- Newsletter
- Briefe
- Brief von Sebastian Fobbe
Notfallplan: Studierende brauchen Gas | Der Mann auf dem Kran – einige Antworten | Faire Frauenmode von Clara Himmel
Guten Tag,
für viele junge Menschen in Münster war gestern ein aufregender Tag. Sie haben ihre Ausbildung begonnen. Ende Juli zählte die Handwerkskammer Münster 3.658 Ausbildungsverträge, die IHK Nordwestfalen 6.870. Das ist nach dem coronabedingten Einbruch am Ausbildungsmarkt eine gute Nachricht.
Aber diese Nachricht hat auch eine Kehrseite: Rund 1.400 Jugendliche finden im Münsterland keinen Ausbildungsplatz, obwohl fast 5.000 Stellen frei sind. Mit dem vielzitierten Hang zur Akademisierung oder angeblichen Bildungsmangel hat das aber wenig zu tun. Im aktuellen Berufsbildungsbericht werden hingegen mehrere Punkte genannt, die die Suche nach einem Ausbildungsplatz erschweren: Wer älter als 20 Jahre alt ist, keinen deutschen Pass hat, von der Hauptschule kommt und/oder schon eine Ausbildung abgebrochen hat, hat es deutlich schwerer am Ausbildungsmarkt.
Man könnte es aber auch platter formulieren: Die Ausbildungsbetriebe betreiben eine Bestenauslese. Denen, die durch dieses Raster fallen, will die Bundesregierung mit einer Ausbildungsgarantie helfen. Das würde bedeuten, dass eine duale Ausbildung in jedem Fall möglich ist, zur Not mit überbetrieblichen Angeboten. Einen solchen Rechtsanspruch auf Berufsausbildung gibt es seit 2017 in Österreich für Jugendliche und junge Erwachsene bis 25 Jahre.
Das Problem ist nur: Die deutsche Wirtschaft will diese Ausbildungsgarantie nicht. Sie findet, es gebe schon genug Lehrstellen – was ja die Statistik auch belegt. Sie sieht eher einen Bewerbermangel – was aber am demografischen Wandel liegt. Aber ob diese Ausbildungsgarantie überhaupt eingeführt wird, ist sowieso fraglich: Die Große Koalition hatte sie 2013 auch schon im Koalitionsvertrag. (sfo)
+++ Für den Superbiomarkt läuft’s im Moment nicht so super. Erst vor wenigen Tagen schloss die Filiale in Hamburg. Jetzt ist klar: Das ist nicht das einzige Problem. Laut einer Pressemeldung hat das Unternehmen ein sogenanntes Schutzschirmverfahren beantragt – ein spezielles Insolvenzverfahren, das es der Kette ermöglichen soll, aus eigener Kraft wieder auf die Beine zu kommen. Laut der Mitteilung haben „massive Kostenexplosionen“ bei Energie, Mieten und Produkten das Unternehmen in die roten Zahlen gebracht. Die guten Nachrichten: Die Filialen blieben geöffnet, Gehälter seien gesichert, schreibt die Kette in ihrer Mitteilung. (rhe)
+++ Um das Flughafenjahr journalistisch zu begleiten, genügen im Grunde zwei Meldungen. Streicht eine Fluggesellschaft, wie vor einer Woche geschehen, sechs Verbindungen, lautet die eine davon: FMO im Sinkflug. Nach Adana, Ankara, Faro und Funchall kommt man aus Greven bald gar nicht mehr direkt, auf die Insel Kos nur noch einmal pro Woche, was der Flughafen aber nach eigenen Angaben kompensieren kann, und das führt zur zweiten Meldung. Ansonsten läuft es zurzeit offenbar prächtig. Der FMO meldet eine „Rekordsaison“ mit besseren Buchungszahlen im April, Mai und Juni als vor der Krise. Und wie könnte man das jetzt zusammenfassen? Damit sind wir bei der zweiten Meldung aus dem Werkzeugkasten. Sie haben sie natürlich längst erraten: FMO im Aufwind. Herzlichen Glückwunsch zum Flughafen-Fachjournalismus-Diplom. (rhe)
+++ Eine in diesen Zeiten ungewöhnliche Meldung: Die LVM-Krankenversicherung zahlt Beiträge zurück. Zur Sicherheit noch einmal: Die LVM-Krankenversicherung zahlt Beiträge in Höhe von fast 17 Millionen Euro zurück. Im Schnitt gehe es um mehr als 600 Euro pro Vertrag, schreibt das Unternehmen. Es geht hier allerdings – das ist der kleine Haken – um Privatversicherte. Für alle anderen geht es wie gewohnt weiter mit schlechten Nachrichten: Gesetzlich Versicherte müssen im nächsten Jahr voraussichtlich mehr zahlen. (rhe)
+++ Nach dem Tod der CDU-Politikerin Sybille Benning am Freitag schreibt die Grünen-Bundestagsabgeordnete Maria Klein-Schmeink, Benning sei es nie um Profilierung gegangen. Sie habe immer versucht, die Menschen zusammenzuführen und Gutes zu bewegen. Sybille Benning trat erst mit 40 Jahren in die CDU ein. Bis 2013 saß sie im Rat der Stadt. Danach holte sie zwei Mal das Direktmandat für den Bundestag. Dort engagierte sie sich vor allem in der Forschungs- und Wissenschaftspolitik. Die Natur lag ihr am Herzen: Vor ihrer Wahl in den Bundestag leitete Sybille Benning ein Gartenbauunternehmen. Sie züchtete Bienen, im Wahlkampf verschenkte sie kleine Gläschen mit selbstgemachtem Honig. Als sie sich aus der Politik zurückzog, nannte sie gesundheitliche Gründe. Zuletzt war sie Präsidentin des Deutschen Roten Kreuzes in Münster. Die CDU-Kreisvorsitzende Simone Wendland schreibt in ihrem Nachruf, Sybille Benning sei ein bisschen wie Münster gewesen: bodenständig und weltoffen. (rhe/sfo)
Notfall ohne Studierende
Manchmal erscheinen Studien, bei denen man sich fragt: Hätte man sich das nicht gleich denken können? Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung hat vor Kurzem so eine Studie veröffentlicht. Die vier an der Studie beteiligten Volkswirt:innen beweisen darin: Wer wenig verdient, spürt die Inflation besonders stark. Und wenn die Preise weiter steigen, sollten Haushalte mit geringem Einkommen stärker entlastet werden. Aha.
Für Einkommensschwache hat die Bundesregierung bereits ein Entlastungspaket geschnürt. Nur vergisst das eine Gruppe, die die Inflation besonders empfindlich trifft: Studierende. Sie profitieren nur vom 9-Euro-Ticket, weil sie noch bis Ende August den bundesweiten öffentlichen Nahverkehr mit ihrem Semesterticket nutzen können und auch die Kosten fürs Semesterticket erstattet bekommen. Spezielle Maßnahmen für Studierende hat die Bundesregierung bisher nicht geplant. Die übrigen Entlastungen richten sich an Autofahrende (Tankrabatt), Eltern (Kinderbonus), Einkommensteuerpflichtige (Energiepreispauschale) und Sozialleistungsempfangende (Einmalzahlung).
Und auch die gestern in Kraft getretene Bafög-Reform fängt die Inflation nur unzureichend ab. Ab dem Wintersemester soll der Grundbedarf beim Bafög von 427 auf 452 Euro steigen. Das sind 5,75 Prozent mehr – allerdings liegt die Inflationsrate laut Statistischem Bundesamt mit 7,5 Prozent deutlich darüber.
Das ärgert die Hochschulrektorenkonferenz und das Deutsche Studierendenwerk. Sie fürchten, die Studierenden könnten in Geldnot geraten, wenn die Energie- und Gaspreise steigen. Schlimmstenfalls könnte der Gasmangel bedeuten, dass das Wintersemester wieder online unterrichtet werden soll – diesmal nicht, um das Coronavirus einzudämmen, sondern um Energie zu sparen. Der niedersächsische Wissenschaftsminister Björn Thümler von der CDU hat zum Beispiel angeregt, man könne ja die Weihnachtsferien einfach verlängern, damit in den Hochschulen nicht so viel geheizt werden muss.
Das Deutsche Studierendenwerk und die Hochschulrektorenkonferenz fordern aber wirkliche Hilfen: zum einen Geld, damit die Studierenden in den Wohnheimen und Mensen weiterhin günstig wohnen und essen können. Zum anderen aber auch ein Versprechen: Die Mensen, Kitas und Wohnheime sollen auch dann offen bleiben, wenn Gas und Energie knapp werden. Denn es gibt noch ein anderes Problem neben der Inflation: Die Studierendenwerke tauchen bislang nicht im Gasnotfallplan der Bundesregierung auf. Was also passieren würde, wenn wir kein Gas mehr bekämen, ist für die Studierendenwerke noch nicht geklärt.
Göttingen spart schon, Münster (noch) nicht
Erste Studierendenwerke haben darauf schon reagiert. In Göttingen schließt die Zentralmensa unter der Woche zweieinhalb Stunden früher als sonst. Damit will das Studierendenwerk verhindern, die steigenden Energiekosten an die Studierenden in Form von höheren Preisen fürs Mittagessen weitergeben zu müssen. Aber damit fallen auch Einnahmen weg, denn die Schließung trifft die umsatzstärksten Öffnungszeiten.
In Münster ist das Studierendenwerk noch nicht so weit. Schließungen oder kürzere Öffnungszeiten seien im Moment nicht geplant, heißt es auf Nachfrage. Die letzten Änderungen im Service und den Mensen habe es im Zusammenhang mit der Coronapandemie gegeben. Das war vor vier Monaten. Seitdem zahlen Mitarbeitende und Studierende fürs Essen und Trinken in der Mensa mehr (RUMS-Brief vom 6. Mai).
Außerdem spare man schon an vielen Ecken Energie, schreibt das Studierendenwerk. Zum Beispiel mit Blockheizkraftwerken für die Wohnanlagen, Photovoltaikanlagen für die Mensen oder einer Passivhaussiedlung an der Boeselagerstraße. Aber: „Uns ist bewusst, dass all diese Anstrengungen und Maßnahmen (…) natürlich nicht ausreichen, um die aus einer bereits zum Herbst 2022 möglichen Gasknappheit resultierenden Preissteigerungen auch auffangen zu können.“
Das Studierendenwerk hat deshalb im Juni eine Arbeitsgruppe „Energie“ gegründet. Sie soll sich in Abstimmung mit FH und Uni überlegen, wie man noch mehr Energie sparen kann. Im Herbst soll ein Plan fertig sein. Das Ziel sei, die Auswirkungen der Energie- und Gasknappheit für die Studierenden so gering wie möglich zu halten, schreibt das Studierendenwerk.
Studierende: eine schützenswerte Minderheit?
Alles Weitere ist noch unklar. Laut Studierendenwerk könnten im Falle einer Mangellage die „Produktions- und Service-Abläufe“ in den „Mensen und Bistros einschränkend“ angepasst werden. Anders gesagt: Man müsste am Essen oder am Service sparen.
Das will das Studierendenwerk Münster aber nicht. Es hofft auf eine andere Lösung: Die Studierendenwerke sollen in den Gasnotfallplan aufgenommen werden. Dann hätten sie Priorität und würden auch dann noch Gas bekommen, wenn bei anderen schon gekürzt würde. Sogenannte geschützte Kund:innen, denen der Gashahn nicht abgedreht wird, sind unter anderem Privathaushalte und soziale Einrichtungen wie Krankenhäuser, Pflegeheime oder Hospize, aber auch die Feuerwehr, Polizei und Bundeswehr.
Wer aber genau bei der Gasverteilung bevorzugt wird, entscheiden Bund und Länder gemeinsam. Stefan Grob, Pressesprecher des Deutschen Studentenwerks, sagt, aus den Ländern höre er derzeit sehr unterschiedliche Reaktionen. Manche Landesministerien würden die Studierendenwerke gerne bevorzugen, andere nicht und wieder andere würden die verschiedenen Leistungsbereiche der Studierendenwerke unterscheiden. Sie finden es zum Beispiel vertretbar, im Gasnotfall die Mensen zu schließen, haben aber bei den Wohnanlagen und Kitas Hemmungen.
Viele Zuständigkeiten, viele Gespräche, vieles offen
Wir haben deshalb nachgefragt. Das NRW-Wirtschaftsministerium verweist in seiner Antwort auf die Bundesnetzagentur. Sie prüfe gerade, wer genau zu den geschützten Kund:innen zählen soll. Welche Position dabei NRW zu den Studierendenwerken vertritt, teilt uns das Ministerium nicht mit.
Die Arbeitsgemeinschaft der Studierendenwerke in NRW kann mehr Auskunft geben. Sie hat schon im April angeregt, die Studierendenwerke im Gasnotfallplan zu berücksichtigen. Sprecher Jörg J. Schmitz sagt, die Arbeitsgemeinschaft tausche sich mit dem Wissenschaftsministerium aus, damit die Versorgungsbetriebe der Studierendenwerke in den Gasnotfallplan aufgenommen werden. Das betreffe vor allem die Mensen, sie leisteten mit dem billigen Essen eine indirekte finanzielle Unterstützung für die Studierenden.
Auf Bundesebene setze sich das NRW-Wissenschaftsministerium dafür ein, dass die Versorgungsbetriebe in den Gasnotfallplan eingeordnet werden, sagt Schmitz und ergänzt, Kitas, Wohnheime und auch die Bafög-Ämter seien geschützte Kund:innen. Aber in diesem Punkt scheint das letzte Wort noch nicht gesprochen zu sein. Denn sonst würden das Deutsche Studierendenwerk und die Hochschulrektorenkonferenz in ihrer Pressemitteilung wohl kaum fordern, dass in einem Gasnotfall „die sozialen Angebote der Studierendenwerke wie insbesondere Mensen und Kitas aufrechterhalten und die Wohnheime zuverlässig weiter betrieben werden“ sollten. (sfo)
Der Mann auf dem Kran – einige Antworten
Seit einer Woche sitzt an der Hammer Straße ein Mann auf einem Kran und blockiert eine Baustelle. Zwei Mitarbeiter des Ordnungsamts warten unten hinter einer Absperrung auf Stühlen, die Hermannstraße ist gesperrt, und es sind viele Fragen offen. Wir haben versucht, die wichtigsten zu beantworten.
Wie ist der Mann da überhaupt hochgekommen? War der Kran gar nicht gesichert?
Doch, schon, sagt Sebastian Albers, Prokurist der städtischen Wohnungsgesellschaft Wohn- und Stadtbau, die an der Hermannstraße 59 Mietwohnungen und eine Kita baut. Die Baustelle sei mit einem Zaun gesichert, die Kabine des Krans sei abgeschlossen gewesen. Der Mann sei über den Zaun geklettert und habe oben in der Kabine eine Scheibe eingeschlagen.
Und warum?
Bevor der Mann auf den Kran stieg, hat er am Bispinghof Müll eingesammelt. Reinigungskräfte haben den Müll entsorgt. In einem Videoausschnitt, der in Whatsapp-Gruppen kursiert, den wir hier aber nicht verbreiten wollen, ruft der Mann vom Kran herunter: „Die mir am Montag geraubten Gegenstände, die werden hier hingebracht, die will ich hier sehen. Vorher komm ich gar nicht vom Kran runter.“ Das scheint also der Grund zu sein.
Aber warum sammelt der Mann Müll?
Das ist nicht klar. Bekannt ist, dass er auf seinem Grundstück in Kinderhaus schon seit Jahren Müllberge anhäuft. Das Ordnungsamt hat das Grundstück schon mehrfach geräumt.
In den Berichten heißt es immer, der Mann sei psychisch krank. Stimmt das?
Ein Gerichtsgutachter hat dem Mann eine Persönlichkeitsstörung attestiert. Ein Gericht hat in einem früheren Fall eine Strafe abgemildert, weil sich nicht sicher sagen ließ, ob der Mann voll schuldfähig ist. In anderen Fällen kam es jedoch zu dem Ergebnis, dass er für sein Handeln voll verantwortlich gemacht werden kann.
Worum ging es vor Gericht denn überhaupt?
Grob zusammengefasst: um Diebstahl, Unterschlagung, versuchte Nötigung, Beleidigung, Bedrohung und um einen Verstoß gegen das Gewaltschutzgesetz, einiges davon in mehreren Fällen.
Ist der Mann verurteilt worden?
Ja, im August 2021. Da ging es um genau diese Dinge.
Und die Strafe?
Zunächst ist der Mann zu einem Jahr und sechs Monaten ohne Bewährung verurteilt worden. Dagegen ist er vorgegangen. Die Strafe ist in eine zweijährige Haftstrafe auf Bewährung umgewandelt worden. Zuletzt ist der Mann in Revision gegangen. Es ist also überprüft worden, ob die Richter:innen Fehler gemacht haben. Das wurde aber nicht festgestellt.
Was bedeutet das?
Das Urteil ist mittlerweile rechtskräftig. Es gibt Bewährungsauflagen. Der Mann muss zum Beispiel 60 Stunden gemeinnützige Arbeit leisten. Und er darf auf seinem Grundstück keinen Müll mehr sammeln.
Was passiert, wenn er das doch macht?
Dann landet der Fall wieder vor Gericht, in diesem Fall vor dem Landgericht Münster. Im für den Mann schlechtesten Fall kann es sein, dass seine Bewährungsstrafe dann in eine Haftstrafe umgewandelt wird.
Laufen denn sonst noch Verfahren gegen den Mann?
Ja, Ende September steht er vor dem Amtsgericht. Er soll eine Nachbarin bedroht haben. Wenn er verurteilt wird, kann das seine Bewährungsstrafe in Gefahr bringen.
Und warum kann man den Mann nicht vom Kran holen?
Weil er droht, dann zu springen.
Muss er für den Einsatz denn zahlen?
Die Polizei hatte vor vier Monaten angekündigt, zu prüfen, ob sie ihm eine Rechnung schicken kann. Das ist laut Polizeisprecher Jan Schabacker aber nicht möglich. Und das werde auch dieses Mal nicht möglich sein. So ein Einsatz gehöre zu den originären Polizeiaufgaben. Dafür müsse man nicht zahlen.
Und was ist mit der Wohn- und Stadtbau?
Die hat laut Sebastian Albers eine Strafanzeige gestellt. Im Moment prüfe man, ob man den Mann verklagen werde. Anders gesagt: ob bei ihm etwas zu holen ist.
Ist das beim letzten Mal auch passiert?
Ja, die Wohn- und Stadtbau hat laut Sebastian Albers auch beim letzten Mal eine Strafanzeige gestellt. Da gebe es aber noch keine Entscheidung.
Um wie viel Geld geht es denn überhaupt?
Das lasse sich schwer sagen, sagt Sebastian Albers. Aber allein den Kran wieder in Betrieb zu nehmen, werde in etwa 10.000 Euro kosten.
Kann das Hammer-Straßen-Fest am Wochenende überhaupt stattfinden, wenn der Mann weiter auf dem Kran sitzt?
Ja. Das sagt jedenfalls die Stadt. Der Kran stehe diesmal günstig und rage nicht in die Hammer Straße hinein. Damit sei der Mann auf dem Kran kein Problem. Auch sonst werde man alles machen, damit das Straßenfest am Wochenende stattfinden kann. (rhe)
In der Einleitung zum letzten Brief haben wir Ihnen erzählt, dass an einem Uni-Gebäude am Schlossplatz keine feste Rollstuhlrampe installiert werden kann, obwohl eine Mitarbeiterin darauf angewiesen ist. Über diese Posse hat das Satiremagazin extra3 einen Beitrag gedreht. Wir haben beim Allgemeinen Studierendenausschuss, der in dem Gebäude sitzt, noch einmal nachgefragt, denn in dem Video wird nicht klar, warum dort keine Rollstuhlrampe angebracht werden kann. Die Antwort ist: Der Rampe liegen Steine im Weg, genauer gesagt denkmalgeschützte Sandsteine, aus denen die Treppenstufen und der Türrahmen des Gebäudes bestehen. Die Vorsitzende Madita Fester sagte, es sei zwar mal untersucht worden, ob man eine Rampe auch so installieren könnte, dass sie die Sandsteine nicht berühren, aber daraus wurde nichts. (sfo)
Ende März hatte Johanne Burkhardt für RUMS mit dem Münsteraner Andre Groten gesprochen. Er hat zusammen mit seiner Frau in Kyjiw gelebt und musste zu Beginn des Kriegs flüchten. Hier erzählen wir, wie es für die beiden nach ihrer Flucht weiterging.
Die Stimmung ist angespannt. Mariias Schwester Dariia hat zusammen mit ihrem Mann und dem Kind das Haus der Eltern in Kropyvnytskyi verlassen. Sie sind zurück ins 300 Kilometer entfernte Kyjiw gefahren. Dort ist es sicherer. In Kropyvnytskyi gab es erste Anschläge, auch mitten in der Stadt. Die Raketenangriffe kommen näher. Wenn Mariia mit ihrer Mutter telefonierte, waren im Hintergrund Sirenen zu hören, die Mutter hatte Panikattacken. Mariia würde sich wünschen, dass ihre Schwester nach Deutschland kommt, aber sie möchte bleiben. Andre hat noch vor wenigen Monaten am Flughafen von Kropyvnytskyi gestanden. Jetzt ist dort alles zerbombt. „Das ist völlig surreal, wenn man die Orte kennt, die zerstört worden sind“, sagt er. Ähnlich surreal ist der Kontrast zum Leben in Münster. Die neue Wohnung ist eingerichtet. Andre und Mariia haben sich ein Auto gekauft, sie fahren Fahrrad, gehen am Aasee spazieren, machen Sport. Am Wochenende war Andre im Preußen-Stadion. Im September fängt er in einer neuen Firma an. Vorher wollen Mariia und er noch verreisen. Sie genießen den Frieden, aber den Krieg können sie nicht vergessen. Ihre Sorge ist, dass anderen Menschen das leichter fällt, dass die Ukraine in Vergessenheit gerät. Als sie noch im Bremen wohnten, sprach Andre mit einer Frau, die den Krieg aus ihrem Leben ausgeblendet hat. Sie sagte ihm: „Ich möchte nur noch Schönwetter-Nachrichten.“
+++ Im RUMS-Brief vom Freitag haben wir uns etwas missverständlich ausgedrückt: Eine frühere Version hat sich so gelesen, als gebe es an Schulen keine Coronatests mehr, in Kitas aber schon. Tatsächlich bekommen die Eltern von Schulkindern aber weiterhin Antigenschnelltests gestellt. Wir haben das korrigiert. Und falls Sie wissen wollen, was genau in den Schulen gilt, schauen Sie einmal beim Sauerlandkurier vorbei. (sfo)
+++ Im RUMS-Brief am Dienstag haben in einer Meldung über Thomas Robbers, den früheren Wirtschaftsförderer der Stadt geschrieben, er sei im Missbrauchskomplex „falsch verdächtigt“ gewesen. Das ist falsch. Er stand zu keinem Zeitpunkt unter Verdacht. (rhe)
+++ Während wir darüber debattieren, welche Maßnahmen für den Herbst gelten sollen (RUMS-Brief vom 29. Juli 2022), lockern andere Länder fleißig ihre Coronabestimmungen: In Österreich entfällt die Quarantänepflicht für Coronainfizierte, ins ehemalige No-Covid-Land Neuseeland können wieder Staatsangehörige aller Länder einreisen und Frankreich beendet den Gesundheitsnotstand, durch den die Regierung ohne das Parlament Coronamaßnahmen beschließen konnte. (sfo)
+++ Die Stadt Münster meldet heute 234 neue Infektionen mit dem Coronavirus. Damit gelten 1.949 Personen als nachweislich infiziert. Eine covid-erkrankte Person wird auf der Intensivstation behandelt. Beatmet wird im Moment zum Glück niemand. Die Wocheninzidenz liegt bei 452 positiven PCR-Tests pro 100.000 Einwohner:innen in den letzten sieben Tagen. (sfo)
+++ Seit heute können Sie sich wieder im Jovel impfen lassen. Die zentrale Impfstelle am Albersloher Weg ist aus der Sommerpause zurückgekommen. Termine können Sie hier vereinbaren. (rhe)
+++ In allen 30 Sprach-Kitas in Münster fällt zum Ende des Jahres die Sprachförderung weg. (Westfälische Nachrichten)
+++ So richtig kommt die Stadtverwaltung mit dem neuen Hallenbad für Gievenbeck anscheinend nicht voran. (Westfälische Nachrichten)
+++ Die Stadt vergibt zehn neue Baugrundstücke in Wolbeck-Nord. (Stadt Münster)
+++ Über dem Hafenmarkt-Gelände fliegt ab sofort viermal im Jahr eine Drohne, die dokumentieren soll, wie es voran geht. (Stadt Münster)
+++ Weil das Missbrauchsgutachten drei frühere Bischöfe schwer belastet, bleiben ihre Gruften im Dom weiter gesperrt. (Münstersche Volkszeitung)
+++ Die Stadt baut den Bohlweg zur Fahrradstraße um, aber den Anwohner:innen geht es zu langsam (Westfälische Nachrichten)
+++ Die LEG-Mieter:innenvereinigung will erreichen, dass die Wohnungsgesellschaft sich an den gestiegenen Energiekosten beteiligt. (Westfälische Nachrichten)
+++ Das Ordnungsamt probiert in Nienberge einen neuen Blitzer aus, der beide Fahrtrichtungen im Blick hat. (Antenne Münster)
Die Bar Levin macht gerade Sommerpause, den August über hütet das Modelabel Clara Himmel den Laden. Statt Drinks gibt es in der Wolbeckerstraße 50 nun also vier Wochen lang faire Mode für Frauen zu kaufen. Das Label ist vier Jahre alt und hat seine Wurzeln in Dortmund, wo die Gründerin und Designerin Clara Hedwig die ersten Bestellungen noch selbst nähte. Heute produziert das Team weiterhin in Dortmund und in Portugal. Zur Kollektion gehören luftige Hosen und Blusen aus Leinen in sommerlichen Farben sowie Basics, die in jeden Kleiderschrank passen. Wer es in den nächsten Wochen nicht in den Pop-Up-Store in Münster schaffen sollte, kann Clara Himmel auch im eigenen Showroom in Dortmund einen Besuch abstatten.
Hier finden Sie alle unsere Empfehlungen. Sollte Ihnen ein Tipp besonders gut gefallen, teilen Sie ihn gerne!
Viktoria Pehlke hat ihren Terminkalender durchgesehen und diese Tipps für Sie gefunden:
+++ Am Samstag findet auf dem Schulhof der Melanchthonschule das dritte Coerder-Kinder-Kultur-Fest statt. Im Laufe dieser Woche haben Kinder in verschiedenen Kursen kreative Programmpunkte und Ausstellungsstücke geprobt, gebastelt und gemalt. Die Initiative ChaCK – Chancen für alle Coerder Kinder freut sich ab 15 Uhr über Besucher:innen. Wenn Sie mehr übers ChaCK wissen wollen, schauen Sie einmal hier.
+++ In der Filmwerkstatt Münster können Sie sich am Sonntag zum Filmverführer oder zur Filmverführerin fortbilden lassen. Vereine und Privatpersonen, die öffentliche Filmvorführungen selbständig auf die Beine stellen möchten, können sich bis Donnerstag für den Workshop anmelden. Beginn ist um 10 Uhr im Neben*an an der Warendorfer Straße.
+++ Der Mietvertrag des Gazometer Kollektivs mit den Stadtwerken läuft Ende September aus – die Zukunft des Geländes ist danach ungewiss. Zur Planung des Erhalts des Gazometers lädt das Kollektiv am Freitag ab 19 Uhr zur feministischen Kneipe ein.
+++ Das Frauenreferat der Uni Münster bietet am 9. August einen Workshop zum Thema Aufklärung und Umgang mit weiblicher Genitalverstümmelung an. Beginn des Workshops ist um 18 Uhr im Asta-Gebäude am Schlossplatz 1.
+++ Für den Young Caritas Frohmarkt am 28. August am Mittelhafen 14 ist es bis zum 24. August möglich, einen eigenen Stand anzumelden. Die Erlöse des Trödels gehen in diesem Jahr an die Vereine Lichtblick Seniorenhilfe und Ein Rucksack voll Hoffnung. Gut erhaltener Trödel kann auch als Sachspende an die Caritas gehen. Mehr Informationen zur Annahmestelle und Anmeldung finden Sie online.
+++ Um psychische Gesundheit geht es in der neuen Vortragsreihe der LWL-Klinik. Bei den Caféhaus-Veranstaltungen in der Friedrich-Wilhelm-Weber-Straße 30 halten Expertinnen und Experten Vorträge und diskutieren ab morgen alle zwei Monate mittwochs um 18 Uhr. Thema des morgigen Abends sind Depressionen in Zeiten der Coronapandemie.
+++ Zum Schluss noch ein Tipp von Jan Große Nobis: Der Film Rise Up erzählt an fünf Beispielen, wie man die Welt verändern kann. Sei es in feministischen Kämpfen in Südamerika, bei Kämpfen um Gerechtigkeit hier in Deutschland oder im Kampf um die ökonomische Emanzipation von afroamerikanischen US-Bürger:innen. Die Vorpremiere findet am Donnerstag um 21:30 Uhr unter freiem Himmel beim Kamp-Flimmern am Hawerkamp statt. Die Filmemacher:innen werden anwesend sein.
Am Freitag bekommen Sie wieder Post von uns. Kommen Sie gut durch die Woche.
Herzliche Grüße
Sebastian Fobbe
Mitarbeit: Jan Große Nobis, Ralf Heimann, Viktoria Pehlke
Lektorat: Eva Strehlke
Diesen Brief teilen und RUMS weiterempfehlen
PS
An der Pantaleonstraße in Roxel sind am Montag drei Unbekannte in eine Kneipe eingebrochen. Während des Lockdowns hatten sicher Millionen von Menschen diese Idee. Aber jetzt und vor allem: in eine leerstehende Kneipe? Das versteht man zumindest nicht auf Anhieb, allerdings doch ein bisschen, wenn man die Meldung weiterliest. Gegen 18 Uhr kam ein anderer Mann in die Kneipe, weil die Tür offenstand und er schauen wollte, was da los ist. In diesem Moment entwischten die drei Unbekannten, mit allem, was sie erbeutet hatten. Danach flüchteten sie, möglicherweise in ein sicheres Versteck, wo sie ihre Beute aufteilten. Vielleicht aber auch einfach zum Abendessen. Im Polizeibericht steht, sie erbeuteten Leergut. Und: „Die Diebe sollen etwa 10 bis 14 Jahre alt sein.“ (rhe)
Ihnen gefällt dieser Beitrag?
Wir haben Ihnen diesen Artikel kostenlos freigeschaltet. Doch das ist nur eine Ausnahme. Denn RUMS ist normalerweise kostenpflichtig (warum, lesen Sie hier).
Mit einem Abo bekommen Sie:
- 2x pro Woche unsere Briefe per E-Mail, dazu sonntags eine Kolumne von wechselnden Autor:innen
- vollen Zugriff auf alle Beiträge, Reportagen und Briefe auf der Website
- Zeit, sich alles in Ruhe anzuschauen: Die ersten 6 Monate zahlen Sie nur einen Euro.
Wir freuen uns sehr, wenn wir Sie ab heute in der RUMS-Community begrüßen dürfen!