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Raus aus Kiew | Geschichte einer Flucht | La Costanera

Guten Tag,
stellen Sie sich vor: Sie liegen mit Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin schlafend im Bett und plötzlich klingelt das Telefon. Dem Wecker nach zu urteilen ist es fünf Uhr in der Früh. Ihre Schwiegermutter ist dran. „Der Krieg ist da”, sagt sie nur. Dann geht alles ganz schnell.
So beginnt die Geschichte von Andre und Mariia Grotens Flucht aus der ukrainischen Hauptstadt Kiew nach Münster. Diese Geschichte möchte ich Ihnen heute erzählen. Aber ich möchte Ihnen auch die Geschichte von Andre und Mariia Groten erzählen.
Sie beginnt im Sommer 2020.
Andre Groten hat nach zwei Jahren seinen Job in einer Hamburger Marketingagentur gekündigt. Vor seinem Studium in Osnabrück hat er mit seiner Familie in Senden gelebt. Münster war damals sein soziales Zentrum: An der Hildegardisschule hat er Abitur gemacht, an den Wochenenden ist er mit seinen Freund:innen durch die Bars und Diskotheken am Hawerkamp gezogen.
Doch bevor sich er nach einem neuen Job umsieht, braucht er erst einmal eine Pause. Also ruft er Google Flights auf: Welche Flüge sind gerade günstig? Wo sind die Corona-Einschränkungen ok? Wo war er noch nicht?
Seine Entscheidung fällt auf Kiew. Drei Monate kann er ohne Visum dorthin reisen. Er bucht ein Hostel und fliegt los.
Nach einem Jahr die Hochzeit
In Kiew stehen die gängigen Touristenattraktionen auf dem Plan: Er erkundet Museen, den historischen Teil Tschernobyls – ihn interessiert vor allem die Geschichte der Ukraine. Dann trifft er Mariia, auf einer einschlägigen Dating-App, wie er es nennt, und grinst.
Die beiden verstehen sich auf Anhieb. Mariia zeigt ihm Kiew aus der Sicht einer Einheimischen. „Wir sind an dem Tag – das weiß ich noch ganz genau, weil meine Füße so unglaublich weh taten – ich glaube, 25.000 Schritte gegangen. Das waren knappe 20 Kilometer”, erinnert er sich.
Nach einem Jahr Fernbeziehung heiraten die beiden. Er zieht von Deutschland zu ihr, nach Kiew.
Während Andre Groten mir die Geschichte ihres Kennenlernens erzählt, sitzt er in seiner neuen Wohnung. Erst waren sie nach Münster geflohen, dann fanden sie die Wohnung bei Bremen.
Ich frage ihn, wie es sich für ihn anfühlt, an diese Zeit zurückzudenken. Eine Zeit, in der in Kiew noch kein Krieg herrschte.
„Traurig”, antwortet er und hält inne. „Es war zuletzt mein Zuhause. Dort war unser Lebensmittelpunkt. Dann wurden wir vertrieben und mussten flüchten.”
Nach dem Anruf von Mariias Mutter am 24. Februar, dem Tag, an dem die ersten Raketen der russischen Armee ihre Ziele in der Ukraine trafen, sei alles wie im Film gewesen, erzählt Groten.
Sein erster Gedanke ist: raus. Nur wie? „Ich als einfältiger deutscher Europäer, der davon ausgeht, dass alles, auch im Krieg, geordnet abläuft, habe erstmal nach Flügen geguckt”, sagt Groten. Doch es fliegen keine mehr.
Es bleibt ein Ausweg
Der Flughafen werde bombardiert, hören sie. Andere sagen, russische Separatisten hätten den Flughafen belagert, um für Unruhe zu sorgen.
Dann wollen sie mit der U-Bahn zum Hauptbahnhof, um dort einen Zug nach Westen zu nehmen. Doch das Militär hat schon alles abgeriegelt. Sie entscheiden sich, zu Mariias Zwillingsschwester zu fahren. Sie lebt etwa zwölf Kilometer entfernt mit ihrem Mann und ihrem Baby in einem Vorort.
Ein paar Stationen können sie mit der U-Bahn fahren. Sie sind Teil eines Stroms. Die Leute verlassen fluchtartig die Stadt. Als es nicht weitergeht, versuchen sie zu trampen. Lange nimmt sie niemand mit, dann werden sie doch zur nächsten Bushaltestelle gefahren. Die letzten zwei Kilometer zu Mariias Schwester laufen sie.
Im Keller des Hauses besprechen sie sich: Wie geht es weiter? Gemeinsam versuchen sie, die Lage zu ordnen, aber alles geht drunter und drüber. Sie wissen nicht, wie sie sich ohne Auto bewegen sollen. Vor allem wissen sie nicht, wo es sicher ist. Sie entscheiden sich dafür, bis auf Weiteres bei Mariias Schwester zu bleiben. Bis sie einen Ausweg finden. Also gehen sie zum Supermarkt und decken sich ein. Es ist schon Nachmittag; der erste Ansturm vom Morgen ist abgeebbt. Sie besorgen das Nötigste: Wasser, Lebensmittel, Windeln, Babynahrung.
Engagement in Münster: Unsere Interviews aus der RUMS-Hütte zum Nachlesen

#12 Weitblick
In den letzten Wochen haben wir Ihnen in unserer Reihe Engagement in Münster zahlreiche Menschen vorgestellt, die sich in der Stadt engagieren. Heute schalten wir das letzte Interview aus dieser Reihe für Sie frei. Darin hat Eva Strehlke mit Helen Schlüter von der Studierendeninitiative Weitblick Münster darüber gesprochen, warum sie sich für gerechtere Bildungschancen einsetzt und was man beim Schulbau in Benin alles lernen kann. Das Interview finden Sie hier.
Wenn Sie eins unserer Interviews verpasst haben sollten oder wenn Sie sich über eine der Organisationen noch einmal informieren möchten: Unsere zwölf Interviews sowie alle wichtigen Informationen zu unseren Gesprächspartner:innen und deren Engagement finden Sie auf dieser Seite:
Aber lange bleiben können sie nicht. Es ist zu gefährlich, zu nah an der Hauptstadt. Nach zwei Tagen bei der Schwester lernen Mariia und Andre Groten die Nachbarin kennen. Sie hat ein Auto und kennt jemanden mit einem zweiten. Weil ihr Mann beim Militär ist und halbwegs gesicherte Informationen darüber geben kann, wo es weniger gefährlich ist, fahren sie nach Süden zu einer Bekannten der Nachbarin. Zwölf Menschen, zwei Autos, zweihundert Kilometer, acht Stunden.
Das Endziel ist noch immer nicht klar. Ich frage Andre Groten, ob sie von Beginn an nach Deutschland wollten. „Für mich war das klar, aber Mariia hatte Bedenken”, sagt er. Die Männer aus ihrer Familie dürfen das Land nicht verlassen. Wegen des Kriegsgesetzes. Die Frauen aus ihrer Familie wollen nicht ohne sie das Land verlassen.
Ihre Zwillingsschwester zurückzulassen fällt Mariia Groten besonders schwer. Andre muss sie überzeugen. Sie müssen in Sicherheit kommen. Vor seinem inneren Auge sieht er die EU-Grenze. So weit müssen sie es schaffen.
Auf ihrer achtstündigen Fahrt Richtung Süden kommen sie immer wieder an bewaffneten Soldat:innen und Bürgerwehren vorbei. „Das war alles surreal für mich, Leute mit offenen Waffen auf der Straße zu sehen. Und das waren ja auch keine kleinen Kaliber”, erinnert sich Groten.
An ihrem Ziel, einem kleinen Dorf mit knapp 12.000 Einwohner:innen, werden sie von der Bekannten der Nachbarin in Empfang genommen. Sie schlafen zu zwölft in einem Zimmer, Mariia und Andre auf dem Boden, die Familien mit den Kindern in den Betten.
Nächste Station: Winnyzja
Am nächsten Morgen wollen sie weiter nach Westen. Aber das Kind der Nachbarin ist krank. Es hat sich übergeben. Schon am Vorabend mussten sie es ins Krankenhaus bringen.
Die Familie kann Andre und Mariia Groten nicht mehr mitnehmen. Sie brauchen den Platz für ihr krankes Kind. Aber wo sich eine Autotür schließt, öffnet sich manchmal eine andere. Der Fahrer des zweiten Autos bietet ihnen an, sie mit nach Winnyzja mitzunehmen. „Von dort aus könnt ihr euch weiter zur Grenze durchkämpfen”, sagt er. Sie nehmen das Angebot an.
Sie verabschieden sich von ihren Helfer:innen und Vertrauten. Der Abschied von Mariias Familie fällt ihnen unglaublich schwer.
Auf der Flucht nach Winnyzja telefoniert Mariia Groten mit all ihren Verwandten und Bekannten. Dann erreicht sie ihre Deutschlehrerin. Auch Andre kennt die Frau. Er lernt bei ihr Russisch. Seit einem knappen Jahr unterrichtet sie die beiden online. Jetzt ist sie auch auf der Flucht nach Winnyzja. Sie bietet ihnen an, sie dort zum Bahnhof zu fahren. Von dort fahren noch Züge nach Polen. Zumindest haben sie das gehört. Doch als sie ankommen, fahren keine Züge mehr. Die Deutschlehrerin und ihr Freund bieten den beiden an, sie in ein Hotel zu begleiten. Winnyzja gilt zu diesem Zeitpunkt als relativ sicher, das Hotel ist noch in Betrieb.
Es geht an die Substanz
Inzwischen gibt es noch ein weiteres Problem: Mariia geht es schlecht. Sie hat hohes Fieber und braucht Medikamente. Ihre Deutschlehrerin hat Tabletten dabei. Fürs Erste helfen sie.
Doch auch in Winnyzja ist es bald nicht mehr sicher. Schon am nächsten Morgen geht es weiter. Dieses Mal nach Norden, in ein noch kleineres Dorf. Wieder machen Gerüchte die Runde. Winnyzja soll bombardiert werden, so erzählt man es sich. Nur Tage später wird sich herausstellen: Die Gerüchte stimmten.
In dem kleinen Dorf im Norden setzen Mariia und Andre Groten sich in ein Café. Wieder lautet die Frage: Wie geht es weiter? Die Deutschlehrerin wird sie nicht mehr weiter mitnehmen können. Wie viele andere will sie das Land nicht verlassen. Sie möchte bei ihrem Freund bleiben.
Hinzu kommt: Mariias Zustand wird immer schlechter, die beiden müssen weiter. Es ist zu gefährlich zu warten, bis sich ihr Zustand bessert. „Ich habe nur noch funktioniert”, sagt Groten. Mittlerweile sind sie seit fünf Tagen auf der Flucht.
Im Café frühstücken sie. Seit ihrer Flucht aus Kiew haben sie kaum etwas gegessen. Es gibt Kartoffelbrei, Kotelett und Borscht, eine Gemüsesuppe mit roter Bete.
Mit dem Fernbus nach Moldawien
Nach dem Essen bleiben sie noch zwei Stunden dort sitzen. Sie wissen nicht weiter. Dann kommt eine Nachricht von Mariias Vater. Er hat sich als Freiwilliger beim Militär gemeldet, um das lokale Krankenhaus zu beschützen. Beinahe rund um die Uhr wird er, schwer bewaffnet, den Eingang zum Krankenhaus sichern.
„Da kam es über mich. Da bin ich zusammengebrochen”, erzählt Groten. Was er und Mariia die letzten fünf Tagen erlebt haben, ist emotional nicht mehr zu fassen.
Aber sie müssen weiter. Sie sprechen mit Passant:innen, den Besitzer:innen des Cafés, sie versuchen, einen neuen Plan zu machen. Vom Busbahnhof aus wollen sie mit dem Fernbus nach Moldawien. Doch dort erwartet sie die nächste Enttäuschung: Der Busbahnhof ist so sehr von Flüchtenden überfüllt, dass nichts zu machen ist. Sie brauchen einen neuen Plan. Schon wieder. Zu diesem Zeitpunkt trennen sie noch 60 Kilometer von der moldawischen Grenze.
Sie stellen sich an den Rand einer Straße und strecken die Daumen raus. Ihre letzte Option ist darauf zu hoffen, dass sie jemand mitnimmt. Tatsächlich hält irgendwann ein VW-Bulli an. In ihm sitzt ein älterer Mann, der gegen Geld Menschen zur Grenze bringt. Ein gutes Geschäft für ihn. 14 Personen fahren in dem Sechssitzer mit. Doch es geht nicht wie versprochen zur Grenze, sondern zum nächsten Militärposten.
Dort bleiben sie stehen, ohne zu wissen, was los ist. Als der Bulli nach vier Stunden endlich wieder losfährt, erfahren Mariia und Andre, dass die Fahrt im nächsten Dorf enden wird. Der Fahrer des Bullis empfiehlt ihnen, für die letzten 30 Kilometer zur moldawischen Grenze ein Taxi zu nehmen.
Die letzten Meter laufen sie
Sie finden eins. Der Taxifahrer hat seinen alten Renault mit religiösen Ikonen und Gottesbildern dekoriert. Als sie sich der Grenze nähern, sehen sie den kilometerlangen Stau. Der Fahrer überholt ihn von links. Im Vorbeifahren betrachtet Andre Groten die wartenden Autos. „Da stand der dicke Porsche zusammen mit dem Opel Corsa in der Reihe. So ein Krieg macht alle Menschen gleich.”
Der Taxifahrer lässt sie an einer Tankstelle raus. Die letzten anderthalb Kilometer bis zur Grenze laufen sie.
Und dann haben sie es geschafft. Sie sind in Sicherheit, aber ihre Flucht ist noch nicht zu Ende.
Auf der anderen Seite treffen sie einen anderen Taxifahrer. Er habe da einen Kollegen, der sie nach Deutschland bringen könne, sagt der Mann. Ihre dreistündige Taxifahrt endet an einer Autobahn. Dort steht ein Bus, der moldawische Arbeiter:innen nach Deutschland bringt. Andre und Mariia Groten sind die einzigen Flüchtenden. Mit dem Bus geht es an die rumänische Grenze, dort stehen sie wieder sechs Stunden, bis sie die Fahrt endlich fortsetzen.
Während sie nachts Rumänien durchqueren, schneit es pausenlos. Vor ihnen räumt ein Schneemobil die engen Serpentinen frei, 30 Kilometer die Stunde. Die beiden Busfahrer wechseln sich ab; alle halbe Stunde halten sie an, um Zigaretten zu rauchen. „Das war schrecklich”, sagt Andre.
Auf der Fahrt verschlechtert sich Mariias Gesundheitszustand immer weiter. Sie glüht vor Fieber und übergibt sich viele Male. Sie fahren kreuz und quer durch Rumänien und Tschechien. Dabei sammeln sie neue Mitfahrer:innen ein oder setzen Menschen ab. In Prag holt der Busfahrer eine Tasche ab. Als sie die Grenze nach Deutschland überqueren, geht die absurde Fahrt weiter durch Baden-Württemberg, weiter nach Frankfurt und Erfurt. Dann, nach zweieinhalb Tagen im Bus, kommen sie endlich an – bei Andre Grotens Mutter und ihrem Freund in Senden.
Die Supermärkte sind leer
Als Erstes machen sie einen Corona-Test. Mariias Ergebnis ist positiv. So geht es nach einer Woche Flucht weiter mit zehn Tagen Quarantäne. Trotzdem sind sie erleichtert. „Wir waren zu Hause, und wir waren sicher”, sagt Groten.
Nach Bremen kommen sie, weil dort ein Kollege von Andre Groten lebt. In seinem Haus war die Einliegerwohnung frei. Dort sitzt er nun am Schreibtisch vor seinem Computer, während er ihre Geschichte erzählt.
Ihre alte Wohnung in Kiew steht zum Zeitpunkt unseres Gesprächs noch. Andre Groten hat vor Kurzem mit dem Vermieter gesprochen. Er hat ihm gesagt, er solle sich das Obst und Gemüse aus der Wohnung holen. Der Mann war dankbar. Frisches hatte er schon lange nicht mehr auf dem Tisch. Die Obst- und Gemüseabteilungen in den Supermärkten sind leer.
Mittlerweile arbeiten Andre und Mariia Groten wieder. Sie haben beide Jobs in der IT-Branche und sind im Homeoffice. Mehr um eine Beschäftigung zu haben, als wirklich produktiv zu sein, erzählt Groten.
Am Wochenende helfen sie Andres Kollegen im Garten: Sie legen Beete an, mähen den Rasen. Mariia pflanzt Stiefmütterchen. Sie versuchen sich abzulenken, ein Stück weit in die Normalität zurückzukehren. „Normalität in Anführungszeichen”, ergänzt Groten. Niemand könne sich vorstellen, wie es einem nach solchen Erlebnissen geht. Niemand, der es nicht selbst erlebt hat.
„Mit Geld. Spenden Sie.”
Zu ihrer neuen Normalität gehören auch die vielen Telefonate. Mehrmals täglich rufen sie Mariias Familie an: das erste Mal direkt nach dem Aufstehen, das letzte Mal vor dem Schlafengehen. Mariias Zwillingsschwester ist zusammen mit ihrem Mann und ihrer kleinen Tochter weiter in die Region Dnipropetrowsk geflohen. Dort leben ihre Eltern und die Eltern ihres Mannes in einer Stadt, die etwas kleiner als Münster ist. Im April wird Mariias Nichte Nika ein Jahr alt. Mariias Vater steht noch immer bewaffnet vor dem lokalen Krankenhaus.
Nach anderthalb Stunden ist unser Gespräch beendet und damit auch die Geschichte von der Flucht der Grotens. Obwohl es ihn emotional auslaugt, die Geschichte immer wieder zu erzählen, wenn Freund:innen, Kolleg:innen oder Verwandte danach fragen, ist es ihm wichtig. Auf meine Frage, wie die Münsteraner:innen am besten den Geflüchteten und zurückgebliebenen Menschen helfen können, antwortet er: „Mit Geld. Spenden Sie.”
Im RUMS-Brief vom Dienstag haben wir über Razzien in Münster im Zusammenhang mit Hasskriminalität im Internet berichtet. In einer ersten Version des Briefes hieß es, zwei Drittel der Beschuldigten seien Frauen. Das stimmt nicht, das Gegenteil ist der Fall: Zwei Drittel der Opfer sind Frauen. Auf diesen Fehler hat uns eine Leserin aufmerksam gemacht und wir haben ihn berichtigt.
Außerdem schrieben wir, dass die Stadt in der Halle Münsterland eine Notunterkunft für geflüchtete Ukrainer:innen einrichtet. Das ist so nicht richtig. Hilfskräfte der Stadt helfen beim Aufbau, aber es ist eine Unterkunft des Landes.
Und wenn einmal der Wurm drin ist: In einer Ankündigung am Dienstag stand eine falsche Uhrzeit. Die Veranstaltung „Mobilitätswende fürs Münsterland – Booster für den Busverkehr” morgen in der Gesamtschule Mitte beginnt um 10.15 Uhr. Und zur Sicherheit noch mal: um 10.15 Uhr. Genaueres hier.
Die Bezirksvertretung Mitte hat am Dienstagabend über einiges beraten und abgestimmt. Hier das Wichtigste in Kürze:
+++ Schon bald sollen die Vorarbeiten zur Neugestaltung am Bremer Platz beginnen. Aber ein wichtiges Detail ist noch immer nicht geklärt: die Sache mit den Fahrradstellplätzen. Die braucht es vor allem für die Berufspendler:innen. Doch schon letztes Jahr war klar, dass die gewünschten 400 Stellplätze nicht auf den Bremer Platz passen. Dafür ist er zu klein. Aus 400 wurden 170. Die Bezirksvertretung sprach sich am Dienstag aber gegen die Stellplätze aus. Die dafür benötigte Fläche auf dem Bremer Platz soll nicht versiegelt werden. Sie fordert, die 170 Stellplätze woanders zu bauen und Platz für die restlichen 230 Plätze zu finden. Jetzt liegt der Ball bei der Stadtverwaltung.
+++ Im RUMS-Brief vom 15. März hat Ralf Heimann die Verkehrsversuche bilanziert. Ein Ergebnis: Dank der durchgängigen Busspur zwischen Ludgerikreisel und Landeshaus sparen die Busse an Werktagen 4 Stunden und 20 Minuten. Zu den befürchteten Staus war es während des Versuchs nicht gekommen. Jetzt soll der Verkehrsversuch verstetigt werden: Die durchgängige Busspur soll bleiben, dann allerdings mit weißen statt gelben Verkehrsstreifen. Die endgültige Entscheidung trifft der Verkehrsausschuss am 30. März.
+++ Am Aasee war letzten Sommer einiges los, Sie erinnern sich vielleicht. Um dem Müllproblem Herr zu werden, hatte die Stadtverwaltung ein Glas- und Grillverbot geplant, das wollen auch die Abfallwirtschaftsbetriebe. Die Bezirksvertretung sieht das anders: Sie hat sich sich am Dienstag gegen ein Verbot ausgesprochen. Das würde den Müll nicht vermeiden, sondern ihn lediglich auf andere Grünflächen verlagern. Ob das Verbot kommt, ist noch nicht klar. Den Vorschlag diskutieren kommende Woche der Ordnungs- und Umweltausschuss. Im Mai entscheidet der Rat darüber.
+++ Kommen wir von der Bezirksvertretung zu einer anderen Meldung. Nachdem in kürzester Zeit viele Ukrainer:innen nach Münster geflüchtet sind, kommen aktuell weniger Menschen hier an. Das melden die Westfälischen Nachrichten. Trotzdem sei man auf jede Möglichkeit angewiesen, Geflüchtete unterzubringen, meldet die Stadt in einer Pressemitteilung. Aktuell bereite man die Reparaturen in der Blüchner-Kaserne vor. In wenigen Wochen sollen dort 600 Menschen einziehen können.
+++ Die Zahl der Corona-Infizierten in Münster hat inzwischen einen fünfstelligen Wert erreicht: Laut dem Gesundheitsamt sind momentan 11.920 Personen nachweislich mit dem Coronavirus infiziert. 92 Covid-Patient:innen werden im Krankenhaus behandelt, acht liegen auf der Intensivstation und vier werden beatmet. Laut dem WDR sind 91 Prozent aller Intensivbetten in Münster zurzeit ausgelastet.
+++ Auch die Sieben-Tage-Inzidenz liegt auf hohem Niveau: In der vergangenen Woche haben sich im Schnitt 2.337 Menschen pro 100.000 Einwohner:innen in Münster infiziert. Das ist die dritthöchste Wocheninzidenz in Nordrhein-Westfalen. Nur im Kreis Coesfeld und Minden-Lübbecke sind die Fallzahlen höher. Krisenstabsleiter Wolfgang Heuer mahnt deshalb in einer Pressemitteilung der Stadt zur Vorsicht: Noch nie sei die Wahrscheinlichkeit, sich anzustecken, so groß gewesen wie im Moment.
+++ Das dürfte auch der Grund sein, weshalb wieder mehr Schüler:innen fehlen: Wie das Schulministerium mitteilt, konnten letzte Woche 1.668 Schüler:innen an 72 Schulen in Münster coronabedingt nicht am Unterricht teilnehmen. Und es fallen auch wieder mehr Lehrer:innen aus: 158 konnten letzte Woche nicht arbeiten, weil sie wegen Infektion oder als Kontaktperson in Quarantäne saßen.
Ein in mundgerechte Würfel geschnittenes rohes Rotbarschfilet, rote Chili, Koriander und Limettensaft – das sind die wenigen Zutaten, die der Koch des La Costanera an der Bergstraße zu einer oder einem Ceviche verarbeitet (im Duden stehen tatsächlich „der”, „die” und „das” als mögliche Artikel). Die Säure der Zitrusfrucht gart in gewisser Weise den Fisch: sie denaturiert dessen Eiweißbestandteile. Dazu gibt es Cancha, eine Art geröstetes Popcorn aus Mais und Süßkartoffel. Auch die restliche abwechslungsreiche Karte ist südamerikanisch mit einem starken peruanischen Schwerpunkt. Vor dem Essen – oder auch danach – ist zudem der „Pisco Sour” zu empfehlen, ein Drink, der seinen Namen dem Nationalgetränk Perus verdankt.
Hier finden Sie alle unsere Empfehlungen. Sollte Ihnen ein Tipp besonders gut gefallen, teilen Sie ihn gerne!
+++ Am Sonntag knallt’s. Und zwar in der Frauenstraße 24, wenn von 16 bis 18 Uhr die „Peng! Impro-Shorts” stattfinden. Was dort genau passiert, können wir Ihnen gar nicht sagen, denn das ist ja das Prinzip der Improvisation. In welche Richtung es dabei geht, bestimmen Sie als Publikum. Wenn Sie mitbestimmen möchten, sollten Sie am besten vorab per E-Mail reservieren. Ob Sie 5 oder 10 Euro Eintritt bezahlen wollen und können, entscheiden Sie selbst.
+++ Sie können Ihr Geld am Sonntag aber auch auf dem Flohmarkt in der Mensa am Coesfelder Kreuz ausgeben. Zumindest, wenn Sie auf der Suche nach Mode, Schmuck, Accessoires und Kosmetik sind. Von 12 bis 18 Uhr findet hier auf zwei Etagen der Kleiderwirbel statt. Der Eintritt kostet 5 Euro, ermäßigt 3 Euro. Wenn Sie eher auf der Suche nach musikalischen Schätzen sind, können Sie sich am Sonntag im Jovel umschauen. Ab 11 Uhr werden auf der Münsteraner Schallplattenbörse – der Name verrät es schon – tausende Platten angeboten, unter anderem aus dem Bestand des Jovel. Auch hier müssen Sie ein Ticket kaufen, für 4 Euro können Sie das direkt online machen. Bei beiden Veranstaltungen gelten 3G und eine FFP2-Maskenpflicht.
Und noch eine Empfehlung von Ralf Heimann:
+++ Sonntag letzte Chance: Henning Stoffers zeigt ab 11 Uhr im Schlosstheater noch einmal hundert Jahre alte Fotos aus Münster. Titel seines Lichtbildvortrags: „Die turbulenten Jahre 1918 – 1933 in Münster“. Dazu erzählt er Geschichten über Menschen, die man Originale nennt, zum Beispiel den Schauspieler Busso Mehring oder Karl-Heinz ‚Bubi‘ Gieseler, den Polizisten vom Prinzipalmarkt. Lichtbildvortrag klingt zwar etwas angestaubt, aber das täuscht. Stoffers ist ein wunderbarer Erzähler. Schauen Sie es sich an. Karten bekommen Sie für 12 Euro hier.
Am Dienstag schreibt Ihnen Ralf Heimann. Bis dahin wünsche ich Ihnen ein sonniges Wochenende.
Herzliche Grüße
Johanne Burkhardt
Mitarbeit: Sebastian Fobbe, Eva Strehlke
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PS
Wenn mir neue Personen vorgestellt werden und ich ihnen später zufällig auf der Straße oder beim Einkaufen begegne, erkenne ich sie meistens direkt. Sie mich aber nicht so oft. Lange habe ich gedacht, es liegt an mir. Vielleicht bin ich einfach nicht einprägsam genug. Jetzt weiß ich: Es könnte wirklich an mir liegen. Aber vermutlich aus einem anderen Grund. Ich könnte eine „Super-Recogniser” sein. Das sind Menschen, die sich besonders gut Gesichter merken und erkennen können. Sie glauben mir nicht? Ich habe beim Super-Recogniser-Test der Universität Greenwich immerhin 11 von 14 Gesichtern erkannt. Sie können gern versuchen, meinen Score zu knacken.
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