2022 ist nicht 2015 | Musik-Campus weiter auf der Kippe | Kulta App

Porträt von Sebastian Fobbe
Mit Sebastian Fobbe

Guten Tag,

fühlen Sie sich im Moment auch oft an das Jahr 2015 erinnert? Es war das Jahr, in dem sich 60 Millionen Menschen weltweit auf die Flucht gemacht haben. Davon kamen allein 1,1 Millionen Geflüchtete nach Deutschland. Nun scheint sich die Geschichte zu wiederholen, so zumindest der Eindruck.

Und das ist nicht ganz unbegründet. Das verdeutlichen zwei Zahlen: 2015 hat Münster knapp 3.000 Geflüchtete aufgenommen, 2022 sind nur einen Monat nach dem Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine schon etwa 1.200 Menschen in die Stadt geflüchtet.

Für die Städte ist das eine große Herausforderung. Immerhin besteht kein Zweifel daran, dass sie die Ukrainer:innen aufnehmen und versorgen müssen. Das ist auch die zentrale Botschaft, die Markus Lewe Anfang März in seiner Funktion als Städtetagspräsident in einem Interview bei WDR 5 vermittelte. Er sagte: Die Kommunen stünden auf Standby, sie müssten nur die Infrastruktur von 2015 hochfahren, um den Geflüchteten zu helfen, all das sei kein Problem. Damit wollte Lewe anscheinend etwas anderes sagen: Wir haben die Situation im Griff, es besteht kein Grund zur Sorge.

Interessant ist, was Lewe verschwiegen hat: Die bestehende Infrastruktur wird der Lage nicht gerecht. 2022 ist eben nicht 2015 – es gibt an einigen Stellen strukturelle Unterschiede, auf die Münster eine Antwort finden muss.

Schauen wir uns einmal drei Unterschiede genauer an:

Unterschied 1: Die Stadt muss die Geflüchteten unterbringen

Die Aufnahme von Geflüchteten ist eigentlich eine Aufgabe des Landes. Seit Ende 2017 wendet Nordrhein-Westfalen ein dreistufiges Aufnahmeverfahren an. Die Schutzsuchenden müssen drei Stationen durchlaufen, bevor sie anerkannt und einer Kommune zugeteilt werden. Das funktioniert so:

  • Zuerst kommen die Geflüchteten nach Bochum. Dort wird nur ihre Identität in einer zentralen Einrichtung festgestellt, das Ganze dauert höchstens ein paar Stunden.
  • Danach werden die Geflüchteten in eine Erstaufnahmeeinrichtung gebracht. Die von Münster aus nächstgelegene Unterkunft befindet sich in Unna. Dort können die Geflüchteten einen Asylantrag stellen und maximal anderthalb Wochen bleiben.
  • Erst danach geht es weiter in die Zentrale Unterbringungseinrichtung, kurz ZUE. Das Land unterhält zurzeit 28 dieser Unterkünfte, eine davon ist die ehemalige York-Kaserne. In der ZUE entscheidet sich für die Asylsuchenden alles: Bleiben sie als anerkannte Geflüchtete in Deutschland oder müssen sie das Land wieder verlassen? Bis diese Frage geklärt ist, vergeht viel Zeit. Bis zu 24 Monate können Schutzsuchende in einer ZUE bleiben. So lange kümmert sich das Land NRW um die Geflüchteten; erst nach ihrem Auszug kommen sie in eine Kommune, die für sie verantwortlich ist.

Dieses geordnete Verfahren griff in den ersten Wochen nicht, denn die Ukraine ist ein Sonderfall. Anders als Geflüchtete aus Syrien oder Afghanistan können Ukrainer:innen recht einfach nach Deutschland einreisen und müssen deshalb das Drei-Stufen-Prozedere auch nicht durchlaufen.

Seit 2017 können Ukrainer:innen für 90 Tage ohne Visum in Deutschland bleiben, vorausgesetzt, sie besitzen einen biometrischen Reisepass. Haben sie so einen Pass nicht, ist das im Moment kein Problem, denn bis zum 23. Mai brauchen Ukrainer:innen in Deutschland keinen Aufenthaltstitel. Und auch wenn die 90-Tage-Frist abgelaufen ist, können die Geflüchteten ihren visumfreien Aufenthalt unkompliziert bei der Ausländerbehörde verlängern, schreibt das Bundesinnenministerium auf seiner Website. Dort steht auch, dass Geflüchtete aus der Ukraine keinen Asylantrag in Deutschland stellen müssen.

Für Städte wie Münster bedeutete dieses ungeregelte Verfahren aber eines: viel Arbeit. Die Kommunen müssen die Geflüchteten registrieren, versorgen und unterbringen, bis eine andere Unterkunft gefunden ist. Das sind alles Aufgaben, die normalerweise das Land übernimmt, und die für Geflüchtete aus anderen Ländern als der Ukraine auch weiterhin bestehen bleiben.

Immerhin soll jetzt die Verteilung über die Bundesländer geordnet werden: Seit dem 16. März teilen sich die Länder die Geflüchteten nach dem sogenannten Königsteiner Schlüssel auf. Er legt fest, welchen Anteil der Geflüchteten ein Bundesland aufnehmen muss. Der Schlüssel ergibt sich zu einem Drittel aus der Einwohnerzahl und zu zwei Dritteln aus den Steuereinnahmen der Länder. NRW muss sich danach um rund ein Fünftel (21 Prozent) aller nach Deutschland geflüchteten Menschen aus der Ukraine kümmern.

Auf jeden Fall werden immer mehr Menschen nach Münster kommen, solange der Krieg andauert. Dafür braucht die Stadt Personal, das aktuell nicht so einfach zu bekommen ist. Laut Betreuungsschlüssel der Stadt soll ein:e Sozialarbeiter:in für 100 Geflüchtete zuständig sein (das können zwei Personen mit jeweils einer halben Stelle sein). Ob der Betreuungsschlüssel erfüllt ist, wissen wir nicht. Die Stadt bekommt zurzeit wegen der hohen Zahl an Schutzsuchenden Hilfe von Organisationen wie den Alexianern. Genau beziffern lasse sich die Zahl der Hilfskräfte aber nur schwer.

Unterschied 2: Wir haben eine Pandemie

Durch die Coronapandemie drängt sich eine Frage auf, die 2015 noch nicht so sehr im Fokus stand: Wie werden die Ukrainer:innen krankenversichert? Und wie können sie sich vor einer Infektion schützen? Das ist neben der Registrierung und Unterbringung eine dritte Aufgabe, für die Kommunen jetzt zuständig sind.

Die Krankenversicherung ist dabei das kleinste Problem. Den Schutz der Ukrainer:innen regelt das Asylbewerberleistungsgesetz. Sie stellen zwar in aller Regel keinen Asylantrag, haben aber trotzdem Anspruch auf Leistungen. Eine dieser Leistungen ist die Krankenversicherung mit elektronischer Gesundheitskarte, die in Münster die Techniker Krankenkasse ausstellt.

Beim Infektionsschutz sieht es anders aus. Die Ukraine gehört zu den Ländern in Europa mit der niedrigsten Impfquote: Nur jede:r Dritte ist doppelt geimpft und weniger als zwei Prozent haben eine Boosterimpfung erhalten. Hinzu kommt: Die Ukraine hat teilweise den chinesischen Impfstoff Sinovac und das russische Produkt Sputnik gespritzt. Beide Impfstoffe sind hier nicht zugelassen. Heißt: Wer damit immunisiert worden ist, gilt in Deutschland als ungeimpft. Das senkt die geringe Impfquote noch weiter.

Der Impfschutz dürfte aber eine große Rolle spielen bei der Aufnahme der Geflüchteten. Durch die hohen Fallzahlen in Deutschland arbeiten die Gesundheitsämter zurzeit ohnehin am Limit. Wie aber sollen sich die Geflüchteten vor Ansteckung schützen, wenn sie zumindest eine Zeitlang auf beengtem Raum in Massenunterkünften leben?

Die Lösung heißt da: mehr testen, mehr beraten, mehr überzeugen. Laut Stadt ist dafür ein russischsprachiger Arzt in der Oxford-Kaserne eingesetzt. Dort liegt auch Infomaterial auf Ukrainisch aus. Außerdem teilt die Stadt auf Anfrage mit, dass sie den Ukrainer:innen ab dieser Woche verstärkt Impfangebote machen will.

Belastbare Zahlen darüber, ob und in welchem Umfang die Ukrainer:innen die bisherigen Impfangebote wahrgenommen haben, habe man nicht, teilt die Stadt mit. Sie verweist darauf, dass sich die Geflüchteten theoretisch überall impfen lassen könnten.

Unterschied 3: Die Solidarität ist riesig, schafft aber auch Probleme

In den Nachrichten rund um den Krieg in der Ukraine leuchtet immer wieder ein Hoffnungsschimmer auf: Die Hilfsbereitschaft der Menschen ist sehr groß. Viele spenden Geld oder Gegenstände an die Geflüchteten oder nehmen sie sogar bei sich zu Hause auf. Von den mehr als 1.000 Ukrainer:innen, die Münster bislang aufgenommen hat, leben 187 laut Stadt bei Privatpersonen.

Offenbar lädt die Notlage der Menschen aber auch dazu ein, aus ihrer Situation Profit zu schlagen. Die Stadt teilte letzte Woche mit, dass an einigen Einrichtungen unbekannte Männer bereits versucht hätten, geflüchtete Ukrainerinnen in ihre Autos zu locken. Es meldeten sich sogar Menschen, die sehr genaue Vorstellungen vom Alter, Geschlecht und Gewicht der Menschen hatten, die sie aufnehmen wollten. In einem zweiten Schritt planten sie gleich die Hochzeit.

Derartige Wohnangebote vermittle die Stadt nicht, hieß es. Generell versuche man, bei der Vermittlung in private Unterkünfte Fingerspitzengefühl zu beweisen. Denn es habe schon Fälle gegeben, in denen Geflüchtete wieder aus den Privatunterkünften ausgezogen seien. Entweder aus ganz pragmatischen Gründen, zum Beispiel, weil sie doch bei Verwandten unterkommen konnten. Oder weil es den Gastgeber:innen zu viel wurde.

Der Stadt sei ein Fall bekannt, bei dem eine Frau aus der Ukraine zu ihrem eigenen Schutz wieder aus einer Privatwohnung auszog. Ob die Frau Anzeige erstattet hat, sei nicht bekannt. Aber sie werde von geschultem Personal der Stadt betreut.

Grundsätzlich prüfe die Stadt die Wohnungen vorab, um zu schauen, ob alles passt. Stimmt die Chemie zwischen den Bewohnenden? Können sich alle mit der neuen Situation arrangieren? Und überhaupt: In welchem Zustand ist die Wohnung? Ist sie zum Beispiel für gehbehinderte Geflüchtete barrierefrei?

Die Lösung muss von oben kommen

Registrierung, Unterbringung, Impfschutz, Wohnraumvermittlung – Münster muss zurzeit viele Aufgaben stemmen. Der Aufwand wird wohl auf absehbare Zeit nicht abnehmen. Es wäre aber unfair zu sagen, die Stadt sei nicht gut auf die Geflüchteten vorbereitet gewesen. Einige der strukturellen Defizite sind Altlasten aus dem Jahr 2015.

Dass die Kommunen selbst die Geflüchteten registrieren und zum Teil auch privat unterbringen, wirkt zunächst wie ein großes Aufnahmechaos. Dominik Hüging sieht darin eher eine schnelle und pragmatische Lösung. Er arbeitet für die Gemeinnützige Gesellschaft zur Unterstützung Asylsuchender (GGUA) in Münster. Und er sagt, in vielen Punkten sei die gegenwärtige Praxis das Wunschszenario der GGUA und auch anderer Menschenrechtsorganisationen. Die Ukrainer:innen müssten nicht das dreistufige Aufnahmeprozedere in NRW durchlaufen, sondern könnten unkompliziert bei Verwandten, Freund:innen oder hilfsbereiten Menschen wohnen. Die Sammelunterkünfte der Stadt seien nur eine Zwischenstationen für wenige Wochen. Und die Ukrainer:innen könnten sofort arbeiten, ohne eine Erlaubnis beantragen zu müssen.

All das sei richtig und begrüßenswert, sagt Hüging, aber diese unkomplizierten Regeln gälten eben nicht für alle Geflüchteten. Seine Kritik hat Hüging in einem offenen Brief aufgeschrieben. In dem Brief wirbt er dafür, diesen Tunnelblick zu weiten. Zum Teil gehe die richtige Solidarität mit den Ukrainer:innen auch zu Lasten derjenigen Geflüchteten, die länger hier leben. Hüging selbst arbeitet in der Unterkunft auf dem Gelände der früheren York-Kaserne. Sie sei seit Beginn des Krieges überbelegt, in vielen Mehrbettzimmern stünden jetzt noch mehr Betten. Einige Bewohner:innen in der York-Kaserne fragten sich nun zu Recht, was mit ihnen sei, ob ihnen jetzt auch jemand helfe oder ob man sie schlicht vergessen habe, berichtet Hüging.

An dieser großen Stellschraube kann Münster aber kaum drehen, denn hier geht es um den Rechtsrahmen. Die große Lösung muss von Bund und Ländern kommen. Einzig in einem Punkt kann Münster gezielt handeln: Die Stadt kann Wohnraum schaffen. Aber dass der hier knapp ist, ist leider keine Neuigkeit.

Korrekturen und Ergänzungen

In meinen letzten RUMS-Brief habe ich über das Phänomen Doomscrolling geschrieben. Das englische Wort „doom” habe ich dabei übersetzt mit „Untergang”. Danach hat sich ein aufmerksamer Leser bei mir gemeldet, der englischer Muttersprachler ist und mich darauf aufmerksam gemacht hat, dass „doom” nicht „Untergang”, sondern eher „Verhängnis” bedeutet. Laut Langenscheidt geht beides. Aber einen Unterschied macht es natürlich schon. Dieses Wort ist mir in diesem Fall zwar zum Verhängnis geworden, aber das ist hoffentlich nicht der Untergang. Auch nach einem sechssemestrigen Englisch-Studium liegt man manchmal knapp daneben.

Und noch eine Korrektur zur Kolumne von Carla Reemtsma am Sonntag. In einer ersten Version stand im Text, Nordrhein-Westfalen sei nicht nur das einwohnerreichste Bundesland, sondern auch flächenmäßig das größte. Das stimmt nicht. Baden-Württemberg, Niedersachsen und Bayern sind flächenmäßig größer. Wir haben das korrigiert.

Engagement in Münster: Unsere Interviews aus der RUMS-Hütte zum Nachlesen

Infobox-Grafik mit Icon eines Menschen mit einer Hütte und einem Mikrofon

#12 Weitblick

In den letzten Wochen haben wir Ihnen in unserer Reihe Engagement in Münster zahlreiche Menschen vorgestellt, die sich in der Stadt engagieren. Heute schalten wir das letzte Interview aus dieser Reihe für Sie frei. Darin hat Eva Strehlke mit Helen Schlüter von der Studierendeninitiative Weitblick Münster darüber gesprochen, warum sie sich für gerechtere Bildungschancen einsetzt und was man beim Schulbau in Benin alles lernen kann. Das Interview finden Sie hier.

Wenn Sie eins unserer Interviews verpasst haben sollten oder wenn Sie sich über eine der Organisationen noch einmal informieren möchten: Unsere zwölf Interviews sowie alle wichtigen Informationen zu unseren Gesprächspartner:innen und deren Engagement finden Sie auf dieser Seite:

In aller Kürze

+++ In der Grünen-Fraktion hätte am Montagabend eine Entscheidung über den Musik-Campus fallen können, aber das ist noch nicht passiert. Die Situation ist verfahren. Bei der Mitgliederversammlung in der vergangenen Woche sprach Fraktionssprecher Christoph Kattentidt von einer hauchzarten Mehrheit für den Campus in der Fraktion. Die Mitglieder der Partei entschieden sich deutlich dagegen. Stimmt die Fraktion nun trotzdem dafür, setzt sie sich über das Votum der Mitglieder hinweg. Stimmt sie dagegen, gibt’s Probleme in der Koalition, denn die SPD tendiert zu einem Ja. Und das würde bedeuten: Eine Mehrheit für den Campus könnte sich auch ohne die Grünen finden, denn die CDU ist in jedem Fall dafür. Dann hätten die Grünen dagegen gestimmt, den Campus aber nicht verhindert. Dazu stünde die Koalition vor einer harten Probe. Und nun? Eine Mehrheit gegen den Campus ist unwahrscheinlich. Eine Möglichkeit wäre, die Abstimmung innerhalb der Koalition freizugeben. Das Ergebnis wäre wahrscheinlich eine Mehrheit für den Campus. Platzen könnte dann alles trotzdem noch. Die Koalition könnte in ein Ja-Votum eine Reißleine montieren – Bedingungen, die das Projekt zum Scheitern bringen, wenn sie nicht erfüllt sind, zum Beispiel Bedingungen zur Finanzierung. Ob man das Projekt dann in einem so späten Stadium noch stoppt, wäre wieder eine andere Frage. In einer Woche wissen wir vermutlich mehr.

+++ Die Stadt richtet zwei Notunterkünfte für Geflüchtete aus der Ukraine her, berichten die Westfälischen Nachrichten. Damit will sie insgesamt Plätze für 800 Schutzsuchende schaffen, 600 in der Halle Münsterland und 200 in der Dreifachhalle Roxel. Die Bezirksregierung will außerdem 5.000 neue Plätze schaffen.

+++ Kennen Sie diese beiden Männer? Sie haben in Münster an den Corona-Demonstrationen teilgenommen. Die Polizei sucht sie nun wegen des Verdachts der Volksverhetzung. Der eine Mann fiel bereits bei einem Spaziergang Ende letzten Jahres auf. Er trug einen gelben Davidstern mit der Aufschrift „0G” an der Jacke. Der andere Tatverdächtige geriet Mitte Januar in den Fokus der Polizei. Er führte während der Demonstration ein kleines Plakat mit sich, auf dem Sätze standen, die das Impfen mit den Taten des NS-Verbrechers Josef Mengele verglichen.

+++ Seit heute früh führen verschiedene Strafverfolgungsbehörden in ganz Deutschland Razzien im Zusammenhang mit Hass-Postings im Internet durch. Wie der WDR meldet, finden Durchsuchungen auch in Münster statt. Mit dem heutigen Aktionstag will das Bundeskriminalamt gegen die Verfasser:innen von Hasskommentaren gegen bundesweit bekannte Politiker:innen, gezielte Falschmeldungen und Falschzitate sowie Diffamierungen und Diskreditierungen im Netz vorgehen. Zwei Drittel der Opfer sind übrigens Frauen.

Korrekturhinweis: In einer früheren Version hieß es an dieser Stelle, dass zwei Drittel der Beschuldigten Frauen sind. Das ist falsch, wir haben den Fehler korrigiert.

+++ Zum Schluss noch eine Service-Meldung: Von 1. bis 21. Mai findet das Stadtradeln statt, zu dem Sie sich seit dieser Woche in Teams ab zwei Personen anmelden können. Fahrrad fahren ist ja in Zeiten steigender Spritpreise keine allzu schlechte Idee.

Corona-Update

+++ Auch in dieser Woche hat die Stadt einen neuen Corona-Rekord aufgestellt. Diesmal ist die Sieben-Tages-Inzidenz erstmals seit Pandemiebeginn über 2.000 gestiegen. Heute ist Wocheninzidenz leicht gesunken auf 1.921 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner:innen in den vergangenen sieben Tagen. Zurzeit sind 9.523 Münsteraner:innen nachweislich mit dem Coronavirus infiziert. 92 Covid-Patient:innen liegen im Krankenhaus, zwölf davon auf der Intensivstation und fünf werden beatmet.

+++ Die Stadt meldet heute außerdem einen neuen Todesfall im Zusammenhang mit dem Coronavirus. Eine 92-jährige Frau ist mit Covid-19 gestorben. Sie ist das 186. Todesopfer seit Beginn der Coronapandemie.

+++ Während die Fallzahlen steigen, streitet die Landespolitik über den richtigen Umgang damit. Mit dem neuen Infektionsschutzgesetz gelten die meisten Coronamaßnahmen zwar nicht mehr, sie können aber mit der sogenannten Hotspot-Regelung reaktiviert werden. Ab welchem Inzidenzwert ein Ort zum Hotspot wird, darüber sagt das Gesetz nichts. Die Regelung greift erst, wenn eine gefährliche Virusmutation auftaucht oder das Gesundheitssystem überlastet ist. Für die Grünen im Düsseldorfer Landtag ist das bereits jetzt für ganz NRW der Fall, die SPD dagegen erkennt regionale Hotspots, die FDP gar keine. Ministerpräsident Hendrik Wüst scheint jedenfalls nicht angetan zu sein von dem Infektionsschutzgesetz. Für ihn sei es laut dpa „das exakte Gegenteil” dessen, was die Länder bräuchten, um adäquat auf die Pandemie reagieren zu können.

+++ Der Krieg in der Ukraine beeinflusst inzwischen auch die Pandemiebekämpfung: Letzte Woche teilte die Nachrichtenagentur Reuters mit, dass die Weltgesundheitsorganisation im Zuge der Russlandsanktionen die Prüfung des Impfstoffes Sputnik V aussetzt.

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Drinnen und draußen

+++ Wenn Sie unsere Briefe aufmerksam verfolgen, wissen Sie, dass Verkehr eines unserer Dauerthemen ist. Wenn Sie das genauso interessiert, dürfte die morgige Podiumsdiskussion zur Verkehrswende in Münster etwas für Sie sein. Diskutieren werden der ehemalige Kopenhagener Bürgermeister für Umwelt und Technik Morten Kabell, die Klimaaktivistin Hanna Harhues und Verkehrspolitiker und Ratsfraktionssprecher der Linken Ulrich Thoden. Und wenn Sie sich auch beteiligen möchten, dann geht das im Anschluss an die Podiumsdiskussion. Sie können sich noch bis morgen Mittag mit einer E-Mail an diese Adresse anmelden. Die Diskussion beginnt dann um 19 Uhr im Begegnungszentrum Meerwiese.

+++ Und wo wir gerade dabei sind: Der Verkehrsclub VCD diskutiert am Samstag über die Mobilitätswende im Münsterland, vor allem über den Busverkehr. Auf dem Podium hier unter anderem: Stadtwerke-Geschäftsführer Frank Gäfgen, der frühere Stadtwerke-Nahverkehrsleiter und heutige Verkehrsplaner Reinhard Schulte sowie Gregor Speer und Joachim Künzel von den beiden Verbänden, die den Nahverkehr in der Region organisieren (ZVM und NWL). Los geht es am Samstag um 10.15 Uhr in der Mensa der Gesamtschule Münster Mitte. Genaueres hier. (Korrekturhinweis: Wir hatten zunächst eine falsche Anfangszeit angegeben. Das haben wir korrigiert.)

+++ Das Kunstmuseum Pablo Picasso zeigt aktuell avantgardistische Werke afrikanischer Künstler:innen. Aber afrikanische Kunst in europäischen Museen sollte gerade vor dem Hintergrund der Raubkunst und Kolonialherrschaft reflektiert werden. Das tut Felipe Espinoza Garrido von der Uni Münster morgen in seinem Vortrag über das Museum als Ort der Machtausübung. Er beginnt um 19 Uhr im Studiensaal des Picassomuseums. Anmelden können Sie sich mit einer E-Mail an diese Adresse.

+++ Über uns Journalist:innen und „die Medien” gibt es viele Klischees. Einige davon greift das neue Theaterstück „Das Interview” im Kleinen Bühnenboden auf. Als ehemaliger Kriegsberichterstatter soll ein Politikredakteur in seiner Midlife-Crisis eine junge Schauspielerin interviewen. So richtig ernst scheint er seine Interviewpartnerin aber nicht zu nehmen und gut vorbereitet ist er auch nicht. Eine Tatsache, die offenbar auf Gegenseitigkeit beruht: Die Schauspielerin hat nämlich auch keine Lust. Trotzdem müssen die beiden ihre Aufgabe erfüllen. Er soll ihr etwas Intimes entlocken, sie muss sich geschickt inszenieren. Und weil wir hier bei RUMS immer für eine gute Medienkritik zu haben sind, weisen wir Sie gerne auf die Premiere am Freitag hin. Ein paar vereinzelte Karten gibt es noch hier. Aber keine Sorge, ab April warten noch weitere Termine.

+++ Und zum Schluss noch zwei Gewinner: Im RUMS-Brief am Freitag haben wir zweimal zwei Karten für das Konzert der Band Das Lumpenpack am 29. Mai im Skaters Palace verlost. Stellen Sie sich jetzt bitte einen anschwellenden Trommelwirbel vor. Gewonnen haben: Felix Krapp und Joachim Bothe. Herzlichen Glückwunsch. Ihre Namen stehen am 29. Mai auf der Gästeliste.

Am Freitag schreibt Ihnen Johanne Burkhardt. Ich wünsche Ihnen eine schöne Woche.

Herzliche Grüße

Sebastian Fobbe

Mitarbeit: Johanne Burkhardt, Ralf Heimann

PS

Wer im Kuhviertel unterwegs ist und vom Rosenplatz zur Universitätsstraße will, hat sich bestimmt schon gewundert, was da los ist. Am Ende der Route steht eine Baustelle, die den Weg versperrt. Die Umleitung führt über die Wilmergasse an den Schlossplatz. Das große Schild, das am Rosenplatz steht, erweckt aber den Eindruck, die Überwasserstraße sei gesperrt. Dieselbe Irreführung findet sich auch an der Ecke Frauenstraße/Krummer Timpen. Das Schild dort ist auch so aufgestellt, dass man meinen könnte, die Frauenstraße sei gesperrt. Haben Sie den Überblick schon verloren? Dann können Sie sich hier und hier ein Bild von der Irre…, äh Verkehrsführung machen.

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