 Jahren alt und stammen entweder aus der EU oder haben keine Ausweispapiere. Die häufigsten Gründe: Schwangerschaften, Zahnschmerzen, Rückenschmerzen, Infektionen. Wer Hilfe braucht, landet meist zuerst bei der Clearingstelle. Sie prüft, ob es überhaupt noch eine Chance auf eine Krankenversicherung gibt. Ist das nicht der Fall, springt der Notfallfonds ein. Seit 2016 konnten über 1.100 Menschen ins Regelsystem vermittelt werden. Das Problem: Die Landesförderung für die Clearingstelle endet zum Jahresende. Die Anschlussförderung der EU bekommt nur jeweils eine Clearingstelle im Regierungsbezirk – in diesem Fall Gelsenkirchen. Keine Förderung, keine Clearingstelle, dann wird es auch schwer mit dem Notfallfonds. (ani)

+++ Bestimmt ist Ihnen schon aufgefallen, dass das Kopfsteinpflaster an der Lambertikirche teilweise abgeflacht und ohne sonstige Stolperfallen ist. Aber wussten Sie, dass das ganz bewusst so gestaltet wurde, um den Weg dort barrierefrei zu gestalten (RUMS-Brief)? Erklärt hat es am vergangenen Freitag beim „Sinn“-Kongress Raúl Krauthausen. Der Inklusions-Aktivist lobte die Stadt dafür. Die barrierefreien Stellen in der Innenstadt reichen aber noch nicht, findet die Kommission zur Förderung der Inklusion von Menschen mit Behinderungen, kurz KIB. Sie fordert, auch den Weg vom Rathaus zum Domplatz barrierefrei zu gestalten. Darüber soll jetzt der Rat entscheiden. (ani)

+++ Die Finanzen der Stadt Münster sehen nach wie vor traurig aus: Die Stadt rechnet in diesem Jahr mit einem Schuldenberg in Höhe von fast 164 Millionen Euro. 2025 dürften die Schulden sprunghaft auf rund 330 Millionen Euro anwachsen. Das schreibt die Kämmerin Christine Zeller (Grüne) in einem neuen Bericht. Die Probleme sind: Kredite werden immer teurer, gleichzeitig bleiben Wachstum und damit Steuereinnahmen für die Stadtkasse aus. Zudem steigen in Münster die Ausgaben für Soziales, was die Zahlungsfähigkeit der Stadt hemmt. Erst 2027 erwartet die Kämmerin einen Abbau der Schulden. Münster ist mit den Geldsorgen nicht allein. Oberbürgermeister Markus Lewe (CDU) forderte auf der Hauptversammlung des deutschen Städtetags in Hannover mehr Unterstützung für klamme Kommunen von der neuen Bundesregierung. Seit 2021 ist Lewe Präsident des Städtetags. (sfo)

Was ist gute Betreuung? Was ist gute Kommunikation?

Eine Kita in Coerde schließt mitten in der Kitakrise. Der Ärger ist groß. Es gibt viele offene Fragen. Svenja Stühmeier hat für RUMS nach Antworten gesucht.

Einige Eltern aus Münsters Norden haben sich am Abend des 1. April wohl gewünscht, die Stadtverwaltung hätte sich einfach einen sehr geschmacklosen Scherz mit ihnen erlaubt. Da haben sie erfahren, dass ihre Coerder Kindertagesstätte Am Edelbach, deren Trägerin die Stadt Münster ist, zum 31. Juli dieses Jahres vorübergehend schließen wird, voraussichtlich bis zu irgendeinem Zeitpunkt im Kita-Jahr 2026/27.

In Kita-Zeitrechnung ist das quasi vorgestern. Für 49 Kinder musste ein neuer Kitaplatz ab August her, und das, obwohl es eh schon zu wenig Kitaplätze in Münster gibt und das offizielle Anmeldeverfahren fürs neue Jahr Anfang April bereits abgeschlossen war. Vergangenen Donnerstag teilte die Stadt auf Anfrage mit: 48 Kinder haben inzwischen zumindest eine Zusage für einen neuen Kitaplatz, eine Familie konnte nicht erreicht werden. Ist also nochmal gut gegangen?

Die Antwort ist wohl ein skeptisches „Na ja, geht so“. Eltern und die Coerder Initiative Chancen für alle Coerder Kinder“, kurz Chack, kritisieren, wie die Stadtverwaltung mit der Kita umgeht.

Es geht um die Tatsache, dass die Kita recht kurzfristig für einige Zeit geschlossen wird – aber auch um Intransparenz und misslungene Kommunikation. Auch wenn für viele Eltern nun klar ist, dass ihre Kinder ab August in eine andere Kita gehen – es gibt viele offene Fragen und Verärgerung, das ist bei einer Elternversammlung in Coerde deutlich geworden. Da die Stadt Trägerin von immerhin knapp 30 Kitas in Münster ist, haben wir versucht, ein paar Antworten auf diese Fragen zu erhalten.

Wo sollen die Kinder denn jetzt zur Kita gehen?

In ihrer Pressemitteilung zur Schließung hat die Stadt verkündet, dass jedes Kind sicher einen Platz in einer Coerder oder Kinderhauser Kita bekäme und Familien bei der Ummeldung eng betreut würden. Es gab eine Liste mit Plätzen in Kitas, die die Stadt im Vorfeld reserviert hatte. Einen für jedes Kind. Ein Problem: Es gab laut Eltern zu wenig Plätze in gut erreichbaren Kitas, dafür viele Plätze in Kinderhaus. Dort kommt man mit dem Bus nur hin, wenn man sehr viel Zeit und außerdem das zusätzliche Geld fürs Ticket hat.

„Wir haben uns an den Meldeadressen orientiert, die uns vorlagen“, sagt dazu Sabine Trockel, die Leiterin des Jugendamts. Der Alltag habe dann aber nicht immer viel mit dieser Adresse zu tun gehabt. Zum Beispiel insofern, dass zwar die Eltern in Kinderhaus leben, das Kind aber immer von der Großmutter aus Coerde von der Kita abgeholt wird. Was sie außerdem vermutet: Manche Kitas haben einen schlechten Ruf. Auch wenn dort noch Plätze frei seien, versuchten Eltern gegebenenfalls, ihr Kind doch in einer anderen Kita unterzubringen.

Und was ist mit der engen Betreuung bei der Kitaplatzsuche gewesen? Verbittertes Lachen auf der Elternversammlung. Nun ja, ein als eher halbherzig wahrgenommenes Beratungsangebot in der Kita hat es gegeben. Nutzen wollte das von den Eltern allerdings fast niemand, berichtet ein Elternteil, das Vertrauen sei erst einmal weg gewesen.

Warum wurden die Eltern so kurzfristig informiert?

Denn: Die Eltern wären gerne früher mit ins Boot geholt worden. Auch für CDU-Ratsmitglied Jolanta Vogelberg und den Vorsitzenden der SPD-Ortsgruppe Jan Bläs, die ebenfalls zur Elternversammlung gekommen waren, kam die Information über die Schließung plötzlich. Einige Tage vorher sei auch in politischen Gremien nicht die Rede davon gewesen.

Sabine Trockel sagt: Im Lauf des Februars sei konkret geworden, dass die Kita Am Edelbach vorübergehend geschlossen werden soll. Wer dann aber direkt anfange, einzelne Leute darüber zu informieren, könne es gleich komplett öffentlich machen. Bevor das passiert, wollte das Jugendamt allerdings sagen können: Wir haben einen Platz für jedes betroffene Kind in einer anderen Kita reserviert.

„Wir haben uns lange schwergetan, die Entscheidung zu treffen“, sagt Sabine Trockel. Es gebe einfach keinen guten Zeitpunkt für eine Kita-Schließung. Aber: „Eventuell wäre es auch sinnvoll gewesen, das drei, vier Monate früher zu tun.“

Was war wirklich der Grund?

Die Pressemitteilung, die im April kam, warf weitere Fragen auf. Allen voran: Wie kann es sein, dass Personal in so gut wie jeder Kita fehlt, die Am Edelbach aber diejenige ist, die deshalb schließen muss? Dort wurde sogar angebaut, weil man ursprünglich plante, ab August noch 40 weitere Kinder aufzunehmen (dass das 2025 nicht geschehen wird, steht schon länger fest).

In den vergangenen drei Jahren haben 20 Mitarbeitende die Kita verlassen oder wurden versetzt. Hinzu kommen häufige längere Ausfälle wegen Krankheit, schreibt die Pressestelle der Stadt. Das sei alles misslicher als in anderen städtischen Kitas.

Bei der Elternversammlung war man sich einig über Einsatz und Engagement der Kita-Mitarbeitenden. Und das trotz eines schlechten Arbeitsklimas und zwischenmenschlichen Reibungen.

Sabine Trockel sagt, es gebe „viele Konfliktlinien“. Und zwar zwischen Leitungsebene, Mitarbeitenden und Eltern. Dabei gehe es zum Beispiel um die pädagogische Linie der Kita. Neben dieser komplexen Konfliktlage sei ein Unterschied zu anderen städtischen Kitas, dass die Stadt in der Kita Am Edelbach bisher keine Veränderung wahrnehmen konnte. In anderen Kitas hätten Maßnahmen durchaus die Lage verbessert.

Was hat die Stadt denn versucht?

Es habe über mehrere Jahre Entwicklungsbegleitung gegeben, außerdem Supervisionen auf unterschiedlichen Ebenen und Einzelgespräche mit Mitarbeitenden. In anderen Kitas hätten diese Maßnahmen Erfolge gezeigt – in der Kita Am Edelbach leider nicht, sagt Sabine Trockel dazu.

Grundsätzlich gibt es ein paar weitere städtische Ansätze, um die Situation in Kitas zu verbessern. Ab August 2025 wird es Kita-Sozialarbeitende in allen Coerder Kitas geben. Außerdem gibt es stadtweit Dauerausschreibungen und eine Imagekampagne.

Münster hat Personal aus Spanien eingestellt und die Möglichkeit für Ergotherapeut:innen und Logopäd:innen geschaffen, nach 160 Stunden Qualifizierung ebenfalls als Fachkräfte in Kitas zu arbeiten. Eltern könne man in Nordrhein-Westfalen hingegen nur für Hilfstätigkeiten einbeziehen, sagt Sabine Trockel. Das liege an landesweiten Regeln, die in anderen Bundesländern anders aussehen.

Denkt das Jugendamt: Mit Coerde kann man’s machen?

Unser Eindruck ist: Nein, das denkt das Jugendamt nicht. Sabine Trockel nennt die Entscheidung, die Kita zu schließen, „verantwortungsvoll aus Sicht der Kinder“. Sie stehe als Amtsleiterin nicht für eine Kinderbetreuung um jeden Preis.

In diesem Fall sei nun klar gewesen, dass eine gute Betreuung nicht mehr möglich sei. Sie sagt außerdem: Die Fachkräftesituation in Coerde habe sich nach langer Zeit zumindest so entspannt, dass es jetzt überhaupt möglich sei, eine Kita zu schließen und die Kinder woanders zu betreuen.

Klar ist allerdings auch, dass Coerde strukturelle Nachteile im Vergleich zu anderen Stadtteilen Münsters aufweist. Zum einen machen sie eine Kita-Schließung in Coerde besonders bitter – zum anderen haben genau diese Faktoren auch zur Schließung beigetragen.

Der Kinder-Gesundheitsbericht der Stadt (RUMS-Brief) stellt etwa heraus, dass Kinder in Coerde recht schwierige Startbedingungen haben im Vergleich zu Kindern aus anderen Ecken in Münster. Um nur ein Beispiel zu nennen: Fast jedes zweite Kind spricht eine andere Erstsprache als Deutsch.

Kitas haben laut Bericht einen positiven Effekt auf die sprachliche und kognitive Entwicklung der Kinder. Dass möglichst viele Kinder frühzeitig und regelmäßig in die Kita gehen, steht als Ziel auch im Entwicklungskonzept für Coerde.

Wenn nun eine recht große Kita gerade in einem der Stadtteile schließt, in dem sich der Effekt potenziell besonders positiv auf ein Kind auswirkt, ist das also nicht nur eine sehr schlechte Nachricht auf persönlicher Ebene für die betroffenen Familien, sondern eben auch auf struktureller.

Dieses Konzept wurde 2020 veröffentlicht. Die Initiative Chack kritisiert, dass von den gefassten Beschlüssen bisher noch nicht viel zu sehen sei.

Dann gibt es in der Kita Am Edelbach laut Stadt eine durchschnittlich erhöhte Anzahl an Kindern, die inklusiv betreut werden. Dieser Bedarf werde festgestellt, wenn die Kinder bereits in der Kita sind. „Meistens wird dann zusätzliches Personal eingestellt. Wenn das nicht geht, könnte man Kita-Plätze streichen”, sagt Sabine Trockel.

Momentan werden Kinder in drei statt sechs Gruppen betreut. Zum Sommer hatten sich außerdem weitere Personalengpässe angekündigt, sodass man maximal mit zweieinhalb Gruppen in das neue Jahr hätte starten können. Hier stellte sich also wieder die Frage: Kann so eine verantwortungsvolle Betreuung stattfinden? Das Jugendamt hat diese Frage mit „nein“ beantwortet.

Zum Thema Personal teilte die Stadt außerdem mit, dass die Kita Am Edelbach etwa wegen ihrer Lage und der Gruppenzusammensetzung selten als Arbeitsplatz von neuen Mitarbeitenden gewählt wurde.

Werden andere Kitas auch schließen?

Das sei momentan bei keiner weiteren städtischen Kita Thema, schreibt das Kommunikationsamt der Stadt. Und die Initiative Chack versucht, die Verwaltung noch umzustimmen.

Was die Schließung der Kita Am Edelbach angeht: Sie hat begonnen, Unterschriften dagegen zu sammeln und will diese in der kommenden Ratssitzung überreichen. Die Pressestelle schrieb auf Nachfrage jedoch, dass die Schließung „letztmöglicher Schritt“ und „unvermeidlich“ sei. (sst)

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Klima-Update

+++ Kennen Sie Mamertus, Pankratius, Servatius, Bonifatius und Sophia? Wahrscheinlich sind Ihnen diese fünf besser bekannt als die Eisheiligen, die vom 11. bis 15. Mai ihre Namenstage feiern. Eine alte Bauernregel besagt, in diesem Zeitraum seien die letzten Frostnächte des Jahres möglich. Viele Medien berichten gerade darüber (zum Beispiel hier, hierund hier). Doof nur: Die Eisheiligen sind ein Mythos. Aus den Wetterdaten der vergangenen Jahrzehnte lässt sich nicht ablesen, dass es an den Eisheiligen auffällig oft kalt wird. Im Gegenteil, wenn es jetzt noch mal nachts friert, ist das ganz normales Maiwetter. Im Moment haben wir eher ein anderes Problem: Es ist viel zu heiß und zu trocken. Laut deutschem Wetterdienst besteht in Münster sogar mittlere Waldbrandgefahr. In Bielefeld hat der Wald im Stadtteil Sennestadt sogar pünktlich zu Beginn der Eisheiligen Feuer gefangen. (sfo)

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Ein-Satz-Zentrale

+++ Im Juli schließen die Restaurants „Aposto“ und „Besitos“ am Alten Steinweg. (Westfälische Nachrichten)

+++ Zum Jahreswechsel übernimmt „Krimphove“ die drei „Kisfeld“-Bäckereien in Albachten. (Westfälische Nachrichten)

+++ Die Arbeiten an der Handorfer Wersebrücke dauern länger als geplant und werden, wenn auf den letzten Metern nichts Unerwartetes passiert, bis nächsten Mittwoch abgeschlossen sein. (Stadt Münster)

+++ Mehr Firmen in Münster wollen sich an der freiwilligen Selbstverpflichtung Klimastadt-Vertrag beteiligen, darunter die Provinzialversicherung, das Factory-Hotel, die Uni Baskets und die Fachklinik Hornheide in Handorf. (Stadt Münster)

+++ Der Fahrgastverband „Pro Bahn“ möchte, dass die Busumleitungen, die seit gestern für den Umbau des Martiniviertels bestehen, dauerhaft bleiben. (Ratsantrag „Pro Bahn“)

+++ Der Mann, der vor drei Jahren mehrere Tage lang einen Kran an der Hammer Straße besetzt hatte, hat den Schaden in Höhe von 250.000 Euro an die „Wohn- und Stadtbau”, wohl nicht ganz freiwillig, aus seinen Ersparnissen beglichen. (Westfälische Nachrichten, RUMS)

+++ Die Stadtwerke wollen bis zum Jahresende hundert Bushaltestellen mit digitalen Fahrplänen ausstatten und haben die gedruckten Aushänge aufgehübscht, damit sie besser zu lesen sind. (Stadtwerke Münster)

+++ Seit dem 1. Mai ist das Freibad Coburg geöffnet, am Sonntag dann auch die städtischen Freibäder in Hiltrup und Stapelskotten. (Stadt Münster)

+++ Weil Preußen gegen Magdeburg und Berlin gewonnen hat, reicht ein Sieg zum Klassenerhalt, unter Umständen aber auch ein Unentschieden, um nicht in die Relegation zu müssen. (WDR)

Unbezahlte Werbung

Seit das Wiener Bistro an der Neubrückenstraße Ende April renoviert wurde, hat es noch mehr Kaffeehausflair. Wenn Sie zwischendurch Lust auf einen kulinarischen Ausflug nach Österreich haben, schauen Sie am besten von Dienstag bis Samstag von 11:30 Uhr bis 22 Uhr vorbei. Dann kommen Wiener Spezialitäten wie Käsespätzle, Gulasch, Schnitzel, Kaiserschmarrn und Sachertorte auf den Tisch. Für den Mittagstisch gibt es eine gesonderte Karte.

Hier finden Sie alle unsere Empfehlungen. Sollte Ihnen ein Tipp besonders gut gefallen, teilen Sie ihn gerne!

Drinnen und Draußen

Katja Angenent hat heute in den Veranstaltungskalender geschaut. Das sind ihre Empfehlungen.

+++ Am Mittwoch um 19 Uhr beginnt an den Aaseeparkplätzen an der Mecklenbecker Straße ein Spaziergang mit dem Thema: die Vogelwelt am Aasee. Erwachsene zahlen eine Teilnahmegebühr von 9 Euro, Kinder sind für 5 Euro mit dabei. Anmeldungen sind nicht nötig.

+++ Im Café der B-Side trifft sich ab 19 Uhr der „Silent Book Club“ zum gemeinsamen Lesen. Nehmen Sie einfach nur ein spannendes Buch mit und suchen Sie sich einen gemütlichen Platz zum Sitzen. Die Organisator:innen freuen sich am Ende über eine kleine Spende.

+++ Am Donnerstag findet ab 20 Uhr zum zweiten Mal ein Poetry Gathering in der B-Side statt. Menschen lesen ihre Texte vor. Andi Substanz führt durch den Abend. Wer mutig ist, kann spontan auch einen eigenen Text vorlesen. Der Eintritt ist frei, eine Spende von 10 Euro wird aber empfohlen.

+++ Von Freitag bis Sonntag wird im Krameramtshaus am Alten Steinweg gefeiert: Das dort ansässige Haus der Niederlande wird dreißig Jahre alt. Ab dem 16. Mai lädt die Ausstellung „Niederlande in 3D – 30 Jahre Haus der Niederlande“ dazu ein, die Einrichtung anhand von zehn verschiedenen Themen zu entdecken. Am selben Abend liest die niederländische Bestseller-Autorin Sacha Bronwasser um 19 Uhr aus ihrem Roman „Was du nie sehen wirst“, und am Samstag gibt es beim Tag der offenen Tür unter anderem Live-Musik, Gespräche und Sprachworkshops. Zu allen Veranstaltungen ist der Eintritt frei.

Am Freitag schreibt Ihnen Sebastian Fobbe. Ich wünsche Ihnen eine gute Woche!

Herzliche Grüße

Ralf Heimann

Mitarbeit: Sebastian Fobbe (sfo), Anna Niere (ani), Svenja Stühmeier (sst), Katja Angenent (kat) – das bedeutet: Die einzelnen Texte im RUMS-Brief sind von der Person geschrieben, deren Kürzel am Ende steht. Lektorat: Maria Schubarth

PS

Wenn irgendwo die Polizei auftaucht, dann weiß man eigentlich: Möglichst unauffällig verhalten, dann wird schon nichts passieren. Heute um kurz nach Mitternacht hat ein Mann auf der Promenade in Höhe Zwinger, als er eine Polizeistreife sah, „ohne triftigen Grund“, so steht es in der Polizeimeldung, mit dem Rad gewendet und ist geflüchtet. Einen triftigen Grund hatte er schon, das stellte sich aber erst später raus, als die Polizisten ihn fanden. Das war nicht so schwer. Der Mann rief um Hilfe. Diesmal aus einem sehr offensichtlich triftigen Grund. Er war in die Aa gefallen. Und so kam heraus: Er hatte, so erzählte er es selbst, erst am Bahnhof ein Fahrrad geklaut, danach erledigte er in Münster-Nord mutmaßlich mehrere Kellereinbrüche und ließ dabei Werkzeug, Schuhe und Getränke mitgehen. Das alles führte er aber in der Aa liegend schon gar nicht mehr bei sich. Die Getränke hatte er möglicherweise zu sich genommen. Betrunken war er laut Polizeibericht nämlich auch noch. Und falls in Ihrem Keller etwas fehlt, hier finden Sie Fotos von seiner Beute. (rhe)

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