Hammer Straße: Mann steigt von Kran | Uniklinik: Personal streikt | Bürgersteige: Gehwegparken bald Geschichte?

Porträt von Ralf Heimann und Constanze Busch
Mit Ralf Heimann und Constanze Busch

Guten Tag,

heute Mittag ist der Mann heruntergestiegen, der an der Hammer Straße eine Woche lang auf einem Baukran verbracht und eine Baustelle lahmgelegt hatte. Der WDR berichtete am Montag, dadurch seien auf der Baustelle Kosten in Höhe von 15.000 Euro entstanden. Die Polizei wachte rund um die Uhr hinter einer Absperrung. Auch das kostet Geld. Schon dadurch wird der Fall zu einer öffentlichen Angelegenheit und zu einem Anlass für eine Berichterstattung.

Der Mann hat auch vorher öffentliche Aufmerksamkeit erregt. Auf seinem Grundstück in Kinderhaus lagert er seit Jahren immer wieder so viel Müll, dass sich der Gestank in der Nachbarschaft verbreitet. Der Müll zieht Ratten an. Die Stadt hat das Grundstück mehrfach räumen lassen. Der Mann hat Menschen bedroht, beschimpft und in Angst versetzt. Er beschäftigt seit Jahren die Gerichte. Und er strapaziert damit eine Frage bis aufs Äußerste: Wo endet die Freiheit des Einzelnen?

Wer einen Garten hat, darf dort Müll lagern, auch wenn den Menschen auf dem Grundstück daneben der Anblick nicht gefällt. Kritisch wird es erst, wenn der Müll ihr Leben beeinträchtigt. Menschen dürfen unfreundlich sein, aber das Gesetz setzt Grenzen. Nur was passiert, wenn wie bei einer chinesischen Wasserfolter die Summe der einzelnen Tropfen die Situation unerträglich macht?

In den Medienberichten ist immer wieder die Rede davon, dass der Mann eine psychische Erkrankung habe. Die Westfälischen Nachrichten schreiben, im Jahr 2019 habe ein Gutachter befunden, „von dem psychisch kranken Mann gehe keine Gefahr aus“. Eine zweite Frage in diesem Fall ist: Wie viel Rücksicht muss die Gesellschaft auf einen Menschen nehmen, der eine psychische Erkrankung hat?

Diese Frage wird sich im Zusammenhang mit dem Kran schon da stellen, wo es um die Kosten für den Polizeieinsatz und die stillgelegte Baustelle gehen wird. Wird der Mann das alles zahlen müssen? Das ist gut möglich. Die Polizeisprecherin Antonia Linnenbrink sagte dem WDR am Montag, man prüfe, ob man dem Mann den Einsatz in Rechnung stellen könne. Noch steht das nicht fest, sagte uns eine Polizeisprecherin heute Nachmittag. Stefan Wismann, Geschäftsführer der städtischen Wohnungsgesellschaft Wohn- und Stadtbau sagte, man denke über eine zivilrechtliche Klage nach. Nachdem der Mann heute Nachmittag wieder unten war, nahm die Polizei ihn fest. Jetzt ist er in Gewahrsam. Eine Polizeisprecherin sagte uns heute Mittag, der Mann werde jetzt untersucht. Dem ersten Eindruck nach gehe es ihm gesundheitlich gut. (rhe)

Streik an der Uniklinik hat begonnen

Es hatte sich schon abgezeichnet: Mitarbeiter:innen der Uniklinik Münster und der fünf anderen Unikliniken in NRW sind gestern in den Streik getreten. Die Gewerkschaft Verdi hatte dem Arbeitgeberverband des Landes ein 100-Tage-Ultimatum gestellt, um einen sogenannten Tarifvertrag Entlastung zu verhandeln (RUMS-Brief vom 22. April). In diesem Vertrag sollen verbindliche Personalschlüssel festgelegt werden, außerdem ein Freizeitausgleich, wenn diese Schlüssel nicht eingehalten werden und die Klinikkräfte in einer schlechteren Besetzung arbeiten müssen.

Das Ultimatum ist am Sonntag ausgelaufen, ohne dass der Arbeitgeberverband ein Gesprächsangebot gemacht habe, wie Verdi-Vertreter:innen am Montagmorgen in einer Pressekonferenz mitteilten. Deshalb haben gut 98 Prozent der Klinikmitarbeiter:innen, die Mitglied in der Gewerkschaft sind, für einen unbefristeten Streik gestimmt.

Planbare Operationen verschoben

Gestern und heute ging es erst einmal mit einem Warnstreik los. 50 bis 60 Mitarbeiter:innen seien dem Streikaufruf gefolgt, schreibt uns die Pressestelle der Uniklinik Münster auf Anfrage, hauptsächlich Pflegekräfte, aber auch Personal aus anderen Bereichen. Das hatte noch keine allzu großen Auswirkungen auf den Klinikbetrieb, zumindest wenn man nur auf die reinen Zahlen schaut. Gestern seien 31 der insgesamt 40 Operationssäle betrieben worden, heute 32, sagt uns Pressesprecherin Anja Wengenroth. Das seien etwa so viele wie Anfang der vergangenen Woche, da seien mehr Mitarbeiter:innen als jetzt coronabedingt ausgefallen. Wegen der Pandemie, Corona-Ausfällen beim Personal und des allgemeinen Pflegemangels können schon lange nicht mehr alle 40 OP-Säle gleichzeitig betrieben werden.

Allerdings waren die 153 Operationen gestern vor allem ambulante und Notfall-OPs. Um möglichst wenige Betten zu belegen, habe man vorsorglich sogenannte elektive Eingriffe (also planbare Operationen) verschoben, nach denen Patient:innen mindestens für eine Nacht im Krankenhaus bleiben müssen. Wie viele solcher Operationen verschoben werden mussten, konnte uns die Pressestelle nicht sagen.

Ab Mittwoch größere Ausfälle

Größere Streiks und damit auch größere Personalausfälle wird es ab morgen geben. Die Gewerkschaft hatte der Uniklinik Münster erst einmal Streikmaßnahmen bis einschließlich Samstag angekündigt, wie die Klinik vorgestern in einer Pressemitteilung schrieb. Aber nach der Urabstimmung und dem Votum für einen unbefristeten Streik ist davon auszugehen, dass es dabei nicht bleiben wird, solange der Arbeitgeberverband nicht verhandeln möchte.

Wie viele Mitarbeiter:innen dann streiken und auf den Stationen, in der Küche oder im Krankentransport fehlen werden, lässt sich vorab offenbar nicht beziffern. Die Pressestelle schreibt, es werde in den nächsten Tagen zu erheblichen Einschränkungen in den Ambulanzen und bei stationären Aufnahmen kommen. Die Gewerkschaft Verdi und das Klinikpersonal garantieren im Zuge einer sogenannten Notdienstvereinbarung, dass Notfälle in allen Bereichen versorgt werden können. Dazu wird Verdi jeden Tag mitteilen, wie viele Kräfte aus welchen Bereichen sich am Streik beteiligen, damit die Klinik planen kann. Außerdem haben Krankenhaus und Gewerkschaft schon vereinbart, dass ab morgen nur noch zwölf OP-Säle und 749 der rund 1.500 Betten betrieben werden.

Interessant ist, dass die Uniklinik zumindest in ihrer Außenkommunikation nicht in Konfrontation zu ihren streikenden Mitarbeiter:innen geht. Wir hatten der Pressestelle zwei Fragen geschickt, die sich auf die Personalausfälle und die Folgen für Klinik und Patient:innen beziehen. In beiden Antworten heißt es, dass Mitarbeiter:innen „von ihrem Streikrecht Gebrauch machen“.

Sie möchten dieses Thema mit anderen Leser:innen diskutieren oder uns Hinweise geben

Nutzen Sie einfach unsere Kommentarfunktion unterhalb dieses Textes. Wenn Sie diesen Brief gerade als E-Mail lesen, klicken Sie auf den folgenden Link, um den Text auf unserer Website aufzurufen:

diesen Brief kommentieren

Heinz Rech von Verdi berichtete gestern bei der Pressekonferenz, es sei nicht so einfach gewesen, die Notdienstvereinbarungen auszuhandeln. Zum einen, weil die Gewerkschaft mit jeder einzelnen Uniklinik separat verhandeln müsse (anders als in Münster ist das nicht überall gelungen). Zum anderen, weil für die Notdienste „Personalstandards geregelt werden sollen, die im normalen Betrieb nicht gewährleistet werden können“.

Der neue Tarifvertrag, den die Gewerkschaft aushandeln will, soll für Pflegekräfte, aber auch viele andere Berufsgruppen gelten. Wir hatten vorletzte Woche beispielhaft dokumentiert, wie eine Mitarbeiterin im Patientenservice und eine Intensivpflegerin ihren Arbeitsalltag erleben und wo es aus ihrer Sicht hakt, weil zu wenig Personal da ist. Und wir hatten in dem Brief auch erklärt, warum in der Pflege die gesetzlich vorgeschriebenen Personalschlüssel zwar auf dem Papier eingehalten, tatsächlich aber oft unterschritten werden.

Die Stimmung beim Personal

Bei der Verdi-Pressekonferenz am Montagmorgen saß neben Gewerkschaftsvertreter:innen auch Lisa Schlagheck auf dem Podium, die als Pflegekraft in einer Notaufnahme an der Uniklinik Münster arbeitet. Sie schilderte die Stimmung, die sie bei ihren Kolleg:innen erlebt: „Viele freuen sich auf den Streik. Nicht, weil sie Lust auf Krawall haben. Sondern weil der Streik es möglich macht, in einer Besetzung zu arbeiten, die machbar ist.“ In ihrer Notaufnahme würden nicht nur Notfallpatient:innen behandelt, sondern auch solche mit Terminen. Außerdem würden auch kleinere OPs durchgeführt. „Nach Wochen und Monaten in unterbesetzten Schichten freuen wir uns darauf, nur noch die Notfallpatienten versorgen zu müssen“, sagte Lisa Schlagheck. Denn alle weiteren Aufgaben, die sonst mit viel zu wenig Personal geleistet werden müssten, fielen durch den Streik für eine gewisse Zeit weg. Das sei ihr wichtig: Nicht der Streik, sondern der Normalzustand gefährde die Sicherheit der Patient:innen.

Der Arbeitgeberverband hat uns keine Fragen dazu beantwortet, wie es jetzt weitergeht. Man sagte uns, der Verband selbst mache keine Pressearbeit, wir sollen uns an die Pressestelle des NRW-Finanzministeriums wenden. Das haben wir auch getan und dem Finanzministerium einige Fragen zugesendet. Eine Antwort haben wir aber leider nicht bekommen. Ob und wann der Arbeitgeberverband verhandeln will, wissen wir also heute noch nicht. (cbu)

Zahlen, bitte.
Infografik zu Münsteraner:innen, die alleine Wohnen

Münster hatte im Jahr 2020 fast 314.000 Einwohner:innen. Sie lebten in knapp 171.000 Haushalten, 92.000 von ihnen alleine. Das sind 54 Prozent. Zum Vergleich: In ganz Deutschland leben knapp 41 Prozent der Menschen in Einpersonenhaushalten.

(Quelle: Destatis, Stadt Münster)

Hier finden Sie alle unsere Infografiken. Sollte Ihnen eine davon besonders gut gefallen, teilen Sie sie gerne!

Ist Gehwegparken bald Geschichte?

Fragen Sie sich auch manchmal, was gerade in Bremen los ist? Im kleinsten Bundesland der Republik sprach das Verwaltungsgericht Ende letzten Jahres ein Urteil, das die Verkehrswende in ganz Deutschland beeinflussen könnte. Zum Beispiel in Münster, denn hier zeigt das Urteil allmählich seine Strahlkraft.

Was war passiert? Im November verklagten einige Bremer:innen Maike Schaefer, die grüne Verkehrssenatorin der Hansestadt. Diese ärgerten sich schon seit Jahren darüber, dass die Bremer Stadtverwaltung nichts gegen das Gehwegparken vor ihrer Haustür unternimmt. Das ist eigentlich laut Straßenverkehrsordnung verboten, wird aber stillschweigend geduldet.

Das Verwaltungsgericht urteilte schließlich im Sinne der Anwohnenden: Dem Urteil nach haben sie ein Recht auf freie Gehwege. In der Begründung heißt es, „die Kläger seien aufgrund der Dauer und Häufigkeit der Verstöße erheblich in ihrem Recht, die Gehwege beim Verlassen und Wiederaufsuchen ihrer Wohnhäuser zu nutzen, beeinträchtigt.“ Die Leute, die ihre Autos auf den Bürgersteigen abstellen, könnten sich ihrerseits nicht darauf berufen, dass sie ihre Fahrzeuge schon immer auf dem Gehweg abgestellt und die Verkehrskontrollen das bisher geduldet haben.

Nun müsse die Bremer Verkehrsbehörde handeln. An Ideen mangele es nicht, man könnte zum Beispiel Schilder oder Pfähle aufstellen oder – wenn das alles nichts nützt – die Autos auch einfach abschleppen.

Und was hat das alles mit Münster zu tun?

Vielleicht kommt Ihnen das bekannt vor. Auch hier in Münster ärgern sich viele immer wieder darüber, dass die Stadt nichts gegen das Parken auf dem Bürgersteig unternimmt. Die Grünen und Volt haben deshalb jetzt einen gemeinsamen Antrag in die Bezirksvertretung Münster-Mitte eingebracht, der dem Gehwegparken den Garaus machen soll. Das Ganze soll „uns allen die Peinlichkeit ersparen, dass erst ein Gericht die Verwaltung zum Handeln auffordern muss, da sie selbst ihrer Aufgabe nicht nachkommt“, heißt es in dem Papier.

Kai Meyer vor dem Esche, Fraktionsvorsitzender der Grünen in der Bezirksvertretung Mitte, erklärt das Problem und den Vorstoß so: In Münster würden immer mehr Autos zugelassen, obwohl die Stadt für so viele Fahrzeuge gar nicht geeignet sei. Gleichzeitig würden viele Stellflächen in den Parkhäusern der Stadt leer stehen, denn stattdessen würden viele ihr Auto einfach in den Vierteln abstellen. Das könnte gefährlich enden, denn gerade Kinder und ältere Menschen seien zum Beispiel auf abgesenkte Bordsteine angewiesen, die die Gehwegparker aber versperrten. Schlimmstenfalls würden die Autos die Straßen so zustellen, dass kein Rettungswagen mehr rein oder raus könnte.

Dagegen helfe laut Meyer vor dem Esche „auch kein Knöllchen mehr“. Grüne und Volt wollen daher, dass die Stadt Gehwegparken stärker kontrolliert und Fahrzeuge, die vor abgesenkten Bordsteinen, auf dem Radweg oder auf dem Bürgersteig parken, konsequent abschleppt.

Parken wie in Karlsruhe

Außerdem sollen die Autos in Münster-Mitte künftig parken wie in Karlsruhe. Dort darf man sein Auto im Viertel nur noch auf markierten Flächen abstellen. Und diese Markierungen auf dem Boden finden sich auch nur dort, wo links und rechts davon noch genug Platz für Rettungswagen und zu Fuß Gehende bleibt. Wer falsch parkt, wird abgeschleppt. Das hört sich streng an, nennt die Stadt Karlsruhe aber faires Parken. Ein solches Modell wünschen sich Grüne und Volt auch für Münster, am besten schon nach den Sommerferien.

Heute Abend stimmt die Bezirksvertretung Münster-Mitte über den Antrag von Grünen und Volt ab. Das Logo der Koalitionspartnerin SPD fehlt allerdings auf dem Papier. Und das hat einen einfachen Grund, sagt Laura Maxellon, die für die SPD in der Bezirksversammlung Mitte sitzt: Grüne und Volt hätten den Antrag letzte Woche zur Abstimmung vorgelegt, aber aus personellen Gründen habe es die SPD nicht geschafft, das Papier rechtzeitig zu prüfen. Das sei im Nachhinein auch nicht schlimm gewesen, denn die SPD hätte dem Antrag in dieser Form sowieso nicht zugestimmt.

Darin fehle nämlich ein Gesamtkonzept, sagt Laura Maxellon. Deshalb seien noch Fragen offen, zum Beispiel ob es Ausgleichsflächen in Quartiersgaragen für wegfallende Parkplätze geben oder ob das Ordnungsamt mehr Personal für Kontrollen bekommen würde. Die Stoßrichtung des Antrags sei aber richtig: Gehwegparken sei falsch und Fair Parken richtig. „Aber einen Missstand, der sich jahrelang angesammelt hat, lässt sich nicht einfach durch Abschleppen lösen“, sagt Maxellon.

In Bremen ist übrigens das letzte Wort auch noch nicht gesprochen. Die grüne Verkehrssenatorin Maike Schaefer, die das Urteil laut taz als „Meilenstein für die Verkehrswende“ bezeichnet hat, ist dagegen in Berufung gegangen. Das hat sie zusammen mit dem Bremer Innensenator Ulrich Mäurer von der SPD beschlossen, der für Polizei und Ordnungsamt und damit für die Verkehrskontrollen zuständig ist. Mäurer findet das Urteil „völlig lebensfremd“. Welcher Meinung sich die Bezirksversammlung Mitte anschließt, wird sich heute Abend zeigen. (sfo)

Der Rürup
Cartoon von Stephan Rürup zu "Irgendwas ohne Corona"

Hier finden Sie alle unsere Cartoons. Sollte Ihnen ein Cartoon besonders gut gefallen, teilen Sie ihn gerne!

Kurz und Klein

+++ Heute Abend soll es mit dem Musik-Campus einen Schritt weitergehen. Ob das gelingen wird, ist noch nicht klar. Um 19:30 Uhr beginnt der „Gipfel“, den der Oberbürgermeister Lewe einberufen hatte, um offene Fragen zu klären. Die FDP hat vorab eine Pressemitteilung veröffentlicht, die eher skeptisch klingt. Überschrift: „Ohne klare Ideen wird es ein klares Nein von der FDP geben.“ FDP-Fraktionschef Jörg Berens vermisst unter anderem „eine Agenda, die die Themen benennt, die an diesem Abend besprochen werden sollen“. Außerdem kritisiert er die Kommunikation des Oberbürgermeisters. Auf eine Anfrage der Partei mit der Bitte, den Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes (BLB NRW) dazuzuholen, habe der Oberbürgermeister nicht reagiert. Der BLB NRW soll den Campus bauen. In die Richtung geht auch das, was aus dem Rathausbündnis zu hören ist. Nach der Einladung habe bislang nicht viel Kommunikation stattgefunden. Aber wenn am Abend eine Vorlage auf dem Tisch liege, in der die offenen Fragen beantwortet würden, sei das kein Problem. (rhe)

+++ Für die Menschen, die aus der Ukraine nach Münster geflüchtet sind, hat die Stadt neue Unterkünfte hergerichtet. Diese Einrichtungen befinden sich in Gievenbeck, Handorf, im Kreuzviertel und am Ring. Dort sollen die Geflüchteten unterkommen, solange die Briten-Häuser und die Blücher-Kaserne noch saniert werden. Laut Stadt leben rund 2.300 geflüchtete Ukrainer:innen in Münster, fast 1.500 von ihnen in Notunterkünften. (sfo)

+++ Selten haben Unternehmen in Münster so viel Personal gesucht wie im Moment. Das meldet die Arbeitsagentur Münster. Das Problem: Die offenen Stellen sind oftmals für Fachkräfte ausgeschrieben, Münsters Arbeitslose sind aber meist geringqualifiziert. Deshalb sei Weiterbildung nötig. Die Arbeitslosenquote blieb gegenüber März unverändert bei 4,3 Prozent und lag damit um 0,9 Prozentpunkte unter der Quote im Vorjahr. (jgn)

+++ Die Verwaltung hat einen Vorschlag dazu gemacht, wie die Stadt ihre maroden Brunnen sanieren kann. Die meisten seien so alt, dass dies passieren müsste, so steht es in diesem Papier. Die Brunnen am Domplatz, Kiepenkerl, Clemenskirchgarten und der Martini-Brunnen sind laut Stadt schon wieder in Betrieb. Die am Südpark, Idenbrockplatz, am Sprickmannplatz und der Aabrücke-Bergstraße-Brunnen sollen ab Mai wieder laufen. Stimmt die Politik dem Vorschlag zu, gibt die Stadt in einem ersten Schritt vier Jahre lang 100.000 Euro aus, um die Brunnen wieder zum Laufen zu bekommen. In einem zweiten Schritt würde die Stadt dann 1,8 Millionen Euro bereitstellen müssen, um die Brunnen grundlegend zu sanieren. Außerdem müsste die Stadt nach dem Vorschlag Personal einstellen, um die Brunnen wieder zu betreiben. Im vergangenen Jahr habe man von 23 Brunnen neun in Betrieb nehmen können, schreibt die Verwaltung. Elf hätten trocken bleiben müssen, drei würden zurzeit saniert. (rhe)

+++ Über die verschiedenen Möglichkeiten, sich schnell über die Programme der Parteien für die Landtagswahl zu informieren, haben wir schon mehrfach berichtet. Eine Hilfe wollen wir Ihnen trotzdem noch vorstellen: den Klimawahlcheck. Den haben Klima-Aktivist:innen für die Wahl aus Nordrhein-Westfalen entwickelt. Er funktioniert aber etwas anders als der Wahl-O-Mat und seine Ableger. Sie müssen nicht ihre Einschätzungen zu bestimmten Fragen abgeben, sondern bekommen gleich das Ergebnis, wie sich die Parteien in welcher Klimafrage positioniert. Und wenn Sie noch mehr dazu wissen wollen: Schauen Sie einmal in unseren Veranstaltungstipps nach. Da ist etwas Interessantes zur Klimapolitik dabei. (sfo)

Corona-Update

+++ In Münster ist das Infektionsgeschehen weiter rückläufig. Zurzeit gelten 4.579 Menschen als nachweislich infiziert und von gestern auf heute meldete die Stadt 341 neue Infektionen. Im Schnitt haben sich in den letzten sieben Tagen 808 Menschen in Münster pro 100.000 Einwohner mit dem Coronavirus angesteckt. 62 Infizierte liegen im Krankenhaus, sieben von ihnen werden auf der Intensivstation behandelt. Drei Patient:innen müssen beatmet werden. Zwei Personen sind außerdem im Zusammenhang mit Covid-19 verstorben. Damit sind insgesamt 202 Münsteraner:innen seit Pandemiebeginn an oder mit Corona gestorben. (sfo)

+++ Trotz des rückläufigen Infektionsgeschehens macht die Coronapandemie weiterhin zu schaffen. Wie die Westfälischen Nachrichten berichten, hat das Franziskus-Hospital gerade mit Personalknappheit zu kämpfen. 40 Mitarbeitende könnten aufgrund einer Infektion nicht arbeiten, sodass die kardiologische Station im April geschlossen werden musste. Bis gestern war außerdem die Orthopädie des Krankenhauses nicht arbeitsfähig. Eine Sprecherin des Franziskushospital sagte den WN aber, dass Patient:innen mit Herzerkrankungen weiterhin behandelt werden könnten. (sfo)

Ein-Satz-Zentrale

+++ Auf dem Schlossplatz stehen bis Sonntag 50 Dinosaurier-Modelle. (Antenne Münster)

+++ Die AStA-Vorsitzende fordert die Revolution, der RCDS ihren Rücktritt. (Radio Q)

+++ Die LWL-Kommission Alltagskulturforschung und der Westfälische Heimatbund suchen Dachbodenfundstücke aus der Kolonialzeit. (LWL)

+++ Eltern aus Münster entwickeln eine App für Eltern aus Münster, die zum Beispiel zeigt, wo Spielplätze sind. (Eltern App Light Münster)

+++ Die CDU wünscht sich eine App, die in medizinischen Notfällen Hilfe holt. (CDU Münster)

+++ An der Fliednerstraße müssen viele Menschen am Donnerstag ab 8 Uhr ihre Wohnungen verlassen, weil der Kampfmittelräumdienst einen Blindgänger entschärft. (Stadt Münster)

+++ Eine neue Stadterkundungs-App zeigt unter anderem, wo in Münster die Straßenbahn fuhr. (Münster Marketing)

+++ In Göttingen dürfen Frauen in den Schwimmbädern ohne Bikini-Oberteil baden, in Münster noch nicht. (Westfälischen Nachrichten)

+++ Das Bistum will an der Annette-Allee ein Bad durch eine Kita ersetzen. (Westfälischen Nachrichten)

+++ Sascha Hildmann bleibt auch in der nächsten Saison Trainer von Preußen Münster. (100ProzentMeinSCP)

+++ Der Deutsche Gewerkschaftsbund hat gestern daran erinnert, wie im Jahr 1933 die Gewerkschaften zerschlagen wurden. (MünsterTube)

Unbezahlte Werbung

Vielleicht haben Sie in den letzten Jahren aus der Not eine Tugend gemacht und mal wieder ein verstaubtes Brettspiel aus dem Wohnzimmerregal gekramt. Wenn Sie dann Schach gespielt haben, dann liegen Sie sogar voll im Trend. Denn seit dem Netflix-Hit Das Damengambit ist Schach wieder in Mode gekommen. Und wenn Sie schon auf den Geschmack gekommen sind, können Sie Schach Niggemann in der Schadowstraße mal einen Besuch abstatten. Den Fachhandel gibt es schon seit 1985 und hat sich über die Jahre als Spezialist in der Schachwelt etabliert. Hier finden Sie nicht nur Spielfiguren und Schachbretter, sondern auch Lernmaterialien, Bücher und Software, um noch ein bisschen besser zu werden.

Hier finden Sie alle unsere Empfehlungen. Sollte Ihnen ein Tipp besonders gut gefallen, teilen Sie ihn gerne!

Unsere Empfehlung für Schach Niggemann ist übrigens eine von rund 250 unbezahlten Werbungen, die wir seit dem Start von RUMS für Sie gesammelt haben. In dieser Rubrik stellen wir Ihnen jede Woche Restaurants, Cafés, Geschäfte oder andere Angebote in Münster vor, die wir selbst ausprobiert haben und Ihnen wärmstens empfehlen. Wenn Sie neugierig sind, für was wir alles schon geworben haben, dann schauen Sie doch einmal auf unserer neuen Website vorbei. Hier finden Sie bereits eine ganze Reihe unserer Empfehlungen der letzten zwei Jahre. Vielleicht ist noch der eine oder andere Tipp darunter, den Sie noch nicht kennen? Wenn Sie selbst einmal eine besondere Empfehlung haben, dann schicken Sie uns gern einen Hinweis an redaktion@rums.ms. Und melden Sie sich auch gern, falls sich inzwischen Öffnungszeiten oder Adressen geändert haben. Und noch ein Hinweis: Wir haben unsere unbezahlte Werbung für alle freigeschaltet, teilen Sie unsere Empfehlungen also gerne, wenn Sie möchten.

Drinnen und Draußen

Die Tipps zu heute hat unsere neue Kollegin Viktoria Pehlke zusammengestellt.

+++ Der Kanuverein lädt zum Paddeltreff ein. Wer diesen Sommer das Münsterland vom Wasser aus erkunden möchte, kann am Donnerstag um 18 Uhr auf einer anfängerfreundlichen Strecke in den Sport reinschnuppern. Nicht-Vereinsmitglieder zahlen fünf Euro, Treffpunkt ist das Bootshaus des Kanu Vereins. Mehr Infos finden Sie hier.

+++ Was passiert beim Klimawandel mit Meeren, Wäldern, Mensch und Tier? Diese und viele weitere spannende Fragen diskutieren Landtagskandidat:innen am Mittwochabend im Schloss. Der Biologe Thomas Henningsen wird mit einem Vortrag eine Einführung in das Thema geben. Beginn ist 19 Uhr im Hörsaal S10.

+++ Die Organisation Art meets Education gibt Kindern auf den Philippinen Workshops zu analoger Fotografie und verkauft ihre Kunstwerke in Deutschland als Prints. Die Erlöse ermöglichen ihnen eine Schulausbildung. Im Fyal findet am Freitag, den 6. Mai ab 19 Uhr eine Vernissage mit den Kunstwerken der Kinder statt – alle Spenden gehen an den Verein Art meets Education.

+++ Eine gerechte Flüchtlingspolitik muss für alle geflüchteten Menschen gelten, unabhängig von ihrer Herkunft. Unter dem Leitspruch „Kein Mensch ist illegal“ ruft die Seebrücke Münster am Samstag um 13 Uhr zur Demonstration auf – für mehr Solidarität und gegen Diskriminierung. Treffpunkt ist die Windthorststraße am Hauptbahnhof. (Korrekturhinweis: Wir hatten zunächst geschrieben, die Demo finde am Freitag statt. Wir haben das korrigiert.)

+++ Ein ungewöhnliches Leben führt Johann Scheerer nicht nur, weil er in seinem Studio in Hamburg mit international renommierten Musiker:innen wie At the Drive-In, Alice Phoebe-Lou, Rocko Schamoni oder Peter Doherty zusammenarbeitet. Scheerer ist auch der Sohn von Jan Philipp Reemtsma, der um Ostern 1996 jeden Tag die deutschen Nachrichtensendungen und Zeitungen beschäftigte. Der Multimillionär wurde damals entführt und 33 Tage lang festgehalten, bevor er gegen die Zahlung eines hohen Lösegeldes freigelassen wurde. 22 Jahre später veröffentlichte Johann Scheerer seine Erinnerungen an diese Zeit, in Form des wirklich beeindruckenden und mitreißenden Romans „Wir sind dann wohl die Angehörigen“. Drei Jahre später, 2021, folgte das zweite Buch „Unheimlich nah“, das die Zeit nach der Entführung beschreibt. Nun ist Scheerer auf Lesetour, auf der er auch Songs spielt, die er in der Phase nach der Entführung geschrieben hat. Für den Abend in der Pension Schmidt (17. Mai, 19 Uhr) verlosen wir zwei Mal zwei Gästelistenplätze. Wer interessiert ist, schreibt uns hier.

+++ Das zweite Festival der Vielfalt am Donnerstag fällt aus, teilen die Veranstalter mit. Im November soll es in etwas kleinerer Form nachgeholt werden. Die Podiumsdiskussion zum Thema Wohnen am Donnerstag um 19 Uhr im Paul-Gerhardt-Haus, die wir im letzten RUMS-Brief angekündigt hatten, findet trotzdem statt.

+++ Der 8. Mai ist der Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus. Das Stadtensemble veranstaltet an diesem Tag (Sonntag) im Amtsgericht eine Lesung in sechs Runden. Gelesen wird aus „Die Ermittlung“ von Peter Weiss, und zwar von 0 bis 24 Uhr, die Vorstellungen beginnen jeweils um 0 Uhr, 4 Uhr, 8 Uhr, 12 Uhr, 16 Uhr und 20 Uhr. Die Spielzeit dauert jeweils drei Stunden. Das Ganze findet in Kooperation mit dem Theater Münster, dem Friedensbüro und der Villa ten Hompel statt. Am 11. Mai (Mittwoch) gibt’s dazu auch noch eine Diskussionsveranstaltung.

Am Freitag schreibt Ihnen Sebastian Fobbe. Haben Sie bis dahin eine gute Woche.

Herzliche Grüße
Constanze Busch und Ralf Heimann

Mitarbeit: Sebastian Fobbe, Jan Große Nobis, Viktoria Pehlke

Lektorat: Antonia Strotmann

PS

Wir hoffen, Ihnen gefällt der neue RUMS-Brief. Und wir freuen uns, wenn Sie uns per E-Mail oder in die Kommentare schreiben, was Sie gut oder nicht so gut finden.

Wir möchten Sie hier außerdem noch auf eine weitere Neuerung hinweisen, die uns sehr wichtig ist. Ab heute nennen wir unter unseren Texten nicht nur die Namen der Kolleg:innen, die daran mitgearbeitet haben. Sondern wir schreiben Ihnen auch, wer einen Brief oder Beitrag lektoriert hat. Das hätten wir eigentlich schon längst tun sollen, aber wir sind ehrlich: Wir haben nicht daran gedacht, weil es bisher im Journalismus noch nicht üblich ist. Höchste Zeit, dass sich das ändert. Unsere inzwischen fünf Lektorinnen finden und korrigieren nicht nur die letzten Fehler, sondern geben unseren Texten einen letzten Schliff, bevor wir sie Ihnen schicken. Sie weisen uns auf offene Fragen oder Unklarheiten hin, die uns selbst nicht auffallen, wenn wir uns sehr tief in ein Thema eingegraben haben. Und sie glätten unelegante oder komplizierte Formulierungen, die wir am Ende eines langen Schreibtages selbst auch nicht mehr sehen. Ohne sie wäre RUMS also nicht so gut, wie es hoffentlich ist. Und das möchten wir ab jetzt auch für Sie sichtbar machen.

Ihnen gefällt dieser Beitrag?

Wir haben Ihnen diesen Artikel kostenlos freigeschaltet. Doch das ist nur eine Ausnahme. Denn RUMS ist normalerweise kostenpflichtig (warum, lesen Sie hier).

Mit einem Abo bekommen Sie:

  • 2x pro Woche unsere Briefe per E-Mail, dazu sonntags eine Kolumne von wechselnden Autor:innen
  • vollen Zugriff auf alle Beiträge, Reportagen und Briefe auf der Website
  • Zeit, sich alles in Ruhe anzuschauen: Die ersten 6 Monate zahlen Sie nur einen Euro.

Wir freuen uns sehr, wenn wir Sie ab heute in der RUMS-Community begrüßen dürfen!

Bitte melden Sie sich an, um zu kommentieren.
Anmelden oder registrieren